26. Juni 2023
Junge Menschen, teilweise in Tracht, der Wehea Dayaks

Wie die Millen­nials-Gene­ra­tion der Wehea Dayak die Kultur ihrer Vorfahren bewahrt

Globa­li­sie­rung und Popkultur haben dank Smart­phones, Internet und Social Media längst bis in die kleinsten und entle­gensten Dörfer Kali­mantans Einzug gehalten. Welchen Einfluss hat das auf die über­lie­ferten Tradi­tionen der indi­genen Bevöl­ke­rung? Im Rahmen des Programms Explore Wehea beschäf­tigen sich junge Erwach­sene der Wehea Dayak Commu­nity mit genau diesem Thema.

Okta­vianus „Glen“ Yen ist einer jener jungen Erwach­senen, die sich dieser Aufgabe verschrieben haben. Er ist Absol­vent der Sanata Dharma Univer­sität mit dem Haupt­fach Katho­li­sche Reli­gi­ons­päd­agogik und arbeitet nun als Commu­nity Welfare Officer im Dorf Nehas Liah Bing. Glen enga­giert sich bei Explore Wehea, einem Commu­nity Forum, das das kultu­relle Erbe der Wehea Dayak bewahren und weiter­geben möchte.

Oktavianus „Glen“ Yen, ein junger Wehea Dayak
Glen liegt die Tradi­tion seiner Vorfahren am Herzen

Das Beson­dere an diesem Programm: Es ist auch für Menschen außer­halb der Wehea Dayak Commu­nity offen. Jeder, der sich für die indi­gene Kultur inter­es­siert, kann teil­nehmen. Es gibt darüber hinaus keinerlei Zugangs­vor­aus­set­zungen.
Ein großes Anliegen von Explore Wehea ist es, den Alltag in einem tradi­tio­nellen Wehea Dayak-Dorf zu doku­men­tieren. Welche Akti­vi­täten finden dort statt? Welche Veran­stal­tungen sind wichtig? Was genau passiert dabei?

Die Tradi­tion bewahren

„Ich mag es sehr, Fotos und Videos von unserem Leben im Dorf zu machen”, sagt Glen. „Bei jeder Veran­stal­tung bin ich dabei und versuche, typi­sche Momente im Bild einzu­fangen.” Inzwi­schen fehlt ihm nur noch eine tradi­tio­nelle Beer­di­gung in seiner Doku­men­ta­ti­ons­reihe. Als nächstes möchte Glen für sein kultu­relles Archiv Inter­views mit verschie­denen Mitglie­dern der Wehea Dayak Commu­nity führen.

Wehea Dayak Kultur in Fotos dokumentiert
Typi­sche Momente der Wehea Dayak-Kultur

Bei allem Enga­ge­ment für das Programm ist sich Glen jedoch auch der Heraus­for­de­rungen bewusst. Oft sind es vermeint­lich kleine Probleme, die jedoch einen großen Impact haben. „Ich habe zum Beispiel nur mein Handy, um Fotos und Videos zu machen, diese zu bear­beiten und auf Social Media-Platt­formen hoch­zu­laden”, sagt er. „Deshalb stammen alle wirk­lich guten Aufnahmen bisher von Menschen außer­halb unserer Commu­nity. Es ist nicht unser eigener Blick auf unsere Kultur und Tradi­tionen. Aber genau dazu möchten wir in der Lage sein! Wir selbst möchten unseren tradi­tio­nellen Lebens­stil, unsere Kultur, unseren Umgang mit der Natur doku­men­tieren und bewahren.”

Der Blick von innen und von außen

Nichts­des­to­trotz wert­schätzt Glen jegli­ches Inter­esse für die Kultur seiner Vorfahren – auch von „Externen” – denn er ist über­zeugt davon, dass dies ein Zeichen von Respekt ist. Selbst wenn noch kein tiefer­ge­hendes Verständnis für tradi­tio­nelle Veran­stal­tungen und Bräuche vorhanden ist, so glaubt er, sind Neugierde und Aufge­schlos­sen­heit ein wich­tiger und rich­tiger erster Schritt. „Es braucht einfach Zeit”, ist er über­zeugt.
Glen hofft, weitere Wehea Dayak Millen­nials mit dieser Heran­ge­hens­weise und Sicht auf die Dinge begeis­tern zu können. „Ich beob­achte, dass vielen jungen Wehea Dayak unsere Sitten und Gebräuche durchaus etwas bedeuten”, sagt er. „Aber sie wissen oft nur wenig darüber.”

Junge Wehea Dayaks
Junge Wehea Dayaks zwischen Tradi­tion und Moderne

Diese Lücke, so ist Glen über­zeugt, kann das Explore Wehea-Programm füllen: Dadurch gibt es nun endlich ein Forum für einen Austausch, Diskus­sionen und gemein­sames Lernen. „Viele junge Mitglieder unserer Commu­nity sind sehr zurück­hal­tend und gera­dezu schüch­tern, wenn es darum geht, sich mit dem eigenen kultu­rellen Erbe zu beschäf­tigen”, beob­achtet Glen und nimmt sich davon selbst auch nicht ganz aus. „Wir scheuen oft noch davor zurück, uns in der tradi­tio­nellen Gemein­schaft zu enga­gieren oder uns mit unseren Eltern darüber auszu­tau­schen.” Es braucht eben einfach Zeit.

Einen großen Wunsch hat Glen. Viel­leicht kann man es auch eine Empfeh­lung an seine Alters­ge­nossen und die noch jüngeren Gene­ra­tionen nennen: „Ich wünsche mir, dass wir uns mehr um unsere Mitmen­schen und um die Natur kümmern und keine Angst davor haben, etwas Gutes zu tun”, sagt er. „Auch wenn damit Heraus­for­de­rungen verbunden sind, die wir zu bewäl­tigen lernen müssen: Lasst uns unsere Aufmerk­sam­keit auf diese Dinge richten und Vertrauen darin haben, dass das Universum uns schon dabei helfen wird.”

BOS arbeitet sowohl in Ost- als auch in Zentral-Kali­mantan in unter­schied­li­chen Projekten eng mit verschie­denen Wehea Dayak Commu­ni­ties zusammen.
Genau wie Glen beob­achten auch wir, dass sich die junge Gene­ra­tion der Wehea Dayak für ihr kultu­relles Erbe stark macht. Durch das Commu­nity Projekt Explore Wehea entsteht eine Struktur, die indi­gene Kultur und Tradi­tionen stärker ins Bewusst­sein rückt, sie wert­schätzt und schützt. Das Projekt hat sogar so viel Strahl­kraft, dass es Commu­ni­ty­mit­glieder darin bestärkt, die Aner­ken­nung ihrer urei­genen Rechte als indi­gene Bevöl­ke­rung stärker und selbst­be­wusster einzufordern.