Auf in den Regen­wald – sieben Orang-Utans finden neues Zuhause

Auf in den Regen­wald – sieben Orang-Utans finden neues Zuhause

Sieben Orang-Utans aus unserem Schutz­zen­trum Nyaru Menteng finden ihr neues Zuhause im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park. Vorher haben die Glücks­pilze einen langen Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess durch­laufen – nun starten sie in ihr neues, wildes Leben.


Aber der Reihe nach: Bevor sie die anstren­gende Reise bis zum Ort ihrer Auswil­de­rung ange­treten haben, hat unser Ärzte­team in Nyaru Menteng alle Tiere medi­zi­nisch unter­sucht: Wie viel wiegt der Orang-Utan? Sind die Zähne ok? Wie hoch ist die Körper­tem­pe­ratur? Gibt es irgend­welche Verlet­zungen? Was sagen die Blut­werte? Um diese Prozedur für die Tiere möglichst stress­frei zu halten, werden sie dafür leicht sediert. Nach dem Gesund­heits­check wurden die Tiere vorsichtig in sepa­rate Trans­port­boxen gelegt. Auf Fahr­zeugen verladen ging es dann mitten in der Nacht los. Immer wieder hat das Team auf der rund 20 Stunden dauernden Reise kurze Pausen einge­legt, um nach den Orang-Utans zu sehen. Die letzten vier Stunden ging es dann auf dem Boot weiter, bis jedes Tier zu seinem Bestim­mungsort kam.

Jedes Tier wird genau untersucht
Jedes Tier wird genau untersucht

Viele Tiere haben eine drama­ti­sche Geschichte

Jeder Orang-Utan hat eine eigene Lebens­ge­schichte. Auch diese „Neuen Wilden“ wurden in den vergan­genen Jahren im Schutz­zen­trum liebe­voll und fürsorg­lich auf ihre Auswil­de­rung vorbe­reitet. Eines von ihnen ist das Orang-Utan-Weib­chen Suayap. Sie kam 2006 zu uns, da war sie geschätzt zwischen sechs und sechs­ein­halb Jahren alt. Suayap war einer von 48 Orang-Utans, die aus dem Safari World Vergnü­gungs­park in Bangkok gerettet und nach Borneo zurück­ge­bracht wurden. Ein Gentest bestä­tigte: Sie war auf Borneo geboren, wurde dort gefangen und illegal nach Thai­land geschmug­gelt. Dort hätte ihr das lebens­lange Schicksal “Vergnü­gungs­park” gedroht – als junger Orang-Utan als nied­li­ches Foto­mo­dell, als ausge­wach­sener Orang-Utan als Boxer, Nummern­girl oder in einem anderen „Unter­hal­tungs­pro­gramm“.

Kein Orang-Utan soll so "leben" müssen
Kein Orang-Utan soll so “leben” müssen

Jeder Orang-Utan hat unter­schied­li­chen Entwicklungsstand

In unseren Schutz­zen­tren geht es darum, die Tiere so artge­recht wie möglich zu betreuen. In der Wald­schule werden die Über­le­bens­fä­hig­keiten mit Hilfe von inten­sivem Enrich­ment entwi­ckelt und trai­niert. Suayap war vier Jahre in der Wald­schule, bevor sie im Juni 2019 auf die Voraus­wil­de­rungs­insel im Salat Island Cluster umge­sie­delt wurde. Hier konnte sie sich „beweisen“. Sie ist von ihrem Wesen her nicht aggressiv, konnte jedoch gut für sich selbst einstehen, wenn es nötig war. Sie erkun­dete aktiv ihre Umge­bung, suchte fleißig nach Futter und verhielt sich in jeder Situa­tion wie ein wilder Orang-Utan. Die besten Voraus­set­zungen, um ausge­wil­dert zu werden.

Als Barilan zu uns kam, war er noch ganz klein
Als Barilan zu uns kam, war er noch ganz klein

Regen­wald statt Thaiboxen

Im Alter von 22 Jahren – nach sech­zehn­ein­halb Jahren bei BOS – war Suayap nun bereit, ein neues, freies Leben im Wald des Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­parks zu beginnen. Dazu Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land: „Wir freuen uns riesig, dass Suayap wieder als wildes Tier leben kann und nicht als Show­ob­jekt unna­tür­liche Kämpfe insze­nieren muss. Sie ist ein Hoff­nungs­schimmer im Kampf gegen den inter­na­tio­nalen ille­galen Wild­tier­handel. Leider haben „Orang-Utan Thai­boxing Shows“ im asia­ti­schen Raum unge­bremst regen Zulauf. Sie vermit­teln ein falsches Bild von Wild­tieren und sind für den Arten­schutz somit maximal kontra­pro­duktiv und schaffen weitere Nach­frage für den ille­galen Handel. Leider besu­chen auch viele deut­sche Touristen diese lebens­ver­ach­tenden Shows. Wir von BOS raten drin­gend davon ab, solche Shows zu besu­chen und lobby­ieren für ein Verbot.“

Mitt­ler­weile acht aus Thai­land geret­tete Orang-Utans ausgewildert

Reren erkundet neugierig seine Transportbox
Reren erkundet neugierig seine Transportbox

Mit Suayap wurden jetzt sechs weitere Orang-Utans im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya ausge­wil­dert: die Orang-Utan-Weib­chen Amber (16) und Reren (8) und die Männ­chen Barlian (8), Darryl (12), Randy (14) und Unggang (10). Suayap ist der achte Orang-Utan, der 2006 aus Thai­land gerettet wurde, den wir jetzt auswil­dern konnten. Ein weiteres Tier der 48 lebt auf einer unserer Schutz­in­seln für nicht auswil­der­bare Orang-Utans.

Randy erkundet sein neues Zuhause
Randy entdeckt sein neues Zuhause

Insge­samt hat BOS 485 Tiere ausgewildert

Mit diesen sieben Schütz­lingen hat die BOS Foun­da­tion seit 2012 485 Orang-Utans in zwei Auswil­de­rungs­ge­bieten in Zentral-Kali­mantan (Schutz­wald Bukit Batikap und Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park) und einem in Ost-Kali­mantan (Kehje Sewen Forest) ausge­wil­dert. Wir danken all unseren Spen­dern herz­lich für ihre Unter­stüt­zung, mit deren Hilfe wir diese Arbeit zum Arten- und Lebens­raum­schutz weiter voran­treiben können.

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft. 

 

Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Big Boy Beni

Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Big Boy Beni

Diese Orang-Utans berühren die Herzen hundert­tau­sender Menschen welt­weit. In der Sendung ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL können Sie unsere Wald­schüler im Schutz­zen­trum von Nyaru Menteng auf ganz beson­dere Weise kennen­lernen und sie durch ihren Alltag begleiten. Und dabei sind es vor allem die ganz indi­vi­du­ellen Persön­lich­keiten der Tiere, die zum Staunen, Lachen und Weinen einladen. In unserer Portraitreihe möchten wir Ihnen einige unserer tieri­schen TV-Stars noch einmal vorstellen.

Wenn es einen echten Star in der „Oran­gutan Jungle School“ gibt, dann ist das ohne Zweifel Big Boy Beni. Gegen seinen Charme kann selbst die einzig­ar­tige Alba einpa­cken. Beni, der Uner­sätt­liche, ist einfach ein echter Showman – unter­haltsam, liebens­würdig und irgendwie auch immer ein biss­chen der trau­rige Clown, den man einfach nur in die Arme schließen möchte. Eine echte Marke eben, dem keiner lange böse sein kann. Ganz egal was für einen Unfug er nun wieder ange­stellt hat.

Gerettet wurde Beni 2016 im Alter von zwei Jahren - ein magerer Bursche
Gerettet wurde Beni 2016 im Alter von zwei Jahren — ein magerer Bursche

Doch Benis Start ins Leben war hart, so wie der von all unseren Schütz­lingen. Als Baby verlor er seine Mutter, die vermut­lich von Wilde­rern getötet worden war. Die Bewohner eines Dorfes in Zentral-Kali­mantan entdeckten ihn, wie er allein auf einem Tele­fon­mast herum­ge­klet­tert war. Sie fingen ihn ein und brachten ihn zum örtli­chen Bezirksamt. Als unser Rettungs­team am 8. April 2016 gerufen wurde, fanden sie einen winzigen Orang-Utan vor, der in einem Käfig vor dem Bezirksamt gehalten wurde. Er wog nur 4,3 Kilo­gramm – viel zu wenig für ein zwei­jäh­riges Orang-Utan-Baby. Außerdem war er stark dehy­driert, litt unter einer Wurm­in­fek­tion und hatte Fieber. Wir vermuten, dass er nie als Haus­tier gehalten worden war, denn er zeigte noch natür­liche Verhal­tens­weisen und verhielt sich wie ein wilder Orang-Utan. Völlig verängs­tigt und aufge­bracht war der kleine Beni, als er in unsere Obhut kam. 

Glück­li­cher­weise konnte er sich im Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng schnell erholen. Und Essen wurde zu seiner neuen Leiden­schaft. Alles was süß und lecker war, schnappte er sich. Und das auf dem bequemsten Weg wie möglich. Sei es direkt aus dem Futter­korb der Baby­sit­te­rinnen oder aus den Händen seiner Mitschüler. Und doch konnte ihm niemand lange böse sein. Sein freund­li­cher Charme, sein Bitten, Betteln und Jammern erweichte jedes Herz. 

Im Rettungszentrum Nyaru Menteng erholt er sich schnell
Im Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng erholt er sich schnell

Leider blieb das jedoch nicht folgenlos. Denn so sehr Beni das süße Futter liebt, so wenig liebt er es, sich dafür anzu­strengen. Klet­tern? Ist doch viel zu mühsam. Und so wurde Big Boy Beni bald zum Sorgen­kind. Mit zehn Kilo Über­ge­wicht und wenig Moti­va­tion den Lektionen der Wald­schule zu folgen, wuchsen unsere Sorgen, ob er jemals ein Kandidat für die Auswil­de­rung werden könnte. Denn im Dschungel ist das Wissen, das in der Wald­schule gelehrt wird, überlebenswichtig. 

 Futtern
Lieb­lings­be­schäf­ti­gung: Futtern

Streng und unnach­giebig mussten die Baby­sit­te­rinnen und Tier­ärzte bei Beni durch­greifen. So schwer es allen fiel. Beni bekam eine Diät verordnet. 

Der qualvolle Moment auf der Waage. Zeigt die Diät Wirkung?
Der qual­volle Moment auf der Waage. Zeigt die Diät Wirkung?

Und tatsäch­lich verbes­serte sich sein Gesamt­zu­stand. Zwar ist Beni noch immer größer und kräf­tiger als seine Alters­ge­nossen, und auch sein Appetit ist noch immer unge­zü­gelt, aber das Gesamt­paket Beni hat eine erfreu­liche Entwick­lung durchgemacht.

Groß, größer, Big Boy Beni
Groß, größer, Big Boy Beni

So hat er nun, mit sieben Jahren, die Wald­schule abge­schlossen und wartet darauf, bald einen Platz auf der Wald­uni­ver­sität – einer Voraus­wil­de­rungs­insel – zuge­wiesen zu bekommen. Bis es soweit ist, lebt er in einem Sozia­li­sie­rungs­ge­hege. Denn Beni ist jetzt mitten­drin in der Pubertät. In der Wildnis lösen sich die Jung­tiere im Alter von sechs bis acht Jahren von ihren Müttern, werden unab­hängig und beginnen, ihren eigenen Weg zu gehen. In dieser Zeit werden sie aggres­siver und demons­trieren ihre Stärke, wenn sie sich einge­schüch­tert fühlen oder schlecht gelaunt sind. Vor allem die jungen Männ­chen, die das Poten­tial haben, sich zu einem domi­nanten Orang-Utan zu entwi­ckeln. Und das Poten­tial zeigt Big Boy Beni ganz eindeutig. Beni ist für unsere Baby­sit­te­rinnen einfach unkon­trol­lierbar geworden. Mit seiner körper­li­chen Stärke und seinem Dick­schädel könnte Beni unseren Mitar­bei­tern oder seinen Mitschü­lern unab­sicht­lich eine schwere Verlet­zung zufügen. 

Auf dem Weg, ein Orang-Utan-Mann zu werden
Auf dem Weg, ein Orang-Utan-Mann zu werden

Jetzt können wir es kaum erwarten bis Beni bald auf einer Insel zeigen kann, was für ein wilder Kerl in ihm steckt. Und wir freuen uns auf den Tag, an dem er in seine wahre Heimat, den Regen­wald, zurück­kehren darf.

Möchten Sie einen unserer Wald­schüler auf seinem Ausbil­dungsweg begleiten und ihm dabei Stück für Stück sein Leben in Frei­heit zurück­geben? Dann werden Sie Pate!

Planet ohne Affen

Der Mensch macht Jagd auf Affen­babys. Kleine Schim­pansen und Orang-Utans sind beliebt, Promis und Influencer posieren mit ihnen auf Insta­gram. Und auch die Zoos brau­chen immer neuen Nach­schub. Doch woher kommen die Tiere? Reporter Michel Abdol­lahi macht sich auf die Suche nach welt­weiten Netz­werken des krimi­nellen Affenhandels.

Im kongo­le­si­schen Regen­wald sucht er die letzten Bonobos und erhält am Rande eines Marktes ein ille­gales Angebot. Händler wollen ihm ein Jung­tier verkaufen. Auch in Thai­land wird Abdol­lahi Zeuge eines ille­galen Tier­raubs: In einem Zoo entdeckt er einen streng geschützten Bonobo. Es ist eine kleine Sensa­tion. Sogar die berühmte Prima­ten­for­scherin Jane Goodall reist an und zeigt sich erschüt­tert. Bonobos sind vom Aussterben bedroht. Fast überall auf der Welt findet Abdol­lahi Unre­gel­mä­ßig­keiten. In China fahndet er nach vier Gorillas, deren Spur sich verloren hat. Und in den USA trifft er auf den berühmten Tier­guru Doc Antle, der nicht erklären kann, woher er seine Schim­pan­sen­babys hat. Warum ist dies alles möglich? Das inter­na­tio­nale Vertrags­werk CITES soll bedrohte Tier­arten schützen. Doch das Abkommen ist offenbar viel­fach wirkungslos.

Ab 7. Juni 2021 auch in der ARD-Media­thek zu finden.

Die ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL hat ihre Pforten geöffnet

Die ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL hat ihre Pforten geöffnet

Herein­spa­ziert in die „Oran­gutan Jungle School“ heißt es ab Donnerstag, 6. Mai um 20:15 Uhr auf SAT.1 GOLD. Die Erfolgs­serie wurde seit 2018 in unserem Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng gedreht, begeis­terte welt­weit schon Millionen von Menschen und bietet einen so zuvor noch nie gese­henen Blick auf unsere Wald­schüler. Endlich sind sechs Folgen der Doku-Reihe auch im deut­schen Fern­sehen zu sehen.

Tieri­sche Stars wurden durch die „Oran­gutan Jungle School“ geboren, die sicher­lich auch in Deutsch­land bald eine große Fange­meinde entzü­cken werden: So zum Beispiel „Big Boy“ Beni, der durch seinen über­mä­ßigen Appetit mit Gewichts­pro­blemen zu kämpfen hat. Oder Herzens­bre­cherin Monita, die nach ihrer Rettung die ersten Tage in der „Jungle School“ meis­tern muss. Natür­lich Alba, der welt­weit einzige Albino-Orang-Utan. Und viele weitere unserer Waldschüler.

Ab 6. Mai zeigt SAT.1 GOLD immer donners­tags um 20:15 Uhr neue Folgen aus der BOS-Wald­schule. Wie der kosten­freie Sender SAT.1 GOLD empfangen werden kann, ist hier nach­zu­lesen. Online ist der Live­stream der „OJS“ auch nur eine Regis­trie­rung entfernt.
Und nach der Ausstrah­lung im TV sind die Folgen jeweils vier Wochen lang in der SAT.1 GOLD-Media­thek abrufbar. 

Hier zusam­men­ge­fasst alle Sendetermine:

6. Mai 2021, 20:15 Uhr — Folge 1: Will­kommen in der Rettungsstation

13. Mai 2021, 20:15 Uhr — Folge 2: Albino Alba setzt sich durch

 20. Mai 2021, 20:15 Uhr — Folge 3: Die Wildnis ruft!

 27. Mai 2021, 20:15 Uhr — Folge 4: Kein Glück für Beni

3. Juni 2021, 20:15 Uhr — Folge 5: Erik in Lebensgefahr

10. Juni 2021, 20:15 Uhr — Folge 6: Ein Abschied für immer

 

Als Orang-Utan-Retter können Sie die Wald­schüler und unsere Arbeit in den Rettungs­zen­tren unterstützen.

Drei Orang-Utan-Babys gerettet

Drei Orang-Utan-Babys gerettet

UPDATE — 23.04.2021: ***Unter 1.400 Namens­vor­schlägen, die bis gestern Nach­mittag aus der ganzen Welt einge­gangen sind, haben wir uns für den schönen Namen Aiko entschieden.***

Drei neue Orang-Utan-Waisen leben jetzt im Schutz­zen­trum Nyaru Menteng. Sie wurden seit Mitte Februar von BOS in Zentral-Kali­mantan gerettet. Drei Babys bedeuten: Drei tote Orang-Utan-Mütter; drei trau­ma­ti­sierte Waisen; drei Babys, die den langen Weg der Reha­bi­li­ta­tion noch vor sich haben. Aber auch: Drei Orang-Utan-Leben, die dank BOS eine Zukunft haben. 

Die Babys sind zwischen sechs und zehn Monaten alt und damit noch voll­kommen hilflos. Sie werden jetzt im BOS-Schutz­zen­trum Nyaru Menteng betreut. Hier erhalten sie nicht nur die notwen­dige medi­zi­ni­sche Versor­gung, sondern lernen in einem mehr­jäh­rigen Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess all das, was ihnen sonst in der Wildnis ihre Mutter beigebracht hätte. Wenn alles gut geht, sind sie nach sieben bis zehn Jahren Ausbil­dung bereit für die Auswilderung. 

Onyer erholt sich im BOS-Rettungszentrum

Der zehn Monate alte männ­liche Säug­ling Onyer wurde von der indo­ne­si­schen Natur­schutz­be­hörde BKSDA im Dorf Dahian Tambuk, Gunung Mas Regency in Zentral-Kali­mantan beschlag­nahmt und am 15. Februar an das BOS-Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng übergeben. 

Onyer ist mit zehn Monaten der älteste der drei Neuankömmlinge
Onyer ist mit zehn Monaten der älteste der drei Neuankömmlinge

Der Dorf­be­wohner, der das Orang-Utan-Baby bei sich hatte, behaup­tete, Onyer allein in einem Wald­ge­biet unweit seines Feldes gefunden zu haben. Wir gehen davon aus, dass seine Mutter getötet wurde. Denn keine Orang-Utan-Mutter würde ihr Baby zurücklassen.

Bei der Erst­un­ter­su­chung in Nyaru Menteng attes­tierten unsere Tier­ärzte Onyer eine gute Gesund­heit. Noch befindet er sich in Quaran­täne und unter regel­mä­ßigen Gesund­heits­kon­trollen. Das ist bei jeder Orang-Utan-Rettung üblich, um keine Krank­heiten ins Rettungs­zen­trum einzu­schleppen. Unter COVID-19 sind die Quaran­tä­ne­maß­nahmen noch strenger. Sobald Onyer die Quaran­täne durch­laufen hat, wird er in die Baby­gruppe von Nyaru Menteng aufgenommen.

Onyer
Onyer

An seinem ersten Tag in Nyaru Menteng war Onyer sehr nervös. Das ist verständ­lich, wenn man bedenkt, dass er sich plötz­lich in einer neuen Umge­bung mit lauter unbe­kannten Gesich­tern befand. Nachts war er sehr unruhig und weinte jedes Mal, sobald seine Baby­sit­terin aufstand – vermut­lich aus Angst, wieder allein gelassen zu werden.
Zum Glück hat Onyer einen recht guten Appetit, trinkt gerne seine Soja-Milch und frisst Obst. Aktuell leidet er an einem leichten grip­palen Infekt, den unser medi­zi­ni­sches Team mit Inha­la­tionen behan­delt, auf die er gut anspricht.

Onyers Lieblingsplatz ist die Schaukel
Onyers Lieb­lings­platz ist die Schaukel

Am liebsten spielt Onyer auf der Schaukel. Auch an ersten Klet­ter­übungen auf nied­riger Höhe hat er sich schon versucht. 

Ramangai war fast am Ende seiner Kräfte

Am 1. März wurde der sechs Monate alte Ramangai von BOS in Zusam­men­ar­beit mit der BKSDA gerettet. Sieben Stunden dauerte die Fahrt des Rettungs­teams in den Unter­be­zirk Marikit, Katingan Regency in Zentral-Kali­mantan, wo Ramangai drin­gende Hilfe benötigte.

Ramangai bei seiner Rettung
Ramangai bei seiner Rettung

Nach Angaben des Dorf­be­woh­ners, der ihn gefangen hielt, hatte der Ramangai im Wald entdeckt, als er auf Vogel­jagd war. Der Dorf­be­wohner sagte, er sei scho­ckiert gewesen, als er plötz­lich ein Orang-Utan-Baby von einem Baum fallen sah, ohne jede Spur von seiner Mutter. Er habe nicht gewusst, was er tun solle, denn es wäre beschwer­lich, das Baby den langen Weg aus dem Regen­wald bis zu ihm nach Hause zu bringen. Doch er habe es nicht übers Herz gebracht, das Orang-Utan-Baby allein zurück­zu­lassen. Da der Jäger wusste, dass Orang-Utans gesetz­lich geschützt seien, beschloss er, das Baby doch mitzu­nehmen. Da er sich tief in einem entle­genen Wald­ge­biet befand, habe der Jäger Ramangai drei Tage lang tragen müssen, ehe er zuhause war, und ihn auf dem Weg nur mit Kaffee und Bananen füttern können. 

Der Säugling war stark dehydriert
Der Säug­ling war stark dehydriert

Das hatte zur Folge, dass das Orang-Utan-Baby stark dehy­driert und geschwächt war. Als er zu Hause ankam, gab ihm der Dorf­be­wohner gesüßte Kondens­milch, in der Hoff­nung, Raman­gais Zustand würde sich verbessern. 

Er meldete seinen Fund der Natur­schutz­be­hörde BKSDA in Zentral-Kali­mantan, die sich sofort mit einem BOS-Rettungs­team auf den Weg machte. Schon auf dem Weg ins Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng haben wir Ramangai über eine Infu­sion mit Flüs­sig­keit versorgt, da er extrem schwach und dehy­driert war. 

Ramangai hing zwei Tage am Tropf
Ramangai hing zwei Tage am Tropf

Bei BOS wurde das Baby sofort auf der Quaran­tä­ne­sta­tion intensiv betreut. Ramangai war vor allem nachts sehr unruhig. Er ist schwer trau­ma­ti­siert vom Verlust seiner Mutter, den zurück­lie­genden Erleb­nissen und davon, plötz­lich in eine neue Umge­bung voller fremder Menschen gestoßen worden zu sein. Nach zwei Tagen der Behand­lung konnte Ramangai der Tropf entfernt werden, da sich sein Flüs­sig­keits­haus­halt norma­li­siert hatte. Aller­dings hat er immer noch leichtes Fieber, und steht unter unserer strengen und fürsorg­li­chen tier­ärzt­li­chen Bewa­chung. Und ganz vielen Kuschel­ein­heiten von seiner Babysitterin.

Die Trauer ist Ramangai anzusehen
Die Trauer ist Ramangai anzusehen

Im Gegen­satz zu Onyer, sitzt Ramangai lieber ruhig in einem Korb. Die Trauer, den Verlust seiner Mutter und die trau­ma­ti­sie­renden Erleb­nisse der zurück­lie­genden Tage hat der Kleine noch lange nicht verar­beitet. Doch mit viel Liebe und Fürsorge hoffen wir, dass es für ihn leichter wird.

Dürfen wir Aiko vorstellen?

Am 23. März wurde uns ein drittes Orang-Utan-Baby von der Natur­schutz­be­hörde BKSDA über­geben. Noch hat das neun Monate alte Weib­chen keinen Namen erhalten. Ein Bauer aus dem Dorf Muroi, Kapuas Regency in Zentral-Kali­mantan hatte das Baby entdeckt. Der Bauer behaup­tete, den Säug­ling gefunden zu haben, als er beim Fischen war. Er habe sich etwa eine Woche um das Orang-Utan-Mädchen geküm­mert und sie mit Milch­pulver gefüt­tert, ehe er sie frei­willig der Behörde übergab. 

Das kleine Mädchen ist neun Monate alt
Aiko ist neun Monate alt

Unsere Tier­ärzte stellten fest, dass sich der kleine Orang-Utan in einem guten Gesund­heits­zu­stand befand – mit einem großen Appetit auf Bananen und Milch. Das Mädchen befindet sich jetzt im BOS-Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng mit Onyer und Rawang in Quaran­täne. Einige Test­ergeb­nisse aus dem Labor stehen noch aus. Und natür­lich auch die Namensgebung.

Der Lebens­raum wird immer knapper

„Die drei Orang-Utan-Babys, die wir jetzt in wenigen Wochen aufge­nommen haben, zeigen, dass die Abhol­zung und unver­ant­wort­liche Ausbeu­tung der Wald­öko­sys­teme auf Borneo immer noch anhalten“, sagt Denny Kurniawan, Program-Manager des Rettungs­zen­trums Nyaru Menteng. „Denn die Zerstö­rung ihrer Lebens­räume ist es, die wilde Orang-Utans dazu zwingt, auf der Suche nach Nahrung in mensch­liche Gärten und Felder zu wandern – was zu Mensch-Wild­tier-Konflikte führt.“ 

Aus diesem Grund ist die Aufklä­rung der Menschen auf Borneo ein wich­tiger Teil unserer Arbeit. Wenn Orang-Utans auf der Suche nach Nahrung auf den Feldern der Bauern auftau­chen, müssen diese wissen, was zu tun ist. Nämlich BOS oder die Behörden infor­mieren, statt zur Waffe zu greifen, um ihr Einkommen oder die Versor­gung ihrer Familie zu schützen. 

Mit Aufklärung Orang-Utans schützen
Mit Aufklä­rung Orang-Utans schützen

„Keiner der drei geret­teten Orang-Utans hatte körper­liche Verlet­zungen wie Stich- oder Schuss­wunden“, berichtet Dr. Agus Fahroni, Tier­arzt in Nyaru Menteng. „Ramangai litt jedoch unter einer schweren Dehy­drie­rung, da die Menschen, die ihn gefunden hatten, nicht wussten, wie man einen Orang-Utan richtig versorgt.“ Jetzt erholen sich der Säug­ling und die beiden anderen Babys hoffent­lich bald von ihrem erlit­tenen Trauma. Ein Heilungs­pro­zess der lange dauern kann. „Ange­sichts ihres stabilen körper­li­chen Zustands und ihres gesunden Appe­tits sind wir zuver­sicht­lich, dass sie nach Been­di­gung ihrer Quaran­täne den Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess durch­laufen können“, meint Dr. Agus Fahroni hoffnungsvoll. 

Das kleine Mädchen hat zum Glück Appetit
Aiko hat zum Glück Appetit

„Die Nach­richt der drei­fa­chen Rettung erzeugt in mir Freude und Trauer zugleich: Freude, dem Arten­sterben drei Leben entrissen zu haben – Trauer, weil die Wahr­heit dahinter immer drei getö­tete Orang-Utan-Mütter bedeutet“, sagt Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land. Und Denny Kurniawan ergänzt: „Mit bestehenden Einschrän­kungen unserer Arbeit, zu denen uns die COVID-19-Pandemie noch immer zwingt, brau­chen wir zuneh­mend Unter­stüt­zung von allen Seiten und aus allen Berei­chen, um unsere Bemü­hungen zum Schutz der Orang-Utans und ihres Lebens­raums fort­führen zu können.”

 

Tiere in Not kennen keinen Lock­down. Sie wollen helfen, Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren? Jeder Beitrag hilft.