by Denitza Toteva | 5 Feb 2018 | Alt, News
Unwetter lassen oft jede Menge Zerstörung zurück. Manchmal haben sie eine besonders verheerende Wirkung. Wie im Dörfchen Lapetan in Zentral-Kalimantan.
Hier tobte vor zwei Monaten ein extrem starker Sturm. Als dieser vorübergezogen war, machte ein Dorfbewohner eine traurige Entdeckung: Am Rand des zerstörten Waldes fand er ein Orang-Utan-Junges. Verlassen saß es da und war ohne seine Mutter völlig hilflos. Der Mann nahm den kleinen Jungen mit nach Hause, wollte ihn nach eigener Aussage pflegen.
Aufmerksame Dorfbewohner hatten den Verdacht, dass der kleine Menschenaffe als Haustier gehalten werden sollte und meldeten dies unserem Team vor Ort. Gemeinsam mit der Umweltschutzbehörde BKSDA konnten ihn BOS-Mitarbeiter am 26. Januar sicherstellen.
Schwach und kränklich
Im Schutzzentrum Nyaru Menteng wurde der Kleine von unserem Arzt Mariyos V. Tandang untersucht. Sein Fazit: Der Junge ist etwa 2,5 Jahre alt und mit nur 3,3 Kilo Körpergewicht viel zu leicht für sein Alter. Bei seiner Ankunft war er außerdem dehydriert und sehr schwach. Als ob das noch nicht genug wäre, diagnostizierte unser Arzt auch noch eine Wurminfektion. Diese wurde sofort behandelt, der Kleine wurde zudem intravenös medizinisch versorgt.
Orang-Utan-Baby Bravis
Auf der Quarantänestation kommt unser kleiner Menschenaffe jetzt endlich zur Ruhe. Mittlerweile nimmt er Nahrung an und ist schon deutlich aktiver. Unsere Pfleger tun alles dafür, dass er das Trennungsdrama von seiner Mama gut verarbeitet. Einen Namen hat er auch schon: Unsere Mitarbeiter vor Ort haben ihn Bravis getauft.
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by Denitza Toteva | 30 Dez 2017 | Alt, News
Daniel Merdes, Geschäftsführer BOS Deutschland, blickt auf seine persönlichen Höhepunkte des Jahres zurück:
Das sich verabschiedende Jahr war sicherlich alles andere als ereignisarm. Die spektakuläre Taymur Rettung – nur möglich durch den Einsatz der BOS Foundation und der zahlreichen Spender aus Deutschland — oder das bis heute ungeklärte Wunder, dass Alba ihren Weg in unsere Rettungsstation fand, haben Menschen weltweit berührt. So auch mich. Aber zwei weitere Ereignisse möchte ich gerne mit Ihnen teilen, da sie mich besonders gefreut haben, nicht zuletzt weil sie – im wahrsten Sinne des Wortes – große und mächtige Symbole der Hoffnung sind.
Nach 24 Jahren die langersehnte Freiheit für Romeo
Im Juni dieses Jahr wurde Romeo nach über 24 Jahren im Rettungszentrum auf „seine“ Vorauswilderungsinsel gebracht. Noch gut kann ich mich an Romeos resignierten Blick in seinem Käfig erinnern, als ich ihn das erste Mal vor drei Jahren in Samboja Lestari begegnen durfte. Seine Augen waren ohne Glanz und voller Hoffnungslosigkeit. Von uns Menschen erwartete er außer seiner täglichen Nahrung nichts Gutes mehr. Wie auch. Orang-Utans können trotz ihrer Intelligenz nicht zwischen Helfern und Freiheitnehmern differenzieren. Wie kann Romeo auch wissen, dass ihm das blanke Leben gerettet wurde und sein vermisster Lebensraum nicht mehr existiert. Was bleibt ist Wut aufgrund der Gefangenschaft. Diese Begegnung hat mich doch sehr betroffen. Kurz davor hatte ich noch die neugierigen Augen der jungen Orang-Utans im Babyhaus als krassen Gegensatz gesehen. Auch die Hauptproblematik war mir natürlich in diesem Moment bekannt: Es fehlen geeignete Auswilderungsflächen für dominante männliche Orang-Utans, denn sie benötigen riesige Territorien und die Abwesenheit konkurrierender Orang-Utan-Männchen, besonders aus der wilden Population. Im Gegensatz dazu lassen sich weibliche Orang-Utans wesentlich einfacher in ein neues Habitat integrieren.
Dieses Jahr kam nun endlich die erlösende Nachricht: Für Romeo wurde eine „eigene“ Vorauswilderungsinsel geschaffen. Nach über 24 Jahren im Käfig konnte er wieder auf einen Baum steigen und die warme Erde unter sich fühlen, die Nase voller mit fast vergessenen Düften aus dem Wald. Und plötzlich war da ein anderer Blick in seinen Augen, erste Verwirrtheit machten einer entschlossenen Wildheit Platz: Romeo ist zurück!
Doch Romeo ist kein Einzelfall
In diesem Monat durfte dieses Erlebnis auch vom vor 23 Jahren eingesperrten Orang-Utan Papa geteilt werden. Nie wieder Einzelhaft für diese majestätischen Geschöpfe, stattdessen Hoffnung und Aufbruch.
Und genau diese Nachricht wünsche ich mir für alle verbleibenden Orang-Utans in unseren Rettungsstationen. Im Jahr 2018 wollen wir weiterhin unser besonderes Augenmerk darauf richten. Alles andere als einfach mit begrenzten Ressourcen an Geldmitteln und Auswilderungsflächen. Wir nehmen aber die Herausforderung an, denn Orang-Utan-Schutz hört nicht bei den Orang-Utan-Babies auf, sondern beginnt da, wo es weh tut. Leider wollen viele nicht die ganze Geschichte hören, aber BOS wird sie auch im nächsten Jahr nicht von der Wahrheit verschonen können. Es gibt noch zu viele Romeos hinter Gittern, auch in diesem Augenblick wird Regenwald unwiederbringlich zerstört. Pro Sekunde global ein halbes Fußballfeld. Ein fast nicht zu ertragender Gedanke. Die Zeitfenster zur jeweiligen Rettung werden täglich kleiner. Auch zwischen den Jahren haben wir zwei weitere Orang-Utan-Babys gerettet. Deswegen müssen wir noch viel mehr mit allen lösungsorientierten Organisationen, Regierungen und Unternehmen zusammenarbeiten.
Nur gemeinsam haben wir überhaupt eine Chance und nur so hat der Orang-Utan eine Chance!
Bitte schreiben sie mir, wenn sie Fragen, Anmerkungen oder Ideen haben. Auch im nächsten Jahr werde ich jede Zuschrift persönlich beantworten. Ihre Rückmeldungen geben mir und meinem Team die Kraft weiterzumachen!
Vielen Dank für Ihre Achtsamkeit und Unterstützung!
Daniel Merdes
by Denitza Toteva | 29 Dez 2017 | Alt, News
Eine Woche nach der Rettung – Alejandra und Rachel geht es gut!
Wir freuen uns kurz vor dem Jahreswechsel noch einmal eine positive Nachricht mit Ihnen teilen zu können: Die beiden weiblichen Baby-Orang-Utans, die wir kurz vor Weihnachten retten konnten, erholen sich gut und werden mit jeden Tag widerstandfähiger und kräftiger!
Am 22. Dezember konnte eine kleine Orang-Utan-Dame von uns in Sicherheit gebracht werden. Wir schätzen, dass sie drei bis vier Monate alt ist. Etwas geschwächt kam sie in unserem Rettungszentrum in Nyaru Menteng an und nach einigen medizinische Untersuchungen war klar, dass sie zwar viel Nähe und Wärme brauchen wird, um sich vollständig zu erholen, aber ihr Gesundheitszustand ansonsten unbedenklich scheint.
Einen Namen hat die Kleine nun auch schon: ALEJANDRA. Bei ihrer Ankunft war sie noch nicht in der Lage zu sitzen — mit viel Geduld, Liebe und der Hilfe ihrer Babysitterin, wird sie dies in den kommenden Wochen ebenso erlernen, wie andere lebensnotwendige Fähigkeiten. Zur Erinnerung: In der Wildnis leben Orang-Utan-Junge bis zu acht Jahren mit ihren Müttern zusammen und werden, ergänzend zur Pflanzen- und Obstnahrung, teils auch bis zu diesem Alter zusätzlich mit Muttermilch versorgt .…
Unsere Babysitterinnen ersetzten den Neuankömmlingen im Babyhaus die Mutter, spenden Wärme, Zuneigung und vermitteln, was sonst die Orang-Utan-Mütter ihrem Nachwuchs beigebracht hätten.
Und bei der kleinen Alejandra haben diese Bemühungen bereits Früchte getragen: Sie hat sich gut in ihrer neuen Umgebung eingelebt, wiegt nun immerhin schon etwas über zwei Kilogramm, liebt es Milch zu trinken und hat begonnen, weiche Früchte zu essen. Insgesamt macht sie uns einen zufriedenen Eindruck. Wenn sie sich so gut weiterentwickelt, wird die Waage bald noch ganz andere Zahlen anzeigen.
Kurz vor Weihnachten: Weiterer Zuwachs im Babyhaus
Einen Tag vor Weihnachten wurde ein weiteres Orang-Utan-Baby, von einem Dorfbewohner aus der Umgebung, an unser Team in Nyaru Menteng übergeben. Die Kleine wurde uns in einer Holzkiste ausgehändigt, nachdem man sie nicht weit von der Stelle entfernt gefunden hatte, an welcher bereits Alejandra einen Tag zuvor gerettet worden war. Auch dieses, auf 12 bis 18 Monate alt geschätztes Orang-Utan-Weibchen, sollte nicht namenlos bleiben. Wir stellen vor: RACHEL. Bei ihrer Ankunft war sie anfänglich von all den neuen Gesichtern etwas eingeschüchtert. Doch innerhalb der letzten Woche hat sich Rachel sehr gut eingelebt und arbeitet nun sehr erfolgversprechend mit ihrer Ersatzmutter, einer unserer liebevollen und engagierten Babysitterinnen, zusammen um sich fit für die nächste Stufe, den Waldkindergarten zu machen. Sie wiegt knapp acht Kilogramm, liebt Obst und Milch und hat bereits einige der Lernspielzeuge im Babyhaus ausprobiert — wagt sich sogar schon auf nicht all zu hohe Bäume!
Mit Alejandra und Rachel werden nun derzeit im BOSF Nyaru Menteng-Babyhaus 24 Orang-Utans betreut.
Bevor die beiden Neuankömmlinge Teil der Kindergartengruppe werden können, müssen sie eine zweimonatige Quarantäne-Phase durchlaufen.
Aber auch diese Zeit werden sie durch das bereits gewonnene Vertrauen zu unserem Team meistern und in wenigen Wochen werden dann auch Alejandra und Rachel den Waldkindergarten aufmischen.
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by Denitza Toteva | 2 Nov 2017 | Alt, News
Erfolgsgeschichten und Dramen liegen für uns bei BOS oft nah beieinander. Gerade haben wir wieder Nachrichten von unseren lokalen Partnern aus Nyaru Menteng bekommen. Vor einigen Tagen wurden sie mit einem Rettungsteam zu einem ganz besonders berührenden Einsatz gerufen. Was sie erlebten, schockiert auch uns.
Diesmal erfolgte der Einsatz im nahe gelegenen Dorf Lawang Uru. Ein aufmerksamer Dorfbewohner berichtete von einem etwa dreijägrigen Orang-Utan, der dort von einer Familie als Haustier gehalten wurde. Seiner Aussage zufolge soll der kleine Menschenaffe nach den verheerenden Regenwaldbränden von 2015 in der Nähe eines noch brennenden Waldstücks gefunden worden sein. Seine Mutter fiel vermutlich den Flammen zum Opfer. Wie so oft bei Orang-Utan-Waisen wird er den Tod der Mama hautnah miterlebt und dann neben ihrem leblosen Körper ausgeharrt haben.
Irgendwann entdeckte ihn ein Bewohner des nahe gelegenen Dorfes und nahm ihn zu sich. Wahrscheinlich aus Unwissenheit hielt er ihn über zwei Jahre wie ein Haustier. Der kleine Menschenaffe wurde mit Nudeln, Sirup und Reis anstatt gesunder Früchte oder Blätter gefüttert. Er diente Kindern als lebendiges Spielzeug. Wenn er Husten, Grippe oder Durchfall hatte, wurde er mit Menschenmedizin behandelt. Paracetamol gegen Schmerzen. Warum auch nicht? Uns Zweibeinern hilft das ja auch. Doch in der verabreichten Dosierung eigentlich für den Knirps völlig ungeeignet.
Als Zuhause diente der kleinen Waise ein schlichter Holzkäfig, viel zu eng und keineswegs artgerecht für einen jungen Affen. Dennoch: Uru, wie er genannt wurde, hat überlebt. Unsere Tierärzte bescheinigen ihm mit 7,3 Kilogramm ein für sein Alter normales Gewicht, dabei allerdings eine nicht ganz so gute körperliche Konstitution. Die Babysitter werden ihn jetzt langsam an artgerechte Nahrung gewöhnen. Nach dem ersten Gesundheitscheck darf er dann zu den erst kürzlich geretteten Susanne und Topan ins Babyhaus von Nyaru Menteng ziehen und in ein tierisch tolles neues Leben starten.
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by Denitza Toteva | 23 Okt 2017 | Alt, News
Die Geschichte von Susanne und Topan berührte letzte Woche Orang-Utan-Freunde in aller Welt. Sie erinnern sich: Innerhalb von nur 48 Stunden mussten unsere Einsatzkräfte gleich zweimal ausrücken, um hilflosen Menschenaffen-Babys erste Hilfe zu leisten. Doch die Mühe hat sich gelohnt. Nach ersten Tagen voller Bangen und Hoffen konnten unsere Tierärzte aus Nyaru Menteng Entwarnung geben: Die dreijährige Susanne und die neun Monate alte Topan sind über den Berg. Ihr Gesundheitszustand hat sich stabilisiert, vorerst stehen die Zeichen für eine weitere Genesung auf grün.
Unser Veterinär im Babyhaus, Dr. Arga Sawung Kusuma, ist hoch erfreut: „Susanne hat richtig guten Appetit. Sie trinkt viel Milch, hat zugenommen.“ Und auch die kleine Topan, die mit nur 1,5 Kilo Körpergewicht ins Schutzzentrum kam, gibt Anlass zu Hoffnung. Der Experte: „Sie war in einem desolaten körperlichen Zustand, dehydriert und extrem untergewichtig. Nach einer Woche Intensivbehandlung hat Topan sich soweit erholt, dass sie gemeinsam mit Susanne zu den anderen Babys in die Quarantänestation kann.“
Hier treffen die beiden auf alte Bekannte. Zu ihren Spielgenossen, mit denen sie jetzt auf dem Indoorspielplatz in den Seilen und Ästen klettern, zählen nämlich auch „Schmuggeläffchen“ Taymur und der kleine Josh. Gemeinsam sind die vier jetzt auf dem Weg, ein eingeschworenes Team zu werden, auch wenn die beiden Neuzugänge hin und wieder noch kleine Unsicherheiten zeigen. Kein Wunder, die neu gewonnene Freiheit scheint so zerbrechlich. Und wir wissen nicht, was die beiden in der Vergangenheit erlebt haben.
Während sich Susanne in traurigen Stunden mit ausgiebigen Kletterpartien und Schmuseeinheiten bei ihren Pflegern ablenkt, braucht die kleine Topan noch sehr viel Liebe und Zuspruch von den Betreuern. Sie vermisst ihre Mama doch sehr, weint sogar hin und wieder.
Wie unsere zwei Glückskinder gute und schlechte Zeiten in Nyaru Menteng bewältigen, sehen Sie in diesem Video.
Helfen Sie mit Ihrer Spende weitere Orang-Utans in Not zu retten.
Herzlichen Dank!