Prima­ten­for­schung — Eine Domäne starker Frauen (1/2)

Prima­ten­for­schung — Eine Domäne starker Frauen (1/2)

Der Zwei­teiler erzählt die Geschichte von drei Pionie­rinnen der Prima­ten­for­schung — Jane Goodall, Dian Fossey und Birute Galdikas -, die vor über einem halben Jahr­hun­dert das Verhalten der großen Menschen­affen erforschten. Heute setzen in Ruanda, Uganda und Borneo drei junge Frauen ihre Arbeit fort: Julia Badescu, Nadia Mionieza und Ruth Linsky. Menschen­affen teilen circa 96 Prozent ihrer DNA mit dem Menschen, doch noch vor einem halben Jahr­hun­dert war kaum etwas über sie bekannt. Bis drei starke Frauen namens Jane Goodall, Dian Fossey und Birute Galdikas mit Unter­stüt­zung des kenia­ni­schen Paläo­an­thro­po­logen Louis Leakey die Prima­ten­for­schung begrün­deten! Jahr­zehnte später treten Julia Badescu, Nadia Mionieza und Ruth Linsky in Ruanda, Uganda und Borneo in ihre Fußstapfen.

Über 30 Jahre nach dem Tod von Dian Fossey liegen die Forschungs­ar­beiten über die Berg­go­rillas in den Händen der Ruander. Der Natio­nal­park ist ein Touris­ten­ma­gnet, und 10 Prozent der Einkünfte fließen in die Infra­struktur des Landes oder helfen, der Bevöl­ke­rung eine Alter­na­tive zum Wildern zu bieten. Wie ihre berühmte Vorgän­gerin kann die junge ruan­di­sche Biologin Nadia Niyo­ni­zeye über 60 Gorillas anhand ihres Nasen­ab­drucks unter­scheiden. Sie entdeckte unter anderem, dass nicht nur die als „Silber­rü­cken“ bekannten domi­nanten Männ­chen ein Recht auf Fort­pflan­zung haben und dass Gorillas seltener mitein­ander kämpfen als etwa Schim­pansen, aber durchaus zu „bluffen“ verstehen. In den frühen 80er Jahren gab es nur noch circa 254 Berg­go­rillas. Heute sind es dreimal so viele, doch die Art ist nach wie vor vom Aussterben bedroht. Die dritte große Pionierin der Prima­to­logie, die litau­isch stäm­mige Kana­dierin Birute Galdikas, widmete sich ab 1971 der Erfor­schung der Orang-Utans in Borneo. Sie wies beispiels­weise nach, dass diese Menschen­affen Eifer­sucht, Freude, Wut und Frus­tra­tion ausdrü­cken können. Im Gegen­satz zu Schim­pansen und Gorillas leben Orang-Utans nicht in Gruppen, sondern sind meist Einzel­gänger. Ihr natür­li­cher Lebens­raum, der Regen­wald, ist jedoch im Lauf der Jahr­zehnte stark geschrumpft: Ausge­dehnte Flächen wurden gerodet, um Platz für Palm­öl­plan­tagen zu machen. Birute Galdikas stieß ein ehrgei­ziges Programm zur Rettung der Art an. In ihrer Forschungs­sta­tion, Camp Leakey, wird sie heute von Ruth Linsky unter­stützt, die in Kanada bei ihr Prima­to­logie studierte. An der Seite von Birute Galdikas unter­sucht Linsky heute unter anderem, ob im Rahmen des Schutz­pro­gramms wieder ausge­wil­derte Orang-Utans sich mit ihren wilden Artge­nossen fortpflanzen.

Zweiter Teil am 24. November 2020, 16.00 Uhr (arte)

Arten retten — Gegen das große Verschwinden — Sa. 07.11 auf ARTE

Arten retten — Gegen das große Verschwinden — Sa. 07.11 auf ARTE

Arten­ret­te­rInnen leben nicht nur ihren Traum von Entde­ckung, Wildnis und Tier­liebe — sie enga­gieren sich für uns alle. Denn: Wir alle stehen in Wech­sel­wir­kung mit wilden Tieren, Pflanzen und Viren, deren Lebens­raum und Dienste sich die Menschen aneignen. An der Hand der Ikone des Arten­schutzes, Dr. Jane Goodall, nähert sich der Film dem Kampf um den Erhalt der Biodi­ver­sität. Mit BOS Foun­da­tion, Dr. Jane Goodall und vielen anderen Arten­schüt­zern auf der ganzen Welt.

Arten­ret­te­rInnen leben nicht nur ihren persön­li­chen Traum von Entde­ckung, Forschung, Wildnis und Tier­liebe – sie enga­gieren sich für uns alle. Denn: Wir alle teilen uns einen Planeten mit wilden Tieren, Pflanzen und Mikroben, die immer mehr in Bedrängnis geraten. Stirbt eine Schlüs­selart, gerät ein über Jahr­tau­sende perfek­tio­niertes Ökosystem ins Wanken. Zoonosen durch Wild­tier­kon­takte über­tragen Viren an uns Menschen, die keine natio­nalen Grenzen achten. Der Mensch ist direkt von einem Arten­sterben betroffen, das heute Dutzende bis Hunderte Male schneller verläuft als im Durch­schnitt der letzten zehn Millionen Jahre. Doch die Darstel­lung der Spezies Mensch mit ihrem Streben nach Wachstum als uner­bitt­li­cher Vernichter der Arten­viel­falt ist auch ein Zerr­bild der Realität. Menschen – indi­vi­duell und orga­ni­siert – überall auf der Welt kämpfen täglich für den Erhalt, das Über­leben und das „Wieder­auf­er­stehen“ von Arten. Sie vermit­teln Hoff­nung und treten selbst in der abso­luten Gewiss­heit großer Dring­lich­keit dafür ein, die Situa­tion des Menschen als Teil des großen Ganzen endlich allen Menschen zu vermit­teln und verständ­lich zu machen: Es geht hier um uns alle. In vorderster Reihe dabei: die Prima­to­login Dr. Jane Goodall, die uns als 86-jährige Ikone des Arten­schutzes diesen sowohl in der Meta­ebene als auch in seiner Sinn­haf­tig­keit und Sinn­lich­keit erfahrbar und zugäng­lich macht.
 
Der Film ist zusätz­lich bis zum 4. Februar 2021 in der arte-Media­thek abrufbar.
 
 

 

Orang-Utans und Groß­katzen rücken zusammen — mit Folgen

Orang-Utans und Groß­katzen rücken zusammen — mit Folgen

Nur sehr wenige Tiere können Orang-Utans gefähr­lich werden. Hier berichten wir von Angriffen des seltenen Sunda-Nebel­par­ders auf Olbert und Olivia, zwei von der BOS Foun­da­tion ausge­wil­derte Orang-Utans. Dank unseres erfah­renen Tier­ärz­te­teams sind beide Tiere bereits wieder auf freiem Fuß in unserem Schutz­wald Bukit Batikap unter­wegs. Der starke Rück­gang des natür­li­chen Regen­waldes und die damit verbun­denen Ressour­cen­knapp­heit macht sich leider auch auf diese Weise bemerkbar.

Das war knapp. Nach über zwei­mo­na­tiger Behand­lung waren Olberts tiefe, dolch­zahn­ar­tige Biss­wunden an Rücken und Kopf endlich verheilt. Wenn unser Team ihn nicht gefunden und behan­delt hätte, wäre er vermut­lich an der Infek­tion seiner Wunden gestorben. Auch Orang-Utan Weib­chen Olivia wurde, eben­falls drei Jahre nach ihrer erfolg­rei­chen Auswil­de­rung, wegen infi­zierter Biss­wunden in unsere Schutz­sta­tion zurück­ge­bracht und behan­delt. Derar­tige Verlet­zungen können, laut Aussage unserer erfah­renen Tier­ärzte, nur von einer großen Katze, dem Sunda-Nebel­parder stammen. All jene, die den Anblick offener Wunden wegste­cken können, finden Bilder in der Galerie unter diesem Text (Spoiler-Alarm: die Wunden schauen wirk­lich nicht schön aus).

Seltene Schönheiten

Sunda-Nebel­parder sind selten gewor­dene, wahre Schön­heiten, die vor allem nachts, manchmal aber auch am Tag im Regen­wald aktiv sind. Mit Schwanz einbe­rechnet, erreicht die Groß­katze eine Länge von bis zu knapp zwei Metern. Ihr Fell weist die artspe­zi­fi­sche Wolken­zeich­nung auf und mit ihren perfekt ans Dämmer­licht ange­passten, scharfen Augen, ihrem wendigen, grazilen Körperbau, langen, dolch­ar­tigen Eckzähnen und scharfen Krallen sind sie Meister der Jagd.

Wie auch manch andere Feliden, können auch Nebel­parder gut klet­tern und nutzen Bäume als Ruhe­plätze, sowie manchmal auch um ihre Beute für ein späteres Mahl zu verste­cken (1). Dennoch ist ein Angriff hoch oben in den Bäumen eher unwahr­schein­lich. Ein ausge­wach­sener Orang-Utan, immerhin das größte baum­be­woh­nende Säuge­tier der Welt, ist mit seinem perfekt ans Klet­tern ange­passten Körper und starken, lang­glied­rigen Greif­händen, vermut­lich einer noch so gut klet­ternden Groß­katze überlegen.

Passt nicht ganz ins Beuteschema

Angriffe von Nebel­par­dern sind selten. Zum natür­li­chen Beute­spek­trum der Groß­katze gehören boden­be­woh­nende Vögel, Hirsch­arten, kleine Primaten, Nage­tiere und gele­gent­lich auch Fische und Schlangen (1). Bisher sind nur drei Fälle außer­halb unserer Schutz­wälder doku­men­tiert (2,3,4), in denen Orang-Utans von Nebel­par­dern ange­griffen wurden. Nur ein Einziger davon endete in Folge tödlich. Bei Olivia und Olbert wird auf Grund der Rücken­ver­let­zungen vermutet, dass die Angriffe von hinten am Boden erfolgt sind. Beide Tiere waren dafür bekannt, mehr Zeit als andere ausge­wil­derte Orang-Utans am Boden zu verbringen – dies hat sich inzwi­schen glück­li­cher­weise geän­dert. Neueste Beob­ach­tungen zeigen, dass Olbert nun vorsich­tiger geworden ist, er verbringt seit seiner erneuten Auswil­de­rung nur noch insge­samt 5 % seiner Zeit am Boden (5). Auch Olivia wird hoffent­lich in Zukunft wach­samer sein.

Olbert im sicheren Baum
Olbert im sicheren Baum

Unter Beobachtung

Bisher haben wir 183 Orang-Utans in unserem Schutz­wald Bukit Batikap erfolg­reich in die lang ersehnte Frei­heit entlassen. Nach der Auswil­de­rung werden die Tiere von unserem Team mit Hilfe von Sendern geortet und ihr Gesund­heits­zu­stand auf Sicht­kon­takt über­prüft. Dazu gehört, neben der Evalu­ie­rung ihres Zustands, auch, ob sie natür­lich vorkom­mende Futter­res­sourcen wie Früchte und Pflan­zen­ma­te­rial suchen und verzehren (das ist einer der Indi­ka­toren dafür, dass sie ein selbst­stän­diges Leben in der freien Wild­bahn führen können), sich Schlaf­nester bauen und diese auch am Tag verlassen (denn wenn es ihnen schlecht geht, bleiben sie manchmal sogar im Nest), und wie viel Zeit sie am Boden oder in den Bäumen verbringen (denn kranke Tiere sind im extremsten Fall manchmal sogar zu schwach zum Klettern).

Orang-Utan in der Kamerafalle
Orang-Utan in der Kamerafalle

Die größte Gefahr

Für Orang-Utans stellt die durch den Menschen verur­sachte Abhol­zung des Regen­waldes die größte Bedro­hung dar. Nur sehr wenige Tiere können Orang-Utans in freier Wild­bahn gefähr­lich werden, dazu gehören neben dem Sunda-Nebel­parder, Schlangen, wie zum Beispiel Pythons, und Kroko­dile (ja auch die gibt es auf Borneo!). Andere große Säuge­tiere, wie Malai­en­bären, sind nicht bekannt dafür Orang-Utans anzu­greifen. Sie fressen haupt­säch­lich Früchte und eher selten kleine Säuge­tiere, Insekten und Honig (3).
Auch der Sunda-Nebel­parder ist durch den stetig voran­schrei­tende Lebens­raum­ver­lust gefährdet (6,7). Zudem ist die ille­gale Jagd, um Körper­teile wie Fell und Knochen für große Geld­summen am Schwarz­markt zu verkaufen, ein großes Problem. Dies geschieht nicht nur unter teil­weise kata­stro­phalen hygie­ni­schen Verhält­nissen, die eine poten­ti­elle Gefahr für die Entste­hung von Zoonosen wie COVID-19 darstellen, sondern auch für einen dubiosen Zweck: die Tier­teile finden Verwen­dung in der tradi­tio­nellen chine­si­schen Medizin.

Der tropi­sche Regen­wald, die soge­nannte grüne Lunge der Erde, ist eine der letzten Zufluchts­stätten der Arten­viel­falt und spielt eine zentrale Rolle für das Ökosystem und unser Klima. Beim Wachstum binden die Bäume und andere Pflanzen große Mengen an Kohlen­stoff aus der Atmo­sphäre, spei­chern ihn in ihrer Biomasse und produ­zieren Sauer­stoff. Ein gesunder Wald bietet Zuflucht, Lebens­raum und genü­gend verfüg­bare, natür­liche Ressourcen für alle darin lebenden Tiere – für Pflan­zen­fresser, sowie Beute­greifer. Durch das faszi­nie­rende Zusam­men­spiel jedes einzelnen Teiles, von der kleinsten Mikrobe bis zu den größten Tieren, wie Orang-Utan und Nebel­parder, wird ein empfind­li­ches Gleich­ge­wicht herge­stellt. Jedes Glied im Ökosystem Wald ist wichtig, um die natür­liche Balance zu erhalten.

Eines unserer wich­tigsten Ziele ist es, mehr Regen­wald­flä­chen zu erwerben und zu Schutz­wald für unsere Orang-Utans und andere wilde Tiere umzu­wan­deln. Helfen auch Sie diesen faszi­nie­renden Lebens­raum und seine gewal­tige Arten­viel­falt zu erhalten und zu schützen. Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit ihrer Spende helfen sie den Orang-Utans und dem Regen­wald, der Heimat dieser und anderer beson­derer Tiere! Jeder Beitrag hilft.

Text:
Dr. Isabelle Laumer / Bilder und Inhalte stammen von einem gemein­samen Projekt von BOSF, Univer­sity of British Columbia (UBC) und Bogor Agri­cul­tural Univer­sity Institut Perta­nian Bogor (IPB).

Refe­renzen:

1.    Chiang PJ, Allen ML (2017) A review of our current know­ledge of clouded leopards (Neofelis nebu­losa). Int J Avian Wildl Biol 2:148–154.

2.    Marzec AM, Kunz JA, Falkner A, Utami Atmoko SS, Alavi SE, Moldawer AM, Vogel ER, Schupplil C, van Schaik CP, van Noor­dwijk MA (2016) The dark side of the red ape: male­me­diated lethal female compe­ti­tion in Bornean oran­gutans. Behav Ecol Socio­biol 70:459–466.

3.    Kana­mori T, Kuze N, Bernard H, Malim TP, Kohshima S (2012) Fata­lity of a wild Bornean oran­gutan (Pongo pygmaeus morio): beha­viour and death of a wounded juve­nile in Danum Valley, North Borneo. Primates 53:221–226.

4.    van Noor­dwijk MA, Utami Atmoko SS, Knott CD, Kuze N, Morrogh-Bernard HC, Oram F, Schuppli C, van Schaik CP, Willems EP (2018) The slow ape: high infant survival and long inter­birth inter­vals in wild oran­gutans. J Hum Evol 125:38–49.

5.    Sunder­land-Groves, J.L., Tandang, M.V., Patis­pa­thika, F.H. et al. (2020) Suspected Sunda clouded leopard (Neofelis diardi) preda­tion attempts on two rein­tro­duced Bornean oran­gutans (Pongo pygmaeus wurmbii) in Bukit Batikap Protec­tion Forest, Central Kali­mantan, Indo­nesia. Primates.

6.    Hearn, A., Ross, J., Brodie, J., Cheyne, S., Haidir, I.A., Loken, B., Mathai, J., Wilting, A. & McCarthy, J. (2015). Neofelis diardi. The IUCN Red List of Threa­tened Species 2015:
       e.T136603A97212874.

7.    Hearn, A., Sanderson, J., Ross, J., Wilting, A. & Sunarto, S. (2008). Neofelis diardi ssp.
borneensis. The IUCN Red List of Threa­tened Species 2008: e.T136945A4351615.

 

Aus dem Alltag unserer Tierärzte

Aus dem Alltag unserer Tierärzte

In der dritten Ausgabe des Podcasts #OUCast berichtet eine unserer Tier­ärz­tinnen aus Samboja Lestari von ihrer Arbeit mit den Orang-Utans. Wir erfahren, worauf sie bei ihren haarigen Pati­enten beson­ders achten muss und wie die COVID-Pandemie ihren Arbeits­alltag beinflusst.

Hier geht es zum dritten Inter­view aus der Reihe #OUCast.

Die erste Folge des #OUCasts, in der Dr. Jamartin Sihite, der CEO der BOS Foun­da­tion über die Heraus­for­de­rungen des Orang-Utan-Schutzes in Zeiten der Corona-Pandemie berichtet, ist hier zu hören. In Folge zwei erklärt der stell­ver­tre­tende CEO der BOS Foun­da­tion Dr. Anton Nurcahyo, welche Rolle die roten Menschen­affen für den Regen­wald und seine anderen Bewohner spielen

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.

 

Drei neue Babys in Nyaru Menteng

Drei neue Babys in Nyaru Menteng

Drei geret­tete Babys musste unser Schutz­zen­trum in Zentral-Kali­mantan vor einigen Monaten aufnehmen. Drei Orang-Utan-Kinder, die ihre Mutter verloren haben. Drei Waisen­kinder, die nun ganz am Anfang ihrer lang­jäh­rigen Reha­bi­li­ta­tion bei BOS stehen. 

Nach den heftigen Bränden, die im vergan­genen Spät­sommer vor allem auch in Zentral-Kali­mantan wüteten, war es nur eine Frage der Zeit, bis BOS zu Orang-Utan-Rettungen gerufen werden würde. Im November meldete sich die Natur­schutz­be­hörde BKSDA dann gleich drei Mal bei uns. Und drei Mal waren es nur wenige Monate alte Babys, die unserer Hilfe bedurften. Seither kümmern wir uns um Monyo, Niniek und Hanua, die im Kinder­garten von Nyaru Menteng Freund­schaft geschlossen haben und sich gegen­seitig auch ein biss­chen Halt und Trost schenken.
Heute wollen wir die drei Kleinen vorstellen:

Monyo, der Selbstbewusste

Monyo retteten wir gemeinsam mit einem Team der Natur­schutz­be­hörde BKSDA aus dem Dorf Petuk Liti (Bezirk Pulang Pisau, Zentral-Kali­mantan). Ein Dorf­be­wohner gab bei der Befra­gung durch die Beamten an, den sechs Monate alten Monyo erst eine Woche zuvor mutter­see­len­al­lein gefunden zu haben. Am 14. November 2019 kam der kleine Orang-Utan-Junge in Nyaru Menteng an.

Monyo
Monyo

Zunächst musste Monyo bei BOS für drei Monate in Quaran­täne leben, um sicher zu gehen, dass er keine anste­ckenden Krank­heiten in unser Schutz­zen­trum einschleppt. Erst danach durfte er zu den anderen Babys in den Wald­kin­der­garten. Unsere Baby­sitter berichten uns, dass Monyo während seiner Zeit in der Gruppe selbst­be­wusster geworden ist. Auch sein Gesund­heits­zu­stand hat sich deut­lich verbes­sert. Beim Klet­ter­un­ter­richt in den Bäumen beweist er Mut und Geschick – solange es nicht höher als ein, maximal zwei Meter geht. Seine Baby­sitter sind bisher sehr zufrieden mit Monyos Entwicklung.

Niniek, die Einzelgängerin

Ein Bewohner des Bezirks Gunung Mas (Zentral-Kali­mantan) entdeckte Niniek in einem Sand­ab­bau­ge­biet, wo sie angeb­lich allein umher­streifte. Er fing das Orang-Utan-Baby ein und hielt es vier Tage in Gefan­gen­schaft, ehe die Natur­schutz­be­hörde BKSDA es am 1. November 2019 gemeinsam mit BOS befreien und nach Nyaru Menteng bringen konnte.

Monyo
Niniek

Nach der drei­mo­na­tigen Quaran­täne durfte auch Niniek in den Wald­kin­der­garten. Niniek ist nicht nur das jüngste Mitglied der Gruppe sondern auch das einzige Mädchen. Mit den Jungs in ihrer Gruppe hat sie sich noch nicht so wirk­lich ange­freundet. Lieber spielt sie allein und erkundet neugierig ihre Umge­bung. Aber nie wagt sie sich allzu weit von ihren Baby­sit­tern weg. Wir sind uns aller­dings sicher, dass auch Niniek langsam immer mehr Selbst­ver­trauen entwi­ckeln wird.

Hanua, der sanfte Unabhängige

In einem körper­lich und seelisch sehr schlechten Zustand kam Hanua am 14. November 2019 nach Nyaru Menteng. Ein Dorf­be­wohner, der ihn als Haus­tier gehalten hatte, gab ihn bei uns ab. Hanuas Körper zeich­neten mehrere offenen Schnitte an den Zehen, der Stirn und seinen Augen­li­dern. Auch litt er an einem psychi­schen Trauma, war extrem nervös und schrie manchmal ohne ersicht­li­chen Grund auf. Im Rettungs­zen­trum wurde Hanua direkt inten­siv­me­di­zi­nisch von unserem Ärzte­team behan­delt und erhielt liebe­volle Fürsorge von unseren erfah­renen Babysittern.
Nachdem sein Zustand nicht mehr kritisch war, begann auch er seine drei­mo­na­tige Quarantänezeit.

Hanua

Hanua

Seit er den Wald­kin­der­garten besu­chen darf, zeigt Hanua immer deut­li­cher einen sanften aber unab­hän­gigen Charakter. Vorsichtig beginnt er auch schon mit ersten Klet­ter­übungen im Baum. Doch seine Arme und Beine scheinen immer noch etwas steif zu sein. Wir hoffen, dass er sich in naher Zukunft voll­ständig von seinem Marty­rium erholen wird und er sich bald freier bewegen kann.

Wir wissen nicht genau, welch trau­riges Schicksal diese drei Orang-Utan-Babys erfahren mussten, ehe sie von BOS gerettet wurden. Aber eines ist klar: Ihre Mütter haben sie gewiss nicht frei­willig zurück­ge­lassen. Diese drei Babys bedeuten drei tote Orang-Utan-Mütter. 

Wir bei BOS werden uns alle Mühe geben, die drei Waisen­kinder best­mög­lich zu versorgen und sie während ihres langen Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zesses tatkräftig zu unter­stützen. Damit sie alle eines Tages die Chance bekommen, frei im Regen­wald zu leben.

Helfen Sie uns dabei. Gerade jetzt! Jeder Beitrag hilft.