Von der Show­bühne in den Regen­wald – Orang-Utan-Familie nach Reha­bi­li­ta­tion ausgewildert

Von der Show­bühne in den Regen­wald – Orang-Utan-Familie nach Reha­bi­li­ta­tion ausgewildert

Die Geschichte von Orang-Utan-Mutter Riki beginnt tragisch: Ausge­beutet und vorge­führt in einem Wasser­park in Jakarta, ihrer Tochter Febri kurz nach der Geburt beraubt, fris­tete sie ein fast aussichts­loses Dasein. Bis zu ihrer Befreiung durch BOS im Jahr 2006. Da war Riki 13 Jahre alt, ihre Tochter Febri zwei. Jetzt dürfen die beiden gemeinsam mit Rikis zweiter Tochter Rini endlich als wilde Orang-Utans im Regen­wald leben.

Als Riki mit ihren 13 Jahren ins BOS Rettungs­zen­trum Samboja Lestari kam, war sie leider zu alt, um an unserem Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­gramm in der Wald­schule teil­zu­nehmen. Tochter Febri aller­dings lernte in der Wald­schule alles, was ein wilder Orang-Utan im Regen­wald können muss. 

Am 5. Juli 2015 wurde Riki zum zweiten Mal Mutter: Tochter Rini wurde geboren. 

Riki mit ihrer Tochter Rini

Riki mit ihrer Tochter Rini

Unsere Mitar­beiter entschieden sich, die beiden sofort auf die Voraus­wil­de­rungs­insel Eins (später auf Voraus­wil­de­rungs­insel Zwei) ziehen zu lassen, um zu testen, wie gut Riki und Rini allein in der Wildnis zurecht­kommen würden. Das klappte so gut, dass Riki (inzwi­schen 26 Jahre alt) nun gemeinsam mit ihren beiden Töch­tern im Schutz­wald Kehje Sewen ausge­wil­dert werden konnte. Eine Auswil­de­rung, die uns ganz beson­ders glück­lich macht. Denn Orang-Utans, die bis ins Erwach­se­nen­alter in Unter­hal­tungs­shows ausge­beutet wurden, erlangen nur selten die Fähig­keiten, die es braucht, um in der Wildnis über­leben zu können. 

Mit den drei Damen durfte auch der 17-jährige Orang-Utan-Mann Misri in den Regen­wald einziehen. Auch er kam 2006 im Alter von vier Jahren zu BOS, wo er erfolg­reich die Wald­schule abschließen konnte.

Die neuen Wilden werden auf die Reise vorbereitet
Die neuen Wilden werden auf die Reise vorbereitet
 

Auswil­de­rungen in unseren Schutz­wald Kehje Sewen stellen immer eine beson­dere Heraus­for­de­rung dar.

 

Denn der Weg in den Urwald ist lang und beschwer­lich. 17 Stunden war der Treck diesmal unter­wegs, ehe sich die Trans­port­boxen zunächst für Febri, dann Misri und zuletzt Mama Riki und Töch­ter­chen Rini öffneten. 

Misri

Damit konnte BOS in diesem Jahr bereits 28 Tieren die Frei­heit schenken. 111 Orang-Utans fanden seit 2012 in Kehje Sewen eine neue, wilde Heimat.

Mit dem ersten Schritt, den die Menschen­affen im Regen­wald unter­nehmen, beginnt direkt die Arbeit unserer Post-Moni­to­ring-Mitar­beiter, die über­wa­chen, ob die Tiere in ihrem neuen Leben gut zurecht­kommen. Wir sind gespannt, was sie uns über die neuen Wilden Misri, Riki, Febri und Rini berichten werden.

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Die Unglaub­lichsten…

Die Unglaub­lichsten…

In „Die Unglaub­lichsten …“ am Mitt­woch­abend auf SAT.1 präsen­tiert Mode­ra­torin Sonya Kraus außer­ge­wöhn­liche Geschichten, spek­ta­ku­läre Phäno­mene und die unglaub­lichsten Hingu­cker rund um die Welt. Diesmal ist auch eine Orang-Utan-Geschichte von einer BOS-Rettungs­sta­tion dabei.

In der Folge “Augen­blicke” am 4. September haben unsere beiden Orang-Utans Clara und Clarita ihren großen Auftritt vor dem deut­schen Fern­seh­pu­blikum. Das Mutter-Tochter-Gespann hat auch uns mit ihrer herz­er­grei­fenden Geschichte berührt — so wie welt­weit viele Zuschauer der “Oran­gutan Jungle School” (leider noch nicht in Deutsch­land zu sehen). Also: Einschalten!

BOS hat jetzt über 400 Orang-Utans ausgewildert!

BOS hat jetzt über 400 Orang-Utans ausgewildert!

402! Eine Zahl, auf die wir unglaub­lich stolz sind und die einen echten Meilen­stein im welt­weiten Orang-Utan-Schutz darstellt.
Denn mit dem Öffnen der Trans­port­boxen von Elder, Mori, Anna Friel und Edgar in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen, ist das die beein­dru­ckende Anzahl der reha­bi­li­tierten Orang-Utans, die die BOS Foun­da­tion seit 2012 in die Frei­heit unserer geschützten Regen­wälder entlassen hat!

Somit leben nun 107 reha­bi­li­tierte Orang-Utans in unserem 86.450 Hektar großen Schutz­ge­biet Kehje Sewen. Ein Wald­ge­biet, das für unsere Kollegen vor Ort eine beson­dere Heraus­for­de­rung darstellt. Rund 24 Stunden dauert die aben­teu­er­liche und gefähr­liche Reise mit Gelän­de­wagen und Booten – tief in die Wildnis des Regen­walds. Gleich drei Mal haben wir im vergan­genen Monat diese Reise unter­nommen. Ein echter Kraftakt. Applaus für das Team von BOS Foun­da­tion, die dies unter größtem Einsatz ermög­licht haben. 

 

Erneut betont Dr. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion, die Notwen­dig­keit neuer Schutz­ge­biete für Orang-Utans: „Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, in diesem Jahr noch mehr Orang-Utans auszu­wil­dern, die den Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess abge­schlossen haben. Doch wir benö­tigen für die 500 Orang-Utans, die wir in unseren Rettungs­zen­tren betreuen, drin­gend weitere geschützte Auswil­de­rungs­wälder. Denn unsere Schutz­wälder können bald keine weiteren Orang-Utans mehr aufnehmen.“ Allein in unserem Schutz­zen­trum Samboja Lestari warten rund 140 Orang-Utans darauf, in die Frei­heit entlassen zu werden. Doch Kehje Sewen kann höchsten noch rund 50 Tiere aufnehmen.

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Dodo geht zur Uni

Dodo geht zur Uni

Dodo ist bei vielen Unter­stüt­zern von BOS Deutsch­land ein kleiner Star. Seit 2008 hat er als unser Paten­tier die Herzen der Orang-Utan-Freunde im Sturm erobert. Berühmt­heit erlangte er nicht zuletzt durch seinen Namens­vetter, den Buch-, TV- und Kino­helden “Kleiner Dodo”. Aus dem kleinen Dodo von damals hat sich inzwi­schen ein statt­li­cher Orang-Utan-Mann entwi­ckelt, der jetzt die letzte Etappe seiner Ausbil­dung bei BOS beginnen darf.

Auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Juq Kehje Swen besucht er jetzt die Wald­uni­ver­sität um zu beweisen, dass er fit ist für ein selbst­stän­diges Leben in Freiheit.

 

Zur Erin­ne­rung und als kleines Geschenk an alle Dodo-Fans, blicken wir hier auf seine Jahre im BOS-Schutz­zen­trum zurück. Viel Spaß beim nosta­li­gi­schen Blät­tern in Dodos Fotoalbum:

 

2007 Am 8. August wurde Dodo unserem Schutz­zen­trum Samboja Lestari im Alter von sechs Monaten von der Natur­schutz­be­hörde BKSDA über­geben. Leider wissen wir nicht, was Dodo vor seiner Ankunft wider­fahren ist, wie er seine Mutter verloren hat. In der Baby­gruppe spielte er anfangs noch oft allein oder kuschelte sich an die Baby­sit­te­rinnen, denn damals war er mit zwei Kilo­gramm Gewicht der kleinste Orang-Utan der Gruppe und konnte noch nicht mit den Klet­ter­künsten der anderen mithalten. Doch das holte er schnell auf. Seine erste Spiel­ka­me­radin wurde die etwas ältere Ajeng, von der er sich viel abschaute.

 

2008 Mit gut einem Jahr konnte Dodo bereits auf sechs Meter hohe Bäume klet­tern. Außerdem schaffte er es, inner­halb weniger Minuten, zehn Bananen zu verputzen. Beim Laufen hielt er sich mit seinen Füßen gern an nahe gele­genen Objekten, wie z.B. Sesseln, Decken, oder trockenen Ästen fest. Diese Ange­wohn­heit stammte vermut­lich aus der Zeit, in der er noch bei seiner Mutter war. Für gewöhn­lich lässt ein Orang-Utan-Baby seine Mutter niemals los und hält sich mit seinen Füßen immer am Körper der Mutter fest. 

 

2009 Aus dem Baby­zimmer zog Dodo mit seinen Freunden Ajeng, Merlin Long und Bungan in einen Grup­pen­käfig um, aus dem er jeden Morgen zum Kinder­garten abge­holt wurde. Als in der Nähe des Kinder­gar­tens Bauar­beiten für eine neue Insel statt­fanden, wurde Dodo plötz­lich sehr ängst­lich und anhäng­lich und weinte viel. Die fremden Arbeiter und lauten Geräu­sche weckten vermut­lich schlimme Erin­ne­rungen in dem trau­ma­ti­sierten Orang-Utan-Kind. Mit viel Liebe und Zuwen­dung der Baby­sit­te­rinnen konnte Dodo beru­higt werden.
Beim Klet­tern gehörte damals nicht zu den Besten, da er noch Schwie­rig­keiten mit dem Gleich­ge­wicht und der Fein­mo­torik hatte.

 

2010 Mit drei Jahren wog Dodo elf Kilo­gramm und tollte gern mit seinen Freunden auf dem Wald­boden herum. In die Wald­schule ließ er sich nun nicht mehr wie ein Baby tragen, sondern lief lieber alleine. In der Schule hatte Dodo damals einen kleinen Unfall. Als er sich von Baum zu Baum hangelte zog ein anderer Orang-Utan-Junge so heftig an den Ästen, dass Dodo auf den Boden fiel. Vermut­lich biss er sich dabei auf die Zunge. Aller­dings blutete er so heftig aus dem Mund, dass er in die Notauf­nahme der Klinik gebracht wurde, wo er fast eine Woche verbringen musste, ehe er in die Schule zurück­kehren konnte. Klet­tern war noch immer nicht Dodos Stärke. Im Gegen­satz zur Nahrungssuche.

 

2011 Noch immer zog Dodo den Wald­boden oder kleine Bäum­chen den hohen Bäumen vor. Lieber tollte er mit seinen Kumpels Raymond und Robert über den Wald­boden. Das brachte dem Trüpp­chen den Spitz­namen “Boden­ruppe” ein. Alle Auffor­de­rungen der Baby­sit­te­rinnen igno­rierte er — ein typi­scher Teen­ager eben (was Dodo mit seinen vier Jahren nun war). Auch Nestbau gehörte nicht zu seinen Stärken. Aller­dings entwi­ckelte er seinen Mitschü­lern gegen­über trotzdem ein gehö­riges Selbst­be­wusst­sein. Sobald ihm etwas nicht passte, kniff und biss er seine Kollegen. Ein erstes Zeichen, dass sich aus dem kleinen Orang-Utan-Jungen einmal ein domi­nates Männ­chen entwi­ckeln kann. Außerdem war er damals der einzige in seiner Wald­schul­klasse, der alleine den Weg zurück zur Station fand. Er besaß also schon früh einen guten Orientierungssinn.

 

2012 Dodo entwi­ckelte ein zuneh­mendes Inter­esse an seinen Mitschü­le­rinnen. Tree war seine erste Teen­ager­liebe und beste Freundin. Dann machte er Nicole Avancen. Je weniger Inter­esse sie an ihm zeigte, umso hart­nä­ckiger wurde er. In der Wald­schule zeigte er großen Eigen­sinn. Gerade Regeln und Zeit­pläne stießen bei ihm auf Wider­willen. Da er mitt­ler­weile 26 Kilo­gramm wog und einige Kräfte entwi­ckelt hatte, war es für die Baby­sit­te­rinnen nicht mehr so einfach, mit ihm umzu­gehen. Ältere und größere Orang-Utans schüch­terten ihn aber schnell ein.

 

2013 Allmäh­lich klet­terte Dodo auch auf hohe Bäume und verbrachte immer mehr Zeit in den Wipfeln. Außerdem übte er sich nun immer mehr im Nestbau. Auch wenn diese noch nicht perfekt waren, so hielten sie doch zumin­dest für einen Mittags­schlaf. Und er übte mit gewach­senem Ehrgeiz. Auf dem Boden fühlte sich der Sieben­jäh­rige aber immer noch sehr wohl. Seine große Neugierde verlei­tete ihn oftmals zu manchem Schabernack.

 

2014 Noch immer zeich­nete Dodo eine große Neugierde aus. Immer wenn er auf einem Baum saß, beob­ach­tete er seine Umge­bung und wartete darauf, dass irgend­etwas passiert. Wenn er dann etwas Span­nendes entdeckte, machte er sich sofort auf den Weg dorthin. Egal, ob es ein wilder Affe, ein großes Insekt oder ein mensch­li­cher Besu­cher war. Dodo war kein aggres­sives Orang-Utan-Männ­chen, aber manchmal lieferte er sich kleine Range­leien mit seinen Freunden. Wenn er von einem anderen gebissen wurde, wehrte er sich. Er selbst fing aber selten Streit an.

 

2015 Mit acht Jahren war Dodo ein echter Halb­starker. Eigen­sinnig und stur, aber aller­letzten Kuschel­ein­heiten mit seiner Lieb­lings­ba­by­sit­terin nicht abge­neigt. Die größte Sorge war nach wie vor Dodos Abnei­gung, sich länger oben in den Bäumen aufzu­halten. Die Suche nach Nahrung beherrschte er inzwi­schen hervor­ra­gend. Doch grund­sätz­lich hing Dodo in seiner Entwick­lung gleich­alt­rigen Orang-Utans hinterher. In freier Wild­bahn hätte er sich jetzt von seiner Mutter gelöst. Aber für ein selbst­stän­diges Leben war Dodo noch nicht bereit. Ein Spät­ent­wickler eben.

 

2016 Aufgrund von Bauar­beiten in der Wald­schule, musste Dodo eine Weile auf eine der Inseln bei Samboja Lestari umziehen. Auf der Insel passte er sich recht schnell an das neue Leben an. Er verbrachte viel Zeit mit der Futter­suche, war aller­dings auch immer der Erste an der Fütte­rungs­platt­form. Den anderen Orang-Utans gegen­über verhielt er sich freund­lich. Bei seiner Rück­kehr in die Wald­schule zeigte er sich gegen­über den Baby­sit­tern und Pfle­gern immer aggres­siver. Ein gutes Zeichen der Reha­bi­li­ta­tion, deren Ziel es ist, die Tiere nicht an den Menschen zu gewöhnen.

 

2017 Dodo war der Wald­schule entwachsen und musste in einen Käfig umziehen. Die Muskel­kraft des Zehn­jäh­rigen war um ein viel­fa­ches stärker, als die eines Menschen. Und die demons­trierte er auch, wann immer es ging. Auch im Käfig ging seine Ausbil­dung weiter. An spezi­ellen Lern­spiel­zeugen trai­nierte er begeis­tert seine Fähig­keiten. Beson­ders genoss es Dodo aller­dings, wenn ein Mitar­beiter mit dem Wasser­schlauch zu seinem Gehege kam. Dann stellte er sich gern in die erste Reihe.

 

2018 Das was ihm in der Wald­schule immer schwer gefallen war, gehörte nun zu seinen Lieb­lings­be­schäf­ti­gungen: Das Klet­tern. Leider nicht auf einer Voraus­wil­de­rungs­insel, denn die Warte­liste für die Wald­uni­ver­sität ist lang. Dodo lebte allein in einem Käfig, da er nicht mit anderen Orang-Utans auskam. 

 

2019 Endlich hat Dodo es geschafft. Im Juli durfte der Zwölf­jäh­rige raus aus dem Käfig und sich seither auf der neuen Voraus­wil­de­rungs­insel Juq Kehje Swen unter fast natür­li­chen Bedin­gungen beweisen. Aus dem eins­tigen Frech­dachs hat sich ein gemüt­li­cher Orang-Utan-Mann mit ausge­prägten Backen­wülsten entwi­ckelt. Wir sind gespannt, wie er mit dem Insel­leben zurecht­kommen wird.

 
Urlaub bei den Orang-Utans

Urlaub bei den Orang-Utans

Birgit Werner ist eine Pionierin. Denn die Tier­ärztin aus Bayern ist die erste Deut­sche, die am Volon­tär­pro­gramm unseres Koope­ra­ti­ons­part­ners „The Great Projects“ in Nyaru Menteng teil­ge­nommen hat, das erst seit kurzer Zeit im Angebot ist. Auch in unserem Rettungs­zen­trum in Samboja Lestari kann man als Volontär mitarbeiten.


Wir wollten wissen, wie ihr die Reise nach Borneo im März 2019 gefallen hat und welche Erfah­rungen sie bei der BOS Foun­da­tion sammeln konnte.

Frau Werner, Ende März haben Sie zwei Wochen Ihres Urlaubs auf Borneo verbracht und bei der BOS Foun­da­tion als Frei­wil­lige gear­beitet. Warum?
Als Pfer­d­e­tier­ärztin habe ich grund­sätz­lich ein großes Inter­esse an Tieren. Und Orang-Utans liegen mir ganz beson­ders am Herzen. Darum bin ich auch seit einigen Jahren BOS-Unter­stüt­zerin. Natür­lich weiß ich von den großen Problemen vor Ort, von der Lebens­raum­zer­stö­rung durch Ölpalm­plan­tagen und davon, dass viele Orang-Utans in Auffang­sta­tionen leben müssen. Die Situa­tion ist kritisch. Und ich wollte es mit eigenen Augen sehen. Außerdem bin ich im Urlaub gerne aktiv. Als ich bei meinen Recher­chen auf „The Great Projects“ gestoßen bin und die Verbin­dung zu BOS entdeckte, dachte ich: perfekt, so kann ich BOS sogar doppelt und direkt unter­stützen: durch meine Arbeit und weil ein Teil des Reise­preises an BOS geht.

Haben Sie sich auf diese Reise beson­ders vorbereitet?
Nicht wirk­lich. Natür­lich habe ich alle vorge­schrie­benen Gesund­heits­tests und Impfungen erle­digt. Aber auf das anstren­gendste, nämlich das schwül-heiße Klima, kann man sich ohnehin nicht vorbereiten.

Bäume pflanzen
Bäume pflanzen

Wie kamen Sie mit den anderen Teil­neh­me­rinnen und Teil­neh­mern Ihrer Reise­gruppe aus?
Sehr gut. Wir waren eine kleine Gruppe von sieben Leuten, die aus der ganzen Welt nach Borneo gereist waren, um die Arbeit mit den Orang-Utans hautnah erleben zu dürfen. Die Jüngste war Ende 20, die Älteste Mitte 50. Unter­halten haben wir uns auf Englisch, auch mit den Mitar­bei­tern der BOS Foun­da­tion. Alle waren sehr offen, inter­es­siert und hatten Lust, gemeinsam zu arbeiten und neue Erfah­rungen zu sammeln. 

Das Team bei der Arbeit
Das Team bei der Arbeit

Sie durften die Mitar­beiter der BOS Foun­da­tion bei der Arbeit unter­stützen. Was genau waren Ihre Aufgaben?
Es war sehr abwechs­lungs­reich. Wir haben Bäume gepflanzt, die Käfige der Malai­en­bären gesäu­bert, das Futter für die Orang-Utans vorbe­reitet und Beschäf­ti­gungs- und Lern­ma­te­rial (soge­nanntes Enrich­ment) für die Orang-Utans herge­stellt. Die Arbeit ging uns meis­tens leicht von der Hand und war sehr unter­haltsam. Wir haben im Team gear­beitet, gemeinsam mit unserer Betreuerin von “The Great Projects” und den Mitar­bei­tern der BOS Foundation. 

Futter verstecken
Futter verstecken

Es war schön zu erleben, dass unsere Hilfe sehr will­kommen war. Auch auf jede Frage haben die Mitar­beiter immer bemüht und hilfs­be­reit reagiert. Es war alles super orga­ni­siert und ich habe sehr viel gelernt. Auch, dass für die BOS Foun­da­tion vieles nicht so einfach ist, wie wir es uns von daheim aus viel­leicht vorstellen. Orang-Utan-Schutz hängt von sehr vielen Faktoren und Akteuren ab.

Begegnungen mit Orang-Utans
Begeg­nungen mit Orang-Utans
Den Spielplatz vorbereiten
Den Spiel­platz vorbereiten

Die zwei Wochen bestanden aber nicht nur aus Arbeit. Wir haben auch einen Boots­aus­flug zu den Voraus­wil­de­rungs­in­seln gemacht, durften den Babys und Wald­schü­lern beim Toben auf dem Spiel­platz zuschauen, waren wandern und auf einem Markt bummeln.

Ausflug zu den Vorauswilderungsinseln
Ausflug zu den Vorauswilderungsinseln
Auf dem Wasserweg
Auf dem Wasserweg
Kuscheln verboten
Kuscheln verboten
Ausflug auf den Markt
Ausflug auf den Markt

Viele träumen davon, einmal mit einem Orang-Utan zu kuscheln oder zu spielen. Ging dieser Traum in Erfüllung?
Das war uns von vorn­herein klar, dass es dazu nicht kommen wird. Denn der direkte Kontakt zu den Tieren ist ausschließ­lich den Pfle­ge­rinnen und Pfle­gern gestattet. Zum Einen um die Tiere vor der Über­tra­gung von Krank­heiten zu schützen, zum Anderen sollen die Jung­tiere den Menschen nicht als Freund und Spiel­ge­fährten kennen­lernen. Das wäre zu gefähr­lich – für die Tiere und für uns. Zehn bis 15 Meter war der Mindest­ab­stand zu den Babys, den wir einhalten mussten.
Den erwach­senen Orang-Utans in den Käfigen dagegen, durften wir die Enrich­ments aushän­digen, was eine beein­dru­ckende Erfah­rung war. Aller­dings immer mit genü­gend Abstand um nicht in den Bereich ihrer langen, kräf­tigen Arme zu gelangen.

Genügend Abstand halten
Genü­gend Abstand halten

Was war Ihr persön­li­ches Highlight?
Da gab es mehr als eines! Der Nied­lich­keits­faktor der Babys ist schon extrem hoch. Es war span­nend zu erleben, wie sie von den Baby­sit­tern, die ja ihre Mütter ersetzen, erzogen werden. Denn die Kleinen sind sehr neugierig und frech und versu­chen immer wieder auszu­testen, wie weit sie gehen dürfen. Einige, die in der Wald­schule über die Stränge geschlagen haben, mussten dann z. B. direkt ins Bett, statt noch eine Runde mit den anderen spielen zu dürfen. Sehr beein­druckt haben mich auch die großen, ausge­wach­senen Orang-Utans, die teil­weise schon sehr lange in den Käfigen auf ihre Frei­heit warten. Trotzdem haben sie sich in all den Jahren ihren Charakter bewahrt und sind nicht abge­stumpft. Gerade die domi­nanten Männ­chen, die soge­nannten Big Males, sind sehr stolze Tiere, die man erst erobern muss. Bei ihnen haben wir den Sinn unserer Arbeit sehr intensiv erlebt, welchen Gewinn sie durch das Enrich­ment haben. Einmal z. B. haben wir die Males mit dem Wasser­schlauch erfrischt. Manche sind sehr wasser­scheu und ziehen sich dann zurück. Andere blühen rich­tig­ge­hend auf. Für einen war es eine rich­tige Well­ness­an­wen­dung, die er sicht­lich genoss, sich in den Wasser­strahl lehnte, das Maul ganz weit aufriss und wirk­lich Freude hatte. Und es war unglaub­lich zu erleben, mit wieviel Fein­ge­fühl ein vor Kraft strot­zendes Männ­chen Marme­lade von einem Farn­blatt lecken kann, ohne dass auch nur ein Blätt­chen kaputt gegangen wäre. Und dabei pure Glück­se­lig­keit ausstrahlt. Mir ist es kaum gelungen, die Marme­lade auf die Blätter zu strei­chen, ohne dass diese zerrissen… Da wurde mir wieder einmal klar, wieviel wir von diesen Tieren lernen können.

Orang-Utan bei der BOS Foundation
Schwierig, an den süßen Honig kommen

Wie waren Sie untergebracht?
Sehr einfach, aber es hat absolut gereicht. Wir haben uns zu zweit ein Zimmer und Bad geteilt. Früh­stück haben wir uns selbst gemacht, mittags gab es das Essen aus der Kantine der BOS Foun­da­tion und abends hat Mama Mona, eine Einhei­mi­sche für uns gekocht. Wer so eine Reise unter­nimmt, muss in allen Berei­chen offen sein und darf keinen Luxus erwarten. 

Arbeiten im Team
Teamwork

Würden Sie diese Reise mit „The Great Projects“ zur BOS Foun­da­tion denn weiterempfehlen?
Auf jeden Fall! Sicher­lich kann man für weniger Geld nach Indo­ne­sien reisen. Aber die Reise war sehr befrie­di­gend und hat mich sehr glück­lich gemacht. Trotz der Arbeit war es Urlaub. Ich habe viele neue Eindrücke sammeln können, habe hinter die Kulissen schauen dürfen. Und dabei auch noch BOS unterstützt.