Papa schenkt Hoffnung

Papa schenkt Hoffnung

Nicht jeder Orang-Utan, der in den Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren der BOS Foun­da­tion lebt, wird in den Regen­wald zurück­zu­kehren können, um dort wild und frei zu leben. Es gibt eine Reihe von Tieren, die aus verschie­denen Gründen nicht in der Lage wären, selbst­ständig in der Wildnis zurecht zu kommen. Wir nennen diese Gruppe von Orang-Utans die “Unre­leas­ables” – die nicht auswil­der­baren Waldmenschen.

Infek­ti­ons­krank­heiten, körper­liche Behin­de­rungen oder eine lange Gefan­gen­schaft, aufgrund derer ein Orang-Utan keine natür­li­chen Verhal­tens­weisen entwi­ckeln konnte, verrin­gern die Über­le­bens­chancen in der Wildnis. Es ist davon auszu­gehen, dass diese Orang-Utans für den Rest ihres Lebens in einem Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum leben müssen. Im Schutz­zen­trum Samboja Lestari in Ost-Kali­mantan kümmern wir uns um eine Reihe von alten, nicht mehr auswil­der­baren Orang-Utans, die an Infek­ti­ons­krank­heiten leiden oder keine natür­li­chen Verhal­tens­weisen entwi­ckeln. Einer von ihnen ist Papa, ein 31 Jahre altes Männ­chen – der zweit­äl­teste Bewohner in Samboja Lestari nach Romeo.

Sein Schicksal schien besiegelt

Papa kam am 1. September 1994 aus Taiwan zu uns. Damals war er fünf Jahre alt. Wir gehen davon aus, dass Papa ein Opfer des ille­galen Wild­tier­han­dels war. Bei seiner Ankunft in Indo­ne­sien wurde fest­ge­stellt, dass Papa an Hepa­titis B leidet – hoch anste­ckend und schwer zu heilen. Das hieß, dass er in einem Einzel­ge­hege unter­ge­bracht werden musste. Es ist schon traurig genug zu sehen, dass ein Orang-Utan in unseren Rettungs­zen­tren landen muss. Aber zu wissen, dass einige Schütz­linge nur geringe oder gar keine Chancen auf eine Reha­bi­li­ta­tion und spätere Auswil­de­rung haben, ist wirk­lich niederschmetternd.


Doch wir geben kein Tier auf. Und im Jahr 2010 konnte unser medi­zi­ni­sches Team Papa von der Krank­heit heilen. Jetzt durfte Papa auch endlich mit anderen Orang-Utans verge­sell­schaftet werden. Sieben Jahre später ergriffen wir die Möglich­keit, Papa ein weiteres Stück Frei­heit zu schenken. Auf der neu geschaf­fenen, künst­li­chen Insel Nr. 4 kann er seitdem in der Natur leben.

Papa ost der Insel-Chef
Papa ist der Insel-Chef

Papa lebt nun seit über drei Jahren auf der Insel, wo er von den weib­li­chen Orang-Utans Vera, Citra und Isti begleitet wird. Papa ist als “sanfter Riese” bekannt, da er bei der Futter­ver­tei­lung noch nie Aggres­sionen gegen­über unseren Mitar­bei­tern gezeigt hat. Im Gegen­satz zu einigen anderen großen Männ­chen zieht sich Papa, wenn er einen Fremden sieht, der ihn von der anderen Ufer­seite beob­achtet, schnell tiefer auf die Insel zurück oder versteckt sich hinter den Büschen.


Auch gegen­über Vera, Citra und Isti ist Papa nie aggressiv. Er zieht es sogar vor, sie zu igno­rieren und die Zeit allein zu verbringen, weit weg von den drei Weib­chen. Er scheint seine “Ich-Zeit” auf der Insel in vollen Zügen zu genießen! Vermut­lich liegt es an seinem neuen Leben auf der wald­ähn­li­chen, geschützten Insel, dass sich Papas gesund­heit­liche Verfas­sung stark verbes­sert hat. Er ist auf der Insel noch nie krank geworden und fühlt sich in seiner Umge­bung sicht­lich wohl. Leider ist Papa immer noch nicht für die Auswil­de­rung bereit, da er seine grund­le­genden Über­le­bens­fä­hig­keiten noch nicht perfek­tio­niert hat, wie z.B. das Schwingen von Baum zu Baum, die Suche nach natür­li­chen Nahrungs­quellen, das Bauen von Nestern und vielem mehr. Sein guter Zustand gibt jedoch Hoff­nung für andere nicht auswil­der­bare Orang-Utans, die sich von ihrer Krank­heit erholen und auf einer unserer Inseln leben können.


Mach weiter so gute Fort­schritte, Papa! Wir sind begeis­tert, deine tolle Entwick­lung mit jedem weiteren Tag zu beobachten!

Unter­stützen Sie Orang-Utans wie Papa. Schenken Sie den Hoff­nungs­losen Hoffnung.

 

Klaus weiß, was er will

Klaus weiß, was er will

Der Wald ist sein ein und alles: Sobald der sechs­jäh­rige Orang-Utan-Junge Klaus Bäume sieht, ist er nicht mehr zu halten. Geschickt und im rasanten Tempo klet­tert er flugs bis ganz nach oben. Dabei bricht er auf seinem Weg gern auch ein paar passende Äste ab, die er für den Nestbau in der Baum­krone braucht. Dass er sich so gut an seine Umge­bung anpassen kann, hat ihn in der Wald­schule zu einem geleh­rigen und eifrigen Schüler gemacht.

Ein typi­sches Schicksal

Als Klaus im Mai 2018 von unserem Team gefunden wurde, irrte er allein und verloren durch den Regen­wald. Ohne seine Mutter hatte er keine Chance, allein in der Wildnis zu über­leben. Um zu lernen, was er für ein eigen­stän­diges Leben braucht, wurde er in unser Schutz­zen­trum Samboja Lestari gebracht. Anfangs war der Orang-Utan-Junge eher ein schüch­terner Beob­achter im Kinder­garten, später dann ein selbst­be­wusster Einzel­gänger in der Wald­schule. Oft kommt er nach „Schul­schluss“ als letzter von den Bäumen herun­ter­ge­klet­tert, weil er so in seine Akti­vi­täten vertieft ist.

Auf Beobachtungsßposten
Auf Beobachtungsposten

Lektionen auf dem Weg ins Erwachsenwerden

Ein wähle­ri­scher Esser ist Klaus nicht grade. Blätter, Wald­samen oder die Kambium-Schicht unter der Baum­rinde – er isst, was grade da ist. Aller­dings hat er wie viele andere Primaten auch eine große Schwäche für „Süßig­keiten“:  Bananen und Wasser­me­lonen sind sein Liebstes! Wenn er sie erspäht, vergisst er seine gute Kinder­stube. So hat er einmal Shelton dessen Obst direkt vor der Nase wegge­klaut. Shelton, ein blinder und norma­ler­weise fried­li­cher Orang-Utan, wurde sehr wütend und biss Klaus in den Finger. Solche Wutaus­brüche sind seine Form der Selbst­ver­tei­di­gung. Sie lehren junge Orang-Utans eine wich­tige Lektion und gehören zu ihrer Sozia­li­sa­tion in der Gemein­schaft der Artge­nossen. Diese Zurecht­wei­sung durch Shelton hat schwer an Klaus‘ Stolz gekratzt! Dafür gab es kein Heil­mittel, aber seinen Finger konnte unser Tier­ärz­te­team bestens versorgen. Die Biss­wunde ist mitt­ler­weile voll­ständig verheilt.

Natür­liche Distanz zu Menschen

Hier ist Klaus mit Dennis unterwegs
Hier ist Klaus mit Dennis unterwegs

Im Laufe der Zeit lernte Klaus, mit den anderen Orang-Utans zu inter­agieren. Beson­ders gern ist er mit Ames unter­wegs. Beide wurden dabei beob­achtet, wie sie gemeinsam Nester gebaut, Blätter gefressen und sich ausgiebig gekab­belt haben. Eines ist sehr auffällig: Menschen mag Klaus nicht so gern in seiner Nähe – einmal hat er sogar einen unserer Tech­niker gebissen. Aber seine natür­liche Distanz zu Menschen ist ein gutes Zeichen, dass er noch wilde Verhal­tens­weisen in sich trägt. Umso eher wird er bereit für seine Rück­kehr in die Wildnis sein.

Wissens­durst ist eine gute Voraussetzung

Wir machen uns keine Sorgen um Klaus. Sein Wissens­durst und die Bereit­schaft, neue Dinge auszu­pro­bieren sind die besten Voraus­set­zungen für eine gesunde Entwick­lung und eine artge­rechte Zukunft im Regen­wald. Alles Gute, Klaus!

Unsere Orang-Utan-Kinder lernen jeden Tag dazu. Unter­stützen Sie diese Orang-Utan-Babys auf dem Weg in die Freiheit.

 

Erst­ma­lige Corona-Infek­tion bei Menschenaffen

Erst­ma­lige Corona-Infek­tion bei Menschenaffen

Nun ist es leider passiert. Das Coro­na­virus konnte erst­mals bei Gorillas in einem Zoo in Kali­for­nien nach­ge­wiesen werden. Was bedeutet das für Orang-Utan und Co.? Bisher gab es glück­li­cher­weise keine Berichte über Corona-Infek­tionen bei Menschen­affen. Das hat sich nun leider geän­dert. Am 6. Januar begannen drei von insge­samt acht Gorillas des San Diego Zoo Safari Parks erste Symptome wie Husten und verstopfte Atem­wege zu zeigen. Eine Analyse der Kotproben bestä­tigte den Verdacht – die Tiere haben sich mit SARS-CoV2, dem Virus das COVID-19 auslöst, angesteckt.

Wie konnte das passieren?

Es wird vermutet, dass sich die Gorillas, trotz verschärfter Sicher­heits­maß­nahmen, durch einen asym­pto­ma­ti­schen Tier­pfleger ange­steckt haben. Ein erheb­li­cher Anteil der Menschen welt­weit ist mit SARS-CoV‑2 infi­ziert und manche Menschen sind Träger des Virus ohne selbst Symptome zu entwi­ckeln (1). Bereits infi­zierte und anste­ckende Personen zeigen Symptome oft erst nach ein paar Tagen (2).

SARS-CoV2 gehört zu den Beta-Coro­na­viren, wie auch die Zoonose MERS-CoV die erst­mals 2012 iden­ti­fi­ziert wurde. Als Zoonose wird eine Infek­ti­ons­krank­heit bezeichnet, die vom Tier auf den Menschen und vom Menschen auf Tiere über­tragen werden kann. Dadurch, dass der Mensch immer mehr in die Natur vordringt und die natür­li­chen Lebens­räume zerstört, rücken Tier und Mensch immer näher zusammen, was die Entste­hung von Zoonosen begüns­tigt. Auch Wild­tier­märkte, wie der in Wuhan, bei denen mit Tier­teilen und noch lebenden Wild­tieren unter kata­stro­phalen hygie­ni­schen Bedin­gungen gehan­delt wird, stellen ideale Bedin­gungen dar, unter denen Viren die Artbar­riere über­springen können.

Warum sind Menschen­affen anfällig für Coronaviren?

Viren aus der Gruppe der Coro­na­viren sind unter Säuge­tieren und Vögeln weit verbreitet. Beim Menschen verur­sa­chen sie zumeist milde Erkäl­tungs­sym­ptome, können aber auch schwere Lungen­ent­zün­dungen hervorrufen.
Um in die Wirts­zelle zu gelangen, benutzt das Coro­na­virus SARS-CoV2 ein Enzym der Zell­mem­bran, den ACE‑2 Rezeptor, als Eingangs­pforte. Zellen mit einer hohen ACE-2-Dichte gibt es in der Lunge, im Darm, in den Blut­ge­fäßen, in der Niere, im Herzen und in anderen Organen.

Das Coronavirus nutzt ein Enzym der Zellmembran
Das Coro­na­virus nutzt ein Enzym der Zellmembran

Leider ist der mensch­liche ACE‑2 Rezeptor, dem von Afri­ka­ni­schen und Asia­ti­schen Primaten sehr ähnlich, wie eine kürz­lich veröf­fent­lichte Studie gezeigt hat (3). Dies führt dazu, dass die Spike­pro­teine des Coro­na­virus an den ACE‑2 Rezeptor der Zelle nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip ando­cken können (siehe rot markierte Binde­stellen in der Grafik). Bei Primaten wurden bisher Rhesus­affen, Java­ner­affen, Grün­meer­katzen und Weiß­bü­schel­affen expe­ri­men­tell mit COVID-19 infi­ziert (4–6). Dabei zeigten die Affen oft ähnliche Symptome wie der Mensch und inter­es­san­ter­weise zeigen ältere Tiere auch öfter schwe­rere Verlaufs­formen, als Jüngere.

Gorillas sind die siebte Tierart die sich, nach bestä­tigten Infek­tionen bei Tigern, Löwen, Schnee­leo­parden, Nerzen, Hunden und Haus­katzen (e.g. 7), auf natür­liche Weise mit dem Virus infi­ziert haben. Bei Frett­chen und Katzen konnte in Labor­ver­su­chen eine Über­tra­gung von Tier zu Tier nach­ge­wiesen werden (7, 8). Aller­dings wurden sehr hohe Virus­dosen verwendet, daher ist nicht bekannt, ob die Über­tra­gung bei Katzen auch unter natür­li­chen Bedin­gungen statt­finden kann. Während in den Nieder­landen und in Däne­mark Fälle von Coro­na­virus Über­tra­gungen von Nerzen auf Menschen doku­men­tiert sind, gibt es derzeit keine Hinweise auf eine Über­tra­gung von SARS-CoV‑2 von anderen Tier­arten oder Haus­tieren auf den Menschen.

Übertragungswege Mensch und Tier
Über­tra­gungs­wege Mensch und Tier

SARS-CoV2 – eine bisher nicht einschätz­bare Gefahr für Menschenaffen 

Ob und wie schnell sich die infi­zierten Gorillas erholen, ob zusätz­liche Symptome auftreten und was es für Lang­zeit­folgen gibt, ist noch unbe­kannt. Bishe­rige Beob­ach­tungen und Forschungs­er­geb­nisse zeigen, dass Menschen­affen gene­rell sehr anfällig gegen­über mensch­li­chen Erkäl­tungs­viren, wie etwa Rhino- und Coro­na­viren sind (9). Beispiels­weise führt das beim Menschen vorkom­mende Coro­na­virus HCoV-OC43, das leichte Atem­wegs­sym­ptome verur­sacht, bei Schim­pansen auch zu leichten Erkäl­tungs­er­kran­kungen (10).  Jedoch gibt es auch Viren, die beim Menschen nur leichte Symptome hervor­rufen, aber für Menschen­affen manchmal tödlich enden (11). Bei manchen Schim­pansen Popu­la­tionen in Tansania stellen mensch­liche virale Atem­wegs­er­kran­kungen bereits die Haupt­to­des­ur­sache dar (12). Auch ca. 20% der Todes­fälle bei Berg­go­rillas werden durch vom Menschen über­tra­gene Viren verur­sacht. Dies geschieht oft dadurch, dass Touristen den von der Welt­na­tur­schutz­union IUCN vorge­schrie­benen Sicher­heits­ab­stand von sieben Metern nicht einhalten (12).

Wie wir die Orang-Utans vor einer Infek­tion schützen

Alle Bereiche werden ständig gründlich gereinigt
Alle Bereiche werden ständig gründ­lich gereinigt

Schon zu Beginn der Pandemie hat die BOS Foun­da­tion sofort reagiert und unsere Rettungs­zen­tren Nyaru Menteng und Samboja Lestari für Besu­cher geschlossen. Wie vorher schon üblich, trägt das Personal Masken, Hand­schuhe, verwendet Desin­fek­ti­ons­mittel und hält sich an ein rigo­roses Hygie­ne­pro­to­koll, um ein Einschleppen des Virus mit allen Mitteln zu verhin­dern. Auch umlie­gende Dörfer außer­halb der Schutz­zen­tren wurden über das Coro­na­virus aufge­klärt und über Infek­ti­ons­prä­ven­tion infor­miert, um ein Ausbreiten des Virus in der Bevöl­ke­rung zu vermeiden. Die Orang-Utans werden weiterhin mehr­mals am Tag gefüt­tert, die Gehege täglich gesäu­bert und sie dürfen nach wie vor an der Wald­schule teil­nehmen. Als Vorsichts­maß­nahme wurde ein spezi­eller Quaran­tä­ne­be­reich einge­richtet, in dem geret­tete Orang-Utans unter­ge­bracht werden können, bis nega­tive Test­ergeb­nisse vorliegen. Des Weiteren befolgen die Beob­ach­tungs­teams in unseren drei Schutz­wäl­dern in Zentral- und Ost-Kali­mantan strikte Sicher­heits­maß­nahmen, um eine Über­tra­gung auf die Wild­po­pu­la­tion auszu­schließen. Zusätz­lich wurden in den vergan­genen Monaten auch regel­mäßig Corona-Schnell­tests mit den Mitar­bei­tern in unseren Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren durchgeführt.

Alle Mitarbeiter werden ständig getestet
Alle Mitar­beiter werden ständig getestet

Ist die Wild­po­pu­la­tion gefährdet?

Es ist absolut wahr­schein­lich, dass Orang-Utans sich mit Corona infi­zieren können (3). Im Gegen­satz zu den anderen Menschen­affen leben sie über­wie­gend einzel­gän­ge­risch. Jedoch haben sie immer wieder Sozi­al­kon­takte zu Artge­nossen. Frei­land­be­ob­ach­tungen und Forschungs­er­geb­nisse zeigen, dass Orang-Utans eine semi-soli­täre Lebens­weise besitzen. Das heißt, dass sie je nach Nahrungs­ver­füg­bar­keit mehr oder weniger gesellig und sozial tole­rant sind. Wenn etwa wohl­schme­ckende Frucht­sorten heran­reifen, kann man Orang-Utans auch in großen Gruppen antreffen.

Wir hoffen sehr, dass die Gorillas sich wieder erholen werden und dass dies der einzige Fall einer Corona-Infek­tion bei den vom Aussterben bedrohten Menschen­affen sein wird!

Wir tun unser Bestes, um unsere Schütz­linge in den Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren vor dem Coro­na­virus zu schützen. Wir sind Ihnen für Ihre Unter­stüt­zung sehr dankbar!
Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.

Text:
Dr. Isabelle Laumer
Prima­to­login und Kognitionsbiologin

 

Refe­renzen:

1.    Pan, X., D. Chen, Y. Xia, X. Wu, T. Li, X. Ou, L. Zhou, and J. Liu. (2020) Asym­pto­matic cases in a family cluster with SARS-CoV‑2 infec­tion. The Lancet Infec­tious Dise­ases. 20(4): 410–411.

2.    Gudbjartsson, D.F., et al. (2020) Spread of SARS-CoV‑2 in the Icelandic Popu­la­tion. New England, Journal of Medicine.

3.    Melin, A.D., Janiak, M.C., Marrone, F. et al. (2020) Compa­ra­tive ACE2 varia­tion and primate COVID-19 risk. Commun Biol 3, 641.

4.    Rockx, B., Kuiken, T., Herfst, S., Bestebroer, T., Lamers, M. M., Oude Munnink, B. B., de Meulder, D., van Amerongen, G.van den Brand, J., Okba, N. M. A., Schipper, D., van Run, P., Leijten, L., Sikkema, R., Verschoor, E., Verstr­epen, B., Bogers, W., Langer­mans, J., Drosten, C., … Haag­mans, B. L. (2020). Compa­ra­tive patho­ge­nesis of COVID-19, MERS, and SARS in a nonhuman primate model. Science. 2020: p. eabb7314.

5.    Lu, S. et al. Compa­rison of nonhuman primates iden­ti­fied the suitable model for COVID-19. Signal Trans­duct. Target Ther. 5, 157 (2020)

6.    Hartman, A. L. et al. SARS-CoV‑2 infec­tion of African green monkeys results in mild respi­ra­tory disease discer­nible by PET/CT imaging and shed­ding of infec­tious virus from both respi­ra­tory and gastro­in­testinal tracts. PLoS Patho­gens 16, e1008903 (2020).

7.    Md. Golzar Hossain, Aneela Javed, Sharmin Akter, Sukumar Saha (2020). SARS-CoV‑2 host diver­sity: An update of natural infec­tions and expe­ri­mental evidence, Journal of Micro­bio­logy, Immu­no­logy and Infec­tion, 1684–1182.

8.    Shi J, Wen Z, Zhong G, et al. Suscep­ti­bi­lity of ferrets, cats, dogs, and other dome­sti­cated animals to SARS-coro­na­virus 2. Science. 2020;368(6494):1016–1020.

9.    Negrey, J. D., Reddy, R. B., Scully, E. J., Phil­lips-Garcia, S., Owens, L. A.,Langergraber, K. E., Mitani, J. C., Emery Thompson, M., Wrangham, R. W., Muller, M. N., Otali, E., Mach­anda, Z., Hyeroba, D., Grindle, K. A., Pappas, T. E., Palmen­berg, A. C., Gern, J. E., & Gold­berg, T. L. (2019). Simul­ta­neous outbreaks of respi­ra­tory disease in wild chim­pan­zees caused by distinct viruses of human origin. Emer­ging Microbes & Infec­tions, 8(1), 139–149.

10.    Patrono, L.V., L. Samuni, V.M. Corman, L. Nourifar, C. Röthe­meier, R.M. Wittig, C. Drosten, S. Calvignac-Spencer, and F.H. Leen­dertz. (2018) Human coro­na­virus OC43 outbreak in wild chim­pan­zees, Côte d´ Ivoire, 2016. Emer­ging Microbes & Infec­tions. 7(1): 1–4.

11.    Köndgen, S., et al. (2008) Pandemic Human Viruses Cause Decline of Endan­gered Great Apes. Current Biology. 18(4): 260–264.

12.    Gibbons A. (2020) Ape rese­ar­chers mobi­lize to save primates from coro­na­virus. Science, Vol. 368, Issue 6491, pp. 566.

 

 

Elst­ners Reisen

Elst­ners Reisen

Mode­rator Frank Elstner hatte den Tier­schützer Willie Smits in seiner Sendung „Menschen der Woche“ kennen gelernt und verspro­chen, einmal selbst nach Indo­ne­sien zu kommen, um die Situa­tion der Orang-Utans vor Ort zu erleben. Es sollte eine der span­nendsten und emotio­nalsten Reisen in Frank Elst­ners Leben werden: Mehr als drei Wochen lang begleitet er den Tier- und Natur­schützer Willie Smits durch Indo­ne­sien, immer auf der Spur der Orang-Utans.

Die Route führt von Java über Sula­wesi bis nach Borneo — die natür­liche Heimat der Orang-Utans. Der Mode­rator lernt dabei Menschen kennen, die ihr gesamtes Leben dem Schutz der seltenen Menschen­affen widmen, bekommt Einblicke in die großen Probleme des Landes und die damit verbun­denen Schick­sale für die Orang-Utans. Nicht zuletzt begleitet er einen beson­deren Orang-Utan auf seinem Weg zurück in die Frei­heit. „Einer der schönsten Momente meines Lebens“, sagt Elstner sicht­lich berührt bei 40 Grad im Schatten mitten im Dschungel von Borneo.

Noch bis 24. Januar 2022 ist die Doku auch in der ARD-Media­thek zu finden.

Ein ganz normaler Tag in der Waldschule

Ein ganz normaler Tag in der Waldschule

Für unsere kleinen Orang-Utan-Waisen gibt es keine Ferien. Jeden Tag gehen sie in den Wald­kin­der­garten oder die Wald­schule, um gemeinsam mit den anderen alles zu lernen, was sie für ein Leben in der Wildnis brau­chen. Dabei sieht es ganz so aus, als würde ihnen das Lernen sehr viel Spaß machen. Und so soll es auch sein.

Probieren geht über studieren

Genau wie ihre mensch­li­chen Verwandten, müssen unsere Orang-Utan-Kinder lernen, ihr Bett zu machen. Der Unter­schied zu uns ist: Orang-Utans schlafen hoch oben im Baum in Nestern, die sie jeden Tag neu bauen. Das will gelernt sein. Die ganz Kleinen fangen mit der Nestbau-Lektion erst einmal auf dem Wald­boden an. Für die Fort­ge­schrit­tenen – ab einem Alter von zwei bis drei Jahren – geht es dann schritt­weise immer höher hinaus, ange­leitet von den Baby­sit­te­rinnen. Zuerst werden alle mögli­chen Äste auf ihre Trag­fä­hig­keit geprüft und passend zurecht­ge­bogen. Das erfor­dert schon so manche Anstren­gung und elegantes Hangeln zwischen den Bäumen.
Steht das Grund­ge­rüst aus Ästen, wird das Nest mit Blät­tern ausge­legt. Jede neue Schicht wird mit viel „Haudrauf“ passend zurecht geklopft. Manchmal legen die kleinen Racker auch eine Essens­pause ein und schieben sich einen Teil des Bauma­te­rials genüss­lich in den Mund. Ein Snack geht immer, das gehört bei Orang-Utans einfach dazu. Nachdem dann Äste und Blätter endlich zu einem Nest geformt sind, wird erst einmal ausgiebig Probe gelegen. Probieren geht bekannt­lich über studieren.

Leckere Snacks als Lernanreiz

Orang-Utans sind in der freien Wild­bahn jeden Tag rund sechs Stunden damit beschäf­tigt, Futter zu finden. Diese Vorliebe fürs Essen machen sich ihre Baby­sit­te­rinnen zunutze, indem sie die Lern­erfolge ihrer Schütz­linge mit begehrten Lecke­reien belohnen. Eine Banane zu schälen gehört dabei zu den einfachsten Übungen, das kann jedes Baby. Etwas anspruchs­voller ist da schon das Knacken einer Kokos­nuss: Erst schälen und die Nuss dann mit voller Wucht auf eine harte Kante schlagen. Die mensch­li­chen Ersatz­mütter machen es immer wieder vor, bis die Kleinen es selbst können. Wenn dann die Nuss split­tert und das köst­liche Frucht­fleisch frei gibt, ist die Freude groß. Einige Tiere sind hier talen­tierter als andere – dann kommt es schon mal vor, dass dieje­nigen, denen das Öffnen nicht geglückt ist, die Kokos­nuss von einem Klas­sen­ka­me­raden klauen. Das ist zwar nicht so gedacht, kann aber eben­falls eine ziel­füh­rende Über­le­bens­stra­tegie im Dschungel sein.

Lernen von den anderen

In der Wildnis lernen die kleinen Orang-Utans bis zu acht Jahre lang von ihren Müttern. Das geschieht, indem die Kleinen nach­ma­chen, was ihre Mütter ihnen zeigen. In der Dschun­gel­schule über­nehmen die Baby­sit­te­rinnen diese Aufgabe so gut es geht. Doch auch von den älteren, erfah­re­neren Tieren lernen die kleinen Orang-Utans. Zum Beispiel was den Gebrauch von Werk­zeugen angeht, oder die Fähig­keit, möglichst sicher von einem Baum zum anderen zu hangeln. Hier sind die anderen Orang-Utans auch deut­lich bessere Lehrer als die mensch­li­chen Ersatz­mütter. Wen wundert’s…

Mit dem richtigen Werkzeug geht es
Mit dem rich­tigen Werk­zeug geht es

Freund oder Feind?  Eine lebens­wich­tige Erkenntnis

Manche Lern­erfah­rungen sind für die kleinen Schü­le­rinnen und Schü­lern nicht ganz so erfreu­lich. So müssen sie zum Beispiel lernen, Freund und Feind zu unter­scheiden. Dafür werden die von Natur sehr neugie­rigen und fried­li­chen Orang-Utan-Kinder in ihrem natür­li­chen Flucht­ver­halten geschult. Und so kommt es immer mal wieder vor, dass wenn die Tiere in ihr Spiel vertieft sind oder grade essen, eine mensch­liche Ersatz­mutter plötz­lich mit einer Schlan­gen­at­trappe um die Ecke kommt! Dann ist die Aufre­gung unter den kleinen Orang-Utans groß und sie laufen laut schreiend hinter einen Baum oder klet­tern hoch in die Äste. Und so soll es auch sein. Zwar sind nicht alle 160 im Regen­wald von Borneo vorkom­menden Schlan­gen­sorten für Orang-Utans gefähr­lich. Aber im Ange­sicht einer Schlange schnell das Weite zu suchen, ist hier immer die bessere Lösung.

Unsere Orang-Utan-Kinder lernen jeden Tag dazu. Unter­stützen Sie diese Orang-Utan-Babys auf dem Weg in die Freiheit.