Will­kommen in der Baby­gruppe: Aiko, Onyer und Ramangai

Will­kommen in der Baby­gruppe: Aiko, Onyer und Ramangai

Mitte Februar kamen drei noch sehr kleine Neuzu­gänge im Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng an: Aiko, Ramangai und Onyer. Wie alle Neuen mussten sie zuerst für drei Monate in Quaran­täne. Unter medi­zi­ni­scher Beob­ach­tung und Dank liebe­voller Fürsorge gewöhnten sie sich langsam in ihre neue Umge­bung ein. Dem Start in der Baby-Gruppe stand nun nichts mehr im Weg. Hier lernen Aiko, Ramangai und Onyer spie­le­risch die ersten Fähig­keiten, die sie in ein paar Jahren in die Unab­hän­gig­keit bringen sollen. Noch ist es ein langer Weg, doch die Drei haben schon ganz erstaun­liche Fort­schritte gemacht. 

Aiko ist eine Meis­terin im Klettern

Aiko war neun Monate, als sie zu uns kam
Aiko war neun Monate, als sie zu uns kam

Aiko kam mit neun Monaten nach Nyaru Menteng. Sie war gesund und hatte von Anfang an einen großen Appetit auf Bananen und Milch. Sie lebte sich sehr schnell in die Baby-Gruppe ein. Aiko ist sehr aktiv beim Spielen und klet­tert sehr auf Bäume. Das ist ein außer­ge­wöhn­li­cher Fort­schritt für einen Orang-Utan in ihrem Alter. Andere Baby-Orang-Utans brau­chen norma­ler­weise länger, bevor sie genug Selbst­ver­trauen haben, um zu klet­tern und sich mehrere Meter über dem Boden zu bewegen. Auffällig ist aller­dings, wie wichtig ihr die Nähe ihrer Ersatz­mutter ist: Wenn Aiko den Eindruck hat, dass sich ihre Baby­sit­terin von ihr entfernt, beginnt sie sofort zu weinen.

Ramangai hält sich gern etwas abseits

Ramangai sucht die Nähe seiner Ersatzmutter
Ramangai sucht die Nähe seiner Ersatzmutter

Ramangai war sechs Monate alt, als er zu uns kam. Der zerbrech­lich wirkende kleine Orang-Utan-Junge war völlig dehy­driert und erhielt die ersten Tage Flüs­sig­keit über eine Infu­sion. Glück­li­cher­weise gelang es unseren Tier­ärzten, ihn zu stabi­li­sieren. Unter der liebe­vollen Fürsorge der Pfle­ge­rinnen entwi­ckelte sich Ramangai zu einem ruhigen Einzel­gänger, der sich gern etwas abseits hält. Das scheue Verhalten zeigt er auch in der Baby­gruppe. So sträubt sich Ramangai, an Akti­vi­täten abseits seiner Ersatz­mutter teil­zu­nehmen. Aber er hat begonnen, auf Äste zu klet­tern, die nicht allzu hoch über dem Boden liegen. Wir sind mit seinen bishe­rigen Fort­schritten sehr zufrieden.

Onyer ist ein kleiner Rauf­bold geworden

Onyer und Aiko verstehen sich gut
Onyer und Aiko verstehen sich gut

Onyer war mit etwa zwölf Monaten der Älteste von unseren drei Neuan­kömm­lingen. Die indo­ne­si­sche Natur­schutz­be­hörde hatte ihn in einem kleinen Dorf in Zentral-Kali­mantan beschlag­nahmt und zu uns gebracht. In der anfäng­li­chen Quaran­täne war er noch etwas ängst­lich und reagierte nervös, wenn sich ihm jemand näherte. Doch Onyer gewann schnell an Selbst­ver­trauen und sucht immer wieder den Kontakt zu seinen Alters­ge­nossen. Er ist sehr verspielt, ringt mit den anderen und spielt ihnen Streiche. Viel­leicht ist es seiner frühen Leiden­schaft für das Schau­keln geschuldet, dass er sich zu einem ausge­zeich­neten Klet­terer entwi­ckelt hat.

Wir drücken die Daumen, dass diese drei Baby-Orang-Utans ihre Fähig­keiten weiter so vorbild­lich entwi­ckeln und bald in die Wald­schule wech­seln können. 

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Signe ist mit zwei Söhnen im Regen­wald unterwegs

Signe ist mit zwei Söhnen im Regen­wald unterwegs

Gute Neuig­keiten aus dem Kehje Sewen Wald: Unser Post-Release-Moni­to­ring-Team entdeckte vor einiger Zeit – nur drei Gehmi­nuten vom Camp Nles Manse entfernt – gleich drei Orang-Utans, die dabei waren, ihr Schlaf­nest zu bauen. Es war die 14jährige Signe, die 2015 ihren Sohn Bungaran im Samboja Lestari Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum zur Welt gebracht hatte. Ein Jahr später, Ende 2016, sind die beiden dann im Regen­wald ausge­wil­dert worden. Sie wurden immer wieder von unseren Teams gesichtet; beiden ging es gut.

Der heran­wach­sende Orang-Utan-Junge war zuneh­mend eigen­ständig, und als das Moni­to­ring-Team Signe vor einem Jahr zuletzt sah, war sie ohne Bungaran unter­wegs. Und jetzt war er wieder da.

Neuer Nach­wuchs noch nicht mal ein Jahr alt

Doch was unser Moni­to­ring-Team tatsäch­lich über­raschte, war das Orang-Utan-Baby, das sie mit sich trug! Das Team schätzte den kleinen Jungen auf weniger als zwölf Monate. Norma­ler­weise werden Orang-Utan-Weib­chen nur alle acht bis neun Jahre schwanger, da es unge­fähr acht Jahre dauert, einen kleinen Orang-Utan für sein eigen­stän­diges Leben vorzu­be­reiten. Doch offenbar war Bungaran so schnell selb­ständig geworden, dass Signe wieder bereit für ein weiteres Kind war.

 Beide Söhne sind bei der Mutter
Ein seltenes Bild: Beide Söhne sind bei der Mutter

Post-Release-Moni­to­ring-Team doku­men­tiert Leben der Orang-Utans

Am nächsten Morgen gingen gleich zwei Teams in den Wald, um sowohl Signe mit ihrem Neuge­bo­renen als auch Bungaran durch ihren Tag zu begleiten. Dabei werden wich­tige Infor­ma­tionen über die Orang-Utans gesam­melt, die dazu dienen, das Leben dieser Menschen­affen besser zu verstehen. Und natür­lich wird auch geguckt, ob es ihnen gut geht. Diese „Nest-zu-Nest-Beob­ach­tungen“ beginnen, sobald die Tiere ihr Schlaf­nest verlassen und sie enden, wenn die Orang-Utans ihr neues Schlaf­nest für die nächste Nacht gebaut haben.

Ein ganz normaler Tag im Regenwald

Es war kurz vor 6 Uhr, als die Teams bei den Nestern von Signe und Bungaran ankamen. Signe und ihr Baby verließen als erste das Nest. Entspannt baumelte sie von Ast zu Ast, fraß Lianen­faser und junge Blätter, Waldo­rangen, junge Feigen­blätter, Wald-Ingwer und Calamus-Knollen. Zwischen­drin gab es Termiten als Protein-Snack. Insge­samt eine sehr gesunde und artge­rechte Mischung. Ab und zu machte Signe auch Ausflüge auf den Boden.
Ihr Baby hing die ganze Zeit an ihrem Fell und war sehr inter­es­siert an den Akti­vi­täten seiner Mutter. Vor allem wenn sie fraß, beob­ach­tete er sie sehr neugierig. Er selbst ist jedoch noch zu klein für Früchte, und so stillte Signe den Kleinen alle halbe Stunde. 
Auch Bungaran verbrachte die meiste Zeit oben in den Bäumen und fraß. Dabei igno­rierte er seine mensch­li­chen Beob­achter völlig.
Kurz vor Sonnen­un­ter­gang begann Signe, ein Nest für sich und ihr Baby in einem Mahang-Baum zu bauen. Bungaran kam dazu und baute nicht weit entfernt sein eigenes Schlafnest.

Orang-Utan-Kinder bleiben meist acht Jahre bei der Mutter
Orang-Utan-Kinder bleiben meist acht Jahre bei der Mutter

Eine Mutter mit zwei Kindern ist ungewöhnlich

Das PRM-Team beschloss, die Beob­ach­tungen am nächsten Tag fort­zu­setzen. Wieder gegen sechs Uhr begannen die Orang-Utans ihre tägli­chen Akti­vi­täten und hielten sich an eine ähnliche Routine wie schon am Tag zuvor. So weit so gut. Unge­wöhn­lich ist die Tatsache, dass Signe mit zwei Söhnen gleich­zeitig gesehen wurde. Obwohl Bungaran schon sehr selb­ständig ist, sucht er offenbar die Nähe seiner Mutter. Und Signe tole­riert das. Norma­ler­weise verscheu­chen Mütter ihre älteren Kinder, wenn sie wieder Nach­wuchs bekommen. Doch in diesen zwei Tagen, an denen das Trio von unserem Team beob­achtet wurde, hat Signe es immer wieder zuge­lassen, dass Bungaran sich seinem kleinen Bruder näherte.  Es war das erste Mal, dass unser Team eine Inter­ak­tion zwischen den beiden Brüdern beob­achten konnte. Wir hoffen, die beiden noch öfters zu treffen, um noch mehr über ihre Entwick­lung herauszufinden.
Wir wünschen allen dreien ein gesundes und glück­li­ches Leben im Kehje Sewen Wald.

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Ausge­wil­derte Orang-Utans beginnen ihr neues Leben im Regenwald

Ausge­wil­derte Orang-Utans beginnen ihr neues Leben im Regenwald

Es ist einer der wich­tigsten Momente unserer Arbeit: Wenn sich die Trans­port­boxen öffnen, und die Orang-Utans ihr neues Leben im Regen­wald beginnen. So erging es auch den sieben Orang-Utans, die wir vor rund zwei Wochen im Bukut Baka Bukit Raya Natio­nal­park ausge­wil­dert haben. Nach einer mehr­tä­gigen Reise, die über unweg­same Stre­cken, kleine Dörfer und für die letzten sieben Stunden über Flüsse führte, wurden die Tiere eines nach dem anderen frei gelassen. Doch wie ging es dann weiter? Finden unsere Schütz­linge ausrei­chend Nahrung? Haben sie einen sicheren Schlaf? Leben sie sich gut ein?

Jeder Schritt wird dokumentiert

Wenn wir die Orang-Utans auswil­dern, bleibt immer ein kleines Post-Release-Moni­to­ring-Team zurück. Sie folgen den Spuren der “Neuen Wilden”, beob­achten sie in ihrem neuen Zuhause und doku­men­tieren jeden Schritt. Zumin­dest, wenn die Teams sie finden. Der kurz vor der Auswil­de­rung implan­tierte Chip hilft, die Tiere aufzu­spüren –  aller­dings ist die Reich­weite begrenzt. Ein wenig Glück gehört also auch dazu. Direkt nach der Auswil­de­rung ist das einfa­cher: Da heften sich die Teams gleich an die Fersen der Tiere und lassen sie möglichst nicht mehr aus den Augen. So auch dieses Mal. Und das Team konnte berichten, dass sich die Tiere gut im Regen­wald einleben. 

Suayap schlug sich erst mal den Bauch voll

Suayap
Suayap

Sobald ihr Käfig geöffnet wurde, klet­terte Suayap flott auf den nächsten Baum. Die Akti­vi­täten um sie herum konnten sie nicht aus der Ruhe bringen. Sie beob­ach­tete von ihrem sicheren Baum­sitz aus, wie das Auswil­de­rungs­team einen weiteren Käfig öffnete. Suayap, die 2006 aus Thai­land gerettet wurde, pflückte sich erst mal genüß­lich Feigen aus den Ästen, kaute auf Mahawai-Blät­tern rum und fing ein paar Termiten. Später näherte sie sich kurz Barlian und einem andere Orang-Utan und zog sich dann zurück. Als es dunkel wurde, baute sie in 25 Metern Höhe ihr Schlaf­nest, nicht weit von der Stelle entfernt, an der sie ausge­setzt wurde.

Barlian vertei­digte sein Revier

Barlian
Barlian

Barlian brauchte etwas mehr Zeit, um seine neue Umge­bung zu erkunden. Nachdem er einen Baum erklommen hatte, näherte er sich Suayap. Später kam noch ein weiterer, nicht ideti­fi­zier­barer Orang-Utan dazu, mit dem Barlian einen Kampf anfing. Doch er war noch sicht­lich von seiner Reise erschöpft. Barlian konnte die Rangelei nicht für sich entscheiden und ließ dann von dem Wider­sa­cher ab. Später stritt er sich noch mit Unggang. Doch kurz danach naschten die beiden in trauter Einig­keit von dem reichen Angebot an Wald­früchten. Für seine erste Nacht rich­tete sich Barilan ein altes Nest her, das nur etwa 100 Meter vom Punkt seiner Frei­las­sung entfernt lag. 

Reren suchte Kontakt zu den anderen

Reren
Reren

Reren wurde zusammen mit Darryl, Amber und Randy frei­ge­lassen. Die Gruppe blieb erst einmal zusammen und suchte gemeinsam Futter. Alle waren sehr hungrig, obwohl sie auch auf dem Trans­port vom Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum bis zum Auswil­de­rungsort immer wieder ausrei­chend zu trinken und zu essen bekommen hatten. Aber offenbar macht das Erleben von Frei­heit hungrig. Uns so ließ sich Reren leckeren Kondang, Feigen, wilde Ingwer­kerne und Farne schme­cken. Sie baute ihr Nest gleich neben Ambers Nest, etwa 250 Meter entfernt von der Stelle, an der die beiden Käfige geöffnet wurden.

Amber hat keine Lust mehr auf Menschen

Amber
Amber

Vom ersten Moment an, als ihr Käfig geöffnet wurde, verhielt sich Amber dem  Auswil­de­rungs­team gegen­über leicht aggressiv. Im Grunde ein gesundes Verhalten, denn die Tiere sollen ja ohne Menschen zurecht kommen. Einige Male wirkte es so, als würde sie dem Team richtig drohen. Doch dann entschied sie sich doch dazu, Reren zu folgen und erst einmal etwas zu essen. Auch sie ließ sich Kondang- und Sang­kuang-Früchte sowie Capilak-Blätter schme­cken. Am ersten Abend blieb sie mit Reren zusammen und baute ihr Nest in direkter Nach­bar­schaft zu ihr.

Unggang musste sich erst mal zurecht finden

Unggang
Unggang

Unggang klet­terte auf einen Kape­ning-Baum, nachdem er frei­ge­lassen wurde. Er brauchte eine ganze Weile, um sich zu orien­tieren und die Lage zu über­bli­cken. Dann fing er langsam an, Früchte vom Baum zu pflü­cken und nach Termiten zu angeln. Als es dunkel wurde, baute er sein Nest in 30 Meter Höhe, nur etwa 100 Meter von seinem Frei­las­sungsort entfernt.

Darryl rangelte spie­le­risch mit Randy

Darryl
Darryl

Nachdem sein Käfig geöffnet wurde, prüfte Darryl kurz seine Umge­bung, bevor er auf einen nahe gele­genen Baum klet­terte. In der Baum­krone ange­kommen begann er sofort damit, sich den Magen zu füllen. Auch er war nach der langen Reise offen­sicht­lich hungrig. Dann erspähte er Randy und die beiden star­teten eine freund­schaft­liche Verfol­gungs­jagd. Wenn sie sich erwischten, rangelten sie spie­le­risch mitein­ander, nur um dann wieder eine Verfol­gung durch die Bäume zu starten. Schließ­lich beschloss Darryl, sein Nacht­nest in der Nähe seines Frei­las­sungs­ortes zu bauen.

Randy zeigt artge­rechtes Verhalten

Randy
Randy

Randy zeigte deut­lich seinen Unmut über die Anwe­sen­heit des Teams, als sein Käfig geöffnet wurde. Mit aufge­stellten Haaren rannte er fix auf einen Baum und konnte sich erst nach einiger Zeit wieder beru­higen. Später erkun­dete er die Gegend, fraß Früchte und Blätter, spielte mit Darryl und baute schließ­lich sein Nacht­nest etwa 200 Meter von seinem Auswil­de­rungsort entfernt.

Wir sind zuver­sicht­lich, dass alle sieben Orang-Utans ein glück­li­ches und erfolg­rei­ches Leben in ihrer neuen Heimat, dem Bukit Baka Bukit Raya National Park, führen werden. Wir behalten sie im Auge…

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Auf in den Regen­wald – sieben Orang-Utans finden neues Zuhause

Auf in den Regen­wald – sieben Orang-Utans finden neues Zuhause

Sieben Orang-Utans aus unserem Schutz­zen­trum Nyaru Menteng finden ihr neues Zuhause im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park. Vorher haben die Glücks­pilze einen langen Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess durch­laufen – nun starten sie in ihr neues, wildes Leben.


Aber der Reihe nach: Bevor sie die anstren­gende Reise bis zum Ort ihrer Auswil­de­rung ange­treten haben, hat unser Ärzte­team in Nyaru Menteng alle Tiere medi­zi­nisch unter­sucht: Wie viel wiegt der Orang-Utan? Sind die Zähne ok? Wie hoch ist die Körper­tem­pe­ratur? Gibt es irgend­welche Verlet­zungen? Was sagen die Blut­werte? Um diese Prozedur für die Tiere möglichst stress­frei zu halten, werden sie dafür leicht sediert. Nach dem Gesund­heits­check wurden die Tiere vorsichtig in sepa­rate Trans­port­boxen gelegt. Auf Fahr­zeugen verladen ging es dann mitten in der Nacht los. Immer wieder hat das Team auf der rund 20 Stunden dauernden Reise kurze Pausen einge­legt, um nach den Orang-Utans zu sehen. Die letzten vier Stunden ging es dann auf dem Boot weiter, bis jedes Tier zu seinem Bestim­mungsort kam.

Jedes Tier wird genau untersucht
Jedes Tier wird genau untersucht

Viele Tiere haben eine drama­ti­sche Geschichte

Jeder Orang-Utan hat eine eigene Lebens­ge­schichte. Auch diese „Neuen Wilden“ wurden in den vergan­genen Jahren im Schutz­zen­trum liebe­voll und fürsorg­lich auf ihre Auswil­de­rung vorbe­reitet. Eines von ihnen ist das Orang-Utan-Weib­chen Suayap. Sie kam 2006 zu uns, da war sie geschätzt zwischen sechs und sechs­ein­halb Jahren alt. Suayap war einer von 48 Orang-Utans, die aus dem Safari World Vergnü­gungs­park in Bangkok gerettet und nach Borneo zurück­ge­bracht wurden. Ein Gentest bestä­tigte: Sie war auf Borneo geboren, wurde dort gefangen und illegal nach Thai­land geschmug­gelt. Dort hätte ihr das lebens­lange Schicksal “Vergnü­gungs­park” gedroht – als junger Orang-Utan als nied­li­ches Foto­mo­dell, als ausge­wach­sener Orang-Utan als Boxer, Nummern­girl oder in einem anderen „Unter­hal­tungs­pro­gramm“.

Kein Orang-Utan soll so "leben" müssen
Kein Orang-Utan soll so “leben” müssen

Jeder Orang-Utan hat unter­schied­li­chen Entwicklungsstand

In unseren Schutz­zen­tren geht es darum, die Tiere so artge­recht wie möglich zu betreuen. In der Wald­schule werden die Über­le­bens­fä­hig­keiten mit Hilfe von inten­sivem Enrich­ment entwi­ckelt und trai­niert. Suayap war vier Jahre in der Wald­schule, bevor sie im Juni 2019 auf die Voraus­wil­de­rungs­insel im Salat Island Cluster umge­sie­delt wurde. Hier konnte sie sich „beweisen“. Sie ist von ihrem Wesen her nicht aggressiv, konnte jedoch gut für sich selbst einstehen, wenn es nötig war. Sie erkun­dete aktiv ihre Umge­bung, suchte fleißig nach Futter und verhielt sich in jeder Situa­tion wie ein wilder Orang-Utan. Die besten Voraus­set­zungen, um ausge­wil­dert zu werden.

Als Barilan zu uns kam, war er noch ganz klein
Als Barilan zu uns kam, war er noch ganz klein

Regen­wald statt Thaiboxen

Im Alter von 22 Jahren – nach sech­zehn­ein­halb Jahren bei BOS – war Suayap nun bereit, ein neues, freies Leben im Wald des Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­parks zu beginnen. Dazu Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land: „Wir freuen uns riesig, dass Suayap wieder als wildes Tier leben kann und nicht als Show­ob­jekt unna­tür­liche Kämpfe insze­nieren muss. Sie ist ein Hoff­nungs­schimmer im Kampf gegen den inter­na­tio­nalen ille­galen Wild­tier­handel. Leider haben „Orang-Utan Thai­boxing Shows“ im asia­ti­schen Raum unge­bremst regen Zulauf. Sie vermit­teln ein falsches Bild von Wild­tieren und sind für den Arten­schutz somit maximal kontra­pro­duktiv und schaffen weitere Nach­frage für den ille­galen Handel. Leider besu­chen auch viele deut­sche Touristen diese lebens­ver­ach­tenden Shows. Wir von BOS raten drin­gend davon ab, solche Shows zu besu­chen und lobby­ieren für ein Verbot.“

Mitt­ler­weile acht aus Thai­land geret­tete Orang-Utans ausgewildert

Reren erkundet neugierig seine Transportbox
Reren erkundet neugierig seine Transportbox

Mit Suayap wurden jetzt sechs weitere Orang-Utans im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya ausge­wil­dert: die Orang-Utan-Weib­chen Amber (16) und Reren (8) und die Männ­chen Barlian (8), Darryl (12), Randy (14) und Unggang (10). Suayap ist der achte Orang-Utan, der 2006 aus Thai­land gerettet wurde, den wir jetzt auswil­dern konnten. Ein weiteres Tier der 48 lebt auf einer unserer Schutz­in­seln für nicht auswil­der­bare Orang-Utans.

Randy erkundet sein neues Zuhause
Randy entdeckt sein neues Zuhause

Insge­samt hat BOS 485 Tiere ausgewildert

Mit diesen sieben Schütz­lingen hat die BOS Foun­da­tion seit 2012 485 Orang-Utans in zwei Auswil­de­rungs­ge­bieten in Zentral-Kali­mantan (Schutz­wald Bukit Batikap und Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park) und einem in Ost-Kali­mantan (Kehje Sewen Forest) ausge­wil­dert. Wir danken all unseren Spen­dern herz­lich für ihre Unter­stüt­zung, mit deren Hilfe wir diese Arbeit zum Arten- und Lebens­raum­schutz weiter voran­treiben können.

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Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Big Boy Beni

Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Big Boy Beni

Diese Orang-Utans berühren die Herzen hundert­tau­sender Menschen welt­weit. In der Sendung ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL können Sie unsere Wald­schüler im Schutz­zen­trum von Nyaru Menteng auf ganz beson­dere Weise kennen­lernen und sie durch ihren Alltag begleiten. Und dabei sind es vor allem die ganz indi­vi­du­ellen Persön­lich­keiten der Tiere, die zum Staunen, Lachen und Weinen einladen. In unserer Portraitreihe möchten wir Ihnen einige unserer tieri­schen TV-Stars noch einmal vorstellen.

Wenn es einen echten Star in der „Oran­gutan Jungle School“ gibt, dann ist das ohne Zweifel Big Boy Beni. Gegen seinen Charme kann selbst die einzig­ar­tige Alba einpa­cken. Beni, der Uner­sätt­liche, ist einfach ein echter Showman – unter­haltsam, liebens­würdig und irgendwie auch immer ein biss­chen der trau­rige Clown, den man einfach nur in die Arme schließen möchte. Eine echte Marke eben, dem keiner lange böse sein kann. Ganz egal was für einen Unfug er nun wieder ange­stellt hat.

Gerettet wurde Beni 2016 im Alter von zwei Jahren - ein magerer Bursche
Gerettet wurde Beni 2016 im Alter von zwei Jahren — ein magerer Bursche

Doch Benis Start ins Leben war hart, so wie der von all unseren Schütz­lingen. Als Baby verlor er seine Mutter, die vermut­lich von Wilde­rern getötet worden war. Die Bewohner eines Dorfes in Zentral-Kali­mantan entdeckten ihn, wie er allein auf einem Tele­fon­mast herum­ge­klet­tert war. Sie fingen ihn ein und brachten ihn zum örtli­chen Bezirksamt. Als unser Rettungs­team am 8. April 2016 gerufen wurde, fanden sie einen winzigen Orang-Utan vor, der in einem Käfig vor dem Bezirksamt gehalten wurde. Er wog nur 4,3 Kilo­gramm – viel zu wenig für ein zwei­jäh­riges Orang-Utan-Baby. Außerdem war er stark dehy­driert, litt unter einer Wurm­in­fek­tion und hatte Fieber. Wir vermuten, dass er nie als Haus­tier gehalten worden war, denn er zeigte noch natür­liche Verhal­tens­weisen und verhielt sich wie ein wilder Orang-Utan. Völlig verängs­tigt und aufge­bracht war der kleine Beni, als er in unsere Obhut kam. 

Glück­li­cher­weise konnte er sich im Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng schnell erholen. Und Essen wurde zu seiner neuen Leiden­schaft. Alles was süß und lecker war, schnappte er sich. Und das auf dem bequemsten Weg wie möglich. Sei es direkt aus dem Futter­korb der Baby­sit­te­rinnen oder aus den Händen seiner Mitschüler. Und doch konnte ihm niemand lange böse sein. Sein freund­li­cher Charme, sein Bitten, Betteln und Jammern erweichte jedes Herz. 

Im Rettungszentrum Nyaru Menteng erholt er sich schnell
Im Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng erholt er sich schnell

Leider blieb das jedoch nicht folgenlos. Denn so sehr Beni das süße Futter liebt, so wenig liebt er es, sich dafür anzu­strengen. Klet­tern? Ist doch viel zu mühsam. Und so wurde Big Boy Beni bald zum Sorgen­kind. Mit zehn Kilo Über­ge­wicht und wenig Moti­va­tion den Lektionen der Wald­schule zu folgen, wuchsen unsere Sorgen, ob er jemals ein Kandidat für die Auswil­de­rung werden könnte. Denn im Dschungel ist das Wissen, das in der Wald­schule gelehrt wird, überlebenswichtig. 

 Futtern
Lieb­lings­be­schäf­ti­gung: Futtern

Streng und unnach­giebig mussten die Baby­sit­te­rinnen und Tier­ärzte bei Beni durch­greifen. So schwer es allen fiel. Beni bekam eine Diät verordnet. 

Der qualvolle Moment auf der Waage. Zeigt die Diät Wirkung?
Der qual­volle Moment auf der Waage. Zeigt die Diät Wirkung?

Und tatsäch­lich verbes­serte sich sein Gesamt­zu­stand. Zwar ist Beni noch immer größer und kräf­tiger als seine Alters­ge­nossen, und auch sein Appetit ist noch immer unge­zü­gelt, aber das Gesamt­paket Beni hat eine erfreu­liche Entwick­lung durchgemacht.

Groß, größer, Big Boy Beni
Groß, größer, Big Boy Beni

So hat er nun, mit sieben Jahren, die Wald­schule abge­schlossen und wartet darauf, bald einen Platz auf der Wald­uni­ver­sität – einer Voraus­wil­de­rungs­insel – zuge­wiesen zu bekommen. Bis es soweit ist, lebt er in einem Sozia­li­sie­rungs­ge­hege. Denn Beni ist jetzt mitten­drin in der Pubertät. In der Wildnis lösen sich die Jung­tiere im Alter von sechs bis acht Jahren von ihren Müttern, werden unab­hängig und beginnen, ihren eigenen Weg zu gehen. In dieser Zeit werden sie aggres­siver und demons­trieren ihre Stärke, wenn sie sich einge­schüch­tert fühlen oder schlecht gelaunt sind. Vor allem die jungen Männ­chen, die das Poten­tial haben, sich zu einem domi­nanten Orang-Utan zu entwi­ckeln. Und das Poten­tial zeigt Big Boy Beni ganz eindeutig. Beni ist für unsere Baby­sit­te­rinnen einfach unkon­trol­lierbar geworden. Mit seiner körper­li­chen Stärke und seinem Dick­schädel könnte Beni unseren Mitar­bei­tern oder seinen Mitschü­lern unab­sicht­lich eine schwere Verlet­zung zufügen. 

Auf dem Weg, ein Orang-Utan-Mann zu werden
Auf dem Weg, ein Orang-Utan-Mann zu werden

Jetzt können wir es kaum erwarten bis Beni bald auf einer Insel zeigen kann, was für ein wilder Kerl in ihm steckt. Und wir freuen uns auf den Tag, an dem er in seine wahre Heimat, den Regen­wald, zurück­kehren darf.

Möchten Sie einen unserer Wald­schüler auf seinem Ausbil­dungsweg begleiten und ihm dabei Stück für Stück sein Leben in Frei­heit zurück­geben? Dann werden Sie Pate!