Sagt Hallo zu Baby Galaksi

Sagt Hallo zu Baby Galaksi

Ist er nicht ein süßer Fratz, der kleine Orang-Utan-Junge Galaksi? Seit einem Monat lebt das Baby jetzt in unserem Rettungs­zen­trum Samboja Lestari und hat dort alle Herzen im Sturm erobert. Den großen Namen (Galaksi ist das indo­ne­si­sche Wort für Galaxis) haben ihm seine Baby­sit­te­rinnen gegeben. 

Am 9. August, kurz nach Mitter­nacht, traf das Wild­tier-Rettungs­team der Natur­schutz­be­hörde BKSDA in unserem Rettungs­zen­trum Samboja Lestari in Ost-Kali­mantan ein. Im Gepäck das gerade geret­tete Orang-Utan-Baby. Unge­duldig hatten unsere Mitarbeiter:innen am Tor auf die Ankunft der wert­vollen Fracht gewartet. Der kleine Orang-Utan-Junge bekam von der Aufre­gung erstmal nicht viel mit. Er schlief – wie es sich um diese Uhrzeit für ein Baby gehört – tief und fest in einer Katzentransportbox. 

Das Rettungsteam der BKSDA übergab uns das Orang-Utan-Baby mitten in der Nacht
Das Rettungs­team der BKSDA übergab uns das Orang-Utan-Baby mitten in der Nacht

Das BKSDA-Team konnte folgendes von Galaksis Rettung berichten: Sie hatten von den Bhabin­kam­tibnas (das sind Aufseher für Sicher­heit und Ordnung in der Gemeinde) des Unter­be­zirks Bengalon die Infor­ma­tion erhalten, dass Dorf­be­wohner ein Orang-Utan-Baby gefunden hätten. Sofort machte sich das zustän­dige BKSDA-Wild­tier-Rettungs­team in das mehr als 200 Kilo­meter entfernte Bengalon auf, um das Baby abzuholen.

Am verein­barten Treff­punkt an einer Schnell­straße begrüßte sie der Dorf­be­wohner, der das Orang-Utan-Baby den Bhabin­kam­tibnas gemeldet hatte. Er berich­tete, dass seine Nach­barn den kleinen Orang-Utan im angren­zenden Wald aufge­funden hätten – allein und mutterlos. Der Mann sagte, er wisse, dass es illegal sei, Orang-Utans in Gefan­gen­schaft zu halten, und habe deshalb sofort die örtli­chen Behörden und die Feuer­wehr verständigt.

Über Nacht hielt er das Orang-Utan-Baby bei sich zu Hause in einer Katzen­trans­portbox. Aller­dings hat das Baby so geweint, dass seine Frau den Kleinen schließ­lich raus­holte und im Arm hielt, um ihn zu beru­higen. Sie gaben dem kleinen Jungen Bananen und Milch, aber er wollte nicht recht fressen und nahm nur kleine Happen zu sich. Doch auf dem Weg nach Samboja Lestari gelang es dem BKSDA-Team immerhin dreimal, das Baby mit Milch zu füttern.

Eine Babysitterin nahm den Waisenjungen entgegen
Eine Baby­sit­terin nahm den Waisen­jungen entgegen

In unserem Rettungs­zen­trum Samboja Lestari stand die Baby­sit­terin schon bereit, um das noch namen­lose Baby schnell in die Kran­ken­sta­tion zu bringen. Sofort klam­merte sich der Kleine an ihr fest und wollte sie gar nicht mehr loslassen. 

Auch wenn es nicht das Fell der Mutter ist - Galaksi klammert sich ganz fest an die Babysitterin
Auch wenn es nicht das Fell der Mutter ist — Galaksi klam­mert sich ganz fest an die Babysitterin

Noch in der Nacht führte die dienst­ha­bende Tier­ärztin Made Ayudita eine erste Unter­su­chung durch. Auch ein Milch­fläsch­chen stand schon bereit. Made Ayudita stellte fest, dass das Baby etwas dünn war und nur 2,7 Kilo­gramm wog. Es hatte keine Verlet­zungen, war nach seinen Backen­zähnen zu urteilen etwa sieben Monate alt und wies Anzei­chen eines Nabel­bruchs auf.

Sofort wurde das Baby untersucht, um festzustellen, welche Hilfe nötig ist
Sofort wurde das Baby unter­sucht, um fest­zu­stellen, welche Hilfe nötig ist

Wie bei jedem Neuzu­gang üblich, wurde der kleine Orang-Utan erstmal unter Quaran­täne gestellt. Mit Ruby, dem einzigen anderen Baby der Gruppe, darf er erst in ein paar Wochen zusam­men­kommen. Einige Tage später, am 12. August, führte unser medi­zi­ni­sches Team bei dem Baby einen COVID-19-Test durch, der einen nega­tiven Befund ergab.

Rund sieben Monate alt und zu dünn war Galaksi bei seiner Rettung
Rund sieben Monate alt und zu dünn war Galaksi bei seiner Rettung

Nun, nach einem Monat bei uns, berichten die Baby­sit­te­rinnen, dass Galaksi bei guter Gesund­heit ist und aktiv spielt, am liebsten mit dem Plüsch­tier in seinem Körb­chen. Er scheint ein rein­li­ches Kerl­chen zu sein, denn seine Toilet­ten­gänge macht er immer außer­halb seines Körbchens. 

Galaksi, keine Angst, wir beschützen dich
Galaksi, keine Angst, wir beschützen dich

Kleiner Galaksi, wir glauben an Dich. Und bis Dein Stern auch alleine hell erstrahlen kann, sind wir gern Deine Beschützer.

Sie möchten Orang-Utan-Waisen wie dem kleinen Galaksi helfen? Dann werden Sie doch Orang-Utan-Retter. So unter­stützen Sie unsere Arbeit für die Orang-Utans und ihren Lebensraum.

Jejes lang ersehnte Augen­ope­ra­tion war erfolgreich

Jejes lang ersehnte Augen­ope­ra­tion war erfolgreich

Viele der Orang-Utans, die in unsere Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren kommen, befinden sich in einem schlechten Gesund­heits­zu­stand. Einige leiden sogar an schweren Krank­heiten oder Störungen, die eine beson­dere Pflege oder Behand­lung erfor­dern. So war es auch bei dem Männ­chen Jeje, der im Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum in Samboja Lestari lebt.

Gefan­gen­schaft machen die Reha­bi­li­ta­tion schwieriger

Jeje war schät­zungs­weise fünf Jahre alt, als das Teng­ga­rong Natural Resources Conser­va­tion Office (BKSDA) ihn im September 2016 an uns übergab. Das Rettungs­team hatte das junge Männ­chen zuvor in einem Dorf im Bezirk Barong Tongkok beschlag­nahmt. Ein Dorf­be­wohner hatte Jeje als Haus­tier gehalten seitdem er ein Säug­ling war. Damit war leider zu erwarten, dass eine Reha­bi­li­ta­tion nach so vielen Jahren schwierig werden würde.

Eine Augen­ver­let­zung machte ihm zu schaffen

Dann kam Jeje nach Samboja Lestari. Schon bei seiner Ankunft fiel auf, dass mit seinem linken Auge etwas nicht in Ordnung war. Das Ärzte­team erkannte, dass sein Augapfel irgend­wann einmal durch einen scharfen Gegen­stand verletzt worden war. Das Auge wurde medi­zi­nisch versorgt und Jeje weiter beob­achtet. Ein wundes Auge kann zu ernsten und lang­fris­tigen Problemen führen.

Schon als Jeje zu uns kam war sein Auge beeinträchtigt
Schon als Jeje zu uns kam war sein Auge beeinträchtigt

Nach seiner Quaran­täne kam der junge Orang-Utan in die Wald­schule. Es fiel auf, dass er neue Fähig­keiten im Vergleich zu den Gleich­alt­rigen deut­lich lang­samer erlernte. Außerdem war er schüch­tern und suchte eher selten Kontakt zu anderen Orang-Utans. Jeje mied die Nähe zu Menschen und verhielt sich ihnen gegen­über manchmal sogar leicht aggressiv. Wenn er den Wald erkun­dete, blieb er am liebsten auf dem Boden. 

Dann musste Jeje auf die Krankestation

Im März letzten Jahres wurde bei Jeje dann das „Oran­gutan Respi­ra­tory Disease Syndrome“ diagnos­ti­ziert. Diese Erkran­kung des Atmungs­sys­tems wird in der Regel durch eine bakte­ri­elle Infek­tion verur­sacht – in einigen Fällen kann sie sogar tödlich enden. Vier Monate musste Jeje auf der Kran­ken­sta­tion bleiben und wurde dann zur weiteren Gene­sung in einen Einzel­käfig verlegt.

Die Unter­brin­gung ganz alleine schien Jeje zu gefallen. Das junge Männ­chen wurde deut­lich ruhiger und verhielt sich seinen Betreuern gegen­über auch nicht mehr aggressiv. Lieber beob­ach­tete er still seine Umge­bung, wartete geduldig auf sein Futter und beschäftgte sich mit seinen „enrich­ment tools“.

Die Entfer­nung des verletzten Augap­fels als letzte Lösung 

Was leider nicht besser wurde, war Jejes Auge. Es produ­zierte immer wieder infek­tiösen Schleim, so dass die Tierärzt:innen eine schwere Entschei­dung trafen: Der linke Augapfel sollte entfernt werden. Dies wäre der Schlüssel, um das Risiko einer Infek­tion zu verrin­gern und sein allge­meines Wohl­be­finden zu verbes­sern. Da dem Team jedoch die Erfah­rung in der Augen­chir­urgie fehlte, bat es einen externen Experten um Unterstützung.

Jeder Schritt wird genau dokumentiert
Jeder Schritt wird genau dokumentiert

Und genau dieser Experte war glück­li­cher­weise schon vor Ort: Der renom­mierte und auf Opera­tionen bei Primaten spezia­li­sierte Tier­arzt Joost Phil­ippa unter­stützte bereits mehrere Monate das Vete­ri­när­team für die Malai­en­bären mit seiner Exper­tise. Dr. Joost hatte den kompli­zierten Eingriff zur Entfer­nung des Augap­fels schon mehr­fach durch­ge­führt und war nun der rich­tige Mann am rich­tigen Ort. Während der Opera­tion erläu­terte er seine Schritte sehr genau und schulte die anderen Tierärzt:innen darin, wie sie zukünftig so einen Eingriff selbst durch­führen könnten. Glück­li­cher­weise verlief alles verlief reibungslos, und Jejes Augapfel konnte sicher und ohne Kompli­ka­tionen entfernt werden.

Am Ende wurde die Wunde genäht
Am Ende wurde die Wunde genäht

Die Opera­tion ist jetzt zwei Monate her und die Narben verheilt. Jejes allge­meiner Gesund­heits­zu­stand hat sich deut­lich verbes­sert und er spielt sogar mit den anderen!

Weiterhin gute Besse­rung, Jeje.

 

Sie wollen unsere Arbeit zur Rettung der Orang-Utans und ihres Lebens­raumes unter­stützen? Jeder Beitrag hilft.

 

Indar – eine Orang-Utan-Warrior

Indar – eine Orang-Utan-Warrior

Seit sie ein kleines Kind war, liebt Indar Yaumi Orang-Utans. Sie träumte davon, sich eines Tages für den Schutz der Menschen­affen und ihres Lebens­raums einzu­setzen. Und dann war es ihr guter Umgang mit Zahlen und Daten, der ihr vor rund vier Jahren die Tür zur Arbeit mit Orang-Utans öffnete. Indar ist ein großer Gewinn für unsere Arbeit vor Ort.

Von der Daten­er­fas­sung zur stell­ver­tre­tenden Managerin

Anfangs wurde Indar im Daten­ma­nage­ment einge­setzt: Beim Post-Release-Moni­to­ring gibt es eine Viel­zahl sehr unter­schied­li­cher Infor­ma­tionen, die in Tabellen, Skalen und Doku­menten erfasst werden. Um daraus sinn­volle Ergeb­nisse z.B. auch für die Erfor­schung von Orang-Utans ableiten zu können, ist ein stan­dar­di­siertes und sorg­fäl­tiges Daten­ma­nage­ment enorm wichtig. Auch dienen die gesam­melten Daten dazu, anste­hende Auswil­de­rungen zu planen – wo gibt es geeig­nete Gebiete mit ausrei­chend Futter und genug Platz für die „Neuen Wilden“ im Regenwald?

Schon bald wurden Indar weitere Aufgaben über­tragen und sie erhielt mehr Verant­wor­tung. So plante sie – eben­falls auf Basis ihrer Daten – Akti­vi­täten zur Stär­kung der Gemeinden im Muara Wahau District. In 2020 über­nahm sie dann die Posi­tion der Wald­pla­nungs- und Projekt­be­auf­tragten und wurde mit der Erstel­lung eines Manage­ment­plans für den Kehje Sewen Wald beauf­tragt. Ziel des Plans: die Wieder­her­stel­lung des Ökosys­tems. In dieser Rolle plant Indar Akti­vi­täten, die dem Wald, den Orang-Utans und der Gemein­schaft zugu­te­kommen, und führt die Maßnahmen in enger Zusam­men­ar­beit mit anderen Akteuren durch.

Vor einigen Monaten wurde sie dann zur stell­ver­tre­tenden Mana­gerin für den Kehje Sewen Wald und die Insel Juq Kehje Swen ernannt. Nun beauf­sich­tigt sie alle Akti­vi­täten, die im Kehje Sewen Wald und auf der Insel Juq Kehje Swen durch­ge­führt werden. Eine beein­dru­ckender beruf­li­cher Weg in sehr kurzer Zeit.

Indars Arbeitstag ist sehr abwechslungsreich
Indars Arbeitstag ist sehr abwechslungsreich

Von Orang-Utans fasziniert

Die Begeg­nung mit den Orang-Utans ist für Indar immer noch etwas Beson­deres. Ihr denk­wür­digstes Erlebnis fand während ihrer ersten Orang-Utan-Auswil­de­rung statt­fand. Die Dinge liefen nicht wie geplant und sie musste sich zurück­ziehen, als sich ihr zwei männ­liche Orang-Utans gleich­zeitig näherten. “Ich hatte keine Zeit zu verar­beiten, was vor sich ging, ich habe einfach schnell gehan­delt”, erin­nert sie sich. “Jetzt weiß ich es besser: Ich muss immer eine Evaku­ie­rungs­route vorbereiten.”
Durch ihre Arbeit hofft Indar, dass sich die Popu­la­tion der wild­le­benden Orang-Utans in Zukunft vergrö­ßern wird. “Ich möchte, dass mehr Orang-Utans frei im Wald leben und dazu beitragen, dass Kali­mantan eine der Lungen der Welt bleibt. Ich hoffe auch, dass die Regie­rung den Natur­schutz stärker unter­stützt und an einer verbes­serten Bewirt­schaf­tung der indo­ne­si­schen Wälder mitwirkt.”

Indar beobachtet viele Stunden täglich
Indar beob­achtet viele Stunden täglich

Ihr Appell: Jeder kann etwas tun

Dabei wird Indar nicht müde, immer wieder auch an ihre Mitmen­schen zu appel­lieren. Wo sie kann, fordert sich dazu auf, alles zu tun, um die Orang-Utans und die Wälder zu schützen und zu erhalten. Ihr ist klar, dass es ein langer und mühsamer Prozess ist. „Aber selbst die kleinsten Hand­lungen können echte Verän­de­rungen für die Zukunft bewirken, wie zum Beispiel Müll richtig zu entsorgen und das Land nicht unver­ant­wort­lich zu verbrennen”, sagt Indar.

Auch kleine Dinge können Großes bewirken.

 

Eine wilde Freundschaft

Eine wilde Freundschaft

Wenn unsere Orang-Utans auf einer der Voraus­wil­de­rungs­in­seln leben, müssen sie unter Beweis stellen, dass sie sich im Regen­wald genauso gut versorgen können, wie ein wilder Orang-Utan. Schließ­lich haben sie alles von ihren mensch­li­chen Ersatz­müt­tern lernen müssen. Alles? In Desis Fall trifft das nicht ganz zu. Denn das Weib­chen hat auf ihrer Voraus­wil­de­rungs­insel Juq Kehje Swen offenbar eine neue Freundin gefunden — Kimi. 

Orang-Utans sind norma­ler­weise eher allein unterwegs

Kimi ist ein wildes Orang-Utan-Weibchen auf Juq Kehje Sewen
Kimi ist ein wildes Orang-Utan-Weib­chen auf Juq Kehje Sewen

Kimi ist ein wild lebender, weib­li­cher Orang-Utan, der eben­falls auf Juq Kehje Swen lebt. Die Insel ist reich an Biodi­ver­sität, daher ist es nicht über­ra­schend, dass dort und in den umlie­genden Wald­ge­bieten wilde Orang-Utans leben. Direkte Begeg­nungen gibt es dabei jedoch eher selten, denn die scheuen Menschen­affen ziehen meist allein durch den Regen­wald. Aber vor einiger Zeit machte unser Post-Release-Moni­to­ring-Team eine erstaun­liche Entde­ckung: Als sie auf der Insel ankamen, sahen sie Desi und Kimi Seite an Seite zum Fluss­ufer trotten. Das Wieder­sehen mit Kimi war ein Glücks­fall, denn sie war schon seit einiger Zeit nicht mehr von den Teams gesichtet worden. Offenbar hatte das Futter, das regel­mäßig für Desi zur Fütte­rungs­platt­form gelie­fert wurde, Ihr Inter­esse geweckt. Kimi schnappte sich einige Bananen direkt aus Desis Hand und schob sie sich genüss­lich in den Mund. Dann saßen beide eine ganze Zeit fried­lich beiein­ander und teilten sich freund­schaft­lich das bereit­ge­stellte Futter.

Gemeinsam auf Entdeckungstour

Unser Beobachtungsteam hat Kimi im Blick
Unser Beob­ach­tungs­team hat Kimi im Blick

Dann ging es auf gemein­same Erkun­dungs­tour durch den Wald. Die beiden klet­terten von Baum zu Baum und unser Team konnte beob­achten, wie Desi und Kimi dabei beträcht­liche Mengen an Blät­tern und Früchten vom Baum pflückten und aßen. Für unser Beob­ach­tungs­team war es sehr span­nend, den wilden Orang-Utan Kimi und die vor ihrer Auswil­de­rung befind­liche Desi in dieser direkten Inter­ak­tion zu beob­achten. Es ist ein Glücks­fall, wenn so etwas passiert. So kann Desi von ihrer wilden Artge­nossin lernen und ihre Über­le­bens­fä­hig­keiten im Regen­wald weiterentwickeln.

Desi zeigt ihre Zähne
Desi zeigt ihre Zähne

 

Unter­stützen Sie unsere Arbeit mit den rothaa­rigen Menschen­affen. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.

 

Ein alter Bekannter auf Abwegen….

Ein alter Bekannter auf Abwegen….

Meis­tens ist es der Hunger, der die sonst eher scheuen Orang-Utans in die Nähe von Menschen treibt. Mit jedem abge­holztem Baum schwindet ihr Lebens­raum und dann müssen die fried­li­chen Menschen­affen anderswo nach Nahrung suchen. Das kann zu einem Problem werden, wenn ein Orang-Utan in einem von Menschen bewohnten Gebiet auftaucht. Genau das geschah vor einigen Wochen im Dorf Loesan in Ost-Kalimantan…

Frei­le­bende Orang-Utans meiden norma­ler­weise die Nähe zum Menschen

Die Bilder des impo­santen Männ­chens mit seinen ausge­prägten Backen­wülsten tauchten zuerst in den Sozialen Medien auf. Ein Video zeigte, wie der Orang-Utan von einem Bewohner des Dorfes mit Bananen, Jack­fruits und Dosen­milch gefüt­tert wurde. Es war insge­samt ein merk­wür­diges Szenario, da frei­le­bende Orang-Utans den direkten Kontakt mit Menschen norma­ler­weise meiden. Und tatsäch­lich waren die Menschen anfangs auch etwas erschro­cken, als das große Tier plötz­lich mitten im Ort auftauchte. Doch das Männ­chen verhielt sich völlig fried­lich. So kamen die Dorf­be­wohner auf die Idee, ihn zu füttern – das war viel­leicht gut gemeint, aber tatsäch­lich sollten Wild­tiere nie mit mensch­li­cher Nahrung gefüt­tert werden, die sich stark von ihren natür­li­chen Nahrungs­quellen unterscheidet!

Das Rettungs­team machte sich sofort auf den Weg

Transport im sicheren Käfig
Trans­port im sicheren Käfig

Direkt nach der Ankunft des Menschen­af­fens riefen die Dorf­be­wohner die indo­ne­si­sche Natur­schutz­be­hörde BKSDA an, die offi­ziell die erste Anlauf­stelle für die Rettung von Orang-Utans ist. Sie stellte umge­hend ein Team aus der Wild­tier­ret­tungs­gruppe der BKSDA sowie Tier­ärzten und Pfle­gern von BOS zusammen. Die Gruppe machte sich sofort auf den Weg. Doch als sie im Dorf ankamen, war das Tier nirgends zu sehen. Das Männ­chen hatte sich ruhig wieder in den Wald zurück­ge­zogen. Das Rettungs­team blieb in der Gegend und stellte eigenen Erkun­dungen an. Es dauerte vier Tage, dann tauchte der Orang-Utan im benach­barten Wald wieder auf.

Der Tier­arzt machte den ersten Check direkt vor Ort

Das Team schaffte es, das Männ­chen zu sedieren und einzu­fangen. Bevor es zurück ins Rettungs­zen­trum ging, führte unser aus Samboja Lestari mitge­reister Tier­arzt eine erste medi­zi­ni­sche Unter­su­chung durch. Dabei stellte er fest, dass der Orang-Utan einen miss­ge­bil­deten linken Zeige­finger und einen unter die Haut implan­tierten Mikro­chip hatte – ein sicheres Zeichen dafür, dass das Tier schon einmal in mensch­li­cher Obhut war! Eine Zahn­un­ter­su­chung ergab, dass das Männ­chen etwas zwanzig Jahre alt war. Das Team brachte ihn nach Samboja Lestari zur weiteren Unter­su­chung und gab ihm den vorläu­figen Namen Loesan, nach dem Dorf, wo er einge­fangen wurde.

Ankunft im Quarantänegehege

Auf dem Weg in die Quarantänestatioin
Auf dem Weg in die Quarantänestatioin

Wie alle Neuan­kömm­linge kam „Loesan“ erst einmal in das Quaran­tä­ne­ge­hege und wurde rund um die Uhr beob­achtet. Diese Vorsichts­maß­nahme verhin­dert, dass Krank­heiten in das Zentrum einge­schleppt werden. Das Vete­ri­när­team führte eine gründ­liche Unter­su­chung durch, um seinen Gesund­heits­zu­stand genauer zu prüfen und Daten über ihn zu sammeln: Nach Abstri­chen im Nasen- und Rachen­raum sowie rektal wurde das Männ­chen geröntgt, Zähne und Zahn­fleisch wurden unter­sucht und es wurden Proben von Blut, Sputum und Haaren entnommen. Er wurde gewogen (69 Kilo­gramm) und erhielt ein Entwur­mungs­mittel. Zuletzt noch Finger­ab­drücke und DNA-Analyse. Alle Tests und entnom­menen Proben zeigten, dass der Orang-Utan bei guter Gesund­heit war.

Das Männchen wird genau untersucht
Das Männ­chen wird genau untersucht

Der Mikro­chip enthüllte eine kleine Sensation

Ein beson­ders inter­es­santer Fund war der Mikro­chip, der unter seiner Haut implan­tiert war. Ein untrüg­li­ches Zeichen dafür, dass der Orang-Utan irgend­wann in seiner Vergan­gen­heit in einem Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum gewesen sein muss – dort werden alle Tiere mit einem solchen Mikro­chip versehen, wenn sie ausge­wil­dert werden.

Unser Team las den Mikro­chip mit einem spezi­ellen Scanner aus und verglich die Infor­ma­tionen mit unseren Bestands­daten für Samboja Lestari – und die Über­ra­schung war perfekt: Bei dem Männ­chen handelte es sich um Uli! Er war am 6. Februar 1998 aus Palangka Raya in Zentral­ka­li­mantan gerettet und nach Wana­riset — unserem alten Orang-Utan-Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum — in Ostka­li­mantan gebracht wurde. Knapp einein­halb Jahre später im September 1999 wurde er in einem sehr jungen Alter im Meratus Moun­tain Protec­tion Forest ausge­wil­dert. Jetzt ist Loesan, alias Uli, unge­fähr 24 Jahre alt — er hat über 20 Jahre lang unab­hängig von Menschen überlebt!

Nach der Zwischen­sta­tion wieder in die Wildnis zurück

Jetzt braucht Uli etwas Geduld
Jetzt braucht Uli etwas Geduld

Uli bleibt noch ein paar Monate unter Beob­ach­tung in Quaran­täne, bevor wir ihn auf eine unserer Voraus­wil­de­rungs­in­seln bringen. Dort soll er noch mal beweisen, dass er ohne mensch­liche Unter­stüt­zung im Regen­wald leben kann, bevor wir ihn – weitab von mensch­li­chen Sied­lungen – wieder in der Wildnis Borneos auswil­dern können.

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