Die Kraft des Pantung-Baumes

Die Kraft des Pantung-Baumes

In diesem Bericht erzählt Eko Prasetyo von einer inten­siven und großen Rettungs­ak­tion in Kapuas (Zentral­ka­li­mantan). Gemeinsam rettete das Team 39 Orang-Utans und brachte diese in ein sicheres Gebiet im Wald. Im Rahmen der Rettungs­ak­tion sind die Tier­ärzte auf einen inter­es­santen Fund gestoßen – die Orang-Utans nutzen wahr­schein­lich den Saft des Pantung-Baumes, um ihre Wunden zu heilen.

Vor uns lag eine Fläche mit abge­brannten Bäumen und glim­mender Asche. Im noch vorhan­denen Wald suchten wir nach über­le­benden Orang-Utans. Mehrere Tiere mit Brand­ver­let­zungen konnten wir zum Glück noch retten. Vor allem waren das die Tier­ärzte mit ihrer Fach­kenntnis und dem drin­gend benö­tigtem medi­zi­ni­schem Equip­ment. Trotz allem hatten die Vete­ri­näre es nicht einfach, da sie wilden und verwun­deten Orang-Utans helfen mussten. In solchen Situa­tionen sind die Tiere natür­lich sehr ängst­lich und angespannt.

Während unserer Rettungs­ak­tion versorgten die Tier­ärzte die Brand­wunde eines männ­li­chen Orang-Utans und bemerkten den ange­trock­neten Saft des Pantung-Baumes auf seiner Wunde. Sehr wahr­schein­lich nutzen wilde Orang-Utans diesen Saft bewusst zur Wund­hei­lung. Wir hoffen, dass die Wissen­schaft die Wirkungen dieses Saftes genauer unter die Lupe nehmen wird.

Pantung (Dyera constu­lata) ist ein tropi­scher Baum, der zur Latex­ge­win­nung ange­zapft wird. Die Einhei­mi­schen nutzen Pantung als Kleb­stoff beim Bauen ihrer Boote oder für Kunsthandwerke.
Der Pantung-Baum kann einen Durch­messer von zwei Metern und eine Höhe von 40 Metern errei­chen. Sein Holz wird auch für die Herstel­lung von Möbeln benutzt.

Es scheint als sei Pantung ein sehr viel­fäl­tiger und für Orang-Utans sehr nütz­li­cher Baum. Sie nutzen nicht nur den Saft, um ihre Wunden zu behan­deln, sondern essen auch die Borke und seine jungen Blätter. Außerdem bauen sie in seinen Kronen gerne ihre Schlafnester.

Der Wald mit seiner schier gren­zen­losen biolo­gi­schen Viel­falt stellt eine der größten Quellen für natür­liche Medizin dar. Wälder absor­bieren Regen­wasser, schützen die Bevöl­ke­rung vor Über­flu­tungen und nützen dem Menschen noch auf vielerlei andere Weise. Seine groß­flä­chige Rodung oder Zerstö­rung durch Brände vernichtet nicht nur ein nach wie vor nur wenig erforschtes Ökosystem, sondern verur­sacht auch Schäden in der Atmo­sphäre, die nicht mehr rück­gängig zu machen sind.

Origi­nal­text: Eko Prasetyo, BOS Foun­da­tion; deut­sche Bear­bei­tung: BOS Deutschland 

 

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Werden Sie jetzt Pate eines der rotbraunen Menschen­affen und helfen Sie mit, die Orang-Utans vorm Aussterben zu bewahren.

Doppelt so viele Sumatra-Orang-Utans wie angenommen

Doppelt so viele Sumatra-Orang-Utans wie angenommen

Für Pessi­misten ist das Glas immer halb leer, aber Orang-Utan-Schützer sind Opti­misten: Für sie ist das Glas halb voll.

In Sumatra sogar doppelt so voll: Dort leben statt, wie bisher ange­nommen, knapp 7.000 Sumatra-Orang-Utans, über 14.000 Indi­vi­duen. Das ergaben Forschungen, bei denen bisher nicht berück­sich­tigte Gebiete mit einbe­zogen wurden. Die Wissen­schaftler unter­suchten auch Regionen bis 1.500 Meter über dem Meeres­spiegel, wogegen frühere Forschungen davon ausgingen, dass über 900 Meter keine Orang-Utans mehr leben würden. Auch in zum Teil abge­holzten Wäldern wurden Popu­la­tionen registriert.

Zum ersten Mal konnten die Bestands­zahlen einer Menschen­af­fenart nach oben korri­giert werden. Serge Wich von der Liver­pool John Moores Univer­sität in Groß­bri­tan­nien: „Es ist fantas­tisch, dass es mehr Sumatra-Orang-Utans gibt, als wir dachten.“ Er fügt aller­dings hinzu: „Das bedeutet aber nicht, dass wir uns zurück­lehnen können. Im Lebens­raum der Orang-Utans sind zahl­reiche Baupro­jekte geplant, die die Zahl dieser Menschen­affen in den kommenden Jahren dras­tisch redu­zieren könnten.“ Den Forschern zufolge sollten für alle Bebau­ungs­pro­jekte in den Wäldern der Orang-Utans Verträg­lich­keits­stu­dien durch­ge­führt werden, damit eine Beein­träch­ti­gung ihres Lebens­raums auf ein Minimum redu­ziert oder sogar gänz­lich vermieden werden kann.

Auch mit diesem vergleichs­weise erfreu­li­chen Ergebnis bleibt gerade der Sumatra-Orang-Utan (Pongo abelii) weiterhin vom Aussterben bedroht. Aller­dings zeigen die Ergeb­nisse einen metho­di­schen Fort­schritt in den Bestands­ana­lysen von Menschen­affen an. „Das wird uns dabei helfen, den Akteuren aus Natur­schutz­po­litik und ‑manage­ment genauere Infor­ma­tionen zur Verfü­gung zu stellen, was sich dann wiederum positiv auf den Schutz der Menschen­affen auswirken wird“, so Projekt­leiter Hjalmar Kühl vom Max-Planck-Institut für evolu­tio­näre Anthropologie.

Von den Borneo-Orang-Utans (Pongo pygmaeus) leben nach aktu­ellen Schät­zungen noch etwa 50.000 Indi­vi­duen in freier Wild­bahn. Viel­leicht kann auch hier fest­ge­stellt werden, dass sie auch ober­halb der bisher ange­nom­menen Höhen­grenze von 900 Metern gedeihen können. Auch hat sich bei beiden Orang-Utan-Arten gezeigt, dass sie offenbar auch in bereits vom Menschen beein­träch­tigten Wäldern Über­le­bens­chancen haben.

Das Glas ist tatsäch­lich alles andere als voll. Die Zukunft beider Orang-Utan-Arten in freier Wild­bahn steht und fällt mit dem Erhalt oder der Zerstö­rung der Regen­wälder. Aber nicht zuletzt auch die neuesten Forschungs­er­geb­nisse zeigen, dass für unsere rothaa­rigen Vettern durchaus noch nicht aller Tage Abend ist.


Quellen: The Guar­dian; Max-Planck-Institut für evolutionäre
Anthropologie

 

Wieder­sehen mit zwei Müttern

Wieder­sehen mit zwei Müttern

10. Februar 2015

Mit Freuden kann berichtet werden, dass die zwei im August 2015 ausge­wil­derten Orang-Utan-Weib­chen Sumeh und Jambi gesichtet wurden. Beide wurden mit ihrem Nach­wuchs in die Frei­heit entlassen.

Das sind einmal die acht­jäh­rige Sumeh mit der kleinen Gembira und ihrem Bruder Sawung. Und Jambi, die nur ein Junges, den sehr aktiven 18 Monate alten Jamartin, mit sich führt. Berichten zufolge verhielten sich Sumeh und ihre Jungen aber eher passiv und fraßen nur unre­gel­mäßig. Da dies kein gutes Zeichen war, entschloss sich das Beob­achter-Team, die drei genauer unter die Lupe zu nehmen.

Direkt am ersten Tag erhielt das Team einen guten Einblick in Sumehs Leben. Sie wurde dabei beob­achtet, Futter zu suchen und war aktiver als im Vorfeld ange­nommen. Die beiden Jungen Gembira und Sawung befanden sich in sehr guter Verfas­sung und wirkten aktiv und glücklich.

Leider konnte man das von Jambi nicht behaupten. Sie saß fünf Stunden lang in ihrem Nest und tat nichts weiter, als sich zu kratzen und flüchtig zu ihren Beob­ach­tern hinunter zu blicken. Jamartin schien seiner Mutter voraus zu sein, denn das kleine Männ­chen sprang aus seinem Nest, spielte mit sich selbst, hing und sprang zwischen den Ästen der Lianen hin und her.

Für Jambis Verhalten könnte es mehrere Gründe geben: Krank­heit, Infek­tion oder Vergif­tung durch falsche Nahrung. Wenn ein Orang-Utan sich so teil­nahmslos wie Jambi verhält, kann ein Eingreifen durch Menschen erfor­der­lich sein, beson­ders wenn sie abhänge Jungen mit führen. Jambi bekam erfolg­reich eine Auswahl von Früchten und entwur­mender Medizin ange­boten –  sie wurde dann auch von Tag zu Tag aktiver, verließ ihr Nest und bewegte sich mit Elan. Dennoch ging sie nicht allein auf Futter­suche, was eine ziem­lich besorg­nis­er­re­gende Situa­tion sowohl für sie als auch ihr Junges war.

An einem Nach­mittag bekamen Jambi und Jamartin uner­wartet Gäste: Sumeh und ihre Kinder. Zunächst verharrte Jambi ruhig und betrach­tete die Ankömm­linge aus der Ferne. Ihr Gesichts­aus­druck zeigte, dass sie die Besu­cher erkannte. Umge­kehrt schien Sumeh Jambi und Jamartin ebenso zu erkennen. Sumeh entschied sich für eine Annä­he­rung an Jambi und Jamartin. Das Mono­toring-Team war etwas in Sorge, dass die beiden Mütter kämpfen und den Jungen im Tumult unab­sicht­lich Schaden zufügen würden. Doch dann klet­terte Jamartin hoch und streckte Sumeh seine Hand entgegen. Es war als wollte er sich Sumeh und Sawung vorstellen. Sumeh erwi­derte das Kontaktangebot.

Plötz­lich war der Wald erfüllt vom Geräusch bers­tender Ästen, als Jambi nach oben klet­terte, um gleich­zeitig Jamartin zu packen und Sumeh wegzu­scheu­chen. Anschei­nend schätzte es Jambi nicht, dass Sumeh mit ihrem kleinen Sohn kommu­ni­zierte. Diese Reak­tion ist durchaus normal, denn für einen Orang-Utan, der wieder ausge­wil­dert wurde, hat der aktu­elle Kampf um Nahrung eine höhere Prio­rität als alte Freund­schaft. Wahr­schein­lich war sie weniger besorgt, dass  Jamartin mit Sumeh kommu­ni­zierte, sondern ärgerte sich eher, dass Sumeh in ihr Terri­to­rium einge­drungen war.

Die beiden Mütter sind sich alller­dings nicht das letzte Mal begegnet. Einmal saßen nicht nur Jambi und Jamartin, sondern auch Sumeh, Sawung und Gembira in einem Baum und kamen sehr gut mitein­ander aus. Sie labten sich an unreifen Lunuk-Früchten – für mensch­liche Geschmacks­nerven sehr sauer, für Orang-Utans aber offenbar genießbar. Jambi und Sumeh erlaubten ihren Jungen auch, mitein­ander zu spielen.

Es war deut­lich zu sehen, dass Sawung trotzt seines jungen Alters besser im Futter suchen als Jamartin war. Wahr­schein­lich weil Sawung von seiner aktiven Mutter Sumeh mehr gelernt hat, als Jamartin von seiner zu Anfang eher passiven Mutter Jambi. Jambi fing nun auch an, Lunuk-Früchte zu fressen. Es war, als ob sie nun von Sumeh und ihren Jungen lernte. Sie alle saßen im glei­chen Baum und teilten sich fried­lich das Angebot an Früchten.

Jambi machte nicht den Eindruck, krank zu sein, brauchte aber offenbar mehr Zuver­sicht bei der Futter­suche. Viel­leicht waren ihr aber auch unbe­kömm­liche Früchte unter­ge­kommen und sie hatte Bauch­schmerzen. Orang-Utans müssen sehr viel über ihre Umwelt wissen.

Mit Sumeh und den Kindern in der Nähe gewann Jambi Mut und traute sich die Lunuk-Früchte zu probieren. Als ob Jamartin ihr mitteilte, dass diese Frucht essbar sei. Orang-Utans kommu­ni­zieren offenbar auch auf eine Weise mitein­ander, die sich unserer Wahr­neh­mung entzieht.

Einige Tage später konnten Jambi und Jamartin wieder gesichtet werden. Jambi bewegte sich diesmal sehr aktiv von Baum zu Baum und versorgte sich selbst mit Essen. Sumeh und Gembira müssen wohl weiter in den Wald hinein gezogen sein, da man von ihnen nichts mehr sah oder hörte.

In der sicheren Umge­bung Nyaru Mentengs konnten sie grund­le­gende Erfah­rungen gewinnen. Nun bietet ihnen die freie Natur eine mannig­fal­tige Umge­bung, die sie bei Menschen niemals hätte finden können. Die Situa­tionen, mit denen sie im Wald konfron­tierte werden, sind stets unvor­her­sehbar. Orang-Utans mögen viele Dinge während ihrer Zeit auf den Vorbe­rei­tungs-Inseln lernen, doch im Wald ist alles noch viel anspruchsvoller.

Mögen Sumeh, Gembira, Sawung, Jambi und Jamartin zu echten wilden Orang-Utans werden!

Erfolg­reiche Premiere von “Henry rettet den Regen­wald” in Mainz

Erfolg­reiche Premiere von “Henry rettet den Regen­wald” in Mainz

28. Januar 2016

Am 27. Januar 2016 fand im Cine­Star Mainz die Premiere des Films „Henry rettet den Regen­wald“ statt. Mehr als 500 Grund­schü­le­rinnen und Grund­schüler ließen sich von Benni Over und seiner Mission, die Orang-Utans und den Regen­wald zu retten, begeis­tern. Hier lesen Sie den Bericht von Bennis Papa Klaus Over über die Veranstaltung:

 

Liebe Freunde, Bekannte und Sympa­thi­santen von Benni und Bennis Projekt zur Rettung der Orang-Utans und des Regenwalds,

die Film­pre­miere heute im Mainzer Cine­star Kino war ein Riesen­er­folg für Benni (seine Augen haben geleuchtet), für Bennis Team, für medienundbildung.com, für BOS Deutsch­land (Danke an Daniel Merdes, dass du aus Berlin ange­reist bist und Matthias Müller von BOS Schweiz) und vor allem für die bedrohten Orang-Utans und damit auch für die nach­fol­gende Gene­ra­tion, unser aller Kinder. Über 500 Kinder samt ihren Lehre­rinnen und Lehrern waren total begeis­tert und berührt und haben spontan gefragt: „Wie können wir helfen, damit der Regen­wald, Henry und seine Artge­nossen gerettet werden können?“

Wir haben ihnen auch gesagt: „Erzählt die Geschichte von Henry weiter und nutzt z.B. die Möglich­keiten auf der Henry-rettet-den-Regen­wald-Website.”

Im Anschluss an den Film haben alle 500 Kinder mit ihren Lehre­rinnen und Lehrern den vom Team medienundbildung.com Ludwigs­hafen perfekt und profes­sio­nell aufge­bauten Medi­en­par­cours mit 14 Stationen durch­laufen. Die Mitar­beiter von M+b.com sowie 20 Studen­tinnen und Studenten haben dabei geholfen und die Kinder ange­leitet und animiert. Dieser Medi­en­par­cours war ein High­light für sich. Einfach toll, in einem solchen Team mit arbeiten zu dürfen. Lehre­rinnen und Lehrer haben sich spontan bedankt und gesagt: „So etwas haben wir noch nicht erlebt. Danke dafür.“ Übri­gens: Neben den Vorbe­rei­tungen auf den heutigen Tag hat es M+b.com zudem auch geschafft, die Henry-Website live zu schalten. Schaut mal rein… Klasse gemacht.

Die letzte Station des Medi­en­par­cours war ein eigens für das Projekt gefer­tigtes Banner mit der Aufschrift „Rettet den Regen­wald“. Alle Kinder, Lehre­rinnen und Lehrer haben darauf unter­schrieben und damit ihre Soli­da­rität und ihre Hilfe für Bennis Projekt zugesagt.

Liebe Lese­rinnen und Leser, eine Bewe­gung muss in Gang kommen, damit unsere Kinder eine gute Zukunft haben werden, denn Orang-Utan-Schutz ist Regen­wald-Schutz und Regen­wald-Schutz ist Klima-Schutz und damit Menschen-Schutz.

Auch Ihr könnt helfen: Nutzt beispiels­weise die digi­tale Post­karte (auf http://henry-rettet-den-regenwald.de gehen, auf „Für Kinder“ klicken, „Digi­tale Post­karte für deine Freunde“ ankli­cken, Post­karte auswählen und an Freunde schreiben).

Oder „Pflanzt mit uns einen Baum“. Diese Aktion ist hier auf der website von BOS Deutsch­land im Detail beschrieben. Der gero­dete Regen­wald muss drin­gend wieder aufge­forstet werden, damit sich Orang-Utans auch in Zukunft wieder in ihrem und dem für sie bestimmten Lebens­raum selbst ernähren können.

Ihr unter­stützt damit Bennis Mission, nämlich den von Benni so geliebten Orang-Utans eine Zukunft zu sichern.

Dann lasst uns mal was klar machen.

Klaus Over (Papa von Benni)

Der Klima­gipfel von Paris

„Ein wirk­samer Klima­schutz ist ethisch und juris­tisch eine klare Vorgabe des Menschen­rechts auf Leben, Gesund­heit und Exis­tenz­mi­nimum“ (Felix Ekardt).

Mitt­ler­weile ist die Medi­en­ka­ra­wane schon längst wieder weiter­ge­zogen, aber immerhin ging es auf der 21. UN-Klima­kon­fe­renz in Paris um nichts Gerin­geres als die Rettung der Welt wie wir sie kennen. Das mühsam erzielte Abkommen gilt als Meilen­stein des Kampfes gegen die globale Erwär­mung und löst das wenig wirk­same Kyoto-Proto­koll ab. Aller­dings erst ab 2020. Klima­for­scher mahnen an, dass das zulange dauern würde und man sofort spür­bare Maßnahme ergreifen müsste. Ange­sichts der Komple­xität des Problems und den viel­fäl­tigen Inter­essen-Gemenge­lagen lesen sich die Ziele von Paris dennoch ambitioniert:

Der Anstieg der welt­weiten Durch­schnitts­tem­pe­ratur soll auf klar unter zwei Grad Celsius über dem Niveau vor der Indus­tria­li­sie­rung gesenkt werden, womög­lich sogar auf 1,5 Grad.

Die Redu­zie­rung von Treib­hausgas-Emis­sionen soll alle fünf Jahre über­prüft und nach Möglich­keit verschärft werden.

So schnell wie möglich soll der „Peak“, der Höhe­punkt der Treib­haus­gas­emis­sionen über­schritten sein. Spätes­tens ab Mitte des Jahr­hun­derts sollen die Emis­sionen durch Absorp­tion von Treib­haus­gasen, nament­lich CO2, mindes­tens ausge­gli­chen werden. Es gäbe dann keine Zunahme von Treib­haus­gasen mehr. Man denkt hier an Wälder und Ozeane, aber auch an tech­ni­sche Methoden der CO2-Bindung.

Schäden und Scha­dens­ri­siken der globalen Erwär­mung sollen durch finan­zi­elle Hilfen und andere Maßnahmen wenigs­tens teil­weise abge­fe­dert werden.

Viel ist von „sollen“ die Rede, wenig von „müssen“. Der Spiel­raum und damit die Versu­chung etli­cher Staaten, das Abkommen in der Praxis dann doch zu unter­laufen, ist groß. Ande­rer­seits war es vermut­lich das Beste, was unter den gege­benen Umständen heraus­zu­holen war. Der globale Klima­wandel und seine für viele Regionen mittel- bis lang­fristig kata­stro­phalen Konse­quenzen wurde von allen Akteuren endgültig als offen­kun­dige Tatsache akzep­tiert ebenso wie der grund­sätz­lich drin­gende Handlungsbedarf.

Das gilt mitt­ler­weile sogar für einige Große der Wirt­schaft. Ener­gie­kon­zerne, Lebens­mit­tel­riesen, Sport­ar­ti­kel­her­steller und andere Firmen fordern noch weiter­ge­hende Maßnahmen, insbe­son­dere auch eine deut­liche Wirkungs­stei­ge­rung beim Handel mit CO2-Zerti­fi­katen. Diese „Verschmut­zungs­rechte“, die den CO2-Ausstoß verteuern und damit markt­kon­form verrin­gern sollten, haben sich bislang als weit­ge­hend inef­fektiv erwiesen. Besagte Wirt­schafts­ak­teure drängen die Politik, dieses Instru­ment zu schärfen und stellen sich damit gera­dezu in Oppo­si­tion zu Wirt­schafts­ver­bänden, die bis auf weiteres eher zu den Brem­sern einer wirk­samen Klima­po­litik gehören. Manche haben eben erkannt, dass ein unkon­trol­lierter Klima­wandel ihre Planungs- und Inves­ti­ti­ons­si­cher­heit zunichte machen kann.

Es scheint sich also einiges zu tun an der Klima­front. Die Zeit drängt ja nun auch wirk­lich. Wie man die Ergeb­nisse unterm Strich wertet, ob also das Glas halb voll oder halb leer ist, liegt im Auge des Betrach­ters. Ob es in Zukunft nicht etwa ganz leer sein wird, liegt aber in der Bereit­schaft, jetzt zu handeln.

Dies gilt natür­lich auch für die Zukunft der Orang-Utans und ihrer Regen­wälder. Dass dem Pariser Klima-Gipfel die gewal­tigen, mona­te­langen Wald­brände auf Borneo und Sumatra fast unmit­telbar voraus­ge­gangen sind, mutet wie ein sarkas­ti­scher Kommentar zu den Aufgaben an, denen sich gerade (aber beileibe nicht nur) die indo­ne­si­sche Regie­rung jetzt stellen muss.

Bild­quelle: Wikimedia