Kommt nun endlich die Wende in der indo­ne­si­schen Waldschutzpolitik?

Kommt nun endlich die Wende in der indo­ne­si­schen Waldschutzpolitik?

Die Meldung ist zwar nicht mehr ganz neu, aber immer noch wert, verbreitet zu werden: “Ich habe den gesamten Geneh­mi­gungs­pro­zess für neue Palm­öl­plan­tagen von A bis Z gestoppt. Damit konkre­ti­sieren wir die dies­be­züg­liche Direk­tive von Präsi­dent Joko Widodo“, so die indo­ne­si­sche Umwelt- und Forst­mi­nis­terin Siti Nurbaya.

Die Umwelt- und Forst­mi­nis­terin ist grund­sätz­lich befugt, staat­li­chen Wirt­schafts­wald (produc­tion forest) für nicht­forst­liche Nutzungen wie Palm­öl­plan­tagen freizugeben.

So könnten zum Beispiel einige Millionen Hektar Staats­wald in Papua und West­papua als Wirt­schafts­wald dekla­riert werden, wodurch sie aus dem schon exis­tie­renden Mora­to­rium (d.h. Stopp weiterer Konzes­sionen) heraus­fallen würden. Nach geltender Rechts­lage wären sie dann für wirt­schaft­liche Zwecke, einschließ­lich Palm­öl­plan­tagen, verfügbar, fügte die Minis­terin hinzu.

“Wir wenden das Mora­to­rium hinsicht­lich Palmöl-Konzes­sionen aber auch für diese Millionen Hektar an und zwar auch dann, wenn das Gebiet nicht in die bishe­rigen Mora­to­ri­ums­be­reiche fällt. Ich habe bereits ange­ordnet, dort keine neuen Palmöl-Konzes­sionen mehr zu vergeben. Die Zustän­dig­keit dafür verbleibt bei mir“, so die Ministerin.

Präsi­dent Joko Widodo sei ernst­haft beun­ru­higt über die fort­dau­ernde Expan­sion der Palm­öl­plan­tagen, was bedeute, dass in großem Maßstab intakte Wald­ge­biete bedroht wären. Beson­ders sei dies gegen­wärtig in Papua der Fall. Daher müsse das gesamte Problem auf natio­naler Ebene unter­sucht und gleich­zeitig ein Mora­to­rium hinsicht­lich weiterer Palmöl-Expan­sion für Gebiete in ganz Indo­ne­sien  gelten.

Was die exis­tie­renden Konzes­sionen für Palm­öl­plan­tagen außer­halb der staat­li­chen Wälder angeht, würde die Regie­rung die notwen­digen Schritte disku­tieren, um auch diese Konzes­sionen in die Über­prü­fung einzu­be­ziehen, so Siti Nurbaya. Laut der Minis­terin muss zudem jede dieser Über­prü­fungen zusammen mit weiteren zustän­digen Minis­te­rien und lokalen Stellen durch­ge­führt werden. Beson­ders gilt dies, wenn das Konzes­si­ons­ge­biet noch einen guten Wald­be­stand aufweist.

Um für ein Palmöl- und übri­gens auch ein Berg­baum­ora­to­rium die gesetz­liche Basis zu schaffen, habe der Präsi­dent sie beauf­tragt, einen entspre­chenden Präsi­di­al­erlass vorzu­be­reiten. Dies zeige, wie ernst er das Problem nähme, betonte Siti Nurbaya.

 

Bennis Reise­ta­ge­buch — Warten auf Henry

Bennis Reise­ta­ge­buch — Warten auf Henry

Heute gewährt das Team der BOSF Familie Over einen noch tieferen Einblick in die Arbeit der Rettungs­sta­tion: profes­sio­nell, leiden­schaft­lich und enga­giert! Mit dem Boot fahren sie zur Quaran­täne-Auswil­de­rungs-Insel. Wieder zurück an Land, dürfen sie miter­leben, wie die Babys in den Wald­kin­der­garten gebracht werden. Und dann warten sie auf Henry…

3. Mai / Betrof­fen­heit und Wünsche / mit dem Boot zur Auswil­de­rungs-Insel / Babys auf dem Weg zum Wald­kin­der­garten / Warten auf Henry: Noch­mals möchten wir erklären, dass es völlig unüb­lich ist, dass Fremde in die Stationen der BOSF vorge­lassen werden. Orang-Utan-Tourismus ist völlig tabu. Dies unter­schreiben wir unein­ge­schränkt. Denn Orang-Utan-Waisen müssen auf jeder ihrer Stationen durch die Rettungs-Camps geschützt, eben nicht an Menschen gewöhnt und auf ihre Auswil­de­rung in Frei­heit vorbe­reitet werden. Es ist schmerz­lich genug, wenn sich die mensch­li­chen Ersatz­mütter bei der Auswil­de­rung von ihren Pfle­ge­kin­dern verab­schieden müssen und umgekehrt. 
Dass Benni die Möglich­keit geschenkt wurde, Orang Utans nahe zu begegnen oder sogar in Kontakt zu treten, ist eine abso­lute Ausnahme. „Warum?“, könnten Hard­liner fragen oder andere wiederum als Gefühls-Romantik aufgrund eines Herzens­wun­sches abtun. Um jenen Stimmen gleich zuvor zukommen, hier der Versuch einer Antwort. Diese ist so simpel wie gehalt­voll: Weil dies wohl von einer höheren Macht so gewollt ist — und weil Benni die Herzen der Verant­wort­li­chen, der Mitar­beiter der Teams im Sintang Orang-Utan-Center, der Borneo Oran­gutan Foun­da­tion in Nyaru Menteng, der Dayaks, der vielen, vielen Kinder und Menschen in den Schulen und in Indo­ne­sien erobert hat und umge­kehrt einen großen Herzens­wunsch mit auf den Weg bekommen hat: “Erzähle von deinen Erleb­nissen, erzähle von uns, erzähle über unsere Situa­tion und unsere Probleme — und erzähle jenen Menschen davon, welche spürbar helfen könnten, das alles zu ändern und hin zu einer bessern Welt umzu­kehren: den Mäch­tigen (z. B. Politik), den Einfluss­rei­chen (z. B. Kirche), den Wirt­schafts-Giganten (z. B. Unter­nehmen); die das alles zulassen oder sogar alles in Gang halten. Wir brau­chen drin­gend Hilfe von aussen!“
Thomas Still­bauer, Redak­teur der Frank­furter Rund­schau, fasst in dem zu Pfingsten erschie­nenen Artikel Benni bei den roten Brüdern“ wie folgt zusammen: „Kaum zu glauben. Wenn ein junger Mann im Roll­stuhl das alles schafft, dann muss es auch Hoff­nung für die Orang-Utans geben, für den Regen­wald — und viel­leicht für die Vernunft der Menschen“. 

Wir hoffen auf das Licht am Ende des Tunnels. In diesem Bild freuen sich Freunde und Sympa­thi­santen von Bennis Projekt sehr darüber, dass sich das Bildungs­mi­nis­te­rium Rhein­land-Pfalz dafür einsetzen wird, das Thema Nach­hal­tig­keit — auch in Anleh­nung an Bennis Projekt — in den Unter­richt von Grund­schulen und viel­leicht darüber hinaus zu integrieren.
Wer die Orang-Utans und den Regen­wald retten möchte, der muss bei den Menschen beginnen. Viel­leicht können Kinder mit ihrer Stimme die Mäch­tigen und Einfluss­rei­chen dieser Welt bewegen, täglich für eine bessere Welt einzu­treten und zu arbeiten.
 

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…doch jetzt weiter im Reise­be­richt aus Nyaru Menteng.

Wir sind mit dem BOSF-Team unter­wegs und später am Tag soll es hoffent­lich zur Begeg­nung von Benni und Henry kommen. Zunächst aber geht es mit einem Boot zu einer der Inseln, auf der Orang-Utans unter­ge­bracht sind, die in der letzten Phase ihrer Ausbil­dung stehen (Prere­lease-Islands). Hier leben die Tiere fast autark, bekommen nur zusätz­li­ches Futter, da die Inseln dieses nicht ausrei­chend hergeben.
Ein paar Bretter dienen als Behelfs­steg, um Benni samt Roll­stuhl ins Boot zu hieven. Die hohe Luft­feuchte macht uns allen zu schaffen. Heute kommt die direkte Sonnen­ein­strah­lung hinzu. 
In ange­mes­senem Abstand beob­achten wir die für die Auswil­de­rung vorge­se­henen Orang-Utans. Björn ist mit der Kamera dabei. Er dreht alle Doku- und Image-Filme für die BOSF. „Wir wollen nur Björn, denn er weiß sich richtig zu verhalten bei den Orang-Utans. Er ist der beste“, so der CEO der BOSF, Dr. Jamartin Sihite. Aus der Ferne erkennen wir ausge­wach­sene Orang-Utans. Näher wollen und dürfen wir nicht heran.

Zurück auf festem Boden fahren wir zum BOS-Baby­haus. Außer Benni und mir müssen alle einen großen Abstand einhalten. Durch die Ritzen des Bret­ter­zauns können wir beob­achten, wie die Babys für den Trans­port in den Kinder­garten liebe­voll auf Schub­karren verladen werden. Sie purzeln hin und her, greifen nach ihren Stoff-Kuschel­tieren oder versu­chen in die andere Schub­karre zu klet­tern. “All ihre Mütter sind getötet bzw. ermordet worden“, trifft es mich bei diesem Anblick. 
Sri, die auch Henrys Pfle­gerin ist, bringt den kleinen Orang-Utan Valen­tino in unsere Nähe. Freunde von uns haben eine Paten­schaft für Valen­tino über­nommen und haben uns zudem eine sepa­rate Spende zur Über­gabe an die BOSF mit auf den Weg gegeben. Jamartin, Denny und Pauline freuen sich sehr über die Spende und haben sich zwischen­zeit­lich schon bei den Rhein­land-Pfäl­zern aus Urbar mit einem Scheiben bedankt. 

Bei uns steigt die Span­nung. Während alle jüngeren Orang-Utans schon wieder zurück sind aus der Wald­schule (Regen­wald hinter dem Camp), lässt der mitt­ler­weile 6 1/2 Jahre alte Henry auf sich warten. Auch Ina von Franz­tius (Deut­sche Botschaft), die das Unter­nehmen „Benni meets Henry“ begeis­tert hat, wartet schon verzwei­felt auf Henry, denn ihr Rück­flug nach Jakarta ist für heute Nach­mittag gebucht. Gerne würde sie noch mit erleben, wenn die beiden, Benni und Henry, aufein­ander treffen. Aber Henry kommt nicht … 

Lang­weilig wird uns nicht. Wir erfreuen uns derweil an dem Treiben auf dem Spiel­platz. Irgendwie möchte man am liebsten mitspielen.

Gegen 17.00 Uhr setzt die Dämme­rung ein. Denny, der Leiter des Camps, erklärt uns, dass er ein Team raus­ge­schickt habe, um Henry zu finden. Henry, in Bälde Kandidat für die Prere­lease-Insel, bliebe auch schon mal eine Nacht mit seinen Kumpels draußen im Regen­wald. Auch wäre es schon passiert, dass Henry dann mitten in der Nacht an die Fenster des Gebäudes mit der Nacht­wache ange­klopft habe. Er habe dann sein Fressen bekommen und sei sodann zu den anderen ins Haus geschlüpft. Dass Henry nicht komme, sei ja ein gutes Zeichen und eine Bestä­ti­gung für die Arbeit seines Teams. Aber heute… Denny ist total depri­miert. Denn auch er hat Benni längst ins Herz geschlossen und möchte so gerne, dass es zur Begeg­nung der beiden kommt…
Mit Denny zusammen warten und hoffen wir.
Dann kommt das Team mit hängenden Schul­tern und traurig drein­bli­ckend zurück aus dem Regen­wald. Man hat Henry nicht gefunden. 

Beim Verlassen des Camps rufen die Mitar­beiter noch mit einer extra Portion Zuver­sicht bzw. lächelnden Gesich­tern dem enttäuschten Benni zu: „Morgen wird es klappen“. Hoffent­lich… denn morgen ist unser letzter Tag. Benni lächelt zurück, aber am Abend im Bett fragt er: „Wird Henry morgen kommen?”

 

Bennis Reise­ta­ge­buch — Empfang in der BOS-Rettungs­sta­tion Nyaru Menteng

Bennis Reise­ta­ge­buch — Empfang in der BOS-Rettungs­sta­tion Nyaru Menteng

Endlich ist Benni mit seiner Familie in der BOS-Station Nyaru Menteng ange­kommen. Hier wird er vom BOS-Team nicht nur zum offi­zi­ellen Orang-Utan-Kämpfer ernannt, sondern auch noch tierisch über­rascht. Begleitet wird die Reise­gruppe ab jetzt auch von einem Filmteam.

1. Mai / Herz­li­cher Empfang durch Dr. Jamartin Sihite und Denny Kurniawan bei der BOS Foun­da­tion / Über­ra­schung für Benni / Ein Film wird gedreht: Noch im Flug­zeug von Ponti­anak nach  Palang­ka­raya und mit Blick auf das Programm für unsere zweite Woche in Indo­ne­sien, sagen wir uns: „Die kommende Woche können wir etwas ausruhen, relaxen und vor allem länger schlafen …“. Das mit dem Schlafen stimmt zwar ein biss­chen, alles andere aber nicht. Denn in dieser Woche steht die Produk­tion eines Reise- und Doku­men­ta­ti­ons­films mit dem Titel „Benni meets Henry“ auf dem Programm. Björn Vaughn (BPI) hat dazu den Auftrag von BOS Deutsch­land und BOS Schweiz erhalten. Björn, ein super Typ, produ­ziert bereits alle Filme für die BOS Foun­da­tion, kennt also das Team und vor allem die Verhal­tens­re­geln im Umgang mit den Orang-Utans. Das Story­board für den Film hatten wir Wochen zuvor in mehreren Skype Konfe­renzen (Borneo-Berlin-Zürich-Ludwigs­hafen-Nieder­breit­bach) gefertigt. 

Vom Hotel geht es noch gemeinsam mit Willie Smits in die Rettungs­sta­tion Nyaru Menteng. Dr. Jamartin Sihite (CEO der BOSF) und sein Team warten schon auf uns. Willie, der auch Vorstands­mit­glied der BOSF ist, und Jamartin umarmen sich herz­lich — und Willie über­gibt die „Benni-Reise-Gruppe“ an Jamartin. Jetzt heißt es Abschied nehmen. Benni und Willie sind echte Freunde geworden. Willie, erfreut über die profes­sio­nelle Arbeit in der Rettungs­sta­tion Nyaru Menteng, verab­schiedet sich von Benni. Sie verab­reden sich für Besuche im Sommer bei Benni zu Hause. Beide sind etwas traurig, weil die gemein­same Zeit zu Ende ist. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Doch es bleibt keine Zeit, um lange traurig zu sein. Jamartin nimmt Benni zur Begrü­ßung in den offi­zi­ellen Kreis der BOS-Orang-Utan-Kämpfer auf und über­gibt ihm das Shirt der Warrior, den dazu­ge­hö­rigen Button und Jamar­tins typi­sche Kopf­be­de­ckung. Eine große Ehre. Benni über­gibt an Denny (Leiter des Camps Nyaru Mententg), Sri (Betreuerin von Henry) und Jamartin die — zusammen mit Kathrin Brit­scho — gemalten Porträts. Die Freude ist groß, weil man sich tatsäch­lich auf den Kunst­werken wieder erkennt. 

Auf dem Weg zum Spiel­platz der Orang-Utans bittet uns Jamartin stehen zu bleiben und lenkt unsere Blicke auf einen winzig kleinen Orang-Utan. Dieser sei erst ein paar Tage im Camp, noch in Quaran­täne und das BOS-Team hätte sich über­legt, ob denn der kleine Waise ab sofort „Benni“ heißen soll. Benni freut sich über sein neues Brüder­chen — und Bennis Eltern über den Familienzuwachs.
Eine liebe­volle Ersatz­mutter kümmert sich in den ersten Wochen den ganzen Tag (in Quaran­täne) um den kleinen, geret­teten Waisen, der ab heute mit dem Namen „Benni“ ange­spro­chen wird.

Und dann stehen wir unmit­telbar am Spiel­platz der zotte­ligen Wald­men­schen. Diese kommen am Nach­mittag und auf Rufen der Betreuer aus der Wald­schule (mehrere Hektar hinter dem Haus) zurück, werden gefüt­tert mit allerlei Lecke­reien. Vor allem Milch mögen sie beson­ders gern. Auf dem Spiel­platz turnen sie, tollen mitein­ander herum, setzen sich zur Abküh­lung in einen Wasser­bot­tich und sind sehr neugierig, wer denn die fremden Menschen sind. 

Es sei noch einmal erwähnt, dass es völlig tabu und unüb­lich ist, dass Fremde in die Rettungs­sta­tion und nahe an die Orang-Utans heran gelassen werden. Das alles und dazu mit einem sehr hohem Aufwand tut man für Benni. Denn das Ziel ist es, dass die Waisen nach ihrer Rettung über die einzelnen Stationen (Quaran­täne, Baby­gruppe, Wald­kin­der­garten, Wald­schule, Auswil­de­rung-Gewöh­nungs-Insel) sich nicht an Menschen gewöhnen — um nach fünf bis sieben Jahren in geschützte Regen­wald-Gebiete ausge­wil­dert werden zu können. Das ist eine sehr, sehr aufwen­dige und liebe­volle Arbeit, die geleistet werden muss. Alle Achtung!
Um die liebe­vollen und sehr fried­li­chen Wald­men­schen zu schützen, mussten wir uns im Vorfeld bestimmten Gesund­heits­tests unter­ziehen — und tragen einen Mund­schutz, um keine Infek­tionen auf die Tiere zu über­tragen. Das gilt auch für alle Betreuer und Pfleger. 

Die Kamera und die Regie-Anwei­sungen von Björn wegen des Films bekommen wir kaum noch mit, weil wir so faszi­niert sind von dem Treiben auf dem Spiel­platz. Es ist wie ein mentales Entspan­nungs­pro­gramm, was einen zu den wesent­li­chen Dingen des Lebens führt und erdet. 

Und dann gibt es die Spaß­vogel-Bande mit Jumbo, Odan, Obama und Cinta, die ständig ausbüchsen und mit den Betreue­rinnen und Betreuern Verste­cken spielen, auf uns zu watscheln und wieder einge­fangen werden. Dann schlagen sie Purzel­bäume, drehen sich um die eigene Achse … und sind schon wieder unter­wegs. Man könnte stun­den­lang zuschauen…

Bennis Reise­ta­ge­buch — Von Sintang nach Palangkaraya

Bennis Reise­ta­ge­buch — Von Sintang nach Palangkaraya

Familie Over verab­schiedet sich von Willies Team in Sintang und reist zur BOS Foun­da­tion nach Palang­ka­raya. Benni lädt alle Orang-Utan-Schützer zu einem gemein­samen Essen.

30. April / Halb­zeit / Abschied von Sintang / Ankunft bei der BOS Foundation:
Heute werden wir uns von Willies Team verab­schieden und via zwei Flügen von Sintang (west­li­ches Borneo) ins südliche Palang­ka­raya reisen. Was für eine Woche geht jetzt zu Ende? Das werden wir wohl erst später wirk­lich verar­beiten können. In Palang­ka­raya wartet das Team der BOS Foun­da­tion (BOSF) auf uns. Und alle werden gespannt sein, ob es wirk­lich zur Begeg­nung von Benni mit Orang-Utan Henry kommen wird. Denn Henry ist mitt­ler­weile fast sieben Jahre alt, kehrt nicht immer am Abend aus der Wald­schule zurück und verbringt mit seinen Kumpels auch schon mal die eine oder andere Nacht im Wald. 

Auch am letzten Tag in Sintang sind wir früh auf den Beinen. Schließ­lich müssen die vier großen Koffer, zehn Hand­ge­präck­teile und vor allem Bennis Roll­stuhl gut auf die zwei Flüge am heutigen Tage vorbe­reitet sein. Um sieben Uhr und mit herr­li­chem Blick auf den Garten von Pastor Maessen (dahinter ist das Sintang Oran­gutan Center und dann gleich der Regen­wald) nehmen wir das letzte gemein­same Früh­stück ein. Heute wird ein euro­päi­sches Früh­stück (u.a. mit Marme­laden) serviert. Um acht Uhr müssen wir fertig sein, weil Pastor Maessen und Willie hohen Besuch erwarten. Der Bupati des Districts Eintang (vergleichbar zwischen dem OB einer großen Stadt und dem Minis­ter­prä­si­denten eines Bundes­landes) hat sich für Gespräche ange­sagt. Wir hören Sirenen und dann ist da vor uns ein ganzer Tross von Menschen und Secu­rity, die den Bupati begleiten. Willie macht uns mit ihm bekannt und erläu­tert Bennis Projekt. Er erkun­digt sich nach Bennis Erkran­kung, da er Arzt sei und fragt, wo wir in Deutsch­land wohnen. Er kenne Düssel­dorf und sei dort schon Gast auf Messen gewesen. Wir plau­dern noch etwas und ich über­reiche ihm eine DVD mit Bennis Trick­film. Dann lassen wir die Runde allein und treffen uns auf Pastor Maes­sens´ Balkon. Die Verab­schie­dungs­runde wird einge­läutet, denn wir müssen bald zum Flughafen.
Der quir­lige, liebens­werte und weise wirkende Pastor über­reicht Benni sein Abschieds­ge­schenk. „Ihr müsst unbe­dingt wieder kommen“, sagt er. Dann verab­schieden sich die einzelnen Mitar­beiter des Sintang-Centers von Benni. Alle möchten, dass Benni wieder nach Indo­ne­sien kommt. Irgendwie hat Benni wohl die Herzen der Menschen berührt. 

Mitt­ler­weile ist das Meeting mit dem Bupati zu Ende. Willie sagt mir, es sei ein gutes Meeting mit Perspek­tiven gewesen. Die Gespräche hätten wohl unter einem guten Stern gestanden. Bennis Anwe­sen­heit hätte eine sehr posi­tive Atmo­sphäre bewirkt. Dann sagt er zu Benni: „Jetzt müssen wir uns noch von den Orang-Utans verab­schieden“, denn auch er werde jetzt für längere Zeit auf Reisen sein. Die oran­ge­far­benen Zottel kommen gleich auf uns zu, als sie Willie erkennen. „Tschüss Selly & Maya, tschüss Boy, tschüss Mona“, sagt Benni leise in Rich­tung der kleinen Waldmenschen.

In der Halle vor dem Gate sagen Alex­andra und Dirk Jan „Tschüss Benni”. Wir spüren, auch ihnen ist es schwer ums Herz. Die beiden haben die ganze Tour orga­ni­siert, gema­nagt — und waren quasi rund um die Uhr mit dabei: einfach profes­sio­nell und sehr, sehr herz­lich. Ganze liebe Menschen, die beiden. Wir wissen nicht, wie man dies alles in Dankes­worte formu­lieren kann. Besser erst gar nicht versu­chen. So spre­chen wir an alle eine Einla­dung zu uns nach Hause aus. Wir merken, dass es genau das ist — und Benni freut sich schon heute auf den Besuch der neuen Freunde aus dem 15.000 Kilo­meter entfernten Indo­ne­sien. Willie möchte gleich zweimal in diesem Jahr im Rahmen seiner Reisen zu uns kommen. Auch  Alex­andra und Dirk Jan wollen uns im Rahmen ihres Vier-Wochen-Aufent­haltes in den Nieder­landen im idyl­li­schen Dorf (Nieder­breit­bach) besu­chen. Supi.

Gegen 12.30 Uhr hebt der Flieger nach Ponti­anak ab. Willie begleitet uns, denn er ist Vorstands­mit­glied der BOSF und nutzt die Reise für Gespräche mit den Verant­wort­li­chen vor Ort in der Rettungs­sta­tion Nyaru Menteng.
Mit dem zweiten Flug landen wir gegen 17 Uhr in Palang­ka­raya. Dort werden wir empfangen von Dr. Jamartin Sihite (CEO der BOSF) und Denny Kurniawan (Leiter der BOS-Rettungs­sta­tion Nyaru Menteng) mit dem gesamten Team, Daniel Merdes von BOS Deutsch­land, Thomas Kamm von BOS Schweiz sowie Björn Vaughn von BPI. Er wird unseren Aufent­halt bei der BOS Foun­da­tion filmisch begleiten und unter dem Titel „Benni trifft Henry“ einen Reise- und Image-Film zu produ­zieren. Dazu dann später…

Für den Abend lädt Benni alle Orang-Utan-Sympa­thi­santen, ‑Retter und ‑Helfer zum Abend­essen ein — und bittet seinen Daddy ein paar Worte zu sagen. So mögen sich doch alle Orga­ni­sa­tionen ohne Wenn und Aber verbünden, damit der Regen­wald und die Orang-Utans eine Chance in der Zukunft haben. Allen Anwe­senden über­reicht Benni einen Button mit der Aufschrift „toge­ther we will save the Orang-Utan“. 

In diesem Sinne genießen wir das erste Zusam­men­treffen und sind gespannt auf die nächsten Tage. 

Besuch bei den Dayaks (Teil 4)

Besuch bei den Dayaks (Teil 4)

Die Overs gründen eine Grund­schul­part­ner­schaft, pflanzen einen Baum und verab­schieden sich von den Dayaks. Zum Abschluss des Berichts über den Ausflug zu den Dayaks nun auch das Videotagebuch.

29. April / Letzte Nacht im Long­house / Grün­dung Schul­part­ner­schaft mit Grund­schule Stra­ßen­haus (Kreis Neuwied) / Abschied

Gegen sechs Uhr früh werden wir wach. Benni hat im Long­house der Dayaks besser geschlafen als im Hotel und ist gut drauf. Alle freuen sich auf frischen Kaffee. Die Dayaks bringen das Früh­stück auf die Holz­dielen. Es gibt — wie jeden Morgen — nur Herz­haftes (auch Hühn­chen mit Curry­soße) und nichts Süßes.
Durch das Dorf fahren Kinder mit ihren Mopeds. Einen Führer­schein braucht man hier nicht wirk­lich. Diesen kann man wie eine Lizenz kaufen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gegen acht Uhr fahren wir zur Primary School (Grund­schule) von Tembak, wo wir eine weitere Schul­part­ner­schaft ins Leben rufen werdenDie Schü­le­rinnen und Schüler (Klasse 1 bis 4) versam­meln sich im größten Klas­sen­raum der Schule und schauen neugierig, wer sie da besucht und warum? Wir erläu­tern Bennis Projekt. Willie über­setzt in die indo­ne­si­sche Sprache, auch jeden Satz des Trick­films „Henry rettet den Regen­wald“. Es kommt wohl selten vor im Dayak-Dorf, dass ihre Schule Besuch hat von so weit her. Alle folgen gespannt und sehr aufmerksam dem Trick­film. „Nein“, einen Orang-Utan hätten sie noch nicht gesehen, antworten sie auf unsere Frage. 
Lehre­rinnen und Lehrer fühlen sich geehrt, als wir ihnen am Ende einen Button mit der Aufschrift „Toge­ther We Will Save The Orang-Utan“ über­rei­chen. Auch jedes der Kinder erhält einen Button. Man spürt, wie stolz sie sind über diese Wertschätzung. 
Dann kommt der feier­liche Moment. Mit einem Foto grüßt die Grund­schule Tembak alle Schü­le­rinnen, Schüler, Lehre­rinnen und Lehrer der Grund­schule Stras­sen­haus im Kreis Neuwied (Schul­lei­tung Melanie Frei­holz, Stv. Schul­leiter Oliver Kren) und freut sich über die Grün­dung ihrer Indo­ne­sisch-Deut­schen Schul­part­ner­schaft. „Lasst uns was klar machen!“

Im Februar hatten das Team Benni das Projekt und den Trick­film in der Grund­schule Stras­sen­haus vorge­stellt. Man war glei­cher­maßen begeis­tert und betroffen und alle haben gesagt: „Wir möchten Benni und Henry helfen und uns der „Affen-Menschen-Kette“ anschließen. Herz­li­chen Gruß nach Stras­sen­haus und ganz lieben Dank. Das sagen Benni und seine Familie.

Wir verab­schieden uns von der Schule und man winkt Benni und uns noch lange Zeit hinter her. Unsere Fahrt geht noch­mals zur Öl-Gewin­nungs-Fabrik. Dort ange­kommen, wissen wir welche Bestim­mung die von Sintang mitge­reisten vier Jung­bäume haben sollen. Jeder von uns darf einen Baum direkt neben die Fabrik pflanzen. Wir fühlen uns sehr geehrt. Es bedeutet auch, dass wir wieder­kommen müssen. 
Dann wird gepackt und alles verstaut, denn in wenigen Minuten treten wir die Rück­reise an.
Nach dem gemein­samen Abschieds­foto umarmen wir uns herz­lich; so, als würde man sich schon seit langer Zeit kennen, hätte sich seit langer Zeit mal wieder gesehen und würde sich für lange Zeit nicht mehr begegnen.

Kurz vor der Abreise ruft Willie nochmal alle zusammen und wendet sich an Benni. Die folgenden Minuten bewegen uns sehr. Wir müssen weinen, als Willie einen Brief von Jessy, einer Betreuerin im Orang-Utan Camp die wir tags zuvor kennen gelernt haben, vorliest. Der Text ist so persön­lich und ein solch großes Geschenk, dass wir diesen für uns behalten möchten. Dem Brief ist ein Geld­be­trag beigefügt, der dem Monats­ge­halt von Jessy entspricht. Benni möge das Geld für sein Projekt einsetzen. Uns fehlen die Worte.
Mit dem Gefühl großer Berührt­heit und Demut verlassen wir das Dayak-Dorf. Keiner sagt ein Wort. 

Ohne Panne schaffen wir es über die Behelfs­brücke und den holpe­rigen Weg zurück zu unserm Auto auf die andere Seite der einge­stürzten Brücke. Das Gepäck wird umge­laden. In dem kleinen Laden versorgen wir uns mit Wasser und begeben uns auf die rund zwei­stün­dige Fahrt nach Sintang. Unter­wegs sagt Willie zu Benni: „Ich bin so stolz auf dich, dass du es bis nach Indo­ne­sien und dann auch noch in das Dayak-Dorf geschafft hast. In Sintang möchte ich dich mit einer Über­ra­schung belohnen“. 
Wieder bei Pastor Maessen und im Orang-Utan-Center ange­kommen, verschwindet Willie für eine halbe Stunde und kommt auf einmal mit dem kleinen Boy an der Hand zu Benni. Tage und Momente in unserem Leben, die wir nie mehr vergessen werden. Danke.