Die zweite erfolg­reiche Auswil­de­rung im Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark

Die zweite erfolg­reiche Auswil­de­rung im Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark

Für BOS gibt es keine Pause. Wenn nicht gerade Orang-Utans gerettet oder reha­bi­li­tiert werden, dann wildern die Kollegen vor Ort sie aus. In diesen Tagen wurden acht weitere Orang-Utans aus unserer Rettungs­sta­tion in Nyaru Menteng erfolg­reich in die Frei­heit entlassen.

Fünf Weib­chen und drei Männ­chen genießen nun ihr neues Leben im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park. Die Auswil­de­rungs­kan­di­daten machten sich in zwei Gruppen auf den Weg. Die erste Gruppe mit Pluto, Anggi, Gurita und Usro star­tete am 5. Oktober. Die vier kamen am nächsten Tag bereits am Ziel an.

Für Sincan, Ibut, Ijum und Kumba ging es am 7. Oktober auf die Reise. Auch sie wurden einen Tag später in die Frei­heit entlassen.

Am frühen Abend ging es los. Zu dieser Zeit sind die Tempe­ra­turen ange­nehmer und der Verkehr auf den Straßen hält sich in Grenzen. Alle Orang-Utans wurden leicht sediert und kamen in Transportkäfige.
Unser Team versucht jedes Mal die Reise für unsere Schütz­linge so ange­nehm wie möglich zu machen. Deshalb kontrol­lieren die Ärzte alle zwei Stunden den Zustand der Orang-Utans und sorgen dafür, dass es den rotbraunen Menschen­affen an nichts fehlt.

Auf dem Weg zum Boot

Die Fahrt dauerte diesmal nur zehn Stunden.
Die Auto­ka­ra­wane dringt soweit in den Dschungel vor, wie es  die rudi­men­tären Wege zulassen. Aber irgend­wann kommen auch die Fahr­zeuge an ihre Grenzen und es geht nicht mehr weiter. Hier beginnt der Nationalpark.

Doch erst einmal muss gerastet werden.
Nach einer kurzen Nacht ging es im Morgen­grauen weiter. Nun wurden die Käfige auf kleine moto­ri­sierte Boote geladen.

Nach vier Stunden erreichte unser Team endlich das Ziel.
Der große Moment war nun für uns gekommen und es hieß „Käfig auf und ab in die Freiheit!“.

Kumba gelangt in die Freiheit

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15-jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habitate!
Noch so viele Orang-Utans warten auf den Tag ihrer Auswilderung.
Schenken Sie Freiheit! 
Helfen Sie uns dabei, diese wunder­baren Tiere auf die Reise zu schicken.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

BOSF wildert acht weitere Orang-Utans im Bukit Baka Raya Natio­nal­park aus

BOSF wildert acht weitere Orang-Utans im Bukit Baka Raya Natio­nal­park aus

In diesem Jahr feiert die BOS Foun­da­tion (BOSF) ihr 25-jähriges Bestehen. Anläss­lich dieses Jubi­läums haben die Mitar­beiter sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahres­ende 250 Orang-Utans ausge­wil­dert zu haben. Jetzt konnten sich acht weitere Menschen­affen auf den Weg in die Frei­heit machen – womit bis jetzt 230 reha­bi­li­tierte Orang-Utans ihr neues Leben in einem geschützten Regen­wald genießen dürfen.

Die acht Orang-Utans, die die vergan­genen Jahre in der Rettungs­sta­tion Nyaru Menteng verbracht haben, werden von der BOS Foun­da­tion in Zusam­men­ar­beit mit der Natur­schutz­be­hörde BKSDA zu verschie­denen Auswil­de­rungs­stellen in den Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya transportiert.

Dies wird die zweite Auswil­de­rung in diesem Natio­nal­park sein, nachdem Mitte August die ersten zehn „Umsiedler“ in dieses neue Auswil­de­rungs­ge­biet einziehen durften.

Unter den acht Auswil­de­rungs­kan­di­daten sind fünf Weib­chen und drei Männ­chen. Das Team bringt sie mit Autos und Booten direkt von Nyaru Menteng in den Natio­nal­park, der etwa zehn Stunden entfernt liegt. In zwei Gruppen geteilt, beginnen die acht Orang-Utans am 5. und am 7. Oktober ihren Weg in die Freiheit.

Noch immer leben in Nyaru Menteng 500 Orang-Utans. Darum ist es so wichtig Orang-Utans, die bereit für ein Leben in Frei­heit sind, zum frühest­mög­li­chen Zeit­punkt auszuwildern.

 

Dr. Ir. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foundation: 

„Immer noch treffen Orang-Utans in unseren Rettungs­sta­tionen ein, die aus Gegenden gerettet wurden, die die verhee­renden Brände im vergan­genen Herbst zerstört hatten. Diese Zerstö­rung des Lebens­raumes brachte die Welt­na­tur­schutz­union (IUCN) dazu, den Borneo-Orang-Utan (Pongo pygmaeus) auf der Roten Liste als „akut vom Aussterben bedroht“ hoch zu stufen. Wir befinden uns in einem Wett­lauf gegen die Zeit. Unsere größte Heraus­for­de­rung dabei ist, so schnell wie möglich geeig­nete Wald­flä­chen für die Auswil­de­rung reha­bi­li­tierter Orang-Utans zu finden. Doch das schaffen wir nicht alleine. Wir brau­chen drin­gend die Unter­stüt­zung und das Enga­ge­ment sowohl der Zentral- als auch der Provinz­re­gie­rung. Diese müssen die bestehenden Gesetze durch­setzen, um die Wald­zer­stö­rung aufzu­halten und mögliche Auswil­de­rungs­ge­biete zur Verfü­gung stellen.

Wir können nicht zulassen, dass der Borneo-Orang-Utan ausstirbt, solange wir noch die Chance haben, ihn zu retten.“

 

Dr. Nandang Prihadi, Leiter der Natur­schutz­be­hörde BKSDA: 

„Im Hinblick auf den von der IUCN verschärften Bedro­hungs­status der Borneo-Orang-Utans glauben wir von der BKSDA, dass wir noch härter arbeiten müssen, um die verblei­benden natür­li­chen Habi­tate und ihre Biodi­ver­sität zu bewahren. Diese Bürde tragen wir alle gemeinsam auf unseren Schul­tern – die Regie­rung, die Bürger, der private Sektor und die Nicht-Regie­rungs­or­ga­ni­sa­tionen. Im Lauf der Jahre haben wir mit anderen Orga­ni­sa­tionen, die sich ebenso um den Schutz bemühen, zusam­men­ge­ar­beitet. Der kriti­scher gewor­dene Bedro­hungs­status des Borneo-Orang-Utans mahnt uns alle, unsere Bemü­hungen zu verstärken.“ 

 

Der Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya ist das zweite Gebiet in Zentral-Kali­mantan, in dem reha­bi­li­tierte Orang-Utans ausge­wil­dert werden können. Seit 2012 hat die BOS Foun­da­tion 167 Orang-Utans im Wald von Batikap ausge­wil­dert. Damit sind die Ressourcen dieses Gebietes erschöpft. Der Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya erfüllt glück­li­cher­weise alle Anfor­de­rungen an ein Auswil­de­rungs­ge­biet. Es befindet sich 900 Meter unter dem Meeres­spiegel, bietet eine Fülle an Nahrung, beher­bergt keine wilden Orang-Utan Popu­la­tionen und ist vor Ausbeu­tung durch die Palm­öl­in­dus­trie geschützt.

Wir nutzen zwei Flächen für die Auswil­de­rung. Die Gebiete heißen „Sei Bimban“ und „Sei Mahalut“. Beide bieten mit 27.000 Hektar ca. 318 Orang-Utans ein neues Zuhause.

 

Ir. Bambang Sukendro, Leiter des Natio­nal­parks Bukit Baka Bukit Raya: 

„Die Zusam­men­ar­beit zwischen der BOS Foun­da­tion und der Natur­schutz­be­hörde funk­tio­niert hervor­ra­gend. Wir freuen uns, dass der Natio­nal­park, der bisher keine wilde Orang-Utan-Popu­la­tion beher­bergt, nun ein Zuhause für ausge­wil­derte Orang-Utans wird. In den kommenden Monaten werden wir die Tiere genau beob­achten. Dabei muss fest­ge­stellt werden, ob sie sich erfolg­reich einleben. Wich­tige Kompo­nenten dabei sind, wie sie mit anderen Arten inter­agieren, ob ihre Ernäh­rung sicher­ge­stellt ist und ob es Konflikte mit der lokalen Bevöl­ke­rung gibt. Wir hoffen, dass diese Orang-Utans auf lange Sicht eine neue, lebens­fä­hige Popu­la­tion in Zentral­ka­li­mantan etablieren.“

 

Die BOS Foun­da­tion hat erkannt, dass erfolg­reiche Schutz­be­mü­hungen nur möglich sind durch nach­hal­tige und lang­fris­tige Zusam­men­ar­beit der unter­schied­li­chen Akteuren aus allen Regie­rungs­ebenen sowie des privaten und öffent­li­chen Sektors.

Die BOS Foun­da­tion bedankt sich bei allen ihren natio­nalen und inter­na­tio­nalen Part­nern für ihre Hilfe und bittet auch andere Akteure, gerade aus der Geschäfts­welt, den Arten- und Natur­schutz zu unterstützen.

BOS Foun­da­tion nahm drei weitere Orang-Utans auf

BOS Foun­da­tion nahm drei weitere Orang-Utans auf

Die Inter­na­tio­nale Union für Natur­schutz IUCN hat dieses Jahr bekannt­lich auch den Borneo-Orang-Utan als akut vom Aussterben bedroht einge­stuft. Dieser Einschät­zung liegt vor allem der massive Wald­ver­lust zugrunde. Doch auch ille­galer Tier­handel stellt nach wie vor eine Bedro­hung dar. BOSF setzt alles daran, den Borneo-Orang-Utan vom Aussterben zu retten. Letzte Woche sind wieder drei neue Babys auf den Stationen Nyaru Menteng und Samboja Lestari ange­kommen und werden nun dem langen Prozess der Reha­bi­li­ta­tion unterzogen.

Zwei kleine Orang-Utan-Babys

Am 9. September rettete die Natur­schutz­be­hörde BKSDA gemeinsam mit dem BOS-Team aus Nyaru Menteng ein acht Monate altes Orang-Utan-Mädchen. Der Hinweis kam von einem Regie­rungs­an­ge­stellten, der bereits den Halter des Babys ange­mahnt hatte. Wie so oft in der Vergan­gen­heit, behaup­tete der Mann, das Orang-Utan-Baby auf einem Stück zerstörten Land gefunden zu haben. Das Rettungs­team nannte das kleine Orang-Utan-Mädchen „Bawan“.

Ein Scan zeigt die Kugel eines Luftgewehrs in Bawans rechtem Knie
Ein Scan zeigt die Kugel eines Luft­ge­wehrs in Bawans rechtem Knie

Ein Scan zeigt die Kugel eines Luft­ge­wehrs in Bawans rechtem Knie.

Nur einige Tage später machte sich dasselbe Team erneut auf den Weg, ein Orang-Utan-Baby in Empfang zu nehmen. Ein Regie­rungs­be­amter hatte ein Orang-Utan-Baby im glei­chen Alter wie Bawan beschlag­nahmt. Das kleine Weib­chen wurde von einem Arbeiter einer Palm­öl­plan­tage in Gefan­gen­schaft gehalten; er fand das verwaiste Baby auf dem Weg zur Arbeit.

Das namen­lose Baby

Bei der medi­zi­ni­schen Erst­un­ter­su­chung stellten die Tier­ärzte fest, dass sie unter Fieber leidet. Nun wird auch sie auf unserer Station aufge­päp­pelt und liebe­voll umsorgt. Ein Name für die Kleine steht noch aus.

Das sechs Jahre alte Orang-Utan-Männ­chen Jeje ist seit dem 8. September in Samboja Lestari. Die Natur­schutz­be­hörde BKSDA und ein Team des Centre for Oran­gutan Protec­tion – COP) waren für seine Befreiung verantwortlich.

Jeje
Jeje

Jeje befindet sich nun in Quaran­täne und wird medi­zi­nisch untersucht.

Bawan, Jeje und das bisher namen­lose Baby sind Opfer der zu mangelnden Rechts­durch­set­zung in Indo­ne­sien geworden. Wenn wir die Zerstö­rung des Regen­waldes nicht stoppen und den Tier­handel nicht unter­binden, drohen Orang-Utans und andere Arten auszusterben.

Als eine Schirm­spe­zies sind die Orang-Utans von kaum zu über­schät­zendem Wert für den Regen­wald. Hinter dem Begriff Schirm­spe­zies verbergen sich Arten, die stell­ver­tre­tend für ein ganzes Ökosystem stehen. Rettet man diese Art, tut man ebenso etwas für das Ökosystem, in dem sie leben. Deshalb ist Orang-Utan-Schutz gleich­zu­setzen mit Regen­wald­schutz. Regen­wald­schutz trägt wiederum zum Klima­schutz bei. Wir Menschen brau­chen den Wald zum Über­leben. Er ist eine Quelle unserer Atem­luft, reinigt unser Wasser, absor­biert Kohlen­stoff­di­oxid, verhin­dert Über­flu­tungen und Erosion. Die Liste von Vorteilen eines intakten Waldes kann unend­lich weiter geführt werden. Die Mensch­heit braucht den Wald so sehr, wie Orang-Utans ihn brau­chen. Deswegen heiß es — retten wir die Orang-Utans, retten wir am Ende auch uns selbst!

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15-jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Helfen Sie uns, ein neues Baby­haus zu bauen, damit wir auch zukünftig trau­ma­ti­sierte Waisen aufnehmen und ihnen wieder Gebor­gen­heit und Zukunft geben können.

 

Quelle: BOSF; BOS Deutsch­land (Über­tra­gung)

Reli­gion gegen Brand­stifter und tödli­cher Rauch

Reli­gion gegen Brand­stifter und tödli­cher Rauch

Bekannt­lich werden in Indo­ne­sien nach wie illegal Wälder nieder­ge­brannt, um Platz für Plan­tagen zu schaffen. Der Rauch, der aus diesen weit­flä­chigen Feuern aufsteigt, legt sich mit unschöner Regel­mä­ßig­keit als giftige Haze über das indo­ne­si­sche Archipel und die angren­zenden Länder. Dagegen stehen nun auch die führenden isla­mi­schen Schrift­ge­lehrten Indo­ne­siens auf: In einer Fatwa, einem reli­giöses Rechts­gut­achten, stellen sie nunmehr klar, dass das Abbrennen von Wald nicht nur gegen die welt­li­chen Gesetze des Landes verstößt, sondern auch dem Islam widerspricht. 

Wer auf diese Weise Mensch und Natur Schaden zufügt, vergeht sich demnach gegen den Willen Gottes und begeht eine schwere Sünde. 

Rein recht­lich ist die Fatwa nicht bindend, unter­streicht im reli­giösen Indo­ne­sien aber den Ernst der Situa­tion und hoffent­lich auch die bekun­dete Absicht der Regie­rung, gegen diese menschen­ge­machte Plage endlich wirksam vorzu­gehen. Tatsäch­lich traf sich die Umwelt­mi­nis­terin mit den reli­giösen Würdenträgern. 

Indo­ne­sien leidet tradi­tio­nell unter Korrup­tion und einem Mangel an Durch­set­zung geltenden Rechts, beson­ders wenn es um mäch­tige Wirt­schafts­ak­teure wie die Palmöl- oder Holz­in­dus­trie geht. Letztes Jahr spitzte sich die Situa­tion in ganz extremer Weise zu. Völlig außer Kontrolle gera­tene, riesige Brand­herde vernich­teten nicht nur ökolo­gisch wert­volle Wälder und Torf­böden, sondern legten mit ihrem ersti­ckenden Smog in weiten Teilen Indo­ne­siens und der Anrai­ner­staaten Verkehr und öffent­li­ches Leben lahm und nahmen Millionen Menschen buch­stäb­lich den Atem zum Leben. 

Einhun­dert­tau­send Tote 

Wissen­schaftler konnten jetzt auch ermit­teln, wie viele Todes­opfer allein die letzt­jäh­rigen Brände das Leben gefor­dert haben: Etwa 100.000 Menschen sind wahr­schein­lich daran gestorben. Diese Zahl wurde unter anderem aufgrund von Mess­daten über die damals akute Luft­be­las­tung in Verbin­dung mit den gut erforschten Wirkungen von Fein­staub hoch­ge­rechnet. Fein­staub dringt tief in die Lungen ein und über­windet die Barriere zwischen Lungen­bläs­chen und Blut­kreis­lauf. Nicht nur schwere Atem­wegs­er­kran­kungen und Lungen­krebs können die Folge sein, sondern auch Hirn­schlag und Herzinfarkt. 

Somit tragen die verhee­renden Wald- und Torf­brände durch ihren immensen CO2-Ausstoß nicht nur zur Aufhei­zung der Atmo­sphäre bei, sondern töten auch unmit­telbar. Umso mehr gilt der Satz: Orang-Utan-Schutz ist Menschenschutz…

Quellen: Reuters, Deut­sche Welle 

 

Viel weniger Palmöl ist die Lösung!

Viel weniger Palmöl ist die Lösung!

Umwelt­ver­bände und Menschen­rechts­or­ga­ni­sa­tionen – darunter auch BOS Deutsch­land — kriti­sieren die Rezep­tion der WWF-Palm­öl­studie „Auf der Ölspur“ als irre­füh­rend. Sie stellen klar, dass der Verbrauch von Palmöl keines­wegs unver­meid­lich oder ein klei­neres Übel ist – sondern drin­gend dras­tisch redu­ziert werden muss.

Die neue Studie des WWF „Auf der Ölspur – Berech­nungen zu einer palm­öl­freieren Welt“ hat ein enormes Medi­en­echo erhalten. Viele Berichte folgten dabei der Beti­telung der zuge­hö­rigen WWF-Pres­se­mit­tei­lung vom 29.08.2016 „Kein Palmöl ist auch keine Lösung“.

Die unter­zeich­nenden Verbände und Orga­ni­sa­tionen begrüßen ausdrück­lich die in der Palmöl-Studie des WWF zusam­men­ge­stellten und gut aufge­ar­bei­teten Daten, die vorge­brachte Problem­ana­lyse als auch  sinn­volle Forde­rungen an Unter­nehmen, Politik und Verbrau­cher. Sie kriti­sieren jedoch, dass die Pres­se­mit­tei­lung des WWF im Resultat zu einer groben Fehl­be­wer­tung der Sach­ver­halte führt. Die Über­schrift eines Arti­kels in der Süddeut­schen Zeitung macht das Dilemma deut­lich: „Palmöl ist das klei­nere Übel – leider“. Der Verbrau­cher muss denken, die Nutzung von Palmöl ist von allen Möglich­keiten die am wenigsten proble­ma­ti­sche – eine Verdich­tung, die so bequem wie grund­falsch ist.

Die Studie geht der Frage nach, welche Auswir­kungen es hätte, das Fett der proble­ma­ti­schen aber produk­tiven Ölpalme (hoher Flächen­er­trag) in Deutsch­land komplett durch andere, insbe­son­dere heimi­sche Ölpflanzen (mit gerin­gerem Flächen­er­trag) zu ersetzen. Um die Auswir­kungen eines solchen Ersatzes bezif­fern zu können, schätzt der WWF vorab, auf wieviel Palmöl in Deutsch­land ersatz­frei verzichtet werden könnte. Durch weit­ge­hende Been­di­gung der Nutzung von Palmöl als Kraft­stoff und Ände­rungen im Konsum­ver­halten sollen ca. 50% Reduk­tion zusam­men­kommen. Der Rest müsse komplett durch andere Pflan­zenöle ersetzt werden. Das Resultat der Über­le­gungen des WWF laut Pres­se­mit­tei­lung: Größerer Flächen­be­darf. Mehr Treib­haus­gas­emis­sionen. Weniger biolo­gi­sche Viel­falt. Die Probleme würden verschlim­mert. Dass der WWF also scheinbar die weitere Verwen­dung von Palmöl als umwelt­freund­li­cher empfiehlt, ist ein Paradox, das von vielen Medien dankbar aufge­nommen wurde.

Dass dies jedoch eine Fehl­be­wer­tung darstellt, wird an mehreren Schlüs­sel­punkten deutlich.

So unter­stellt das WWF-Szenario ein ersatz­freies Minde­rungs­po­ten­tial von ca. 50%. Andere Umwelt­ver­bände hielten eine Reduk­tion eher im Bereich 60–80% mittel­fristig für möglich. Erreicht werden könnte dies über ein striktes Verbot von Palmöl als Treib­stoff in Fahr­zeugen und Kraft­werken (ca. 50%), die Verban­nung aus Mast­fut­ter­mit­teln für die indus­tri­elle Tier­pro­duk­tion (ca.10%) und sanft wirk­same Maßnahmen in den Berei­chen chemisch-indus­tri­elle Nutzung, Seifen und Lebens­mittel. Es macht einen gravie­renden Unter­schied, ob über Alter­na­tiven zur Hälfte oder nur eines Vier­tels des heutigen Verbrauchs gespro­chen werden muss.

Zudem streben – anders als es der Unter­titel der Studie nahe­legt – keine poli­tisch rele­vanten Akteure eine “palm­öl­freie” Welt an.  Der WWF beleuchtet ein Extrem­sze­nario, in welchem 100% des heutigen deut­schen Palm­öl­kon­sums verschwinden müssten, und kommt per Pres­se­mit­tei­lung zum Schluss, dass dies nicht günstig wäre. Folgte man dieser reali­täts­fernen Annahme, bestünde die Heraus­for­de­rung unserer Tage mögli­cher­weise darin, bestehende Palm­öl­plan­tagen zu Regen­wald zurück zu entwickeln.

Tatsäch­lich geht es heute jedoch darum, Ansätze zu fördern, welche die immer weiter fort­schrei­tende nach­fra­ge­ge­trie­bene Zerstö­rung von Regen­wald­flä­chen für immer neue Plan­tagen stoppen können. Der Palm­öl­hunger der EU ist ein signi­fi­kanter Teil der globalen Nach­frage und damit Mitur­sache des Raub­baus am Tropen­wald. Eine spür­bare Reduk­tion der Nach­frage nach Palmöl in Deutsch­land und der EU wäre die wirk­samste Bremse gegen Produk­ti­ons­aus­wei­tungen. Beson­ders stark stieg in den letzten Jahren die Nach­frage nach fälsch­li­cher­weise als klima­freund­lich einge­stuftem Palmöl als Kraft­stoff. Und bereits der ersatz­freie Verzicht nur dieses einen Markt­seg­ments, also 50% weniger Palmöl würden schon ein enormes Signal an die Märkte senden. Bedenkt man weiterhin, dass auch ein großer Teil der heimi­schen Pflan­zen­öl­pro­duk­tion nicht etwa der Ernäh­rung dient, sondern eben­falls unsin­ni­ger­weise als Diesel verbrannt wird, so rela­ti­viert sich das Problem einer mögli­chen Agrar­flä­chen­ver­knap­pung durch Palm­öl­sub­sti­tu­tion weiter.

Über­le­gungen zum Ersatz von Palmöl sind inter­es­sant und wichtig, aber das Poten­tial ist vergli­chen mit Reduk­ti­ons­stra­te­gien vergleichs­weise begrenzt. Wollte man also die Erkennt­nisse der WWF-Studie im Kern tref­fend zusam­men­fassen, müsste man titeln „Viel weniger Palmöl ist nötig und möglich!“, oder „Stoppt Agro­kraft­stoffe!“. Die aktu­elle Medi­en­be­richt­erstat­tung verkehrt dies jedoch nahezu ins Gegen­teil und die Diffe­ren­zie­rungen sowie Forde­rungen der poten­tiell wert­vollen Studie werden kaum trans­por­tiert. Das ist kein Wunder, denn die im Pres­se­text des WWF kommu­ni­zierten Ergeb­nisse „Größerer Flächen­be­darf. Mehr Treib­haus­gas­emis­sionen. Weniger biolo­gi­sche Viel­falt“ –  stehen teil­weise im direkten Wider­spruch zu den eigent­li­chen Ergeb­nissen der  Studie. Laut Studie könnte der Ersatz von Palmöl, etwa durch heimi­sches Rapsöl, durchaus einen posi­tiven Effekt auf die Biodi­ver­sität haben.

Die Debatte über den Umgang mit dem Konflikt-Agrar­roh­stoff Palmöl ist wichtig und aktuell im Vorfeld der Neuge­stal­tung der EU-Richt­linie über Erneu­er­bare Ener­gien in Bezug auf Agro­kraft­stoffe poli­tisch hoch­bri­sant. Doch die Kommu­ni­ka­tion zur neuen WWF Studie leitet die öffent­liche Aufmerk­sam­keit fehl: Weg vom enormen Verän­de­rungs­po­ten­tial, welches Reduk­ti­ons­stra­te­gien bieten. Und über das Argu­ment der Substi­tu­tion hin zur Debatte um die Nach­hal­tig­keits­zer­ti­fi­zie­rung des nur scheinbar alter­na­tiv­losen Palmöls. Der WWF, Grün­dungs­mit­glied und Verfechter des stark in die Kritik gera­tenen Zerti­fi­zie­rungs­me­cha­nismus RSPO, erweist damit nicht nur den AutorInnen der eigenen Studie, sondern der gesamten Debatte um Palmöl und Tropen­wald­schutz einen Bärendienst.

 

Verant­wort­liche Orga­ni­sa­tionen und Kontakte:

 

Organisation Kontakt
ROBIN WOOD e.V.

 

Bremerstr.3

21073 Hamburg

Sven Selbert

 

Refe­rent für Tropenwald

[email protected]

Mobil: 0170–4720498

Büro:  040–380892-15

 

Watch Indo­nesia! e.V.

 

Für Demo­kratie, Menschen­rechte und Umwelt in Indo­ne­sien und Osttimor

Urbanstr. 114

10967 Berlin

Dr. Yvonne Kunz

 

Umwelt- und Klimareferentin

Tel. 030–698 179 38

[email protected]

Regen­wald-Institut e.V.

 

Institut für ange­wandten Regenwaldschutz

Post­fach 1742

D‑79017 Frei­burg

Dr. Susann Reiner

 

Geschäfts­füh­rung

[email protected]

Tel. 0761 — 5561319

BOS Deutsch­land e.V.

 

Borneo Oran­gutan Survival Deutschland

Pots­damer Straße 99

10785 Berlin

Daniel Merdes

 

Geschäfts­füh­rung

[email protected]

Tel. 030 — 8906076–22

INFOE

 

Institut für Ökologie und Aktions-Ethno­logie e.V.

Melchi­or­straße 3

50670 Köln

Elke Falley-Rothkopf

 

Vorstand

[email protected]

Tel. 0221 — 7392871

Orang-Utans in Not e.V.

 

Deut­scher Platz 6

D‑04103 Leipzig

Julia Cissewski

 

Vorsit­zende

[email protected], [email protected]

Pro Wild­life e.V.

 

Kidlerstr. 2

81371 München

Adeline Fischer

 

Kampa­gnerin

[email protected]

Tel. +49 (89) 81299–507

Fax: +49 (89) 81299–706

Akti­ons­bündnis Regen­wald statt Palmöl Julia Cissewski

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