Neues von unseren werdenden Orang-Utan-Müttern Meklies und Ebol

Neues von unseren werdenden Orang-Utan-Müttern Meklies und Ebol

In Bukit Batikap ist ordent­lich was los! Vor einigen Wochen entdeckte unser Team vor Ort, dass gleich zwei unserer ausge­wil­derten Orang-Utan-Damen trächtig sind. Wir hatten Ihnen ja bereits über den Baby­boom in Kehje Sewen berichtet, hier können Sie den Beginn der Geschichte noch einmal nach­lesen. Jetzt gibt es Neuig­keiten von den werdenden Müttern Meklies und Ebol.

Unser Team versucht mit allen Kräften, die beiden auf ihrem Weg der bevor­ste­henden Mutter­schaft zu begleiten. Im tiefen Urwald gestaltet sich so etwas aber manchmal recht schwierig, beson­ders wenn, wie im Fall von Ebol, die Batte­rien im Sende­hals­band leer sind. So kann sie nicht mehr geortet werden, und wir sind auf zufäl­lige Begeg­nungen ange­wiesen. Andere Tiere wie beispiels­weise Meklies sind Meister im Verste­cken, also eben­falls nicht einfach zu beobachten,

Letzte Woche hatte unser Team jedoch das Glück, bei einem Kontroll­gang gleich beide Damen zu beob­achten. Das Schöne: Meklies und Ebol sind offenbar bei bester Gesundheit!

Orang-Utan-Dame Meklies

Meklies verbringt immer noch die meiste Zeit hoch in den Bäumen und sieht richtig fit aus. Kein Wunder: Sie frisst große Mengen Wald­früchte, quasi für zwei. Unser Tier­arzt Maryos Tandang meint, Meklies sei gut versorgt mit allen wich­tigen Nähr­stoffen. Wo sie aller­dings ein Nest für die bald bevor­ste­hende Geburt baut, konnte er noch nicht herausfinden. 

Die trächtige Ebol

Ebol siedelte ein wenig um. Zuletzt wurde sie noch mit Orang-Utan-Männ­chen Lamar zusammen gesichtet. Unsere Mitar­beiter regis­trierten nach einge­henden Verglei­chen mit früheren Fotos, dass auch sie kurz vor der Geburt steht.

Also, die Voraus­set­zungen für die Geburt sind gut. Wir hoffen jetzt, dass unsere beiden Schütz­linge gesunde und kräf­tige Babies zur Welt bringen. Sobald es News gibt, infor­mieren wir Sie hier auf dieser Seite.

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Neues Liebes­glück in Kehje Sewen?

Neues Liebes­glück in Kehje Sewen?

Da die Regen­zeit in Kehje Sewen einge­setzt hat, verfins­tert sich der helle Morgen­himmel fast täglich gegen Nach­mittag. Anhal­tender Regen weicht dann die Böden des Waldes auf und macht es unseren Moni­to­ring-Teams nicht immer ganz leicht, den ausge­wil­derten Orang-Utans zu folgen.
Letzten Mitt­woch, um 8 Uhr morgens, machte sich unser Team aus Kehje Sewen dennoch hoch moti­viert auf den Weg, um Robert, den 9‑jährigen Orang-Utan, welcher im April diesen Jahr ausge­wil­dert wurde, zu beobachten.

Nach vier Kilo­me­tern durch hüge­lige Land­schaft und über matschigen Boden entdeckten sie Robert in einem der Bäume – und er war nicht alleine …
Ajeng, eine 11-jährige Orang-Utan-Dame, welche vor zwei Jahren ausge­wil­dert wurde, war wie aus dem Nichts zu ihm gestoßen. Sie näherte sich Robert langsam an, der sich erst einmal völlig unbe­ein­druckt zeigte und ruhig und gelassen blieb.

Robert und Ajeng verbrachten die folgende Zeit damit gemeinsam Früchte zu suchen, diese dann zu verspeisen und genossen offen­sicht­lich die Zwei­sam­keit. In einer liebe­vollen Geste ergriff Robert dann plötz­lich Ajengs Hand, und die beiden aßen Händ­chen haltend zusammen weiter. Robert, den sein Selbst­be­wusst­sein viel­leicht etwas „über­mannte“ und vom Moment mitge­rissen wurde, umarmte Ajeng, um die Kopu­la­tion zu beginnen. Unsere Orang-Utan-Dame stieg auf diese unge­stüme Art aller­dings nicht ein und Roberts akzep­tierte den igno­rierten Annä­he­rungs­ver­such und wandte sich wieder dem Essen zu. Kurz danach ergriff dann Ajeng die Initia­tive und streckte nun wiederum nach Robert die Hand aus. Dieser erwi­derte nun seiner­seits das Hände­halten nicht – Gleich­stand im Punk­te­ver­gleich der Ablehnungen.

Der unbe­hol­fene Moment dauerte eine ganze Weile an, bis die beiden sich langsam trennten und in verschie­denen Rich­tungen in den Bäumen entschwanden. Das Team teilte sich, um den beiden Orang-Utans jeweils zu folgen, in der Hoff­nung, dass sich Robert und Ajeng noch­mals treffen würden und viel­leicht doch noch Zeugen eines Happy Ends zu werden. Doch der starke Regen machte ihnen einen Strich durch die Rech­nung, sodass das Team den Moni­to­ring­aus­flug abbre­chen musste.

Bedau­er­li­cher­weise wissen wir nicht ob sich Ajeng und Robert an diesem Tag nochmal getroffen haben, sind aller­dings sehr dankbar dafür, dass wir sehen durften wie gut sich die beiden im Wald einge­lebt haben.

Wir hoffen vom ganzen Herzen, dass Robert und Ajeng sich bald wieder­be­gegnen – viel­leicht tragen ja auch bald diese beiden dazu bei eine neue wilde Orang-Utan-Popu­la­tion in Kehje Sewen aufzubauen.

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Der Tapa­nuli-Orang-Utan

Der Tapa­nuli-Orang-Utan

Mit Schim­panse und Bonobo, zwei Gorilla- und zwei Orang-Utan-Arten gab es (ohne den Menschen) bisher sechs Menschen­af­fen­arten. Zur Über­ra­schung der Fach­leute und der ganzen Welt ist jetzt ein siebter aufge­taucht: Pongo tapa­nu­li­ensis, der Tapa­nuli-Orang-Utan. Benannt wurde er nach seinem Verbrei­tungs­ge­biet in Nord­su­matra. Man hielt ihn bisher für eine Unterart des Sumatra-Orang-Utans Pongo abelii und iden­ti­fi­zierte ihn erst dieses Jahr als eigen­stän­dige Spezies.

Inter­es­san­ter­weise ist der Tapa­nuli-Orang-Utan enger mit seinen Vettern auf Borneo (Pongo pygmaeus) verwandt als mit den geogra­fisch viel näher behei­ma­teten Sumatra-Orang-Utans. Die Linien der heutigen Borneo- und Sumatra-Orang-Utans trennten sich bereits vor ca. 3,4 Millionen Jahren, während sich Borneo- und Tapa­nuli-Orang-Utan erst vor etwa 670.000 Jahren vonein­ander abspal­teten. Das war möglich, weil der Meeres­spiegel damals tiefer lag und Sumatra und Borneo keine Inseln waren, sondern zum heute versun­kenen Sunda­land gehörten.

Von Pongo tapa­nu­li­ensis exis­tieren nach gegen­wär­tigem Kennt­nis­stand noch etwa 800 Indi­vi­duen auf einem Terri­to­rium von gerade einmal 1000 Quadrat­ki­lo­me­tern (zum Vergleich: Berlin erstreckt sich über ca. 890 Quadrat­ki­lo­meter). In diesem Gebiet wird zudem Bergbau und Ölpal­men­anbau betrieben, und es ist der Bau eines Stau­damms geplant. Damit ist der Tapa­nuli-Orang-Utan sehr wahr­schein­lich die am stärksten bedrohte Menschen­af­fenart und hätte diesen trau­rigen Rang den Berg­go­rillas abge­laufen. Eine entspre­chende Einschät­zung durch die IUCN (Inter­na­tional Union for Conser­va­tion of Nature and Natural Resources) wird im Dezember 2017 erwartet.

Der an der Iden­ti­fi­zie­rung der neuen Spezies betei­ligte Prima­to­loge Erik Meijaard von der austra­li­schen National Univer­sity in Canberra mahnt: “Wenn wir sogar noch in der Gruppe der Menschen­affen neue Arten finden, was sagt uns das über alles andere, was wir über­sehen: unent­deckte Spezies, unbe­kannte ökolo­gi­sche Bezie­hungen, kriti­sche Schwel­len­werte, die wir nicht über­schreiten sollten?”

Siehe auch: http://www.media.uzh.ch/de/medienmitteilungen/2017/Dritte-Orang-Utan-Art.html

Bilder­quelle: Univer­sität Zürich, Bild: Maxime Aliaga

 

Alar­mie­rende Studie: Abhol­zung von Regen­wald für die Palm­öl­pro­duk­tion erwärmt Indonesien

Alar­mie­rende Studie: Abhol­zung von Regen­wald für die Palm­öl­pro­duk­tion erwärmt Indonesien

In den vergan­genen Jahr­zehnten wurden in Indo­ne­sien große Regen­wald­flä­chen zugunsten von Gummi‑, Holz- und Palm­öl­plan­tagen gerodet. Ein inter­na­tio­nales Forscher­team unter Leitung der Univer­sität Göttingen hat auf Sumatra unter­sucht, welche Folgen diese verän­derte Land­nut­zung für das regio­nale Klima hat.

Das Ergebnis scho­ckiert: Die Tempe­ra­turen in der Region steigen nach­weisbar an. Dies wiederum könnte sich auf die Tier- und Pflan­zen­welt auswirken sowie Teile des Landes anfäl­liger für Flächen­brände machen.

In ihrem Beitrag in der Fach­zeit­schrift „Biogeo­sci­ences“ warnt der Biokli­ma­to­loge Prof. Dr. Alex­ander Knohl: „Die Verän­de­rung wirkt sich nicht nur auf die Biodi­ver­sität und den gespei­cherten Kohlen­stoff aus, sondern auch auf die Ober­flä­chen­erwär­mung, und trägt so zum Klima­wandel bei.“

Sein Team unter­suchte in der Provinz Jambi auf Sumatra die unter­schied­li­chen Ober­flä­chen­tem­pe­ra­turen von intaktem Wald, abge­holzter sowie land­wirt­schaft­lich genutzter Fläche. Zusätz­lich zu den am Boden erho­benen Daten wurden von Satel­liten gelie­ferte Zahlen aus den Jahren 2000 bis 2015 ausge­wertet. Die Zahlen alar­mieren, denn abge­holztes Land ist um bis zu 10 Grad Celsius wärmer als Wälder.

Teil­weise ist dies dem globalen Klima­wandel geschuldet, teils aber auch eine direkte Folge der Land­nut­zungs­än­de­rungen vor Ort. Im Hinblick auf die künf­tige Land­nut­zung in Indo­ne­sien müssen den Wissen­schaft­lern zufolge alle Aspekte der ökolo­gi­schen und sozio­öko­no­mi­schen Folgen sorg­fältig ausge­wertet und berück­sich­tigt werden.

Die gesamte Studie mit allen Ergeb­nissen lesen Sie hier.
 

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Tiere aus Kalimantan

Tiere aus Kalimantan

Kali­mantan ist der indo­ne­si­sche Name für die Insel Borneo, der dritt­größten der Welt nach Grön­land und Neuguinea. Kali­mantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich natür­lich mit unzäh­ligen anderen Tier­arten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaa­rigen Vettern. Wir wollen hier in loser Reihen­folge immer mal wieder einige dieser faszi­nie­renden Geschöpfe vorstellen.

Das Bart­schwein (Sus barbatus)

Eigent­lich sind sie bloß Wild­schweine wie sie auch bei uns vorkommen und mancher­orts sogar zur Plage werden. Sie sehen ihren euro­päi­schen Verwandten auch sehr ähnlich und haben unge­fähr dieselbe Körper­größe. Außer durch eine etwas andere Kopf­form unter­scheiden sie sich vom Eura­si­schen Wild­schwein (Sus scrofa) unter anderem durch die namens­ge­benden paarigen Haar­bü­schel an der Schnauze.

//creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Ihre Lebens­weise entspricht mehr oder weniger der aller Schweine: Einzeln oder in kleinen Fami­li­en­ver­bänden durch­streifen sie die Wälder und suchen als Alles­fresser nach pflanz­li­cher Nahrung aller Art, aber auch nach Insekten, Larven, kleinen Wirbel­tieren und Aas. Eine Beson­der­heit der Bart­schweine sind ihre peri­odi­schen Massen­wan­de­rungen, eigent­lich ganz unty­pisch für Regen­wald­be­wohner. Hin und wieder brechen sie zu Hunderten auf und wandern viele Kilo­meter weit. Woher sie kommen, wohin sie gehen weiß niemand so genau. Vermut­lich folgen sie wech­selnden Nahrungsangeboten.

Bart­schweine sind nicht etwa verwil­derte Haus­schweine – die alle­samt von Sus scrofa abstammen -, sondern eine eigen­stän­dige, auf Borneo und Sumatra ende­mi­sche Spezies. Ganz anders als unsere Schwarz­kittel gelten sie aller­dings als Vulnerable – gefährdet. Wie so viele Tiere Borneos und Indo­ne­siens sind auch die Bart­schweine der tropi­schen Regen­wälder vom Verlust ihres Lebens­raumes bedroht. Dazu kommt, dass sie tradi­tio­nell stark bejagt werden. Das war für die Bestände insge­samt nie ein Problem — seit Jahr­hun­derten bilden sie für indi­gene Völker eine wich­tige Nahrungsquelle.

Ärmeren Gemein­schaften berei­chern sie bis heute den Spei­se­zettel. Das Bart­schwein ist in seinem Verbrei­tungs­ge­biet eine soge­nannte kultu­relle Schlüs­sel­spe­zies und spielt in entle­genen Regionen Kali­mantans weiterhin eine wich­tige Rolle. Mögli­cher­weise wird man in Zusam­men­ar­beit mit örtli­chen Gemein­schaften Manage­ment­pläne zur nach­hal­tigen Nutzung der Bestände entwi­ckeln. In jedem Fall sollte man diesem von außen wenig beach­tetem Tier mehr Aufmerk­sam­keit widmen.