Akti­ons­wo­chen­ende im Tier­park Hellabrunn

Akti­ons­wo­chen­ende im Tier­park Hellabrunn

Am 24. und 25. August 2019 bietet der Münchener Tier­park Hella­brunn seinen Besu­che­rinnen und Besu­chern ein span­nendes Wochen­ende voller Extreme: von staub­tro­ckener Hitze zu feucht­warmem Regen­wald und unend­li­chen Wasser­welten – alles dreht sich um die Lebens­räume Tropen, Wüsten und Meer. Und die BOS-Regio­nal­gruppe München darf dabei natür­lich nicht fehlen.

Trockene Wüsten, feucht­warme Tropen und tiefe Meere — zusammen stellen sie einen Groß­teil der Lebens­räume unseres Planeten dar und könnten unter­schied­li­cher nicht sein. Umso span­nender ist es, mehr über die dort vorkom­mende große Viel­falt des Lebens zu erfahren. Sei es am Akti­ons­stand von Borneo Oran­gutan Survival Deutsch­land e.V., am Info-Point in der Fleder­maus­grotte, im Rahmen einer Quiz­rallye durch den Tier­park oder beim abend­li­chen Kino-Open-Air.

Programm Akti­ons­wo­chen­ende Tropen, Wüsten und Meer:

- Quiz­rallye mit zwölf Stationen im gesamten Tierpark

- Info­stand B.O.S. Deutsch­land e.V. von 10 bis 16 Uhr

- Info-Mobil Regen­wald von  12 bis 15 Uhr

- Bastel­stand Tram­pel­tiere von 10 bis 16 Uhr

- Akti­ons­stand Förder­kreis von 10 bis 16 Uhr

- Akti­ons­stand Zoll Flug­hafen München von 10 bis 16 Uhr

- Info­stand Arten­schutz in Hella­brunn von 10 bis 16 Uhr

- Info-Point Fleder­maus­grotte 11:30 und 13:30 Uhr

- Info-Point Urwald­haus 10:30 und 12:30 Uhr

- Tier­pfleger-Treff­punkt Sumatra-Orang-Utan am Samstag um 14 Uhr

- Tier­pfleger-Treff­punkt Tram­pel­tier um 13:30 Uhr

- Tier­pfleger-Treff­punkt Silber­gibbon am Sonntag um 14 Uhr

Als beson­derer Höhe­punkt findet am Samstag, 24. August ein exklu­sives Kino-Open-Air in der Hella­brunn Arena statt. Gezeigt werden indi­vi­duell zusam­men­ge­stellte Ausschnitte aus der Doku­men­tar­film-Reihe „Planet Wüste“ von Michael Martin. Der Münchner Foto­graf und Diplom-Geograph berichtet seit über 30 Jahren über seine Reisen in die verschie­densten Wüsten­re­gionen der Erde und gehört zu den renom­mier­testen Wüsten­fo­to­grafen welt­weit. Neben den Trocken­wüsten hat er auch Kälte- und Eiswüste bereist und Expe­di­tionen an die entle­gensten und extremsten Gebiete der Erde unter­nommen. Hella­brunn zeigt die beein­dru­ckendsten Land­schaft­auf­nahmen aus „Planet Wüste“ auf der großen Lein­wand unter freiem Himmel.

Die limi­tierten Tickets für 15,00 Euro für Erwach­sene und Kinder ab 10 Jahren (freie Platz­wahl) sind ab sofort und exklusiv an den Kassen am Isar- und Flamingo-Eingang erhält­lich. Der Einlass erfolgt ab 20 Uhr über das Tor 2 am Schlichtweg, Film­be­ginn ist um 20.45 Uhr. Die Veran­stal­tung endet um 23 Uhr. Das Mitbringen von alko­ho­li­schen Getränken ist nicht erlaubt. Die Veran­stal­tung findet bei jeder Witte­rung statt. Weitere Infor­ma­tionen: www.hellabrunn.de/kino

Der Kampf gegen das Feuer

Der Kampf gegen das Feuer

Seit jeher stellen Wald­brände, die vor allem in der Trocken­zeit immer wieder ausbre­chen, eine große Gefahr für uns dar. Doch seit einigen Jahren wüten die Feuer immer heftiger und bedrohen die Orang-Utans und ihren Lebens­raum mehr denn je.

Allein im vergan­genen Jahr hat ein Brand 12.926 Hektar unseres Projekt­ge­biets Mawas zerstört. Es dauerte mehrere Tage, bis das Feuer endlich besiegt werden konnte.

2015 wurde Borneo von den bisher verhee­rendsten Wald­bränden heim­ge­sucht. Um die letzten wild­le­benden Orang-Utan-Popu­la­tionen vor den Feuern zu beschützen, mussten wir von November 2015 bis Februar 2017 allein drei große Umsied­lungs­ak­tionen durch­führen, bei denen wir insge­samt fast 90 Orang-Utans in siche­rere Wald­ge­biete bringen konnten.

Der Schaden, den die Brände an den Wäldern und der Arten­viel­falt anrich­teten, war desas­trös. Wir wussten, dass wir inten­sive Maßnahmen ergreifen mussten, um auf künf­tige Feuer­ka­ta­stro­phen vorbe­reitet zu sein. Unser Team in Mawas arbeitet seither ehrgeizig daran, zukünf­tige Brände zu verhin­dern und so vor allem auch die weitere Verbren­nung der kohlen­stoff­rei­chen Torf­moor­ge­biete zu stoppen. Schließ­lich bewirt­schaften wir in Mawas mehr als 309.000 Hektar Torf­moor­ge­biet. Zunächst galt es, die zerstörten Gebiete wieder­her­zu­stellen. Neue Bäume wurden und werden gepflanzt, Brun­nen­pumpen gebaut und Patrouil­len­pläne entwi­ckelt, um regel­mäßig poten­zi­elle Brand­herde zu überwachen.

Feuerpatrouille in Mawas
Feuer­pa­trouille in Mawas

Außerdem werden hunderte von Stau­dämmen gebaut, um die Entwäs­se­rungs­ka­näle zu blocken. So soll der Wasser­stand erhöht und der Torf­moor­boden wieder vernässt werden. Denn nichts ist leichter entflammbar, als die ausge­trock­neten Torf­moor­böden, die in den 1990er Jahren durch künst­liche Kanäle trocken­ge­legt wurden. Zusätz­lich wurden beson­ders zerstörte Gebiete, vor allem an den Kanal­ufern, mit heimi­schen Bäumen neu bepflanzt. So soll die Gefahr von neuen Brand­herden redu­ziert werden.

Setzlinge werden eingepflanzt
Setz­linge werden eingepflanzt
So kann der Torfmoorboden wiederbelebt werden
So kann der Torf­moor­boden wieder­be­lebt werden

Das Feuer auf dem Weg zur Waldschule!

Noch vor wenigen Tagen wütete ein Brand direkt vor den Toren unseres Rettungs­zen­trums Nyaru Menteng. Nur 300 Meter vor der Station konnte das Feuer in Zusam­men­ar­beit von BOS, der Feuer­wehr und dem Militär gerade noch gelöscht werden.

Feuer in der Nähe von Nyaru Menteng
Feuer in der Nähe von Nyaru Menteng
Hand in Hand arbeiten Feuerwehr, lokale Behörden und BOS-Mitarbeiter
 
Hand in Hand arbeiten Feuerwehr, lokale Behörden und BOS-Mitarbeiter
Hand in Hand arbeiten Feuer­wehr, lokale Behörden und BOS-Mitarbeiter

Unsere Rettung war die inten­sive Vorbe­rei­tung, die wir in den vergan­genen Jahren geleistet haben. Und die schnelle Reak­tion. Rund um das Rettungs­zen­trum haben wir drei Vertei­di­gungs­zonen gegen das Feuer errichtet. Außerdem wurden mehrere Brunnen gegraben, um schnell und überall Zugriff auf Wasser zu haben. Unser Team konnte so das gefähr­dete Gebiet mithilfe der Brunnen wässern. So können die Flammen hoffent­lich auch in Zukunft zurück­ge­halten werden, sobald sie erneut Kurs auf die Wald­schule von Nyaru Menteng nehmen. Auch wenn für dieses Mal alles gut gegangen und die Gefahr recht­zeitig gebannt werden konnte – die Gefahr ist noch nicht über­standen. Die Trocken­zeit hat gerade erst begonnen und wird ihren Höhe­punkt erst im September errei­chen. Für uns heißt das in den nächsten zwei Monaten stän­dige Alarm­be­reit­schaft. Rund um die Uhr sind unsere Kollegen im Einsatz, um jeder­zeit den Kampf gegen das Feuer aufzunehmen.

Um die Orang-Utans in unserer Rettungs­sta­tion zu beschützen, benö­tigen wir drin­gend zusätz­liche Ausrüs­tung. Vor allem feuer­feste Klei­dung, Wasser­pumpen und ‑schläuche und ein Lösch­was­ser­spei­cher werden gebraucht.

Bitte helfen Sie uns mit einer Spende und ermög­li­chen Sie weitere Schutz­maß­nahmen. 

Dichter Rauch hängt über Borneo
Dichter Rauch hängt über Borneo
 
Torf­moor­wälder – Das unter­schätzte Gaspedal der Klimakatastrophe

Torf­moor­wälder – Das unter­schätzte Gaspedal der Klimakatastrophe

Was haben aktuell die Arktis rund um den Polar­kreis und Borneo – die dritt­größte Insel der Erde – gemeinsam? An beiden Orten wüten riesige Brände. Und diese Feuer brennen keinen Wald nieder. Was da brennt ist der Boden: Es lodern tausende Quadrat­ki­lo­meter Torfmoore.

Gigan­ti­sche CO2-Spei­cher und tickende CO2-Bomben

Torf­moore – bzw. auf Borneo die tropi­schen Torf­moor­wälder – sind gigan­ti­sche CO2-Spei­cher. Ein Groß­teil der Torf­moor­wälder befindet sich in Indo­ne­sien. Sie bede­cken rund zehn Prozent des Landes auf einer Fläche von ca. 22 Millionen Hektar (in etwa die Größe Groß­bri­tan­niens). Je nach Tiefe spei­chern Torf­moor­wälder zwischen 3.000 und 6.000 Tonnen Kohlen­stoff pro Hektar, also fast 50-mal so viel wie ein gleich­großes Regen­wald­ge­biet ohne Torf­moor­boden (120 bis 400 Tonnen Kohlen­stoff pro Hektar). 

Intakter Torfmoorregenwald
Intakter Torfmoorregenwald

Bei der Rodung von nur einem Hektar Torf­moor­wald wird 1.000-mal so viel CO2 ausge­stoßen, wie bei einem Flug von Paris nach New York.   Die CO2-Emis­sionen gero­deter Torf­moor­flä­chen machten im Jahr 2015 die Hälfte aller indo­ne­si­schen CO2-Emis­sionen aus. 

Sinn­lose Gesetzgebung

So wert­voll diese Gebiete für das Welt­klima sind, umso beun­ru­hi­gender sind die poli­ti­schen Entwick­lungen in Indo­ne­sien. Nach den kata­stro­phalen Wald­bränden 2015 und 2016 hatte die indo­ne­si­sche Regie­rung beschlossen, dass Regen­wälder, die auf mindes­tens drei Meter tiefen Torf­moor­böden liegen, konser­viert werden sollen. Ein weiterer Regie­rungs­be­schluss wird von Experten bis heute äußerst kritisch bewertet: Der Schutz von mindes­tens 30 Prozent aller „Torf­moor­dome“. Das sind Torf­moor­land­schaften, bei denen das Zentrum topo­gra­phisch höher liegt, als die Gebiets­ränder – ähnlich einer Kuppel. Gerade Umwelt­ver­bände kriti­sieren diese Verord­nung massiv: Sie sei genauso effektiv, wie ein Rauch­verbot auf der rechten Seite eines Flug­zeugs, während auf der linken Seite weiterhin geraucht werden darf. Denn: Wenn zwar 30 Prozent eines „Torf­moor­doms“ unter Schutz stehen, die verblie­benen 70 Prozent aber trocken­ge­legt werden, dann wird im gesamten Gebiet das Wasser­ni­veau sinken. Ein Ausstoß des im durch­nässten Moor­boden gebun­denen CO2 ist lang­fristig die sichere Folge. Laut der indo­ne­si­schen Regie­rung könnte das Wasser­ni­veau künst­lich ausge­gli­chen werden. Experten zwei­feln aber, dass dies möglich ist.

Durch Kanäle trockengelegter Torfmoorwald
Durch Kanäle trocken­ge­legter Torfmoorwald

Dieses kontro­verse Gesetz soll nun durch eine Verord­nung des indo­ne­si­schen Forst­mi­nis­te­riums noch weiter gelo­ckert werden. Nach der neuen Rege­lung dürfen Betreiber von Plan­tagen und andere Inhaber von Konzes­sionen auch Torf­moor­land erschließen, bei dem die Torf­moor­schicht tiefer als drei Meter ist. Unter der Bedin­gung, dass der „Torf­moordom“ erhalten bleibt. 

Der Wahn­sinn von Mawas

Wir von BOS Deutsch­land kennen die Folgen einer Degra­die­rung von Torf­moor­re­gen­wäl­dern leider nur zu gut. Ende der neun­ziger Jahre träumte der dama­lige indo­ne­si­sche Präsi­dent Suharto davon, auf Mega­plan­tagen Reis anzu­bauen. Dafür wurden hunderte Hektar Torf­moor­re­gen­wald gero­dete, meter­tiefe Kanäle ange­legt, um den Boden trocken­zu­legen – bis das Projekt schei­terte. Reis wurde dort nie geerntet, aber der Torf­moor­re­gen­wald zerstört. Seit knapp 15 Jahren arbeitet BOS in diesem Gebiet und versucht, die Schäden wieder gut zu machen. 70.000 Hektar Torf­moor­re­gen­wald sind degra­diert. 70.000 Hektar, die täglich mehr CO2 in die Atmo­sphäre ausstoßen. Diese 70.000 Hektar sind eine tickende Zeit­bombe, denn Torf brennt besser als Holz. Jeder Funke kann der Beginn eines Infernos sein.

Brand­be­kämp­fung in Mawas

Aus diesem Grund sind wir über die Locke­rung der Gesetz­ge­bung besorgt. Die Torf­moor­ge­biete in Indo­ne­sien müssen streng geschützt und erhalten werden und dürfen nur unter harten Auflagen bewirt­schaftet werden. Für unser Welt­klima! Für unsere Zukunft.

 

 

Quellen:

https://news.mongabay.com/2016/12/green-groups-raise-red-flags-over-jokowis-widely-acclaimed-haze-law/

https://news.mongabay.com/2019/07/dangerous-new-regulation-puts-indonesias-carbon-rich-peatlands-at-risk/?fbclid=IwAR2K-_ancMDEqkHnuqwo35hMNtcGLqK4EhMCCMbh08HQGKfJ6lCOVbgdVfk

https://news.mongabay.com/2019/07/top-court-holds-indonesian-government-liable-over-2015-forest-fires/

https://www.regenwald.org/petitionen/1024/feuer-indonesien-kein-palmoel-auf-torf-keine-plantage-fuer-peak#more

https://www.wwf.de/themen-projekte/waelder/wald-und-klima/krombacher-klimaschutz/wiedervernaessung-der-torfmoore/torfmoorwaelder-die-unterschaetzte-zeitbombe/

 

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BOS hat jetzt über 400 Orang-Utans ausgewildert!

BOS hat jetzt über 400 Orang-Utans ausgewildert!

402! Eine Zahl, auf die wir unglaub­lich stolz sind und die einen echten Meilen­stein im welt­weiten Orang-Utan-Schutz darstellt.
Denn mit dem Öffnen der Trans­port­boxen von Elder, Mori, Anna Friel und Edgar in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen, ist das die beein­dru­ckende Anzahl der reha­bi­li­tierten Orang-Utans, die die BOS Foun­da­tion seit 2012 in die Frei­heit unserer geschützten Regen­wälder entlassen hat!

Somit leben nun 107 reha­bi­li­tierte Orang-Utans in unserem 86.450 Hektar großen Schutz­ge­biet Kehje Sewen. Ein Wald­ge­biet, das für unsere Kollegen vor Ort eine beson­dere Heraus­for­de­rung darstellt. Rund 24 Stunden dauert die aben­teu­er­liche und gefähr­liche Reise mit Gelän­de­wagen und Booten – tief in die Wildnis des Regen­walds. Gleich drei Mal haben wir im vergan­genen Monat diese Reise unter­nommen. Ein echter Kraftakt. Applaus für das Team von BOS Foun­da­tion, die dies unter größtem Einsatz ermög­licht haben. 

 

Erneut betont Dr. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion, die Notwen­dig­keit neuer Schutz­ge­biete für Orang-Utans: „Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, in diesem Jahr noch mehr Orang-Utans auszu­wil­dern, die den Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess abge­schlossen haben. Doch wir benö­tigen für die 500 Orang-Utans, die wir in unseren Rettungs­zen­tren betreuen, drin­gend weitere geschützte Auswil­de­rungs­wälder. Denn unsere Schutz­wälder können bald keine weiteren Orang-Utans mehr aufnehmen.“ Allein in unserem Schutz­zen­trum Samboja Lestari warten rund 140 Orang-Utans darauf, in die Frei­heit entlassen zu werden. Doch Kehje Sewen kann höchsten noch rund 50 Tiere aufnehmen.

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Macht Palmöl krank?

Macht Palmöl krank?

Palmöl steckt in Tüten­suppen, Gebäck aller Art, Scho­ko­laden- und Prali­nen­fül­lungen und vielen anderen verar­bei­teten Lebens­mit­teln. Auch in Kosme­tika, Wasch­mit­teln und in soge­nanntem Biosprit hat das Palm­fett Eingang gefunden. Man kann ohne Über­trei­bung sagen, dass Palm­fett mitt­ler­weile ein Schmier­mittel unseres tägli­chen Lebens geworden ist. Die verhee­renden ökolo­gi­schen und sozialen Folgen seiner unge­bremsten, haupt­säch­lich auf Raubbau an natür­li­chen Ressourcen basie­renden Produk­tion sind mitt­ler­weile weithin bekannt, auch wenn es durchaus Möglich­keiten nach­hal­tiger Anbau­me­thoden gibt. 

Als wäre all das nicht genug, soll das Fett laut diverser Medi­en­be­richte auch noch die Gesund­heit schä­digen. Die euro­päi­sche Lebens­mit­tel­be­hörde Euro­pean Food Safety Autho­rity (EFSA) gab Mitte 2016 bekannt, dass Palmöl Krebs verur­sa­chen könne. Beson­ders bei Babys und Klein­kin­dern sei Vorsicht geboten. 

Kinder gesund ernähren 

Die Warnungen beziehen sich im Detail aber nicht auf Palmöl als solches, sondern auf Stoffe, die gene­rell bei Erhit­zung pflanz­li­cher Fette auf ca. 200°C entstehen und sich in Tier­ver­su­chen ab bestimmten hohen Dosen als krebs­er­re­gend erwiesen haben. Auch das Bundes­in­stitut für Risi­ko­be­wer­tung (BfR) stuft sie daher als bedenk­lich ein. Es sind dies vor allem Glyc­idyl- und andere Fett­säu­re­ester, die sich aller­dings in Palmöl in weitaus höherer Konzen­tra­tion als in anderen pflanz­li­chen Fetten bilden können. Empfohlen wird ein Grenz­wert von 30 Mikro­gramm bestimmter Fett­säu­re­ester pro Tag und Kilo­gramm Körper­ge­wicht. Das bedeutet natür­lich, dass für Kinder aufgrund ihres gerin­geren Gewichts der Grenz­wert schon sehr viel früher erreicht wird. 

Die Warnungen gehen jedoch zum Teil von einer ohnehin „grenz­wer­tigen“ Kinder­er­näh­rung aus, zum Beispiel vom Spei­se­plan eines fiktiven, 15 Kilo­gramm wiegenden Drei­jäh­rigen:  Zum Früh­stück Getrei­de­kissen mit Nougat­fül­lung, nach­mit­tags ein kleines Scho­ko­crois­sant und zwischen­durch 25 Gramm gefüllte Scho­ko­lade. Dadurch, so haben Lebens­mit­tel­che­miker errechnet, würde dieses Kind mit etwa 39 Mikro­gramm pro Kilo­gramm seines Körper­ge­wichts den Grenz­wert an Fett­säu­re­e­stern klar über­schreiten. Rechnet man dann noch die mögli­cher­weise auch palm­öl­hal­tigen Haupt­mahl­zeiten hinzu, erhöht sich der Wert natür­lich noch weiter. Man mag annehmen, dass eine derar­tige Kinder­er­näh­rung auch ohne Palmöl nicht optimal ist. 

Abge­sehen von einer insge­samt gesunden Ernäh­rung ihrer Kinder sollten Eltern aber wohl besser keine palm­öl­hal­tige Baby­nah­rung kaufen. Dies gilt beson­ders dann, wenn ein Kind nicht gestillt wird, sondern schon sehr früh­zeitig ander­wei­tige Nahrung bekommt. 

Rohes Palmöl ist unschädlich 

Palmölwerbung in Indonesien
Palm­öl­wer­bung in Indonesien

Doch wie gesagt, die schäd­li­chen Substanzen bilden sich bei starker Erhit­zung im Raffi­na­ti­ons­pro­zess und sind nicht von vorn­herein vorhanden. Für Palmöl, das unter gerin­geren Tempe­ra­turen verar­beitet wurde, gilt dies nicht oder nur in sehr viel gerin­gerem Maße. Rohes, unver­ar­bei­tetes Palmöl enthält sogar ausge­spro­chen gesund­heits­för­der­liche Stoffe wie sehr viel Carotin und Vitamin E. Letz­teres liegt zudem in einer vom Körper beson­ders gut verwert­baren Vari­ante vor. Anders aller­dings als in den Anbau­län­dern, wo es seinen Platz in der tägli­chen Küche hat, spielt rohes Palmöl in Deutsch­land nur eine Nischen­rolle. Das blumig-veil­chen­artig riechende, orange-rote und bei euro­päi­scher Zimmer­tem­pe­ratur eher wachs­ar­tige rohe Palm­fett ist bei uns fast nur in Asia­märkten und einigen Bioläden erhält­lich. Dem in den diversen Lebens­mit­teln steckenden, raffi­nierten Palmöl werden dagegen Farbe, Aroma und Vitamine nahezu voll­ständig ausge­trieben. Es ist mehr eine lebens­mit­tel­tech­no­lo­gi­sche Substanz als ein für sich stehendes Nahrungsmittel.

Wie hoch ist nun das Risiko? 

Um es gleich zu sagen: Das persön­liche Risiko lässt sich nicht bezif­fern. Grund­sätz­lich sollte man fette Speisen ohnehin nur maßvoll verzehren. Da Palmöl gerade in vielen süßen Lebens­mit­teln steckt, nimm man mit dem Fett zudem auch oft unge­sund hohe Zucker­mengen zu sich. Und bei Babys und Klein­kin­dern sollten Eltern natür­lich beson­ders vorsichtig sein. 

Die Warnungen vor dem Fett sind zum Teil metho­disch bedingt. So wirkt zum Beispiel das bei starker Erhit­zung entste­hende Glyc­idyl-Fett­säu­re­ester (GE) durch seine im Körper erfol­gende Umwand­lung in die Substanz Glyc­idol krebs­er­re­gend und toxisch auf das Erbgut. Das ist grund­sätz­lich bekannt. Man weiß aller­dings weder wieviel GE nun tatsäch­lich in Glyc­idol umge­wan­delt wird noch wieviel Krebs­fälle in welchen Zeit­räumen auf diese Substanz zurück­zu­führen sind. Das reale Krebs­ri­siko bei so und so viel Konsum raffi­nierten Palmöls über die und die Zeit ist somit nicht zu bestimmen. Dr. Helle Knutsen vom EFSA sagt: „Da die geno­to­xi­sche und karzi­no­gene Wirkung von Glyc­idol hinrei­chend nach­ge­wiesen ist, hat das CONTAM-Gremium keinen sicheren Wert für GE fest­ge­legt.“ (CONTAM ist das „Sach­ver­stän­di­gen­gre­mium für Konta­mi­nanten in der Lebens­mit­tel­kette“ inner­halb des EFSA.) Die Fach­leute gehen bei ihren Empfeh­lungen also auf Nummer sicher. 

Ähnlich verhält es sich mit anderen Substanzen, deret­wegen Palmöl gesund­heit­lich in Verruf geraten ist. Jedes einzelne Molekül dieser Schad­stoffe erhöhe rein statis­tisch das Krebs­ri­siko, so der Lebens­mit­tel­che­miker Jan Kuhl­mann, der die gesund­heits­schäd­li­chen Substanzen im raffi­nierten Palmöl detail­liert unter­sucht hat. Dennoch streicht er sich und seinen Kindern nach wie vor auch palm­öl­hal­tige Scho­ko­creme aufs Brot. Die Grenze zwischen einem rein statis­ti­schen und einem tatsäch­lich unver­tretbar hohen Risiko ist im tägli­chen Leben kaum zu ziehen. 

Die Dosis macht das Gift 

Dieser eher entspannte Umgang eines Fach­mannes mit seinen eigenen offi­zi­ellen Warnungen ist aber auch auf erfolg­reiche Bemü­hungen zurück­zu­führen, Palmöl anders zu verar­beiten. Wieder Kuhl­mann in einem Inter­view des Deutschlandfunks: 

Ich bin ja nicht nur Wissen­schaftler, sondern auch Konsu­ment und meine Kinder sind es auch. Wir verzichten nicht auf süße und herz­hafte Brot­auf­striche, weil […] in Deutsch­land […] die Anstren­gungen seitens der Hersteller durchaus dazu geführt haben, dass die ursprüng­lich gemes­senen Gehalte zurück­ge­gangen sind. Es gibt keine abso­lute Sicher­heit und die derzeit gefun­denen Mengen sind im Allge­meinen in einem Bereich, den ich persön­lich als nicht kritisch einschätzen würde. Das ist nur eine persön­liche Stel­lung­nahme. Wer sich dazu entscheidet, dieses mögliche Risiko noch weiter zu mini­mieren, sollte tatsäch­lich darauf achten, auf Produkte zurück­zu­greifen, die wenig oder kein Palmöl enthalten, wobei man auch da sagen muss, heut­zu­tage kann ein schlecht raffi­niertes Sonnen­blu­menöl unter Umständen höhere Gehalte an Glyc­idol haben als ein gut raffi­niertes Palmöl. Das heißt, die Produ­zenten haben schon reagiert.“ 

Druck auf die Hersteller ausüben 

LKW auf dem Weg von einer Palmölplantage
LKW auf dem Weg von einer Palmölplantage

Entwar­nung also? Nicht ganz, zumal sowohl Politik als auch Indus­trie im Allge­meinen nur auf öffent­li­chen Druck zu Ände­rungen bereit sind. Aber immerhin wird Palmöl mitt­ler­weile oftmals entweder nicht mehr so hoch erhitzt oder gleich durch andere Fette ersetzt. Die Maßnahmen beruhen aller­dings bisher noch auf Frei­wil­lig­keit und etliche Firmen haben ihre Produk­tion (noch) nicht umge­stellt. Den Verbrau­chern ist zu raten, zumin­dest bei Baby­nah­rung palm­öl­freie Alter­na­tiven zu bevor­zugen. Beson­ders in diesem Bereich sind möglichst zahl­reiche Verbrau­cher­an­fragen sicher ein Mittel, den einzelnen Unter­nehmen noch mehr „auf die Sprünge helfen“. Welche Fette werden verwendet? Wie hoch werden diese bei der Verar­bei­tung erhitzt? Hat die Firma das Problem über­haupt auf der Agenda? Dies sind Fragen, die man immer wieder stellen sollte. Davon abge­sehen ist natür­lich eine allge­mein gesunde Ernäh­rung die beste Vorbeugung. 

Verwir­rende Risikostufen 

Nicht nur in Bezug auf Palmöl, sondern auch bei allen mögli­chen sons­tigen Nahrungs­mit­teln gehen regel­mäßig alar­mie­rende Berichte über tatsäch­lich oder vermeint­lich krebs­er­re­gende Wirkungen durch die Medien. Die Inter­na­tional Agency for Rese­arch on Cancer (IARC) im fran­zö­si­schen Lyon stellt sehr viel unter Krebs­ver­dacht, was im tägli­chen Leben weitest­ge­hend problemlos zu sein scheint und meist auch ist. Den Laien alar­mie­rende Risi­ko­ein­schät­zungen wie „mögli­cher­weise krebs­er­re­gend“ oder „wahr­schein­lich krebs­er­re­gend“ sind zunächst rein statis­ti­sche Bewer­tungen, die besagen, dass eine Einwir­kung grund­sätz­lich und bei entspre­chend hoher Expo­si­tion Krebs erzeugen kann. Sie bedeutet nicht, dass man mit hoher Wahr­schein­lich­keit auch Krebs bekommen wird. So ist zum Beispiel der Genuss heißer Getränke „wahr­schein­lich krebs­er­re­gend“. Zu heißer Kaffee oder Tee über Jahre erhöht in der Tat das statis­ti­sche Risiko für Spei­se­röh­ren­krebs. Wie hoch das Risiko für jeden Einzelnen aber tatsäch­lich ist, lässt sich nicht allge­mein sagen. Es gibt keine Hinweise, dass die übli­chen Kaffee- und Teege­wohn­heiten die Krebs­rate erhöhen. 

Diffe­ren­zie­rung und Augenmaß 

Es war und ist richtig, Palmöl aufgrund der schwer­wie­genden ökolo­gi­schen und sozialen Auswir­kungen seiner gegen­wär­tigen Produk­tion zu skan­da­li­sieren, damit die Probleme über­haupt als solche öffent­lich wahr­ge­nommen werden. Diese müssen aber von der Frage nach gesund­heits­schäd­li­chen Wirkungen getrennt werden. Eine beide Aspekte verbin­dende, palm­öl­po­li­ti­sche Forde­rung besteht darin, gene­rell den Konsum von Palm­fett zu redu­zieren, was dann wiederum auch etwaige Gesund­heits­ri­siken verrin­gern würde. Aber nicht das Palmöl an sich birgt Gesund­heits­ri­siken, sondern bestimmte Arten seiner Verar­bei­tung, eine zu große Fett­menge an sich und der hohe Zucker­an­teil vieler palm­öl­hal­tiger Produkte. 

 

Quellen:

https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/wie-schaedlich-ist-palmoel-wirklich-11370/

https://www.efsa.europa.eu/de/press/news/160503–0

https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/palmoel-gesundheitsgefahren-lebensmittel‑1.4547271?fbclid=IwAR0eX1E8reqrO3GAyqmSy2ukDtxTE5fKvtE6AIpuTyuoLCC9nnzJO6vmRdM

https://www.verbraucherzentrale-bayern.de/wissen/lebensmittel/vorsicht-bei-hoch-verarbeiteten-lebensmitteln-mit-palmoel-38459

https://www.foodwatch.org/de/frage-des-monats/2018/ist-palmoel-krebserregend/

https://www.deutschlandfunk.de/krebsrisiko-durch-palmoel-in-lebensmitteln-risiko-steigt.697.de.html?dram:article_id=371738

http://www.hsfs.org/download/Kuhlmann_Vortrag.pdf

https://www.snopes.com/fact-check/nutella-cancer-risk/

https://www.swr.de/swr2/wissen/who-umstrittene-krebsstudien,article-swr-17866.html