BOS-Geschäfts­führer Daniel Merdes: “Orang-Utan-Schutz im Ausnahmezustand”

BOS-Geschäfts­führer Daniel Merdes: “Orang-Utan-Schutz im Ausnahmezustand”

BOS-Geschäfts­führer Daniel Merdes: “Orang-Utan-Schutz im Ausnahmezustand”

Unsere Orang-Utan-Schutz­zen­tren befinden sich aktuell im abso­luten Lock­down. Denn unser vorran­giges Ziel in der aktu­ellen Situa­tion ist es, unsere Schutz­be­foh­lenen mit allen Mitteln vor einer Über­tra­gung des COVID-19-Virus zu schützen.

Dies gilt nicht nur für die Rettungs­zen­tren, sondern auch für unsere Auswil­de­rungs­ge­biete. Alle Volon­tär­pro­gramme wurden daher bis auf weiteres einge­stellt, die Samboja Lodge geschlossen. Aber auch Mitar­beiter, die für den laufenden Betrieb der Schutz­zen­tren nicht rele­vant sind, haben jetzt keinen Zutritt mehr. Tier­pfleger, Baby­sitter, Tier­ärzte, Liefe­ranten und Sicher­heits­per­sonal müssen strengste Hygie­ne­re­geln einhalten – noch stren­gere als sonst.

Orang-Utans mit Vorer­kran­kungen jetzt beson­ders schützen

Durch diese Maßnahmen wollen wir nicht nur uns, sondern vor allem unsere Orang-Utans schützen. Denn aufgrund der nahen Verwandt­schaft zu uns Menschen könnten auch sie beson­ders gefährdet sein, sich mit Corona zu infi­zieren. Zwar wurde bis jetzt noch keine Über­tra­gung des Virus auf einen Menschen­affen doku­men­tiert, aber die Forschung ist noch lange nicht abge­schlossen und wir können keine Even­tua­li­täten ausschließen. Immerhin können sich Orang-Utans bei uns Menschen u.a. mit Hepa­titis, Tuber­ku­lose und anderen Infek­ti­ons­krank­heiten anste­cken. Vor allem weil sich viele unserer Tiere gerade erst von Atem­wegs­in­fek­tionen infolge der Brände von 2019 erholt haben, manche aber immer noch geschwächt sind, sind wir sehr besorgt.

Die Situa­tion vor Ort

Aktuell sind wir mehr denn je auf unver­zicht­bare Arbeits­mittel wie Masken, Hand­schuhe oder Desin­fek­ti­ons­mittel ange­wiesen. In einem durch­schnitt­li­chen Jahr liegt unser Verbrauch bereits bei etwa 75.000 Atem­schutz­masken. Panik­käufe haben nun aber auch in Indo­ne­sien zu gestie­genen Preisen für medi­zi­ni­sche Ausrüs­tung geführt. Gleich­zeitig treffen uns fehlende Einnahmen z.B. durch die geschlos­sene Samboja Lodge empfind­lich. Wir wollen aber auch weiterhin soziale Verant­wor­tung über­nehmen und unser Mitar­beiter auf Borneo unter­stützen. Sie sind unsere Helden vor Ort und benö­tigen gerade jetzt unsere Soli­da­rität. Die Orang-Utans wiederum sind das letzte Glied in der Kette einer inter­na­tio­nalen Krise, verur­sacht vermut­lich durch unver­ant­wort­li­ches Handeln wie Wild­tier­handel, Verzehr von soge­nanntem Bush­meat und unge­bremste Eingriffe in die Natur.

Die Orang-Utans und der Regen­wald brau­chen uns aktuell mehr denn je. Gemeinsam müssen wir verhin­dern, dass diese menschen­ge­mache Krise auf unsere nächsten Artver­wandten über­tragen wird.

Vielen Dank für Ihre Hilfe in dieser Ausnahmesituation.

Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land e.V.

Eine Botschaft aus Borneo

Eine Botschaft aus Borneo

Von der aktu­ellen Lage in Indo­ne­sien berichtet Dr. Jamartin Sihite in der ersten Ausgabe des Podcasts #OUCast. Hören Sie, wie es den Orang-Utans und unseren Mitar­bei­tern in den BOS-Schutz­zen­tren jetzt geht, mit welchen beson­deren Heraus­for­de­rungen BOS nun umgehen muss und was er sich für die Zeit nach der COVID-Pandemie vor allem wünscht. 

Hier geht es zum #OUCast

 

 

Die Dayak Wehea-Kultur

Die Dayak Wehea-Kultur

Vor Kurzem hatte unser Commu­nity-Entwick­lungs­team von PT. RHOI die Möglich­keit eine Reihe von Inter­views mit einigen der in unserem Arbeits­be­reich in Muara Wahau lebenden Dayak Wehea durch­zu­führen. Wir hofften, dadurch weitere Einblicke in Kultur und Tradi­tionen der Dayaks zu erhalten.

Iden­ti­täts­un­ter­schei­dung von anderen subeth­ni­schen Dayak-Gruppen

Die meisten Einhei­mi­schen, mit denen wir spra­chen, erzählten, dass ihre Tradi­tionen sich von denen anderer subeth­ni­scher Dayak-Gruppen unter­scheiden. Das offen­sicht­lichste Beispiel ist ihre Sprache. Im tägli­chen Wort­schatz bezeichnen die Dayak Wehea den Morgen als “Guang Mas”, den Mittag als “Mae Dea”, den Nach­mittag als “Lanhop / Nehop” und den Abend als “Maedem / Mlam”. Zum Vergleich: Die glei­chen Wörter in Dayak Kayan — einer anderen subeth­ni­schen Gruppe in einem nahe gele­genen Gebiet — sind “jimaq”, “ngedau”, “leviq dau” und “malam”.

Dorfatmosphäre
Dorfatmosphäre

Im indo­ne­si­schen Borneo gibt es bis zu 405 subeth­ni­sche Dayak-Bevöl­ke­rungs­gruppen (Quelle: Pesona Indo­nesia). Das Volk der Dayak Wehea wurde jedoch bislang nicht offi­ziell als unab­hän­gige subeth­ni­sche Gruppe aner­kannt. Solch eine Aner­ken­nung ist jedoch bedeutsam, da sie es den Menschen in Dayak Wehea ermög­li­chen würde, ihre Tradi­tionen und Kultur offi­ziell zu schützen und zu bewahren. Vor allem in Bezug auf Sprache, Weis­heit, Kunst, Etikette und Gewohn­heits­ge­setze wäre dies bedeutsam.

Ein Gewohn­heits­ge­setz der Dayak Wehea ist das Tuhing, das es Außen­ste­henden verbietet, in bestimmten Zeit­räumen ohne entspre­chende Erlaubnis ein Dorf zu betreten. Wenn dieses Gewohn­heits­recht verletzt wird, wird die betref­fende Person mit einer bestimmten Geld­buße oder der Entrich­tung einer bestimmten Vieh­menge an Schweinen oder Hühnern bestraft.

Anders bei den Dayak Kayan: Dort werden dieje­nigen, die das Gesetz verletzen, an die Behörden über­geben und dann gezwungen, eine Buße in Form von Geld oder Wert­sa­chen zu zahlen, typi­scher­weise eine wert­volle Machete in Familienbesitz.

Pak Ledjie Be säubert die Statuen seiner Vorfahren
Pak Ledjie Be säubert die Statuen seiner Vorfahren

„Die Dayak Wehea-Tradi­tion ist eine Lebens­weise, die wir niemals hinter uns lassen können, selbst wenn wir jemanden aus einer anderen Dayak-Gruppe mit anderen Tradi­tionen heiraten. Die Zeiten mögen sich ändern, aber wir werden unsere Tradi­tionen beibe­halten und an unsere Kinder weiter­geben “, erklärte eine Mutter aus dem Dorf Dea Beq.

Werte des Lebens in einer Gemeinschaft

Laut Fajaria (auch bekannt als Ria), einer Kran­ken­schwester in einer kleinen öffent­li­chen Klinik im Dorf Diaq Lay, können die Tradi­tionen von Dayak Wehea Einfluss darauf haben, wie verschie­dene Mitglieder der Gemeinde inter­agieren. Die ältere Gene­ra­tion ist den Werten und Tradi­tionen immer noch treu, während viele der jüngeren Menschen beginnen, dieje­nigen zu über­sehen, die sie als zu streng oder unver­nünftig ansehen.

Interview mit Einwohnern
Inter­view mit Einwohnern

Eine alte Tradi­tion der Dayak Wehea ist es auch, dass sie während einer Reise gezwungen sein könnten anzu­halten oder sogar umzu­kehren, wenn sie einer bestimmten Schlange begegnen oder den Ruf eines spezi­ellen Vogels hören. Sie glauben, dass diese Ereig­nisse Pech bedeuten oder zumin­dest höchste zusätz­liche Vorsicht erfor­dern. Diese Art von Weis­heit wird von der jüngeren Gene­ra­tion als über­holt und veraltet angesehen.

Ledjie Be, der Sekretär von Lembaga Adat Besar Dayak Wehea (das große Haus der Dayak Wehea), versucht nun im Unter­be­zirk Muara Wahau, der die sechs Dörfer umfasst, eine Zoll­schule für Dayak Wehea einzu­richten. Er möchte, dass die Kunst und die tradi­tio­nellen Werte der Dayak Wehea formal gelehrt werden, damit das Wissen an jüngere Gene­ra­tionen weiter­ge­geben werden kann.

Die Tradi­tionen der Dayak Wehea legen großen Wert auf Team­ar­beit und gegen­sei­tige Unter­stüt­zung bei der Durch­füh­rung tägli­cher Akti­vi­täten. Dies zeigt sich im Ritual der Rodung, des Reis­pflan­zens und der Ernte­feste, die als Mbob Jengea bekannt sind. An dieser Tradi­tion sind alle Mitglieder der Dayak Wehea, sowohl junge als auch alte, als eine kollek­tive Einheit beteiligt. 

Kunst und Kultur

Zwar besteht die Sorge, dass Mitglieder der jüngeren Gene­ra­tion sich von den tradi­tio­nellen Werten von Dayak Wehea abwenden, doch scheinen einige immer noch aktiv an den Werten fest­zu­halten. Nehmen wir zum Beispiel Febby, ein Mädchen aus dem Dorf Diaq Lay, das häufig an Kunst­auf­füh­rungen und tradi­tio­nellen Veran­stal­tungen in allen sechs Dörfern der Dayak Wehea teil­nimmt. Sie liebt es, tradi­tio­nelle Tänze aufzu­führen und erhält zusammen mit ihren Freunden regel­mäßig Einla­dungen zu lokalen Festi­vals und Veran­stal­tungen. Außerdem unter­richtet sie tradi­tio­nellen Tanz in der außer­schu­li­schen Klasse ihrer Schule.

„Ich würde viel lieber den tradi­tio­nellen Dayak Wehea-Tanz tanzen als die modernen, auslän­di­schen Tänze, die meine Kollegen norma­ler­weise mögen. Es ist in Ordnung, sich für fremde Kultur zu inter­es­sieren, aber wir dürfen unsere eigene nicht vergessen “, betont Febby.

Dann gibt es noch Henri, einen jungen Mann aus dem Dorf Nehas Liah Bing, der einst ein Petkuq Mehuey war, eine lokale Bezeich­nung für einen Wächter des Wehea Protec­tion Forest, wo Orang-Utans wild und frei leben. Er trat zurück, um eine Ausbil­dung in Sama­rinda zu absol­vieren, kehrte aber später in seine Heimat­stadt zurück, um als Kartie­rungs­spe­zia­list im Dorf­büro zu arbeiten. Er enga­giert sich intensiv für die Erhal­tung und den Schutz der Kultur und der Wälder der Dayak Wehea.

Henrikus
Henrikus

Es ist wichtig, dass Tradi­tionen, Kulturen und alte Weis­heiten über Gene­ra­tionen weiter­ge­geben werden, um zu über­leben. Da wir jedoch wissen, dass es Menschen gibt, die sich für die Bewah­rung der Tradi­tionen und Bräuche der Dayak Wehea einsetzen, sind wir über­zeugt, dass diese lokale Bevöl­ke­rungs­gruppe noch viele Gene­ra­tionen über­leben wird. Henrikus, ein tradi­tio­neller Führer im Dorf Nehas Liah Bing, hofft sicher­lich, dass dies der Fall ist: „Unser Weg hat aus einem bestimmten Grund Hunderte von Jahren über­lebt. Er ist unsere Iden­tität und unser Über­le­bens­mittel. Wir können es uns einfach nicht leisten, ihn jetzt verschwinden zu lassen. “

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer! Die Orang-Utans und der Regen­wald brau­chen uns. Gerade jetzt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

 

Haus­ge­machte Plagen — ein Kommentar von BOS-Geschäfts­führer Daniel Merdes

Haus­ge­machte Plagen — ein Kommentar von BOS-Geschäfts­führer Daniel Merdes

April 2020. Wer erin­nert sich noch an die verhee­renden Busch­brände in Austra­lien? Nur wenige Monate sind seitdem vergangen, und schon sind sie durch die nächste Krise fast in Verges­sen­heit geraten. 

Das Corona-Virus domi­niert alle Kanäle, ob medial oder in unseren Köpfen. Wir dürfen aber auf keinen Fall vergessen, dass beide Krisen die Symptome einer Krank­heit sind: des rasanten Zusam­men­bre­chens der welt­weiten Ökosys­teme, das solche Krisen in immer schnel­lerer Abfolge zum Ergebnis hat.

Natür­lich muss in einer Krise schnell und dras­tisch reagiert werden. Alle Mann an Deck. Bzw. wie bei uns ins Home­of­fice. Wir dürfen aber dabei nicht die wesent­lich größere Aufgabe vergessen: die lang­fris­tige Wieder­her­stel­lung der Balance zwischen Menschen und Planeten. 

Das Corona Virus ist eine schreck­liche Kata­strophe für die Mensch­heit. Unbe­stritten. Aber sie ist nicht die erste auf der Liste zoono­ti­scher Krank­heiten (von Tieren auf Menschen über­trag­bare Krankheiten).

Pande­mien als Folge von Habitatsverlust

Die lange Liste von Zoonosen zeigt in den meisten Fällen das gleiche Muster: den voran­ge­gan­genen Konsum von Wild­tieren (entweder in Form von Fleisch oder soge­nannter tradi­tio­neller chine­si­scher oder asia­ti­scher Medizin). Meist an den zerfransten Über­gängen der letzten noch erhal­tenen Regen­wälder dieser ächzenden Erde. Aber zuneh­mend auch – aufgrund von stei­gender Nach­frage bei sinkendem Angebot – aus der Tiefe von bis dato fast unbe­rührten Primärwäldern. 

Der Verlust von natür­li­chen Habi­taten und Biodi­ver­sität und die gleich­zei­tige Zunahme von Tier-Mensch-Kontakten ist das perfekte Rezept für ein Desaster, welches uns jetzt schon wie eine der Plagen aus dem alten Testa­ment vorkommt. Gleich­zeitig warnt die Wissen­schaft seit Jahren und prophe­zeit noch Schlim­meres. In einem aktu­ellen Artikel von John Vidal wird davon ausge­gangen, dass bei weiterem Zurück­drängen von Habi­taten und Biodi­ver­sität zoono­ti­sche Krank­heiten wie Corona weiter zunehmen werden. 

Die aufkom­menden Epide­mien erin­nern mich bild­lich an Stürme oder Brände. Beides gab es schon, bevor der Mensch anfing sich in die letzten Winkel der Erde zu verbreiten. Durch die menschen­ver­ur­sachte Klima­ka­ta­strophe nehmen diese zerstö­re­ri­schen Ereig­nisse aber zu. Regio­na­li­siert auf die deut­schen „Rekord­sommer“ fällt ja immer das Argu­ment, dass es in früheren Jahren mal einen noch heißeren Sommer gab. Das mag stimmen, aber nicht mehrere Sommer in Folge mit entspre­chend heißen Temperaturen. 

In einem ähnli­chen Zusam­men­hang ist die Zunahme von Krank­heiten durch die Zerstö­rung von Ökosys­temen zu betrachten. Durch unser maßloses Eingreifen in intakte Ökosys­teme schaffen wir das Ausbreiten meist vermeid­barer Epidemien. 

Kata­stro­phen wie Brände oder Epide­mien passieren. Ihnen gehört wie im derzei­tigen Kata­stro­phen­fall die volle Aufmerk­sam­keit. Aber um sie lang­fristig zu verrin­gern, führt kein Weg an einer wirk­li­chen Ursa­chen­be­kämp­fung vorbei. 

Globale Probleme brau­chen lokale Lösungen

Aber wie? Globale Probleme zu bekämpfen, beginnt immer mit lokalen Lösungen (und nicht inter­na­tio­nalen Klima­kon­fe­renzen). Was muss sich dring­lich bei uns verän­dern? Antworten können nur system­im­ma­nent gefunden werden. 

Wir erleben täglich (Wirt­schafts-) Geschichte: Erst­malig gibt es in Deutsch­land eine epide­mio­lo­gi­sche Begrün­dung dafür, massen­haft Geld ins System zu pumpen, um den krisen­ge­beu­telten globalen Kapi­ta­lismus zu stabi­li­sieren. Eigent­lich die perfekte Zeit für einen soge­nannten „Green New Deal“: den Umbau unseres wachs­tums­ba­sierten Wirt­schafts­sys­tems auf vorrangig nach­hal­tige Ziele und den Fokus auf Erhalt der lebens­er­hal­tenden Ökosys­teme dieser Erde. 

Dabei waren die abstrakten und akade­mi­sche Debatten der letzten Jahre um eine sozial-ökolo­gi­sche Trans­for­ma­tion nicht hilf­reich bzw. haben ihrem Dunst­kreis nicht entkommen können. Nicht erst im Nach­hinein erstaun­lich ob dieser fahr­läs­sigen Blind­heit unserer Politik- und Wirtschaftseliten. 

Doch wir müssen die Zeichen der Zeit richtig deuten. Lässt sich das, was aktuell wirt­schaft­lich ins Rutschen kommt, mit einem grünen Inves­ti­ti­ons­paket aufhalten? Der Kapi­ta­lismus basiert auf der perma­nenten Erzeu­gung von Einkom­mens­strömen. Arbeit­nehmer brau­chen fort­lau­fendes Arbeits­ein­kommen, um ihren Lebens­un­ter­halt zu bestreiten. Unter­nehmen brau­chen einen perma­nenten Profit­strom, um am Markt bestehen zu bleiben, Anleihen zu verkaufen und ihre Kredite zu bedienen. Da diese Einkom­mens­ströme nun versiegen, tritt zu Tage, was sich über die vergan­genen Jahr­zehnte aufge­baut hat: ein massiver Schul­den­berg, der das Wachstum in der neoli­be­ralen Epoche künst­lich am Laufen gehalten hat. Die Null­zins­po­litik und gewal­tigen Anlei­hen­käufe der Zentral­banken haben diesem System nach der Finanz­krise 2007/2008 weitere Zeit gekauft. Die bisher verab­schie­deten Inves­ti­ti­ons­pa­kete werden nicht ausrei­chen, um den nun zu Tage tretenden ökono­mi­schen Schaden zu begrenzen. Und der ökono­mi­sche Lock-Down wird nicht nur Monate anhalten – er wird in Zyklen wieder­kehren, bis ein Impf­stoff verfügbar ist.

Green New Deal als Lösung?

Ein Green New Deal scheint hier zu kurz zu greifen, er erreicht nicht die Beschäf­ti­gungs- und Refi­nan­zie­rungs­ef­fekte, die dem histo­ri­schen New Deal seine traum­haften Wachs­tums­raten beschert hat. Die Wachs­tums­res­sourcen des globalen Kapi­ta­lismus – auch im wört­li­chen Sinne seiner mate­ri­ellen Ressourcen – sind nach­haltig erschöpft. Dazu kommen exis­ten­ti­elle Bedro­hungen wie die Klima­ka­ta­strophe sowie globale Pande­mien, die eine nach­hal­tige, plan­volle Form des Wirt­schaf­tens erfordern.

Die Debatte um notwen­dige und vernach­läs­sig­bare Produk­tion, die Umstel­lung der Produk­tion etwa von Auto­zu­lie­fe­rern auf Medi­zin­pro­dukte und die staat­liche Stüt­zung der Unter­nehmen bieten hier Ansatz­punkte. Neben den nahe­lie­genden sozi­al­po­li­ti­schen Forde­rungen müssen in den kommenden Monaten Ansätze eines neuen wirt­schafts­po­li­ti­schen Para­digmas disku­tierbar gemacht werden, das in der Lage wäre, eine ökono­mi­sche Alter­na­tive zu bilden. Dieses alter­na­tive Para­digma sollten neben massiver sozialer Umver­tei­lung und dem ökolo­gi­schem Umbau der Wirt­schaft auch Elemente der Verge­sell­schaf­tung und der demo­kra­ti­schen, digital unter­stützen Wirt­schafts­pla­nung

Nicht zuletzt darf die heiße Kartoffel „Bevöl­ke­rungs­wachstum“ nicht den Popu­listen und Rechten über­lassen werden. Statt­dessen muss dieser schmerz­liche Diskurs in die Mitte einer globalen Lösungs­fin­dung und weit entfernt von Stamm­ti­schen alternder Gesell­schaften stattfinden. 

Eine tief­grei­fende Trans­for­ma­tion wird statt­finden. Ein „weiter so“ ist keine Option. In welche Rich­tung sie verläuft – eine sozial-ökolo­gi­sche oder eine auto­ri­täre — ist davon abhängig, wie nun die Weichen gestellt werden. 

 

Daniel Merdes, 16.04.2020

Die besten Frei­zeit­tipps: Bücher über Orang-Utans

Die besten Frei­zeit­tipps: Bücher über Orang-Utans

Die derzei­tige Corona-Krise zwingt die meisten Menschen dazu, konse­quent zu Hause zu bleiben. Neben Home-Office, Home-Schoo­ling und anderen Pflichten, die erle­digt werden wollen, bleibt da so manche freie Stunde, die sinn­voll genutzt werden kann.

Wie wäre es damit, gemeinsam Filme über Orang-Utans zu schauen, Bücher mit Geschichten aus dem fernen Asien zu lesen oder auch mal einem Hörspiel mit Geräu­schen aus dem Regen­wald zu lauschen? Das bringt der ganzen Familie Spaß, und alle können etwas dabei lernen. Wir wollen an dieser Stelle in loser Reihen­folge Tipps für eine abwechs­lungs­reiche Frei­zeit während und auch nach der Krise geben. 

Übri­gens, wer in den Online-Shops, die wir an manchen Stellen als Einkaufs­hilfe angeben, bestellt, kann damit sogar noch unsere Arbeit für die Orang-Utans unter­stützen. Ein Teil des Verkaufs­er­löses wird dann nämlich direkt an BOS weiter­ge­leitet. Und es kostet keinen Cent mehr! Wie es funk­tio­niert, erklären wir HIER.

Bücher über Orang-Utans

Unsere rothaa­rigen Artver­wandten haben schon immer die Phan­tasie vieler Schrift­steller ange­regt. Und manche durften den Menschen­affen sogar selbst schon gegen­über­stehen. Um sie alle und die einzig­ar­tigen Begeg­nungen geht es in unseren Buchtipps.

 

Kleiner Dodo — Was spielst du?

Dodo, der kleine Orang-Utan, entdeckt mitten im Urwald ein sonder­bares Ding. Schnell findet er heraus, wie er diesem Ding die tollsten Töne entlo­cken kann. Doch dann fällt sein Spiel­zeug in den Fluss — und mit dem Musi­zieren ist es vorerst vorbei. Zum Glück findet Dodo in Onkel Darwins Höhle einen Ersatz und noch viele weitere Instru­mente für seine Freunde. Jetzt wird es laut im Urwald.

(u.a. bei buecher.de)

 

Der Malay­ische Archipel — Die Heimat von Orang-Utan und Paradiesvogel

Seit jeher steht der Autor Alfred Russel Wallace zu Unrecht im Schatten Charles Darwins und dessen Evolu­ti­ons­theorie. Denn bereits 1858, ein Jahr vor Erscheinen „Über die Entste­hung der Arten“ Darwins, fertigt Wallace sein Ternate-Manu­skript zu den Mecha­nismen der Evolu­tion an – die Ähnlich­keiten zu Darwins Über­le­gungen sind verblüf­fend. Dem Natur­for­scher ist darüber hinaus eine beein­dru­ckende Sammel­tä­tig­keit diverser Tier- und Pflan­zen­arten zuzu­schreiben, die er während seiner Reisen zum Amazonas (1848–1852) und in den Malay­ischen Archipel (1854–1862) pflegt. Eines der bedeu­tendsten Bücher über die indo­ne­si­schen Inseln.

(u.a. bei thalia.de)

 

Das Dschun­gel­buch 1&2

Bisher kannten wir nur das halbe Dschun­gel­buch … Mogli, Balu und Baghira, die kennen wir. Aber was ist mit Rikki-Tikki-Tavi, dem nimmer­satt neugie­rigen Mungo, der gerettet wird, um schließ­lich selbst zum Retter zu werden? Was mit Vixen, dem Hund, der ein ganzes Mili­tär­lager um den Schlaf bringt? Und was ist mit dem unglaub­li­chen Sumpf­kro­kodil, das noch das letzte Weiß­ge­sicht aus dem Dschungel vertreibt? Alle lieben wir das Dschun­gel­buch, aber bislang konnten nur wenige die ganze beein­dru­ckende Welt Kiplings entde­cken. Aber Vorsicht: Diese Wildnis ist kein Kinder­pa­ra­dies! Und zuge­geben, hier geht es nur in Teilen um Orang-Utans, dennoch: Für Regen­wald-Freunde ist dieser Klas­siker ein Muss!

(u.a. bei hugendubel.de)

 

Jacky — Ein Orang-Utan sucht den Dschungel

Das kleine Orang-Utan-Kind Jacky muss viel lernen… Alles was es für ein freies und selbst­be­stimmtes Leben im Dschungel braucht. Doch seine Lehrer sind nicht andere Menschen­affen, sondern Menschen. Die wahre Geschichte des kleinen Orang-Utan Kindes Jacky, das wegen Brand­ro­dungen auf Borneo seine Eltern und seinen Lebens­raum verliert, aber nicht den Mut. Jacky wird von Menschen aufge­zogen und kann als “Jugend­liche” in den Dschungel zurück­kehren… Kunst­buch mit wunder­schönen Malereien.

(u.a. bei ebay.de)

 

Henry rettet den Regenwald

Eine Bewe­gung muss in Gang kommen …Henry, ein kleiner Orang-Utan, lebt glück­lich und zufrieden mit seiner Mutter in den Regen­wäl­dern der Insel Borneo. Doch schnell muss er lernen, dass seine Heimat und seine Artge­nossen durch die Abhol­zung und Brand­ro­dung der Menschen bedroht sind. Um Verbün­dete zu finden und seinen Lebens­raum zu schützen, macht sich Henry auf die weite Reise rund um den Globus. Aber ob diese ihm helfen kann, seinen geliebten Regen­wald zu retten?

(u.a. bei amazon.de)

 

Wer durch unsere Frei­zeit­tipps auf den Geschmack gekommen ist, kein Problem. Jeder kann Orang-Utan-Unter­stützer werden! Mit einer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.