Aufre­gender Zwei­kampf: Echse gegen Python

Aufre­gender Zwei­kampf: Echse gegen Python

Faris Fathu­rohman, ein Ranger unseres Post-Release-Moni­to­ring-Teams, hat in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen eine außer­ge­wöhn­liche Begeg­nung beob­achtet: Vor seinen Augen trafen ein großer Binden­waran und eine armdicke Python aufein­ander. Hier erzählt er uns vom Kampf der beiden auf Leben und Tod.

An einem Nach­mittag saß ich auf einem umge­stürzten Baum­stamm am Fluss, unweit unseres Basis­la­gers Nles Mamse und hielt nach Tieren Ausschau, die ich foto­gra­fieren könnte. Ich sah einige Affen in den Bäumen über mir spielen und bunte Vögel, die zwischen den Büschen umherschwirrten.

Der Kehje Sewen Wald ist voller Leben – eine Wunder­tüte der Artenvielfalt

Hier, in unserem geschützten Auswil­de­rungs­wald, konnte ich schon viele unver­gess­liche Tier­be­ob­ach­tungen machen, die mir immer wieder vor Augen führen, dass wir nicht nur den Orang-Utan, sondern mit ihm noch so viele andere Arten schützen. Diese Beob­ach­tung war auf jeden Fall eine der aufregendsten!

Ich hörte plötz­lich ein kräch­zendes Geräusch hinter mir und drehte mich herum, um die Ursache dafür zu entde­cken. Vorsichtig stand ich auf und bewegte mich auf die Stelle zu, aus der das Geräusch kam. Was ich sah, ließ mir fast den Atem stocken – und mein Foto­gra­fen­herz natür­lich höher schlagen.

Ein großer Binden­waran und eine armdicke Python rangen miteinander

Die Netz­py­thon (Reti­cu­latus phython) schlän­gelte und wand sich mit aller Kraft und unglaub­li­cher Beweg­lich­keit, um dem Griff der gefähr­li­chen Echse (Varanus salvator) zu entkommen. Diese wiederum versuchte, die Schlange in den Kopf zu beißen, denn nur so würde sie den Kampf für sich gewinnen können.

Für einen kurzen Moment hielten beide inne. Viel­leicht hatten sie einen Zweig unter meinen Füßen knacken gehört?
Doch dann ging der Kampf unver­mit­telt weiter, mit noch größerer Kraft­an­stren­gung. Pythons sind bekann­ter­maßen Würge­schlangen und dieses gewal­tige Exem­plar versuchte, sich um den Hals des Warans zu schlän­geln, um ihn zu würgen und sich so zu befreien.
Der Binden­waran schüt­telte wie wild seinen Kopf, um die Schlange davon abzu­halten und versuchte gleich­zeitig, sie mit seinen scharfen Zähnen zu erwischen.

Schnell nahm ich meine Kamera und machte einige Foto von den beiden. Dadurch wurden sie jedoch auf mich aufmerksam und unter­bra­chen schlag­artig ihren Kampf. Menschen stellen eine zu große Gefahr dar, und so ließen die beiden Repti­lien vonein­ander ab und verschwanden blitz­artig im Unterholz.

Bindenwaran im Unterholz
Ein letzter Blick auf den Waran, der sich ins Unter­holz flüchtet

Viel­leicht haben sie ihren Kampf in einiger Entfer­nung fort­ge­setzt? Ich konnte es nicht heraus­finden. Und so werden wir leider nie erfahren, wer als der ulti­ma­tive Cham­pion aus diesem Kampf der Regen­wald­be­wohner hervor­ge­gangen wäre: der Binden­waran oder die Netz­py­thon.
Eines jedoch ist mir durch diese Beob­ach­tung wieder einmal klar geworden: Im Dschungel über­lebt tatsäch­lich nur der Stärkste.

Helfen auch Sie, diesen faszi­nie­renden Lebens­raum und seine gewal­tige Arten­viel­falt zu erhalten und zu schützen. Jeder Beitrag hilft.

Lesans neue Familie findet sich

Lesans neue Familie findet sich

Anfang des Jahres brachte Lesan ihr zweites Baby in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen zur Welt. Inzwi­schen konnten wir fest­stellen, dass es ein kleiner Junge ist, dem sie das Leben geschenkt hat. Die beste Nach­richt, die unser Beob­ach­tungs­team jetzt vermelden konnte: Mutter und Baby geht sehr gut. Doch wie kommt die große Tochter Ayu mit der neuen Fami­li­en­si­tua­tion klar?

Die 19-jährige Lesan gehörte zur aller­ersten Gruppe reha­bi­li­tierter Orang-Utans, die wir im April 2012 in Kehje Sewen ausge­wil­dert haben. 2016 wurde ihre Tochter Ayu geboren – das zweite wild­ge­bo­rene Baby.

Orang-Utan Familie im Regenwald
Ayu, Lesan und das neue Baby

Lesan ist also eine sehr erfah­rene Mutter, die mit wach­samen Augen ihr Baby umsorgt. Unser Beob­ach­tungs­team berichtet, dass sie den Säug­ling mit Zunei­gung überschüttet.

Die Rolle der Orang-Utan-Mütter

Orang-Utan-Babys bleiben sechs bis acht Jahre lang an der Seite ihrer Mutter. In dieser Zeit lernen sie von ihren Müttern, wie sie natür­liche Nahrung erkennen, Nester bauen, sich in den Bäumen bewegen und Raub­tieren im Wald auswei­chen. Die Beherr­schung dieser Fähig­keiten ist von entschei­dender Bedeu­tung, denn erwach­sene Orang-Utans leben meist allein und müssen sich in der Wildnis selbst versorgen. Daher ist die Rolle der Orang-Utan-Mütter von entschei­dender Bedeu­tung für das Wachstum und Über­leben der Art.

Orang-Utan-Mutter Lesan und sechs Monate altes Baby im Regenwald
Lesan sorgt liebe­voll für ihren Sohn

Lesans große Tochter Ayu kann immer noch dabei beob­achtet werden, wie sie sich Lesan nähert und Körper­kon­takt aufnimmt. Da die sich jedoch um ein neues Kind kümmern muss, versucht Lesan Abstand zu halten. Ayu ist sicht­lich verär­gert, wenn dies geschieht – viel­leicht ist sie auch ein wenig eifer­süchtig auf ihr neues Geschwis­ter­chen. Obwohl sie mit ihren sieben Jahren schon auf dem Weg in die Selbst­stän­dig­keit ist, scheint Ayu dafür noch nicht so ganz bereit zu sein.

Siebenjähriges Orang-Utan-Mädchen Ayu im Regenwald
Ayu ist noch nicht bereit, allein zu leben

Wahr­schein­lich wäre sie immer noch komplett an der Seite ihrer Mutter, wenn es nicht das neue Baby gäbe. So richtig glück­lich ist sie also wohl nicht über die neue Fami­li­en­kon­stel­la­tion. Aber Lesan wird auch das hoffent­lich groß­artig meis­tern und Ayu in ihrer neuen Rolle viel lernen und an sich wachsen. Schließ­lich gibt es keine größere Liebe als die Liebe zur Familie.

Helfen auch Sie den Orang-Utans und dem Regenwald!

Tiere aus Kali­mantan: Die Grüne Peitschennatter

Tiere aus Kali­mantan: Die Grüne Peitschennatter

Kali­mantan ist der indo­ne­si­sche Name für die Insel Borneo, der dritt­größten Insel der Welt nach Grön­land und Neuguinea. Kali­mantan ist auch Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich mit unzäh­ligen anderen Tier­arten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaa­rigen Verwandten. Wir stellen hier in loser Reihen­folge immer wieder einige dieser faszi­nie­renden Geschöpfe vor.

Die Grüne Peit­schen­natter (Ahae­tulla prasina)

Die Schön­heit und die beson­deren Merk­male vieler Tier- und Pflan­zen­arten des Waldes sind oft Teil ihres Vertei­di­gungs­me­cha­nismus, um sie vor Beute­jä­gern zu schützen, oder Teil ihrer Fähig­keit, Beute zu jagen. Auch die Grüne Peit­schen­natter ist eine solche Kreatur.

Grüne Peitschennatter neben Blüte
In Südasien nicht nur im Regen­wald verbreitet: Die Grüne Peitschennatter

Sie zeichnet sich durch ihren pfeil­artig zuge­spitzten Kopf und ihren langen (bis zu zwei Meter), schlanken Körper aus. Ihre leuch­tend grüne Farbe hilft ihr, sich im Blät­ter­di­ckicht des Regen­waldes und im Gebüsch zu tarnen.

Grüne Peitschennatter
Gut getarnt unterwegs

Man findet sie in ganz Südost­asien, wo sie tags­über und während der Dämme­rung in den Bäumen aktiv ist. Sie bevor­zugt Primär- und Sekun­där­wälder im Flach­land, Plan­tagen und Gebüsche.

Ausrei­chend giftig

Das Gift der Grünen Peit­schen­natter ist nicht sehr stark und hat keine oder nur geringe Auswir­kungen auf den Menschen. Aber es reicht aus, um kleine Beute­tiere zu schwä­chen. Sie ernährt sich von kleinen Tieren wie Fröschen, Vögeln, Echsen (v. a. Geckos) und anderen Schlangen, selten auch von Nage­tieren und Vogel­eiern.
Ihre ein bis zwölf Junge bringt sie lebend zu Welt.

Die Orang-Utans und all die anderen Bewohner des Regen­waldes brau­chen uns. Gerade jetzt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

Ein neuer Freund der Familie

Ein neuer Freund der Familie

2016 wurde Signe mit ihrem ersten Sohn Bungaran, der damals ein Jahr alt war, in Kehje Sewen ausge­wil­dert. 2020 bekam sie ein zweites Baby und wandert seither mit ihren beiden Söhnen durch den Regen­wald. Kürz­lich haben wir sie wieder dort ange­troffen – mit einem unbe­kannten, wilden Orang-Utan.

Auf einer Patrouille traf vor Kurzem eines unserer Post-Release-Moni­to­ring-Teams (PRM) auf die 16-jährige Orang-Utan-Mutter Signe, ihr zwei­jäh­riges Baby und ihren acht­jäh­rigen Sohn Bungaran. Begleitet wurde die Familie von einem uns unbe­kannten, wilden, männ­li­chen Orang-Utan.

Männlicher Orang-Utan
Der unbe­kannte, wilde Orang-Utan-Mann

Bungaran, der dabei ist sich immer weiter von seiner Mutter abzu­na­beln, verbrachte die meiste Zeit in den Baumkronen.

achtjähriger Orang-Utan-Junge im Regenwald
Der acht­jäh­rige Bungaran ist auf dem Weg in die Selbstständigkeit

Seine Mutter und sein kleiner Bruder saßen derweil mit ihrem neuen Freund auf einem Baum­stamm und genossen gemeinsam in fried­li­cher Harmonie Waldfrüchte.

Harmo­ni­sches Zusammensein

Nach einem ordent­li­chen Früh­stück nahm Signe ihr Baby mit in die Baum­kronen, um sich zu entspannen.

Der männ­liche Orang-Utan blieb in ihrer unmit­tel­baren Nähe. Mehr­mals stiegen Signe und ihr Baby auf den Wald­boden hinab, um Wasser aus einer Quelle zu trinken, die nicht weit von dem Baum entfernt war, auf dem sie gesessen hatten.

Kurz vor Sonnen­un­ter­gang baute Signe ein Nacht­nest und rich­tete sich mit ihrem Baby darin ein. Gegen 18 Uhr been­detet das PRM-Team seine Beob­ach­tungen, nachdem es sicher war, dass Signe, ihr Nach­wuchs und ihr neuer Freund sich für die Nacht nieder­ge­lassen hatten.
Es war sehr ermu­ti­gend zu sehen, dass sich Signes Familie mit einem weiteren Freund im Kehje Sewen Wald wohlfühlt.

Jede Spende hilft den Orang-Utans und dem Regenwald.

Sayangs zweites Baby in Kehje Sewen geboren

Sayangs zweites Baby in Kehje Sewen geboren

Es ist die schönste Art von Nach­richt, die uns aus dem Regen­wald errei­chen kann: Ein Baby wurde in einem unserer Auswil­de­rungs­wälder geboren! Denn das ist der beste Beweis für uns, dass die Reha­bi­li­ta­tion, die Auswil­de­rung und das neue Leben im Regen­wald erfolg­reich waren und sind. Diesmal erhielten wir die frohe Baby­bot­schaft von unserem Beob­ach­tungs­team (PRM) aus Kehje Sewen in Ost-Kali­mantan. Es hat Sayang mit ihrem wenige Wochen alten Baby entdeckt. Begleitet wurden Mutter und Säug­ling von Sayangs großer Tochter Padma.

Sayang — was soviel wie Lieb­ling oder Schatz bedeutet — erblickte im April 2009 auf unserer Voraus­wil­de­rungs­insel Kaja Island das Licht der Welt. 2013 konnten wir sie mit ihrer Mutter Yayang in Kehje Sewen auswil­dern, wo Sayang fünf Jahre später ihre erste Tochter Padma gebar.

Sayang tauchte unter

Vor einigen Monaten bemerkte ein PRM-Team an Sayang deut­liche Anzei­chen einer Schwan­ger­schaft. Doch dann verschwanden Sayang und Padma im dichten Regen­wald und unsere Beob­achter im Camp Lesik – Sayangs bevor­zugtes Revier – konnten sie lange nicht ausfindig machen. Immer mal kreuzte Lesan mit ihrer Familie im Umfeld des Camps auf. Doch keine Spur von Sayang. Hatte sie ihr Baby schon bekommen? Unsere Teams wurden immer nervöser und fragten sich bald jeden Tag, wo Sayang sich wohl versteckte und – vor allem – wie es ihr ging.

Will­kommen, du hübsches Orang-Utan-Baby!

Dann, endlich, tauchten Sayang und Padma ganz in der Nähe von Camp Lesik auf – mit einem kleinen Baby, das sich fest ins Fell der Mutter klam­merte! Es war fast so, als wollte Sayang uns ihren zweiten Nach­wuchs vorstellen.

Was für eine Freude, Sayang endlich wieder zu sehen! Was für eine wunder­schöne Orang-Utan-Familie! Im Camp Lesik konnten sich die Mitar­beiter nicht satt sehen an dieser groß­ar­tigen Überraschung.

Orang-Utan-Mutter Sayang mit Tochter Padma und neugeborenem Baby
Padma unter­stützt ihre Mutter

Noch konnten wir nicht fest­stellen, welches Geschlecht das Neuge­bo­rene hat. Es hat sehr dichtes Haar, das dem seiner Mutter ähnelt. Das Kind sieht in Sayangs Armen bezau­bernd aus und wird auch von seiner großen Schwester Padma liebe­voll umsorgt. Obwohl Sayang verständ­li­cher­weise nicht so aktiv ist wie sonst, beschützt die erfah­rene Mutter ihr neues Baby sehr und trägt es sicher durch die Gefahren und Heraus­for­de­rungen des Regenwalds.

Orang-Utan-Mutter durchquert mit zwei Babys Fluss im Regenwald
Bei Sayang sind Padma und ihr kleines Geschwis­ter­chen sicher aufgebhoben

34 wild­ge­bo­rene Babys

Bis heute wurden in unseren drei Auswil­de­rungs­wäl­dern in Ost- und Zentral-Kali­mantan 34 neue Orang-Utans von Müttern geboren, die BOS seit 2012 hat. Und wir können es kaum erwarten, weitere frohe Nach­richten aus den geschützten Wäldern zu erhalten.

Die Orang-Utans und der Regen­wald brau­chen uns. Gerade jetzt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.