BOS verur­teilt die Orang-Utan-Schlach­tung auf einer RSPO-Ölpalmplantage

BOS verur­teilt die Orang-Utan-Schlach­tung auf einer RSPO-Ölpalmplantage

Diese Bilder sind nichts für schwache Nerven. Ein ausge­wach­sener Orang-Utan wurde am 28. Januar 2017 auf einer Ölpalm­plan­tage der Firma PT Suns­antri Permai in Kapuas in Zentral-Kali­mantan von Arbei­tern geschlachtet, gekocht und gegessen. PT Suns­antri Permai gehört zur malay­si­schen Palm­öl­firma Genting Plan­ta­tions Berhad, einem RSPO-Mitglied (Round­table on Sustainable Palmoil).
Wir von BOS Deutsch­land e.V. gemeinsam mit unserer indo­ne­si­schen Part­ner­or­ga­ni­sa­tion BOS Foun­da­tion verur­teilen diese abscheu­liche Tat aufs Schärfste und fordern die verant­wort­li­chen Behörden und den RSPO auf, die bestehenden indo­ne­si­schen Gesetze und die RSPO-Stan­dards in aller Härte umzu­setzen. „Wir werden diesen Fall intensiv beob­achten und uns nicht vom RSPO mit halb­garen Erklä­rungen abspeisen lassen“, so Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land. „Es reicht!“

Orang-Utan erschossen von Palmölplantagen-Mitarbeitern / Bildquelle: Anonym / BOSF
Orang-Utan erschossen von Arbei­tern einer Ölpalm­plan­tage / Bild­quelle: Anonym / BOSF

Es ist keine Selten­heit, dass Orang-Utans in Indo­ne­sien getötet werden, obwohl sie akut vom Aussterben bedroht sind. Sei es, um sie zu essen, um die Babys zu verkaufen oder um die Ernte vor ihnen zu schützen. Die Gesetze sehen in diesen Fällen harte Strafen vor: Bis zu fünf Jahre Gefängnis und 7.000 Euro Geld­strafe. Aller­dings setzt die Straf­ver­fol­gung nur in den seltensten Fällen ein und solche Verbre­chen werden kaum geahndet. Der Grund ist, dass man die Schul­digen nur selten ding­fest machen kann, da meist die Beweise fehlen. Oft werden nur noch die Knochen gefunden oder die Leichen der abge­schos­senen Orang-Utan-Mütter. Trotz der strengen Gesetze und den Bemü­hungen, die Menschen für ihre uner­setz­baren Umwelt­schätze zu sensi­bi­li­sieren, fehlt in weiten Teilen der Bevöl­ke­rung das Bewusst­sein, Orang-Utans und andere bedrohte Arten zu bewahren und zu schützen.

Orang-Utan-Fleisch wird zum Kochen vorbereitet / Bildquelle:www.borneonews.co.id
Das Orang-Utan-Fleisch wird zum Kochen vorbe­reitet / Bild­quelle: www.borneonews.co.id

Darum sind wir den Zeugen sehr dankbar, die den Mut bewiesen haben, diesen Fall den Behörden zu melden. Wir brau­chen mehr solcher coura­gierter Menschen, um das Töten bedrohter Wild­tiere zu beenden. Auch die staat­li­chen Behörden haben dieses Mal sehr prompt reagiert. Die Polizei hat die zehn Zeugen vernommen, drei Männer wurden verhaftet. BOS wird den Prozess gegen sie genau beob­achten, um sicher­zu­gehen, dass die Straf­täter gerecht und streng verur­teilt werden.

Auch vom RSPO erwarten wir jetzt entspre­chende Reak­tionen. „Es ist sehr beun­ru­hi­gend, dass so eine Tat von Mitar­bei­tern einer Firma die Mitglied im RSPO ist, begangen werden kann“, sagt Dr. Ir. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion.  „Wir appel­lieren an den RSPO, sehr streng gegen solche Verstöße durch Mitglieder vorzu­gehen, sowie die Mitglieds­firmen aufzu­for­dern, ihre Mitar­beiter auf Ölpalm­plan­tagen bezüg­lich des Schutz­status und der Rechts­lage auszubilden.“

BOS unter­stützt die Peti­tion von COP, die Firma Genting Plan­ta­tion Berhad aus dem RSPO zu werfen. Unter­schreiben Sie bitte jetzt hier.

TV-Tipp: “Verloren auf Borneo”

In diesem Spiel­film reist die Prot­ago­nistin Julia nach Borneo und erblickt zum ersten Mal in ihrem Leben die gigan­ti­schen Palm­öl­plan­tagen. Eine Begeg­nung mit einem Orang-Utan-Baby verän­dert ihr Leben und ihre Bezie­hung zu ihrem Mann schlag­artig. Hier gibt es mehr Infor­ma­tionen zum Film.

2016 – Ein erfolg­rei­ches BOS-Jahr geht zu Ende

2016 – Ein erfolg­rei­ches BOS-Jahr geht zu Ende

Bericht von Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land e.V.

Drei Wochen ist es jetzt her, seit ich vom Treffen mit unseren inter­na­tio­nalen Part­nern aus Indo­ne­sien zurück­ge­kommen bin. Auch im digi­talen Zeit­alter müssen wir uns hin und wieder persön­lich treffen und vor allem auch mit eigenen Augen sehen, was vor Ort Sache ist.

Die BOS Foun­da­tion setzte uns über die Entwick­lung ihrer zahl­rei­chen Projekte auf den neuesten Stand. Ihr ehrgei­zigstes Ziel: Lang­fristig alle gesunden Insassen erfolg­reich auszu­wil­dern und ihnen ein sicheres Leben in der Wildnis zu ermög­li­chen. Zuge­geben, das ist ein derart ambi­tio­niertes Ziel, dass seine Errei­chung ange­sichts der Umstände doch noch auf sich warten lassen wird… Aber als inspi­rie­rende Vision und Moti­va­tion ist es fast unver­zichtbar, denn die immensen Heraus­for­de­rungen lassen einen manchmal das Licht am Ende des Tunnels schier nicht mehr sehen.

 

25 Jahre BOS Foundation

Umso erfreu­li­cher waren die Infos, die wir in Indo­ne­sien bekommen haben. Die Borneo Oran­gutan Survival Foun­da­tion – die welt­weit größte und offi­ziell erfolg­reichste Prima­ten­schutz-Orga­ni­sa­tion – hat 2016 ihr 25. Jubi­läum gefeiert. In dieser Zeit konnten insge­samt über 2300 Orang-Utans gerettet werden! Zusätz­lich werden mitt­ler­weile fast 900.000 Hektar Regen­wald geschützt. Und täglich wird es ein Stück mehr. Dank Ihnen und Ihren treuen Spenden. An dieser Stelle meinen herz­li­chen Dank an Sie!

 

Ein beson­deres Jahr für die Orang-Utans

Seit dieser Woche genießt der 251. seit 2012 ausge­wil­derte Orang-Utan die Frei­heit im Wald von Kehje Sewen. Eine große Freude für alle Betei­ligten! Sieben Auswil­de­rungen hat unser Team vor Ort dieses Jahr ermög­licht. Eine nach Bukit Batikap, drei in den Wald von Kehje Sewen und drei in unser neues Auswil­de­rungs­ge­biet, den Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya. Auch unser Moni­to­ring-Team hat dieses Jahr wunder­schöne Erfolge zu verzeichnen. Drei neuge­bo­rene Orang-Utan-Babys von ausge­wil­derten Tieren wurden in diesem Jahr gesichtet.

 

Zuneh­mende Brisanz 

Aller­dings müssen wir auch immer wieder fest­stellen, dass manche Menschen in Indo­ne­sien junge Orang-Utans als vermeint­lich süße Haus­tiere bei sich zu Hause halten. 59 Tiere haben unsere Teams allein in diesem Jahr gerettet. Viele davon waren illegal als Haus­tier gehalten worden. Im August erreichte uns eine weitere alar­mie­rende Nach­richt, die wir lange befürchtet hatten, die jetzt aber offi­ziell ist: Die Inter­na­tional Union for Conser­va­tion of Nature (IUCN) hat auch den Borneo-Orang-Utan Pongo pygmaeus auf der Bedro­hungs­skala auf „akut vom Aussterben“ bedroht hoch­ge­stuft.

Umso mehr müssen wir jetzt loslegen, um diese Entwick­lung aufzu­halten und zu einem Besseren zu wenden. Wir müssen gewähr­leisten, dass möglichst alle BOS-Orang-Utans ausge­wil­dert werden, sodass sie stabile und wach­sende Popu­la­tionen bilden können.

 

Ein neues Zuhause für unsere Orang-Utan-Babys

Dank der groß­ar­tigen Hilfe unserer Spen­de­rinnen und Spender konnten wir die notwen­digen Mittel für zwei neuen Baby­häuser in Nyaru Menteng und Samboja Lestari sammeln. Die Häuser werden gerade gebaut und wir und unsere Schütz­linge warten unge­duldig auf deren Fertigstellung.

 

Salat Island – Unsere neue Vor-Auswilderungsinsel 

Die ersten Siedler sind auf unsere neue Vor-Auswil­de­rungs­insel Salat Island gezogen. 300 weitere Tiere sollen ihnen im kommenden Jahr folgen. Auch ist auf der Insel ein dauer­haftes Refu­gium für Orang-Utans vorge­sehen, die aus Krank­heits- oder Alters­gründen nicht mehr ausge­wil­dert werden können.

 

Mawas – Ein Wald entsteht

In unserem dies­jäh­rigen Auffors­tungs­pro­gramm im Mawas-Gebiet konnten wir fünf Baum­schulen einrichten und auf einem zuvor zerstörten Regen­wald­areal über 10.000 junge Bäume pflanzen. Ein neuer Lebens­raum für Orang-Utans.

Mawas besteht zu etwa 80 Prozent aus tropi­schen Torf­moor­wäl­dern. Gerade diese Wälder sind ökolo­gisch hoch bedeutsam und durch ihr Kohlen­stoff-Spei­cher­ver­mögen unglaub­lich wert­voll für das Welt­klima. Indem wir alte Entwäs­se­rungs­ka­näle geschlossen haben, konnten wir in großen Berei­chen den Wasser­haus­halt der Torf­wälder wieder herstellen. Bis jetzt konnten 27 Kanäle verschlossen und auf diese Weise 2300 Hektar Torf­boden wieder vernässt werden. Nicht zuletzt ist das eine der wich­tigsten Grund­lagen der Brandprävention!

 

Agro­s­prit hat keine Zukunft 

Die Idee, aus ohnehin anfal­lenden orga­ni­schen Abfällen Biogas und Kraft­stoff herzu­stellen, ist gut. Die Ideo­logie der „nach­wach­senden Rohstoffe“ in Bezug auf Ener­gie­ge­win­nung verkehrt diesen posi­tiven Ansatz jedoch ins Schlechte: Riesige Anbau­flä­chen für Ener­gie­pflanzen lassen unterm Strich die CO2-Bilanz gegen­über fossilen Brenn­stoffen eher schlechter als besser ausfallen. Auch Palmöl wird zuneh­mend für die ener­ge­ti­sche Nutzung produ­ziert. Der positiv besetzte Begriff „Biosprit“ ist irre­füh­rend, man spricht besser von Agro­kraft­stoffen. Dieses vergleichs­weise neue Agro­busi­ness geht allzu oft mit kata­stro­phalen sozialen und ökolo­gi­schen Folgen einher und steht zudem in Konkur­renz zur Nahrungs­mit­tel­er­zeu­gung. Gegen diesen Trend will BOS Deutsch­land gemeinsam mit anderen namhaften NGOs wie u.a. Green­peace, Watch Indo­nesia! und Robin Wood aufklä­re­risch und poli­tisch wirken.

Unsere Pläne für 2017 sind so ehrgeizig wie noch nie in der Geschichte von BOS. Erhofftes Ziel ist, 300 Orang-Utans in geschützte Wald­ge­biete zu entlassen. Dazu benö­tigen wir aber weiterhin Ihre Unterstützung.

Zusätz­lich werden wir noch dring­li­cher in Politik und Medien auf die Situa­tion der Orang-Utans in Indo­ne­sien hinweisen. Gemeinsam haben wir eine Chance!

Viel weniger Palmöl ist die Lösung!

Viel weniger Palmöl ist die Lösung!

Umwelt­ver­bände und Menschen­rechts­or­ga­ni­sa­tionen – darunter auch BOS Deutsch­land — kriti­sieren die Rezep­tion der WWF-Palm­öl­studie „Auf der Ölspur“ als irre­füh­rend. Sie stellen klar, dass der Verbrauch von Palmöl keines­wegs unver­meid­lich oder ein klei­neres Übel ist – sondern drin­gend dras­tisch redu­ziert werden muss.

Die neue Studie des WWF „Auf der Ölspur – Berech­nungen zu einer palm­öl­freieren Welt“ hat ein enormes Medi­en­echo erhalten. Viele Berichte folgten dabei der Beti­telung der zuge­hö­rigen WWF-Pres­se­mit­tei­lung vom 29.08.2016 „Kein Palmöl ist auch keine Lösung“.

Die unter­zeich­nenden Verbände und Orga­ni­sa­tionen begrüßen ausdrück­lich die in der Palmöl-Studie des WWF zusam­men­ge­stellten und gut aufge­ar­bei­teten Daten, die vorge­brachte Problem­ana­lyse als auch  sinn­volle Forde­rungen an Unter­nehmen, Politik und Verbrau­cher. Sie kriti­sieren jedoch, dass die Pres­se­mit­tei­lung des WWF im Resultat zu einer groben Fehl­be­wer­tung der Sach­ver­halte führt. Die Über­schrift eines Arti­kels in der Süddeut­schen Zeitung macht das Dilemma deut­lich: „Palmöl ist das klei­nere Übel – leider“. Der Verbrau­cher muss denken, die Nutzung von Palmöl ist von allen Möglich­keiten die am wenigsten proble­ma­ti­sche – eine Verdich­tung, die so bequem wie grund­falsch ist.

Die Studie geht der Frage nach, welche Auswir­kungen es hätte, das Fett der proble­ma­ti­schen aber produk­tiven Ölpalme (hoher Flächen­er­trag) in Deutsch­land komplett durch andere, insbe­son­dere heimi­sche Ölpflanzen (mit gerin­gerem Flächen­er­trag) zu ersetzen. Um die Auswir­kungen eines solchen Ersatzes bezif­fern zu können, schätzt der WWF vorab, auf wieviel Palmöl in Deutsch­land ersatz­frei verzichtet werden könnte. Durch weit­ge­hende Been­di­gung der Nutzung von Palmöl als Kraft­stoff und Ände­rungen im Konsum­ver­halten sollen ca. 50% Reduk­tion zusam­men­kommen. Der Rest müsse komplett durch andere Pflan­zenöle ersetzt werden. Das Resultat der Über­le­gungen des WWF laut Pres­se­mit­tei­lung: Größerer Flächen­be­darf. Mehr Treib­haus­gas­emis­sionen. Weniger biolo­gi­sche Viel­falt. Die Probleme würden verschlim­mert. Dass der WWF also scheinbar die weitere Verwen­dung von Palmöl als umwelt­freund­li­cher empfiehlt, ist ein Paradox, das von vielen Medien dankbar aufge­nommen wurde.

Dass dies jedoch eine Fehl­be­wer­tung darstellt, wird an mehreren Schlüs­sel­punkten deutlich.

So unter­stellt das WWF-Szenario ein ersatz­freies Minde­rungs­po­ten­tial von ca. 50%. Andere Umwelt­ver­bände hielten eine Reduk­tion eher im Bereich 60–80% mittel­fristig für möglich. Erreicht werden könnte dies über ein striktes Verbot von Palmöl als Treib­stoff in Fahr­zeugen und Kraft­werken (ca. 50%), die Verban­nung aus Mast­fut­ter­mit­teln für die indus­tri­elle Tier­pro­duk­tion (ca.10%) und sanft wirk­same Maßnahmen in den Berei­chen chemisch-indus­tri­elle Nutzung, Seifen und Lebens­mittel. Es macht einen gravie­renden Unter­schied, ob über Alter­na­tiven zur Hälfte oder nur eines Vier­tels des heutigen Verbrauchs gespro­chen werden muss.

Zudem streben – anders als es der Unter­titel der Studie nahe­legt – keine poli­tisch rele­vanten Akteure eine “palm­öl­freie” Welt an.  Der WWF beleuchtet ein Extrem­sze­nario, in welchem 100% des heutigen deut­schen Palm­öl­kon­sums verschwinden müssten, und kommt per Pres­se­mit­tei­lung zum Schluss, dass dies nicht günstig wäre. Folgte man dieser reali­täts­fernen Annahme, bestünde die Heraus­for­de­rung unserer Tage mögli­cher­weise darin, bestehende Palm­öl­plan­tagen zu Regen­wald zurück zu entwickeln.

Tatsäch­lich geht es heute jedoch darum, Ansätze zu fördern, welche die immer weiter fort­schrei­tende nach­fra­ge­ge­trie­bene Zerstö­rung von Regen­wald­flä­chen für immer neue Plan­tagen stoppen können. Der Palm­öl­hunger der EU ist ein signi­fi­kanter Teil der globalen Nach­frage und damit Mitur­sache des Raub­baus am Tropen­wald. Eine spür­bare Reduk­tion der Nach­frage nach Palmöl in Deutsch­land und der EU wäre die wirk­samste Bremse gegen Produk­ti­ons­aus­wei­tungen. Beson­ders stark stieg in den letzten Jahren die Nach­frage nach fälsch­li­cher­weise als klima­freund­lich einge­stuftem Palmöl als Kraft­stoff. Und bereits der ersatz­freie Verzicht nur dieses einen Markt­seg­ments, also 50% weniger Palmöl würden schon ein enormes Signal an die Märkte senden. Bedenkt man weiterhin, dass auch ein großer Teil der heimi­schen Pflan­zen­öl­pro­duk­tion nicht etwa der Ernäh­rung dient, sondern eben­falls unsin­ni­ger­weise als Diesel verbrannt wird, so rela­ti­viert sich das Problem einer mögli­chen Agrar­flä­chen­ver­knap­pung durch Palm­öl­sub­sti­tu­tion weiter.

Über­le­gungen zum Ersatz von Palmöl sind inter­es­sant und wichtig, aber das Poten­tial ist vergli­chen mit Reduk­ti­ons­stra­te­gien vergleichs­weise begrenzt. Wollte man also die Erkennt­nisse der WWF-Studie im Kern tref­fend zusam­men­fassen, müsste man titeln „Viel weniger Palmöl ist nötig und möglich!“, oder „Stoppt Agro­kraft­stoffe!“. Die aktu­elle Medi­en­be­richt­erstat­tung verkehrt dies jedoch nahezu ins Gegen­teil und die Diffe­ren­zie­rungen sowie Forde­rungen der poten­tiell wert­vollen Studie werden kaum trans­por­tiert. Das ist kein Wunder, denn die im Pres­se­text des WWF kommu­ni­zierten Ergeb­nisse „Größerer Flächen­be­darf. Mehr Treib­haus­gas­emis­sionen. Weniger biolo­gi­sche Viel­falt“ –  stehen teil­weise im direkten Wider­spruch zu den eigent­li­chen Ergeb­nissen der  Studie. Laut Studie könnte der Ersatz von Palmöl, etwa durch heimi­sches Rapsöl, durchaus einen posi­tiven Effekt auf die Biodi­ver­sität haben.

Die Debatte über den Umgang mit dem Konflikt-Agrar­roh­stoff Palmöl ist wichtig und aktuell im Vorfeld der Neuge­stal­tung der EU-Richt­linie über Erneu­er­bare Ener­gien in Bezug auf Agro­kraft­stoffe poli­tisch hoch­bri­sant. Doch die Kommu­ni­ka­tion zur neuen WWF Studie leitet die öffent­liche Aufmerk­sam­keit fehl: Weg vom enormen Verän­de­rungs­po­ten­tial, welches Reduk­ti­ons­stra­te­gien bieten. Und über das Argu­ment der Substi­tu­tion hin zur Debatte um die Nach­hal­tig­keits­zer­ti­fi­zie­rung des nur scheinbar alter­na­tiv­losen Palmöls. Der WWF, Grün­dungs­mit­glied und Verfechter des stark in die Kritik gera­tenen Zerti­fi­zie­rungs­me­cha­nismus RSPO, erweist damit nicht nur den AutorInnen der eigenen Studie, sondern der gesamten Debatte um Palmöl und Tropen­wald­schutz einen Bärendienst.

 

Verant­wort­liche Orga­ni­sa­tionen und Kontakte:

 

Organisation Kontakt
ROBIN WOOD e.V.

 

Bremerstr.3

21073 Hamburg

Sven Selbert

 

Refe­rent für Tropenwald

[email protected]

Mobil: 0170–4720498

Büro:  040–380892-15

 

Watch Indo­nesia! e.V.

 

Für Demo­kratie, Menschen­rechte und Umwelt in Indo­ne­sien und Osttimor

Urbanstr. 114

10967 Berlin

Dr. Yvonne Kunz

 

Umwelt- und Klimareferentin

Tel. 030–698 179 38

[email protected]

Regen­wald-Institut e.V.

 

Institut für ange­wandten Regenwaldschutz

Post­fach 1742

D‑79017 Frei­burg

Dr. Susann Reiner

 

Geschäfts­füh­rung

[email protected]

Tel. 0761 — 5561319

BOS Deutsch­land e.V.

 

Borneo Oran­gutan Survival Deutschland

Pots­damer Straße 99

10785 Berlin

Daniel Merdes

 

Geschäfts­füh­rung

[email protected]

Tel. 030 — 8906076–22

INFOE

 

Institut für Ökologie und Aktions-Ethno­logie e.V.

Melchi­or­straße 3

50670 Köln

Elke Falley-Rothkopf

 

Vorstand

[email protected]

Tel. 0221 — 7392871

Orang-Utans in Not e.V.

 

Deut­scher Platz 6

D‑04103 Leipzig

Julia Cissewski

 

Vorsit­zende

[email protected], [email protected]

Pro Wild­life e.V.

 

Kidlerstr. 2

81371 München

Adeline Fischer

 

Kampa­gnerin

[email protected]

Tel. +49 (89) 81299–507

Fax: +49 (89) 81299–706

Akti­ons­bündnis Regen­wald statt Palmöl Julia Cissewski

[email protected]

[email protected]

Fünf Jahre keine neuen Palm­öl­plan­tagen in Indonesien

Fünf Jahre keine neuen Palm­öl­plan­tagen in Indonesien

Das rasende Tempo der Entwal­dung in Indo­ne­sien ist zum größten Teil auf die Ausbrei­tung von Palm­öl­plan­tagen zurück­zu­führen. Im April dieses Jahres kündigte der indo­ne­si­sche Präsi­dent Joko Widodo an, diese Entwick­lung zu stoppen. Vorerst zumindest.

Seit dem haben sich die Pläne konkre­ti­siert. Wirt­schafts­mi­nister Darmin Nasu­tion meinte vor ein paar Tagen nach einem Treffen mit Kabi­netts­kol­legen, die Regie­rung wolle die exis­tie­renden Plan­tagen besser bewirt­schaften lassen und dort sowohl die Produk­tion erhöhen als auch Nach­pflan­zungen verstärken. Die Anlage neuer Plan­tagen würde mit einem Mora­to­rium von fünf Jahren belegt.

Das für die Geneh­mi­gung von Wald­nut­zungs­kon­zes­sionen zustän­dige Umwelt- und Forst­mi­nis­te­rium hatte schon vor Wochen alle ausste­henden Konzes­si­ons­an­träge gestoppt, was bereits mehr als 8.500 km² Wald vor der Umwand­lung in Plan­tagen bewahrt hat. Dies war die erste Runde eines in vier Phasen verlau­fenden Revisionsprozesses.

Im zweiten Schritt wider­rief die Umwelt­mi­nis­terin eine Reihe von vorläu­figen Zusagen für zukünf­tige Konzes­sionen, was weitere 6.000 km² weniger Abhol­zung bedeutet. Bisher war es üblich, dass das zustän­dige Minis­te­rium einem Plan­ta­gen­be­treiber eine förm­liche Geneh­mi­gung erteilen musste, wenn eine vorläu­fige Zulas­sung vorlag. Diese Praxis in Frage zu stellen, ist das Ziel der dritten Phase. „Alle Wald­nut­zungs­ge­neh­mi­gungen für 2015 und 2016 werden wider­rufen. Wir haben dafür eine klare gesetz­liche Grund­lage“, so Umwelt­mi­nis­terin Siti Nurbaya.

Im vierten Durch­gang wird das Umwelt­mi­nis­te­rium alle noch ausste­henden Nutzungs­kon­zes­sionen über­prüfen. Viele davon befinden sich nicht nur in Borneo, sondern auch in der Region Papua, wo eben­falls weite Wald­ge­biete von Abhol­zung bedroht sind.

Wie es aussieht, wird die indo­ne­si­sche Regie­rung nun tatsach­lich aktiv. Dass ihr umwelt­po­li­ti­scher Taten­drang nicht durch mäch­tige Wirt­schafts­lobbys wieder zum Still­stand kommt, bleibt sehr zu hoffen.