Die Dokumentation beleuchtet die Hintergründe der Palmöl-Industrie und deren verheerende Folgen. Palmöl wird aus einer riesigen Frucht gewonnen und steckt mittlerweile in annähernd der Hälfte unserer Lebensmittel und sogar in Kosmetika. Doch das billige Öl ist extrem gesundheitsschädlich. Um das zu beweisen, unterzieht sich Regisseur Michael Dorgan einem Selbstexperiment. Er nimmt einen Monat lang regelmäßig Palmöl zu sich. Das Ergebnis ist erschreckend: Sein Körperfettanteil steigt um ganze 60 Prozent. Das gefährliche Fett hat sich vor allem an Herz und Leber gesammelt, wo es enormen Schaden verursachen kann.
Aber Palmöl hat nicht nur verheerende Konsequenzen für die Gesundheit des Menschen, sondern auch für die Arbeitsbedingungen in den ärmsten Ländern der Welt — in Südamerika, Afrika und Indonesien -, wo es unter Nichtbeachtung der Menschenrechte und steigender Korruption angebaut wird. Die exponenziell steigende Verbreitung des Öls hat aber noch weitere gefährliche Konsequenzen: Profitgierige Unternehmen zerstören für den Anbau der Früchte ohne Rücksicht ganze Wälder und Dörfer. Dabei gehen die Lebensgrundlagen vieler Tierarten verloren, die dadurch vom Aussterben bedroht sind. Einheimische werden einfach gewaltsam verjagt, kriminalisiert oder sogar umgebracht, wenn sie sich gegen die Plantagen wehren. Durch die Verlegung von Flüssen für die Bewässerung der Plantagen oder deren Vermüllung wird vielen Menschen und Tieren zudem der Zugang zu sauberem Wasser — einer Lebensnotwendigkeit — versperrt.
Schlechte Neuigkeiten für kritische Beobachter in Sachen Palmöl: Am 22. Januar 2018 zog der Europäische Rat sechs Einsprüche durch Argentinien und Indonesien gegen Importzölle von Biodieselrohstoffen beim Europäischen Gerichtshof zurück.
Dadurch wurden seit März die Antidumpingzölle, die seit 2013 in Kraft waren, praktisch abgeschafft. Ein Segen für die indonesische Palmölindustrie und ein Fluch für den Regenwald und das weltweite Klima. Kurz nach der Einführung der Antidumpingzölle vor fünf Jahren war der Import von Biodiesel aus Indonesien signifikant abgestürzt. Eine Tendenz, die jetzt durch die Abschaffung der Zölle wieder rückgängig gemacht wird.
Der Vorsitzende des Verbandes der indonesischen Biodiesel-Produzenten prognostizierte in einem Statement gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass Indonesien bereits 2018 wieder 432.000 Tonnen Biodiesel in die EU exportieren wird. Das sind zwar weniger als die etwa eine Million Tonnen Palmölmethylester, die Indonesien 2012, also noch ein Jahr vor der Einführung der Zölle, exportierte, aber dennoch viel mehr als in den Jahren darauf, wie die Tabelle veranschaulicht.
Die Entwicklungen auf dem internationalen Rohölmarkt spielen mit
Ein wichtiger zusätzlicher Faktor für diese Entwicklung ist die aktuelle Preisentwicklung für Dieselkraftstoff und Palmöl. Beide haben aktuell fast das gleiche Preisniveau erreicht. Die Großhandelspreise für Diesel in Deutschland haben sich seit ihrem letzten Tiefstand Ende Juni 2017 bis dato um fast 47 Prozent auf rund 51 Cent/ Liter verteuert.
Die Gründe dafür liegen in der stetigen Nachfrage einer aktuell florierenden Weltkonjunktur. Gleichzeitig haben die OPEC-Staaten und Russland ihre Fördermengen gekürzt. Auch die angedrohten US-Sanktionen gegen Iran befeuern zusätzlich den Anstieg der Erdölpreise. Gleichzeitig übten eine rückläufige internationale Nachfrage, höhere indische Importzölle auf Palmöl und steigende Vorräte in Indonesien und Malaysia in den vergangenen Monaten Druck auf die Palmölpreise aus. Dadurch sind die Großhandelspreise für Diesel und Palmöl momentan fast auf dem Niveau.
Diese Entwicklung ist beunruhigend und steht im Konflikt mit der Entscheidung des EU-Parlaments, ab 2021 kein Palmöl mehr als Biokraftstoffbeimischung zu verwenden. Wir von BOS Deutschland verfolgen beunruhigt die Trilog-Verhandlungenund hoffen, dass die Entscheidung des Parlaments nicht der Palmöllobby zum Opfer fallen wird.
Anfang des Jahres stimmte das Europa-Parlament über die Neuauflage der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED) ab. Das Votum des Parlaments war nicht vollkommen zufriedenstellend. Es wird dennoch begrüßt, denn es deckelt Biokraftstoffe aus unbehandelten und raffinierten Pflanzenölen, die man sonst auch für Ernährung nutzen könnte, lenkt Investitionen in Richtung Kraftstoffe der Zukunft (Elektrizität, fortgeschrittene Biokraftstoffe) und verbietet Palmöl in Biodiesel ab 2021.
Die Palmöl exportierenden Länder reagierten erbost auf das Votum. Angeführt von Indonesien und Malaysia, die gemeinsam 85% des weltweiten Palmöls produzieren, haben sie eine gut finanzierte und aggressive Kampagne gestartet, die Europas “Palmöl-Apartheid“ anprangert und drohen mit einem “Rückschlag“.
Der allmähliche Abbau von Palmöl in Biodiesel bis 2021 wird Europas fehlgeschlagene Biokraftstoff-Strategie nicht gänzlich richten. Dennoch ist es ein wichtiger Schritt, der getan werden muss.
Die 2009 verabschiedete RED verpflichtet EU-Länder dazu, dass 10% des Kraftstoffes aus erneuerbaren Energien bestehen muss, Biokraftstoff also. Erneuerbare Energien sind z.B. Windenergie, Sonnenenergie, Energie aus Biomasse etc. Für die Beimischung in Biokraftstoffe eignet sich Energie aus Biomasse. Dabei unterscheidet man Biokraftstoffe erster, zweiter und dritter Generation. Erstere bestehen aus Raps, Palmöl, Getreide, Mais etc. Diese stehen in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion für Mensch und Tier. Biokraftstoffe zweiter Generation sind landwirtschaftliche oder organische Abfälle oder schnell wachsende Energiepflanzen, die auf Flächen angebaut werden können, die nicht für die Landwirtschaft geeignet sind. Biokraftstoffe dritter Generation sind noch in der Entwicklung und stellen z.B. Algen dar.
Die RED — Startsignal für den EU Palmöl-Importboost
Die RED von 2009 war das Startsignal für den Palmöl-Importboost in die EU, da es extrem preisgünstig ist und die EU bis dato noch keine angemessenen Nachhaltigkeitsstandards adaptiert hatte. Seit 2009 fußt nahezu das gesamte Biokraftstoffwachstum auf Palmöl, was zurzeit grob für ein Drittel des Biodiesels in der EU steht. Dies macht Autofahrer zu den Hauptkonsumenten von Palmöl in Europa.
Die Umweltauswirkungen dieser Entwicklung sind verheerend. Enorme Flächen tropischen Regenwaldes in Malaysia und Indonesien werden gerodet, um Platz für Ölpalmplantagen zu machen. Uralte Wälder und Feuchtgebiete sind verschwunden und damit auch Habitate von Pflanzen- und Tierarten, die auf der Schwelle zum Aussterben stehen. Auch die Landnutzungskonflikte mit den Einheimischen und der indigenen Bevölkerung sind verheerend. Menschen, die von und im Wald leben, werden umgesiedelt und vertrieben, manchmal sogar getötet. Währenddessen fällt die, ursprünglich als nachhaltig erachtete, Regelung in sich zusammen. Biokraftstoffe erster Generation sind 80% und Palmöl-Biodiesel im speziellen sogar dreimal schädlicher als fossile Öle wie z.B. Erdöl.
Das EU-Parlament versäumte Nutzpflanzen-Biodiesel komplett auslaufen zu lassen, oder alternativ wenigstens indirekte Landnutzungsänderungen (ILUC) auch in die Treibhausgasbilanzierung von Biokraftstoffen einzuberechnen. Lediglich dem übelsten aller Biodiesel schenkten sie, dafür aber in hohem Maße, Aufmerksamkeit: Palmöl-Biodiesel. Dieses soll bis 2021 nicht mehr als Biokraftstoff verwendet werden. Doch auch diese Empfehlung des Parlaments kommt nicht von ungefähr. Schon 2012 machte die US EPA als Vorreiter die Ankündigung, dass Palmöl sich nicht für die amerikanische RED (RFS) eigne, beruhend auf den hohen Treibhausgas-Emissionen. Norwegen ist dem gleichgezogen.
Die Entscheidung des EU-Parlaments hat die Palmöl-Nationen auf die Barrikaden getrieben. Sie werfen dem Parlament vor, Palmöl gänzlich zu verbieten. Dies stimmt jedoch so nicht. Palmöl kann immer noch in die EU verkauft werden. Alleine der, auf Palmöl basierende, Biodiesel soll nicht länger zu dem 10%-Ziel bis 2021 angerechnet werden. RED ist ein Grundpfeiler der Klimapolitik der EU, deswegen ist das Disqualifizieren von Brennstoffen, die schlimmer als Erdöl sind, essentiell für die Glaubwürdigkeit dieser Richtlinie. Eine objektive Methode Biodiesel zu disqualifizieren, bei dessen Gewinnung breite Flächen Regenwald für den Anbau von Ölpalmen und Sojabohnen abgeholzt werden, ist eine berechtigte Regelung und würde eine Obergrenze für Nutzpflanzen-Biodiesel einläuten.
Zertifizierung von Palmöl für Biodiesel — eine Fehlkonstruktion
Palmöl-Produzenten betonen immer, dass ihre Produkte nach den internationalen Standards als nachhaltig zertifiziert sind. Allerdings konnte ein kürzlich veröffentlichter Report zeigen, dass die Hauptzertifizierungssysteme (RSPO/ ISPO) unzureichend sind. Eine Verbesserung kann und muss hinsichtlich des nachhaltigen Anbaus von Ölpalmen angesteuert werden. Der Palmöl-Biodiesel muss aus diesen Systemen ausgenommen werden, da Zertifizierung für Biodiesel aus Palmöl schlicht und einfach nicht funktionieren kann. Der Biodiesel-Markt ist künstlich von den Gesetzgebern kreiert worden. Dieses Konstrukt befeuert die Nachfrage nach Biomasse, übt somit Druck auf landwirtschaftliche Nutzfläche aus und gefährdet die Ernährungssicherheit. Das zwingt Landwirte dazu, sich nach neuem bebaubarem Land umzuschauen, was wiederum Entwaldung und die Entwässerung von Torfmoorböden bedeutet. Diese indirekte Landnutzungsänderung (ILUC) wird nicht von den bestehenden Zertifizierungssystemen erfasst.
Ein weiteres Argument der Palmöl-Produzenten ist, dass ein Verbot von Palmöl den Kleinbauern schaden würde und die “nachhaltige Entwicklung“ untergrabe. Die Realität jedoch ist viel komplexer. Es gibt etliche Berichte von Kleinbauern, die von ihrem Land vertrieben wurden, um den Platz für große Plantagen zu schaffen. Diejenigen, die Widerstand leisten, leiden unter Unterdrückung und riskieren sogar ihr Leben. Viel fundamentaler ist aber, dass die Produktion von Palmöl, um es dann in den Motoren von Autos, LKWs oder Flugzeugen zu verbrennen, niemals ein nachhaltiges Businessmodell sein kann. Je schneller Indonesien und Malaysia das einsehen, desto besser.
Steigt der diplomatische Druck auf die Kommission
All die aufgeführten Argumente der Produzentenländer, sind nicht wirklich überzeugend. Aus diesem Grund wird nun ein hoher diplomatischer Druck auf die Kommission, das Europa-Parlament und die nationalen Regierungen ausgeübt. Sie drohen damit, die WTO zu verklagen, die laufenden Verhandlungen über das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indonesien zu beenden, und auch Auswirkungen auf militärische Kooperationen.
Europa sollte all dies für das nehmen, was es ist: nicht mehr als ein gut inszenierter und geschickt ausgeführter großer Bluff. Die EU ist weltweit der größte Binnenmarkt, die drittgrößte Wirtschaftsmacht und sollte deshalb ein wenig diplomatischem Druck standhalten können. Europas Bürger werden genau hinsehen, ob die EU den Bluff der Palmöl-Nationen als solchen aufdeckt.
Anmerkung: Die in Brüssel ansässige Organisation Transport und Environment veröffentlichte diesen Text im März anlässlich der neusten Entscheidung des Europa-Parlaments über den allmählichen Abbau von Palmöl in Biodiesel bis 2021. (https://www.transportenvironment.org/newsroom/blog/will-eu-call-palm-oil-nations%E2%80%99-bluff)
Palmöl – heutzutage kommen wir kaum um diesen Alleskönner herum. Ganz gleich, ob im Supermarkt, in der Drogerie oder an der Tankstelle. In fast jedem Bereich unseres Lebens werden wir damit konfrontiert. Dabei ist Palmöl alles andere als unumstritten.
Es erleichtert unser Leben, zerstört aber gleichermaßen unsere Umwelt. Durch den Export des vielseitig einsetzbaren Öls boomt die Wirtschaft der exportierenden Länder. Auf der anderen Seite wird für die Schaffung von Palmölplantagen weltweit Regenwald in der Größe von 20 Fußballfeldern zerstört. Pro Minute!
Weltweit werden pro Jahr 60 Millionen Tonnen Palmöl verbraucht. Davon produzierte Indonesien im Jahr 2016 33 Millionen Tonnen Palmöl. 2007/08 waren es noch 17 Millionen Tonnen. Insgesamt steigerte sich die Palmöl-Produktion in dem Land seit 2002 um 66%. Grund hierfür ist unter anderem der Umstand, dass Palmöl heutzutage in jedem zweiten Supermarktprodukt zu finden ist. Palmöl boomt seit den neunziger Jahren und ersetzt seitdem viele herkömmliche Fette. Besonders Indonesien und Malaysia stützen seitdem ihre wirtschaftliche Entwicklung in hohem Maße auf Palmöl.
Der Weltverbrauchertag am 15. März ist ein guter Anlass, sich etwas genauer mit dem Phänomen Palmöl zu beschäftigen.
Palmöl und seine Herkunft
Wie der Name schon sagt, ist Palmöl das Öl der Ölpalme Elaeis guineensis. Ursprünglich kommt diese Pflanze aus Afrika, hat aber in der Vergangenheit den Sprung über die Grenzen des Kontinents hinaus geschafft. 1443 kam sie erstmals nach Europa, 1848 nach Asien. Seit 1911 wird sie in Indonesien auf Großplantagen industriell angepflanzt. Die Ölpalme wächst durchschnittlich einen halben Meter pro Jahr und kann eine Höhe von 30 Metern erreichen. Ihre Fruchtstände können ganzjährig geerntet werden und pro Stück bis zu 50 Kilogramm wiegen. Die einzelnen Früchte bestehen aus Fruchtfleisch, dem Mesokarp, und einem Kern, der von einer harten Schale umgeben ist. Das unbehandelte Öl, welches aus dem Fruchtfleisch gewonnen wird, nennt sich Crude Palm Oil (CPO) und wird hauptsächlich in der Lebensmittelindustrie eingesetzt. Nach einer Umesterung kann das CPO auch als Biodiesel eingesetzt werden. Das Öl aus den Kernen ist das Crude Palm Kernel Oil (CPKO), welches zu einem großen Teil in der Kosmetikindustrie eingesetzt wird.
Indonesien, der Hauptlieferant von Palmöl, produziert durchschnittlich 3,7 Tonnen CPO pro Hektar, pro Jahr. Dies ist jedoch ein Durschnittwert, der stark variiert. Während Großproduzenten Geld in Forschung und gute Palm-Samen stecken können um die Produktivität auf sechs bis sieben Tonnen CPO pro Hektar zu steigern, müssen Kleinbauern, die 40% der bestehenden Plantagen in Indonesien bewirtschaften, oft auf dies verzichten. Ohne das richtige Know How bringt die durchschnittliche Produktivität der Kleinbauern es gerade mal auf zwei Tonnen CPO pro Hektar. Also nur ein Drittel von dem der Großproduzenten.
Die Produktivität einer Ölpalme nimmt mit den Jahren zu und ab einem Alter von ca. 25 Jahren wieder ab. Diese Jahresmarke stellt auch gleichzeitig oft das maximale Alter einer Plantage dar. Es gilt als lohnenswerter, neue Palmen zu pflanzen, als die älteren weiterhin zu ernten. Zumindest für die Großproduzenten, denn diese können mit ihren finanziellen Möglichkeiten auch schon ältere Keimlinge erwerben, die entsprechend weniger Zeit brauchen, um das erste Mal geerntet zu werden. Zudem wird es, ab einer Höhe von knapp 13 Metern, für die Erntemitarbeiter sehr schwer die Fruchtstände zu erreichen. Die ersten Replanting-Plantagen, also Plantagen zweiter Generation, sind schon entstanden.
Es ist noch ungewiss, wie lange der Boden, der die Plantage nährt, diese hohe Belastung tragen kann. Schon jetzt werden Unmengen an Düngemittel eingesetzt, um dem Nährstoffbedarf der Palmen nachzukommen. Großproduzenten nutzen ca. sechs bis sieben Kilogramm pro Baum im Jahr und Kleinbauern rund die Hälfte. Bei landwirtschaftlicher Best Practise könnte, so wird angenommen, der Boden allerdings wenigstens 100 Jahre genutzt werden und somit insgesamt die Anbauflächen entlasten. Best Practise bedeutet insbesondere schonende Bodenbearbeitung, Erhalt der Bodenfruchtbarkeit durch den Anbau stickstoffbindender Pflanzen und sorgfältige Wiedereinarbeitung der Ernterückstände. Pestizide und Kunstdünger kommen nur sehr gezielt oder gar nicht Einsatz.
Warum ist Palmöl ein Problem?
Die für unser weltweites Klima und die biologische Vielfalt so unschätzbar wertvollen Regenwaldflächen werden massiv und ohne Rücksicht auf die Umwelt in Plantagen umgewandelt, oft auch unter Missachtung geltenden Rechts. Seit Beginn ist die Palmölproduktion zudem auch mit massiven Menschenrechtsverletzungen – illegale Enteignungen, gewaltsame Vertreibungen, miserable Arbeitsbedingungen etc. – belastet.
Das bei der Rodung anfallende Holz wird oft als Startkapital für die Plantage genutzt. Zudem wächst die Ölpalme genau dort, wo auch Regenwälder vorkommen – sie ist für die subtropische Klimazone also scheinbar hochgeeignet, zumal sie von allen Ölpflanzen die höchste Produktivität aufweist.
Neben dem großen Regenwaldschwund und seinem Verlust an biologischer Vielfalt sowie der vorher angesprochenen Bodenbelastung ergeben sich weitere Probleme. Für Plantagen wurden gerade auch Torfmoorböden mittels Kanälen großflächig drainiert, die global mit die wichtigsten Kohlenstoff-Speicher darstellen. Bei der Trockenlegung wird das vorher unter Luftabschluss kaum zersetzte abgestorbene Pflanzenmaterial durch Mikroorganismen abgebaut, was zu gewaltigen Emissionen des klimarelevanten Gases Kohlenstoffdioxid (CO2) führt.
Zudem entsteht bei der Palmölproduktion in den Mühlen ein Abfallprodukt (POME = Palm Oil Mill Effluent), bei dem nochmals große Mengen Methan in die Atmosphäre entweichen. Methan bewirkt einen noch größeren Treibhauseffekt als die gleiche Menge CO2. So wurde bei einer CPO-Produktion von 31,5 Millionen Tonnen im Jahr 2016 die Menge von 161,6 x 106 Kubikmeter Methan produziert. Hier gibt es allerdings bereits vielversprechende Ansätze, dieses Methan aufzufangen und als Energielieferant in Form von Biogas wieder zu verwerten.
Durch die Entwaldung, die Waldbrände und die Walddegradierung in der Vergangenheit entwickelte sich Indonesien zu einem der weltweit größten Treibhausgasproduzenten. Nach China und den USA nimmt das Land den unrühmlichen Patz drei auf der Liste der Umweltsünder ein.
Auf dieser Liste könnten sich in naher Zukunft auch einige Länder aus Afrika und Süd-Amerika einreihen, denn auch dort befinden sich noch große Regenwaldgebiete, auf die Großproduzenten schon ein Auge geworfen haben.
Gibt es bereits Ansätze zur Verbesserung?
Auch in Indonesien hat man mittlerweile erkennen müssen, dass die ungebremste Produktion von Palmöl nicht die Lösung aller wirtschaftlichen Probleme ist. So unterzeichnete die indonesische Regierung 2011 ein Moratorium, das unter anderem festlegt, Primärwälder und Torfmoorböden bis auf weiteres nicht in Plantagen umzuwandeln. Dieses Moratorium besteht, nach einigen Verlängerungen, noch bis heute. Jedoch sind auch hier deutliche Verbesserungen notwendig, da zum Beispiel wertvolle Sekundärwälder bisher nicht mit einbegriffen sind.
Seit in der EU die Forderung nach Palmöl aus nachhaltiger Produktion immer lauter zu vernehmen war, wurde der Round Table for Sustainable Palm Oil (RSPO) gegründet. Er stellt Mindestanforderungen auf, die bei der Herstellung von Palmöl eigehalten werden sollen, um es nachhaltiger zu gestalten. Im Gegenzug erhält das nach diesen Regelungen hergestellte Palmöl ein Zertifikat, das anzeigt, dass das aus nachhaltiger Produktion stammt. Problematisch dabei ist die Überprüfung und tatsächliche Durchsetzung der definierten Standards, so dass der RSPO von vielen Seiten als Greenwashing der Palmölindustrie angesehen wird. Nicht zuletzt deshalb haben sich einige NGOs und Firmen zur Organisation Palm Oil Innovation Group – POIG zusammengeschlossen (poig.org).
Noch schwächere Anforderungen haben die jeweils inländischen Zertifikatsysteme (ISPO = Indonesian Sustainable Palm Oil, MSPO = Malaysian Sustainable Palm Oil), deren Umsetzung mittlerweile verpflichtend für Großproduzenten und noch freiwillig für Kleinbauern sind.
Was bringt uns die Zukunft?
Bis 2020 hat Indonesien sich das Ziel gesetzt, die 32 Millionen Tonnen Palmöl pro Jahr, die das Land zur Zeit produziert, auf 40 Millionen Tonnen CPO jährlich zu steigern. Laut Regierung soll das nicht durch die Erweiterung von Plantagen erreicht werden, sondern durch die Steigerung der Produktivität der Kleinbauern. Hier will die indonesische Regierung unterstützen, indem sie beispielsweise die Preise für gutes Saatgut für Kleinbauern heruntersetzt. Ein guter Samen kostet derzeit rund zwei Dollar pro Stück. Auf einen Hektar Land werden etwa 130 bis 150 Palmen gepflanzt. Für Kleinbauern also eine Menge Geld, wenn man einbezieht, dass die ersten Fruchtstände erst nach drei bis fünf Jahren wachsen.
Schnell wird klar, dass diese Debatte erstmal kein Ende findet. Dennoch wird auf Hochtouren nach Alternativen geforscht, um der Nachfrage nach Palmöl ein wenig entgegen zu wirken.
Können andere Pflanzenöle eine Alternative darstellen?
Beim Wort Pflanzenöl kommen uns als Verbraucher mehrere Möglichkeiten in den Sinn. Manch einer denkt an Rapsöl, ein anderer an Sojaöl und wieder andere an Kokos- oder Sonnenblumenöl. Wären das keine Alternativen? Der große Vorteil von Palmöl gegenüber seinen „Konkurrenten“ ist die vergleichsweise hohe Produktivität auf kleinem Raum. So können 3,7 Tonnen Öl aus einem Hektar Land pro Jahr entstehen. Im Vergleich dazu produziert ein Hektar Raps nur 1,3 Tonnen Öl. Die Produktivität der Sonnenblumen liegt bei 0,9 Tonnen Öl, die der Kokospalme bei 0,8 und die Sojabohne 0,5 Tonnen Öl pro Jahr und Hektar.
Solche Werte verdeutlichen, dass ein Umschwenken auf andere Pflanzenöle keine automatische Besserung bringt. Zumal im Falle von Soja dieselben Anbaugebiete betroffen sind, wie die für die Ölpalme. Durch den enormen Produktivitätsvorteil ist Palmöl im Handel auch ungeschlagener Preissieger. Ein anderer Unterschied zwischen den Pflanzenölen ist die chemische Zusammensetzung. Während Kokosöl bei 20–23°C seinen Aggregatzustand ändert, verliert das Palmöl erst bei 30–40°C seine Cremigkeit. Dieser Umstand macht, neben den Niedrigpreisen, das Palmöl speziell für die Lebensmittelindustrie besonders interessant.
Es bedarf also anderer Alternativen.
Alternativen zum Palmöl: die aktuelle Forschung:
Seit Jahren suchen Wissenschaftler nach einer Alternativlösung für das Palmöl. Die Anforderungen an das Alternativöl sind dabei sehr hoch. Es muss in großen Mengen produzierbar sein, dazu günstig in der Herstellung und damit auch preiswert im Erwerb. Zusätzlich sollte eine gewisse chemische Zusammensetzung vorhanden sein, um beispielsweise mit der Viskosität des Palmöls in Lebensmitteln konkurrieren zu können. Weiterhin sollten durch die Produktion des neuen Öls keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt entstehen. Es muss also nachhaltig produziert werden können. Und, im Idealfall, könnte ein neues, alternatives Öl auch als Energielieferant genutzt werden. Keine leichte Aufgabe für die Wissenschaft.
Alternativmodelle wurden in den letzten Jahren einige entwickelt. Eine wichtige Rolle nehmen dabei Algen ein. Einer der führenden Forscher auf diesem Gebiet ist der Geowissenschaftler David Siegel von der University of California. Im Rahmen des Forschungsprogramms Macroalgae Research Inspiring Novel Energy Resources (MARINER) arbeitet er auf Hochtouren an einer Alternative. Erst kürzlich wurden dafür 2,1 Millionen Dollar vom amerikanischen Energieministerium zur Förderung des Programms bereitgestellt. Spezialisiert hat sich die Forschungsgruppe auf den Riesentang Macrocystis Pyrifera. Dieser wächst täglich knapp einen halben Meter und kann eine Gesamtlänge von 45 Metern erreichen. Die Algen werden geerntet und dann getrocknet. Das Öl tritt beim Auspressen aus den getrockneten Algen aus.
Der Einsatz dieses Öls soll laut Siegel vielseitig sein. Als Nahrungsmittel ist die Alge schon nutzbar, jetzt soll es auch in den Tank als Ersatz für Benzin und Diesel. Siegels Vision ist es, Aquafarmen zu bauen, die durch Unterwasserroboter überprüft werden und durch optimale Bedingungen ein Maximum an Produktivität vorweisen. Eine gute Grundlage also für eine Massenproduktion. Einen Haken gibt es allerdings: Wachstum ist nur durch Photosynthese möglich, die wiederum Licht voraussetzt. Ein dauerhaftes Wachstum erfordert also eine dauerhafte Beleuchtung, die außer in künstlichen Anlagen nicht gegeben ist und somit hohe Kosten verursacht. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich dieser Ansatz als echte Alternative anbietet.
Ein anderes Modell stellen Pilze dar, einschließlich Einzeller wie die Backhefe. Auch hier haben jüngst wieder Studien bewiesen, dass dieses Modell durchaus Potential birgt. Das Startup CarboCycle, ins Leben gerufen von Wissenschaftlern der Columbia University in New York City, recycelt Abfälle mit Hilfe von Pilzen. Ursprünglich entwickelt, um die Methan- und Kohlenstoff-Emissionen zu verringern, wurde als Nebeneffekt entdeckt, dass von diesen Pilzen auch Fette extrahiert werden können, die denen des Palmöls gleichen. Je nachdem, welche Abfälle der Pilz verdaut, ändert sich die Zusammensetzung des Öls. Der große Vorteil an dieser Art Produktion ist, dass er im Labor gezüchtet werden kann, demnach also kontrollierbar und vor allem nicht umweltbelastend ist. Eine Herausforderung ist dennoch, eine Ähnliche Produktionsmargen wie die des Palmöls zu erreichen, bleibt allerdings bis auf weiteres eine Herausforderung. Dazu kommt der bislang nicht zu unterbietende Tiefpreis des Palmöls.
Die Zukunft für Palmöl-Alternativen sieht somit vielversprechend aus, da auch etliche Firmen, die Palmöl in ihren Produkten verwenden, dafür offen sind. Der schlechte Ruf des Öls, der sich über die vergangenen Jahre entwickelt hat, geht auch an den Firmen nicht spurlos vorbei. Es bleibt also spannend, was die Wissenschaft uns in der Zukunft präsentiert.
Jede Minute 50 Fußballfelder – das ist die Geschwindigkeit, in der weltweit unsere Wälder abgeholzt werden. In einem ungeheuren Tempo verschwindet eines der wertvollsten Ökosysteme dieser Erde. Unzählige Tierarten verlieren ihren Lebensraum, allen voran der Orang-Utan auf Borneo.
Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie reduzierte sich sein Bestand allein in den letzten 15 Jahren um 150.000 auf etwa 55.000! Hauptursache: die Abholzung von Regenwald.
Eine Initiative von Fairventures Worldwide (FVW) aus Stuttgart und Borneo Orangutan Survival (BOS) Deutschland e.V. verheißt jetzt jedoch neue Hoffnung für die rothaarigen Menschenaffen. Ihr neues Aufforstungsprojekt auf der indonesischen Insel Borneo trägt dazu bei, den Tieren nachhaltig Lebensraum sichern. Die Kooperation zur Durchführung von ersten Testpflanzungen wurde kürzlich zwischen beiden Partnern vereinbart.
Menschenaffen und lokale Bauern profitieren gleichermaßen
Auf Testfeldern in eigens für Orang-Utans ausgewiesenen Schutzgebieten nahe Nyaru Menteng in Zentralkalimantan werden neben schnellwachsenden Leichthölzern Bäume gepflanzt, die speziell für die Menschenaffen gedacht sind. Diese dienen den Tieren sowohl als Nest- als auch Futterbäume. Die schnellwachsenden Hölzer hingegen können von der lokalen Bevölkerung nach einigen Jahren für die Holzverarbeitung und als Einkommenserwerb genutzt werden. Parallel dazu angepflanzte Obststräucher bessern den Speiseplan der Familien auf.
Im Pilotprojekt des Aufforstungsprogramms wird zunächst eine durch Rodungen oder Brände degradierte, brachliegende Fläche von 1,6 Hektar Größe bewirtschaftet. In der Testphase geht es darum, den Nutzen verschiedener Pflanzformen für die Tiere zu erproben und Akzeptanz bei der Bevölkerung für die Maßnahmen zu schaffen. Geleitet wird das Projekt vor Ort durch Mitarbeiter von Fairventures. Die Experten von BOS beraten hinsichtlich der Bedürfnisse für die Orang-Utans.
Große Chance für Schutz des Regenwaldes
Daniel Merdes, Geschäftsführer von BOS Deutschland e.V.: „Das Projekt bietet die Chance, Druck von intaktem, noch existierendem Regenwald und damit dem Lebensraum der Menschenaffen zu nehmen. Eine unabdingbare Voraussetzung für ihr Überleben und damit auch das unsere. Gleichzeitig schaffen wir der Lokalbevölkerung eine sichere Einkommensquelle und Alternative zu bereits bestehenden, nicht nachhaltigen Landnutzungsformen.“
„Für uns ist dies ein großer Schritt, um der weiteren Zerstörung der Lebensgrundlagen für Menschen und Tiere auf Borneo Einhalt zu gebieten“, betont Johannes Schwegler. „Dies ist ein wichtiger Beitrag zum Schutz der Arten und auch des Klimas weltweit“, fügt der Geschäftsführer von Fairventures hinzu.
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