Die Welt erlebt derzeit das größte Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier. Jeden Tag gehen 150 Arten verloren. Was sind die Gründe, und kann man die Lawine des Aussterbens stoppen? Die Vernichtung von Wäldern und die Ausbreitung der Landwirtschaft sind die Hauptgründe. Dirk Steffens zeigt, wie Naturschützer weltweit im Kampf für den Artenschutz immer ausgefallenere Methoden entwickeln.
Denn noch gibt es Möglichkeiten, dagegenzuhalten. Weltweit gibt es schätzungsweise rund acht Millionen Tier- und Pflanzenarten, eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht. Unzählige sind bis heute noch gar nicht entdeckt. Bei dieser Vielfalt stellt sich zwangsläufig die Frage: Wo soll Artenschutz ansetzen? Und welche Tierarten wollen wir retten? Welche müssen wir sogar im ureigenen Interesse retten?
Es gibt heute rund acht Milliarden Menschen auf der Erde, und die hinterlassen ihre Spuren auf dem gesamten Planeten. Dreiviertel der Landfläche weltweit sind durch den menschlichen Einfluss bereits stark verändert. Auf Borneo in Südostasien dehnen sich die Flächen für Palmöl-Plantagen immer weiter aus, der Lebensraum der Orang-Utans schwindet. Das Überleben der größten Baumbewohner im ganzen Tierreich ist nicht nur durch Abholzung massiv bedroht, sondern auch durch illegalen Tierhandel.
Dirk Steffens zeigt, was der Mensch verliert, wenn Arten verschwinden, und was wir tun müssen, damit das fein abgestimmte Netzwerk der Natur keine Löcher bekommt, die nicht mehr zu reparieren sind. Er geht der Frage nach, welche Arten Schlüsselpositionen in diesem Netzwerk haben — und was der Mensch überhaupt vom Wert einzelner Arten wissen kann.
Der Herbst ist Erntezeit. Menschen auf der ganzen Welt ernten, was die Natur ihnen bietet. In unseren Breitengraden sind das Kartoffeln, Kohl und Kürbisse, in Indonesien ist es vor allem Reis. Mit einem Pro-Kopf ‑Verbrauch von rund 115 Kilogramm im Jahr ist es das wichtigste Grundnahrungsmittel für die Menschen hier. Die Nachfrage ist so groß, dass Indonesien – obwohl es der drittgrößte Reisproduzent der Welt ist – jährlich etwa eine Million Tonnen importieren muss, um den Bedarf der Bevölkerung zu decken.
Vor allem in ländlichen und armen Gebieten, wie auch im Mawas-Gebiet in Zentralkalimantan, spielt Reis eine sehr wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Menschen zu ernähren.
Diesen Bedarf zu decken und derart große Mengen eines einzigen Nahrungsmittels zu produzieren, hat eine umweltkritische Kehrseite: Die Landwirte benutzen vor allem konventionelle Technologie und setzen große Mengen an chemischen Düngemitteln, Pestiziden sowie anderer aus fossilen Brennstoffen gewonnene landwirtschaftliche Produktionsmittel ein. Das ist ein riesiges Problem für die Umwelt: Die Bewirtschaftung als Monokultur verringert die biologische Vielfalt, Wasser und Boden werden stark verunreinigt, und die auf Wasser basierenden Ökosysteme übermäßig mit Nährstoffen angereichert. Der Boden stirbt. Es braucht also dringend Alternativen, um den Bedarf an Grundnahrungsmitteln nachhaltig zu decken.
Ein gangbarer Weg?
Aktuelle Studien in Java haben ergeben, dass ökologischer Reisanbau sowohl den Einsatz an gefährlichen Chemikalien erheblich reduziert als auch den Wasserverbrauch im Vergleich zu konventioneller Technologie um 30 bis 50 Prozent senkt. Eine nachhaltige Alternative auch in Kalimantan?
Die Gemeinde Mangkatip in unserem Projektgebiet Mawas hat sich vor zwei Jahren entschieden, diesen Weg zu gehen: Mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Beratung und Projektförderung für private Träger in der Entwicklungszusammenarbeit (BENGO) wurde das Projekt “3430” ins Leben gerufen. Es beinhaltet verschiedene Aktivitäten; eine davon ist das Anlegen einer landwirtschaftlichen Parzelle, um den möglichen Erfolg biologischer Landwirtschaft zu demonstrieren.
Ein Projekt, das Schule macht
Gemeinsam mit dem landwirtschaftlichen Beratungszentrum (BPP) des Unterdistrikts Dusun Hilier und dem Team von BOSF in Mawas wurde so eine ein Hektar große Parzelle für biologisch angebauten Reis im Gebiet der Gemeinde Mangkatip angelegt. Teil des Projektes ist auch, die Menschen vor Ort in der Technologie des ökologischen Reisbaus auszubilden. Dazu gehört vor allem gute Vorbereitung: Das Land muss bearbeitet, der organische Dünger aufbereitet, die Reissetzlinge sorgsam ausgewählt, platziert und gepflegt werden. Alle diese Schritte sind in den letzten sechs Monaten erfolgt. Auch eine Reisdrechmaschine für die Gemeinde wurde aus Projektmitteln angeschafft, so dass der Reis nach der Ernte direkt weiter verarbeitet werde kann.
Erntenfest in Mankatip
Jetzt ist es soweit: Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit wird der erste Reis von der Parzelle geernet. Zwischen 2,8 bis 3,5 Tonnen pro Hektar werden erwartet – ein echter Erfolg!
Damit das Projekt Schule machen kann, wird in der nächsten Zeit geprüft, welches Potenzial es für die Kommerzialisierung von biologischem Reis auf den regionalen Märkten gibt. Dazu sind unter anderem Besuche auf lokalen Messen vorgesehen.
Dieser gemeinsame Erfolg des Projektes ist möglich durch die Förderung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie der Beratung und Projektförderung für private Träger in der Entwicklungszusammenarbeit (Bengo) – dafür bedanken wir uns sehr herzlich. Wir wissen, dass der Schutz von Orang-Utans und ihren Lebensräumen nicht ohne die Unterstützung der lokalen Gemeinden stattfinden kann. Eine sichere Ernährungsgrundlage und Arbeitsplätze sind die Voraussetzung dafür.
Das Urvolk der Penan auf Borneo akzeptierte den Schweizer Umweltaktivisten Bruno Manser als einen von ihnen. Sie nannten ihn Laki Penan, den Penan-Mann.
Als die ersten Bulldozer auftauchten und auf dem Gebiet der Penan mit dem planmässigen Abholzen des Regenwaldes begannen, machte Manser durch spektakuläre Aktionen auf das ökologische und menschliche Desaster aufmerksam. Dabei schuf er sich mächtige Feinde. Im Frühjahr 2000, auf einer geheimen Reise zu den Penan, verschwand er spurlos. Für den Film «Bruno Manser — Laki Penan» begibt sich Regisseur Christoph Kühn auf die Spuren von Bruno Manser in den Dschungel von Sarawak. Es kommen jene Penan zu Wort, die zu Mansers zweiter Familie wurden. Sie erzählen von den gemeinsamen Abenteuern und Ängsten, von Mansers Kämpfen mit Riesenschlangen, von seinen Begegnungen mit Geistern und von seiner Begabung, die Penan im Widerstand gegen die Holzfäller und Polizei zu vereinen. Dabei entsteht ein überraschendes, ganzheitliches Bild von Bruno Manser. Er war ein leidenschaftlicher Naturforscher, ein Mystiker und Romantiker, aber zugleich auch ein zorniger Umweltschützer und Menschenrechtler.
Laut eines neuen Reports müssen strengere Maßnahmen getroffen werden, damit Primär-Regenwälder / qualitativ hochwertige Wälder intakt bleiben können.
- Damit keine weitere Artenisolation stattfindet, ist es essenziell, bestimmte Regenwaldgebiete verbunden zu halten und bedrohten Arten Überlebenschancen zu bieten.
- Um das Problem zu lösen, müsste nach Meinung der Forscher auch die milliardenschwere Palmölindustrie involviert werden, gerade in den palmölexportierenden und regenwaldreichen Ländern wie Indonesien.
Forscher in Großbritannien verlangen nach härteren wirtschaftlich-politischen Maßnahmen, um das Überleben bestimmter Wälder mit einer hohen Biodiversität zu sichern. Vor allem, wenn in diesen Palmölplantagen liegen.
Die Bedeutung der Waldkorridore
Die Lösung sei, eine geografische Verbundenheit der Wälder zu erhalten und somit keine evolutionäre Isolation zu fördern, was bereits bedrohte Arten noch ernsthafter gefährden würde.
Die Befunde der Forscher wurden in einer Studie der University of York in Großbritannien vom August 2019 zusammengefasst und im Journal of Applied Ecology veröffentlicht. Nachhaltigere Wege für die Industrie wären demnach möglich, wenn die Konzerne die geografischen Berührungspunkte wertvoller Waldgebiete nicht zerstören würden.
Die Palmölindustrie konnte besonders durch ihre Arbeit in Ländern wie Malaysia und Indonesien zu einer milliardenschweren Branche heranwachsen. Das wirtschaftliche Wachstum führt allerdings gleichzeitig auch zu katastrophalen Folgen für den Regenwald und seine Artenvielfalt und somit letztendlich zum Kollaps des ohnehin verwundbaren Ökosystems. Daher fordern vor allem Aktivisten den Boykott bzw. das Verbot indonesischen Palmöls.
Durch Luftaufnahmen und die Kartierung des indonesischen Regenwaldes konnte sehr gut erkannt werden, dass bestimmte Regenwaldstücke nicht verbunden sind, was im Endeffekt logischerweise zu einer Artenisolation führt.
Mangelhafter Standard seitens RSPO
Die Organisation „Roundtable on Sustainable Palm Oil“, kurz: RSPO, setzt sich besonders dafür ein, dass der internationale Palmölhandel an Nachhaltigkeit gewinnt. Allerdings ist die Gestaltung der Waldkorridore und ihre Erhaltung ein sehr wichtiger Punkt im Aspekt der Ökologie. So hat RSPO auch die Aufgabe, das Kriterium zur Verbundenheit der Waldflächen in seine Standards aufzunehmen.
Laut einer weiteren Studie der University of York sind diverse Arten heutzutage durch die ansteigende Abholzung des Regenwaldes und somit durch ihren schrumpfenden Lebensraum sowie den fehlenden Erhalt der naturbelassenen Lebensräume besonders bedroht. Dass diese Arten die Korridore zwischen den Regenwaldarealen brauchen, um aus eigener Initiative umziehen zu können und um alternative Lebensräume zu finden, liegt mittlerweile klar auf der Hand.
Sarah Scriven ist eine der Co-Autorinnen der Studie, und auch sie betont, dass die Palmöl-Plantagen so auszurichten wären, dass sie nicht die freie Bewegung der in den Regenwäldern lebenden Tieren blockieren. Denn wenn solche „Regenwald-Inseln“ geschaffen werden, isoliere das automatisch viele Arten, was zu einem einseitigem Vermischen des Genpools und somit zum letztendlichen Aussterben bestimmter Arten führe.
Weiterhin hofft Scriven, dass die Verschärfung der RSPO-Kriterien vom November 2018 eine Richtline für die Schaffung von Korridoren und der besseren Verbundenheit des Waldes bieten wird.
Sehr wichtig wäre laut Scriven allerdings der Dialog mit den Konzernen und besonders mit der RSPO, um die Ideen und Lösungsansätze umzusetzen. Denn schlussendlich ist das Ökosystem auf den Artenerhalt angewiesen, und besonders Regenwaldbewohner in unmittelbarer Nähe von Palmölplantagen wie Orang-Utans, Vögel, Insekten und Fledermäuse haben schon längst einen kritischen Bestand erreicht.
Ein Pilotprojekt in Malaysia vom Rhino und Forest Fund könnte schon eine erste Erfolgsgeschichte bieten. Wissenschaftler aus dem Leibnitz-IZW wollen gemeinsam mit Borneos Forstbehörden in der Provinz von Sabah Ölpalmenplantagen in Regenwald umwandeln. Aus 33,5 Hektar Monokultur soll dort zeitnah ein lebendiger Regenwald entstehen. Dadurch sollen das Tabin-Wildtierreservat mit etwa 123 000 Hektar Fläche und das Kulamba-Wildtierreservat, der Teil eines anderen, knapp 80 000 Hektar großen Naturschutzgebiets, verbunden werden.
Werden auch Sie zum Regenwald-Retter. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, weitere Flächen zu sichern und diese in Regenwald umzuwandeln. Für die Orang-Utans, die Artenvielfalt und das Klima. Jeder Beitrag hilft.
Nuss-Nougat-Cremes: Wie gut ist die Qualität? Als Alternative zum Markenprodukt haben viele Hersteller ihre eigene Nuss-Nougat-Creme im Angebot.
Die Gläser mit dem schokoladigen Brotaufstrich sind ebenfalls in Regalen fast aller Supermärkte und Discounter zu finden. Hauptzutaten: Zucker und Palmöl. Trotzdem werben viele Hersteller mit nachhaltigen Produktionsketten und guter Qualität. Doch wie gut ist die wirklich? “Markt” will’s wissen?
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