Palmöl im Tank: Einen Schritt nach vorne, zwei Schritte zurück

Palmöl im Tank: Einen Schritt nach vorne, zwei Schritte zurück

Gerade erst konnten wir einen ersten Erfolg im Kampf gegen Palmöl in Kraft­stoffen erzielen, schon folgen aus Brüssel sehr beun­ru­hi­gende Nach­richten: Am 22. Januar 2018 zog der Euro­päi­sche Rat sechs Einsprüche gegen Import­zölle von Biodie­sel­roh­stoffen aus Argen­ti­nien und Indo­ne­sien beim Euro­päi­schen Gerichtshof zurück. Somit werden die Anti­dum­ping­zölle prak­tisch abgeschafft.

Noch jetzt wandert knapp die Hälfte des nach Deutsch­land impor­tierten Palmöls in Biosprit. Eine trau­rige Bilanz. Die Aufhe­bung der Anti­dum­ping­zölle wird ihren Beitrag dazu leisten, diese Zahl weiter zu stei­gern, da der Preis des Rohstoffs dadurch noch güns­tiger wird.

“BOS Deutsch­land kriti­siert diese Entschei­dung des Euro­päi­schen Rats scharf”, sagt Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land. “Wir sehen in der Aufhe­bung dieser Zölle ein reales Risiko, den EU-Biodie­sel­markt mit noch billi­gerem Palmöl aus Indo­ne­sien zu über­fluten. Diese Entschei­dung steht über­haupt nicht im Einklang mit dem Vorschlag für eine Richt­linie des Euro­päi­schen Parla­ments, ab 2021 kein Palmöl mehr als Biokraft­stoff­bei­mi­schung zu verwenden.”

Erster wich­tiger Sieg im Kampf gegen Palmöl im Tank!

Erster wich­tiger Sieg im Kampf gegen Palmöl im Tank!

Michèle Rivasi von der Frak­tion der Grünen im EU-Parla­ment war nur halb zufrieden, da die Parla­men­ta­rier ledig­lich Palmöl als Agro­kraft­stoff eine Absage erteilt hatten. Doch dies stellt allein schon einen großen Erfolg dar.

Am 17.01.2018 stimmte das EU-Parla­ment dem Entwurf des EU-Fach­aus­schusses für Indus­trie, Forschung und Energie zu. Das Ergebnis ist ein Vorschlag für eine Richt­linie des Euro­päi­schen Parla­ments und des Rates zur Förde­rung der Nutzung von Energie aus erneu­er­baren Quellen. Danach darf unter anderem ab 2021 kein Palmöl mehr als Biokraft­stoff­bei­mi­schung verwendet werden. Ein großer Erfolg, nicht zuletzt auch unserer Peti­tion “Kein Palmöl in den Tank!” und eine wich­tige Voraus­set­zung, um die Ziele des Klima­ab­kom­mens aus Paris zu errei­chen. Damit hatte sich das EU-Parla­ment ein viel ehrgei­zi­geres Ziel gesetzt, als es der ursprüng­liche Entwurf der EU-Kommis­sion vorsah und muss dieses jetzt in den Verhand­lungen mit dem Euro­päi­schen Rat durchsetzen.

“Wir von BOS Deutsch­land e.V. begrüßen den gest­rigen Beschluss und warten auf die nächsten konkreten Schritte, damit diese Richt­linie schnellst­mög­lich durch die Verhand­lungen mit den Mitglieds­staaten kommt und schließ­lich Realität wird. Gleich­zeitig aber monieren wir das Zeit­fenster bis 2021 und den daraus folgenden massiven Anstieg des Imports unzer­ti­fi­zierten Palmöls.”, so Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutschland. 

Letztes Jahr sind in Deutsch­land etwa 50 Prozent des impor­tierten Palmöls in soge­nanntem Biosprit gelandet. Deswegen fordern wir von verant­wor­tungs­vollen Konzernen und Ener­gie­an­bie­tern­einen frei­wil­ligen Verzicht auf Palmöl noch in diesem Jahr. 

 

 

 

#Oran­gut­an­Freedom — das war unser Jahr im Rückblick

#Oran­gut­an­Freedom — das war unser Jahr im Rückblick

Tradi­tio­nell blicken wir zum Jahres­ende auf die vergan­genen zwölf Monate zurück. Für BOS Deutsch­land war 2017 unter dem Motto #Oran­gut­an­Freedom ein erfolg­rei­ches Jahr. Bei neun Auswil­de­rungen konnten wir insge­samt 75 Menschen­affen die Frei­heit schenken. Weitere 43 leben auf Voraus­wil­de­rungs­in­seln und haben beste Chancen, demnächst ausge­wil­dert zu werden. Elf Orang-Utans im Alter von zwei bis 25 Jahren konnte unser Team Anfang März erfolg­reich in ein sicheres Gebiet umsie­deln, darunter zwei Mütter mit ihren Kindern.

Trotz vieler posi­tiver Meldungen sehen wir aber auch, wie notwendig unser Einsatz gerade jetzt ist. Die Beispiele in unserem kurzen Jahres­rück­blick zeigen Ihnen warum.

 

Der Fall Taymur 

 

Immer wieder werden wir mit dem Schicksal illegal gehan­delter Orang-Utans konfron­tiert. Ein lukra­tives Geschäft, bei dem Menschen­affen-Babys verkauft werden, um als pres­ti­ge­träch­tige „Haus­tiere“ unter übelsten Bedin­gungen zu enden. 

Trau­rige Berühmt­heit erlangte 2017 die Geschichte des kleinen Taymur. Aus Indo­ne­sien geschmug­gelt, gequält und mit Drogen voll­ge­pumpt, bewegte sein Schicksal Tier­schützer auf der ganzen Welt. Der Fall führte sogar zu diplo­ma­ti­schen Verstim­mungen zwischen Taymurs Heimat­land und Kuweit, wohin das Orang-Utan-Baby verkauft wurde. Vor allem dem Einsatz der BOS Foun­da­tion und zahl­rei­cher Spender aus Deutsch­land war es zu verdanken, dass der Kleine im September endgültig nach Borneo zurück­ge­bracht werden konnte.

Endlich darf Taymur wieder in seiner Heimat leben“, sagt Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land e.V. „Gemeinsam mit unseren indo­ne­si­schen Part­nern haben wir hart­nä­ckig daran gear­beitet, ihn aus seinem Marty­rium zu befreien. In unserem Schutz­zen­trum in Nyaru Menteng bekommt er jetzt die Pflege und Fürsorge, die er braucht, um ein artge­rechtes Leben zu führen.”

 

Alba, die weiß­haa­rige Lady 

 

Auf ganz andere Weise drama­tisch und spek­ta­kulär ist die Geschichte des jungen Orang-Utan-Weib­chens, die im Zuge eines inter­na­tio­nalen Namens­wett­be­werbs Alba genannt wurde. Alba ist ein Albino, etwas gerade bei Orang-Utans extrem Seltenes. 

Die junge Dame konnte im April 2017 aus kurzer Gefan­gen­schaft befreit und unseren Part­nern bei der BOS Foun­da­tion über­geben werden. Das Schicksal ihrer Mutter ist unbekannt. 

Aufgrund ihres Albi­nismus ist Alba haut­krebs­ge­fährdet und zudem sehbe­hin­dert, so dass sie wohl niemals ausge­wil­dert werden kann. Statt­dessen wird sie auf einer kleinen Insel mit drei anderen, normal rotbraun gefärbten, Artge­nos­sinnen ein behü­tetes Leben führen. Die Sorge, dass die „normalen Orang-Utans“ Alba wegen ihrer Anders­ar­tig­keit mobben würden, hat sich nicht bestä­tigt. Im Gegen­teil, wie es aussieht, gibt Alba laut ihren Beschüt­zern den Ton an.

 

Baby­häuser

Unsere Pfle­ge­sta­tionen für die Jüngsten in Samboja Lestari und Nyaru Menteng waren schon lange über­füllt. Kein Wunder, allein 2017 konnten wir 20 verwaisten Babys retten, die ein neues Domizil brauchten. Unter­stützt wird dies seit Sommer 2017 durch jeweils ein neues Baby­haus in den beiden Stationen. Dort dürfen Taymur und alle seine Freunde jetzt in Sicher­heit und Gebor­gen­heit toben und spielen. Beide Unter­künfte wären aller­dings ohne beson­deres inter­na­tio­nales Spender-Enga­ge­ment nicht möglich gewesen, wobei das Baby­haus in Nyaru Menteng ganz maßgeb­lich von BOS Deutsch­land finan­ziert werden konnte. Das freut uns natürlich. 

 

Immer wieder reif für die Insel(n)

Die von BOS reha­bi­li­tierten Orang-Utans brau­chen natur­nahe und dennoch geschützte Areale, um ihren Fähig­keiten den letzten Schliff für ein erneutes Leben in der Wildnis zu verleihen. Dafür ziehen sie eine Zeit lang auf soge­nannte Vor-Auswil­de­rungs­in­seln. Eine von ihnen ist Salat Island in Zentral-Kalimantan. 

Dieses Fluss­ge­biet zu erwerben, stellte BOS vor große Heraus­for­de­rungen. Letzt­end­lich konnten jedoch 600 Hektar der insge­samt 3.400 Hektar großen Insel gesi­chert werden. Anfang 2017 dann ein noch größerer Erfolg: Weitere 1.400 Hektar kamen hinzu, so dass nunmehr über 2.000 Hektar Land, 20 Quadrat­ki­lo­meter, für die Arbeit der BOS Foun­da­tion auf Salat Island zur Verfü­gung stehen. 

Diese Fläche ist einer­seits ein extrem wich­tiges Stand­bein für die Auswil­de­rungen aus der Station Nyaru Menteng, darüber hinaus aber auch ein würdiges Refu­gium für Orang-Utans, die aus Alters- oder Krank­heits­gründen nicht mehr ausge­wil­dert werden können. 

Juq Kehje Sewen - Drohnenaufnahme
Juq Kehje Swen — Drohnenaufnahme

Im Juli 2017 konnte in Ost-Kali­mantan die Insel Nr. 8 erworben werden. Mit ihren gerade einmal drei Hektar ist sie zwar klein, verbes­sert aber als Vor-Auswil­de­rungs­insel dennoch die Auswil­de­rungs­mög­lich­keiten der Station Samboja Lestari. Daneben sollen die schon lange exis­tie­renden künst­lich ange­legten Inseln auf dem Areal von Samboja Lestari baulich verbes­sert werden. 

Eben­falls in Ost-Kali­mantan gelegen ist die 83 Hektar große Insel Juq Kehje Swen, was in der Dayak-Sprache ganz prag­ma­tisch Orang-Utan-Insel bedeutet. Sie wird seit September 2017 als Vor-Auswil­de­rungs­insel für Samboja Lestari bezie­hungs­weise das Auswil­de­rungs­ge­biet Kehje Sewen genutzt. 

 

Wald und Leute 

BOS ist an der Entwick­lung, besser gesagt, der Rena­tu­rie­rung des Mawas-Gebietes betei­ligt. In diesem über 300.000 Hektar großen Torf­wald­ge­biet in Zentral-Kali­mantan dreht sich alles um Wieder­auf­fors­tung und Blockade früher, im Rahmen eines geschei­terten Reis­an­bau­pro­jekts, ange­legter Drai­na­ge­ka­näle. Ziel ist es, durch Wieder­vernäs­sung die ursprüng­liche Torf­wald­öko­logie wieder herzu­stellen. In diesem Zusam­men­hang koope­riert BOS mit anderen Orga­ni­sa­tionen im Rahmen des SOS Borneo Projekts z. B. mit der Borneo Nature Foundation. 

Seit Beginn gehört es zum Selbst­ver­ständnis von BOS, mit der orts­an­säs­sigen Bevöl­ke­rung zusam­men­zu­ar­beiten. In Koope­ra­tion mit BOS Deutsch­land setzt die BOS Foun­da­tion auch Gemein­de­ent­wick­lungs­pro­jekte um. Derzeit ist dies das durch das Bundes­mi­nis­te­rium für wirt­schaft­liche Zusam­men­ar­beit (BMZ) geför­derte Projekt „Nach­hal­tige Gemein­de­ent­wick­lung in Mang­katip”. Dessen Ziel ist es, diese Gemeinde in die Lage zu versetzen, ihre eigenen sozialen, wirt­schaft­li­chen und ökolo­gi­schen Entwick­lungs­prio­ri­täten zu defi­nieren und ihre Inter­essen vor staat­li­chen Behörden adäquat zu vertreten.

Zu diesem Komplex gehört zum Beispiel auch die Kartie­rung von Land, um Ansprüche der Gemein­de­mit­glieder gegen­über dem Staat zu unter­mauern. Konflikte um die Nutzung von Land, das tradi­tio­nell von den Menschen vor Ort genutzt wird, dieses Recht aber formal­recht­lich nur schwer nach­weisbar ist, gehören in Indo­ne­sien zur Tagesordnung. 

 

Palmöl gehört nicht in den Tank

Im April hat das EU-Parla­ment eine Reso­lu­tion zum Thema Palmöl und Schutz der Regen­wälder verab­schiedet. Darin wird die Euro­päi­sche Kommis­sion aufge­for­dert, entspre­chende EU-weite Gesetz­ge­bungs­ver­fahren einzu­leiten. BOS Deutsch­land lehnt die Nutzung von Palmöl für soge­nannten Biosprit klar ab. Sie können unsere Bemü­hungen mit dem Unter­schreiben der Peti­tion “Kein Palmöl in den Tank” an dieser Stelle unterstützen. 

Politik und Wirt­schaft müssen dafür sorgen, dass die Produk­tion sämt­li­chen Palmöls über die gesamte Wert­schöp­fungs­kette über­prüfbar nach­haltig erfolgt. 

 

Unsere nächsten Ziele

 

Wir wollen mit natio­nalen und inter­na­tio­nalen Part­nern insbe­son­dere zum groß­räu­migen Wald­schutz noch inten­siver zusam­men­ar­beiten, vor allem was die Schaf­fung von groß­räu­migen Biotop­ver­bund-Korri­doren angeht. Nicht zuletzt dafür wollen wir die Unter­stüt­zung aus Zivil­ge­sell­schaft und Politik ausbauen und auch auf die einschlä­gige Wirt­schaft einwirken. 

Der Orang-Utan muss in der Öffent­lich­keit noch mehr als bisher als das Gesicht des Regen­waldes wahr­ge­nommen werden.

Dank an alle Unter­stüt­ze­rinnen und Unterstützer 

An dieser Stelle möchten wir uns wieder bei all unseren Spen­dern und allen ehren­amt­li­chen Helfern von ganzem Herzen bedanken. Ohne diese Menschen wäre unsere Arbeit unmög­lich. Wir wünschen allen eine frohe Weih­nachts­zeit und einen hervor­ra­genden Jahreswechsel! 

Herz­lichst, Ihr BOS-Team 

 

Klima­gipfel in Bonn — unser Fazit

Klima­gipfel in Bonn — unser Fazit

Es war der 23. Klima­gipfel der Vereinten Nationen, der im November 2017 in Bonn statt­fand. Dabei war Bonn nur tech­nisch der Austra­gungsort, als formeller Gast­geber fungierte die kleine Repu­blik der Fidschi-Inseln im fernen pazi­fi­schen Ozean. 

Ohnehin zu wenig Fläche, um die mehr als 25.000 Teil­nehmer ange­messen unter­zu­bringen, kann das Auswei­chen aufs Fest­land auch als voraus­schau­ende Symbolik verstanden werden: Die Fidschi-Inseln gehören zu den Regionen, die durch die globale Erwär­mung am augen­fäl­ligsten bedroht sind. Sie sorgen sich nicht um irgend­einen Wandel des Klimas, sondern um ihre pure Exis­tenz als bewohn­bare Landmasse. 

Pariser Abkommen prak­tisch unstrittig 

Mit Ausnahme der USA unter ihrem gegen­wär­tigen Präsi­denten akzep­tierten alle Teil­neh­mer­staaten die Ergeb­nisse des Pariser Klima­ab­kom­mens vom Dezember 2015. Dieses Jahr in Bonn ging es nun um die Umset­zung des in Paris prin­zi­piell Erreichten: Es wurden „Gebrauchs­an­lei­tungen“ ausge­han­delt, die das Pariser Abkommen konkre­ti­sieren sollen. So wurde z.B. genauer formu­liert, wie Treib­haus­gas­emis­sionen gemessen und berichtet werden. Bisher wird dies in vielen Ländern unter­schied­lich gehand­habt, so dass eine Vergleich­bar­keit kaum möglich ist. Bis zum nächsten Klima­gipfel 2018 in Polen soll nun ein Konzept verhan­delt werden, auf dessen Basis hand­hab­bare Regeln für Messung und Doku­men­ta­tion von Emis­sionen verab­schiedet werden können. 

Ein strit­tiger Bereich war auch, welche Daten und Infor­ma­tionen von den einzelnen Staaten wo und wann hinter­legt werden müssen, ein oftmals sensi­bles Poli­tikum. Und wie seit jeher entbrannten Konflikte um die Frage der Bedin­gungen und die jewei­lige Höhe der Klima­hilfen, zu denen sich die reichen Länder im Grund­satz verpflichtet hatten. Ab 2020 sollen das insge­samt 100 Milli­arden Dollar pro Jahr sein. 

Strit­tige Finanzierung 

Die bishe­rigen Fort­schritte bei der Unter­stüt­zung der vom Klima­wandel beson­ders betrof­fenen Länder lassen immer noch zu wünschen übrig. Es wurde zwar ein Arbeits­pro­gramm beschlossen, mit dem heraus­ge­funden werden soll, von welchen Heraus­for­de­rungen und Schäden die betrof­fenen Regionen bedroht sind, aber wie die benö­tigten Gelder mobi­li­siert werden sollen, bleibt weiterhin offen. Nicht einhellig begrüßt wurde in diesem Zusam­men­hang der Vorstoß des fran­zö­si­schen Präsi­denten, noch 2017 eine Konfe­renz zur Mobi­li­sie­rung privaten Kapi­tals einzu­be­rufen. Die Befürch­tung steht im Raum, dass viele Länder dies zum Anlass für eigene finan­zi­elle Zurück­hal­tung nehmen könnten. 

Viele der soge­nannten Entwick­lungs­länder forderten verbind­liche Finanz­zu­sagen seitens der Indus­trie­länder für die nächsten Jahre, was diese unisono ablehnten, meist mit der Begrün­dung, ihr Haus­halts­recht ließe eine mehr­jäh­rige Bindung nicht zu. Zudem, so wurde auch argu­men­tiert, verpflichtet das Paris-Abkommen alle Länder zum Klima­schutz, also nicht nur die reichen Staaten. Das Problem wird verschärft durch die Ankün­di­gung der USA, sich nicht mehr an Klima­hilfen zu beteiligen. 

Die Palmöl-Debatte lässt auf sich warten

Ein weiteres wich­tiges Thema blieb beim Klima­gipfel komplett außen vor: der faire Handel und seine mögli­cher­weise posi­tiven Folgen für den Klima. Das Thema Wald­ro­dungen, um Platz für Palmöl-Plan­tagen zu machen, erschien ebenso wenig auf der Agenda. Dabei ist dieses Thema schon längst Teil der Klima­wandel-Debatte und fordert zu konkretem Handeln auf. „Wir wünschen uns für den nächsten Klima­gipfel, dass die Palmöl-Debatte doch noch auf die Agenda kommen und bei den konkreten Maßnahmen für das Errei­chen der Ziele des Paris-Abkom­mens eine Rolle spielen wird. Zusammen mit der Deut­schen Umwelt­hilfe und Oro Verde protes­tieren wir gegen Regen­wald­zer­stö­rung zugunsten von Agro­s­prit. Unter dem Motto ‘Kein Palmöl in den Tank! Jetzt Regen­wald retten!’ “Kein Regen­wald in den Tank — Jetzt Regen­wald retten!” sammeln wir so viele Unter­schriften wie möglich, um über die Klima­kon­fe­renz hinaus die Entscheider an ihre Pflicht zu erin­nern, betont Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutschland.

Gleich­zeitig ist etwas sehr Wich­tiges passiert. Durch die Local Commu­ni­ties and Indi­ge­nous Peoples Plat­form wurde die Rolle der indi­genen Völker und Gemeinden bei der Klima-Debatte thema­ti­siert. Daniel Merdes: „Das ist eine sehr erfreu­liche Nach­richt. Studien zeigen, dass fast ein Viertel der Kohlen­stoff­menge, die in den tropi­schen Regen­wäl­dern gespei­chert ist, in Gebieten indi­gener Völker liegt. Gerade beim Thema Palmöl-Plan­tagen sind die indi­genen Völker auf Borneo extrem betroffen. Es ist also wichtig, die Stimme dieser Menschen zu hören und zu respek­tieren. BOS erkennt die Bedeu­tung der indi­genen Bevöl­ke­rung für den Klima­schutz. Seit diesem Jahr arbeiten wir zusammen mit den Dayaks aus der Region Mang­katip an dem BMZ Projekt “Nach­hal­tige Gemein­de­ent­wick­lung in Mang­katip“. Die Schwer­punkte des Projekts sind das Ressour­cen­ma­nage­ment und Schutz vor Wald­bränden in diesem Gebiet mit sehr hohem Schutz- und Erhaltungswert.“

 

Alar­mie­rende Studie: Abhol­zung von Regen­wald für die Palm­öl­pro­duk­tion erwärmt Indonesien

Alar­mie­rende Studie: Abhol­zung von Regen­wald für die Palm­öl­pro­duk­tion erwärmt Indonesien

In den vergan­genen Jahr­zehnten wurden in Indo­ne­sien große Regen­wald­flä­chen zugunsten von Gummi‑, Holz- und Palm­öl­plan­tagen gerodet. Ein inter­na­tio­nales Forscher­team unter Leitung der Univer­sität Göttingen hat auf Sumatra unter­sucht, welche Folgen diese verän­derte Land­nut­zung für das regio­nale Klima hat.

Das Ergebnis scho­ckiert: Die Tempe­ra­turen in der Region steigen nach­weisbar an. Dies wiederum könnte sich auf die Tier- und Pflan­zen­welt auswirken sowie Teile des Landes anfäl­liger für Flächen­brände machen.

In ihrem Beitrag in der Fach­zeit­schrift „Biogeo­sci­ences“ warnt der Biokli­ma­to­loge Prof. Dr. Alex­ander Knohl: „Die Verän­de­rung wirkt sich nicht nur auf die Biodi­ver­sität und den gespei­cherten Kohlen­stoff aus, sondern auch auf die Ober­flä­chen­erwär­mung, und trägt so zum Klima­wandel bei.“

Sein Team unter­suchte in der Provinz Jambi auf Sumatra die unter­schied­li­chen Ober­flä­chen­tem­pe­ra­turen von intaktem Wald, abge­holzter sowie land­wirt­schaft­lich genutzter Fläche. Zusätz­lich zu den am Boden erho­benen Daten wurden von Satel­liten gelie­ferte Zahlen aus den Jahren 2000 bis 2015 ausge­wertet. Die Zahlen alar­mieren, denn abge­holztes Land ist um bis zu 10 Grad Celsius wärmer als Wälder.

Teil­weise ist dies dem globalen Klima­wandel geschuldet, teils aber auch eine direkte Folge der Land­nut­zungs­än­de­rungen vor Ort. Im Hinblick auf die künf­tige Land­nut­zung in Indo­ne­sien müssen den Wissen­schaft­lern zufolge alle Aspekte der ökolo­gi­schen und sozio­öko­no­mi­schen Folgen sorg­fältig ausge­wertet und berück­sich­tigt werden.

Die gesamte Studie mit allen Ergeb­nissen lesen Sie hier.
 

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