Anläß­lich des Tages des Waldes: BOS stellt sich vor

Anläß­lich des Tages des Waldes: BOS stellt sich vor

Holly­wood-Star Jodie Foster schenkt ihre deut­sche Stimme den Orang-Utans! Glauben Sie nicht? Dann schauen Sie doch mal in unseren neuen Image-Film rein. Den hat die wunder­bare Schau­spie­lerin Hansi Joch­mann anläss­lich des Tages des Waldes für uns einge­spro­chen. Und die — genau — synchro­ni­siert sonst die Block­buster der Oscar-Preisträgerin!

Wir danken der Tier­freundin Hansi sehr für ihre Unter­stüt­zung und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gucken!

 

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft. 

Zum Welt­ver­brau­chertag: Palmöl – Fluch oder Segen?

Zum Welt­ver­brau­chertag: Palmöl – Fluch oder Segen?

Palmöl – heut­zu­tage kommen wir kaum um diesen Alles­könner herum. Ganz gleich, ob im Super­markt, in der Drogerie oder an der Tank­stelle. In fast jedem Bereich unseres Lebens werden wir damit konfron­tiert. Dabei ist Palmöl alles andere als unumstritten.

Es erleich­tert unser Leben, zerstört aber glei­cher­maßen unsere Umwelt. Durch den Export des viel­seitig einsetz­baren Öls boomt die Wirt­schaft der expor­tie­renden Länder. Auf der anderen Seite wird für die Schaf­fung von Palm­öl­plan­tagen welt­weit Regen­wald in der Größe von 20 Fußball­fel­dern zerstört. Pro Minute!

Welt­weit werden pro Jahr 60 Millionen Tonnen Palmöl verbraucht. Davon produ­zierte Indo­ne­sien im Jahr 2016 33 Millionen Tonnen Palmöl. 2007/08 waren es noch 17 Millionen Tonnen. Insge­samt stei­gerte sich die Palmöl-Produk­tion in dem Land seit 2002 um 66%. Grund hierfür ist unter anderem der Umstand, dass Palmöl heut­zu­tage in jedem zweiten Super­markt­pro­dukt zu finden ist. Palmöl boomt seit den neun­ziger Jahren und ersetzt seitdem viele herkömm­liche Fette. Beson­ders Indo­ne­sien und Malaysia stützen seitdem ihre wirt­schaft­liche Entwick­lung in hohem Maße auf Palmöl.

Der Welt­ver­brau­chertag am 15. März ist ein guter Anlass, sich etwas genauer mit dem Phänomen Palmöl zu beschäftigen.

Palmöl und seine Herkunft

Wie der Name schon sagt, ist Palmöl das Öl der Ölpalme Elaeis guineensis. Ursprüng­lich kommt diese Pflanze aus Afrika, hat aber in der Vergan­gen­heit den Sprung über die Grenzen des Konti­nents hinaus geschafft. 1443 kam sie erst­mals nach Europa, 1848 nach Asien. Seit 1911 wird sie in Indo­ne­sien auf Groß­plan­tagen indus­triell ange­pflanzt. Die Ölpalme wächst durch­schnitt­lich einen halben Meter pro Jahr und kann eine Höhe von 30 Metern errei­chen. Ihre Frucht­stände können ganz­jährig geerntet werden und pro Stück bis zu 50 Kilo­gramm wiegen. Die einzelnen Früchte bestehen aus Frucht­fleisch, dem Meso­karp, und einem Kern, der von einer harten Schale umgeben ist. Das unbe­han­delte Öl, welches aus dem Frucht­fleisch gewonnen wird, nennt sich Crude Palm Oil (CPO) und wird haupt­säch­lich in der Lebens­mit­tel­in­dus­trie einge­setzt. Nach einer Umes­te­rung kann das CPO auch als Biodiesel einge­setzt werden. Das Öl aus den Kernen ist das Crude Palm Kernel Oil (CPKO), welches zu einem großen Teil in der Kosme­tik­in­dus­trie einge­setzt wird.

Indo­ne­sien, der Haupt­lie­fe­rant von Palmöl, produ­ziert durch­schnitt­lich 3,7 Tonnen CPO pro Hektar, pro Jahr. Dies ist jedoch ein Durschnitt­wert, der stark vari­iert. Während Groß­pro­du­zenten Geld in Forschung und gute Palm-Samen stecken können um die Produk­ti­vität auf sechs bis sieben Tonnen CPO pro Hektar zu stei­gern, müssen Klein­bauern, die 40% der bestehenden Plan­tagen in Indo­ne­sien bewirt­schaften, oft auf dies verzichten. Ohne das rich­tige Know How bringt die durch­schnitt­liche Produk­ti­vität der Klein­bauern es gerade mal auf zwei Tonnen CPO pro Hektar. Also nur ein Drittel von dem der Großproduzenten.

Die Produk­ti­vität einer Ölpalme nimmt mit den Jahren zu und ab einem Alter von ca. 25 Jahren wieder ab. Diese Jahres­marke stellt auch gleich­zeitig oft das maxi­male Alter einer Plan­tage dar. Es gilt als lohnens­werter, neue Palmen zu pflanzen, als die älteren weiterhin zu ernten. Zumin­dest für die Groß­pro­du­zenten, denn diese können mit ihren finan­zi­ellen Möglich­keiten auch schon ältere Keim­linge erwerben, die entspre­chend weniger Zeit brau­chen, um das erste Mal geerntet zu werden. Zudem wird es, ab einer Höhe von knapp 13 Metern, für die Ernte­mit­ar­beiter sehr schwer die Frucht­stände zu errei­chen. Die ersten Replan­ting-Plan­tagen, also Plan­tagen zweiter Gene­ra­tion, sind schon entstanden.

Es ist noch unge­wiss, wie lange der Boden, der die Plan­tage nährt, diese hohe Belas­tung tragen kann. Schon jetzt werden Unmengen an Dünge­mittel einge­setzt, um dem Nähr­stoff­be­darf der Palmen nach­zu­kommen. Groß­pro­du­zenten nutzen ca. sechs bis sieben Kilo­gramm pro Baum im Jahr und Klein­bauern rund die Hälfte. Bei land­wirt­schaft­li­cher Best Prac­tise könnte, so wird ange­nommen, der Boden aller­dings wenigs­tens 100 Jahre genutzt werden und somit insge­samt die Anbau­flä­chen entlasten. Best Prac­tise bedeutet insbe­son­dere scho­nende Boden­be­ar­bei­tung,  Erhalt der Boden­frucht­bar­keit durch den Anbau stick­stoff­bin­dender Pflanzen und sorg­fäl­tige Wieder­ein­ar­bei­tung der Ernte­rück­stände. Pesti­zide und Kunst­dünger kommen nur sehr gezielt oder gar nicht Einsatz.

Warum ist Palmöl ein Problem?

Die für unser welt­weites Klima und die biolo­gi­sche Viel­falt so unschätzbar wert­vollen Regen­wald­flä­chen werden massiv und ohne Rück­sicht auf die Umwelt in Plan­tagen umge­wan­delt, oft auch unter Miss­ach­tung geltenden Rechts. Seit Beginn ist die Palm­öl­pro­duk­tion zudem auch mit massiven Menschen­rechts­ver­let­zungen – ille­gale Enteig­nungen, gewalt­same Vertrei­bungen, mise­rable Arbeits­be­din­gungen etc. – belastet.

Das bei der Rodung anfal­lende Holz wird oft als Start­ka­pital für die Plan­tage genutzt. Zudem wächst die Ölpalme genau dort, wo auch Regen­wälder vorkommen – sie ist für die subtro­pi­sche Klima­zone also scheinbar hoch­ge­eignet, zumal sie von allen Ölpflanzen die höchste Produk­ti­vität aufweist.

Neben dem großen Regen­wald­schwund und seinem Verlust an biolo­gi­scher Viel­falt sowie der vorher ange­spro­chenen Boden­be­las­tung ergeben sich weitere Probleme. Für Plan­tagen wurden gerade auch Torf­moor­böden mittels Kanälen groß­flä­chig drai­niert, die global mit die wich­tigsten Kohlen­stoff-Spei­cher darstellen. Bei der Trocken­le­gung wird das vorher unter Luft­ab­schluss kaum zersetzte abge­stor­bene Pflan­zen­ma­te­rial durch Mikro­or­ga­nismen abge­baut, was zu gewal­tigen Emis­sionen des klima­re­le­vanten Gases Kohlen­stoff­di­oxid (CO2) führt.

Zudem entsteht bei der Palm­öl­pro­duk­tion in den Mühlen ein Abfall­pro­dukt (POME = Palm Oil Mill Effluent), bei dem noch­mals große Mengen Methan in die Atmo­sphäre entwei­chen. Methan bewirkt einen noch größeren Treib­haus­ef­fekt als die gleiche Menge CO2. So wurde bei einer CPO-Produk­tion von 31,5 Millionen Tonnen im Jahr 2016 die Menge von 161,6 x 106 Kubik­meter Methan produ­ziert. Hier gibt es aller­dings bereits viel­ver­spre­chende Ansätze, dieses Methan aufzu­fangen und als Ener­gie­lie­fe­rant in Form von Biogas wieder zu verwerten.

Durch die Entwal­dung, die Wald­brände und die Wald­de­gra­die­rung in der Vergan­gen­heit entwi­ckelte sich Indo­ne­sien zu einem der welt­weit größten Treib­haus­gas­pro­du­zenten. Nach China und den USA nimmt das Land den unrühm­li­chen Patz drei auf der Liste der Umwelt­sünder ein.

Auf dieser Liste könnten sich in naher Zukunft auch einige Länder aus Afrika und Süd-Amerika einreihen, denn auch dort befinden sich noch große Regen­wald­ge­biete, auf die  Groß­pro­du­zenten schon ein Auge geworfen haben. 

Gibt es bereits Ansätze zur Verbesserung?

Auch in Indo­ne­sien hat man mitt­ler­weile erkennen müssen, dass die unge­bremste Produk­tion von Palmöl nicht die Lösung aller wirt­schaft­li­chen Probleme ist. So unter­zeich­nete die indo­ne­si­sche Regie­rung 2011 ein Mora­to­rium, das unter anderem fest­legt, Primär­wälder und Torf­moor­böden bis auf weiteres nicht in Plan­tagen umzu­wan­deln. Dieses Mora­to­rium besteht, nach einigen Verlän­ge­rungen, noch bis heute. Jedoch sind auch hier deut­liche Verbes­se­rungen notwendig, da zum Beispiel wert­volle Sekun­där­wälder bisher nicht mit einbe­griffen sind.

Seit in der EU die Forde­rung nach Palmöl aus nach­hal­tiger Produk­tion immer lauter zu vernehmen war, wurde der Round Table for Sustainable Palm Oil (RSPO) gegründet. Er stellt Mindest­an­for­de­rungen auf, die bei der Herstel­lung von Palmöl eige­halten werden sollen, um es nach­hal­tiger zu gestalten. Im Gegenzug erhält das nach diesen Rege­lungen herge­stellte Palmöl ein Zerti­fikat, das anzeigt, dass das aus nach­hal­tiger Produk­tion stammt. Proble­ma­tisch dabei ist die Über­prü­fung und tatsäch­liche Durch­set­zung der defi­nierten Stan­dards, so dass der RSPO von vielen Seiten als Green­wa­shing der Palm­öl­in­dus­trie ange­sehen wird. Nicht zuletzt deshalb haben sich einige NGOs und Firmen zur Orga­ni­sa­tion Palm Oil Inno­va­tion Group – POIG zusam­men­ge­schlossen (poig.org).

Noch schwä­chere Anfor­de­rungen haben die jeweils inlän­di­schen Zerti­fi­kat­sys­teme (ISPO = Indo­ne­sian Sustainable Palm Oil, MSPO = Malay­sian Sustainable Palm Oil), deren Umset­zung mitt­ler­weile verpflich­tend für Groß­pro­du­zenten und noch frei­willig für Klein­bauern sind.

Was bringt uns die Zukunft?

Bis 2020 hat Indo­ne­sien sich das Ziel gesetzt, die 32 Millionen Tonnen Palmöl pro Jahr, die das Land zur Zeit produ­ziert, auf 40 Millionen Tonnen CPO jähr­lich zu stei­gern. Laut Regie­rung soll das nicht durch die Erwei­te­rung von Plan­tagen erreicht werden, sondern durch die Stei­ge­rung der Produk­ti­vität der Klein­bauern. Hier will die indo­ne­si­sche Regie­rung unter­stützen, indem sie beispiels­weise die Preise für gutes Saatgut für Klein­bauern herun­ter­setzt. Ein guter Samen kostet derzeit rund zwei Dollar pro Stück. Auf einen Hektar Land werden etwa 130 bis 150 Palmen gepflanzt. Für Klein­bauern also eine Menge Geld, wenn man einbe­zieht, dass die ersten Frucht­stände erst nach drei bis fünf Jahren wachsen.

Schnell wird klar, dass diese Debatte erstmal kein Ende findet. Dennoch wird auf Hoch­touren nach Alter­na­tiven geforscht, um der Nach­frage nach Palmöl ein wenig entgegen zu wirken.

Können andere Pflan­zenöle eine Alter­na­tive darstellen?

Beim Wort Pflan­zenöl kommen uns als Verbrau­cher mehrere Möglich­keiten in den Sinn. Manch einer denkt an Rapsöl, ein anderer an Sojaöl und wieder andere an Kokos- oder Sonnen­blu­menöl. Wären das keine Alter­na­tiven? Der große Vorteil von Palmöl gegen­über seinen „Konkur­renten“ ist die vergleichs­weise hohe Produk­ti­vität auf kleinem Raum. So können 3,7 Tonnen Öl aus einem Hektar Land pro Jahr entstehen. Im Vergleich dazu produ­ziert ein Hektar Raps nur 1,3 Tonnen Öl. Die Produk­ti­vität der Sonnen­blumen liegt bei 0,9 Tonnen Öl, die der Kokos­palme bei 0,8 und die Soja­bohne 0,5 Tonnen Öl pro Jahr und Hektar.

Solche Werte verdeut­li­chen, dass ein Umschwenken auf andere Pflan­zenöle keine auto­ma­ti­sche Besse­rung bringt. Zumal im Falle von Soja dieselben Anbau­ge­biete betroffen sind, wie die für die Ölpalme. Durch den enormen Produk­ti­vi­täts­vor­teil ist Palmöl im Handel auch unge­schla­gener Preis­sieger. Ein anderer Unter­schied zwischen den Pflan­zen­ölen ist die chemi­sche Zusam­men­set­zung. Während Kokosöl bei 20–23°C seinen Aggre­gat­zu­stand ändert, verliert das Palmöl erst bei 30–40°C seine Cremig­keit. Dieser Umstand macht, neben den Nied­rig­preisen, das Palmöl speziell für die Lebens­mit­tel­in­dus­trie beson­ders interessant.

Es bedarf also anderer Alternativen.

Alter­na­tiven zum Palmöl: die aktu­elle Forschung:

Seit Jahren suchen Wissen­schaftler nach einer Alter­na­tiv­lö­sung für das Palmöl. Die Anfor­de­rungen an das Alter­na­tivöl sind dabei sehr hoch. Es muss in großen Mengen produ­zierbar sein, dazu günstig in der Herstel­lung und damit auch preis­wert im Erwerb. Zusätz­lich sollte eine gewisse chemi­sche Zusam­men­set­zung vorhanden sein, um beispiels­weise mit der Visko­sität des Palmöls in Lebens­mit­teln konkur­rieren zu können. Weiterhin sollten durch die Produk­tion des neuen Öls keine nega­tiven Auswir­kungen auf die Umwelt entstehen. Es muss also nach­haltig produ­ziert werden können. Und, im Ideal­fall, könnte ein neues, alter­na­tives Öl auch als Ener­gie­lie­fe­rant genutzt werden. Keine leichte Aufgabe für die Wissenschaft.

Alter­na­tiv­mo­delle wurden in den letzten Jahren einige entwi­ckelt. Eine wich­tige Rolle nehmen dabei Algen ein. Einer der führenden Forscher auf diesem Gebiet ist der Geowis­sen­schaftler David Siegel von der Univer­sity of Cali­fornia. Im Rahmen des Forschungs­pro­gramms Macro­algae Rese­arch Inspi­ring Novel Energy Resources (MARINER) arbeitet er auf Hoch­touren an einer Alter­na­tive. Erst kürz­lich wurden dafür 2,1 Millionen Dollar vom ameri­ka­ni­schen Ener­gie­mi­nis­te­rium zur Förde­rung des Programms bereit­ge­stellt. Spezia­li­siert hat sich die Forschungs­gruppe auf den Riesen­tang Macro­cystis Pyrifera. Dieser wächst täglich knapp einen halben Meter und kann eine Gesamt­länge von 45 Metern errei­chen. Die Algen werden geerntet und dann getrocknet. Das Öl tritt beim Auspressen aus den getrock­neten Algen aus.

Der Einsatz dieses Öls soll laut Siegel viel­seitig sein. Als Nahrungs­mittel ist die Alge schon nutzbar, jetzt soll es auch in den Tank als Ersatz für Benzin und Diesel. Siegels Vision ist es, Aqua­farmen zu bauen, die durch Unter­was­ser­ro­boter über­prüft werden und durch opti­male Bedin­gungen ein Maximum an Produk­ti­vität vorweisen. Eine gute Grund­lage also für eine Massen­pro­duk­tion. Einen Haken gibt es aller­dings: Wachstum ist nur durch Photo­syn­these möglich, die wiederum Licht voraus­setzt. Ein dauer­haftes Wachstum erfor­dert also eine dauer­hafte Beleuch­tung, die außer in künst­li­chen Anlagen nicht gegeben ist und somit hohe Kosten verur­sacht. Es bleibt abzu­warten, inwie­weit sich dieser Ansatz als echte Alter­na­tive anbietet.

Ein anderes Modell stellen Pilze dar, einschließ­lich Einzeller wie die Back­hefe. Auch hier haben jüngst wieder Studien bewiesen, dass dieses Modell durchaus Poten­tial birgt. Das Startup Carbo­Cycle, ins Leben gerufen von Wissen­schaft­lern der Columbia Univer­sity in New York City, recy­celt Abfälle mit Hilfe von Pilzen. Ursprüng­lich entwi­ckelt, um die Methan- und Kohlen­stoff-Emis­sionen zu verrin­gern, wurde als Neben­ef­fekt entdeckt, dass von diesen Pilzen auch Fette extra­hiert werden können, die denen des Palmöls glei­chen. Je nachdem, welche Abfälle der Pilz verdaut, ändert sich die Zusam­men­set­zung des Öls. Der große Vorteil an dieser Art Produk­tion ist, dass er im Labor gezüchtet werden kann, demnach also kontrol­lierbar und vor allem nicht umwelt­be­las­tend ist. Eine Heraus­for­de­rung ist dennoch, eine Ähnliche Produk­ti­ons­margen wie die des Palmöls zu errei­chen, bleibt aller­dings bis auf weiteres eine Heraus­for­de­rung. Dazu kommt der bislang nicht zu unter­bie­tende Tief­preis des Palmöls.

Die Zukunft für Palmöl-Alter­na­tiven sieht somit viel­ver­spre­chend aus, da auch etliche Firmen, die Palmöl in ihren Produkten verwenden, dafür offen sind. Der schlechte Ruf des Öls, der sich über die vergan­genen Jahre entwi­ckelt hat, geht auch an den Firmen nicht spurlos vorbei. Es bleibt also span­nend, was die Wissen­schaft uns in der Zukunft präsentiert.

 

Auffors­tungs-Projekt gibt Orang-Utans reale Hoffnung

Auffors­tungs-Projekt gibt Orang-Utans reale Hoffnung

Jede Minute 50 Fußball­felder – das ist die Geschwin­dig­keit, in der welt­weit unsere Wälder abge­holzt werden. In einem unge­heuren Tempo verschwindet eines der wert­vollsten Ökosys­teme dieser Erde. Unzäh­lige Tier­arten verlieren ihren Lebens­raum, allen voran der Orang-Utan auf Borneo.

Laut einer kürz­lich veröf­fent­lichten Studie redu­zierte sich sein Bestand allein in den letzten 15 Jahren um 150.000 auf etwa 55.000! Haupt­ur­sache: die Abhol­zung von Regenwald.

Eine Initia­tive von Fair­ven­tures World­wide (FVW) aus Stutt­gart und Borneo Oran­gutan Survival (BOS) Deutsch­land e.V. verheißt jetzt jedoch neue Hoff­nung für die rothaa­rigen Menschen­affen. Ihr neues Auffors­tungs­pro­jekt auf der indo­ne­si­schen Insel Borneo trägt dazu bei, den Tieren nach­haltig Lebens­raum sichern. Die Koope­ra­tion zur Durch­füh­rung von ersten Test­pflan­zungen wurde kürz­lich zwischen beiden Part­nern vereinbart.

 

Menschen­affen und lokale Bauern profi­tieren gleichermaßen

Auf Test­fel­dern in eigens für Orang-Utans ausge­wie­senen Schutz­ge­bieten nahe Nyaru Menteng in Zentral­ka­li­mantan werden neben schnell­wach­senden Leicht­höl­zern Bäume gepflanzt, die speziell für die Menschen­affen gedacht sind. Diese dienen den Tieren sowohl als Nest- als auch Futter­bäume. Die schnell­wach­senden Hölzer hingegen können von der lokalen Bevöl­ke­rung nach einigen Jahren für die Holz­ver­ar­bei­tung und als Einkom­mens­er­werb genutzt werden. Parallel dazu ange­pflanzte Obst­sträu­cher bessern den Spei­se­plan der Fami­lien auf.

Im Pilot­pro­jekt des Auffors­tungs­pro­gramms wird zunächst eine durch Rodungen oder Brände degra­dierte, brach­lie­gende Fläche von 1,6 Hektar Größe bewirt­schaftet. In der Test­phase geht es darum, den Nutzen verschie­dener Pflanz­formen für die Tiere zu erproben und Akzep­tanz bei der Bevöl­ke­rung für die Maßnahmen zu schaffen. Geleitet wird das Projekt vor Ort durch Mitar­beiter von Fair­ven­tures. Die Experten von BOS beraten hinsicht­lich der Bedürf­nisse für die Orang-Utans.

 

Große Chance für Schutz des Regenwaldes

Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land e.V.: „Das Projekt bietet die Chance, Druck von intaktem, noch exis­tie­rendem Regen­wald und damit dem Lebens­raum der Menschen­affen zu nehmen. Eine unab­ding­bare Voraus­set­zung für ihr Über­leben und damit auch das unsere. Gleich­zeitig schaffen wir der Lokal­be­völ­ke­rung eine sichere Einkom­mens­quelle und Alter­na­tive zu bereits bestehenden, nicht nach­hal­tigen Landnutzungsformen.“

„Für uns ist dies ein großer Schritt, um der weiteren Zerstö­rung der Lebens­grund­lagen für Menschen und Tiere auf Borneo Einhalt zu gebieten“, betont Johannes Schwegler. „Dies ist ein wich­tiger Beitrag zum Schutz der Arten und auch des Klimas welt­weit“, fügt der Geschäfts­führer von Fair­ven­tures hinzu.

Stirbt der Borneo-Orang-Utan aus?

Stirbt der Borneo-Orang-Utan aus?

Die welt­weite Nach­frage nach natür­li­chen Ressourcen hat die Zahl der Orang-Utans zwischen 1999 und 2015 um mehr als 100.000 Tiere redu­ziert. Dies belegt die jetzt veröf­fent­lichte Lang­zeit­studie eines Teams aus 38 inter­na­tio­nalen Insti­tu­tionen unter Führung von Forschern des Max-Planck-Insti­tuts für evolu­tio­näre Anthro­po­logie in Leipzig, dem Deut­schen Zentrum für Inte­gra­tive Biodi­ver­si­täts­for­schung (iDiv) und der Liver­pooler John Moores Univer­sity in Großbritannien.

Demnach verrin­gerte sich der Orang-Utan-Bestand auf Borneo inner­halb von 16 Jahren um insge­samt 148.500 Tiere. Die Forscher befürchten, dass bis zum Jahr 2050 noch­mals 50.000 der Menschen­affen verschwinden.

„Diese Studie scho­ckiert uns zutiefst und bestä­tigt unsere schlimmsten Befürch­tungen. Dezi­miert sich der Bestand an Orang-Utans in den nächsten 30 Jahren tatsäch­lich noch­mals um 50.000 Tiere, bedeutet dies aller Wahr­schein­lich­keit nach das Ende dieser Art“, warnt Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutschland.

Damit nicht genug: Das Aussterben der rothaa­rigen Menschen­affen wäre die Ankün­di­gung weiterer, immer größerer Kata­stro­phen. Der Fort­be­stand dieser Primaten und der Erde, so wie wir sie kennen, hängt ganz exis­ten­tiell mit ihrem Lebens­raum, dem Regen­wald, und dessen Auswir­kungen auf unser Klima zusammen. „Darum ist die Politik welt­weit, insbe­son­dere aber auch unsere künf­tige Bundes­re­gie­rung gefor­dert, endlich etwas zu unter­nehmen“, appel­liert Merdes weiter. „Klima­ziele dürfen nicht aufge­schoben oder gar aufge­hoben werden, sondern müssen von den poli­tisch Verant­wort­li­chen, insbe­son­dere in Bezug auf die inter­na­tio­nale Palm­öl­po­litik, mit allen Anstren­gungen zum Wohle der Tiere und des Klimas verbind­lich beschlossen und vor allem auch umge­setzt werden!“

 

Wilderei und Palmöl Hauptverursacher

„Der Rück­gang der Orang-Utan-Popu­la­tion hat vor allem nicht natür­liche Ursa­chen“, sagt Maria Voigt vom Deut­schen Zentrum für inte­gra­tive Biodi­ver­si­täts­for­schung in Leipzig. „Das sind beispiels­weise Wilderei oder Regenwaldrodung.“

Ein Hoff­nungs­schimmer: Orang-Utans sind anpas­sungs­fä­higer als gedacht. So bewegen sie sich beispiels­weise öfter auf dem Boden fort. Außerdem können sie sich von Pflanzen ernähren, die ursprüng­lich nicht zu ihren natür­li­chen Nahrungs­quellen gehörten, wie etwa Akazie oder Ölpalme. Das ermög­licht ihnen ein Über­leben in zerklüf­teten Land­schaften und viel klei­neren Wald­ge­bieten als bislang von Wissen­schaft­lern vermutet.

Die ganze Studie lesen Sie hier.

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Bauern­opfer für den Regenwald?

Bauern­opfer für den Regenwald?

Am 17. Januar dieses Jahres empfahl das Euro­päi­sche Parla­ment dem Rat und der Euro­päi­schen Kommis­sion, ab 2021 keine Entwal­dung verur­sa­chenden Rohstoffe im Agro-Sprit zuzu­lassen, was beson­ders Palmöl betrifft. Schon lange im Vorfeld dieser Empfeh­lung trieb das beson­ders die Regie­rungen Malay­sias und Indo­ne­siens mit Palmöl-Werbe­ver­an­stal­tungen und voll­mun­digen Verlaut­ba­rungen auf die Barrikaden.

Vom Boykott deut­scher Autos, von Handels­krieg, Verschwö­rung und „Ernte-Apart­heid“ war die Rede. Sind beide Länder mit zusammen ca. 85 Prozent der Welt­pro­duk­tion doch die beiden größten Palmölexporteure.

 

Ein Minister meldet sich zu Wort

 

Im deut­schen Handels­blatt kam am 17. Dezember 2017 der malay­si­sche Minister für Handel und Plan­tagen, Datuk Seri Mah Siew Keong, mit einem Artikel zu Wort, in dem er den aus seiner Sicht zutiefst unge­rechten Bann von Palmöl im Sprit geißelte. Er stellte vor allem darauf ab, dass immerhin 39 Prozent der malay­si­schen Anbau­fläche für Palmöl im Besitz von Klein­bauern seien (in Indo­ne­sien sind die Verhält­nisse ähnlich).

Es sei völlig inak­zep­tabel, diesen Klein­bauern den Weg zu Wohl­stand zu verbauen, indem man ihnen uner­füll­bare Zerti­fi­zie­rungs­pflichten aufer­lege. Der Minister beklagt, dass die Stan­dards inter­na­tio­naler Siegel wie die des RSPO (Round Table of Sustainable Palmoil) von Klein­bauern prak­tisch nicht einzu­halten seien, ihr Bildungs­stand und ihre Möglich­keiten seien dafür einfach zu gering. Dagegen sei für sie einzig das malay­si­sche Zerti­fi­zie­rungs­system MSPO (Malay­sian Sustainable Palm Oil) praktikabel.

Unbe­stritten haben Malaysia und Indo­ne­sien – aus dem ähnliche Töne zu hören sind — ein Recht auf wirt­schaft­liche Entwick­lung. Dass Palmöl auch in Zukunft Bestand­teil und Motor dieser Entwick­lung sein wird, kann man ohne prophe­ti­sche Gabe voraus­sehen. Umso besser, wenn dann auch Klein­bauern davon profi­tieren. Aller­dings ist auch der rela­tive Wohl­stand der Palmöl-Klein­bauern oft genug mit der gewalt­samen und rechts­wid­rigen Enteig­nung und Vertrei­bung anderer Armer sowie der rück­sichts­losen Vernich­tung riesiger Wald­ge­biete erkauft.

Durch das malay­si­sche MSPO-Label soll das alles anders und besser werden, ähnlich wie durch das in Indo­ne­sien regie­rungs­amt­lich propa­gierte ISPO-Zerti­fikat (Indo­ne­sian Sustainable Palm Oil), das noch schwä­cher ist als das unter Natur­schüt­zern ohnehin schon hoch strit­tige Siegel des RSPO. Inter­na­tio­nale Experten verweisen auf die mangelnde Trans­pa­renz des MSPO. Ob über­haupt und wenn ja, in welchem Ausmaß das MSPO Entwal­dung verhin­dern kann, ist reine Speku­la­tion. Die Regie­rung hat bisher keine aussa­ge­kräf­tigen Daten veröf­fent­licht oder viel­leicht auch noch gar keine erhoben. Im Prinzip das Gleiche gilt für die behaup­teten posi­tiven sozialen Auswir­kungen des MSPO. Auch dafür gibt es bis auf Weiteres keine nach­prüf­baren Belege.

 

Darf Europa Länder wie Malaysia und Indo­ne­sien so scharf kritisieren?

Schließ­lich haben wir unsere Urwälder schon vor Jahr­hun­derten verbaut und verfeuert. Dass wir heute immerhin so etwas wie eine gere­gelte Wald­wirt­schaft haben, verdanken wir unter anderem unserem gemä­ßigten Klima, das – anders als in den Tropen – eine stabile Humus­schicht der Wälder ermög­licht. Und was Lobby­ismus angeht, kann das der deut­sche Außen­mi­nister im Notfall genau so gut wie seine Kollegen aus anderen Ländern. Als beispiels­weise China letztes Jahr ankün­digte, in Zukunft stärker auf Elektro-Autos zu setzen, war Sigmar Gabriel sogleich zur Stelle, um Schlim­meres für die deut­sche Auto­in­dus­trie zu verhüten.

Da wir alle uns aber nur einen einzigen Planeten teilen, ist es nicht die allei­nige Sache einiger Staaten, was sie mit „ihren“ Regen­wäl­dern machen – es betrifft das Welt­klima und das Leben der ganzen Erde. Zudem stehen die Abneh­mer­länder des Palmöls in der Mitver­ant­wor­tung, da sie ja erst die Nach­frage erzeugen. So gesehen ist der Beschluss des Euro­päi­schen Parla­ments zur Palm­öl­pro­ble­matik kein Ergebnis „poli­ti­scher Machen­schaften“, wie es der malay­si­sche Minister glaubte nennen zu müssen, sondern verant­wort­li­ches und in der Sache rich­tiges Handeln.

 

Die Produ­zen­ten­länder haben es auch in den eigenen Händen

Es liegt an den Produ­zen­ten­län­dern selbst, eine Regie­rungs­praxis zu verwirk­li­chen, in der die Worte wirk­lich von Taten und nach­prüf­baren Ergeb­nissen gedeckt sind und es weder zu weiteren Entwal­dungen noch zu Menschen­rechts­ver­let­zungen kommt. Den Palmöl-Klein­bauern vorzu­schieben, ist dagegen wenig hilf­reich, zumal der Löwen­an­teil am Palm­öl­profit durchaus eher großen Global Players als kleinen Bauern zukommt.

Malaysia und Indo­ne­sien sind keine armen Länder. Ginge es ihren Regie­rungen wirk­lich in erster Linie um Armuts­be­kämp­fung, hätten sie viele Möglich­keiten, auch und gerade außer­halb von Palmöl. Aber selbst die Palmöl-Klein­bauern bräuchten bessere Unter­stüt­zung. Wenn der malay­si­sche Handels­mi­nister selbst auf den Mangel an Fertig­keiten bei den Klein­bauern in seinem Land hinweist, zeigt das die Notwen­dig­keit entspre­chender Bildungs­po­litik. Und zumin­dest in Indo­ne­sien liegen die Erträge der Small­holder um bis zu zwei Drit­teln unter denen der Groß­pro­du­zenten. Der Grund dafür ist vor allem Unkenntnis der ertrag­reichsten Sorten und der besten Anbau­me­thoden. Könnten die Klein­pro­du­zenten durch eine entspre­chende Ausbil­dung ihre Möglich­keiten voll ausschöpfen, bedeu­tete dies eine wesent­liche Ertrags­stei­ge­rung auf bestehenden Anbau­flä­chen, das heißt, ohne weitere Wald­ge­biete in Mono­kul­turen verwan­deln zu müssen.

Malaysia und Indo­ne­sien können selbst dafür sorgen, dass auch ihre Palmöl-Klein­bauern eine globale Nach­hal­tig­keits­po­litik, wie sie im Beschluss des EU-Parla­ments zum Ausdruck kommt, nicht als Opfer erfahren.