Die Brandsaison war heftig in diesem Jahr. Doch nun konnte BOS indirekt von den extremen Feuern profitieren. Denn ein Hubschrauber der Nationalen Katastrophenschutzagentur Indonesiens (BNPB) – eigentlich im Einsatz um Brände schnell zu entdecken – transportierte für BOS acht Orang-Utans direkt und auf schnellstem Weg ins Auswilderungsgebiet. Eine logistische Meisterleistung.
Orang-Utans erfolgreich im Regenwald auszuwildern, ist kein einfacher Job. Das können wir mit all unserer Erfahrung, die wir bei über 50 Auswilderungen seit 2012 gesammelt haben ohne Wenn und Aber feststellen. Ohne die Unterstützung von starken und verlässlichen Partnern wie der Naturschutzbehörde BKSDA, wäre der Job überhaupt nicht zu bewerkstelligen. Bei unserer jüngsten Auswilderung, der 31sten aus unserem Rehabilitationszentrum Nyaru Menteng, bekamen wir ganz besonders großzügige Hilfe von der Nationalen Katastrophenschutzagentur Indonesiens (BNPB). Sie stellte uns einen ihrer Helikopter zur Verfügung, der gerade auf Borneo eingesetzt wurde, um aufkommende Brände frühzeitig zu lokalisieren. So konnten wir acht rehabilitierte Orang-Utans aus dem nach wie vor von Smog belasteten Nyaru Menteng auf dem schnellen Luftweg in den Auswilderungswald von Bukit Batikap bringen.
Nur zum Vergleich: Der Transport der Orang-Utans auf dem Landweg und über Flüsse dauert normalerweise rund 48 Stunden. Mit dem Helikopter konnten die 133 Kilometer ins Totat Jalu Camp im Wald von Bukit Batikap in gerade mal 48 Minuten zurückgelegt werden!
Wie immer begann in Nyaru Menteng auch diese Auswilderung am frühen Morgen noch vor Sonnenaufgang. Für acht Auswilderungskandidaten sollte noch an diesem Tag das neue Leben in Freiheit beginnen: für die drei Männchen Kisar (19), Martisen (18) und Sampurna (17) und die fünf Weibchen Holly (18), Moccacino (19), Siti (17), Sisi (19) und Rawang (12). Wie immer bekamen die Orang-Utans zunächst ein Beruhigungsmittel verabreicht, um ihnen den Stress der letzten Check-ups zu erleichtern. Mit Tagesanbruch konnten die rothaarigen „Waldmenschen“ in die Transportkäfige gesetzt werden.
Mit drei Pickup-Trucks gelangten die acht Primaten nach fünfstündiger Reise zum 180 Kilometer entfernten Flughafen Sangkalemu in Zentral-Kalimantan. Alle zwei Stunden wurde dabei eine Pause eingelegt, um sich des Wohlergehens der Auswilderungskandidaten zu vergewissern.
Am nächsten Morgen war es dann soweit: Die Orang-Utans sollten mit einem großen Transporthelikopter direkt in den Schutzwald geflogen werden. Alle acht Transportboxen fanden im Hubschrauber Platz, sodass alle Tiere mit dem selben Flug schnell ans 133 Kilometer entfernte Ziel gebracht werden konnten.
Kurz nach Mittag gingen die Käfige der acht Orang-Utans im Wald von Bukit Batikap auf. Ihr neues Leben in der Wildnis konnte beginnen.
Die BOS Foundation dankt allen nationalen und internationalen Partnern für ihre Unterstützung! Denn ohne diese Unterstützung wäre auch diese Auswilderung nicht möglich gewesen.
Durch Sabah im Norden Borneos fließt der 560 Kilometer lange Kinabatangan. Dort lassen sich zahlreiche wilde Tiere entdecken: Orang-Utans, Elefanten, Krokodile und Nasenaffen.
Aber die Artenvielfalt ist bedroht: Immer mehr Regenwald muss Palmöl-Plantagen weichen. Die Einheimischen kämpfen für den Erhalt des Regenwaldes und der einzigartigen Tierwelt. Sie zeigen, dass sich auch in einem modernen Land Naturschutz und Wohlstand vereinbaren lassen.
Anders als in Nordamerika oder Europa teilen sich in Asiens Nationalparks oft Menschen und Tiere denselben Lebensraum. Die fünfteilige Reihe zeigt das gemeinsame Überleben und nimmt den Zuschauer vor dem Hintergrund spektakulärer Naturaufnahmen mit auf eine exotische Reise.
Kinder, wie die Zeit vergeht! Es sind bereits vier Jahre vergangen, seitdem die Orang-Utan-Dame Manisha in den Schutzwald von Bukit Batikap umgesiedelt wurde. Im August letzten Jahres gebar sie ihr erstes Kind, einen Sohn, welchen wir Meteor tauften. Als wir Meteor das letzte Mal sahen, war er noch sehr klein und zierlich. Knapp ein Jahr später scheint er bereits einige Entwicklungsschübe, viele Lektionen und noch mehr Kuscheleinheiten hinter sich zu haben und turnt unermüdlich in den Bäumen umher. Natürlich unter der sorgsamen Aufsicht seiner Mutter, die ihm tatkräftig und fürsorglich zur Seite steht.
Wir sind sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit haben, auch noch nach so vielen Jahren nach der Freilassung das Wohlergehen unserer ehemaligen Schützlinge bestätigen zu können. Denn während die frisch ausgewilderten Orang-Utans noch über implantierte Minisender aufgespürt werden können, muss sich unser Team später allein auf seine manuellen Tracking-Skills verlassen. Die Batterien der Minisender geben nämlich nach ein bis zwei Jahren den Geist auf. Ein Glück, dass unsere Kollegen dennoch so fachkundig und geschickt unterwegs sind, um uns mit den heißersehnten Informationen versorgen zu können.
Noch mehr freuen wir uns darüber, dass die Nachrichten im Fall Manisha und Kind durchweg positiv ausfallen. Unser Beobachtungsteam konnte miterleben, wie die Orang-Utan-Dame den kleinen Meteor an sich geschmiegt säugte und auch, wie sie ihrem Nachwuchs demonstrierte, wie man leckere Nahrung im Wald findet. Sie bot ihm auch Früchte zum Probieren an. Der Kleine scheint das Essen zwar noch nicht richtig kauen zu können, jedoch bereitete es ihm sichtlich Genuss, die von seiner Mutter ausgewählten Leckereien zu kosten. Das Essen betreffend scheinen die beiden bestens versorgt zu sein.
Vertrauen macht mutig
Unter ihrer Aufsicht durfte er Klettern üben, wobei sie ihn hier und da mit einem ausgestreckten Arm oder Bein unterstützte. Einmal war Manishas kleiner Junge gerade dabei, seine Kletterfähigkeiten zu testen, als plötzlich der Ast brach, an den er sich gerade klammerte! Doch zum Glück war die Mutter schnell zur Stelle und rettete den Kleinen aus seiner misslichen Lage, indem sie den Ast, an dem er hing, festhielt. Sichtlich noch von der soeben erlebten Notlage geängstigt, schrie Meteor, worauf ihn Manisha eng an sich drückte und sich so seine Furcht schnell in Wohlgefallen auflöste.
Doch nach kurzer Zeit fühlte sich Meteor wieder mutig genug, den sicheren mütterlichen Hafen zu verlassen, um erneut auf Klettertour zu gehen. Obwohl von Natur aus Baumbewohner müssen Orang-Utans das sichere und effiziente Klettern erst erlernen. Schließlich sind sie die schwersten baumbewohnenden Lebewesen und können sich nicht so selbstverständlich von Ast zu schwingen wie beispielsweise die viel leichteren Gibbons.
Manisha erfüllt ihre neue Rolle mit Bravour
Manisha erfüllt ihre neue Rolle als Orang-Utan-Mutter fantastisch. Dies behaupten wir mit Stolz und Freude, denn sie selbst wurde als kleines Kind traumatisch von ihrer Mutter getrennt und in einem Privathaushalt gefangen gehalten. Trotz dieser üblen Erfahrungen hat sie überraschend starke Mutterinstinkte und wusste seit Geburt des Babys, was sie zu tun hatte, um alle Bedürfnisse des Nachwuchses zu stillen. So gab sie dem Kleinen unermüdliche Umarmungen und vergewisserte sich, dass er fest an ihr hing, bevor sie sich durch die Bäume bewegte.
Ein Waldunterricht
Jetzt, da der Kleine schon größer ist, wird es Zeit, dass Manisha ihm alle notwendigen Überlebenskünste für die Wildnis beibringt. Wir sind fest davon überzeugt, dass die beiden sich weiterhin bestens zurechtfinden und erwarten gespannt und frohen Herzens weitere Berichte über die kleine Familie.
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Ende September erhielt die BKSDA Naturschutzbehörde von Zentralkalimantan die Information über einen schwer verletzten männlichen Orang-Utan auf einer Palmölplantage. Sofort bat die BKSDA unsere BOS-Rettungsstation Nyaru Menteng um Unterstützung und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zur Rettung des Tieres.
Der Orang-Utan befand sich in einem so schlechten Zustand, dass er nicht einmal reagierte, geschweige denn sich von der Stelle bewegen konnte.
Sapat konnte sich nicht von der Stelle bewegen
Bei der dringend notwendigen Erstversorgung erwies er sich als derart unterernährt, dass er weniger als die Hälfte dessen wog, was für sein Alter normal gewesen wäre.
Sapat bei der Rettung
Außerdem war er durch mehrere Schusswunden schwer verletzt. Nach der Notversorgung vor Ort brachte man Sapat, wie er später genannt wurde, nach Nyaru Menteng zur Intensivbehandlung.
In der ersten Nacht verweigerte Sapat jegliche Nahrung, aber nach einiger Zeit akzeptierte er zur Erleichterung der Pfleger und Veterinäre dann doch die dargebotenen Bananen und Mangos. Nach etwa zehn Tagen legte er immerhin schon fünf Kilo zu.
Sapat im Quarantäne-Käfig
Unser Team war regelrecht schockiert, als die Röntgenuntersuchungen das ganze Ausmaß von Sapats Verletzungen ans Licht brachten: Er hatte mindestens 67 Metallsplitter im Körper!
Röntgenaufnahmen von Sapats Wunden
Angesichts dieser Diagnose entschied das Veterinärteam, mit den notwendigen, aber komplizierten chirurgischen Eingriffen so lange zu warten, bis der Gesamtzustand des Orang-Utans etwas stabiler geworden war.
67 Geschosse im Körper
Röntgenaufnahmen von Sapats Unterarm
Brände verschärfen Mensch-Tier-Konflikte
Ein mit 67 Schusswunden malträtierter Orang-Utan ist ein dramatischer Fall – aber kein Einzelfall. Der zunehmende Lebensraumverlust, noch verschärft durch regelmäßige Waldbrände, führt immer wieder zu „Mensch-Tier-Konflikten“. Die Orang-Utans treibt der Hunger auf kleine und große Plantagen. Die Bauern fürchten um ihre Ernte. In beiden Fällen kann es um die Existenz gehen.
Im besten Fall informieren betroffene Landwirte sofort die zuständigen Behörden oder die BOS Foundation über einen drohenden Konflikt. Doch wir sind natürlich auch dankbar, dass Sapat den Behörden gemeldet wurde und wir ihn immerhin gerade noch rechtzeitig retten konnten.
Wir können uns nur wünschen, dass die Bevölkerung sich an uns oder die Behörden wendet, wenn es zu Begegnungen mit Orang-Utans kommt – natürlich bevor sie zur Waffe greifen. Und bei der Strafverfolgung setzen wir ganz auf die Naturschutzbehörde BKSDA, die bereits mit intensiven Untersuchungen begonnen hat.
Aber vor allem: Werde gesund, Sapat!
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Eines Samstagsmorgens nahm eines unserer Post-Release-Monitoring-Teams (kurz: PRM) seine gewohnte Routine auf und begann, die Wege der Orang-Utans abzugehen. Bei der Auswilderung wird jeder Orang-Utan mit einem Chip versehen, der ein Radiosignal aussendet und dem PRM-Team dabei hilft, die Tiere wiederzufinden und zu erkennen, ob sie mit ihrer Situation zurechtkommen oder nicht. Frisch aufgefundenen Spuren folgend, konnte das Team schließlich die Orang-Utan Dame Teresa und ihr Kind Berani auffinden und ihr Verhalten beobachten.
Als Teresa unser Team bemerkte, reagierte sie rasch sehr abweisend. Sie bewahrte aktiv Distanz zu den Menschen unter ihr und brach Äste ab, um ihren Unmut mitzuteilen.
Viele Monitoring-Berichte aus den letzten Jahren ergaben, dass ein solch beschützendes Verhalten bei Orang-Utan Müttern mit kleinen Babys völlig normal ist. Daher lag es am PRM-Team, von sich aus einen ausreichenden Abstand zu halten, um das Duo weiterhin gut observieren zu können. Schon kurz danach sollte sich zeigen, dass sich der Aufwand gelohnt hatte.
Berani wird seinem Namen gerecht
Denn zu beobachten war Berani, der völlig unabhängig von seiner Mutter die nähere Umgebung erforschte. Er fand essbare Blätter und Früchte, turnte in den Bäumen herum und nutzte kurze Lianen zur Fortbewegung, während seine Mutter ihn aufmerksam im Auge behielt. Im Gegensatz zu seiner Mutter wirkte Berani über die anwesenden Menschen eher unbekümmert. Unser Team berichtete später, wie überrascht es war, dass sich das Orang-Utan-Junge so schnell entwickelt hatte. Dies ist ein gutes Zeichen. Denn so steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich in den nächsten Jahrzehnten eine große, selbstständige Population in den Regenwäldern Borneos ausbreiten und neuen Generationen der rothaarigen Menschenaffen den Weg bereiten wird.
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