Der Beginn eines neuen Jahres ist der perfekte Zeitpunkt, um etwas Neues zu beginnen. Das gilt auch für Uru und Rachel. 2020 startete für die zwei ganz besonders aufregend: mit ihrem Eintritt in die 4. Klasse der Waldschule!
Wie menschliche Schüler jedes Jahr in eine höhere Klasse versetzt werden, müssen sich auch unsere Orang-Utans immer wieder auf´s neue beweisen, um in ihrem jungen Leben voranzukommen. Allem voran steht dabei ein vollständiger, erfolgreicher Gesundheitscheck. Erst danach geht es in den Waldkindergarten, gefolgt von Waldschule und den Vorauswilderungsinseln, sozusagen der Universität.
Als Neulinge in Gruppe 4 haben sich Uru und Rachel in der Vergangenheit überraschend gut auf ihr neues Umfeld eingestellt. Ihre Gruppe besteht aus mehreren Orang-Utans gleichen Alters wie beispielsweise Malika, Napri oder Otong. In Gruppe 3 war Uru sehr gesellig. Jetzt aber verbringt er eher Zeit allein in den Bäumen. 2017 wurde der Kleine aus dem Dorf Lawang Uru in Zentral-Kalimantan gerettet. Zum diesem Zeitpunkt war Uru ganz offensichtlich unterernährt und traumatisiert, da er fast zwei Jahre lang als Haustier gehalten wurde.
Rachel ist mittlerweile eine begeisterte Entdeckerin. Sie erforscht und untersucht ihre Umgebung so eindringlich, dass unsere Babysitterinnen die Kleine regelrecht antreiben müssen, damit sie rechtzeitig die Waldschule erreicht. Im Gegensatz zu Uru war Rachel immer eine Einzelgängerin, die mehr Zeit alleine im Blätterwald verbringt als mit Gleichaltrigen. Das Orang-Utan-Mädchen wurde BOS von einer Dorfbewohnerin aus Bajuh, Zentral-Kalimantan, übergeben, als sie erst 18 Monate alt war. Jetzt ist sie vier Jahre alt und kann bemerkenswerte Fortschritte in der Schule aufweisen.
Dass Uru und Rachel jetzt nicht mehr zu den ganz Kleinen gehören, zeigt sich auch an folgendem Beispiel: Seit Beginn der Regenzeit Mitte Dezember ist ein Großteil des „Klassenzimmers“ der Waldschule mit Pfützen übersät. Im Gegensatz zu den jüngeren Klassenkameraden, die ausgiebig in dem kühlen Nass planschen, bleiben die älteren aus Gruppe 4 lieber im Baldachin, wo sie Nester bauen, Futter suchen und tiefer in den Wald vordringen.
Wir sind sehr zuversichtlich, dass diese klugen Schüler alles lernen werden, was sie für eine freie Zukunft in wilden Wäldern benötigen.
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Bei der Durianfrucht scheiden sich die Geister — oder auch die Geschmäcker. Von den einen als „Königin aller Früchte“ geehrt, wird sie von anderen geradezu verteufelt. Der Grund dafür ist neben dem Geschmack auch ihr intensiver Geruch.
Die Frucht, welche in der Vergangenheit bereits für den verspäteten Abflug einer indonesischen Fluggesellschaft verantwortlich war und deren Verzehr an einigen Orten sogar verboten und mit Bußgeldern belegt ist, wird selbst von einigen ihrer Liebhaber „Stinkefrucht“ genannt.
Unserem Monitoring Team jedenfalls kam sie bei einem seiner Streifzüge sehr zu Gute.
Die starke Anziehungskraft der Durian gab unseren indonesischen Kollegen nämlich die Möglichkeit, die schon lange nicht mehr gesichtete Orang-Utan Dame Elder wieder einmal ausführlich zu beobachten.
Das im September 2011 in unserem Schutzzentrum Samboja Lestari geborene Orang-Utan-Baby wurde nur wenige Wochen nach seiner Geburt zur Waise. In Obhut unserer Babysitter entwickelte sie sich in kurzer Zeit prächtig und konnte mit nur sieben Jahren ausgewildert werden.
Nach ihrer Auswilderung Ende Juli 2019 blieb Elder in der Nähe ihres Freilassungsortes. Aber nach einiger Zeit verschwand sie in den Tiefen des Waldes und konnte nicht mehr aufgespürt werden.
Unser Monitoring Team versucht bei seinen regelmäßigen Streifzügen stets, möglichst viele unterschiedliche Orang-Utans zu beobachten. Weil jeder Menschenaffe seinen individuellen Bewegungsradius und eigene Fortbewegungsgewohnheiten hat, werden einige öfter als andere angetroffen. Aus diesem Grund war unser Team sehr erfreut, nach längerer Zeit wieder auf Elder zu stoßen.
Sie saß gerade auf einem Ast und beobachtete ihre Umgebung, bevor sie auf den Boden hinab kletterte und Termiten aus einem morschen Stamm vernaschte.
Zufrieden mit ihrem proteinreichen Appetizer kletterte sie zurück in die Baumkronen und schwinghangelte sich durch den Wald. Erst ein Durianbaum motivierte Elder zum abrupten Anhalten. Allem Anschein nach pflegte sie ein inniges Verhältnis zu den Früchten des Baumes.
Zu ihrem Glück war das Obst zu dieser Zeit erntereif und dadurch zahlreich vorhanden. Während das Öffnen der Frucht sehr mühsam und kompliziert ist, scheint die Orang-Utan-Dame mit ihren starken Händen das stachelige Äußere mit einer bemerkenswerten eingeübten Leichtigkeit zu entfernen.
Elder zelebrierte die Verkostung der Frucht so, wie einige hierzulande Weinproben lobpreisen und dehnte den Verzehr der Durian genüsslich über eine ganze Stunde in die Länge.
Mit vollem Bauch kletterte sie auf den Boden, legte ihn mit Zweigen und Blättern aus und machte darauf ein halbstündiges Verdauungschläfchen, bevor sie den Wald weiter erkundete. Mit ihrem großen Verbrauch wird Elder sicherlich dafür sorgen, dass die Samen der Frucht gut verbreitet werden, sodass hoffentlich auch ihre Nachkommen noch ihre Vorliebe dafür teilen können.
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Diese guten Nachrichten sind was fürs Auge und fürs Herz: Aiman Abdallah präsentiert bei “Galileo Big Pictures” 30 unglaubliche Geschichten, die gefeiert werden dürfen. In einer der Stories wird es auch um Orang-Utans und BOS gehen. Einschalten lohnt sich also.
Ein größeres Weihnachtsgeschenk kann es wohl kaum geben. Pünktlich zum Jahresende konnte die BOS Foundation elf Orang-Utans in den Regenwald Borneos entlassen. Unter den Glücklichen: die aus Thailand geretteten Orang-Utan-Damen Suja und Warna mit ihren Töchtern sowie der im September 2019 schwer verletzt aufgefundene Sapat.
Die elf teils rehabilitierten und teils wilden Menschenaffen bezogen nach einer langen Reise ihr neues Domizil: das Schutzgebiet des Bukit Baka Bukit Raya Nationalparks (TNBBBR) im Bezirk Katingan im Zentrum von Kalimantan. Ihre Überführung aus dem Rettungszentrum in Nyaru Menteng erfolgte in zwei Gruppen am 13. Und 15. Dezember.
Der erste Tag
Vor der Abfahrt wurden alle Kandidaten einem obligatorischen Gesundheitscheck unterzogen, bevor es in auf Autos geladene Transportkäfige auf die Reise ging. Alle zwei Stunden wurde der körperliche Zustand der Tiere überprüft, Nahrung und Wasser gereicht. Die erste Etappe der Überführung endete gegen Mitternacht im Dorf Tumbang Melawan.
Hier erfolgte der Umstieg aufs Boot. Dank der jüngsten Regenfälle, die den Wasserpegel steigen ließen, war die Fahrt stromaufwärts zwar reibungslos, aber dennoch nicht ungefährlich: Die sichersten Waldgebiete für Freisetzungen befinden sich fast immer flussaufwärts, daher standen unsere Mitarbeiter mit der Navigation durch die diesmal ungewöhnlich starken Flussströmungen des Hiran-Flusses vor einer besonders großen Herausforderung. Schon kleinere Strudel konnten hier die Boote leicht kentern lassen.
Elf Orang-Utans erobern den Nationalpark!
Sechs Stunden Bootsfahrt später war das Ziel der Reise erreicht. Und elf Orang-Utans standen kurz vor dem Schritt in die Freiheit. Der erste Konvoi hatte die Männchen Fungky und Baim, das Mutter-Kind-Duo Suja und Bella sowie den erst im November 2019 geretteten, wilden Sidomulyo an Bord. Konvoi zwei kam kurze Zeit später mit den Weibchen Malee, Warna, Hilda und ihrer Tochter Hadijah sowie den Männchen Franky und Sapat an.
Für einige unserer Auswilderungskandidaten endete mit der nun folgenden Öffnung der Käfigtüren eine besonders dramatische Geschichte. So zählen Suja und Warna zu den von BOS in der Vergangenheit aus Thailand geretteten Orang-Utans. Beide Mütter konnten gemeinsam mit ihrem Nachwuchs in den Nationalpark TNBBBR ziehen.
Tragisches Schicksal, glückliches Ende
Sidomulyo und Sapat gehören zu den sogenannten wilden Menschenaffen, die relativ schnell wieder ausgewildert werden können. Sie sind in Freiheit großgeworden, benötigen dann jedoch durch Verletzung oder Lebensraumverlust kurzfristig die medizinische Hilfe unserer Rettungszentren, um wieder selbständig leben zu können.
Sein Überleben grenzt an ein Wunder, ebenso wie die schnelle Genesung des tapferen Orang-Utans. Nur drei Monate nach seinem Auffinden und einer lebensrettenden Operation unseres herausragenden Medizinerteams darf Sapat jetzt wieder in den Regenwald zurückkehren.
Damit zählen er und die anderen zehn zu nunmehr 462 Orang-Utans, die von der BOS Foundation seit 2012 in Wäldern Zentral- und Ost-Kalimantans freigelassen wurden. Insgesamt werden derzeit noch 457 Orang-Utans in unseren Rehabilitationszentren Nyaru Menteng und Samboja Lestari betreut.
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Orang-Utans können nicht sprechen wie Menschen. Dennoch sind sie in der Lage, recht komplex miteinander zu kommunizieren. Sie bedienen sich dabei einer Reihe von Lauten und Gesten. Von afrikanischen Menschenaffen war das schon länger bekannt. Von Orang-Utans dagegen hatte man es zunächst nur vermutet.
Mittlerweile konnten Forscher aber auch bei einigen wildlebenden Orang-Utans solche Verständigungsmittel nachweisen, die einem Artgenossen eindeutige Botschaften übermitteln. Das belegt eine neue Studie, die gerade im International Journal of Primatology veröffentlicht wurde. Dabei zeichneten Forscher etwa 1.000 Signale im Torfwald von Sabangau in Südwest-Borneo auf, die zwischen 16 Individuen der Unterart Pongo pygmaeus wurmbii ausgetauscht wurden. Beobachtet wurden elf verschiedene Lautäußerungen und 21 Gesten. Dabei benutzten die erwachsenen Tiere Laute und Gesten etwa gleich häufig, während sich die jüngeren überwiegend auf Gesten verließen.
Viele Stunden Material
Ausgewertet wurden fast 700 Stunden Video- und Audiomaterial, die das Kommunikationsverhalten der Orang-Utans dokumentieren. Dabei wurden zahlreiche Einzelheiten festgestellt, die so vorher noch nicht bekannt waren. Zum Beispiel agierten die Signal gebenden Tiere deutlich intensiver, wenn sie bemerkten, dass der Empfänger sie tatsächlich wahrnahm. Dabei gestikulierten sie eher mit Armen und Händen als mit ihren Beinen und Füßen, waren aber in der Wahl der Gliedmaßen flexibler als beispielsweise Schimpansen in den gleichen Kommunikationssituationen.
Orang-Utans äußern sich
Die Lautäußerungen reichten von verschiedenen Kuss- oder Schmatzgeräuschen bis hin zu dumpfen, gutturalen oder auch höheren Tönen. Ein rauhes, sich rasch wiederholendes Geräusch erinnerte die Forscher sogar an eine startende Maschine. Ein auch den Mitarbeitern der BOS Foundation bekannter Laut ist beispielsweise ein spezifisches Kussgeräusch, der sogenannte Kiss Squeak, das Abneigung (z.B. gegen menschliche Anwesenheit) ausdrückt. Der weithin schallende, unverwechelbare „Long Call“ eines revierbeanspruchenden dominanten Männchens war jedoch nicht Teil der Studie. Diese umfasste lediglich Weibchen mit ihren Jungtieren sowie halberwachsene Orang-Utans.
Die Bedeutungen der verschiedenen Laute und Gesten reichte von „Küss mich!“ über „Lass mich in Ruhe!“, „Spiel doch weiter mit mir!“, „Komm jetzt mit!“ (Mutter zu Kind), „Gib das her!“, „Hör auf damit!“ bis hin zu „Ok, kletter hier vorbei!“ oder schlicht „Geh weg!“.
Weiterhin viel Forschungsbedarf
Die Studie umfasste nur wenige Tiere und war, was das Kommunikationsverhalten wildlebender Orang-Utans angeht, zunächst nur ein Anfang. Orang-Utans systematisch zu beobachten ist schwieriger als bei afrikanischen Menschenaffen, da Orang-Utans nicht in festen Gruppen, sondern mehr oder weniger solitär leben. Außerdem halten sie sich viel seltener am Boden auf als Schimpansen, Bonobos oder Gorillas. „Die Erforschung der Kommunikation wilder Orang-Utans ist nicht einfach. Orang-Utans erfahren weniger soziale Interaktionen als andere nichtmenschliche Menschenaffenspezies“ heißt es in der Studie. Daher gibt es noch viel Forschungsbedarf, sicher auch, inwieweit die kommunikativen Laute und Gesten angeboren sind oder erlernt werden, also möglicherweise Teil einer Art Kulturbildung darstellen.
Quelle: International Journal of Primatology (2019) 40:393–416
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