Das letzte Para­dies der Orang-Utans

Das letzte Para­dies der Orang-Utans

Orang-Utans sind nicht nur faszi­nie­rende Tiere, sondern zählen auch zu unseren nächsten Verwandten. Noch vor 100 Jahren streiften schät­zungs­weise 600.000 dieser impo­santen Menschen­affen durch die dichten Dschungel Borneos und Sumatras.

Doch die Bestände sind inzwi­schen stark geschrumpft. Durch Wilderei, Regen­wald-Rodung und ille­galen Tier­handel gehören sie mitt­ler­weile zu den am meisten bedrohten Arten der Erde. „Das letzte Para­dies der Orang-Utans“ taucht ein in die Welt dieser wunder­vollen Tiere und zeigt einen der wenigen ihnen noch verblie­benen Lebensräume.

Borneo — Grünes Juwel am Äquator

Borneo — Grünes Juwel am Äquator

Im Herzen des Malai­ischen Archi­pels liegt die dritt­größte Insel der Welt — Borneo. Das südost-asia­ti­sche Grün­juwel im Pazi­fi­schen Ozean zählt zu den arten­reichsten Lebens­räumen der Erde. Mehr als 60.000 Tier- und Pflan­zen­arten leben in den dichten Dschun­geln und Moor­wäl­dern, die zu den ältesten des Planeten zählen. Hier turnen Borneo-Orang-Utans im grünen Blät­ter­ge­wirr und Malai­en­bären wieseln in Sekun­den­schnelle hoch bis in die Baumkronen.

Winzige Laub­frö­sche machen hohle Baum­stämme zur Konzert­halle und Woll­fle­der­mäuse schlafen in fleisch­fres­senden Kannen­pflanzen. Borneo ist ein einzig­ar­tiger Ort, mit unzäh­ligen ende­mi­schen Geschöpfen, die aller­dings stark gefährdet sind. Denn große Palmöl-Plan­tagen verdrängen zuneh­mend die altehr­wür­digen Wälder und im Koral­len­riff vor der Küste strandet immer mehr Plastikmüll.

Baumeister der Wildnis

Baumeister der Wildnis

Tiere sind viel­sei­tige und erstaun­lich krea­tive Wesen. Sie gestalten aktiv ihre Welt — als Archi­tekten, Inge­nieure und Baumeister. Manche bauen jeden Tag ein Eigen­heim. Andere erschaffen ihre Meis­ter­werke nur einmal im Jahr — und einige verbringen prak­tisch ihr gesamtes Leben auf der Baustelle. Hoch in den Bäumen bauen sich Orang-Utans täglich ein neues Schlaf­nest. Austra­li­sche Blatt­floh-Larven nutzen den über­schüs­sigen Zucker im Pflan­zen­saft, um sich daraus eine gitter­ar­tige Behau­sung zu bauen. Dieses süße Gebilde ist nur einen bis vier Milli­meter groß und schützt die Larve vor anderen Insekten. Keil­schwanz­adler sind stand­ort­treu. Das Brut­paar brütet immer im selben Horst, der jedes Jahr vergrö­ßert wird. Es entste­hende riesige Bauwerke aus Ästen und Reisig, die bis zu 50 Jahre genutzt werden. Der Seiden­lau­ben­vogel baut aus feinen Zweigen ein symme­tri­sches Kunst­werk — eine Laube — und schmückt sie bevor­zugt mit blauen Gegenständen.

Medi­zi­ni­sches Wunder Jeffrey?

Medi­zi­ni­sches Wunder Jeffrey?

Hüft­dys­plasie – so lautete die Schock­dia­gnose für Orang-Utan Jeffrey vor einigen Monaten. Aufgrund dieser schmerz­haften Fehl­stel­lung im Hüft­ge­lenk wurde das statt­liche Männ­chen sofort von der Voraus­wil­de­rungs­insel in den BOS-Klinik­kom­plex von Samboja Lestari gebracht.

Aus gutem Grund, denn unbe­han­delt führt diese Erkran­kung über anfäng­li­ches Hinken und Gang­stö­rungen bis hin zu Arthrose. Für frei­le­bende Orang-Utans eine Kata­strophe! Denn um ein unab­hän­giges Leben zu führen, müssen sie körper­lich absolut fit sein.

Wie aber behan­delt man einen Orang-Utan mit HD? Nun, ganz ähnlich wie einen Menschen auch. Für Jeffrey bedeu­tete dies eine Opera­tion. Dazu holte sich unser Tier­arzt­team im Oktober 2019 einen erfah­renen „Menschen-Ortho­päden“ zu Hilfe. Dieser posi­tio­nierte in der OP mit Hilfe eines Glas­fa­ser­gusses den Becken­kno­chen des Männ­chens neu.

Die Operation an der Hüfte ist gut verlaufen
Die Opera­tion an der Hüfte ist gut verlaufen

Ein kompli­ziertes Unter­fangen. Und für Jeffrey ein langer Gene­sungs­pro­zess. Bis zu drei Monate setzten die Ärzte für seine Wieder­her­stel­lung an. Dann aber eine kleine Sensa­tion: Nach nur einem Monat war der statt­liche Orang-Utan wieder­her­ge­stellt! Ein medi­zi­ni­sches Wunder? 

Anschei­nend hat Jeffrey beson­ders gute Gene. Die gute Fürsorge unseres Ärzte-Teams und der Pfleger trug ihr Übriges zur schnellen Heilung bei. Während seiner Zeit im Kran­ken­kom­plex hatte er stets einen gesunden Appetit, futterte alle ange­bo­tenen Lebens­mittel. Somit blieb Jeffreys Gewicht relativ stabil.

Mit einem Boot und unter Narkose wird Jeffrey in den Krankenkomplex gebracht
Mit einem Boot und unter Narkose wird Jeffrey in den Kran­ken­kom­plex gebracht

Um eine wirk­lich komplette Heilung zu garan­tieren, blieb unser Schütz­ling dennoch ganze sechs Monate in der Reha. Heute endlich der Abschluss­be­fund von Dr. Agnes, Koor­di­na­torin des Samboja Lestari Vete­ri­nary Teams: “Es ist sechs Monate her, seit Jeffrey in die Behand­lungs­an­lage gekommen ist. Jetzt kann er zurück auf die Voraus­wil­de­rungs­insel. Sein Fuß ist belastbar, und er läuft ohne zu hinken. Seine Beine sind stark genug, um seinen Körper zu stützen. “

Ein posi­tives Vorzei­chen. Hoffen wir, dass Jeffrey keine weiteren Verlet­zungen oder Rück­schläge erleidet und in Zukunft gesund bleibt!

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Hanni — Orang-Utan-Warrior

Hanni — Orang-Utan-Warrior

Eine Orga­ni­sa­tion ist immer nur so stark wie ihre Mitar­beiter. Bei BOS enga­gieren sich täglich unglaub­lich viele flei­ßige Menschen aus aller Welt für Orang-Utans und den Regen­wald. Ein Groß­teil von ihnen: Frauen.

Zu ihnen gehört Hanni Puspita Sari. In einem acht­köp­figen Team, das sich um die Pflege, Versor­gung und Beschäf­ti­gung von Orang-Utans im Schutz­zen­trum Nyaru Menteng kümmert, ist Hanni die einzige Frau.

„Ich arbeite hier seit dem 17. November 2000“, erzählt sie. Ange­fangen habe ich als Leih­mutter und Baby­sit­terin, bis ich 2008 eine neue Aufgabe bei BOS über­nommen habe“. Das Team, in dem Hanni arbeitet, ist u.a. dafür verant­wort­lich, die Nahrungs­auf­nahme jedes einzelnen von insge­samt 158 Orang-Utans im Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum bis zu seiner Frei­las­sung im Wald zu über­wa­chen. Dabei muss beson­deres Augen­merk auf die Tiere gelegt werden, die aufgrund körper­li­cher Beein­träch­ti­gungen nicht mehr ausge­wil­dert werden können. „Für diese müssen wir soge­nannte Enrich­ments oder auch Beschäf­ti­gungen erstellen“, sagt Hanni. Das sind bis zu 100 Enrich­ments täglich.

Hani bei ihrer täglichen Arbeit
Hani bei ihrer tägli­chen Arbeit

„Anrei­che­rung bedeutet nicht nur, Werk­zeuge oder Spiel­zeug oder Nahrungs­er­gän­zungs­mittel für Orang-Utans bereit­zu­stellen“, erklärt Hanni weiter. „Die Inter­essen der Orang-Utans müssen berück­sich­tigt werden. Im Laufe der Zeit habe ich langsam mehr über verschie­dene indi­vi­du­elle Bedürf­nisse und die unter­schied­li­chen Bedeu­tungen von Enrich­ments gelernt.“

Die einzig­ar­tigen Persön­lich­keiten der Orang-Utans sind zu Hannis größter Heraus­for­de­rung geworden: „Ich muss kreativ sein und mir bewusst sein, was jeder Einzelne braucht, jeden Orang-Utan kennen, den wir in Nyaru Menteng betreuen, unab­hängig von den verschie­denen Alters­gruppen, Fähig­keiten und dergleichen.“

Einige Orang-Utans können aufgrund mangelnder Fähig­keiten und natür­li­chen Verhal­tens, einer nicht geheilten Krank­heit oder einer erheb­li­chen körper­li­chen Behin­de­rung nicht frei­ge­lassen werden. Für diese „nicht frei­setz­baren“ Orang-Utans müssen Hanni und die anderen Mitglieder des Teams das Leben im Schutz­zen­trum abwechs­lungs­reich gestalten, bevor die Tiere die Chance bekommen, auf einer Schutz­insel zu leben.

Pause mit den Team-Kollegen
Pause mit den Team-Kollegen

„Wir müssen bestimmte Anrei­che­rungs­in­stru­mente schaffen und Infra­struktur bereit­stellen, um ihre Reha­bi­li­ta­tion zu unter­stützen, auch wenn wir wissen, dass sie mögli­cher­weise nicht in die Wildnis entlassen werden. Wir müssen sie von Lange­weile befreien und ihren Geist beschäf­tigen, weil Orang-Utans wie Menschen Stress und Lange­weile erleben“, erklärt die junge Frau.

“Der gesamte Zweck der Reha­bi­li­ta­tion besteht darin, Orang-Utans ein freies Leben in einem wilden Lebens­raum zu ermög­li­chen, aber die trau­rige Wahr­heit ist, dass nicht alle die gleiche Chance bekommen”, räumt sie ein.

Als jemand, der hinter den Kulissen des Orang-Utan-Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zesses arbeitet, möchte Hanni diese Botschaft vermit­teln. „Ich hoffe, dass unsere Arbeit hier eines Tages wirk­lich verwirk­licht werden kann. Wir hoffen, dass die Orang-Utans in unserer Obhut ein gutes Leben führen und dass die Spezies über­leben wird. Indem wir ihnen helfen, in ihre wahre Heimat zurück­zu­kehren, tun wir etwas Gutes für den Planeten und für die ganze Menschheit.“

Danke Hanni, Du bist ein echter Orang-Utan-Warrior!

 

Der Erfolg der BOS Foun­da­tion bei der Frei­las­sung von mehr als 400 Orang-Utans in den letzten acht Jahren ist zum großen Teil auf ein Team hoch enga­gierter Einzel­per­sonen zurück­zu­führen, die sich für den Schutz von Orang-Utans einsetzen. Diese harten, fleißig arbei­tenden Männer und Frauen, die das tun, was sie tun, aus Liebe tun. Sie sind unsere Orang-Utan-Krieger. Dank dieser Menschen bewegen sich Orang-Utans jetzt frei in der Wildnis und in geschützten Wäldern in ganz Kalimantan.

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