Seit vier Monaten befinden sich unsere Rettungsstationen nun schon im Lockdown. Keine Gäste oder andere externen Besucher dürfen mehr in die Schutzzentren. Gleichzeitig geben wir alles, damit es unseren Orang-Utans an nichts fehlt und sie sich nicht mit dem gefährlichen Corona-Virus anstecken.
Neben unseren verschärften Hygienemaßnahmen haben wir weitere Schritte eingeleitet, um die Sicherheit unserer Schützlinge zu gewährleisten. Zum einen haben wir die Schichtpläne umgestellt, so dass Mitarbeiter immer nur zwei Tage lang im Dienst sind und dann wieder zwei Tage frei haben. So wird das Risiko, dass das Personal direkten Kontakt untereinander hat auf ein Minimum reduziert.
Zum anderen haben wir eine neue Regelung eingeführt, bei der sich jeder Mitarbeiter selbst verpflichtet, sofort Bescheid zu geben, sollte er sich angeschlagen fühlen. Jeder, der Dienst hat, muss sich unter allen Umständen fit fühlen und darf auf gar keinen Fall kränkeln. Das hat dazu geführt, dass die Zahl der Mitarbeiter, die direkten Kontakt zu den Orang-Utans haben, ebenfalls runtergegangen ist. Und das wiederum minimiert auch das Risiko, dass sich unsere Schützlinge mit Covid-19 anstecken.
Als weitere Maßnahme führen wir in unseren Rettungszentren regelmäßige Corona-Schnelltests durch, die uns dankenswerterweise von der indonesischen Regierung und den Gesundheitsbehörden zur Verfügung gestellt wurden. Zum Glück hat sich noch kein Mitarbeiter mit dem neuartigen Virus angesteckt. Alle sind gesund. Das heißt natürlich nicht, dass wir nicht auch für den schlimmsten Fall, dass ein Mitarbeiter an Covid-19 erkrankt ist, vorbereitet sind. Auch hierfür haben wir eine Strategie entwickelt. Nun hoffen wir, dass wir diesen Notfallplan niemals umsetzen müssen.
Kalimantan ist der indonesische Name für die Insel Borneo, der drittgrößten Insel der Welt nach Grönland und Neuguinea. Kalimantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich natürlich mit unzähligen anderen Tierarten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaarigen Vettern. Wir wollen hier in loser Reihenfolge immer mal wieder einige dieser faszinierenden Geschöpfe vorstellen.
Der Malaien-Gleitflieger (Galeopterus variegatus)
Eigentlich besitzen alle wilden Tiere ihre jeweils ganz eigene Eleganz. Aber nach Meinung des Post Release Monitoring Teams (unsere Mitarbeiter, die Orang-Utans nach der Auswilderung beobachten) gehört Galeopterus variegatus zu den elegantesten. Das etwa katzengroße Säugetier ist ein reiner Baumbewohner, der nicht nur hervorragend klettern, sondern auch mühelos von Baum zu Baum gleiten kann. Dazu spannt es eine spezielle Haut zwischen seinen Gliedmaßen auf und segelt bis zu hundert Metern und weiter durch die Luft. Diese Fähigkeit ermöglicht ihm nicht nur die rasche Flucht vor Fressfeinden, sondern befähigt es auch, sehr effektiv seine Nahrungsquellen aufzusuchen.
Die überwiegend nachtaktiven Gleitflieger ernähren sich rein vegetarisch von Blättern, Knospen, Blüten, Früchten und Baumsäften. Sitzen sie tagsüber an den Baumstämmen, sind sie hervorragend getarnt: Ihr Rückenfell verschmilzt optisch geradezu mit der Baumrinde. Manchmal hängen sie auch wie Faultiere an Ästen mit dem Rücken nach unten. Gleitflieger-Mütter bergen auf diese Weise ihre Jungen wie in einer Hängematte in ihrer Flughaut.
Das Verbreitungsgebiet der Malaien-Gleitflieger erstreckt sich über Borneo, Sumatra, die Westspitze Javas, das malaiische Festland sowie Teile Vietnams und Thailands. In Indonesien stehen sie gesetzlich unter Schutz, gleichwohl werden sie oft ihres Fleisches wegen oder weil man sie als Schädlinge ansieht, gejagt. Ihr Bestand ist abnehmend, auch wenn die IUCN sie bis auf weiteres noch als least concern (nicht bedroht)ansieht.
Die englische Bezeichnung Flying Lemur ist übrigens irreführend. Regelrecht fliegen, also aus eigener Kraft Höhe gewinnen, können unter den Säugetieren nur Fledermäuse und ihre Verwandten. Gleitsegler wäre eine zutreffendere Bezeichnung. Auch sind sie keine Lemuren. Lemuren bilden eine spezielle Primatengruppe, die nur auf Madagaskar vorkommt. Der Malaien-Gleitflieger dagegen gehört mit seinem nahen Verwandten, dem Philippinen-Gleitflieger, zur Ordnung der Riesengleiter, die gleichzeitig auch Familie und Gattung darstellt. Wahrscheinlich hat man sie deswegen so genannt, weil andere Säuger mit ähnlichen Fähigkeiten deutlich kleiner sind.
Riesengleiter sind somit keine Primaten, aber dennoch mit ihnen verwandt: Sie gehören zur Überordnung der Euarchontoglires. Hinter dieser, den meisten wohl eher wenig geläufigen Bezeichnung, verstecken sich Primaten, Nagetiere, Hasenartige, Spitzhörnchen und eben die Riesengleiter. Das bedeutet auch, wir Menschen sind als Primaten mit Ratten und Kaninchen rein stammesgeschichtlich enger verwandt als zum Beispiel mit Hunden oder Pferden.
Dass der Bestand der Riesengleiter allmählich abnimmt, ist nicht nur der illegalen Jagd auf sie geschuldet, sondern auch – kaum überraschend – dem Habitatsverlust. Es läuft eben immer wieder alles auf Waldschutz hinaus.
Wie ähnlich sich Mensch und Orang-Utan sind, zeigt sich an unzähligen Beispielen. So teilen wir nicht nur 97 Prozent der gleichen DNA, sondern auch ein paar gemeinsame „Feinde“. Und gegen die sind wir dann genauso machtlos, wie die Orang-Utans. Hier ein kleiner Erlebnisbericht aus der Waldschule von Nyaru Menteng.
Wie jeden Tag war Waldschulgruppe 5 im Regenwald unterwegs, um – angeleitet von ihren Babysittern – Erfahrungen zu sammeln, die ihnen eines Tages ein freies Leben im Dschungel möglich machen sollen.
Ein Teil der Orang-Utan-Kinder trainierte hoch oben in den Bäumen ihre Kletterkünste. Die andere Hälfte der Gruppe spielte und sprang auf dem Waldboden herum. Doch Moment mal!? War das Springen und Hopsen da tatsächlich nur Spiel und Freude? Eher nicht… Schnell merkten die Babysitterinnen, dass ihre kleinen Schützlinge in großer Not zu sein schienen.
Denn das Verhalten von Meryl, Hanin, Valentino und Angkasa war sehr ungewöhnlich: Meryl stampfte unaufhörlich mit dem Fuß auf den Waldboden, während Angkasa einen Baumstamm hochkletterte, um dann zu springen und neben Meryl auf dem Boden zu landen. Valentino schlug aufgeregt mit einem Stock auf den Boden. Und Hanin kratzte sich verzweifelt am ganzen Körper.
Die rasch herbeieilenden Babysitter erkannten bald, was die jungen Orang-Utans so aufgebracht hatte: Eine Kolonie von Feuerameisen griff an. Den Namen tragen die wehrhaften Insekten, die auf Borneo auch Katikih oder Salimbada genannt werden, nicht ohne Grund. Ihr Biss ist unglaublich schmerzhaft. Kein Wunder, dass die Orang-Utans so außer sich waren.
Feuerameisen wandern über den Waldboden, wenn sie in ein neues Nest umziehen oder sie auf der Suche nach Futter sind. In diesem Fall schienen die Orang-Utans ihren Spielplatz zu nah an ein Nest der Feuerameisen gelegt zu haben. Und ganz nach Ameisenart griffen die aggressiven Insekten gemeinsam an, um die riesigen Eindringlinge zu vertreiben.
Da Meryl und ihre Freunde es nicht schafften, sich die kleinen Plagegeister vom Leib zu halten, entschlossen sich die Babysitter ihren Schützlingen zu helfen. Sie führten den Trupp kurzerhand aus der Gefahrenzone, damit sie dort ungestört spielen konnten.
Auch wenn Ameisen zu den kleinsten Lebewesen im Wald zählen, so sind sie doch eines der mächtigsten! Ihre Bisse brennen wie Feuer. Und man sollte nie ihre Fähigkeit unterschätzen, auch die größten Tiere anzugreifen. So haben unsere Waisen wieder eine wichtige Lektion gelernt: Man sollte immer wissen, wann es besser ist, den Rückzug anzutreten.
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Anna hat schon viele Menschaffen gesehen: Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans. Man nennt sie auch die „Großen Menschenaffen“. Es gibt aber auch die „Kleinen Menschenaffen“ und das sind die Gibbons mit insgesamt 16 Arten.
Gibbons haben so einiges drauf. Mit ihren langen Armen und Händen hangeln sie sich in einem Affenzahn durch die Baumkronen. 15-Meter-Sprünge sind kein Problem. Mit ihrem besonderen Gesang vertreiben sie Feinde, markieren ihr Revier und die Männchen trällern sich in die Herzen der Weibchen. Aber in wenigen Jahren könnte der Gesang der Gibbons verstummen. Durch illegale Wilderer sind die Tiere stark gefährdet. Die kleine Amank, die Anna in einer Rettungsstation besucht, haben Jäger angeschossen. Und wegen der Abholzung der Wälder finden die Affen keine Nahrung mehr. Der Hunger treibt sie in die Nähe der Menschen, wo sie dann nach Futter suchen. Aber das ist keine Lösung für das Überleben unserer kleinen, wilden Verwandten aus dem Tierreich.
Der vierte Teil führt in den Regenwald von Sabah. Im Orang-Utan Rehabilitation Center arbeitet die Tierärztin Cecilia Boklin. Sie und ihr Team kümmern sich um verwaiste Menschenaffen. Die Jungtiere werden behutsam auf ihr späteres Leben in den Wäldern vorbereitet, ein Prozess, der bis zu 18 Jahre dauern kann.
Außerdem geht es nach Madagaskar, wo eine junge Naturschutzaktivistin eine seltene Lemurenart, die Seidensifakas, erforscht. Ihr besonderes Augenmerk gilt der Entwicklung von Jungtieren und der Kommunikation im Familienverband.
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