Eine Zukunft für nicht auswil­der­bare Orang-Utans

Eine Zukunft für nicht auswil­der­bare Orang-Utans

Das erste Kind das Fran­siska Sulistyo aufzog, war nicht ihr eigenes, sondern ein verwaistes Orang-Utan-Baby. Wie ihr das bei der Erzie­hung ihres eigenen Kindes geholfen hat, berichtet sie in der neuesten Ausgabe unseres Podcasts #OUCast.

Außerdem erfahren wir von der Tier­ärztin und Tier­schutz­ex­pertin, warum BOS manche Orang-Utans nicht auswil­dern kann und wie wir ihnen dennoch ein gutes Leben bieten können. Sie berichtet, wie wir mit der aktu­ellen Corona-Situa­tion umgehen und warum einige Orang-Utans echte Risi­ko­pa­ti­enten sind. Und was sie nach so vielen Jahren als Tier­ärztin bei BOS immer noch zu Tränen rührt. 

Hier geht es zur neuesten Ausgabe des #OUCast.

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Ein Tag in der BOS-Waldschule

Ein Tag in der BOS-Waldschule

Eines der High­lights unseres Webi­nars „Hangout with Oran­gutans“ am dies­jäh­rigen Welt-Orang-Utan-Tag war das vier­tei­lige Video­ta­ge­buch aus unserem Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng – das „Wild Strea­ming“. Inzwi­schen sind alle vier Folgen auf dem BOS-YouTube-Kanal zu finden. Begleiten Sie uns ins größte Prima­ten­schutz­zen­trum der Welt, wo wir Ihnen den Alltag unter Corona-Bedin­gungen zeigen. Viel Spaß.

In der ersten Folge heißt es „Auf geht’s zur Wald­schule“. Wir sind ganz nah dabei, wenn die Baby­sit­te­rinnen sich auf ihren Arbeitstag im Wald vorbe­reiten. Wir erleben die aufge­regten Orang-Utans, die es kaum erwarten können, sich auf den Schulweg zu machen. Und dann doch trödeln… Wir erfahren, warum Bumi nicht selbst zur Schule läuft und wie die Baby­sit­te­rinnen Klas­sen­clown Otong in den Griff kriegen. Kurz: Wir sind ganz nah dabei.

Otong auf dem Weg zur Waldschule
Otong auf dem Weg zur Waldschule

Die zweite Folge nimmt uns mit in den Unter­richt der “Wald­schule” unseres Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trums Nyaru Menteng. Hoch­kon­zen­triert folgen die Wald­schüler aus Gruppe 3, wenn Baby­sit­terin Sri ihnen zeigt, wie man an die prote­in­rei­chen Termiten im morschen Holz kommt und wie schmack­haft das saftige Mark von Stän­geln und Wurzeln ist. Nach einer Klet­ter­partie – um an die hoch­hän­genden süßen Früchte zu gelangen – genießen die kleinen Orang-Utans ihre wohl­ver­diente Trink­pause. Gut gear­beitet, Kinder. So werden bald fähige Regen­wald­be­wohner aus euch.

Lernen in der Waldschule
Lernen in der Waldschule

Nach einem langen und aufre­genden Wald­schultag dürfen sich unserer Schütz­linge in der dritten Folge „Spiel­platz­zeit“ im Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng noch ein biss­chen austoben und mit einem Snack erholen. Wir erfahren, mit welchen Tricks die Baby­sit­te­rinnen versu­chen, Alejandra ihre Medizin zu verab­rei­chen und sind bei der letzten Lektion des Tages dabei: Wie kommt man geschickt an den süßen Honig? Und schließ­lich heißt es „Gute Nacht“ für Bumi und Bravis, Jacqui, Sari und Mema. Die Baby­sit­te­rinnen haben die Schlaf­nester schon gemüt­lich vorbreitet. Na dann: Schlaft gut, ihr Waldschüler.

Die Augen sind müde und schwer bei unseren kleinsten Schütz­lingen im Baby­haus. Es ist „Zeit fürs Bett­chen“. Dennoch wehren sich einige kleine Orang-Utans nach Kräften gegen den Schlaf. Man könnte ja etwas verpassen… Doch es hilft nichts. Es ist höchste Zeit fürs Bett­chen! Die Baby­sit­te­rinnen verteilen noch eine letzte Runde Bananen und Milch­fläsch­chen, damit das Bäuch­lein gut gefüllt ist für eine ruhige Nacht. Wer dann immer noch nicht ins Schlaf­körb­chen oder in die Hänge­matte will, der bekommt noch eine Extra­kuschel­runde. Und dann…hören wir nur noch leises Schnar­chen. Und ein kleiner Orang-Utan nach dem anderen schlum­mert fried­lich ein und träumt von neuen Aben­teuern in der BOS-Waldschule.

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Galileo Big Pictures

Galileo Big Pictures

Aiman Abdallah reist einmal um den Globus und zeigt in 50 Bildern skur­rile Sehens­wür­dig­keiten, einzig­ar­tige Personen und erstaun­liche Bräuche. Einer seiner Zwischen­stopps ist auf Borneo und bietet den Zuschauern ein Wieder­sehen mit dem außer­ge­wöhn­lichsten Orang-Utan der Welt.

Wer sich ein Wieder­sehen mit Albino-Orang-Utan Alba wünscht, sollte am Samstag auf jeden Fall “Galileo Big Pictures” anschauen. Dort wird ihre Geschichte gezeigt. Und natür­lich gibt es viele weitere span­nende Berichte aus der Welt.

Die wilde Nobri – eine Geschichte die Hoff­nung schenkt

Die wilde Nobri – eine Geschichte die Hoff­nung schenkt

Es gibt eine Nach­richt, die wir neun Monate geheim gehalten haben. Aber jetzt wollen wir nicht länger warten! Auch wenn sich am Grund unserer Geheim­nis­krä­merei nichts geän­dert hat. Jetzt reicht es uns! Denn: Es gibt ein neues wildes Baby im Schutz­wald Bukit Batikap!!! Und warum haben wir das nicht gleich verkündet? Weil Mama Nobri ihr Kleines so gut vor uns versteckt, dass wir noch kein Foto machen konnten. 

Es war der 27. Januar 2020. Unser Beob­ach­tungs­team war wie immer im Schutz­wald Bukit Batikap unter­wegs und hielt Ausschau nach unseren ausge­wil­derten Orang-Utans. Da entdeckten sie, nicht weit vom Fluss­ufer des Joloi entfernt, Orang-Utans in einem Baum. Bei genauerem Hinsehen erkannten sie Manggo (15) mit ihrem 2019 erst­mals gesich­teten Baby. Daneben saß Nobri. So wie wir sie kennen: Empört über die Sich­tung von Menschen, tat sie ihren Ärger mit lauten Kuss­ge­räu­schen kund. Doch Moment mal – etwas war anders: An Nobris Seite klam­merte sich ein kleines, zartes Baby! Nobri war Mutter geworden! Und wir wurden Zeugen des ersten wild­ge­bo­renen Orang-Utan-Kindes des Jahres 2020. Es ist das 14. Baby, das in Bukit Batikap geboren wurde. 

Doch leider wollte Nobri ihr Glück nicht mit uns teilen. Sie verbrachte den ganzen Tag im Balda­chin des Regen­waldes, gut versteckt hinter Laub und Geäst. Unser Team konnte weder ein Foto von Mutter und Kind machen, noch das Geschlecht des Babys bestimmen. Wir hatten gehofft, dass sich bald eine weitere Gele­gen­heit ergeben würde, ein Foto zu machen. Doch bis heute hat Nobri das verhin­dert. Und so sehr uns das wurmt, sind wir eigent­lich recht stolz auf Nobri. Denn ihr Verhalten ist muster­gültig für einen wilden Orang-Utan, der nichts von uns Menschen wissen will. Und über­ra­schen tut es uns bei Nobri auch nicht. Lebt sie doch seit ihrer Geburt wild und (fast) frei. Trotzdem ist sie ein BOS-Schütz­ling. Wieso? Das erzählen wir jetzt – sozu­sagen zum Ausgleich für das fehlende Foto – etwas ausführlicher.

Shellis freie Tochter

Nobri erblickte am 29. August 2005 auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Kaja das Licht der Welt. Doch ihre Geschichte beginnt eigent­lich viel früher – mit der Ankunft des acht­jäh­rigen Orang-Utan-Mädchens Shelli am 30. Mai 2001 in Nyaru Menteng. Shelli lebte bis dahin viele Jahre als ille­gales Haus­tier in Indo­ne­siens Haupt­stadt Jakarta. Dann wurde sie gerettet und zu BOS gebracht.

Shelli
Shelli

Obwohl sie all die Jahre in völliger Abhän­gig­keit von Menschen gelebt hatte, holte Shelli in der BOS-Wald­schule das nötige Wissen erstaun­lich schnell auf. In nur zwei Jahren war sie soweit: Ab 2003 durfte Shelli auf der Voraus­wil­de­rungs­insel ihre Fähig­keiten unter Beweis stellen. Und genau dort gebar sie 2005 ihre erste Tochter Nobri, die auf Kaja aufwuchs. Genau wie ein wilder Orang-Utan im Regenwald. 

Shelli war eine groß­ar­tige Mutter, die die kleine Nobri zu einem voll­kommen selbst­stän­digen Wald­men­schen aufzog. Ihre Unab­hän­gig­keit musste Nobri dann auch bereits im Alter von fünf Jahren unter Beweis stellen. Denn Shelli schenkte 2010 ihrer Tochter Forest das Leben. Und damit spielte Nobri fortan maximal die zweite Geige in Shellis Leben. Doch das war kein Problem für die immer schon frei­heits­lie­bende Nobri. 

Zu wild für die Auswilderung

Doch genau diese Unab­hän­gig­keit und ihre starke Abnei­gung gegen­über Menschen wurden Nobri 2013 zum Verhängnis. Denn die inzwi­schen Acht­jäh­rige war ausge­wählt worden, gemeinsam mit Mutter Shelli und Schwester Forest in Bukit Batikap ausge­wil­dert zu werden. Aber Nobri ließ sich nicht einfangen. Sie war zu vorsichtig und zu schnell, so dass unsere Tier­ärzte trotz unzäh­liger Versuche aufgeben mussten. Nobri blieb auf der Insel – und ein anderer Orang-Utan durfte an ihrer Stelle in die Wildnis umziehen. 

Nobri vor ihrer Auswilderung
Nobri vor ihrer Auswilderung

Nobris großer Moment sollte noch drei Jahre auf sich warten lassen. Als unsere Tier­ärzte die Kandi­daten für die zwölfte Auswil­de­rung aus Nyaru Menteng vorbe­rei­teten, bot sich eine Gele­gen­heit – und unser Team ergriff sie. Sie erwischten Nobri voll­kommen entspannt und ahnungslos und konnten sie endlich einfangen. So begann das Aben­teuer Regen­wald für dieses stolze Orang-Utan-Weib­chen am 22. April 2016 in Bukit Batikap.

Nobris Käfig ist auf
Nobris Käfig ist auf

Mit dem Moment der Käfig­öff­nung bewies Nobri ihre wilden Fähig­keiten. Und stellte unsere Beob­ach­tungs­teams vor enorme Heraus­for­de­rungen. Kein Baum war hoch genug für sie, kein Dickicht zu dicht. Und wütende Kuss­ge­räu­sche ertönten, sobald unsere Mitar­beiter ihr doch einmal zu nahe kamen. Dabei taten die doch nur ihren Job.

Immer ganz weit oben
Immer ganz weit oben

Große Sorgen

Im November 2017 gelang es unserem Team endlich einmal wieder, Nobri zu beob­achten. Doch obwohl sie sich von ihrer starken, unab­hän­gigen Seite präsen­tierte, begannen wir uns Sorgen um die Zwölf­jäh­rige zu machen. An ihrer Achsel­höhle war eine selt­same Schwel­lung zu erkennen. Weil ihr Verhalten aber völlig normal schien, entschied das Team, vorerst nicht einzu­greifen, Nobri aber weiterhin zu beobachten. 

Mit der Zeit jedoch wurden die Schwel­lungen an ihren Achseln größer. Und schlimmer noch: Ihr Kehl­sack schwoll an. In der Regel ein Zeichen für eine bakte­ri­elle Entzün­dung des Kehl­sacks und der Atem­wege, die sehr schmerz­haft ist und leider oft tödlich endet. Wir mussten schnell eingreifen, obwohl Nobri noch immer kraft­voll agierte und man ihr keinerlei Schmerzen ansah.

Der Kehlsack ist deutlich angeschwollen
Der Kehl­sack ist deut­lich angeschwollen

Es war Ende 2018, als unser Beob­ach­tungs­team Hilfe in Nyaru Menteng anfor­derte. Sofort machten sich der beste Scharf­schütze für Betäu­bungs­pfeile, Pak Sugi, gemeinsam mit Tier­arzt Greggy auf den drei Tage langen, beschwer­li­chen und gefähr­li­chen Weg in das Schutz­ge­biet. Nobri wurde sediert und ins Moni­to­ring-Camp gebracht, wo ihre Behand­lung begann. Mitten im Dschungel wurden zahl­reiche Opera­tionen durch­ge­führt, an die sich eine wochen­lange Anti­bio­ti­kakur schloss.

Not-OP im Wald
Not-OP im Wald

Zwei­ein­halb Monate musste Nobri im Camp behan­delt werden. Zwei­ein­halb Monate, die für die wilde Nobri nur schwer zu ertragen waren. Doch schließ­lich entschied der Tier­arzt: Nobri darf wieder in die Frei­heit zurück. Leider ist die Gefahr eines Rück­falls bei bakte­ri­ellen Kehl­sa­ck­ent­zün­dungen sehr hoch. Doch fürs erste hatte Nobri den Kampf gewonnen.
Mit dem festen Vorhaben, Nobri im Auge zu behalten, wurde sie Anfang 2019 erneut ausge­wil­dert.

Die zweite Auswilderung
Die zweite Auswilderung

Doch auch Nobri hatte einen Plan: So schnell und so weit wie möglich weg von allem was mensch­lich ist. 

Versteck­spiel im Regenwald

Wie sehr wir uns auch bemühten, von Nobri gab es keine Spur. Erst im Mai fanden wir sie wieder. Und Nobri war nicht erfreut darüber.
Sofort schallten dem Team Kuss­ge­räu­sche entgegen und erbost rüttelte Nobri an den Zweigen. Aber unser Team wusste, dass es dran bleiben musste. Je näher wir kamen, umso größer wurden unsere Ängste. Es schien, als sei ihr Kehl­sack wieder geschwollen. War die Entzün­dung zurück­ge­kehrt? Als die Nacht kam, mussten wir die Beob­ach­tung einstellen. Und als wir früh am nächsten Tag wieder zurück­kehrten, gab es keine Spur mehr von Nobri…

Unsere Sorge wuchs Woche für Woche, Monat für Monat. Egal wo wir suchten, egal wo wir unter­wegs waren, Nobri war unauf­findbar. Erst sechs Monate später hatten wir Erfolg. Wir empfingen ein Funk­si­gnal von Nobri! Aber es war schwach und setzte immer wieder aus. 

Wir hatten große Angst. Es war der 27. Januar 2020 – genau ein Jahr war vergangen, seitdem wir Nobri nach ihrer Behand­lung wieder ausge­wil­dert hatten. Wir suchten und folgten dem Signal. Und dann schließ­lich entdeckten wir Manggo in Beglei­tung von Nobri und ihrem süßen Geheimnis. 

Manggo
Manggo

Auch als Mutter blieb Nobri sich treu: So viel Abstand zu Menschen zu halten, wie möglich. In den höchsten Wipfeln der Bäume verbrachte sie den Tag, so gut versteckt, dass wir nicht einmal ein Foto vorzeigen können. Und das ist bis heute so geblieben. So gern wir der Welt  auch ihr Baby vorstellen würden, so sind wir doch auch stolz auf unsere Nobri. Denn genau so ein Verhalten wünschen wir uns von den Orang-Utans: Wild, frei, unab­hängig und weit weg von Menschen sollen sie im Regen­wald leben. 

Nobris Baby ist nicht nur der erste wild­ge­bo­rene Orang-Utan des Jahres 2020 in unseren Schutz­ge­bieten, sondern ein weiteres Baby der zweiten Gene­ra­tion des BOS-Rehabilitationsprogramms.
Fast 20 Jahre nachdem Shelli aus dem Groß­stadt­dschungel von Jakarta gerettet wurde, ist nun ihr Enkel frei im wilden Regen­wald Borneos geboren worden. Nobris Geschichte zeigt uns, dass es immer Hoff­nung gibt. Ganz gleich, wie unüber­windbar die Hinder­nisse erscheinen mögen – wenn wir ihnen eine Möglich­keit bieten, werden die Orang-Utans auch einen Weg finden.

 

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Tiere aus Kali­mantan: Der Borneo-Plumplori

Tiere aus Kali­mantan: Der Borneo-Plumplori

Kali­mantan ist der indo­ne­si­sche Name für die Insel Borneo, der dritt­größten Insel der Welt nach Grön­land und Neuguinea. Kali­mantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich natür­lich mit unzäh­ligen anderen Tier­arten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaa­rigen Vettern. Wir wollen hier in loser Reihen­folge immer mal wieder einige dieser faszi­nie­renden Geschöpfe vorstellen. 

Borneo-Plum­plori (Nycti­cebus borne­anus)

Plum­ploris heißen so, weil sie sich für gewöhn­lich langsam und mit Bedacht durchs Geäst bewegen. Dabei sind sie nicht wirk­lich plump, sondern können beim Fang von Insekten und kleinen Wirbel­tieren blitz­schnell zupa­cken. Ansonsten ernähren sie sich von Früchten, Knospen, Blüten und Baum­säften. Sie sind gut halb so groß wie Haus­katzen und leben prak­tisch nur auf Bäumen. Ihre Zeit ist die Nacht. Bei Tage schlafen sie zusam­men­ge­rollt in dichtem Geäst. 

Plumploris sind nachtaktiv
Plum­ploris sind nachtaktiv

Zoolo­gisch gehören sie zu den Primaten und zwar zur Unter­ord­nung der Streps­irrhini, der Feucht­na­sen­pri­maten. Wie der Name ausdrückt, besitzen sie feuchte, äußere Nasen­schleim­häute, wie zum Beispiel Hunde oder Katzen. Ihr Geruchs­sinn ist daher auch besser entwi­ckelt als bei den Haplo­rrhini, den Trocken­na­sen­affen. Zu diesen zählen alle „rich­tigen“ Affen einschließ­lich Menschen­affen und Menschen. 

Man unter­scheidet heute acht Arten von Plum­ploris, die in verschie­denen Wald­re­gionen des tropi­schen Asiens behei­matet sind. Vier davon kommen auf Borneo vor, der danach benannte Borneo-Plum­plori vorrangig in den eher südli­chen Regionen Kali­mantans. Damit sind sie Bewohner des Natio­nal­parks Bukit Baka Bukit Raya, wo BOS auch Orang-Utans auswil­dert. Die Plum­plo­ri­arten ähneln sich alle in ihrer Lebens­weise. Sie sind einzel­gän­ge­risch oder leben in kleinen Fami­li­en­gruppen zusammen, aller­dings ist ihr Sozi­al­ver­halten noch wenig erforscht. 

Vorsicht giftig
Vorsicht giftig

Plum­ploris weisen eine unter Säuge­tieren sehr seltene Eigen­schaft auf: Sie sind giftig. An den Armen besitzen sie spezi­elle Drüsen, deren Sekret in Verbin­dung mit dem Spei­chel toxi­sche Wirkung bei Beute­tieren und unvor­sich­tigen Fress­feinden hervor­ruft. Ledig­lich einige Arten von Spitz­mäusen, sowie die urtüm­li­chen eier­le­genden Säuger Schna­bel­tier und Amei­sen­igel aus der austra­li­schen Tier­welt, verfügen auch noch über Giftdrüsen. 

Apropos Fress­feinde: Zu ihnen können auch Orang-Utans gehören. 2011 beob­ach­teten die nieder­län­di­sche Zoologin Made­leine E. Hardus und andere ein Orang-Utan-Weib­chen auf Sumatra, wie es einen getö­teten Plum­plori verspeiste. Ein solches Verhalten wurde bis jetzt neunmal auf Sumatra doku­men­tiert, aber man kann vermuten, dass es auch unter Borneo-Orang-Utans vorkommt. Orang-Utans gehen nicht regel­mäßig auf Jagd wie Schim­pansen und decken ihren Bedarf an tieri­schem Eiweiß in der Regel mit Termiten und anderen Insekten. Hin und wieder jedoch scheint dieser Bedarf größer zu sein, mögli­cher­weise beson­ders in Zeiten mit wenig Früchten. So wurde zum Beispiel bei einigen BOS-Orang-Utans beob­achtet, wie sie sich Fische fingen. 

Die IUCN (Inter­na­tional Union for Conser­va­tion of Nature) hat speziell für den Borneo-Plum­plori noch keine Einstu­fung erstellt, gene­rell aber gelten Plum­ploris als gefährdet („vulnerable“). Sie sind somit noch nicht akut bedroht, aber ihre Bestände sinken. Die Gründe liegen im weiter fort­schrei­tendem Verlust an Wald­ge­bieten, aber auch Wilderei trägt ihren Teil zur Bedro­hung der Plum­ploris bei. Die Tiere sind begehrte Objekte des ille­galen Wild­tier­han­dels. Weil sie so nied­lich und vermeint­lich zutrau­lich sind, halten viele sie für geeig­nete Haus­tiere. Das sind sie frei­lich über­haupt nicht! Ihre „Zahm­heit“ ist ledig­lich ihr ange­bo­renes Verhalten, bei Bedro­hung möglichst still zu verharren. Bevor sie in die Hände der „Tier­freunde“ gelangen, werden ihnen oft auch die spitzen Eckzähne entfernt. Das verrin­gert zwar die Wahr­schein­lich­keit von Gift­bissen, ist aber für die Tiere natür­lich äußerst schmerz­haft und führt zu schweren Entzündungen. 

Wild­tiere sind grund­sätz­lich keine Haus­tiere. Der lang­fristig beste Schutz für diese faszi­nie­renden Primaten besteht darin, den ohnehin ille­galen Handel mit Wild­tieren konse­quent zu unter­binden und vor allem ihren Lebens­raum zu schützen. 

Die Orang-Utans und all die anderen Bewohner des Regen­waldes brau­chen uns. Gerade jetzt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.