Erste Menschen­affen gegen COVID-19 geimpft

Erste Menschen­affen gegen COVID-19 geimpft

Unsere Prima­to­login Dr. Isabelle Laumer forscht derzeit an der Univer­sität von Kali­for­nien, Los Angeles an einem Projekt über Spiel, Freude und Humor bei Menschen­affen. Im Rahmen ihrer Forschung hat sie dort auch mit den Orang-Utans und Bonobos vom San Diego Zoo gear­beitet – den bisher welt­weit ersten Menschen­affen, die vor kurzem eine Corona Impfung erhalten haben. Im Inter­view mit BOS Deutsch­land spricht die gebür­tige Nürn­ber­gerin über ihre Arbeit mit den Orang-Utans, die ersten Corona Impfungen bei Menschen­affen und ihre Forschung.

Liebe Isabelle, Du hast  vor kurzem über die erste Corona-Infek­tion von Menschen­affen an einem Zoo in Kali­for­nien berichtet. Weiß man schon, wie es zu der Corona-Infek­tion der Gorillas kam und wie es den Menschen­affen mitt­ler­weile geht?

Dass sich Menschen­affen mit dem Coro­na­virus infi­zieren können, wurde schon zu Beginn der Pandemie von Viro­logen befürchtet. Menschen­affen sind uns gene­tisch sehr ähnlich und daher kann das Coro­na­virus über ähnliche Andock­stellen, die soge­nannten ACE‑2 Rezep­toren, auch die Zellen von Menschen­affen und anderen Primaten befallen. Doch auch andere Tier­arten können sich mit dem Coro­na­virus anste­cken. Gorillas sind bisher die siebte Tierart – neben Haus­katzen, Tigern, Löwen, Schnee­leo­parden, Nerzen und Hunden – die sich auf natür­liche Weise mit dem Virus infi­ziert haben.
Anfang Januar dieses Jahrs wurde bekannt, dass sich die Gorillas im San Diego Zoo Safari Park mit dem Corona Virus ange­steckt haben. Dies geschah, obwohl alle empfoh­lenen Vorsichts­maß­nahmen von den Pfle­gern einge­halten wurden. Alle acht Gorillas blieben nach der Diagnose unter strenger Beob­ach­tung und entwi­ckelten Symptome wie Husten, verstopfte Atem­wege, Nasen­aus­fluss und gene­relle Lethargie. Den 49-Jährigen Silber­rü­cken Winston hat es am schlimmsten getroffen. Bei ihm wurde eine Herz­krank­heit, sowie eine Lungen­ent­zün­dung fest­ge­stellt und er wurde daraufhin erfolg­reich mit mono­klon­alen Anti­kör­pern behan­delt. Mitt­ler­weile geht es den Gorillas, laut eines aktu­ellen Pres­se­be­richtes des San Diego Zoo Safari Parks, wieder besser.

Nun wurden zum ersten Mal Menschen­affen gegen Corona geimpft. Und inter­es­san­ter­weise genau die Tiere, mit denen Du schon gear­beitet hast.

Nachdem sich die Gorillas infi­zierten hatten, entschied sich der Zoo gemeinsam mit der zustän­digen US Behörde die anderen Menschen­affen im San Diego Zoo zu impfen, um die Tiere vor einer Erkran­kung zu schützen. Bisher wurden vier Orang-Utans und fünf Bonobos mit einem speziell für Tiere entwi­ckelten Corona Impf­stoff geimpft. Alle Tiere haben mitt­ler­weile schon ihre zweite Dosis erhalten und bisher gab es keine Neben­wir­kungen zu beob­achten. Im Zuge meiner Forschungs­ar­beit beob­ach­tete ich das Spiel­ver­halten beider Gruppen im Detail und bin gerade dabei, die Daten auszu­werten. Die Orang-Utan Gruppe setzt sich zusammen aus der 7‑jährigen Aisha, ihrer Mutter Indah, ihrem Vater Satu und einem weiteren erwach­senen Weib­chen namens Karen, mit der Aisha oft spielt. Karen wurde mit einem Herz­leiden geboren und wurde im Alter von zwei Jahren erfolg­reich am offenen Herzen operiert – eine medi­zi­ni­sche Sensa­tion, da eine solche OP bis dato noch nie bei einem Orang-Utan durch­ge­führt wurde. Nun ist sie auch einer der ersten Orang-Utans der eine Corona Impfung erhalten hat.

Was ist über den Impf­stoff bekannt?

Der Impf­stoff wurde von dem tier­ärzt­li­chen Phar­ma­un­ter­nehmen Zoetis, mit Sitz in den USA, entwi­ckelt. Auf der Website der Firma kann man nach­lesen, dass sie mit der Impf­stoff­ent­wick­lung für Hunde und Katzen begonnen haben, als der erste Fall einer Corona-Infek­tion bei einem Hund in Hong-Kong bekannt wurde. Die Forschung am Impf­stoff verla­gerte sich dann auf Nerze, als öffent­lich wurde, dass das Virus sich nun in den Pelz­farmen in Däne­mark, den USA und anderen Ländern ausbrei­tete und sogar auf den Menschen zurück­springen kann. Es ist in der Vete­ri­när­me­dizin nicht unüb­lich, einen Impf­stoff, der an einer Tierart entwi­ckelt und zuge­lassen wurde, bei einer anderen Tierart mit den entspre­chenden Geneh­mi­gungen zu testen und anzu­wenden. Ob der Impf­stoff bei den Menschen­affen in San Diego wie erhofft wirkt, also ob sie Anti­körper gegen das Coro­na­virus entwi­ckelt haben, lässt sich bald durch Blut­tests fest­stellen. Falls die Impfung das gewünschte Resultat bringt, wäre die Möglich­keit gegeben weitere Menschen­affen vor einer Erkran­kung zu schützen.

Isabelle, wie bist Du eigent­lich zu Deinem span­nenden Beruf als Prima­to­login gekommen?

Versuchsanordnung zum Thema Belohnung
Versuchs­an­ord­nung zum Thema Belohnung

Mein Leben hat sich immer schon um Tiere gedreht. Als Tochter eines Tier­arztes und einer Biolo­gie­leh­rerin hatte ich bereits als Kind viele Gele­gen­heiten mit verschie­densten Tieren zu inter­agieren, sie zu beob­achten und von ihnen zu lernen. Während meines Studiums in Wien habe ich Führungen durch den Tier­garten Schön­brunn geleitet und die Welt bereist, um Forschungs­ar­beiten mit Diadem-Meer­katzen, Elefanten, Bisons, Meeres­schild­kröten und Grau­gänsen durch­zu­führen. Seit knapp zehn Jahren unter­suche ich Werk­zeug­ge­brauch, Sozi­al­ver­halten und Intel­li­genz bei Menschen­affen und Kakadus. Als ich begonnen habe mit Orang-Utans zu arbeiten, war das eine unbe­schreib­lich inten­sive und schöne Erfah­rung. Sie hat mich aber auch gleich­zeitig tief­traurig gemacht, da ich mir eine Welt ohne diese unglaub­lich intel­li­genten, faszi­nie­renden, hoch­so­zialen Tiere nicht vorstellen kann und will. Seit 2020 unter­stütze ich BOS bei der Medi­en­ar­beit und zu wissen­schaft­li­chen Fach­fragen. Es macht mir große Freude, mein Wissen zu teilen, und dazu beizu­tragen diese einzig­ar­tigen, vom Aussterben bedrohten Tiere zu schützen. Aktuell bin ich an der UCLA in Kali­for­nien, wo ich Humor und spie­le­ri­sches Necken bei allen vier Menschen­affen erforsche.

Laumer mit den von ihr erforschten Kakadus
Laumer mit den von ihr erforschten Kakadus

Wie können wir uns Deine Arbeit mit Orang-Utans vorstellen?

Bei meiner Arbeit mit den Tieren, ist eine gute Bezie­hung zwischen Mensch und Menschen­affe essen­tiell. Mir ist es wichtig, dass sich die Tiere wohl und entspannt fühlen, bevor ich sie mit einer Aufgabe, die sie lösen sollen, konfron­tiere. Bevor es losgeht, rufen die Tier­pfleger die Tiere bei ihrem Namen zu mir. Da kann es schon mal zu Gedränge kommen, da die Aufgaben, die ich ihnen stelle, eine will­kom­mene Abwechs­lung und Berei­che­rung für ihren Zooalltag darstellen. Orang-Utans sind unglaub­lich intel­li­gent und eine kogni­tive Beschäf­ti­gung, neben der Erfül­lung anderer Bedürf­nisse, ist sehr wichtig für ihr allge­meines Wohlbefinden.

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Quellen:

- Melin, A.D., Janiak, M.C., Marrone, F. et al. (2020) Compa­ra­tive ACE2 varia­tion and primate COVID-19 risk. Commun Biol 3, 641.
— Md. Golzar Hossain, Aneela Javed, Sharmin Akter, Sukumar Saha (2020). SARS-CoV‑2 host diver­sity: An update of natural infec­tions and expe­ri­mental evidence, Journal of Micro­bio­logy, Immu­no­logy and Infec­tion, 1684–1182.
— https://www.zoetis.com/news-and-media/feature-stories/posts/zoetis-emerging-infectious-disease-capabilities-support-covid-19-solutions-for-great-apes-and-minks.aspx

 

Orang-Utans lernen ein Leben lang

Orang-Utans lernen ein Leben lang

15 lange, beschwer­liche Stunden brau­chen wir, wenn wir von unserem Schutz­zen­trum Samboja Lestari zu unserer Voraus­wil­de­rungs­insel Juq Kehje Swen aufbre­chen. Auf dem 80 Hektar großen von Menschen geschaf­fenen Eiland müssen unsere Orang-Utans unter natur­nahen Bedin­gungen beweisen, dass sie für ein Leben in der Wildnis bereit sind. Immer wieder streifen unsere Teams durch die Insel, um sich davon zu über­zeugen, dass es den Tieren gut geht und sie sich gut an ihre Umge­bung anpassen. Am aufwen­digsten ist es dabei, genau zu beob­achten, wie unsere Schütz­linge sich verhalten.

Desi legt sich gern ins gemacht Nest

Einer dieser Orang-Utans auf Juq Kehje Swen ist Desi. Das ausge­wach­sene Weib­chen wurde im Sommer 2019 auf die Insel gebracht, weil sie nach ihrem lang­jäh­rigen Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess bereit für den nächsten Schritt zu sein schien. Jedoch: In den mehr als andert­halb Jahren, die Desi nun schon auf dem Eiland lebt, wurde sie nie dabei gesichtet, wie sie sich ein Schlaf­nest baute. Statt­dessen machte sie es sich lieber in bereits bestehenden, ausge­dienten Nestern ihrer Nach­barn für die Nacht gemüt­lich. Das war ein Problem, denn der Bau eines Schlaf­nestes ist eine der Voraus­set­zungen für die Auswilderung.

Neugier ist eine wichtige Voraussetzung zum Lernen
Neugier ist eine wich­tige Voraus­set­zung zum Lernen

Lebens­langes Lernen auch bei Orang-Utans

Eines Morgens über­raschte Desi ihre Beob­achter, als sie aus einem frischen Nest auftauchte. Es war etwas unor­dent­lich geflochten und sah weniger stabil aus – was darauf hindeu­tete, dass hier ein noch uner­fah­rener Orang-Utan am Werk war. Etwa Desi? Ein paar Tage später traf das Team dann noch­mals auf das Weib­chen. Wieder saß sie ganz in der Nähe eines neuen Nestes; kein anderer Orang-Utan weit und breit. Offenbar hatte sich Desi endlich abge­schaut, wie ein Nest gebaut wird.

Desis Nest versteckt in den Baumkronen
Desis Nest versteckt in den Baumkronen

Wir sind so stolz auf Desi, dass sie sich nun endlich auch diese so wich­tige Fähig­keit des Nest­baus zu eigen macht. Dass sie ihre Neugier darauf, neues zu lernen, nicht verloren hat und ihrer Frei­heit ein Stück­chen näher­ge­kommen ist. Mach weiter so Desi! Wir freuen uns darauf, deine Lern­fort­schritte weiter zu beob­achten und dich hoffent­lich schon ganz bald endgültig ziehen zu lassen.

Das Monitoring-Team auf Patrouille
Das Moni­to­ring-Team auf Patrouille

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Expe­di­tionen ins Tier­reich — Wildes Südostasien

Die Insel­welt Südost­asiens ist durch die zerstö­re­ri­schen Kräfte der Erde erschaffen worden und doch von unver­gleich­barer Schönheit.Vor etwa 25 Millionen Jahren kolli­dierten die Konti­nente Austra­lien und Asien. Seitdem wurde und wird unab­lässig die Erdkruste verschoben. Die Insel Neuguinea ist ein Produkt dieser Umbrüche.

Vor ihrer Küste lockt ein feuer­spei­ender Vulkan das Leben in seine Nähe. An den Hängen des Tavurvur versam­meln sich jeden Morgen Groß­fuß­hühner. Sie graben tief in die Asche, um ein einziges Ei hinein­zu­legen. Damit sind die elter­li­chen Pflichten erle­digt, die vulka­ni­sche Wärme über­nimmt das Ausbrüten der Eier. Diese eigen­tüm­liche Brut­me­thode ist nur ein Beispiel von vielen, das zeigt, wie das Leben sogar rohe Kräfte aus dem Erdin­neren für seine Zwecke nutzen kann.Als Teil des austra­li­schen Konti­nen­tal­schelfs beher­bergt Neuguinea auch viele Tiere des fünften Konti­nents, die hier aber ganz eigen­ar­tige Lebens­weisen entwi­ckelt haben: Kängurus klet­tern auf Bäume, während Tauben am Wald­boden spazieren gehen. Als spezi­elle Folge der Konti­nen­tal­ver­schie­bungen entstand hier auch die biolo­gi­sche Ausnah­me­erschei­nung der Para­dies­vögel in 39 atem­be­rau­benden Formen.Auch auf die Inseln Java, Sumatra und Borneo haben sich die Erdkräfte ausge­wirkt. Hier glühen Vulkane mit unheim­li­chem blauen Licht. Der größte Vulkan­aus­bruch, den es seit Menschen­ge­denken gegeben hat, hat eines der reichsten Ökosys­teme der Erde geschaffen. Diese Inseln liegen auf dem asia­ti­schen Teil der Erdkruste, daher stammen auch ihre Bewohner von diesem Konti­nent: Orang-Utans und Nashörner zum Beispiel.Biologen nennen den Raum zwischen dem asia­ti­schen und dem austra­li­schen Konti­nent Wallacea. Hier findet sich eine kuriose Ansamm­lung von schiff­brü­chigen Krea­turen, die im Verlauf von Jahr­mil­lionen auf den Inseln stran­deten. Auf Halma­hera lebt der höchst unge­wöhn­liche Bänder­pa­ra­dies­vogel mit seinem extra­va­ganten Feder­schmuck. Auf der Nach­bar­insel Sula­wesi leben die Babi­rusa-Schweine. Sie haben nicht nur einen Hang zu Boxkämpfen, sondern auch das selt­samste Gebiss, das sich im Säuge­tier­reich findet: Die riesigen Hauer wachsen durch den Rüssel hindurch nach oben.

Neuen Wilden geht es prima

Neuen Wilden geht es prima

Gute Neuig­keiten aus dem Regen­wald: Den zehn Orang-Utans, die wir vor einigen Wochen mit dem Heli­ko­pter in die Schutz­ge­biete Kehje Sewen und dem Bukit Batikap Schutz­wald ausge­wil­dert haben, geht es gut. Es war die erste Auswil­de­rung seit Beginn des Lock­downs; sie fand unter sehr strengen Hygie­ne­auf­lagen statt. 

Nach den Auswil­de­rungen geht die Arbeit von BOS weiter: Unsere Post-Release-Moni­to­ring (PRM)-Teams folgen jeder Spur der „Neuen Wilden“. Sie wollen heraus­finden, ob die Tiere sich in der neuen Umge­bung einleben. Sie dabei aufzu­spüren, ist manchmal eine echte Heraus­for­de­rung – Orang-Utans bewegen sich hoch in den Bäumen, sind – abge­sehen von der sehr engen Mutter-Kind-Bezie­hung in den ersten acht Jahren – fast immer allein unter­wegs und dabei meis­tens eher geräuschlos.

Freet, Juve und Britney sind jetzt im Kehje Sewen Wald zu Hause

Freet hat sich gut an seine neue Umgebung angepasst
Freet hat sich gut an seine neue Umge­bung angepasst

Im Kehje Sewen Wald begannen die Männ­chen Freet (27) und Juve (25) und das 28-jährige Weib­chen Britney sofort nach ihrer Frei­las­sung, die Gegend zu erkunden. Während Freet und Britney sofort über die Baum­kronen in der Tiefe des Waldes verschwunden sind, konnte das PRM-Team mit Juve Schritt halten. Das Männ­chen erkun­dete seine Umge­bung in aller Ruhe, klet­terte auf einen Adin­andra-Baum und verspeiste erst einmal ausgiebig Blätter und Früchte. Die Reise mit dem Heli­ko­pter hatte ihn offenbar hungrig gemacht. Nachdem der Hunger gestillt war, suchte Juve nach geeig­neten Ästen, um sich sein erstes Schlaf­nest in Frei­heit zu bauen. Die eigen­stän­dige Futter­suche und der Bau eines Schlaf­nests sind sichere Zeichen, dass Juve gut im Regen­wald ange­kommen ist. Froh über diesen Erfolg kehrte das PRM-Team in sein temporär erbautes Camp in der Nähe des Auswil­de­rungs­punktes zurück.

Die frei gelas­senen Menschen­affen zeigen artge­rechtes Verhalten

Am nächsten Morgen wurden gleich drei Teams losge­schickt, um Juve, Freet und Britney zu finden und zu beob­achten. Juve war noch immer in der Nähe seines Schlaf­nestes und daher einfach aufzu­spüren. Das zweite Team traf auf Freet, der hoch oben in einem Rambutan-Baum saß; nicht weit von dem Ort entfernt, wo er tags zuvor frei gelassen worden war. Aller­dings gefiel es dem impo­santen Männ­chen gar nicht, von den Menschen beob­achtet zu werden – immer wieder brach er Äste ab und warf sie auf das Beob­ach­tungs-Team unter sich. Zwischen den kleinen Atta­cken pflückte er sich Früchte aus dem Baum und verspeiste sie genüsslich.

Juve zeigt Dominanz über den typischen Loncall
Juve zeigt Domi­nanz über den typi­schen Loncall

Dann war plötz­lich aus der Ferne deut­lich der Ruf eines anderen Männ­chens zu hören: Es war Juve. Er stieß einen langen, lauten Ruf aus und wartete auf eine Erwi­de­rung. Freet schien das Signal anfangs zu igno­rieren, doch dann antwor­tete er seiner­seits mit einem Ruf – und es ging immer hin und her. Dieser soge­nannte Longcall (hier zu hören) zeigt die Domi­nanz der Männ­chen in ihrem Revier an. Bis in den späten Nach­mittag forderten sich Juve und Freet in ihrem Rufwett­be­werb immer wieder heraus. Einmal war sogar ein weit entfernter Ruf von einem dritten, unbe­kannten, Orang-Utan zu hören. Freet und Juve verstummten erst, als sie sich nieder­ließen, um ihre Schlaf­nester zu bauen.

Am nächsten Tag loka­li­sierte das dritte Team schließ­lich auch Britney. Sie näherte sich Juve, der ihr nach einer kurzen Annäh­rungs­phase dicht auf den Fersen blieb. Als das Weib­chen kein großes Inter­esse an ihm zeigte, verschwand Juve wieder im Wald, um ihn allein zu erkunden.

Britney macht es sich im Baum gemütlich
Britney macht es sich im Baum gemütlich

Unsere Moni­to­ring-Teams behalten die Tiere im Auge – so gut es geht

Freet, Juve und Britney scheinen sich vorbild­lich in ihrem neuen Zuhause im Kehje Sewen Wald einzu­leben. Sie sind bestens gewappnet für all die Aben­teuer, die noch auf sie warten.
Auch von den anderen Orang-Utans, die wir jetzt im Bukit Batikap Schutz­wald in Zentral-Kali­mantan ausge­wil­dert haben, gibt es posi­tive Neuig­keiten: Nenuah, Noel, Hugus und Bali wurden von den Post-Release-Moni­to­ring Teams bereits mehr­fach gesichtet, und die Frei­heit scheint ihnen gut zu bekommen. Derzeit warten wir noch auf mehr Infor­ma­tionen und Bilder, die dann mit dem Team-Koor­di­nator direkt aus dem Regen­wald kommen – dort gibt es kein Internet. Stada, Disha und ihr Sohn Deijo haben sich offenbar schon so gut an ihre neue Umge­bung ange­passt, dass sie unseren Moni­to­ring-Teams bisher entwi­schen konnten. Doch wir bleiben dran.

 

Rück­blick: Hier kommen unsere Neuen Wilden im Regen­wald an

Noch warten weitere 400 Orang-Utans in unsren Rettungs­ze­tren auf Ihren ganz persön­li­chen Ruf der Frei­heit. Bitte helfen Sie, auch diesen Orang-Utans ein Leben in ihrem wahren Zuhause zurück zu geben. Jeder Beitrag hilft.

 

Wie wäre es heute mit einer Mango?

Wie wäre es heute mit einer Mango?

Orang-Utans essen gern und oft. Am liebsten Früchte. Sie sorgen auf dem Spei­se­plan mit Baum­rinde, Pflan­zen­kernen, Blät­tern und Termiten für die saftige Abwechs­lung. Glück­li­cher­weise ist die Auswahl im Regen­wald von Ost-Kali­mantan riesig – es gibt Hunderte verschie­dene Obst­sorten, die die Nahrung eines Orang-Utans berei­chern und einen Groß­teil davon ausmachen.

Orang-Utans essen gern Früchte

Ein abwechs­lungs­rei­cher Spei­se­plan ist wichtig für die natür­liche Entwick­lung dieser Tiere. Wenn es dann auch noch schmeckt – umso besser. Neulich haben wir davon berichtet, dass die leuch­tend gelbe Jabon-Früchte bei den Orang-Utans sehr beliebt sind. Eine weitere Lieb­lings­frucht ist tatsäch­lich eine, die auch wir Menschen sehr gern essen: Die Mango.  Wilde Mangos – aus der Gattung Mangi­fera – sind im Kehje Sewen Wald in Hülle und Fülle vorhanden. Aller­dings schme­cken diese völlig anders als die, die wir aus dem Super­markt kennen – die Mangos aus dem Kehje Sewen Forest schme­cken sauer! Damit sind sie besser an die Geschmacks­nerven und Ernäh­rungs­be­dürf­nisse der Orang-Utans angepasst.

Obst­bäume eignen sich gut für das Monitoring

Die Reste der Mangos unterm Baum geben einen Hinweis auf Orang-Utans im Baum
Die Reste der Mangos unterm Baum geben einen Hinweis auf Orang-Utans im Baum

Auf ihren Touren durch die Baum­wipfel legen Orang-Utans daher gern einen Stopp in den zahl­rei­chen Jabon- und Mango-Bäumen ein, um sich in aller Ruhe satt zu essen. Eine wunder­bare Gele­gen­heit, die Tiere in ihrer natür­li­chen Umge­bung zu beob­achten und Daten zu sammeln. Deswegen kommen unsere Post-Release-Moni­to­ring (PRM)-Teams auf ihren Rund­gängen durch den Keheje Sewen Wald immer auch gezielt an diese Plätze. Manchmal ist es ganz leicht heraus­zu­finden, in welchem der hohen Bäume grade ein Orang-Utan is(s)t – dann nämlich, wenn die unge­nieß­baren Reste der Mango unter dem Baum auf dem Wald­boden zerstreut sind. Oder sie grade aus dem Kronen­dach nach unten fallen.

Sayang und Padma sind Genießerinnen

Padma und Sayang erfreuen sich an der Obst-Fülle
Padma und Sayang erfreuen sich an der Obst-Fülle

Vor einigen Wochen fand unser Team auf diese Weise Sayang und ihre Tochter Padma. Das Orang-Utan-Mädchen Padma wurde 2018 als Tochter ihrer 2013 ausge­wil­derten Mutter in Frei­heit geboren. Daher ist es für uns äußerst inter­es­sant zu beob­achten, wie sich die Kleine entwi­ckelt. Bisher läuft alles so, wie es sein sollte. Das macht uns sehr glücklich. 
Sayang und Padma hatten es an diesem Tag beson­ders gut getroffen: Direkt neben dem Mango­baum, auf dem sie saßen, stand auch noch ein frucht­tra­gender Wald-Rambutan-Baum! Die beiden konnten von einem Geäst ins andere wech­seln und so richtig schlemmen – was sie auch ausgiebig taten. Nach einem langen Nach­mittag, an dem das PRM-Team viele Daten sammeln konnte, zogen sich Mutter und Kind in ihr Nacht­nest zurück.

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