Kielings wilde Welt

Andreas Kieling besucht span­nende Forschungs­pro­jekte in gefähr­deten Wild­nis­ge­bieten und befragt Experten nach ihren Ergeb­nissen: Gelingt die Auswil­de­rung verwaister Orang-Utans und lassen sich die gefähr­deten Tief­land­re­gen­wälder auf Sumatra schützen?

Warum geht es ausge­rechnet dem bestens ange­passten Papa­gei­tau­cher auf Island so schlecht? Warum folgt bei den Mantas auf den Male­diven nach jahre­langem Gebur­ten­stopp ein Baby­boom und umge­kehrt? Wie viel Wildnis wollen und können sich die Deut­schen im Baye­ri­schen Wald leisten? Wieso sind die Lebens­be­din­gungen auf Mada­gaskar insbe­son­dere für ganz große und ganz kleine Arten kritisch? Diesen Fragen geht Andreas Kieling auf den Grund. Dank hoch­wer­tiger High­speed-Aufnahmen und atem­be­rau­bender Zeit­raffer erhält der Zuschauer einen Einblick in die faszi­nie­renden Welten der bedrohten Arten. Visuell unter­stützt werden die verblüf­fenden Forschungs­er­geb­nisse zudem mit Hilfe detail­lierter Computergrafiken.

Seit dem Verschwinden der Dino­sau­rier war das Arten­sterben auf der Erde noch niemals so groß wie heute. Etwa 26.000 von 76.000 bekannten Arten sind akut bedroht. In seiner neuen drei­tei­ligen Expe­di­tion besucht Andreas Kieling „Uralte Para­diese“, „Wildnis in Gefahr“ und „Geschützte Welten“. Überall auf der Welt trifft der Tier­filmer enga­gierte Wissen­schaftler und gewinnt Einblicke in verblüf­fende Natur­phä­no­mene. Nach aktu­ellen Schät­zungen gibt es auf der Erde rund 8,7 Millionen verschie­dene Lebens­formen. Nur 76.000 — ein kleiner Bruch­teil davon — sind bislang wissen­schaft­lich erfasst. Doch die Forschung ist sich einig: Seit dem Verschwinden der Dino­sau­rier war das Arten­sterben niemals so groß wie heute. 26.000 bekannte Arten sind akut bedroht. Evolu­tion findet im Zeit­raffer statt. Denn überall auf der Welt beschneidet der Mensch den Lebens­raum von Insekten, Pflanzen und Tieren. Zusätz­lich erwärmt sich das Klima rasant. Seit Jahren kümmern sich enga­gierte Wissen­schaftler um die gefähr­deten Tiere und unter­nehmen große Anstren­gungen, um ganze Lebens­räume zu schützen.Online verfügbar von 30/11 bis 31/12

Welche Bedeu­tung haben die ‘Long Call’ Rufe der Männchen?

Welche Bedeu­tung haben die ‘Long Call’ Rufe der Männchen?

Der Evolu­ti­ons­bio­loge James Askew verbrachte mehrere Monate im Regen­wald Borneos, um die Rufe erwach­sener Orang-Utan Männ­chen zu erfor­schen. Gemeinsam mit seinem Team hat er neue Erkennt­nisse über die Bedeu­tung der soge­nannten ‘Long Calls’ gewonnen.

Bisher wurden bei Orang-Utans etwa 32 Laut­äu­ße­rungen iden­ti­fi­ziert (1). Doch nicht alle Rufe kommen in allen Popu­la­tionen vor. Bei manchen Laut­äu­ße­rungen wird vermutet, dass sie sozial erlernt werden, und somit eine weitere Kompo­nente der kultu­rellen Varia­tion zwischen Orang-Utan Popu­la­tionen darstellen könnten. Gene­rell lassen sich die Rufe der Orang-Utans in drei Klassen einteilen. Rufe und Laute die über kurze Distanz hörbar sind (unter 25 Meter), mitt­lere Distanz (250 Meter) und Lang­di­stanz (mehr als 250 Meter).

Der soge­nannte ‘Long Call‘ (zu deutsch „langer Ruf“) gehört zu den Lang­di­stanz Rufen und ist einer der häufigsten Laut­äu­ße­rungen ausge­wach­sener Orang-Utan Männ­chen. Dieser Ruf ist — sogar im dichten Regen­wald — bis zu 1500 Meter weit hörbar. Er besteht aus drei Teilen: Einer Einfüh­rung, die sich wie ein nieder­fre­quentes Grum­meln anhört, einem Höhe­punkt mit mehreren starken Impulsen und blub­bernden Lauten im Abklang (2). Am häufigsten hört man den komplexen Ruf von ausge­wach­senen Männ­chen, die sekun­däre Geschlechts­merk­male wie Kehl­sack und ausge­prägte Wangen­wulste besitzen. Männ­chen ohne diese Geschlechts­merk­male rufen deut­lich weniger. Ein typi­scher ‘Long Call‘ dauert oft über eine Minute an und Abfolgen dieses Rufes können sogar mehr als 10 Minuten andauern (3). Hier ist ein ‘Long Call‘ zu hören.

Ist der ‘Long Call‘ eines Männ­chens von einem anderen unterscheidbar?

Um dieser und anderer Fragen nach­zu­gehen, begab sich James mehrere Monate in den Jahren 2007 bis 2010 in die Sumpf­re­gen­wälder von Sabangau auf Borneo. Es ist nicht einfach, Orang-Utan Männ­chen im dichten Regen­wald ausfindig zu machen. Doch sobald James einen Ruf hörte, begaben er sich sofort in diese Rich­tung, egal wie weit er vom Basis­lager entfernt war. Sobald er den Orang-Utan gefunden hatte, wurde dieser mehrere Tage mit groß­zü­gigem Abstand begleitet und jede Laut­äu­ße­rung mit einem spezi­ellen Mikrofon aufge­zeichnet. Dazu wurde auch die Rich­tung, in der der Ruf abge­setzt wurde und der zuge­hö­rige Kontext notiert, sowie die Reise­route via GPS ermit­telt. So gelang es ihm und dem Forschungs­team im Laufe des Beob­ach­tungs­zeit­raums Daten von knapp 80 ‘Long Calls‘ von drei ausge­wach­senen Männ­chen namens Peter Pan, Jupiter und Salvador zu erhalten (4).

Wie bereits aus anderen Studien in anderen Teilen Borneos und Sumatra bekannt war (5–7), so waren auch die ‘Long Calls‘ der Orang-Utans Peter Pan, Jupiter und Salvador indi­vi­duell unter­scheidbar (4).

Frequenzspektrum der Long Calls
Frequenz­spek­trum der Long Calls

Bild­liche Darstel­lung des zeit­li­chen Verlaufs des Frequenz­spek­trums der ‘Long calls’ der Männ­chen Salvador (obere Grafik) und Jupiter (unten). Man kann hier sehr gut die unter­schied­li­chen Puls­arten der Rufe erkennen (Quelle: Askew & Morrogh-Bernard, 2016).

Ob andere Orang-Utans die den ‘Long call’ hören, den Rufenden iden­ti­fi­zieren können, ist bisher noch nicht eindeutig nach­ge­wiesen. Dennoch spre­chen einige Indi­zien dafür, dass Weib­chen sowie andere Männ­chen wissen, wer der Rufende ist. Wenn Männ­chen aufein­an­der­treffen, so kommt es oft zu Aggres­sion. Beob­ach­tungen zeigen, dass nieder­ran­gige Orang-Utan Männ­chen den Rufen von domi­nanten Männ­chen auswei­chen (5, 8) und sexuell aktive Weib­chen sich den Rufen von domi­nanten Männ­chen annä­hern (9). Weib­liche Orang-Utans mit Jung­tieren dagegen scheinen sich von einem rufenden Männ­chen eher wegzu­be­wegen (7).

Orang-Utan-Mütter scheinen sich von den "Long Calls" der Männchen wegzubewegen
Orang-Utan-Mütter scheinen sich von den ‘Long Calls’ der Männ­chen wegzubewegen

Ändern sich die ‘Long calls’ je nach Kontext, in dem sie getä­tigt werden?

‘Long Calls‘ werden in mehreren Situa­tionen abge­geben. Sie können spontan erfolgen, als Reak­tion auf ‘Long Calls‘ anderer Männ­chen, als Reak­tion auf das Fallen eines Baumes oder andere Störungen und gegen­über Menschen, die ihnen zu nahe­kommen. ‘Long Calls‘, die im aufge­regten Zustand abge­geben werden, sind etwas schneller, haben Pulse von kürzerer Dauer und enthalten mehr Pulse und blub­bernde Laute als spontan abge­ge­bene Rufe (7). Es gibt Hinweise, dass weib­liche Orang-Utans den Unter­schied zwischen einem aufge­regtem ‘Long Call‘, der durch eine Störung hervor­ge­rufen wurde und einem spontan ausge­sto­ßenen ‘Long Call‘ erkennen können: Denn sie scheinen den Ruf zu igno­rieren, der durch eine Störung hervor­ge­rufen wurde (7). Forscher vermuten, dass ‘Long Call‘ Rufe die das Orang-Utan Männ­chen spontan äußert, dazu dienen Weib­chen anzu­lo­cken und andere Männ­chen davon abzu­halten, in die Gegend zu kommen.

Welche Botschaft steckt in der Rufrich­tung der ‘Long calls’?

Aus den Analysen geht hervor, dass Orang-Utan Männ­chen im Sumpf­re­gen­wald von Sabangau ihre ‘Long Calls‘ unter anderem dazu verwenden, um ihre zukünf­tige Reise­rich­tung „anzu­kün­digen“ (4). Dies wurde bereits schon für Sumatra-Orang-Utans gezeigt (10). Dabei wenden sich Orang-Utans der geplanten Reise­rich­tung zu, während sie die Laut­äu­ße­rung von sich geben. In der Studie wurde gezeigt, dass der letzte ‘Long Call‘, der kurz vor dem schlafen abge­geben wurde, eine bessere als zufäl­lige Vorher­sage der Reise­rich­tung bis 16:00 Uhr am nächsten Tag lieferte — also ca. 22 Stunden nach dem abend­li­chen Ruf! ‘Long Calls‘ die unter Tags abge­geben werden, sagen die weitere Reise­rich­tung für viele Stunden voraus, wohin­gegen ein neuer Ruf eine Ände­rung der Haupt­rei­se­rich­tung anzeigen kann (10). Diese Ergeb­nisse deuten darauf hin, dass männ­liche Orang-Utans ihre Reise­pläne lange im Voraus schmieden und sie ihren Artge­nossen ankündigen.

James Askew absol­vierte seinen PhD in Evolu­ti­ons­bio­logie an der Univer­sity of Southern Cali­fornia. Er studiert Verhal­tens­öko­logie und Repro­duk­ti­ons­phy­sio­logie in drei Orang-Utan-Popu­la­tionen auf Borneo und Sumatra.

Eines unserer wich­tigsten Ziele ist es, mehr Regen­wald­flä­chen zu erwerben und zu Schutz­wald für unsere Orang-Utans umzu­wan­deln. Helfen auch Sie, diesen faszi­nie­renden Lebens­raum und seine gewal­tige Arten­viel­falt zu erhalten und zu schützen. Jeder Beitrag hilft.

Text: Dr. Isabelle Laumer

Refe­renzen:

1.    Hardus, M. E., Lameira, A. R., Singleton, I., Morrogh- Bernard, H. C., Knott, C. D., Ancrenaz, M., Utami Atmoko, S. S. & Wich, S. A. 2009: A descrip­tion of the orangutan’s vocal and sound reper­toire, with a focus on geogra­phic varia­tion. In: Oran­gutans: Geogra­phic Varia­tion in Beha­vi­oral Ecology and Conser­va­tion (Wich, S. A., Mitra Setia, T. & van Schaik, C. P., eds). Oxford Univer­sity Press, Oxford, pp. 49—60.

2.    Galdikas BFM (1983). The orang-utan long call and snag crash at Tanjung Puting Reserve. Primates 24: 371–384.

3.    J. Askew, 2016, Infor­ma­tion stammt aus noch nicht veröf­fent­lichten Daten.

4.    Askew J.A., Morrogh-Bernard H.C. (2016) Acou­stic Charac­te­ristics of Long Calls Produced by Male Orang-Utans (Pongo pygmaeus wurmbii): Adver­ti­sing Indi­vi­dual Iden­tity, Context, and Travel Direc­tion, Folia Primatol 2016;87:305–319.

5.    Delgado RA (2003). The Func­tion of Adult Male Long Calls in Wild Orang-Utans (Pongo pygmaeus). PhD disser­ta­tion, Duke Univer­sity, Durham.

6.    Delgado RA, Lameira A, Davila Ross M, Husson SJ, Morrogh-Bernard HC, Wich SA (2009). Geogra­phical varia­tion in oran­gutan long calls. In Oran­gutans: Geogra­phic Varia­tion in Beha­vi­oral Ecology and Conser­va­tion (Wich SA, Utami Atmoko SS, Mitra Setia T, van Schaik CP, eds.), pp 215–224. New York, Oxford Univer­sity Press.

7.    Spill­mann B, Dunkel LP, van Noor­dwijk MA, Amda RNA, Lameira AR, Wich SA, van Schaik CP (2010). Acou­stic proper­ties of long calls given by flanged male orang-utans (Pongo pygmaeus wurmbii) reflect both indi­vi­dual iden­tity and context. Etho­logy 116: 385–395.

8.    Mitani J (1985). Sexual selec­tion and adult male orang-utan long calls. Animal Beha­viour 33: 272–283.

9.    Mitra Setia T, van Schaik CP (2007). The response of adult orang-utans to flanged male long calls: infe­rences about their func­tion. Folia Prima­to­lo­gica 78: 215–226.

10.    van Schaik CP, Dame­rius L, Isler K (2013). Wild oran­gutan males plan and commu­ni­cate their travel direc­tion one day in advance. PLoS One 8: e74896.

Ewa, wie hast Du Dich verändert!

Ewa, wie hast Du Dich verändert!

Die Suche nach Orang-Utans im Regen­wald ist ähnlich, wie die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen – eine echte Glück­sache. Auf manche Tiere treffen unsere Beob­ach­tungs­teams mit schöner Regel­mä­ßig­keit. Andere verste­cken sich über Jahre in den tiefsten Tiefen des Dschun­gels. Da kann es schon mal vorkommen, dass unseren Kolleg:innen das Wieder­erkennen nicht leicht­fällt. So ging es ihnen auch mit Ewa.

Als unseren Beob­ach­tern neulich im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya, ganz in der Nähe des Lewun Kahio-Über­wa­chungs­camps, plötz­lich und uner­wartet ein erwach­senes Orang-Utan-Weib­chen über den Weg lief, konnten sie gar nicht so schnell schauen – da war der Wald­mensch auch schon wieder unter­ge­taucht im Dickicht des Waldes. Keine Chance, das Tier zu iden­ti­fi­zieren, geschweige denn, Beob­ach­tungen anstellen zu können. Also machte sich früh am nächsten Tag ein Team auf, um nach ihr zu suchen. 

Aufmerksam bei der Nahrungssuche
Aufmerksam bei der Nahrungssuche

Nachdem sie mehrere Sektoren abge­sucht hatten, fanden sie den geheim­nis­vollen Wald­men­schen im Sektor U. Und nach einem genaueren Blick stellten unsere Beob­ach­tungs­experten fest: Es ist Ewa. 

Zuhause im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya
Zuhause im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya

Seit fünf Jahren lebt das 13-jährige Orang-Utan-Weib­chen Ewa im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya in Zentral-Kali­mantan. Zuletzt ist sie unseren Mitarbeiter:innen Anfang 2019 vor die Kame­ra­linse gehuscht. Kein Wunder, dass die Beob­achter sie nicht sofort erkannt hatten. Denn Ewa ist erwachsen geworden und hat sich ganz schön verändert.

Ewa kurz vor ihrer Auswilderung 2016
Ewa kurz vor ihrer Auswil­de­rung 2016

Im August 2016 wurde Ewa zusammen mit ihrer Mutter Awa (23) bei unserer ersten Auswil­de­rung in den Natio­nal­park in die Frei­heit entlassen. Damals war Ewa acht Jahre alt und noch immer eng mit ihrer Mutter verbunden. Seitdem ist sie ein Stück gewachsen, ihr Haar ist länger und hat einen schönen rötlich-braunen Farbton. Und sie ist ein wilder, freier Orang-Utan. Ihr eigen­stän­diges, ruhiges Verhalten unter­scheidet sich deut­lich von der Zeit, als sie ausge­wil­dert wurde.

Ihr Fell ist dunkler, als bei ihrer Auswilderung
Ihr Fell ist dunkler, als bei ihrer Auswilderung

Während der Beob­ach­tungen zeigte sie sich aktiv und bewies umfang­reiche Fähig­keiten bei der Nahrungs­suche. Sie wurde dabei beob­achtet, wie sie Feigen, Pandanus-Knollen, Rattan-Triebe, das Kambium des Morang­baumes, verschie­dene Arten von Blät­tern, Termiten und Orchi­deen­blüten fraß.

Das Beob­ach­tungs­team behielt Ewa bis in die späten Abend­stunden im Blick, bis sie mit dem Bau ihres Schlaf­nests begann. Für das Team war es an der Zeit, ins Camp zurück­zu­kehren, um diese wunder­bare Entde­ckung mit dem ganzen Team zu teilen.

Erhol dich gut, Ewa, wir hoffen, wir sehen dich bald wieder!

 

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.

Die Beschützer und Gärtner des Regenwaldes

Die Beschützer und Gärtner des Regenwaldes

Orang-Utan-Schutz ist Arten- und Biodi­ver­si­täts­schutz. Doch warum gelten Orang-Utans als die Beschützer und Gärtner des Regen­waldes? Borneo ist ein Hotspot der Biodi­ver­sität. Hoher Arten­reichtum lässt sich beson­ders in der Nähe des Äqua­tors beob­achten. Wenn man die Erde betrachtet, so nimmt die Anzahl der Tier-und Pflan­zen­arten von den beiden Polen zum Äquator hin zu. Doch was macht die Äqua­tor­ge­biete so beson­ders? Im Gegen­satz zu arten­armen, von extremen Wetter­be­din­gungen geprägten Gegenden, wie Wüsten oder vereisten Gebieten, herr­schen in den Tropen­wäl­dern der Äqua­tor­ge­gend ganz­jährig relativ hohe Tempe­ra­turen. Dazu eine hohe Luft­feuchte und starke Nieder­schläge. Diese Bedin­gungen ermög­li­chen die Entste­hung von tropi­schen Regen­wäl­dern – dem soge­nannten Tropen­gürtel. Schät­zungen zufolge kommen in den Tropen­wäl­dern zwei Drittel aller auf der Erde lebenden Tier- und Pflan­zen­arten vor.

Ökosystem Regenwald

Der tropi­sche Regen­wald, die grüne Lunge der Erde, ist eine der letzten Zufluchts­stätten der Arten­viel­falt und spielt eine zentrale Rolle für das Ökosystem und unser Klima. Durch das faszi­nie­rende Zusam­men­spiel jedes einzelnen Teiles — von der kleinsten Mikrobe bis zu den größten Tieren wie Orang-Utan — wird ein empfind­li­ches Gleich­ge­wicht herge­stellt. Jedes Glied im Ökosystem Regen­wald ist wichtig, um die natür­liche Balance zu erhalten.

Orang-Utans sind Baumbewohner
Orang-Utans sind Baumbewohner

Je komplexer ein Lebens­raum struk­tu­riert ist, umso mehr ökolo­gi­sche Nischen für Pflanzen und Tiere sind vorhanden. Ein intakter Regen­wald besteht aus mehreren Schichten. Die oberste Schicht ist das Kronen­dach in rund 15 bis 45 Metern Höhe. Aus ihr ragen soge­nannte „Über­ständer“. Das sind Urwald­riesen, deren Stämme einen Durch­messer von mehreren Metern und eine Höhe von bis zu 60 Metern errei­chen können. Doch es geht noch höher. Im Regen­wald des Danum-Tals auf Borneo gibt es ein Gebiet, in dem einige der höchsten Bäume der Welt stehen – Der neue Welt­re­kord­halter unter den Regen­wald­bäumen (Stand 2019) ist ein Gelber Meran­ti­baum (Shorea fague­tiana) mit 100,8 Meter Höhe (1)!

Das dichte Kronen­dach schließt die Feuch­tig­keit unter sich ein. Die Stämme der Regen­wald­bäume sind daher aufgrund der hohen Luft­feuch­tig­keit von Epiphyten (Aufsit­zer­pflanzen), wie verschie­dene Brome­lien- oder Orchi­deen­arten, Lianen und Moosen bewachsen.
Das Blät­ter­dach ist so dicht, dass es nur relativ wenig Licht durch­lässt. Daher ist es darunter relativ wind­still und dämmrig. Nur ca. 1–2 % des Lichts erreicht den Boden, der mit Farnen, Pilzen und Blüten­pflanzen bewachsen ist. Junge Bäume können erst empor­wachsen, wenn eine Lücke im Blät­ter­dach entsteht und somit genug Licht zum Boden hin strahlt.

Gärtner des Regenwaldes

Orang-Utan heißt aus dem malai­ischen über­setzt „Mensch des Waldes“ – und diesen Namen haben sie nicht von unge­fähr. Orang-Utans verbringen die meiste Zeit hoch oben in den Bäumen. Wenn sich ein Orang-Utan fort­be­wegt, so bricht er dabei oft nebenbei morsche Äste von den Bäumen. Denn nur stabile Äste können, die bis zu 90kg schweren roten Menschen­affen sicher tragen. Auch der oft tägliche Bau ihrer Schlaf­nester hat einen posi­tiven Neben­ef­fekt. Das Abbre­chen der Äste als Bett­ma­te­rial reißt ein Loch in das Blät­ter­dach und bewirkt, dass auch die Boden­schicht nun mit Licht durch­flutet wird. So können junge Bäume schneller hoch­wachsen und einen Platz an der Sonne erreichen.

Orang-Utans bauen täglich ein neues Schlafnest
Orang-Utans bauen täglich ein neues Schlafnest

Da sich Orang-Utans haupt­säch­lich von Früchten ernähren und relativ große Reviere haben, tragen sie einen maßgeb­li­chen Teil zur Samen­ver­brei­tung bei. Stein­früchte, wie z.B. Mangos, werden oft mitsamt den Kernen verspeist (keine Sorge – die im Wald vorkom­menden Mango Arten sind nicht so groß wie die Kulturm­angos, die es bei uns zu kaufen gibt!). Nach der Darm­pas­sage landen die Kerne dann schließ­lich am Regen­wald­boden und können dort zu keimen beginnen. So tragen Orang-Utans sogar zur Wieder­auf­fors­tung des Regen­waldes bei.

Beschützer des Waldes

Orang-Utans gelten als „Umbrella species“ (Schirmart). Damit ist gemeint, dass durch den Schutz ihres Lebens­raumes auch auto­ma­tisch zahl­reiche andere Tier- und Pflan­zen­arten geschützt werden. Tiere, die in manchen Verbrei­tungs­ge­bieten der Orang-Utans zu finden sind, sind unter anderem:
—    der vom Aussterben bedrohte Nebel­parder (laut IUCN, der Roten Liste der gefähr­deten Tier­arten, ist die Groß­katze als gefährdet einge­stuft (2)),
—    der Borneo Zwerg­ele­fant (in einer Schät­zung von 2010 kam man auf nur noch ca. 2000 Tiere (3)),
—    verschie­dene klei­nere Prima­ten­arten wie der Borneo Gibbon (Status: gefährdet (4)),
—    Nashorn­vögel (Status: gefährdet (5)) und
—    Malai­en­bären (Status: gefährdet (6)).

Das Sumatra Nashorn, das kleinste und haarigste Nashorn der Welt, hat es leider nicht geschafft: Es gilt seit 2019 auf Borneo als ausge­storben. Des Weiteren werden indi­rekt auch eine große Anzahl von bedrohten Repti­li­en­arten, wie verschie­dene Geckos und Frösche, Vögel und andere Tier- und seltene ende­mi­sche Pflan­zen­arten, die nur in den Regen­wäl­dern Borneos vorkommen, geschützt. Das die roten Menschen­affen große Wald­ge­biete zum Über­leben benö­tigen, und es daher nötig ist, große Wald­flä­chen zu Schutz­wald umzu­wan­deln, ist für den Biodi­ver­si­täts­schutz von Vorteil.

Orang-Utan Schutz ist auch Klimaschutz

Beson­ders in den verblei­benden Moor­wälder auf Borneo sind enorme Mengen an Kohlen­stoff­di­oxid gebunden. Die Moor­wälder zu erhalten, ist daher wichtig, um der voran­schrei­tenden Klima­er­wär­mung gegen­zu­steuern und eines der letzten Verbrei­tungs­ge­biete der Orang-Utans zu erhalten.

Zahlen und Fakten

Im Jahr 2016 wurde der Borneo Orang-Utan von der IUCN (Inter­na­tional Union for Conser­va­tion of Nature) als “vom Aussterben bedroht” einge­stuft (zuvor “gefährdet”). Es wird geschätzt, dass die Popu­la­tion über drei Gene­ra­tionen hinweg um mehr als 75 Prozent zurück­ge­gangen ist (7). Haupt­gründe sind der schwin­dende Lebens­raum und die Beja­gung. Fast 90 % der Land­fläche von Indo­ne­sien waren bis vor kurzem noch von tropi­schem Regen­wald bedeckt. Von 1880 bis 1980 verlor Indo­ne­sien bereits 25 % seiner Wald­flä­chen (8). Die Entwal­dung schreitet unglaub­lich schnell voran – mit schlimmen Folgen für die Orang-Utans und die Arten­viel­falt auf Borneo. Hier sind zwei Karten von Borneo aus dem Jahr 2016, die im Wissen­schafts­ma­gazin Scien­tific Reports (9) veröf­fent­licht wurden.

Entwicklung der Entwaldung auf Borneo
Entwick­lung der Entwal­dung auf Borneo

In der linken Grafik sieht man, wie die Entwal­dung auf Borneo im Zeit­raum von 1973 bis Dezember 2015 alar­mie­rend schnell voran­schreitet. Dunkel­grüne Bereiche zeigen die zu diesem Zeit­punkt noch intakten Wälder an. In der rechten Grafik ist die Errich­tung neuer Palm­öl­plan­tagen ab 1970 darge­stellt. Rote und pinke Bereiche sind Plan­tagen, die erst kürz­lich, in den Jahren von 2010 bis 2015, errichtet wurden. Daraus wird deut­lich, wie stark die Palm­öl­in­dus­trie — und damit die Lebens­raum­zer­stö­rung — in den letzten Jahren zuge­nommen hat.

Mehr als 100.000 Borneo Orang-Utans sind zwischen 1999 und 2015 verschwunden (Voigt et al., 2018, Fach­zeit­schrift Current Biology 10). Leider sind nur ca. 20% des Regen­waldes in Sabah, im Norden Borneos, und ca. 80% des Regen­waldes in Kali­mantan, Zentral­borneo, geschützt (11). Aber es ist noch nicht zu spät, diese beson­deren und einzig­ar­tigen Tiere zu retten und vor dem Aussterben zu bewahren.

Eines unserer wich­tigsten Ziele ist es, mehr Regen­wald­flä­chen zu erwerben, und zu Schutz­wald für unsere Orang-Utans und andere seltene Tiere umzu­wan­deln. Helfen auch Sie, diesen faszi­nie­renden Lebens­raum und seine gewal­tige Arten­viel­falt zu erhalten und zu schützen. Jeder Beitrag hilft.

Refe­renzen:

1.    Shenkin A, Chandler CJ, Boyd DS, Jackson T, Disney M, Majalap N, Nilus R, Foody G, bin Jami J, Reynolds G, Wilkes P, Cutler MEJ, van der Heijden GMF, Burslem DFRP, Coomes DA, Bentley LP and Malhi Y (2019) The World’s Tallest Tropical Tree in Three Dimen­sions. Front. For. Glob. Change 2:32.

2.    Hearn, A., Ross, J., Brodie, J., Cheyne, S., Haidir, I.A., Loken, B., Mathai, J., Wilting, A. & McCarthy, J. (2015). Sunda clouded leopard, Neofelis diardi (errata version published in 2016). The IUCN Red List of Threa­tened Species 2015: e.T136603A97212874.

3.    Alfred R, Ahmad AH, Payne J, Williams C & Ambu L (2010) Density and popu­la­tion esti­ma­tion of the Bornean elephants (Elephas maximus borneensis) in Sabah. OnLine Journal of Biolo­gical Sciences 10: 92–102.

4.    Marshall, A.J., Nijman, V. & Cheyne, S.M. 2020. Bornean Gibbon, Hylo­bates muel­leri. The IUCN Red List of Threa­tened Species 2020: e.T39888A17990934.

5.    Bird­Life Inter­na­tional. (2020). Rhino­ceros horn­bill, Buceros rhino­ceros. The IUCN Red List of Threa­tened Species 2020: e.T22682450A184960407.

6.    Scotson, L., Fred­riksson, G., Augeri, D., Cheah, C., Ngopra­sert, D. & Wai-Ming, W. (2017). Sun bear, Helarctos mala­yanus (errata version published in 2018). The IUCN Red List of Threa­tened Species 2017: e.T9760A123798233.

7.    Ancrenaz, M., Gumal, M., Marshall, A.J., Meijaard, E., Wich , S.A. & Husson, S. (2016). Pongo pygmaeus. The IUCN Red List of Threa­tened Species 2016: e.T17975A17966347.

8.    Richards J.F., Flint E.P. (1994) A Century of Land-Use Change in South and Southeast Asia. In: Dale V.H. (eds) Effects of Land-Use Change on Atmo­spheric CO2 Concen­tra­tions. Ecolo­gical Studies (Analysis and Synthesis), vol. 101. Springer, New York, NY.

9.    David L. A. Gaveau, Douglas Sheil, Husna­yaen, Mohammad A. Salim, Sanji­wana Arja­s­akusuma, Marc Ancrenaz, Pablo Pacheco & Erik Meijaard (2016) Rapid conver­sions and avoided defo­re­sta­tion: exami­ning four decades of indus­trial plan­ta­tion expan­sion in Borneo. Scien­tific Reports, 6:32017.

10.    Maria Voigt, Serge A. Wich, Marc Ancrenaz, …, Jessie Wells, Kerrie A. Wilson, Hjalmar S. Kühl (2018) Global Demand for Natural Resources Elimi­nated More Than 100,000 Bornean Oran­gutans. Current Biology 28, 761–769.

11.    Wich, S.A., Gaveau, D., Abram, N., Ancrenaz, M., Baccini, A. et al.. (2012) Under­stan­ding the impacts of land-use poli­cies on a threa­tened species: is there a future for the Bornean oran­gutan? PLoS One 7(11): e49142.

 

Orang-Utans sind eine außer­ge­wöhn­liche Spezies

Orang-Utans sind eine außer­ge­wöhn­liche Spezies

Man muss kein Lego-Fan sein, um sich von den lebens­nahen Modellen des Künst­lers Felix Jaensch faszi­nieren zu lassen. Uns haben natür­lich vor allem seine realis­ti­schen Orang-Utan-Skulp­turen begeis­tert – zumal wir wissen, wie schwierig es sich gestaltet, die ausdrucks­starken Gesichter natür­lich abzu­bilden. So haben wir beim Künstler nach­ge­fragt, wie er eigent­lich auf den Orang-Utan kam und was ihn an den Tieren so inspiriert.

Herr Jaensch, Sie haben (fast) lebens­große, sehr beein­dru­ckende Modelle von Orang-Utans aus Lego gebaut. Wieso ausge­rechnet von diesen Tieren?
Ich habe zwar schon viele verschie­dene Tiere gebaut, aber ich finde Orang-Utans beson­ders inter­es­sant und sympa­thisch. Daher wollte ich unbe­dingt ein großes Modell von diesen Tieren bauen.

Und wieso nutzen sie ausge­rechnet eckige Plas­tik­steine, um Ihre Skulp­turen zu erstellen?
Die meisten kennen Lego vor allem aus ihrer Kind­heit. Aller­dings ist Lego auch ein sehr gutes (und benut­zer­freund­li­ches) Medium, um Plas­tiken zu erstellen. Es ist jedoch sehr heraus­for­dernd, orga­ni­sche Formen mit eckigen Steinen zu schaffen. Mich reizt diese Heraus­for­de­rung. Und mich faszi­niert das ganz­heits­psy­cho­lo­gi­sche Phänomen, das unser Gehirn, unge­achtet aller Ecken und Kanten, das Ergebnis zu einem sinn­vollen orga­ni­schen Bild zusammenfügt.

Legosteine zum Leben erweckt
Lego­steine zum Leben erweckt

Was faszi­niert Sie an Orang-Utans?
Mich faszi­nieren gene­rell intel­li­gente Tiere. Vom Kopf­füßer bis zum Raben­vogel. Aller­dings sind Orang-Utans eine außer­ge­wöhn­liche Spezies. Selbst unter den Primaten. Insbe­son­dere die tech­ni­sche Intel­li­genz ist ganz beson­ders ausge­prägt. Ihre Neugier und die Fähig­keit zur Anti­zi­pa­tion sowie zur Problem­lö­sung sind bemer­kens­wert. Aller­dings mag ich Orang-Utans auch wegen ihres Sozi­al­ver­hal­tens. Natür­lich ist das aggres­sive Poten­tial bei Menschen und anderen Primaten manchmal ein evolu­tio­närer Vorteil. Aller­dings finde ich das Wesen des Orang-Utans sehr viel sympathischer.

Wie lange arbeiten Sie an einem so großen Modell? Und was sind die größten Herausforderungen?
Ich brauche Monate für ein großes Projekt. Die effek­tive Zeit kann ich nicht benennen.
Da ich kein Digi­tal­pro­gramm benutze, ist die Form zunächst gene­rell ein Problem. Man kann sagen, dass ich jedes Körper­teil mindes­tens zweimal gebaut habe, bis ich zufrieden bin. Aller­dings machen mir die Maße beson­ders zu schaffen. Ich versuche mitt­ler­weile immer in Origi­nal­größe zu bauen. Dafür braucht man relativ eindeu­tige Maßan­gaben. Diese sind jedoch schwer zu recher­chieren und auch schwer umzu­setzen. Meis­tens gibt es nur Angaben zur Kopf-Rumpf­länge. Häufig nicht einmal das! Ich muss sehr viel abschätzen. Außerdem bin ich auf die Form und Größe der Steine zurück­ge­worfen. Da muss ich manchmal Kompro­misse machen. Am Ende zählt der Gesamteindruck.

Die Natur zum Vorbild
Die Natur zum Vorbild

Was sind Ihre Vorlagen? Wie gehen Sie so ein Projekt an?
Wenn ich eine Idee für ein Modell habe, sammle ich Fotos aus Büchern und dem Internet. Ich suche verschie­dene Quellen mit Größen­an­gaben. Aber die sind, wie bereits gesagt, meis­tens unbe­frie­di­gend. Manchmal fertige ich auch einfache, lebens­große Skizzen an, um die Propor­tionen einzu­schätzen. Die endgül­tige Haltung und die Größe können aber während des Entste­hungs­pro­zesses leicht abweichen.

Wir haben gelesen, dass Sie Ihre Tier- und Mensch­mo­delle mit dem Gesicht starten. Warum bauen Sie nicht von unten nach oben?
Von unten nach oben zu bauen macht natür­lich Sinn, wenn man eine Anlei­tung hat. Aber ich stehe erst einmal vor dem „Nichts“ und muss einen Anfang finden. Also fange ich mit dem Wich­tigsten an. Wenn das dann nicht funk­tio­niert, brauche ich gar nicht erst weiter­zu­ma­chen. Und das Gesicht, insbe­son­dere die Augen, sind für uns Menschen nun mal am wich­tigsten, um das Gegen­über als Lebe­wesen wahrzunehmen.
Der Rest wächst dann meis­tens von oben nach unten. Ich schätze dabei die Größe und die Propor­tion anhand der bereits gebauten Partien ab. 

Das Modell ist fast lebensgroß
Das Modell ist fast lebensgroß

Von anderen Künst­lern hören wir immer wieder, wie schwierig es ist, gerade einen Orang-Utan ausdrucks­stark abzu­bilden. Können Sie davon auch ein Lied­chen singen?
Ehrlich gesagt nicht. Wenn man sich mit der Spezies beschäf­tigt und genau hinsieht, gibt es eigent­lich keinen Unter­schied zu der Darstel­lung von anderer Primaten. Alle haben eine spezi­fi­sche Physio­gnomie und eine typi­sche Mimik. Aller­dings sehe ich mir fast jeden Tag Bilder von Primaten und insbe­son­dere Orang-Utans an. Viel­leicht habe ich daher mehr Erfahrung. 

Bauen Sie nur zum Spaß und Zeit­ver­treib oder haben Sie eine Intention? 
Ich bin Künstler, daher ist das Bauen mit Lego­steinen mitt­ler­weile sehr viel mehr als ein Zeit­ver­treib. Meine Inten­tion ist es haupt­säch­lich Werke zu schaffen, die die Menschen faszi­nieren und unter­halten. Wenn ich dabei das Inter­esse für Zoologie wecke oder stärke, finde ich das sehr gut. Wenn ich sie auf die Bedro­hung von Orang-Utans aufmerksam machen sollte, umso besser! Aber ich möchte mit meiner Kunst nicht aufdring­lich sein. Ich habe eine Abnei­gung gegen Kunst, die dem Publikum eine Aussage aufdrängt. Das finde ich mehr als anma­ßend. Sogar respektlos, wenn sich der Künstler dabei für die hand­werk­li­chen Ausfüh­rung noch nicht einmal Mühe gibt und die Schöp­fungs­höhe allein in der Meta­ebene sieht.

Stellen Sie Ihre Modelle auch aus? Kann man sie irgendwo in natura bewundern?
Zurzeit nicht. Mal sehen, ob es viel­leicht nächstes Jahr die Möglich­keit gibt.

Stehen Sie in Kontakt zum Lego-Konzern? Haben die Inter­esse, Ihre Modelle in Parks, Läden o. ä. auszustellen?
Ich bin freier Künstler und habe bisher keinen Kontakt zum Legokonzern. 

Was sind Ihre nächsten Baupläne?
Ich habe noch einige unvoll­endete Projekte. Zum Beispiel einen Marabu, einen Kolk­raben und mehrere Personen. 

Bei so großen Modellen braucht man ja tausende von Steinen. Und sind sie fertig, nehmen sie viel Raum in der Wohnung ein. Wie muss man sich das bei Ihnen vorstellen? Begegnet man in Ihrer Wohnung überall Affen, Vögeln, Hunden und anderen Lego-Objekten? Oder nehmen Sie die Modelle nach einiger Zeit wieder auseinander?
Ich habe tatsäch­lich viele meiner Modelle hier in der Wohnung stehen. Teil­weise erin­nert es an Taxi­dermie. Wenn ich ein Modell voll­endet habe, nehme ich es in der Regel nicht mehr auseinander.
Ich bin jedoch selten endgültig mit einem Modell zufrieden. Daher kann es sein, dass ich später noch kleine Verän­de­rungen vornehme.

Noch mehr Modelle von Felix Jaensch können auf seiner Website und auf seinem Insta­gram-Profil bewun­dert werden.

 

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.