Jeni, unsere furcht­lose Baumkönigin

Jeni, unsere furcht­lose Baumkönigin

Sich von Ast zu Ast zu hangeln ist für Jeni das Größte! Geschickt und ohne Angst erklimmt das zwei­jäh­rige Orang-Utan-Mädchen bereits Bäume, die fünf Meter und höher sind. Die Vorfreude auf das Klet­tern beginnt für Jeni schon auf dem Weg in die Wald­schule. Jeden Morgen klet­tert sie flink und ganz aufge­regt in die Schub­karre, mit der die kleinen Wald­schü­le­rinnen und Wald­schüler in den Wald gefahren werden. Immer an ihrer Seite: Alexander.

Der Anfang war schwer

Jeni und Alex­ander sind vor über einem Jahr gemeinsam in unser Rettungs­zen­trum gekommen. Sie waren in einem besorg­nis­er­re­genden Zustand. Jeni litt spürbar unter dem Verlust ihrer Mutter, sie schien trau­ma­ti­siert. Ihre Haut war trocken, kleine Wunden an Rücken und Beinen machten ihr sehr zu schaffen. Auch der etwa einen Monat jüngere Alex­ander hatte zahl­reiche Wunden, sein Haar war verfilzt und er wirkte sehr verängs­tigt. Die beiden gewöhnten sich langsam anein­ander und hielten auch zusammen, als sie nach der gemein­samen Quaran­täne und dem Kinder­garten in die Wald­schule kamen. Jetzt sind sie prak­tisch unzertrennlich.

Jeni und Alex­ander entde­cken den Wald

Auf Bäume zu klet­tern war für Jeni schon immer das Größte! Obwohl sie im Vergleich zu den anderen noch ein rela­tiver Neuling in der Gruppe ist, sind ihre Klet­ter­künste schon jetzt beein­dru­ckend. Alex­ander folgt ihr meist dicht auf den Fersen. Auch fünf Meter hohe Bäume machen den beiden keine Angst. Für ihr Alter erfor­dert das viel Übung und Mut.

Doch vor einiger Zeit wurde dann aus Mut wohl Übermut. Als Jeni und Alex­ander ausge­lassen in den Bäumen spielten, verlor Jeni plötz­lich den Halt und rauschte ohne eine Chance, den Fall aufzu­halten, durch die Blätter nach unten. Auf ihr kleines Krei­schen folgte ein leiser Aufprall auf dem weichen Wald­boden. Die Baby­sit­terin eilten erschro­cken sofort herbei, um nach Jeni zu schauen. Alex­ander saß noch immer hoch oben im Baum. Er und die anderen kleinen Orang-Utans waren ganz still.

Die erste Unter­su­chung ergab, dass Jeni unver­letzt schien. Um sicher­zu­gehen, brachte ihre Baby­sit­terin sie jedoch direkt in die Klinik, um sie von einem Tier­arzt genauer unter­su­chen zu lassen. Dann die Erleich­te­rung: Jeni hatte keine Verlet­zungen davon­ge­tragen und auch der kurze Schock war schnell über­wunden. Also ab zurück in den Wald!

Als wäre nichts gewesen, erklomm Jeni mutig und furchtlos den nächsten Baum. Bis ganz nach oben in die Baum­krone. Sie verlang­samte nicht einmal ihr Tempo, als sie sich flott von einem Baum zum anderen hangelte. Es schien ganz so, als hätte ihr die Erfah­rung des Sturzes geholfen, ihr Gleich­ge­wicht zu verbes­sern und ihr Vertrauen in das schwie­rige Gelände zu stärken. Ein wich­tiger Lernschritt.

Hoch in den Bäumen fühlt sich Jeni wohl
Hoch in den Bäumen fühlt sich Jeni wohl

Wohl­ver­diente Erschöp­fung, wenn es auf die Nacht zugeht

So viel Über­schwang braucht auch mal Pause. Wenn Jeni abends wieder im Baby­haus ist, zeigt sie sich von einer ganz anderen Seite. Dann sucht sie die Nähe der Baby­sit­te­rinnen, möchte die ganze Zeit auf dem Arm sitzen und ruft oft nach Milch. Meist schläft sie dann vor allen anderen ein. Ihre aufre­genden Aben­teuer um Wald fordern eben viel Energie.

Ruh dich aus und schlaf gut, liebe Jeni. Damit Du genug Energie für einen weiteren Tag voller Entde­ckungen und Über­ra­schungen im Wald hast.

 

Helfen Sie mit und werden zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans und ihrem Lebens­raum. Jeder Beitrag hilft.

Prima­ten­for­schung — Eine Domäne starker Frauen

Menschen­affen teilen circa 96 Prozent ihrer DNA mit dem Menschen, doch noch vor einem halben Jahr­hun­dert war kaum etwas über sie bekannt. Bis drei starke Frauen namens Jane Goodall, Dian Fossey und Birute Galdikas mit Unter­stüt­zung des kenia­ni­schen Paläo­an­thro­po­logen Louis Leakey die Prima­ten­for­schung begrün­deten. Jahr­zehnte später treten Julia Badescu, Nadia Niyo­ni­zeye und Ruth Linsky in Ruanda, Uganda und Borneo in ihre Fußstapfen.

Der Zwei­teiler erzählt die Geschichte von drei Pionie­rinnen der Prima­ten­for­schung — Jane Goodall, Dian Fossey und Birute Galdikas -, die vor über einem halben Jahr­hun­dert das Verhalten der großen Menschen­affen erforschten. Heute setzen in Ruanda, Uganda und Borneo drei junge Frauen ihre Arbeit fort: Julia Badescu, Nadia Niyo­ni­zeye und Ruth Linsky. Der Zwei­teiler erzählt die Geschichte von drei Pionie­rinnen der Prima­ten­for­schung — Jane Goodall, Dian Fossey und Birute Galdikas -, die vor über einem halben Jahr­hun­dert das Verhalten der großen Menschen­affen erforschten. Heute setzen in Ruanda, Uganda und Borneo drei junge Frauen ihre Arbeit fort: Julia Badesco, Nadia Niyo­ni­zeye und Ruth Linsky.

Planet ohne Affen

Kleine Schim­pansen und Orang-Utans sind beliebt, Promis und Influencer posieren mit ihnen auf Insta­gram. Und auch die welt­weiten Zoos sind immer inter­es­siert an neuem Nach­schub. Doch woher kommen die Tiere?

Reporter Michel Abdol­lahi macht sich auf die Suche nach welt­weiten Netz­werken des krimi­nellen Affen­han­dels. Im kongo­le­si­schen Regen­wald sucht er die letzten Bonobos und erhält am Rande eines Marktes ein ille­gales Angebot. Händler wollen ihm ein Jung­tier verkaufen. Solche Geschäfte sind hier schon fast alltäg­lich. Auch in Thai­land wird Abdol­lahi Zeuge eines ille­galen Tier­raubs. In einem Zoo, der auf dem Dach eines Kauf­hauses unter­ge­bracht ist, entdeckt er einen streng geschützten Bonobo. Es ist eine kleine Sensa­tion. Sogar die berühmte Prima­ten­for­scherin Jane Goodall reist an und zeigt sich erschüt­tert: Bonobos sind vom Aussterben bedroht. Fast überall auf der Welt findet Abdol­lahi Unre­gel­mä­ßig­keiten. In China fahndet er nach vier Gorillas, deren Spur sich verloren hat. Und in den USA trifft er auf den berühmten Tier­guru Doc Antle, der nicht erklären kann, woher er seine Schim­pan­sen­babys hat. Warum ist dies alles möglich? Das inter­na­tio­nale Vertrags­werk CITES soll bedrohte Tier­arten schützen. Doch das Abkommen ist offenbar viel­fach wirkungslos. Das zeigt sich auch im Fall des geklauten Bonobos. Trotz der Meldung an die CITES-Leitung lebt das Tier bis heute in Gefan­gen­schaft. Er ist eines von tausenden Opfern des ille­galen Handels mit unseren nächsten Verwandten in der Natur.

Elst­ners Reisen

Mode­rator Frank Elstner hatte den Tier­schützer Willie Smits in seiner Sendung „Menschen der Woche“ kennen­ge­lernt und verspro­chen, einmal selbst nach Indo­ne­sien zu kommen, um die Situa­tion der Orang-Utans vor Ort zu erleben. Es sollte eine der span­nendsten und emotio­nalsten Reisen seines Lebens werden.

Mehr als drei Wochen begleitet er den Tier- und Natur­schützer Willie Smits durch Indo­ne­sien, immer auf der Spur der Orang-Utans. Die Route führt von Java über Sula­wesi bis nach Borneo — der natür­li­chen Heimat der Orang-Utans. Der Mode­rator lernt dabei Menschen kennen, die ihr Leben dem Schutz der seltenen Menschen­affen widmen, bekommt aber auch Einblicke in die großen Probleme des Landes und die damit verbun­denen Schick­sale der Orang-Utans. Einen beson­deren Orang-Utan begleitet er auf dem Weg zurück in die Frei­heit. „Einer der schönsten Momente meines Lebens“, sagt Frank Elstner sicht­lich berührt bei 40 Grad im Schatten mitten im Dschungel von Borneo.

Beim Essen hört die Freund­schaft auf

Beim Essen hört die Freund­schaft auf

Jede Freund­schaft kennt Höhen und Tiefen. Das gilt auch für Freund­schaften zwischen Orang-Utans. Desi und Kimi, zwei Orang-Utans, die auf der Insel Juq Kehje Swen in Ost-Kali­mantan leben, sind gute Freun­dinnen, die aber auch dafür bekannt sind, dass sie sich gele­gent­lich streiten. So wie neulich. Worum es dabei ging? Das haben uns die Kolleg:innen vor Ort berichtet. 

Die bewal­dete, 82,85 Hektar große Voraus­wil­de­rungs­insel Juq Kehje Swen liegt etwa zehn Kilo­meter von unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen entfernt. Aktuell ist Desi ist der einzige reha­bi­li­tierte Orang-Utan, der hier die Wald­uni­ver­sität besucht. Kimi hingegen ist ein wilder Orang-Utan aus der Gegend, der eines Tages auf die Insel gelangen konnte und seither dort lebt.

Die Beob­ach­tungen unserer Kolleg:innen auf der Insel deuten darauf hin, dass die beiden Orang-Utan-Weib­chen eine enge Freund­schaft geschlossen haben. Wenn Desi frisst, nähert sich Kimi oft in der Hoff­nung, etwas von Desis Futter abzu­be­kommen. Dem kommt Desi meist gerne nach und teilt ihr Futter freund­schaft­lich mit Kimi.

Desi und Kimi - eine Freundschaft mit Vorteilen für beide
Desi und Kimi — eine Freund­schaft mit Vorteilen für beide

Desi ärgert sich jedoch über die neugie­rigen Makaken, die auch im Wald leben. Diese schon berüch­tigten Affen stehlen Desis Futter oftmals, vor allem wenn sie in Gruppen unter­wegs sind. Aller­dings trauen sie sich das nicht, wenn Kimi in der Nähe ist. Denn sie haben gelernt, dass mit Kimi nicht zu spaßen ist. Sie wird aggressiv, sobald sie die Maka­ken­bande sieht. 

 

Freund­schaft mit Vorteilen

Desi erkundet oft gemeinsam mit Kimi die Insel. Wir vermuten, dass Desi von Kimi den einen oder anderen Trick zum Über­leben im Wald gelernt hat. Das erkennt man an der zuneh­menden Viel­falt an natür­li­cher Nahrung, die Desi in letzter Zeit zu sich nimmt. Unser Team hat Desi zum Beispiel beob­achtet, wie sie Trau­ben­feigen (Ficus race­mose) verspeist hat. Das hatten wir zuvor noch nie gesehen. Denn Desi hat sich haupt­säch­lich von den Früchten ernährt, die das Team zweimal täglich auf die Insel bringt. 

Doch neulich kam es zum Streit zwischen den Freun­dinnen. Unser Team beob­ach­tete Desi, wie sie einige Bananen verschlang, die das Team zur Futter­platt­form gebracht hatte. Kimi sah aus der Ferne zu. Während Desi am Futtern war, schwang sich Kimi zu ihr hinüber und schnappte ihr schnell eine Banane aus der Hand. Da sie noch viele Bananen in der Hand hatte, reagierte Desi zunächst gelassen. 

Aber Kimi schien ziem­lich hungrig zu sein. Sie verschlang die Banane schnell und schnappte sich dann eine weitere aus Desis Händen. So ging das noch einige Male, bis Desi schließ­lich die genug hatte. Sie zwickte Kimi in den Arm, um sich zu rächen. Das hielt Kimi aber nicht auf und sie griff frech nach einer weiteren Banane. Da schlug Desi Kimi so fest auf den Arm, dass sie vom Ast abrutschte.

Ärger unter Freundinnen
Ärger unter Freundinnen

Doch Kimi gab nicht auf! Erneut versuchte sie, Desi noch mehr Futter abzu­luchsen. Und plötz­lich verwi­ckelten sie sich in einen Ring­kampf, bei dem beide versuchten, schnell alles zu verschlingen, was sie in die Finger bekamen, bis alles weg war! Da es nichts mehr zu essen gab, war der Kampf schnell beendet. 

Kaum war alles bis auf die letzte Banane verschlungen, ließ Kimi Desi allein zurück und schwang sich in den Wald auf. Desi versuchte noch, Kimi zu folgen. Aber weder Desi noch unsere Team­mit­glieder konnten mit dem wilden Weib­chen nicht Schritt halten. Bald verloren wir sie aus den Augen. 

Ganz schön frech von Kimi, sich das Futter zu schnappen und dann wegzu­laufen. Aber sicher wieder eine gute Lektion für Desi, die sie auf ihr Leben im Regen­wald vorbe­reiten wird. Und trotz dieser diebi­schen Mätz­chen: Die Freund­schaft der beiden Weib­chen hält. Ungebrochen.

Möchten Sie einen Orang-Utan auf dem Weg in die Frei­heit unter­stützen und begleiten? Dann über­nehmen Sie doch eine Patenschaft.