Ein Thriller für die Orang-Utans

Ein Thriller für die Orang-Utans

In den Sozialen Medien ist Ute Bareiss als „Welten­bum­melnde Autorin“ bekannt. Mit ihrem Mann umse­gelt sie auf ihrem Kata­maran Taimada seit 2002 die Welt. Bücher­freunde kennen sie als Thril­ler­au­torin U. T. Bareiss oder unter dem Pseud­onym Helen Paris, unter dem sie Wohl­fühl­ro­mane veröf­fent­licht. Zuletzt erschien ihr Umwelt­thriller „Green Lies – Tödliche Ernte“, der auf Borneo spielt und mit dem die Autorin BOS Deutsch­land unter­stützt. Darüber haben wir mit Ute Bareiss gesprochen.

Frau Bareiss, worum geht es in Ihrem aktu­ellen Thriller?
Um grüne Lügen, Betrug und skru­pel­lose Macher, die für Macht und Geld vor nichts zurück­schre­cken. Und darum, wie wichtig es ist, den Regen­wald zu schützen, der die Heimat für solch eine viel­fäl­tige Tier- und Pflan­zen­welt bietet. Es geht aber auch darum, dass man seine eigene Einstel­lung immer wieder über­denken muss und dass es nie zu spät ist, sich auf die rich­tige Seite zu begeben und Gerech­tig­keit zu suchen.

Buchcover Green Lies

Darum geht es in „Green Lies“:

Der Jurist David Kepler wähnt sich beruf­lich am Ziel, als er eine Spit­zen­po­si­tion bei Global Green Palm Oil erhält, die stolz ihr grünes Label für Nach­hal­tig­keit trägt und ihre Mitar­beiter in Luxus hüllt. In Borneo ange­kommen mehren sich jedoch die Zweifel an der Serio­sität des milli­ar­den­schweren Konzerns. Bei einem Ausflug trifft er auf die Leiterin der Orang-Utan-Reha­bi­li­ta­ti­ons­sta­tion Floriana Anders, die sich mit Leib und Seele für ihre Schütz­linge einsetzt und dafür alles riskiert. Sie wirft seiner Firma Betrug und skru­pel­lose Machen­schaften vor. Zusammen mit ihr forscht David nach und bringt sich damit in höchste Lebensgefahr.

Vielen Dank, dass Sie den Orang-Utans und ihren Bedro­hungen diese Bühne schenken. Wie kamen Sie eigent­lich auf das Thema?
Im Rahmen unserer ersten Welt­um­se­ge­lung haben wir 2012 auch Indo­ne­sien bese­gelt und in dem Zug Borneo erforscht. Schon bei der Ankunft stießen wir auf Fracht­schiffe, die bis oben hin mit Holz­stämmen beladen waren. Die Hänge waren kahl, in der Luft hing der Smog des bren­nenden Regen­waldes.
Wir besuchten die Orang-Utan-Station Tanjung Puting in Zentral-Kali­mantan und sahen unsere ersten Orang-Utans. Der Gedanke, dass es diese wunder­vollen Tiere bald nicht mehr gibt, wenn wir Menschen so weiter­ma­chen, war mir unerträglich.

Ute Bareiss betrachtet Orang-Utan
Erste Begeg­nung mit Orang-Utans auf Borneo: Ute Bareiss in Tanjung Puting © Ute Bareiss

Das Thema Regen­wald­ab­hol­zung und Palmöl hatte mich schon immer inter­es­siert, aber wenn man die Auswir­kungen mit eigenen Augen sieht, wird das Bedürfnis, etwas dagegen zu unter­nehmen, brennend.

Was war es, was Ihre Faszi­na­tion für Orang-Utans ausge­löst hat?
Ich liebe ihre Empa­thie, ihre Fürsorge, ihre Sanft­heit und ihre Klug­heit. Selbst zu sehen, wie sie Werk­zeuge nutzen, ist wirk­lich beein­dru­ckend. Von der Nutzung von Kräu­tern als Medi­ka­mente ganz abge­sehen. Sie sind so stark, könnten sich gegen uns Menschen zur Wehr setzen, aber sie sind so fried­lie­bend. Wenn man ihnen einmal in die sanften braunen Augen schaut, muss man einfach sein Herz verlieren.

Ihre Reise nach Borneo liegt zwölf Jahre zurück. Seither spielten Sie mit dem Gedanken, das Land zum Schau­platz einer Ihrer Bücher zu machen. Wieso hat es so lange gedauert, den Plan umzu­setzen?
Zum einen ging die Recherche wirk­lich an die Substanz. Nicht nur, was wir Menschen mit den Wäldern machen. Auch wie die Orang-Utans behan­delt werden – man nimmt ihnen nicht nur ihre Heimat im Regen­wald, sondern sie werden zur Bespa­ßung in enge Käfige gesperrt oder in Vergnü­gungs­parks ausge­beutet. Es ist so grausam.
Zum anderen hat es auch so lange gedauert, weil ich zuerst andachte, einen Verlag für das Buch zu begeis­tern. Obwohl ich extra versucht habe, das Thema in eine span­nende Hand­lung zu packen, die auch Lesende fesselt, deren Haupt­in­ter­esse nicht im Umwelt­schutz liegt, waren die Verlage zöger­lich. Der Schau­platz Borneo war ihnen zu exotisch, sie fürch­teten, dass das Thema Palmöl zu wenige Fans findet.
Nun liegt es also an mir, ein größeres Inter­esse zu wecken. Zum Glück zeigen die ersten Rück­mel­dungen, dass das Thema durchaus auch ein brei­teres Inter­esse wecken kann.

Frau auf Katamaran liest Buch
Auf dem Kata­maran Taimada umse­geln Autorin Ute Bareiss und ihr Mann seit 2002 die Welt © Ute Bareiss

Wie verlief Ihre Recherche?
Nach unserem ersten Besuch auf Borneo habe ich über Orang-Utans recher­chiert und bin auf Willie Smits und Borneo Oran­gutan Survival gestoßen. Ich wurde sofort Förder­mit­glied bei BOS, verfolgte gespannt alle Berichte über Auswil­de­rungen und die Orang-Utans. Wir sind dann noch­mals von Thai­land aus zur Recherche nach Ost-Kali­mantan gereist. Wir besuchten einige Natio­nal­parks, wie den Wehea Natio­nal­park, sahen auch Orang-Utans in der Wildnis im Kutai Natio­nal­park und verbrachten einige Zeit in der BOS-Orang-Utan-Reha­bi­li­ta­ti­ons­sta­tion Samboja Lestari. Auch ein Dorf der Dayaks, der Urein­wohner, besuchten wir und durften (als einzige auswär­tige Gäste) bei einem ihrer größten jähr­li­chen Feste, einer Art Ernte­dank­fest, mitfeiern. Die Gast­freund­schaft ist unglaublich.

Orang-Utan, Regenwald, Menschen
Bei der Recherche für ihr Buch besuchte Ute Bareiss (im Foto rechts) auch das BOS-Rettungs­zen­trum Samboja Lestari © Ute Bareiss

Was hat Sie dazu bewogen, gerade BOS zu unter­stützen?
Bei unserem ersten Besuch in Tanjung Puting waren wir den Orang-Utans ganz nah, sie liefen frei auf der Station herum. Das ist natür­lich span­nend, dennoch war mir das Ganze zu sehr auf Tourismus ausge­richtet, vor allem, als auch noch ein Boot voller Kreuz­fahrt­tou­risten eintraf. Als ich von BOS las, dass hier der Fokus tatsäch­lich auf der Rettung der Orang-Utans liegt, war mir das doch viel sympa­thi­scher.
In Samboja Lestari gibt es den nötigen Abstand zu den Tieren, und das ist gut so. Gerade diese Distanz hat mir diese so wert­volle Arbeit noch nähergebracht.

Wie unter­stützen Sie BOS ganz konkret?
Zum einen durch die Förder­mit­glied­schaft. Zum anderen mache ich bei meinen Lesungen, Bilder­vor­trägen und Events, sowie auf Social Media, auf BOS und die wert­volle Arbeit aufmerksam. Es sind auch gemein­same Aktionen, wie Anteile an den Buch- bzw. Hörbuch­ver­käufen geplant.
In meinem Buch gibt es ein Nach­wort von Daniel Merdes, dem Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land, sowie ein Bonus­ka­pitel von BOS. Und auch das Logo prangt auf dem Buch.

Hatten Sie reale Vorbilder für Ihre Prot­ago­nisten in „Green Lies“?
Die mensch­li­chen Prot­ago­nisten selbst ähneln nicht wirk­lich realen Personen, „meine“ Orang-Utan-Reha­bi­li­ta­ti­ons­sta­tion Kampung Kera (Dorf der Affen) habe ich jedoch nach dem Vorbild von Samboja Lestari gestaltet. Und all diese Menschen, die sich so selbstlos für den Schutz der Tiere und des Regen­walds einsetzen, und manchmal dabei ihr eigenes Leben gefährden, gibt es irgendwo in der Realität auf irgend­eine Art.
Leider sind auch viele der so grau­samen Orang-Utan-Schick­sale in „Green Lies – Tödliche Ernte“ wahren Bege­ben­heiten nach­emp­funden. Zur Recherche diente mir hier das ganz groß­ar­tige (leider vergrif­fene) Buch „Die Denker des Dschun­gels“, bei der auch Willie Smits mitge­schrieben hat. Die Grau­sam­keit macht so betroffen und weckte in mir das tiefste Bedürfnis, ein größeres Publikum darauf aufmerksam zu machen.

Es soll eine Fort­set­zung von „Green Lies“ geben. Wird auch die auf Borneo spielen?
Ja, es soll weitere Borneo-Thriller geben, zwei Folge­bände sind fix in Planung. Leider gibt es noch viele Themen, bei denen die Natur auf grau­same Weise zerstört wird. Natür­lich wird auch die Orang-Utan-Reha­bi­li­ta­ti­ons­sta­tion „Kampung Kera“ mit Floriana Anders und dem Juristen David Kepler auf der Suche nach Gerech­tig­keit eine große Rolle spielen.

Vielen Dank an Ute Bareiss für dieses wunder­bare Buch und die Möglich­keit, damit noch mehr Menschen auf das Schicksal der vom Aussterben bedrohten Orang-Utans aufmerksam zu machen.

„Green Lies – Tödliche Ernte“ gibt es als E‑Book, Taschen­buch und gebun­denes Buch (ISBN 978–94037-4701–9). Das Hörbuch folgt am 15.08. bei Audio4you.

Auch Sie möchten unsere Arbeit mit einer beson­deren Spen­den­ak­tion unter­stützen? Dann melden Sie sich gern bei uns. Wir freuen uns auf Ihre Ideen.

Hoff­nungs­voll ins Aben­teuer Regen­wald gestartet

Hoff­nungs­voll ins Aben­teuer Regen­wald gestartet

Im Dezember 2023 machten wir acht Orang-Utans ein verfrühtes Weih­nachts­ge­schenk: Die Frei­heit im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya. Nach vielen Jahren der Reha­bi­li­ta­tion in unserem Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng dürfen sie hier nun endlich das wilde Orang-Utan-Leben auskosten. Unsere Ranger waren ihnen in den ersten Monaten dicht auf den Fersen und haben uns von einigen ihrer Beob­ach­tungen berichtet.

Die Auswil­de­rung Ende 2023 war eine ziem­liche Heraus­for­de­rung, da das Team die Orang-Utans damals an zwei verschie­dene Auswil­de­rungs­orte im Natio­nal­park brachte. Eine Gruppe wurde ans Bemban-Becken gebracht, die zweite ans Hiran-Becken.

Boot auf Fluss im Regenwald mit Orang-Utan-Transportboxen
Auf dem Wasserweg schip­perten die Orang-Utans der Frei­heit entgegen

Für Cinta, Liti, Ojes und Wanto öffneten wir die Trans­port­boxen am Bemban-Fluss. Unmit­telbar danach kehrte das Auswil­de­rungs-Team zum Camp zurück. Denn dort warteten Fajar, Tomang, Lala und Fathia schon sehn­süchtig auf ihren großen Augenblick.

Unsere Beob­ach­tungs­teams, die das ganze Jahr im Regen­wald verbringen, um unseren Orang-Utans auf der Spur zu bleiben, konnten vor allem mit Fajar und Tomang einiges erleben.

Nimmer­satt Tomang

Mit seinem geseg­neten Appetit war Tomang auch in Nyaru Menteng immer schon ein begeis­terter Nahrungs­ver­tilger. Daran hat seine Auswil­de­rung nichts geän­dert. Immer auf der Suche nach Futter, durch­streift er inzwi­schen den Natio­nal­park. Dabei kam er auch unserem Camp einmal recht nahe. Er hatte dort leere Trans­port­boxen auf einem Boot entdeckt. Da ging der schlaue Tomang gleich mal nach­schauen, ob dort nicht viel­leicht ein paar Lecke­reien auf ihn warten würden. Als dem nicht so war, machte er sich schnell wieder auf und davon in den dichten Dschungelwald.

Orang-Utan liegt auf Baumstamm
Tomang genießt das freie Dschungelleben

Orang-Utan-Weib­chen Fajar zeigte sich den Beob­ach­tern immer sehr aktiv. Konzen­triert erkun­dete sie ihre neue Umge­bung, labte sich an den wilden Feigen und inter­agierte mit anderen Orang-Utans. Über­ra­schen­der­weise schienen der bequeme Tomang und die aben­teu­er­lus­tige Fajar einen guten Draht zuein­ander zu entwi­ckeln. Einen sehr guten sogar. Das Team stol­perte nämlich über die beiden bei einer ausgie­bigen Kopulation.

BOSF
Haben sich gefunden: Tomang und Fajar

Jetzt hoffen wir natür­lich, dass der Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya viel­leicht bald noch einen neuen Bewohner bekommen wird…

Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, reha­bi­li­tierte Orang-Utans in den Regen­wald zurückzubringen!

Kheals Einfalls­reichtum beein­druckt uns

Kheals Einfalls­reichtum beein­druckt uns

Unter den dichten Baum­kronen der Voraus­wil­de­rungs- und Schutz­insel Badak Kecil, lebt eine wirk­lich bemer­kens­werte Orang-Utan-Dame, die uns immer wieder mit ihren pfif­figen Ideen und ihrem wachen Verstand beein­druckt und inspi­riert. Ihr Name ist Kheal.

So auch an diesem wunder­schönen Morgen. Die Sonne scheint bereits warm auf Platt­form Nummer 6. Da erscheinen Kheal und einige weitere Orang-Utans hier, um das ange­bo­tene, zusätz­liche Futter in Augen­schein zu nehmen. Unser Moni­to­ring-Team notiert zufrieden, das Kheal gesund und kräftig wirkt und sich mit gutem Appetit an den Früchten und dem Gemüse bedient.

Aufmerksam beob­achten unsere Ranger, was auf der Platt­form passiert, und werden wieder einmal von Kheal in Staunen versetzt. Die Orang-Utan-Dame schnappt sich kurzer­hand Büschel großer Spinat­blätter und langer Bohnen und setzt sich diese geschickt auf den Kopf. Ein hervor­ra­gender Schutz vor der bren­nenden Sonne!

Gute Idee, Kheal!

Die Orang-Utan-Dame beweist damit nicht nur ihre Fähig­keit, sich Werk­zeuge zu Nutzen zu machen. Sie zeigt auch ein waches Bewusst­sein für Umwelt­fak­toren und vor welchen es sich zu schützen gilt.

Orang-Utan nutzt Blätter als Sonnenschutz auf dem Kopf
Gemüse als Sonnenhut – Kheal weiß sich zu helfen

Als Kheal ihr Mahl auf der Platt­form beendet hat, schwingt sie sich elegant von Ast zu Ast hinauf in die Bäume. Den Sonnenhut trägt sie dabei fest auf dem Kopf. Das Moni­to­ring-Team fügt zufrieden eine weitere Notiz für diesen Tag hinzu: Kheal navi­giert geschickt, kraft­voll und mit ausge­prägtem Sinn für Balance durch den Wald. Und das, obwohl sie unter Grauem Star leidet, was eine Auswil­de­rung zum aktu­ellen Stand leider unmöh­lich macht.

Etwas später am Tag entdeckt unser Team Kheal ein weiteres Mal. Diesmal in der Nähe der Platt­form Nummer 3, die umgeben ist von dichtem Wald. Die Nach­mit­tags­sonne bringt ihr Haar­kleid zum Schim­mern, das dicht und lang den Körper bedeckt. Ein weiteres Zeichen dafür, dass diese Orang-Utan-Dame sich trotz ihrer Augen­krank­heit bester Gesund­heit erfreut und sich gut und ausge­wogen ernährt.

Orang-Utan im Geäst auf Vorauswilderungsinsel
Stark und geschickt navi­giert Kheal durch die Baumwipfel

Davon kann sich das Team dann auch selbst über­zeugen. Kheal bleibt lange Zeit in ihrem Blick­feld, während sie sich geschickt von Baum zu Baum bewegt. Dabei pflückt und knab­bert sie, was ihr an Essbarem begegnet: junge Blätter von einem Guaven­baum zum Beispiel und saftige Banyan-Feigen.

Kheal hat in der Wald­schule gut aufgepasst

Und noch etwas zeigt die junge Orang-Utan-Dame unserem Team an diesem Tag: Sie ist in der Lage, mit sich ständig ändernden Umwelt­be­din­gungen umzu­gehen und beweist damit einen bemer­kens­werten Einfalls­reichtum. Geschickt bewegt sie sich durch ihren natür­li­chen Lebens­raum, als hätte sie nie etwas anderes getan.

Lassen wir uns inspi­rieren von Kheals Resi­lienz – und wünschen wir ihr noch viele clevere Einfälle für ein schönes Leben im sich ständig verän­dernden Regenwald!

Helfen Sie uns mit Ihrer Spende, auch Orang-Utans wie Kheal ein möglichst freies Leben zu schenken. Jeder Beitrag hilft.

Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Die einzig­ar­tige Alba

Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Die einzig­ar­tige Alba

Diese Orang-Utans berühren die Herzen hundert­tau­sender Menschen welt­weit. In der Sendung ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL können Sie unsere Wald­schüler im Schutz­zen­trum von Nyaru Menteng auf ganz beson­dere Weise kennen­lernen und sie durch ihren Alltag begleiten. Und dabei sind es vor allem die ganz indi­vi­du­ellen Persön­lich­keiten der Tiere, die zum Staunen, Lachen und Weinen einladen. In unserer Portraitreihe möchten wir Ihnen einige unserer tieri­schen TV-Stars noch einmal vorstellen.

Alba! Sie ist der sicher­lich berühm­teste Orang-Utan der Welt. Kein Wunder, ist sie doch der welt­weit einzige bekannte Albino-Orang-Utan. Es war eine echte Sensa­tion, als Alba im April 2017 gefunden wurde. Unter schreck­li­chen Bedin­gungen. Dorf­be­wohner in Zentral-Kali­mantan hatten das damals fünf Jahre alte Weib­chen einge­fangen und einige Tage in einem Käfig gehalten. Albas Zustand war, als wir sie gerettet hatten, alles andere als gut. Sie war unter­ernährt, dehy­driert und geschwächt. Außerdem war sie einigen klei­neren Wunden über­säht, die den Eindruck erweckten, dass sie sich diese bei Kämpfen zuge­zogen hatte. 

Es gab keinerlei Hinweis darauf, wie lange sie bereits alleine im Regen­wald unter­wegs gewesen war. Denn eigent­lich hätte die Fünf­jäh­rige noch immer in der Obhut ihrer Mutter sein müssen. Dass Alba aber einiges von ihrer Mutter gelernt hatte, konnten wir schnell fest­stellen, da sie über die wich­tigsten Fähig­keiten verfügte, die ein wilder Orang-Utan im Regen­wald beherr­schen muss. Der Wald­schule war Alba defi­nitiv schon entwachsen.

Kurz nach der Rettung. Alba ist ausgemergelt und zeigt Spuren eines Kampfes

 

 

 

 

 

Kurz nach der Rettung. Alba ist ausge­mer­gelt und zeigt Spuren eines Kampfes

 

 

 

 

 

 

Neben der Freude über Albas Rettung, plagten uns aber auch viele Sorgen. Eine davon: Wie wirkt sich Albi­nismus bei einem Orang-Utan aus? Albas Haut, ihrem Fell und ihren Augen fehlt das Farb­pig­ment Melanin. Eine seltene gene­ti­sche Muta­tion, die auch bei Menschen und anderen Tieren vorkommt. Unter Hoch­druck suchten wir inter­na­tional nach Exper­tise. Doch trotz aller Suche: Bis heute ist Alba der einzige bekannte Albino-Orang-Utan. Aufgrund der gene­ti­schen Nähe zum Menschen – wir teilen 97 Prozent iden­ti­sche DNA – konnten wir aber doch einige Rück­schlüsse ziehen. 

Albas Augen machen uns Sorgen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Albas Augen machen uns Sorgen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alba leidet offenbar unter soge­nanntem okulo­ku­tanen Albi­nismus, bei dem sowohl Augen als auch Haut und Haare vom Mela­nin­mangel betroffen sind. Ihre Augen sind aller­dings nicht völlig pigment­frei; sie sind blau und nicht rot wie bei voll­stän­digem Albi­nismus. Ein großes Problem bei dieser Form ist, dass das räum­liche Sehen stark einge­schränkt sein kann. Beim Klet­tern und Hangeln auf hohen Regen­wald­bäumen kann das eine gefähr­liche Einschrän­kung bedeuten. Doch Albas Sehschwäche scheint nicht sehr ausge­prägt zu sein und sie kommt mit ihrer Behin­de­rung gut zurecht. Ihre Bewe­gungen sind langsam und bedächtig, aber nicht unsi­cher. Und auch beim Klet­tern weicht sie Heraus­for­de­rungen nicht aus. Aufgrund ihres weißen Fells und der hellen Haut ist sie wesent­lich empfind­li­cher gegen­über der Sonne. Doch auch diese Sorge konnte Alba uns schnell nehmen. Sie mied die Sonne und suchte den Schatten – ein gutes Zeichen.

Wir testen Albas Fähigkeiten

 

 

 

 

 

Wir testen Albas Fähigkeiten

 

 

 

 

 

 

Doch wie würden die anderen Artge­nossen auf Albas Erschei­nung reagieren? Würde sie akzep­tiert werden oder ausge­grenzt oder gar atta­ckiert werden? Da hat Alba uns so richtig über­rascht. Schon bei unseren ersten vorsich­tigen Versu­chen, sie mit Alters­ge­nossen zusammen zu bringen, ließ sie sich nicht nur nicht unter­kriegen. Nein, in kürzester Zeit war Alba die Chefin der Bande. 

Die Chefin und ihr Gefolge

 

 

 

 

 

Die Chefin und ihre Bande

 

 

 

 

 

 

Viele Gedanken machten wir uns darüber, wie Albas Zukunft aussehen könnte und sollte. Es gab bereits Anfragen von Zoos, die die einzig­ar­tige Alba natür­lich gern präsen­tiert hätten. Doch das kam für uns selbst­ver­ständ­lich nicht in Frage. Unser Ziel ist es, jeden Orang-Utan, der dazu in der Lage ist, wieder zurück nach Hause in den Regen­wald zu bringen. Zunächst dachten wir, eine unserer Schutz­in­seln für nicht auswil­der­bare Orang-Utans könnte eine gute Lösung sein. 

Bereit für die Freiheit

 

 

 

 

 

Bereit für die Freiheit

 

 

 

 

 

 

Doch Alba machte mehr als deut­lich, dass sie sehr wohl in der Lage wäre, wild, frei und selb­ständig in einem sicheren Regen­wald leben zu können. Warum sollten wir ihr diese Chance also vorent­halten? Mit der indo­ne­si­schen Regie­rung erar­bei­teten wir den Plan, Alba im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya auszu­wil­dern. Zu ihrem Schutz vor Trophä­en­jä­gern wurden zusätz­liche Ranger-Patrouillen einge­richtet. Und unsere Moni­to­ring­teams sollten Alba inten­siver und länger auf den Fersen bleiben als nach anderen Auswilderungen. 

Die Freiheit im Blick. Alba auf dem Weg zur Auswilderung

 

 

 

 

 

Die Frei­heit im Blick. Alba auf dem Weg zur Auswilderung

 

 

 

 

 

 

Im Dezember 2018 war es dann soweit. Alba, die inzwi­schen deut­lich an Gewicht zuge­legt hatte, war fit und gesund. Wir hatten getan, was wir tun konnten. Die mitt­ler­weile sechs­jäh­rige Alba durfte – unter großer Anteil­nahme der ganzen Welt – gemeinsam mit ihrer Freundin Kika – im Regen­wald ausge­wil­dert werden. 

Albas Käfig geht auf

 

 

 

 

 

Albas Käfig geht auf

 

 

 

 

 

 

Am 19. Dezember öffnete sich schließ­lich Albas Trans­portbox im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya. Und Alba wäre nicht Alba, wenn sie uns nicht auch in diesem Moment einiges an Nerven­kitzel beschert hätte. Denn statt, wie gewünscht, den nächsten Baum zu erklimmen, wanderte sie zunächst Stunde um Stunde über den Boden durch den Wald. Als unser Moni­to­ring­team spät in der Nacht ins tempo­räre Lager aufbrach, waren die Kollegen schon voller Sorge: War es womög­lich doch die falsche Entschei­dung gewesen? War Alba doch nicht in der Lage, ein sicheres Leben im Regen­wald zu leben? Weit gefehlt. Schon am nächsten Morgen über­raschte uns Alba – wie schon so oft. In einem perfekten Schlaf­nest hatte sie die Nacht verbracht. Und auch Nahrung hatte sie bereits gefunden.

Zuhause im Regenwald

 

 Zuhause im Regenwald

Inzwi­schen sind fünf­ein­halb Jahre vergangen. Und Alba lebt wild und frei im 27.472 Hektar großen geschützten Regen­wald­ge­biet des Natio­nal­parks. Wir folgen ihr schon lange nicht mehr auf Schritt und Tritt, aber wir haben ein Auge auf sie. Wie im Februar 2020, als sie zur Begrü­ßung bei der Auswil­de­rung ihres Freundes Unyu vorbeischaute. 

Alba begrüßt Unyu

 

 Alba begrüßt Unyu

Alba ist ein Juwel. Sie wurde zu einer Botschaf­terin ihrer vom Aussterben bedrohten Art, gerade aufgrund ihrer Einzig­ar­tig­keit. Wie jeden Schatz möchten wir sie beschützen und vor allen Gefahren bewahren. Doch wie alles, was einem lieb ist, müssen wir auch Alba ziehen lassen, damit sie frei sein kann. Alba hat das Recht, wild, frei und selbst­ständig ihr Leben zu leben. So wie jeder andere Orang-Utan auch. Viel Glück, Alba, wir glauben an Dich, Du Einzigartige!

Hier gehört sie hin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier gehört sie hin

Möchten Sie einen unserer Wald­schüler auf seinem Ausbil­dungsweg begleiten und ihm dabei Stück für Stück sein Leben in Frei­heit zurück­geben? Dann werden Sie Pate!

Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Mutter Clara und Tochter Clarita

Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Mutter Clara und Tochter Clarita

Diese Orang-Utans berühren die Herzen hundert­tau­sender Menschen welt­weit. In der Sendung ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL können Sie unsere Wald­schüler im Schutz­zen­trum von Nyaru Menteng auf ganz beson­dere Weise kennen­lernen und sie durch ihren Alltag begleiten. Und dabei sind es vor allem die ganz indi­vi­du­ellen Persön­lich­keiten der Tiere, die zum Staunen, Lachen und Weinen einladen. In unserer Portraitreihe möchten wir Ihnen einige unserer tieri­schen TV-Stars noch einmal vorstellen.

Es gibt wohl kaum eine Geschichte aus unseren Rettungs­zen­tren, die mehr Menschen zu Tränen gerührt hat, als die von Clara und Claritas Wieder­ver­ei­ni­gung. Wie die junge Mutter ihr Baby wieder in die Arme schließt und wie sie es beschützt vor allzu neugie­rigen Orang-Utans – wessen Herz berührte das nicht?

Doch Claras Geschichte bei BOS begann schon lange vor diesen drama­ti­schen Ereig­nissen. Am 30. Januar 2007 kam sie im Alter von gerade einmal sechs Monaten in unser Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng. Das kleine Orang-Utan-Mädchen wog bei seiner Rettung aus einem Dorf nur zwei Kilo­gramm und war in einem schlechten gesund­heit­li­chen Zustand. Eine heftige Ohren­ent­zün­dung und eine schlimmes Ekzem mussten drin­gend von unseren Tier­ärzten behan­delt werden. 

Nach ihrer Gene­sung besuchte Clara die Wald­schule. Sie war eine geleh­rige, ruhige Schü­lerin, so dass sie im November 2016 mit Eintritt in die Wald­uni­ver­sität den nächsten großen Schritt in Rich­tung Frei­heit unter­nehmen konnte. Clara gehörte damals zu den ersten zwölf Orang-Utans, die die neue Voraus­wil­de­rungs­insel Salat Island beziehen durften.

Claras erste Schritte auf Salat Island 2016
Claras erste Schritte auf Salat Island 2016

Im Juli 2017 kam dort ihre Tochter Clarita auf die Welt. Doch kurz darauf begann das Drama. Denn Clarita war plötz­lich verschwunden. Nach längerer Suche fand man das Kleine bei Rizki, einem damals 14-jährigen Orang-Utan-Männ­chen. Er hatte Clarita entführt.

Als wir sie ihm schließ­lich abnehmen konnten, hatte sie einen bösen Haut­aus­schlag, vermut­lich durch eine giftige Pflanze verur­sacht. Sie war stark unter­ernährt, da sie schon länger nicht gestillt wurde. Auf unserer Kran­ken­sta­tion in Nyaru Menteng wurde Clarita intensiv gepflegt und wieder aufge­päp­pelt. Clara blieb jedoch verschollen.

Erst Anfang August konnten wir Clara auf der Insel wieder finden. Sie schien sich in ihrer Trauer und Angst vor den anderen Orang-Utans versteckt zu haben, ganz beson­ders vor Rizki. Wir brachten auch Clara zurück nach Nyaru Menteng, wo sie glück­li­cher­weise trotz der langen Tren­nung mit ihrer Tochter Clarita wieder vereint werden konnte. Hätte Clara ihre kleine Tochter nicht wieder in ihre Arme geschlossen, wäre Clarita eine weitere Waise im Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng geworden.

Clara und Clarita wieder vereint
Clara und Clarita wieder vereint

Nachdem Mutter und Tochter sich von den drama­ti­schen Ereig­nissen erholt hatten, haben wir entschieden, dass sie eine neue Chance auf einer Voraus­wil­de­rungs­insel erhalten sollten. Im November 2017 brachten wir Clara und Clarita auf die Insel Bangamat. Ein stres­siger Moment für Clara. Denn als die anderen Insel­be­wohner einen neugie­rigen Blick auf Mutter und Kind werfen wollten, weckte das schlimme Erin­ne­rungen an die Kindes­ent­füh­rung in ihr. Doch sie meis­terte die Situa­tion mit Bravour. 

Clara beschützt Clarita auf Bangamat
Clara beschützt Clarita auf Bangamat

Auf Bangamat erwies sich Clara als fürsorg­liche Mutter, die ihrer Tochter alles beibrachte, was sie selbst in der Wald­schule gelernt hatte. Dabei über­zeugte sie uns so sehr von ihren Über­le­bens­fä­hig­keiten, dass wir beschlossen, sie den großen Schritt in die Frei­heit gehen zu lassen. 

Bereit für die Freiheit
Bereit für die Freiheit

Mit zwölf Jahren wurde Clara im Oktober 2018 gemeinsam mit ihrer inzwi­schen einjäh­rigen Tochter Clarita im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya ausge­wil­dert. Die Ehre, ihre Trans­portbox zu öffnen, gebührte natür­lich ihrer Baby­sit­terin Ursulae, die über all die Jahre immer an Claras Seite war. 

Ursulae entlässt Clara und Clarita in die Freiheit
Ursulae entlässt Clara und Clarita in die Freiheit

Hier wächst Clarita, deren Start ins Leben so drama­tisch verlief, nun wild und frei an der Seite ihrer liebe­vollen Mutter Clara auf, die ihr alles beibringt, was ein wilder Orang-Utan können muss. 

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