„Jeder Orang-Utan ist etwas ganz Besonderes“

„Jeder Orang-Utan ist etwas ganz Besonderes“

Lalita Tri Adila koor­di­niert das BOS-Orang-Utan-Paten­schafts­pro­gramm in Indo­ne­sien. Norma­ler­weise arbeitet sie im Haupt­sitz der BOS Foun­da­tion in Bogor auf Java. Doch mehr­fach im Jahr besucht sie unsere Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren Nyaru Menteng und Samboja Lestari auf Borneo, um von dort die neuesten Nach­richten und schönsten Fotos unserer Paten-Orang-Utans für die Paten­post mitzu­bringen. Dafür geht sie in die Wald­schul­klassen, spricht mit den Baby­sit­te­rinnen und Tier­ärzten und trifft natür­lich auch auf die Waldschüler.

Lalita, wie ist es, wenn Sie die Wald­schul­gruppen besu­chen – dürfen Sie dann auch mal mit den kleinen Orang-Utans spielen und kuscheln?

Oh nein, auf keinen Fall! Auch wenn das manchmal zu den schwie­rigsten Momenten meines Jobs gehört. Aber es ist auch für mich absolut tabu, die Orang-Utans anzu­fassen, sie zu strei­cheln oder mit ihnen zu inter­agieren. Das dürfen wirk­lich nur die Baby­sit­te­rinnen und die Tier­ärzte. Selbst wenn ein kleiner Orang-Utan neugierig auf mich zukommen sollte und darum betteln würde, auf den Arm genommen zu werden, muss ich meine Arme hoch­halten und ihn igno­rieren. Ganz egal, wie schwer mir das fällt. Aber es ist absolut notwendig. 

Die Wald­schüler sind keine Kuscheltiere

Denn wir wollen ja nicht, dass sich die Orang-Utans daran gewöhnen, zu Menschen – außer ihren Baby­sit­tern – zu gehen und von ihnen etwas zu bekommen. Unsere Wald­schüler sollen lernen, wilde Orang-Utans zu sein und keine Kuscheltiere.

Sie bekommen bei Ihren regel­mä­ßigen Besu­chen sehr viel von unseren Paten-Orang-Utans mit. Haben Sie denn Lieblingswaldschüler?

Jeder Orang-Utan ist auf seine Art etwas ganz Beson­deres. Aber Bumi, Monita und Monyo haben mein Herz erobert. Bumi war so klein und zart als er zu uns kam. Und inzwi­schen ist er so ein frecher, aufge­weckter, intel­li­genter und gewitzter Orang-Utan-Junge, der sich immer neue Streiche ausdenkt. Auch Monita ist sehr schlau und neugierig und immer auf der Suche nach Aben­teuern. Monyo ist ja noch deut­lich jünger, aber er zeigt auch jetzt schon, wieviel Neugier in ihm steckt. Aber tatsäch­lich liebe ich alle Wald­schüler und es ist span­nend zu erleben, wie sie sich entwickeln.

Orang-Utan Waldschüler Bumi hängt im Baum
Bumi sitzt der Schalk im Nacken

Wie werden die Orang-Utans für das Paten­schafts-Programm auswählt?

Neue Kandi­daten für das Paten­schafts­pro­gramm wählen wir norma­ler­weise immer dann aus, wenn die bishe­rigen die Wald­schule abge­schlossen haben. Dann beginnen wir sowohl in der Zentrale in Bogor als auch in den Zentren Nyaru Menteng und Samboja Lestari, junge Wald­schüler und deren Hinter­grund­ge­schichte zu prüfen.
Bevor wir eine Entschei­dung treffen, bespre­chen wir ausführ­lich mit den Tier­ärzten die gesund­heit­liche Vorge­schichte der Tiere und ob es aktu­elle Probleme gibt. Wir spre­chen auch mit den Baby­sit­te­rinnen über die Persön­lich­keiten und die Fort­schritte, die die Schüler in der Wald­schule gemacht haben. Wir suchen nicht nur nach einer aussa­ge­kräf­tigen Hinter­grund­ge­schichte, die die ernst­haften Bedro­hungen verdeut­licht, denen Orang-Utans ausge­setzt sind, sondern berück­sich­tigen auch ihre Verhal­tens­merk­male wie ihre Intel­li­genz, ihre ausge­prägten Persön­lich­keiten und ihre konti­nu­ier­liche Entwick­lung von Fähig­keiten.
Monyo wurde zum Beispiel ausge­wählt, weil er sich schnell mit anderen Orang-Utans versteht und außer­or­dent­lich neugierig ist.

Orang-Utan Waldschüler Monyo mit Kokosnuss auf dem Kopf
Mit Monyo wird es nie langweilig

Wenn unsere Unter­stüt­ze­rinnen und Unter­stützer die Paten­schaft für einen Orang-Utan über­nehmen, helfen sie nicht nur diesem spezi­ellen Orang-Utan. Was bewirken sie sonst noch mit ihrer Patenschaft?

Unser Ziel ist es, dass die Patinnen und Paten etwas über den Schutz der Orang-Utans erfahren und dank ihrer Hilfe unsere finan­zi­elle Belas­tung verrin­gert wird, die wir durch den gesamten Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess tragen. Die Paten unter­stützen also nicht nur speziell die Paten-Orang-Utans, sondern alle Orang-Utans, die bei BOS betreut werden.

Unsere Paten helfen all unseren Orang-Utans

Der Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess ist lang­wierig und sehr komplex und erfor­dert viel Geld. Wir haben derzeit über 400 Orang-Utans in unseren beiden Rettungs­zen­tren, die täglich versorgt werden müssen, einschließ­lich Nahrung, tier­ärzt­li­cher Versor­gung, Trans­port zu den Voraus­wil­de­rungs­in­seln und in die Auswil­de­rungs­ge­biete sowie die stän­dige Pflege und Fürsorge in den Rettungs­zen­tren für alle Orang-Utans, die nicht ausge­wil­dert werden können.

Was macht das BOS-Paten­schafts­pro­gramm so einzig­artig für die Unter­stüt­ze­rinnen und Unterstützer?

Durch die Paten­schaft können sie die Geschichte „ihres“ Orang-Utans mitver­folgen und so auch mehr über unsere Arbeit erfahren. Wir verschi­cken regel­mäßig aktu­elle Infor­ma­tionen, Fotos und auch Videos. So kann eine rich­tige Bezie­hung zwischen den Patinnen und Paten und dem Orang-Utan entstehen. Welche Fort­schritte macht mein Paten­kind, hatte es Probleme, gibt es lustige Anek­doten? Und wenn es dann eines Tages so weit ist, und der Paten-Orang-Utan ausge­wil­dert werden kann, ist es für viele Paten fast so, als würde ein Kind der Familie flügge und ins Leben hinaus­ziehen.
Darüber hinaus ist das Orang-Utan-Paten­schafts­pro­gramm natür­lich auch die perfekte Möglich­keit, sich lang­fristig für das Über­leben der Orang-Utans und ihres Lebens­raums zu enga­gieren. Eine Paten­schaft ist nicht nur span­nender, sondern auch wirkungs­voller als eine einma­lige Spende, da sie ein konti­nu­ier­li­ches Enga­ge­ment sowohl für den Paten-Orang-Utan als auch für die Tierart als Ganzes darstellt.

Möchten auch Sie unsere Orang-Utans auf dem Weg in die Frei­heit unter­stützen und begleiten? Dann über­nehmen Sie doch eine Patenschaft.

BOS Foun­da­tion-Chef besucht Schule in Hannover

BOS Foun­da­tion-Chef besucht Schule in Hannover

Warum sind die Mütter der Orang-Utan-Babys tot? Wie leicht können sich Orang-Utans bei uns Menschen mit Krank­heiten anste­cken? Was müssen Orang-Utan-Waisen in der Wald­schule lernen? Wie funk­tio­niert eine Auswil­de­rung? Sind die Orang-Utans noch zu retten? Aber vor allem: Was können wir tun, um den Orang-Utans und dem Regen­wald zu helfen?

Diese und noch viel mehr Fragen hatten die Schü­le­rinnen und Schüler der Inter­na­tional School Hannover Region (ISHR) an Dr. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion, und Lalita Tri Adila, Kommu­ni­ka­tions- und Fund­rai­sing Mitar­bei­terin der BOS Foun­da­tion, bei deren Besuch an der Schule im Mai. Einen ganzen Schultag lang, von morgens bis zum Nach­mittag, wanderten die beiden Gäste aus Indo­ne­sien bei ihrem Deutsch­land­be­such von einem Klas­sen­zimmer zum nächsten, um den Kindern aus erster Hand von ihrer wich­tigen Arbeit im Arten­schutz zu berichten. Mit großer Aufmerk­sam­keit lauschten sie den Vorträgen und stellten so viele neugie­rige Fragen, dass auch wir oftmals nur staunen konnten.

„Dieser Tag war für uns sehr inspi­rie­rend. Denn auch wir lernen viel von den Kindern. Was sie bewegt und wie wir unsere Botschaft noch besser vermit­teln können“, lobt Dr. Sihite und strahlt, als er dann auch noch einen Spen­den­scheck über 900 Euro von stolzen Fünft­kläss­lern über­reicht bekommt, die bei einer Spen­den­ak­tion der Schule eine Woche zuvor gesam­melt wurden.

Scheckübergabe ISHR
900 Euro haben die Schü­le­rinnen und Schüler bei einer Schul­ak­tion für die Orang-Utans gesammelt

Dies war nicht unsere erste Aktion an der ISHR. Tatsäch­lich verbindet BOS und die Schule schon seit 2018 eine enge Beziehung. 

Wie alles begann

Damals kam Jennifer von Estorff, Lehrerin an der Schule, auf unsere Regio­nal­gruppe Hannover-Braun­schweig zu. Inspi­riert von einer Malak­tion, die die Regio­nal­gruppe durch­ge­führt hatte, fragte sie, ob so etwas nicht auch für ihre Viert­klässler möglich wäre. Unsere Ehren­amt­li­chen machten es möglich – und die Liebe zu Orang-Utans sprang auf die Schü­le­rinnen und Schüler über.

Kinder malen Orang-Utans
Hier nahm alles seinen Anfang: Die Malak­tion mit Viert­kläss­lern der Inter­na­tio­nalen Schule Hannover im Jahr 2018

Inzwi­schen besu­chen die dama­ligen Viert­klässler die achte Klasse der englisch­spra­chigen Schule. Die Liebe zu Orang-Utans und das Inter­esse an ihrem Schutz hat sie all die Jahre begleitet – und viele jüngere Schü­le­rinnen und Schüler sind ihnen gefolgt. „Für die Kinder ist das Enga­ge­ment für die Orang-Utans toll, weil sie dadurch verstehen, wie wichtig Klima­schutz und Arten­schutz und der Erhalt des Regen­walds sind“, sagt Jennifer von Estorff. „Sie erleben sich als selbst­wirksam und können selbst einen Beitrag leisten.“

Großes Enga­ge­ment für Orang-Utans

Immer wieder orga­ni­sieren die Nach­wuchs-Arten­schützer Spen­den­ak­tionen für BOS. Mal ist es ein Kuchen­ver­kauf, mal die Teil­nahme an einem Staf­fel­lauf, mal wird ein Schu­le­vent genutzt, um über die bedrohten Menschen­affen und ihre Heimat aufzu­klären und Spenden zu sammeln. Auch Paten­schaften wurden schon abge­schlossen und ausgiebig in unserem BOS-Spen­den­kauf­haus geshoppt.

Kinder mit Patenurkunden, Orang-Utan-Post und Stoffbeuteln von BOS
Von den gesam­melten Spenden über­nahmen die Kinder Paten­schaften und shoppten im BOS-Spendenkaufhaus

2019 besuchte Dr. Jamartin Sihite die ISHR erst­mals zu einem Vortrags­event. Während der Corona-Pandemie fragte Frau von Estorff im Namen der Schü­le­rinnen und Schüler bei uns nach, wie es „ihren“ Orang-Utans denn gerade ginge. Daraufhin orga­ni­sierten wir einen Online-Vortrag – von Indo­ne­sien direkt in die Klas­sen­zimmer von Hannover.

Keine Frage, dass Dr. Sihite seinen ersten Deutsch­land­be­such nach der Pandemie nutzte, um die treuen Orang-Utan-Schützer in Hannover auf den neuesten Stand zu bringen und sich ihren inter­es­sierten Fragen zu stellen. „Für unsere Schule ist es ein wich­tiges Anliegen, unseren Schü­lern die Möglich­keit zu geben, sich mit globalen Themen ausein­an­der­zu­setzen und ein Gefühl der Verant­wor­tung für die Welt um sie herum zu entwi­ckeln“, beschreibt Jennifer von Estorff den Schul-Spirit. „Und gerade erlebtes Lernen und Wissen ist das, was in den Köpfen – und Herzen – bleibt.“

Vielen Dank an die Schü­le­rinnen, Schüler, Lehre­rinnen und Lehrer der Inter­na­tio­nalen Schule Hannover Region! Für Eure Unter­stüt­zung, Euer Enga­ge­ment und Euren Einsatz. Ihr macht uns Mut, schenkt uns Hoff­nung und Kraft.

Wenn auch Sie sich mit einer Aktion für die Orang-Utans und den Regen­wald einsetzen möchten, melden Sie sich gern bei uns: [email protected]

Die anhäng­liche Rumba

Die anhäng­liche Rumba

Im Jahr 2022 mussten wir 18 Orang-Utans in unseren Rettungs­zen­tren Nyaru Menteng und Samboja Lestari aufnehmen. Meist handelte es sich um verwaiste Babys oder Klein­kinder, die in unseren Wald­schulen in den kommenden Jahren nun alles lernen müssen, was ein wilder Orang-Utan können und wissen muss. Eine unserer Neuzu­gänge ist Rumba.

Rumba war noch nicht ganz ein Jahr alt, als sie im Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng in Zentral-Kali­mantan ankam. Das hübsche Mädchen wurde mutter­see­len­al­leine auf einer Palm­öl­plan­tage gefunden mit einer gelähmten Hand. In der Quaran­täne wurde die Kleine liebe­voll von unseren Baby­sit­te­rinnen umsorgt. Und das Tier­ärz­te­team kümmert sich darum, dass Rumba auch körper­lich wieder fit wurde. Ihr Gesund­heits­zu­stand hat sich in diesen drei Monaten stabi­li­siert und so konnte die Waise endlich auch in der kleinen Wald­schul­gruppe aufge­nommen werden. Um ihre Hand zu mobi­li­sieren erhält Rumba jedoch weiterhin täglich von ihrer Ersatz­mama Letha Physiotherapie.

Junge Orang-Utans haben, genau wie mensch­liche Kinder, jeder ganz einzig­ar­tige Eigen­schaften und Beson­der­heiten. Sie können aktiv, fleißig, faul oder unglaub­lich neugierig sein. Manche sind sehr sozial und immer im Mittel­punkt des Gesche­hens, andere sind in sich gekehrt und lieber nur für sich. Rumba ist eher eine Einzel­gän­gerin, die die meiste Zeit damit verbringt, sich in der Wald­schule an ihre Baby­sit­terin zu klam­mern. Der einzige andere Orang-Utan, mit dem sie spielt, ist Iqo, eine Freundin, die sie schon während ihrer Zeit in der Quaran­täne kennen gelernt hatte. Viel Spaß hat Rumba mit den vielen Schlamm­pfützen auf dem Gelände. Darin plantscht und spielt sie mit großem Vergnügen.

Ein rich­tiges Klammeräffchen

Abge­sehen von der Zeit, die sie plan­schend in den Pfützen verbringt, ist Rumba in der Wald­schule nicht sehr aktiv: Norma­ler­weise macht sie ein Nicker­chen in der Hänge­matte, in der die Baby­sit­te­rinnen sitzen, während sie die Orang-Utans beim Spielen in den Bäumen beob­achten. Die Baby­sit­te­rinnen waren schon mehr­mals gezwungen, ihre Hänge­matten aufzu­geben, damit Rumba ein Nicker­chen machen kann.

Orang-Utan-Waise Rumba klammert sich an ihre Babysitterin
So fühlt Rumba sich am wohlsten

Rumba hängt sehr an den Baby­sit­te­rinnen. Wenn eine sich bewegt, um zum Beispiel Früchte aus dem Korb zu holen, schreit Rumba sofort los, als hätte sie Angst, zurück­ge­lassen zu werden. Das Trauma, das sie erlebt haben muss, hat sie anschei­nend noch nicht über­wunden.
Doch obwohl sie unsi­cher ist, lernt Rumba schnell. Vor kurzem hat sie gelernt, auf Bäume zu klet­tern und Blätter von den Bäumen in der Wald­schule zu fressen. Beim Essen ist sie grund­sätz­lich nicht wähle­risch und futtert alles, was die Ersatz­mütter ihr anbieten. Aber beson­ders zufrieden ist sie, wenn unser Tier­arzt ihr Bananen und Vitamin C gibt.

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Mehr Infor­ma­tionen

Unserem Tier­ärz­te­team zufolge ist Rumba bei guter Gesund­heit. Auch in der Wald­schule wird sie immer aktiver. Wir hoffen, dass sie weiter an Selbst­ver­trauen und Unab­hän­gig­keit gewinnt, damit sie eines Tages die Wälder von Kali­mantan erkunden kann.

Danke, dass Sie unsere Arbeit unter­stützen. Damit ermög­li­chen Sie uns, Tiere wie Rumba aufzu­ziehen und auf ein Leben in Frei­heit vorzu­be­reiten. Jeder Beitrag hilft.

Fünf „Neue Wilde“ genießen jetzt die Frei­heit des Regenwalds

Fünf „Neue Wilde“ genießen jetzt die Frei­heit des Regenwalds

Wir haben es endlich wieder getan! Nach zwei Jahren Corona-Zwangs­pause konnten wir nun glück­li­cher­weise wieder fünf reha­bi­li­tierten Orang-Utans in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen in Ost-Kali­mantan die lang­ersehnte Frei­heit schenken. Die letzte Auswil­de­rung in dieses Gebiet fand am 18. Februar 2021 statt – viel zu lange her.

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Mehr Infor­ma­tionen
Kommen Sie mit auf unsere 25. Auswil­de­rung aus dem Rettungs­zen­trum Samboja Lestari

Am 16. Mai 2023 begann das große Aben­teuer Frei­heit, Seite an Seite mit der indo­ne­si­schen Natur­schutz­be­hörde BKSDA – und natür­lich nach wie vor unter Einhal­tung strenger Gesund­heits­pro­to­kolle. Die Auswil­de­rung wurde seit Monaten geplant und vorbe­reitet und verlief – trotz einiger uner­war­teter Hürden – reibungslos.

Tierarzt trägt sedierten Orang-Utan huckepack zur Untersuchung
Leicht sediert – und damit entspannt und fried­lich – geht es hucke­pack zum letzten Check-up

Nachdem die Auswil­de­rungs­kan­di­daten Andreas (10), Mayer (10), Leann (13), Elaine (13) und Riana (10) leicht betäubt, aus ihren Käfigen geholt und ein letztes Mal von unseren Tier­ärzten durch­ge­checkt wurden, durften sie ihre Trans­port­boxen beziehen. Gut auf den Lade­flä­chen der Jeeps gesi­chert, star­teten die fünf gegen 11 Uhr mit dem Team vom Rettungs­zen­trum Samboja Lestari nach Muara Wahu.

Jeep Kolonne der BOS Foundation bricht zur Auswilderung auf
Die Kolonne macht sich auf den Weg mit ihrer wert­vollen Fracht

Nach rund zwölf Stunden Auto­fahrt setzte das Team nach einem Zwischen­stopp seine Reise zum Pier 67 fort, an dem der Telen-Fluss über­quert werden sollte. Diese Anle­ge­stelle ist unser Haupt­zu­gang zu den Auswil­de­rungs­stellen im schwer zugäng­li­chen und unweg­samen Wald von Kehje Sewen.

Gefähr­liche Überfahrt

Was für euro­päi­sche Ohren nach einer zwar langen, aber doch mach­baren Auto­reise klingt, kann auf Borneo schnell zu einem gefähr­li­chen Aben­teuer werden. Denn die „Straßen“ sind größ­ten­teils unbe­fes­tigt und verwan­deln sich nach starken Regen­fällen schnell in Schlamm­pisten. Oder schlim­meres. Denn plötz­lich stieß das Team auf einen Erdrutsch, der eine ohnehin schon brüchige Holz­brücke beschä­digt hatte. Was nun? Zunächst verließen alle mensch­li­chen Passa­giere die Fahr­zeuge und gingen zu Fuß weiter. Die geschickten und wage­mu­tigen Fahrer mussten dann das wenige, was von der Brücke noch intakt war, sehr vorsichtig befahren, um ihre wert­volle Fracht sicher auf die andere Seite zu bringen. Die Orang-Utans verfolgten den aufre­genden Zwischen­fall übri­gens inter­es­siert aber entspannt aus ihren Trans­port­kä­figen auf den Lade­prit­schen der Jeeps.

Ein Jeep fährt über eine halb zerstörte Holzbrücke
Finger­spit­zen­ge­fühl, Geschick und Wagemut gehören dazu, um auch diese brenz­lige Situa­tion zu meistern

Glück­li­cher­weise ging alles gut und alle Fahr­zeuge schafften es unbe­schadet auf die andere Seite, wo das Team die Orang-Utans in ihren mit „Schwimm­westen“ gesi­cherten Trans­port­boxen in die bereit­ste­henden Motor­boote verlud. So wurde einer nach dem anderen auf die andere Ufer­seite des Telen-Flusses zur Auswil­de­rungs­stelle im Regen­wald von Kehje Sewen verfrachtet.

Mit dem Boot werden die Orang-Utans in den Regenwald zur Auswilderung gebracht
Gut gesi­chert geht es über den rauschenden Telen-Fluss

Nach einer 20-stün­digen Reise auf dem Land- und Flussweg vom Rettungs­zen­trum Samboja Lestari zur Südseite des Kehje Sewen Waldes, konnten endlich die Trans­port­boxen an den zuvor ausge­wählten Auswil­de­rungs­orten geöffnet werden. Mayer und Elaine wurden am ersten Ort gemeinsam ausge­wil­dert, während Andreas, Leann und Riana am zweiten Ort ihre ersten Schritte in die Frei­heit unternahmen.

Orang-Utan Mayer verlässt im Regenwald seine Transportbox
Mayer hatte genug von der langen Reise. Darum durfte er als Erster in die Freiheit 

Mayer war der erste, der aus der Trans­portbox entlassen wurde. Und das war auch höchste Zeit, wie er dem Team leicht aggressiv klar machte. Nicht unge­wöhn­lich für Mayer, auf diese Weise die lange und stres­sige Reise zu bewäl­tigen. Doch schnell hatte er sich beru­higt und schnappte sich erstmal den rest­li­chen Reise­pro­viant aus der Box, ehe er schließ­lich einen Baum erklomm und sich an den wilden Früchten und Blät­tern labte.

Orang-Utan Elaine verlässt im Regenwald die Transportbox
Elaines erster Blick in ihre neue Heimat

Ganz anders reagierte Elaine auf die Öffnung ihrer Box. Sie begann sofort, ihre neue Umge­bung zu erkunden und klet­terte auf die nächsten Bäume. Ihre erste Rast in ihrem neuen Zuhause machte sie in den bequemen Äste eines Rasa­mala-Baums (Altingia excelsa).

Orang-Utan Andreas klettert nach der Auswilderung auf einen Baum
Andreas hat es eilig, den Baum zu erklimmen

Auch am zweiten Auswil­de­rungsort wurde zunächst die Trans­portbox des Männ­chens – Andreas – geöffnet. Der aktive Orang-Utan-Mann klet­terte sofort auf den Baum vor ihm und baute ein Nest. Doch mit seiner Ruhe war es gleich zu Ende, als wir Leanns Trans­port­käfig geöffnet hatten. Sofort machte er sich auf, um seine neue Nach­barin zu begrüßen und sein Inter­esse an ihr kund­zutun, was damit endete, dass sich die beiden paarten. Wir könnten nicht stolzer auf Andreas und Leann sein, die es sich bereits gemüt­lich gemacht haben und versu­chen, die Zahl der Orang-Utans in Kehje Sewen auf natür­liche Weise zu vergrößern!

Orang-Utans bei der Paarung
Großes Inter­esse, die Orang-Utan-Popu­la­tion auf natür­liche Weise zu vergrößern

Riana war die letzte, die aus ihrer Box schlüpfen durfte. Sie klet­terte auf den nächsten Baum und genoss erstmal ausführ­lich ihren Ausblick, ehe sie sich Andreas und Leann näherte. An ihrem ersten Tag im Wald hielt sich das Trio nur wenige Meter vonein­ander entfernt auf. Als die Sonne unter­zu­gehen begann, machte sich Riana an die Arbeit und baute sich ein Nest, in dem sie am Abend fried­lich schlafen konnte.

Orang-Utan Riana blickt versonnen in die Baumkronen
Riana genießt erstmal entspannt die Aussicht im Regenwald

Wir hoffen sehr, dass sich diese fünf reha­bi­li­tierten Orang-Utans gut an ihr neues Zuhause, den Kehje-Sewen-Wald, gewöhnen werden. Das sollte kein Problem sein, denn Kehje Sewen bedeutet in der Sprache der Wehea Dayak so viel wie „Heimat der Orang-Utans“.
Mit der Ankunft dieser fünf Orang-Utans steigt die ausge­wil­derte Orang-Utan-Popu­la­tion von Kehje Sewen auf 126 Tiere und das Poten­zial für neuen Orang-Utan-Nach­wuchs wächst. Genießt die Frei­heit, für die ihr so hart gear­beitet habt, Riana, Leann, Andreas, Elaine und Mayer!

Jede Spende hilft. Den Orang-Utans und dem Regenwald.

Wie geht es Ben im Regenwald?

Wie geht es Ben im Regenwald?

Zwölf Jahre haben wir Ben auf sein selbst­stän­diges Leben im Dschungel vorbe­reitet. Wir haben ihn alles gelehrt, was ein wilder Orang-Utan können und wissen muss und ihm im November 2022 die Frei­heit im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya (Zentral-Kali­mantan) geschenkt. Ben war der 500. reha­bi­li­tierte Orang-Utan, den BOS seit 2012 ausge­wil­dert hat. Jetzt, nach fast sechs Monaten im Regen­wald, können wir berichten, wie es dem jungen Orang-Utan-Mann inzwi­schen geht.

Früh morgens um fünf Uhr brachen Andri und Yardi – zwei Mitglieder unseres Beob­ach­tungs­teams im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya – zu einer ihrer Patrouillen auf. Auf dem Weg zum Rang­kong-Fluss kreuzte der zwölf­jäh­rigen Ben ihren Weg, der seit fast sechs Monaten den geschützten Regen­wald erkundet.

Borneo-Orang-Utan Ben im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya
Ben, der 500. von BOS ausge­wil­derte Orang-Utan, genießt seine Freiheit

Wie gut wir unsere Schütz­linge auf die große Frei­heit vorbe­reitet haben, zeigt sich letzt­end­lich erst, wenn sie auf sich allein gestellt im Dschungel zurecht­kommen müssen. Um sicher zu gehen, dass es allen ausge­wil­derten Tieren gut geht – und im Notfall auch eingreifen zu können – durch­streifen unsere Beob­ach­tungs­teams die Auswil­de­rungs­wälder. Dabei sammeln sie nicht nur Daten von den neuen Wilden, sondern auch von der Phäno­logie der Pflanzen und Begeg­nungen mit anderen Arten. 

Wie Nadeln im Heuhaufen

Einen unserer Orang-Utans im über 180.000 Hektar großen Auswil­de­rungs­ge­biet des Natio­nal­parks zu treffen, hat mit Erfah­rung, aber auch mit Glück zu tun. Die Tiere bekommen von uns zwar einen Sender implan­tiert, doch der schickt seine Signale maximal 300 Meter weit. Und Orang-Utans sind nicht nur sehr gut darin, sich im dichten Blät­ter­dach unsichtbar zu machen, sondern haben die mensch­li­chen Besu­cher meist schon viel früher ausge­späht. Gute Indi­ka­toren für unsere Beob­ach­tungs­teams, dass sich Orang-Utans in der Nähe aufhalten, sind vor allem frische Schlaf­nester in den Bäumen und Spei­se­reste auf dem Boden.

So war es auch bei Ben, den Andri und Yardi nicht weit von seinem in der Nacht zuvor gebauten Nest entdeckten. Die beiden machten sich direkt daran, Ben zu beob­achten und seine Verhal­tens­daten aufzu­zeichnen. Der ruhte sich auf den Ästen eines Kapok­baumes (Ceiba pent­andra) aus und naschte dabei dessen Blätter. Die Menschen hatte er natür­lich längst entdeckt und stieß einige Male ein miss­bil­li­gendes Grunzen aus.

Borneo-Orang-Utan Ben durchstreift den Regenwald Bukit Baka Bukit Raya
Ben auf Erkun­dungs­tour im Regenwald

Die beiden Beob­achter konnten erfreut fest­stellen, dass sich Ben über den ganzen Tag auf der Suche nach Nahrung aktiv durch die Bäume bewegte und eine Menge unter­schied­li­cher Wald­früchte, Blätter und Rinden fraß. Auch die Barriere des Rang­kong-Flusses meis­terte er, indem er ihn über die Äste über­querte. Ehe der Regen einsetzte, baute Ben ein bequemes und stabiles Nest in der Spitze eines Ficus-Baumes, wo er sich für die Nacht einrich­tete. Das war das Zeichen für unser Team, ihr Tagwerk zu beenden und sich selbst auf den Rückweg zu machen, ehe die Nacht einsetzte.

Ben hat sich gut eingelebt

Bens Body Condi­tion Score (BCS) – eine Maßein­heit, die den Ernäh­rungs­zu­stand bei Tieren bewertet – zeigt, dass er bei guter Gesund­heit ist. Seine Erkun­dung des Waldes und seine Akti­vität bei der Nahrungs­suche deuten eindeutig darauf hin, dass Ben sich seit seiner Auswil­de­rung gut an seine neue Umge­bung ange­passt hat.
Ben ist der 189. neue Wilde im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya, 190 Orang-Utans fanden die Frei­heit im Schutz­wald Bukit Batikap, 121 im Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen. Wir sind zuver­sicht­lich, dass Ben seinen Teil dazu beitragen wird, eine neue, wilde Orang-Utan-Popu­la­tion in den Wäldern von Borneo zu schaffen.

Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans und ihrem Lebens­raum. Jeder Beitrag hilft.