Tschüß 2017! Will­kommen Freiheit!

Tschüß 2017! Will­kommen Freiheit!

Das Beste kommt zum Schluss, auch bei uns. Nach einem ereig­nis­rei­chen Jahr mit drama­ti­schen Rettungen, erfolg­rei­chen Auswil­de­rungen und jeder Menge anderer Projekte, auf die wir mit Recht stolz sein können, setzt BOS jetzt noch einen drauf:
Pünkt­lich zum Jahres­ende beginnt für acht unserer Schütz­linge ein neues Leben. Im Schutz­wald von Bukit Batikap wurden sie jetzt von unseren lokalen Part­nern, der BOS Foun­da­tion und dem Arten­schutz­di­rek­torat des Umwelt­mi­nis­te­riums, in die Frei­heit entlassen.

Damit erhöht sich die Zahl der in dieses Gebiet ausge­wil­derten Tiere auf 167. Ein riesiger Erfolg für BOS und Grund dafür, warum BOS Foun­da­tion zu einem der Gewinner des dies­jäh­rigen „World Bran­ding Award Animalis Edition“ gekürt wurde.

Heli­ko­pter fliegt Menschen­affen nach Bukit Batikap 

Die letzte Auswil­de­rung für 2017 wurde mit einem Hubschrauber durch­ge­führt, zur Verfü­gung gestellt vom Wald­brand­kon­troll­di­rek­torat des Umwelt­mi­nis­te­riums. „Orang-Utans in die Tiefen des Waldes von Batikap zu bringen, ist ohne dieses Hilfs­mittel eine Tortur“, weiß  Dr. Ir. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion. „Wir benö­tigen meist drei ganze Tage und Nächte zu Land und zu Wasser. Dank des Hubschrau­bers dauert die gesamte Auswil­de­rung nur wenige Stunden.“

 

Sieben männ­liche Orang-Utans und ein Weib­chen, alle im Alter von 16 bis 26 Jahren, dürfen jetzt den Schutz­wald von Bukit Batikap ihr Zuhause nennen. Damit leben jetzt noch mehr potente männ­liche Tiere in dem Areal. Ein ausge­wach­sener Orang-Utan-Mann bean­sprucht mehr als 3.000 Hektar Wald. Eine enorme Reich­weite, die der Schutz­wald momentan in der Lage ist, abzufangen.

Jamartin Sihite: „Diese Möglich­keit hatten wir nicht immer. Einige der Tiere warten schon viel zu lange im Reso­zia­li­sie­rungs­kom­plex. Es gab in der Vergan­gen­heit nicht genü­gend geeig­nete Wald­flä­chen für die Auswil­de­rung. Heute sind wir dank der Zusam­men­ar­beit mit lokalen und zentralen Behörden endlich imstande, diesen Orang-Utans eine Chance zum freien Leben im Wald zu geben.“

Für den jetzigen Erfolg ist vorallem die groß­ar­tige BOS-Kampagne #Oran­gut­an­Freedom verant­wort­lich. Im Rahmen dieser konnten bei neun Auswil­de­rungen insge­samt 75 Menschen­affen in die Frei­heit entlassen werden. Weitere 43 leben nun auf Voraus­wil­de­rungs­in­seln und haben beste Chancen, demnächst ausge­wil­dert zu werden. Und elf Orang-Utans im Alter von zwei bis 25 Jahren konnte unser Team Anfang März erfolg­reich in ein sicheres Gebiet umsiedeln.

Die jetzt ausge­wil­derten Orang-Utans kamen in zwei Gruppen mit jeweils vier Tieren in ihr künf­tiges Lebens­areal. Der erste Trupp verließ bereits am Dienstag, den 12. Dezember Nyaru Menteng. Der zweite folgte am Tag darauf. Von Nyaru Menteng ging die Fahrt per Auto nach Kuala Kurun. Von dort flog der zur Verfü­gung gestellte Hubschrauber die Trans­port­kä­fige und Team­mit­glieder direkt ins Herz von Bukit Batikap. 

Hier soll jetzt laut des Brand­schutz­di­rek­tors des Umwelt­amtes, Ir. Raffles Brotestes Panja­itan, eine beson­ders strenge Kontrolle der Neuzu­gänge erfolgen: „Wir werden streng über­wa­chen um sicher­zu­stellen, dass dieses Jahr keine Wald­brände entstehen. Die aktu­elle Situa­tion ist recht stabil. Daher können wir mehr Wild­tier­schutz betreiben. Dazu gehört auch, unseren Hubschrauber für Auswil­de­rungen zur Verfü­gung zu stellen.“

Er ergänzt: Der Schutz dieser Spezies wird helfen, die Qualität unserer Wälder zu erhalten. Wir hoffen, dass eine wach­sende Orang-Utan-Popu­la­tion in Bukit Batikap und anderen Wäldern Kali­mantans uns erfolg­reich helfen wird, sowohl die Spezies als auch unsere Wälder zu bewahren.“ 

Auch Arten­schutz­di­rektor Ir. Bambang Dahono Adji sieht die Auswil­de­rung als wich­tiges Ziel zum Schutz der verblei­benden wilden Lebens­räume. „Wir wissen, dass der Orang-Utan eine Art Wahr­zei­chen ist, jemand, der dabei hilft, Wald­qua­lität zu sichern. Menschen­affen aus den Reso­zia­li­sie­rungs­zen­tren auszu­wil­dern, ist ein wich­tiger Schritt im Schutz dieser Spezies und ihrer Lebensräume.“

Der Experte betont zugleich die abso­lute Notwen­dig­keit der Auswil­de­rungen. „Wald­schutz hängt von einem erfolg­rei­chen Reso­zia­li­sie­rungs­pro­gramm ab. Das ist für uns alle von Vorteil.“

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.   

#Oran­gut­an­Freedom — das war unser Jahr im Rückblick

#Oran­gut­an­Freedom — das war unser Jahr im Rückblick

Tradi­tio­nell blicken wir zum Jahres­ende auf die vergan­genen zwölf Monate zurück. Für BOS Deutsch­land war 2017 unter dem Motto #Oran­gut­an­Freedom ein erfolg­rei­ches Jahr. Bei neun Auswil­de­rungen konnten wir insge­samt 75 Menschen­affen die Frei­heit schenken. Weitere 43 leben auf Voraus­wil­de­rungs­in­seln und haben beste Chancen, demnächst ausge­wil­dert zu werden. Elf Orang-Utans im Alter von zwei bis 25 Jahren konnte unser Team Anfang März erfolg­reich in ein sicheres Gebiet umsie­deln, darunter zwei Mütter mit ihren Kindern.

Trotz vieler posi­tiver Meldungen sehen wir aber auch, wie notwendig unser Einsatz gerade jetzt ist. Die Beispiele in unserem kurzen Jahres­rück­blick zeigen Ihnen warum.

 

Der Fall Taymur 

 

Immer wieder werden wir mit dem Schicksal illegal gehan­delter Orang-Utans konfron­tiert. Ein lukra­tives Geschäft, bei dem Menschen­affen-Babys verkauft werden, um als pres­ti­ge­träch­tige „Haus­tiere“ unter übelsten Bedin­gungen zu enden. 

Trau­rige Berühmt­heit erlangte 2017 die Geschichte des kleinen Taymur. Aus Indo­ne­sien geschmug­gelt, gequält und mit Drogen voll­ge­pumpt, bewegte sein Schicksal Tier­schützer auf der ganzen Welt. Der Fall führte sogar zu diplo­ma­ti­schen Verstim­mungen zwischen Taymurs Heimat­land und Kuweit, wohin das Orang-Utan-Baby verkauft wurde. Vor allem dem Einsatz der BOS Foun­da­tion und zahl­rei­cher Spender aus Deutsch­land war es zu verdanken, dass der Kleine im September endgültig nach Borneo zurück­ge­bracht werden konnte.

Endlich darf Taymur wieder in seiner Heimat leben“, sagt Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land e.V. „Gemeinsam mit unseren indo­ne­si­schen Part­nern haben wir hart­nä­ckig daran gear­beitet, ihn aus seinem Marty­rium zu befreien. In unserem Schutz­zen­trum in Nyaru Menteng bekommt er jetzt die Pflege und Fürsorge, die er braucht, um ein artge­rechtes Leben zu führen.”

 

Alba, die weiß­haa­rige Lady 

 

Auf ganz andere Weise drama­tisch und spek­ta­kulär ist die Geschichte des jungen Orang-Utan-Weib­chens, die im Zuge eines inter­na­tio­nalen Namens­wett­be­werbs Alba genannt wurde. Alba ist ein Albino, etwas gerade bei Orang-Utans extrem Seltenes. 

Die junge Dame konnte im April 2017 aus kurzer Gefan­gen­schaft befreit und unseren Part­nern bei der BOS Foun­da­tion über­geben werden. Das Schicksal ihrer Mutter ist unbekannt. 

Aufgrund ihres Albi­nismus ist Alba haut­krebs­ge­fährdet und zudem sehbe­hin­dert, so dass sie wohl niemals ausge­wil­dert werden kann. Statt­dessen wird sie auf einer kleinen Insel mit drei anderen, normal rotbraun gefärbten, Artge­nos­sinnen ein behü­tetes Leben führen. Die Sorge, dass die „normalen Orang-Utans“ Alba wegen ihrer Anders­ar­tig­keit mobben würden, hat sich nicht bestä­tigt. Im Gegen­teil, wie es aussieht, gibt Alba laut ihren Beschüt­zern den Ton an.

 

Baby­häuser

Unsere Pfle­ge­sta­tionen für die Jüngsten in Samboja Lestari und Nyaru Menteng waren schon lange über­füllt. Kein Wunder, allein 2017 konnten wir 20 verwaisten Babys retten, die ein neues Domizil brauchten. Unter­stützt wird dies seit Sommer 2017 durch jeweils ein neues Baby­haus in den beiden Stationen. Dort dürfen Taymur und alle seine Freunde jetzt in Sicher­heit und Gebor­gen­heit toben und spielen. Beide Unter­künfte wären aller­dings ohne beson­deres inter­na­tio­nales Spender-Enga­ge­ment nicht möglich gewesen, wobei das Baby­haus in Nyaru Menteng ganz maßgeb­lich von BOS Deutsch­land finan­ziert werden konnte. Das freut uns natürlich. 

 

Immer wieder reif für die Insel(n)

Die von BOS reha­bi­li­tierten Orang-Utans brau­chen natur­nahe und dennoch geschützte Areale, um ihren Fähig­keiten den letzten Schliff für ein erneutes Leben in der Wildnis zu verleihen. Dafür ziehen sie eine Zeit lang auf soge­nannte Vor-Auswil­de­rungs­in­seln. Eine von ihnen ist Salat Island in Zentral-Kalimantan. 

Dieses Fluss­ge­biet zu erwerben, stellte BOS vor große Heraus­for­de­rungen. Letzt­end­lich konnten jedoch 600 Hektar der insge­samt 3.400 Hektar großen Insel gesi­chert werden. Anfang 2017 dann ein noch größerer Erfolg: Weitere 1.400 Hektar kamen hinzu, so dass nunmehr über 2.000 Hektar Land, 20 Quadrat­ki­lo­meter, für die Arbeit der BOS Foun­da­tion auf Salat Island zur Verfü­gung stehen. 

Diese Fläche ist einer­seits ein extrem wich­tiges Stand­bein für die Auswil­de­rungen aus der Station Nyaru Menteng, darüber hinaus aber auch ein würdiges Refu­gium für Orang-Utans, die aus Alters- oder Krank­heits­gründen nicht mehr ausge­wil­dert werden können. 

Juq Kehje Sewen - Drohnenaufnahme
Juq Kehje Swen — Drohnenaufnahme

Im Juli 2017 konnte in Ost-Kali­mantan die Insel Nr. 8 erworben werden. Mit ihren gerade einmal drei Hektar ist sie zwar klein, verbes­sert aber als Vor-Auswil­de­rungs­insel dennoch die Auswil­de­rungs­mög­lich­keiten der Station Samboja Lestari. Daneben sollen die schon lange exis­tie­renden künst­lich ange­legten Inseln auf dem Areal von Samboja Lestari baulich verbes­sert werden. 

Eben­falls in Ost-Kali­mantan gelegen ist die 83 Hektar große Insel Juq Kehje Swen, was in der Dayak-Sprache ganz prag­ma­tisch Orang-Utan-Insel bedeutet. Sie wird seit September 2017 als Vor-Auswil­de­rungs­insel für Samboja Lestari bezie­hungs­weise das Auswil­de­rungs­ge­biet Kehje Sewen genutzt. 

 

Wald und Leute 

BOS ist an der Entwick­lung, besser gesagt, der Rena­tu­rie­rung des Mawas-Gebietes betei­ligt. In diesem über 300.000 Hektar großen Torf­wald­ge­biet in Zentral-Kali­mantan dreht sich alles um Wieder­auf­fors­tung und Blockade früher, im Rahmen eines geschei­terten Reis­an­bau­pro­jekts, ange­legter Drai­na­ge­ka­näle. Ziel ist es, durch Wieder­vernäs­sung die ursprüng­liche Torf­wald­öko­logie wieder herzu­stellen. In diesem Zusam­men­hang koope­riert BOS mit anderen Orga­ni­sa­tionen im Rahmen des SOS Borneo Projekts z. B. mit der Borneo Nature Foundation. 

Seit Beginn gehört es zum Selbst­ver­ständnis von BOS, mit der orts­an­säs­sigen Bevöl­ke­rung zusam­men­zu­ar­beiten. In Koope­ra­tion mit BOS Deutsch­land setzt die BOS Foun­da­tion auch Gemein­de­ent­wick­lungs­pro­jekte um. Derzeit ist dies das durch das Bundes­mi­nis­te­rium für wirt­schaft­liche Zusam­men­ar­beit (BMZ) geför­derte Projekt „Nach­hal­tige Gemein­de­ent­wick­lung in Mang­katip”. Dessen Ziel ist es, diese Gemeinde in die Lage zu versetzen, ihre eigenen sozialen, wirt­schaft­li­chen und ökolo­gi­schen Entwick­lungs­prio­ri­täten zu defi­nieren und ihre Inter­essen vor staat­li­chen Behörden adäquat zu vertreten.

Zu diesem Komplex gehört zum Beispiel auch die Kartie­rung von Land, um Ansprüche der Gemein­de­mit­glieder gegen­über dem Staat zu unter­mauern. Konflikte um die Nutzung von Land, das tradi­tio­nell von den Menschen vor Ort genutzt wird, dieses Recht aber formal­recht­lich nur schwer nach­weisbar ist, gehören in Indo­ne­sien zur Tagesordnung. 

 

Palmöl gehört nicht in den Tank

Im April hat das EU-Parla­ment eine Reso­lu­tion zum Thema Palmöl und Schutz der Regen­wälder verab­schiedet. Darin wird die Euro­päi­sche Kommis­sion aufge­for­dert, entspre­chende EU-weite Gesetz­ge­bungs­ver­fahren einzu­leiten. BOS Deutsch­land lehnt die Nutzung von Palmöl für soge­nannten Biosprit klar ab. Sie können unsere Bemü­hungen mit dem Unter­schreiben der Peti­tion “Kein Palmöl in den Tank” an dieser Stelle unterstützen. 

Politik und Wirt­schaft müssen dafür sorgen, dass die Produk­tion sämt­li­chen Palmöls über die gesamte Wert­schöp­fungs­kette über­prüfbar nach­haltig erfolgt. 

 

Unsere nächsten Ziele

 

Wir wollen mit natio­nalen und inter­na­tio­nalen Part­nern insbe­son­dere zum groß­räu­migen Wald­schutz noch inten­siver zusam­men­ar­beiten, vor allem was die Schaf­fung von groß­räu­migen Biotop­ver­bund-Korri­doren angeht. Nicht zuletzt dafür wollen wir die Unter­stüt­zung aus Zivil­ge­sell­schaft und Politik ausbauen und auch auf die einschlä­gige Wirt­schaft einwirken. 

Der Orang-Utan muss in der Öffent­lich­keit noch mehr als bisher als das Gesicht des Regen­waldes wahr­ge­nommen werden.

Dank an alle Unter­stüt­ze­rinnen und Unterstützer 

An dieser Stelle möchten wir uns wieder bei all unseren Spen­dern und allen ehren­amt­li­chen Helfern von ganzem Herzen bedanken. Ohne diese Menschen wäre unsere Arbeit unmög­lich. Wir wünschen allen eine frohe Weih­nachts­zeit und einen hervor­ra­genden Jahreswechsel! 

Herz­lichst, Ihr BOS-Team 

 

Können Orang-Utans dankbar sein?

Können Orang-Utans dankbar sein?

Am Ende eines Jahres, wenn Zeit und Muße uns zur Ruhe kommen lassen, ist klas­si­scher­weise die Zeit „Danke“ zu sagen. Im Job bedanken wir uns für die gute Zusam­men­ar­beit, bei den Nach­barn für das Blumen­gießen während der Ferien. Ganz beson­dere Dank­bar­keit bringen wir jedoch denen entgegen, mit denen wir über­durch­schnitt­lich eng verbunden sind.

In der Regel ist das die Familie. Es kann jedoch auch der Erst­helfer nach einem Unfall sein oder die Hebamme, die unser Baby auf die Welt gebracht hat. Dank­bar­keit ist einfach tierisch mensch­lich. Oder? Lange Zeit haben Wissen­schaftler die These vertreten, dass nur der Mensch allein sich dank­er­füllt zeigen kann. Anderen Lebe­wesen wurde Empa­thie gänz­lich abgesprochen.

Nun, einige Beob­ach­tungen und Studien später, revi­dieren Forscher diese lange verfoch­tene Meinung. Eine aktu­elle Veröf­fent­li­chung des Max-Planck-Insti­tuts für evolu­tio­näre Anthro­po­logie (MPI) sagt: Menschen­affen verhalten sich weit weniger egois­tisch als bisher ange­nommen. Sie lassen sogar eine Form von Dank­bar­keit erkennen.

Menschen­affen belohnen Gefälligkeiten

Für ihre Erkennt­nisse führten die MPI-Mitar­beiter Martin Schmelz und Sebas­tian Grün­eisen einen spezi­ellen Test mit Schim­pansen durch. Die Frage­stel­lung: Verhält sich ein Menschen­affe anders bei der Auftei­lung von Futter oder koope­riert er gar, wenn ihm ein Artge­nosse vorher geholfen hat? Zeigt er sich in gewisser Hinsicht also dankbar?

Hilf­reich bei diesem Expe­ri­ment war den Forschern die Tatsache, dass Schim­pansen, wie andere große Menschen­affen auch (z.B. die Orang-Utans), sehr sozial sind. Im Versuch ging es um Futter. Hört da nicht die Freund­schaft auf? Im Gegen­teil. Die Expe­ri­men­tier­an­ord­nung bot zwei Möglich­keiten: Option eins beschaffte nur dem Probanden Futter, Option zwei sowohl Proband als auch seinem Partner. Dem voraus ging jeweils ein Versuch, bei dem der Partner am Zug war. Auch dieser konnte die Futter­ver­tei­lung selbst bestimmen.

Span­nend für die Forscher war zu beob­achten, ob sich das Verhalten des einen auf das folgende Verhalten des anderen Schim­pansen auswirken würde. Tatsäch­lich merkten sich die Tiere, wie der jeweils andere das Futter aufge­teilt hatte. War er frei­giebig, waren sie im Anschluss eben­falls koope­rativ, belohnten ihren Partner mit mehr Futter.

„Am meisten über­raschte uns, dass die Schim­pansen sogar Kosten auf sich nehmen und auf zusätz­li­ches Futter verzichten, um einen Artge­nossen für dessen Unter­stüt­zung zu belohnen”, sagt Martin Schmelz. „Bisher galt es als sicher, dass Schim­pansen in Situa­tionen wie diesen nur ihren eigenen Vorteil im Blick haben.”

Selbst die Höhe der Beloh­nung war variabel, je nachdem, wie spen­dabel der Partner vorher war. Je mehr Futter verschenkt wurde, desto mehr kam auch zurück. „Die Ergeb­nisse legen nahe, dass die Schim­pansen nicht nur die Hand­lungen, sondern auch die koope­ra­tiven Absichten ihres Versuchs­part­ners in Betracht ziehen und unei­gen­nüt­ziges von poten­tiell eigen­nüt­zigem Verhalten unter­scheiden”, sagt Sebas­tian Grüneisen.

Inso­fern lässt sich vermuten, dass auch andere Menschen­affen wie unsere Orang-Utans Gefäl­lig­keiten belohnen. Sie zeigen also eine Art Dank­bar­keit, ähnlich wie wir Menschen es tun.
 

Hier können Sie die Veröf­fent­li­chung des Max-Planck-Insti­tuts für evolu­tio­näre Anthro­po­logie zum Thema nach­lesen.

Am Inter­na­tio­nalen Natur­schutztag fünf weitere Orang-Utans in Kehje Sewen ausgewildert

Am Inter­na­tio­nalen Natur­schutztag fünf weitere Orang-Utans in Kehje Sewen ausgewildert

Niemals in der Geschichte der Mensch­heit waren so viele Tier- und Pflan­zen­arten vom Aussterben bedroht wie gegen­wärtig. Grund genug, die Welt darauf aufmerksam zu machen. Der „World Wild­life Conser­va­tion Day” soll künftig jähr­lich daran erin­nern, wie ernst die Lage für unsere Natur ist. Pünkt­lich zum ersten “Welttag zur Erhal­tung wild­le­bender Tiere und Pflanzen” am 4. Dezember 2017 konnte BOS fünf Menschen­affen aus dem Schutz­zen­trum Samboja Lestari wieder in die Frei­heit entlassen. Mit der nunmehr 14. Auswil­de­rung seit 2012 leben nun auch die zwei Orang-Utan-Männ­chen Tiny und Ivan sowie die drei Weib­chen Ingrid, Yuniar und Santa im Regen­wald von Kehje Sewen, darunter auch ein Mutter-Kind-Gespann.

Auch Weib­chen Santa pünkt­lich zu Weih­nachten freigelassen

 damals (links) und heute

Unter den ausge­wil­derten Menschen­affen befindet sich auch Santa, die 2014 in Muara Wahau gerettet wurde. Damals zeigte sie zwar ganz natür­li­ches, wildes Verhalten. Sie war aber zu jung, um unmit­telbar in die Wildnis zurück­zu­kehren. Mit sechs Jahren darf das junge Weib­chen recht­zeitig zum Weih­nachts­fest heim in den Regenwald.

Mit der jetzigen Auswil­de­rung steigt die Zahl der frei­ge­las­senen Menschen­affen in Kehje Sewen auf 80. Ein Erfolg, aber BOS will mehr! „BOS möchte allen verwaisten und heimat­ver­trie­benen Orang-Utans die Frei­heit zurück­zu­geben“, sagt Dr. Ir. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion. „Sie haben es verdient, ein sicheres, würde­volles Leben in ihrem natür­li­chen Lebens­raum zu führen. Kampa­gnen wie #Oran­gut­an­Freedom machen darauf aufmerksam, wie viel Hilfe und Unter­stüt­zung sie noch brauchen.“

Santa entschwindet in den Wipfeln der Bäume

Die 2017 von BOS geschaf­fenen Voraus­wil­de­rungs­in­seln sind ein sicherer Ort, an dem die Menschen­affen ihre in den Schutz­zen­tren erwor­benen Fähig­keiten ausbauen und schon mal das unab­hän­gige Leben proben können. Hierher können hoffent­lich im kommenden Jahr noch mehr „Neue Wilde“ in die Frei­heit entlassen werden.

Erfolg nur durch Zusam­men­ar­beit möglich

Anläss­lich der Auswil­de­rung betonten die indo­ne­si­schen Partner BOS Foun­da­tion und die Umwelt­schutz­be­hörde BKSDA glei­cher­maßen die Wich­tig­keit einer konse­quenten Zusam­men­ar­beit. „Solche Erfolge sind nur durch das Zusam­men­spiel der Partner welt­weit mit den vor Ort agie­renden Behörden, Orga­ni­sa­tionen und einzelnen Menschen, die sich mit dem Schutz der Orang-Utans beschäf­tigen, möglich“, mahnt Jamartin Sihite.

„Es gibt nur wenige verblei­bende Wälder von guter Qualität in der Provinz. Gemeinsam müssen wir diese Wald­ge­biete retten und helfen, die bereits zerstörten wieder aufzu­forsten“, fügt Ir. Sunandar Trig­una­jasa N., vom BKSDA in Ost-Kali­mantan hinzu. „Es ist unsere kollek­tive Pflicht, unsere verblei­benden Wälder und die darin befind­liche Arten­viel­falt zu schützen.“

Kehje Sewen muss wachsen

Der Regen­wald von Kehje Sewen ist ein 86.450 Hektar großes Gebiet in Ost-Kali­mantan. Seit 2010 wird es speziell für die Auswil­de­rung reso­zia­li­sierter Orang-Utans aus Samboja Lestari genutzt. Die ersten Auswil­de­rungen star­teten 2012. Experten zufolge kann Kehje Sewen 150 Menschen­affen ein Zuhause bieten.

Bislang wurden 80 Tiere wieder ange­sie­delt. Die Kapa­zi­täten reichen also noch für 70 weitere. Im Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum von Samboja Lestari warten jedoch noch 155 Orang-Utans auf ihre Frei­las­sung. Kurz gesagt, BOS benö­tigt noch mehr Wald, um alle Orang-Utans, die aktuell gepflegt werden, auswil­dern zu können.

Bislang wurden zwei erfolg­reiche Geburten in Kehje Sewen verzeichnet, ein Zeichen dafür, dass der Prozess der Wieder­an­sied­lung im wahrsten Sinn Früchte trägt. Unser nächstes großes Ziel ist es, die Geneh­mi­gung für ein weitaus größeres Areal zu bekommen. Auf dass wir noch mehr Artver­wandte endgültig in die Frei­heit entlassen können.
 

 

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Der König von Kehje Sewen ist zurück!

Der König von Kehje Sewen ist zurück!

Vor kurzem war unser Beob­ach­tungs­team in Kehje Sewen ganz aus dem Häus­chen. Bei einem Kontroll­gang durch den Wald ertönte auf einmal das Signal von Kumars Radio-Tracker.

Da es an diesem Tag schon zu spät war, dem Signal zu folgen, brach das Team am nächsten Tag auf, um am Ausgangs­punkt des Vortages noch­mals genauer nach­zu­for­schen. Kumar, der „König des Waldes“, war schon längere Zeit nicht mehr gesichtet worden. Neues über ihn zu erfahren, wäre großartig!

Sie erin­nern sich an Kumar? Er ist der extrem backen­wüls­tige Orang-Utan, der im Juli 2017 ausge­wil­dert wurde. Zum Zeit­punkt seiner Auswil­de­rung war er bereits 23 Jahre alt, der älteste Orang-Utan, der je in die Frei­heit entlassen wurde. Aufgrund seines Alters und seiner stark ausge­prägten Backen­wülste wird er von uns „König des Waldes“ genannt. Das letzte Signal seines Hals­bandes empfingen wir im September. Kumars Streif­züge in die tiefsten Tiefen des Urwalds machten eine „Verfol­gung“ für uns unmöglich.

Umso span­nender das Auftau­chen des Signals an diesem Novem­bertag. Tief im Regen­wald wurde es  immer stärker. Kumar ist bekannt dafür, dass er die Anwe­sen­heit von Menschen nicht mag. Darum war unser Team jetzt ganz beson­ders aufmerksam und achtete auf jede noch so kleine Bewe­gung in den Bäumen. Plötz­lich war das Knacken von abbre­chenden Ästen zu hören. Kurz darauf landete ein großer Ast unmit­telbar neben unseren Mitar­bei­tern. Dann endlich erschien er: Kumar! Er stand auf einem dicken Ast und schaute auf das Team wie ein König auf seine Untertanen.

Schnell wurden ein paar Fotos gemacht und aus sicherer Entfer­nung die neuen Beob­ach­tungen notiert. Eine Woche lang konnte unser ehema­liger Schütz­ling beob­achtet werden. Er sieht gesund aus und hat einen guten Appetit. Unsere „Majestät“ hält sich hoch oben in den Baum­wip­feln auf und baut seine Nester für die Nacht und den Tag in unter­schied­li­chen Bäumen. Außerdem ist er ein ausge­zeich­neter Futter­sammler. Am liebsten schlemmt er Ficus­früchte und Lianen­rinde. Von beidem gibt es reich­lich in Kehje Sewen. Kühn wie ein König markiert Kumar sein Revier. Er macht laute Schmatz­ge­räu­sche in Rich­tung seiner unge­be­tenen Besu­cher. Ergän­zend stößt er weit hallende Rufe aus und antwortet auch laut­stark auf solche Laute anderer Orang-Utan-Männchen.

Es ist wunderbar und erleich­ternd, Kumar so in seinen neuen Lebens­raum einge­wöhnt zu sehen. Gut gemacht, Waldkönig!

 

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