Die Dschun­gel­apo­theke

Die Dschun­gel­apo­theke

Wer krank ist, geht zum Arzt und lässt sich Medi­ka­mente verschreiben. Was aber, wenn gerade keine Praxis geöffnet hat? Dann ist Eigen­in­itia­tive gefragt, beispiels­weise durch den Gang in die Apotheke oder den Griff zu Omas Haus­mit­tel­chen. Die Selbst­be­hand­lung ist aber nicht erst in Zeiten von Dr. Google & Co. ein Trend.

Schon bei indi­genen Völkern wie den latein­ame­ri­ka­ni­schen Maya gehörten Grund­kennt­nisse der Selbst­me­di­ka­tion einfach dazu. Klar, wer weit ab der Zivi­li­sa­tion lebte, musste sich im Notfall selbst zu helfen wissen. Unsere Vorfahren wussten ziem­lich gut, welche Pflanzen beispiels­weise zerkaut und geschluckt werden konnten oder welche nur auf der Haut zerrieben werden durften um Linde­rung bei bestimmten Krank­heits­sym­ptomen herbeizuführen.

Gelernt haben sie das vermut­lich von Tieren. Viel­leicht waren sogar Menschen­affen ihr Vorbild. Schon in den 70er Jahren ließen Beob­ach­tungen vermuten, dass Tiere um die heilenden Eigen­schaften der Pflanzen wissen und diese gezielt verwenden, um Beschwerden entge­gen­zu­wirken. Dies wurde in den darauf­fol­genden Jahren auch des Öfteren wissen­schaft­lich belegt.

 

Haarige Pflanzen gegen Parasiten

So wurden Schim­pansen aus dem Mahale Moun­tains Natio­nal­park dabei beob­achtet, wie sie ganze Blätter der gelb­blü­henden Pflanze Aspilia mossam­bicensis ohne zu kauen schluckten. Dieselben Schim­pansen waren von einem Darm­pa­ra­siten namens Oeso­pha­go­stomum stepha­nostomum befallen. Im Dung der erkrankten Tiere fand man dann in den Blät­tern die noch lebenden Würmer wieder. Es stellte sich heraus, dass die Biester an der haarigen Ober­fläche der Blätter haften blieben und so anschlie­ßend mit ausge­schieden werden konnten. Auch andere Pflanzen, auf deren Ober­fläche sich kleine Härchen befinden, werden von Schim­pansen genutzt.

 

Auch Orang-Utans behan­deln sich selbst

Eine Studie belegt jetzt erst­mals, dass auch die Borneo-Orang-Utans die Kunst der Selbst­be­hand­lung beherr­schen. Sie wurden dabei beob­achtet, wie sie die Blätter der Dracaena cant­leyi zerkauten und sich anschlie­ßend den Spei­chel-Pflanzen-Mix auf ihre Glied­maßen schmierten, statt ihn hinunter zu schlu­cken. Diese Pflanze aus der Gattung der Drachen­bäume galt aufgrund ihres bitteren Geschmacks bislang als für die Menschen­affen  unge­nießbar. Jetzt jedoch waren sich Forscher einig, dass ihr Verzehr nicht dem Genuss oder der Nahrungs­auf­nahme diente. Die Labor-Unter­su­chung einer Pflan­zen­probe zeigte, dass die D. cant­leyi entzün­dungs­hem­mende Eigen­schaften besitzt.

Dr. Helen Morrogh‑Bernard, die Haupt­au­torin der Studie, berich­tete zudem, dass vor allem Affen­weib­chen, die ihr Junges mit sich trugen, zu dieser Methode griffen. Wissen­schaftler nehmen an, dass dies die Schmerzen, die durch das dauernde Tragen des Jung­tieres auftreten, lindert. Inter­es­san­ter­weise nutzen auch Einhei­mi­sche die Pflanze, um ihre entzün­deten Gelenke und Muskeln damit zu behandeln.

Was wir daraus lernen? Nun, viel­leicht nicht bei jedem Zipper­lein zum Arzt gehen, sondern einfach mal den Affen machen.

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Eden – Eine Hoff­nung für die Zukunft

Eden – Eine Hoff­nung für die Zukunft

Mit großer Freude können wir bekannt­geben, dass im Schutz­ge­biet Bukit Batikap erneut ein Baby Orang-Utan Namens Eden das Licht der Welt erblickt hat. Die glück­liche Mutter ist Ebol, eine Orang-Utan Dame, die 2012 ausge­wil­dert und zuletzt im November 2017 von unserem Moni­to­ring-Team gesichtet wurde. Schon damals konnte man ihr die Schwan­ger­schaft deut­lich ansehen und schätzte den Geburts­termin auf Anfang des Jahres 2018. 

 

Es ist endlich soweit

Und wir sollten Recht behalten. Vor einigen Tagen konnte unser Team, zusammen mit einem Tier­arzt aus Nyaru Menteng, endlich Ebol und ihr Baby loka­li­sieren und sicher­gehen, dass beide wohlauf sind.

Ebol und ihr Neuge­bo­renes sind für uns eine wunder­bare Bestä­ti­gung dafür, wie wichtig unsere Arbeit ist und vor allem auch, dass sie Früchte trägt. Ebol wurde im Alter von sieben Jahren, zusammen mit ihrer Mutter ausge­wil­dert. Wir vermu­teten, dass sich beide noch eine Weile zusammen an die neue Umge­bung gewöhnen würden, jedoch hatte die Mutter von Ebol andere Pläne. Sie machte sich relativ schnell aus dem Staub und über­ließ Ebol sich selbst, was aber für Orang-Utans in ihrem Alter durchaus üblich ist. Ebol bewies schnell, dass sie dieser Aufgabe gewachsen ist und sich selbst versorgen kann. Heute, fünf Jahre später, ist sie stärker denn je. 

Bei dem letzten Zusam­men­treffen mit den beiden, war Ebol fast durch­gängig auf Futter­suche und aß Unmengen an Früchten. Immer an ihrer Brust, ihr Neuge­bo­renes, welches entweder schlief oder trank. Wie jede gute Mutter, umsorgte Ebol ihr Baby unglaub­lich liebe­voll. Sie machte uns auch deut­lich, dass sie über unser Auftau­chen nicht sonder­lich erfreut ist. Womög­lich ausge­löst durch die Sorge um die Sicher­heit ihres Babys. Ein gutes Zeichen, da sich wilde Orang-Utans von Menschen fernhalten.

Wir waren mehr als glück­lich das Mutter-Kind-Gespann in einer so guten Verfas­sung vorzufinden. 

 

Noch mehr Babys in Sicht

In naher Zukunft werden wir uns hoffent­lich noch­mals über Nach­wuchs freuen können, denn Meklies und Manisha sind eben­falls schwanger. Bei Meklies müsste es schon sehr bald soweit sein. Mit der wach­senden Anzahl an in freier Wild­bahn gebo­rener Orang-Utan-Babys, haben wir große Hoff­nung, dass die Popu­la­tion in Bukit Batikap nach­haltig bestehen kann.

Der Orang-Utan ist nicht nur der einzige Menschen­affe in Asien, sondern auch eine soge­nannte Schirm­spe­zies. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass allein durch ihren Schutz viele andere Pflanzen und Tier­arten gleich­zeitig mit geschützt werden. Es liegt in unserer Verant­wor­tung das Über­leben dieser einzig­ar­tigen Spezies zu sichern.

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Hati – kleines Herz im jungen Jahr

Hati – kleines Herz im jungen Jahr

Das Jahr ist noch jung. Doch schon haben wir das vierte Orang-Utan-Baby gerettet. Wir schätzen das kleine Menschen­af­fen­baby auf etwa zwei­ein­halb Jahre.

Die Mitar­beiter der regio­nalen Natur­schutz­be­hörde und einige Poli­zisten retteten die Kleine gemeinsam und brachten sie am 11. Februar zu uns ins Schutz­zen­trum nach Nyaru Menteng. Mitglieder des Nyaru Menteng Commu­nity-Empower­ment-Teams hatten es zur Anzeige gebracht, nachdem sie das kleine rotbraune Fell­knäuel in einem kleinen Holz­käfig gesehen hatten. Wir haben dieses süße Affen­kind „Hati“ getauft. Es ist das indo­ne­si­sche Wort für „Herz“. Und dieser Name passt wirk­lich perfekt zu ihr! Hati war sehr verängs­tigt. Später erfuhren wir von anderen Dorf­be­woh­nern, dass sie schon über ein Jahr lang in diesem Käfig ihr Dasein fristen musste.

Nächste Station für Hati: Die Quaran­täne-Station unseres Babyhauses

Hati wird von unserem Tierarzt untersucht
Hati wird von unserem Tier­arzt untersucht

Als Hati zu uns kam, war sie trau­ma­ti­siert. Auch zeigte sie keinerlei wildes Verhalten. Für uns ist das ein guter Indi­kator dafür, wie lange sie schon in mensch­li­cher Gefan­gen­schaft war. Glück­li­cher­weise konnte unser Tier­arzt bei einer gründ­li­chen Eingangs­un­ter­su­chung fest­stellen, dass Hati in guter körper­li­cher Verfas­sung war. Gesund­heit­lich gab es keine Bedenken.

Natür­lich zog Hati erst einmal in die Quaran­täne-Station unseres Baby­hauses. Dort ist sie jetzt aber nicht mehr alleine. Rachel, Alejandra und Bravis, die eben­falls erst kürz­lich zu uns kamen, leisten unserem Neuzu­gang Gesellschaft.

Doch Hati war nicht alleine in ihrer Gefangenschaft

Traurig genug, dass es wieder einmal notwendig wurde, ein Orang-Utan-Baby zu retten. Doch aus dem glei­chen Dorf musste das Team auch einen erst drei Monate alten Malai­en­bären und zwei Gibbons befreien. Die beiden Gibbons werden demnächst einer Einrich­tung der Natur­schutz­be­hörde übergeben.

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Stirbt der Borneo-Orang-Utan aus?

Stirbt der Borneo-Orang-Utan aus?

Die welt­weite Nach­frage nach natür­li­chen Ressourcen hat die Zahl der Orang-Utans zwischen 1999 und 2015 um mehr als 100.000 Tiere redu­ziert. Dies belegt die jetzt veröf­fent­lichte Lang­zeit­studie eines Teams aus 38 inter­na­tio­nalen Insti­tu­tionen unter Führung von Forschern des Max-Planck-Insti­tuts für evolu­tio­näre Anthro­po­logie in Leipzig, dem Deut­schen Zentrum für Inte­gra­tive Biodi­ver­si­täts­for­schung (iDiv) und der Liver­pooler John Moores Univer­sity in Großbritannien.

Demnach verrin­gerte sich der Orang-Utan-Bestand auf Borneo inner­halb von 16 Jahren um insge­samt 148.500 Tiere. Die Forscher befürchten, dass bis zum Jahr 2050 noch­mals 50.000 der Menschen­affen verschwinden.

„Diese Studie scho­ckiert uns zutiefst und bestä­tigt unsere schlimmsten Befürch­tungen. Dezi­miert sich der Bestand an Orang-Utans in den nächsten 30 Jahren tatsäch­lich noch­mals um 50.000 Tiere, bedeutet dies aller Wahr­schein­lich­keit nach das Ende dieser Art“, warnt Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutschland.

Damit nicht genug: Das Aussterben der rothaa­rigen Menschen­affen wäre die Ankün­di­gung weiterer, immer größerer Kata­stro­phen. Der Fort­be­stand dieser Primaten und der Erde, so wie wir sie kennen, hängt ganz exis­ten­tiell mit ihrem Lebens­raum, dem Regen­wald, und dessen Auswir­kungen auf unser Klima zusammen. „Darum ist die Politik welt­weit, insbe­son­dere aber auch unsere künf­tige Bundes­re­gie­rung gefor­dert, endlich etwas zu unter­nehmen“, appel­liert Merdes weiter. „Klima­ziele dürfen nicht aufge­schoben oder gar aufge­hoben werden, sondern müssen von den poli­tisch Verant­wort­li­chen, insbe­son­dere in Bezug auf die inter­na­tio­nale Palm­öl­po­litik, mit allen Anstren­gungen zum Wohle der Tiere und des Klimas verbind­lich beschlossen und vor allem auch umge­setzt werden!“

 

Wilderei und Palmöl Hauptverursacher

„Der Rück­gang der Orang-Utan-Popu­la­tion hat vor allem nicht natür­liche Ursa­chen“, sagt Maria Voigt vom Deut­schen Zentrum für inte­gra­tive Biodi­ver­si­täts­for­schung in Leipzig. „Das sind beispiels­weise Wilderei oder Regenwaldrodung.“

Ein Hoff­nungs­schimmer: Orang-Utans sind anpas­sungs­fä­higer als gedacht. So bewegen sie sich beispiels­weise öfter auf dem Boden fort. Außerdem können sie sich von Pflanzen ernähren, die ursprüng­lich nicht zu ihren natür­li­chen Nahrungs­quellen gehörten, wie etwa Akazie oder Ölpalme. Das ermög­licht ihnen ein Über­leben in zerklüf­teten Land­schaften und viel klei­neren Wald­ge­bieten als bislang von Wissen­schaft­lern vermutet.

Die ganze Studie lesen Sie hier.

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Dicke Backen und Vielweiberei

Dicke Backen und Vielweiberei

14. Februar, Valen­tinstag, Tag der Liebenden und der Geschenk­e­indus­trie. Ein guter Anlass, sich zu fragen, wie das eigent­lich unsere rothaa­rigen Vettern halten. Gibt es die große Liebe unter Orang-Utans? Irgend­etwas muss bei ihnen doch auch laufen? Um es gleich zu sagen, wir wissen es nicht genau, können aber annehmen, dass weder roman­ti­sche Eska­paden noch stabile Zwei­er­be­zie­hungen die Sache der Gattung Pongo sind.

Orang-Utan-Männ­chen durch­laufen oft eine unter Primaten einzig­ar­tige Entwick­lung: Nach der eigent­li­chen Geschlechts­reife sind sie nur wenig größer als die Weib­chen, eher große Jungs als ausge­wach­sene Männer. Manchmal bleiben sie ihr Leben lang in diesem Stadium und müssen sehen, wie sie hinsicht­lich Sex und Fort­pflan­zung auf ihre Kosten kommen. Wenn sie indes Glück haben, können sie buch­stäb­lich auf richtig dicke Backen machen. Dann erfahren sie hormo­nell gesteuert noch einmal ein deut­li­ches Größen­wachstum und bekommen ihre so charak­te­ris­ti­schen mäch­tigen Backenwülste.

Die heißesten Typen haben die größten Reviere

Dies geschieht vor allem dann, wenn es ihnen gelingt, ein eigenes Revier zu etablieren. So ein Revier kann in der Größe sehr vari­ieren und bis zu 5.000 Hektar umfassen. Die Anwe­sen­heit anderer domi­nanter Männ­chen mit ihrem kilo­me­ter­weit zu hörendem, soge­nannten Long Call scheint dagegen die Entwick­lung zum rich­tigen Kerl zu bremsen.

Sein Areal teilt sich ein domi­nantes Männ­chen in der Regel mit zwei bis vier Weib­chen, die dann den Harem des Patri­ar­chen bilden. Im Unter­schied zu nahezu allen anderen Primaten bilden Orang-Utans jedoch keine festen Sozi­al­ver­bände, sondern leben einzeln. Ledig­lich die Bindung zwischen Mutter und Kind ist dauer­hafter. Ande­rer­seits sind Orang-Utans aber auch nicht streng solitär, sondern kommu­ni­zieren durchaus über die Entfer­nung mitein­ander. Wie sie das im Einzelnen tun, ist noch weit­ge­hend ungeklärt.

 

Kleine Futter­ge­schenke erhalten die „Romantik“

Aber anders als zum Beispiel ein Gorilla-Silber­rü­cken hat ein revier­be­sit­zender Orang-Utan seine Frauen nicht ständig im Blick. Wenn sie allein bzw. mit ihrem Kind, für dessen Aufzucht sie übri­gens allein zuständig sind, umher­streifen, können sie „Wande­rern“ und „Pend­lern“ begegnen.  Das sind nicht-domi­nante Männ­chen ohne Revier und Backen­wülste. Sie heißen so, weil sie einfach umher­wan­dern oder zwischen verschie­denen Revieren hin und her pendeln. Auf Weib­chen wirken sie nicht beson­ders attraktiv, so dass ein solches Männ­chen sein Glück durch Bestechung, sprich kleine Essens­ge­schenke versu­chen muss. Viel­leicht ist das noch das Valent­in­haf­tigste an Orang-Utan-Zwei­sam­keit. Oder aber er erzwingt sich eine Begat­tung mit Gewalt. Das wiederum ist die defi­nitiv unro­man­ti­sche Seite des Orang-Utan-Verhaltens.

Vor dem legi­timen Revier­in­haber muss sich der junge Unhold natür­lich in Acht nehmen. Aller­dings werden nicht-domi­nante Männ­chen von den Paschas oft nicht ernst­ge­nommen, wahr­schein­lich, weil sie eher wie Weib­chen aussehen. So bringen die Weib­chen oft auch Junge zur Welt, die nicht den Patri­ar­chen zum Vater haben, eine bei Säuge­tieren mit domi­nanten Männ­chen unge­wöhn­liche Konstellation.

Ob sich unterm Blät­ter­dach bei Orang-Utans außer nackter fleisch­li­cher Begierde nicht doch auch zartere Empfin­dungen entfalten, können wir natür­lich letzt­lich nicht wissen. Und wenn, dann geht es uns viel­leicht gar nichts an.

In diesem Sinne wünschen wir allen Freunden der Orang-Utans einen schönen Valen­tinstag mit nach­hal­tigen Geschenken.