Allein, aber glücklich

Allein, aber glücklich

Arthur Scho­pen­hauer hat einmal gesagt „Der wahre, tiefe Friede des Herzens und die voll­kom­mene Gemüts­ruhe sind allein in der Einsam­keit zu finden.“ Diesen Eindruck hinter­ließen vor kurzem an einem einzigen Tag gleich zwei unserer ausge­wil­derten Orang-Utans. 

Es war ein kalter Morgen, als unsere Mitar­beiter im inmitten des Kehje Sewen-Schutz­waldes gele­genen Nles Mamse-Camp aufbra­chen, um bereits in der Morgen­däm­me­rung mit ihren Beob­ach­tungen zu beginnen. 

Sie fuhren den Telensee hinunter, um Totti zu obser­vieren. Er ist einer von sechs Wald­men­schen, die Anfang Mai in den Kehje Sewen-Wald gebracht wurden. Im frühen Morgen­licht wurde die einzig­ar­tige Biodi­ver­sität des Kehje Sewen für die Team­mit­glieder offenbar, die strom­ab­wärts mit dem Boot unter­wegs waren. Hier und dort sah man die unter­schied­lichsten Vögel herum­fliegen. Von den Bäumen baumelten Gibbons und hinter den Büschen spähten scheue Hirsche hervor.

Ein alter Bekannter

Gegen 5:30 Uhr hatte das Team Tottis Nest erreicht und fand ihn noch immer schla­fend. Doch es dauerte nicht lange, bis er sich erhob und zum nächsten Ficus­baum ging, um in der Wärme der Morgen­sonne ein Früh­stück mit reifen Ficus­früchten zu genießen.

Nur Ficus­früchte waren Totti aber zu einseitig. Um an weitere Nahrungs­viel­falt wie Liane, Melastoma und Syzy­gium zu gelangen, klet­terte der Affen­mann in die Baum­wipfel und von Baum zu Baum. Wie immer entschied er sich, in der Nähe des Fluss­ufers zu bleiben und nach den geschmack­li­chen Genüssen des Waldes  zu suchen.

Inter­es­san­ter­weise zeigten die Beob­ach­tungen dieses Tages ein etwas anderes Verhalten Tottis: Wo er sonst nach dem Essen tief in den Wald ging, schien er jetzt zufrieden zu sein, einfach auf einem Baum zu sitzen und auf den Fluss zu starren. Es störte ihn nicht einmal, dass das Team ihn aus mehreren Metern Entfer­nung beob­ach­tete. Totti achtete auch nicht auf die knackenden Geräu­sche, die von den Büschen kamen, hinter denen sich das Team versteckte. Er schien sich in der Ruhe des Waldes voll­kommen wohl zu fühlen.

Der Orang-Utan-Mann blieb während der Beob­ach­tungen in der Nähe des Flusses und schien sich nicht entfernen zu wollen. Das Team verließ ihn, damit er seine fried­liche Umge­bung genießen konnte und stellte fest, dass das Fluss­ufer der Ort war, an dem man Totti das nächste Mal suchen sollte.

Bitte nicht stören

Eine zweite Moni­to­ring-Gruppe aus dem glei­chen Lager traf auf Agus, ein Männ­chen, das im Oktober 2013 frei­ge­lassen wurde. Nachdem er die Anwe­sen­heit des Teams bemerkt hatte, unter­brach Agus schnell seine Akti­vi­täten und fing an, sein Miss­fallen über diese unhöf­liche Unter­bre­chung seines ansonsten voll­kommen fried­li­chen Tages mit dem so genannten Kuss­schmatzen zu äußern.

Unser Moni­to­ring-Team zog sich vorsichtig zurück, um ihn aus sicherer Entfer­nung zu beob­achten. Der Nach­mittag brachte ungüns­tiges Wetter mit sich, und der Himmel wurde schnell dunkel. Das machte es schwierig, die Beob­ach­tungen fort­zu­setzen. Bevor es zum Camp zurück­kehrte, nahm das Team den GPS-Standort von Agus auf und versuchte, so viele Verhal­tens­daten wie möglich zu notieren, um seine Bewe­gungs­muster im Wald fest­zu­halten. Auch hier zogen sich unsere Mitar­beiter zurück, damit Agus die Stille und den Frieden seines schönen Wald­zu­hauses genießen konnte.

 

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Orang-Utans — so fern und doch so nah am Herzen

Orang-Utans — so fern und doch so nah am Herzen

Faszi­na­tion Orang-Utan — ihr sind viele Menschen erlegen. Auch Malerin und BOS-Unter­stüt­zerin Stefanie Klymant schwärmt seit einer Indo­ne­si­en­reise von den rothaa­rigen Riesen. Doch dabei ist es nicht geblieben. Die Künst­lerin aus Soltau hat es sich zur Lebens­auf­gabe gemacht, vom Aussterben bedrohte Tiere zu malen. Ihre Werke stellt sie sowohl deutsch­land­weit als auch inter­na­tional aus.

Bis zum 19. August 2018 können auch Besu­cher des Rosto­cker Zoos Klymants Ölge­mälde bewun­dern. Und ganz nebenbei etwas über den Schutz der Menschen­affen und ihres Lebens­raums lernen. Unter dem Titel „Orang-Utans – so fern und doch so nah am Herzen“ wurde im Spie­gel­saal des Darwi­neums ihre neue, farben­präch­tige Ausstel­lung eröffnet. Die Motive: bunt, wild, teils humor­voll. Diese sollen aber nicht nur Besu­cher erfreuen, sondern in erster Linie auch gekauft werden. “Einen Teil der Erlöse spende ich wie immer an BOS”, erklärt Stefanie Klymant. “Damit unter­stütze ich die Projekte vor Ort auf Borneo.”

Mit ihrem Einsatz für die Orang-Utan-Waisen steht die Künst­lerin und Patin von Valen­tino stell­ver­tre­tend für viele krea­tive BOS-Unter­stützer, ohne die Rettungs­ak­tionen, Auswil­de­rungen oder Wieder­auf­fors­tung gar nicht möglich wäre. “Dieser Support auf allen Ebenen kann gar nicht hoch genug geschätzt werden”, sagt BOS-Geschäfts­führer Daniel Merdes. “Egal, ob Fitness- oder Tattoo­stu­dios, Samm­lungen auf Hoch­zeits- oder Firmen­feiern, jeder Einzelne leistet einen enormen Beitrag zum Über­leben der Menschen­affen und des Regen­walds. Dafür ein großes Danke!”

 

 

Auf Stefanie Klymant wartete zur Ausstel­lungs­er­öff­nung noch ein ganz beson­deres Danke­schön: Im Anschluss an die Vernis­sage durfte sie in der Tropen­halle des Zoos die echten Orang-Utans bewun­dern. Die jüngsten, Surya, Niah, LinTang sowie Mayang, Spröss­ling von Orang-Utan-Dame Miri, sorgen hier immer noch für Begeis­te­rung. Die Malerin: “Umso wich­tiger, dass wir mit allen Mitteln helfen, diese einma­lige Art zu erhalten.” 

Fotos: Kloock/Klymant

Baby­boom in Batikap

Baby­boom in Batikap

Viel­leicht kennen Sie es ja aus Ihrem Bekann­ten­kreis. Schwan­ger­schaften wirken oft anste­ckend. So ist es wohl auch bei unseren Artver­wandten. Jede neue Orang-Utan-Geburt im Bukit Batikap-Schutz­wald wird von unseren Mitar­bei­tern mit über­großer Begeis­te­rung aufge­nommen. Diese beschwingte Stim­mung ist jedoch nicht nur auf die Menschen beschränkt. Einige der Orang-Utan-Bewohner haben  eben­falls Inter­esse an den neuen, winzigen Babys.

Von allen Orang-Utans ist es vor allem ein Weib­chen namens Olivia. Sie ist ganz beson­ders faszi­niert von den kleinen oran­ge­far­benen Fellbündeln.

 

Doppeltes Wunder im Regenwald

Im Februar feierten wir unsere erste Geburt des Jahres, die in freier Natur statt­fand. Die sanfte Ebol hatte zu Beginn des Monats ein gesundes Baby zur Welt gebracht. Nach der Entde­ckung des neuen Wald­be­woh­ners verbrachte das Moni­to­ring-Team mehrere Tage damit, die frisch geba­ckene Mutter und ihren Nach­wuchs zu beob­achten. Während dieser Zeit war Ebol nicht alleine. Olivia tauchte auf, um das Baby zu begut­achten. Sie versuchte wieder­holt, sich Ebol zu nähern. Die junge Mutter hatte aber was dagegen! Jedes Mal, wenn Olivia versuchte, näher zu kommen, zog Ebol das Baby beschüt­zend zu sich heran und entfernte sich.

Im darauf folgenden Monat wurde Batikap mit einem weiteren Wunder beglückt. Meklies brachte auch ein gesundes Baby zur Welt! Am Tag nachdem unser Team diese frohe Botschaft verkünden konnte, tauchte Olivia wieder auf! Diesmal folgte sie der kleinen Familie zusammen mit ihrer besten Freundin Manisha. Meklies, eine immer wache und beschüt­zende junge Mutter, versuchte, Abstand zu ihnen zu halten und ihr Neuge­bo­renes zu verstecken. 

Meklies und ihr Baby
Meklies und ihr Baby

Die arme Olivia schien von den winzigen Orang-Utans total begeis­tert zu sein. Doch keine Mutter ließ sie ihr kost­bares Baby sehen. Zur glei­chen Zeit beschloss unser Tier­arzt, einen Schwan­ger­schafts­test bei Manisha durch­zu­führen und so erfuhren wir, dass sie schwanger war! Selbst Olivias beste Freundin erwar­tete nun ein Baby!

Manisha
Manisha

 

Wenn Träume wahr werden

Die Beob­ach­tungen gingen wie gewohnt für den Monat weiter. Olivia genoss weiterhin ihre Lieb­lings­speisen am Fluss­ufer. Sie war oft zusammen mit ihren Freunden Manisha und Cilik zu sehen. Eines Tages, nachdem sie etwas Rattan gefut­tert hatte, stand Olivia auf, um sich einem nahe­ge­le­genen Lunuk­baum zu nähern und seine süße Frucht zu genießen. Als sie dem Moni­to­ring­team den Rücken kehrte, wurden ihre geschwol­lenen Geni­ta­lien sofort sichtbar! Eindeu­tige Indi­ka­toren für eine Schwan­ger­schaft. Olivia wird endlich ihr eigenes Baby bekommen!

Olivia
Olivia

Die baby verrückte Orang-Utan-Dame ist derzeit noch schwanger und verbringt ihre Tage gemeinsam mit der zukünf­tigen Mutter Manisha. Beide sind haupt­säch­lich damit beschäf­tigt, sich ausgiebig zu ernähren. Das Moni­to­ring­team zählt die Tage, bis diese beiden Weib­chen ihre Babys im Wald will­kommen heißen und ein neues Kapitel in ihrem Leben beginnen! Sowohl Manisha als auch Olivia werden zum ersten Mal Mütter sein. Wir sind zuver­sicht­lich, dass sie die Fähig­keiten haben, gesunde und wilde Orang-Utans zu erziehen.

 

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TV-Tipp: Life — Das Wunder Leben (BBC Doku)

Die letzte Folge ist einer der intel­li­gen­testen Tier­fa­mi­lien gewidmet — den Primaten, unsere nächsten Verwandten. Durch Werk­zeug­ge­brauch, starke Fami­li­en­bande und eigen­ar­tige Vorlieben über­leben sie fast überall. Kapu­zi­ner­affen, Orang Utans und Schim­pansen können Nüsse knacken, Regen­schirme bauen oder Insekten angeln.

 

Regie: David Atten­bo­rough, Paul Spillenger

Segen für die indo­ne­si­sche Palm­öl­in­dus­trie, Fluch für den Regenwald

Segen für die indo­ne­si­sche Palm­öl­in­dus­trie, Fluch für den Regenwald

Schlechte Neuig­keiten für kriti­sche Beob­achter in Sachen Palmöl: Am 22. Januar 2018 zog der Euro­päi­sche Rat sechs Einsprüche durch Argen­ti­nien und Indo­ne­sien gegen Import­zölle von Biodie­sel­roh­stoffen beim Euro­päi­schen Gerichtshof zurück.

Anti­dum­ping­zölle abschaffen, Palm­öl­im­porte steigen

Dadurch wurden seit März die Anti­dum­ping­zölle, die seit 2013 in Kraft waren, prak­tisch abge­schafft. Ein Segen für die indo­ne­si­sche Palm­öl­in­dus­trie und ein Fluch für den Regen­wald und das welt­weite Klima. Kurz nach der Einfüh­rung der Anti­dum­ping­zölle vor fünf Jahren war der Import von Biodiesel aus Indo­ne­sien signi­fi­kant abge­stürzt. Eine Tendenz, die jetzt durch die Abschaf­fung der Zölle wieder rück­gängig gemacht wird. 

Der Vorsit­zende des Verbandes der indo­ne­si­schen Biodiesel-Produ­zenten prognos­ti­zierte in einem State­ment gegen­über der Nach­rich­ten­agentur Reuters, dass Indo­ne­sien bereits 2018 wieder 432.000 Tonnen Biodiesel in die EU expor­tieren wird. Das sind zwar weniger als die etwa eine Million Tonnen Palm­öl­me­thyl­ester, die Indo­ne­sien 2012, also noch ein Jahr vor der Einfüh­rung der Zölle, expor­tierte, aber dennoch viel mehr als in den Jahren darauf, wie die Tabelle veranschaulicht. 

 

Die Entwick­lungen auf dem inter­na­tio­nalen Rohöl­markt spielen mit

Ein wich­tiger zusätz­li­cher Faktor für diese Entwick­lung ist die aktu­elle Preis­ent­wick­lung für Diesel­kraft­stoff und Palmöl. Beide haben aktuell fast das gleiche Preis­ni­veau erreicht. Die Groß­han­dels­preise für Diesel in Deutsch­land haben sich seit ihrem letzten Tief­stand Ende Juni 2017 bis dato um fast 47 Prozent auf rund 51 Cent/ Liter verteuert. 

Die Gründe dafür liegen in der stetigen Nach­frage einer aktuell florie­renden Welt­kon­junktur. Gleich­zeitig haben die OPEC-Staaten und Russ­land ihre Förder­mengen gekürzt. Auch die ange­drohten US-Sank­tionen gegen Iran befeuern zusätz­lich den Anstieg der Erdöl­preise. Gleich­zeitig übten eine rück­läu­fige inter­na­tio­nale Nach­frage, höhere indi­sche Import­zölle auf Palmöl und stei­gende Vorräte in Indo­ne­sien und Malaysia in den vergan­genen Monaten Druck auf die Palm­öl­preise aus. Dadurch sind die Groß­han­dels­preise für Diesel und Palmöl momentan fast auf dem Niveau.

Diese Entwick­lung ist beun­ru­hi­gend und steht im Konflikt mit der Entschei­dung des EU-Parla­ments, ab 2021 kein Palmöl mehr als Biokraft­stoff­bei­mi­schung zu verwenden. Wir von BOS Deutsch­land verfolgen beun­ru­higt die Trilog-Verhand­lungen und hoffen, dass die Entschei­dung des Parla­ments nicht der Palm­öl­lobby zum Opfer fallen wird.