Sawung: das schönste Baby, das sie jemals gesehen haben

Sawung: das schönste Baby, das sie jemals gesehen haben

Diese Geschichte ist ein Zeugen­be­richt von unserem Tier­arzt in Nyaru Menteng Arga Sawung Kusuma, der letz­tens in Batikap unter­wegs war.

Seit meiner letzten Reise nach Batikap ist es schon sieben Monate her, und ich bin so glück­lich, dass ich dort im Wald meinen Baby-Orang-Utan Sawung und seine Mutter getroffen habe. Wer ist Sawung? Das schönste Orang-Utan Baby, das ich je gesehen habe. Der ist eigent­lich einer der Haupt­gründe, warum ich nach Batikap zurückkam.

Mitt­ler­weile ist Sawung zwei Jahre alt und er ist das zweite Baby von Sumeh. Ich kenne Sawung seit dem Moment, in dem er im Mutter­leib war. Ich war derje­nige, der geduldig drauf gewartet hat, den Urin seiner Mutter auf Schwan­ger­schaft zu testen. Einmal habe ich den ganzen Tag gewartet, um Sumehs Bauch mit Ultra­schau zu unter­su­chen. Ich wusste es von dem ersten Moment: Sawung wird ein wunder­schönes Baby!

Jetzt habe ich den Kleinen in seiner natür­li­chen Umge­bung in Batikap gesehen. Die kleine Familie befand sich im Tran­sect 32 – ziem­lich nah am Fluss und circa 20 Gehmi­nuten im Wald. Sumeh war immer eine aktive Forscherin und ich habe erwartet, sie hoch in den Bäumen zu sehen. Sie und ihr kleiner Sohn haben meine Erwar­tungen voll erfüllt. Sie sind 30 Meter hohe in die Bäume gestiegen und dort gemüt­lich ein paar Lunuk-Früchte gespeist. Sawung spielte die ganze Zeit rum und hat seine Mutter ordent­lich mit Grimassen  geär­gert. Sumeh zeigte sich aber als sehr gedul­dige Mama und beob­ach­tete liebe­voll seine Possen.

Die erfolg­reiche Aufzucht junger Orang-Utans ist eins unserer lang­fris­tigen Ziele. Im Fall dieser kleinen Orang-Utan-Familie bin ich der festen Über­zeu­gung, dass Sumeh eine liebe­volle und sorg­same Mutter für ihren kleinen Sohn sein wird und dass Sawung zu einem großen, starken und  hübschen Orang-Utan heranwächst.

Text und Bilder von Arga Sawung Kusuma, Tier­arzt bei BOSF Nyaru Menteng

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Werden Sie jetzt Pate eines der rotbraunen Menschen­affen und helfen Sie mit, die Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren.

Die wunder­bare Orang-Utan Mutter Yayang und ihr zweites Baby Louise

Die wunder­bare Orang-Utan Mutter Yayang und ihr zweites Baby Louise

Es gibt wieder gute Neuig­keiten aus Kehje Sewen. In der Nähe vom Camp Lesik wurde ein Weib­chen mit einem Baby gesehen. Es war Yayang und ihr im Juli 2015 Neugeborenes.

Dieses Baby sollte nun einen Namen von uns bekommen. Doch dazu mussten wir erst einmal heraus­finden ob Junge oder Mädchen. Nach inten­siver Beob­ach­tung waren wir uns endlich sicher, dass wir den kleinen Menschen­affen Luise nennen können.

Mehrere Wochen lang konnten wir Yayang und Louise weder sehen noch Yayangs Signal erfassen. Als wir sie schließ­lich doch fanden, durften wir fest­stellen, dass beide gesund und sehr aktiv waren.

Ein Team kehrte von seiner Tages­pa­trouille zurück und beob­achte zuvor, wie Yayang ein Nest für die Nacht baute. Wir warteten nun darauf, dass sie sich im Nest nieder­ließ. So wussten wir, an welcher Stelle wir am nächsten Tag unsere Beob­ach­tungen starten konnten. Diese „Nest-zu-Nest“ Beob­ach­tungen bedeuten, dass man das Camp vor Sonnen­auf­gang verlässt, um ein Nest ausfindig zu machen, die Orang-Utans den ganzen Tag beob­achtet und sich alle zwei Minuten Notizen über ihre Bewe­gungen und Verhalten macht, bis der Orang-Utan sich am Abend ein neues „Wipfel-Bett“ herrichtet.

Louise machte einen sehr agilen Eindruck. Sie ließ ihre Mutter kurz los, um an entfernte Äste zu gelangen. Yayang drückte ihr Töch­ter­chen dann immer eng an sich, aber das hielt die Kleine nicht davon ab, sich immer wieder neu zu versu­chen. Es war unheim­lich schön zu sehen, wie gut Louise sich gemacht hat.

Yayang beschützt ihren zweiten Nach­wuchs ebenso wunderbar wie ihr erstes Baby Sayang.
Sayang ist mitt­ler­weile unab­hängig und verbringt ihre Zeit etwas abseits vom Camp Lesik mit Hamzah. Yayang brachte Sayang liebe­voll bei, unab­hängig zu leben und tut nun das gleiche bei Louise. Möge Louise in die Fußstapfen ihrer Mutter treten und eine ebenso außer­ge­wöhn­liche Orang-Utan-Persön­lich­keit werden!

                                                                                                                                                                                                                                       Text von: PRM Team at Camp Lesik, Kehje Sewen Forest (deut­sche Bear­bei­tung: BOS Deutschland)

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Arten­viel­falt in Kehje Sewen

Arten­viel­falt in Kehje Sewen

 Wir kennen die Wälder Borneos als Lebens­raum der Orang-Utans. Wie alle tropi­schen Wälder beher­bergen sie eine unüber­seh­bare Fülle von Arten. Arten, die zum Teil noch gar nicht entdeckt sind.

Den Teams der BOS Foun­da­tion, die das Verhalten der ausge­wil­derten Orang-Utans beob­achten, laufen, klet­tern oder fliegen natür­lich auch noch andere Wesen über den Dschun­gelweg. Unter ihnen befindet sich zum Beispiel das Borneo-Bron­ze­männ­chen (Lonchura fuscans), auch unter dem Namen Rotbrauner Muskat­fink bekannt. Der kleine Körner­fresser ist nur in bestimmten Tief­land­wäl­dern Borneos zu finden und nirgendwo sonst. Er wird sehr oft in Kehje Sewen gesichtet, da er gerne die kleinen Felder aufsucht, auf denen die Mitar­beiter von Camp Lesik Gemüse anbauen.

Unter seiner deut­schen Bezeich­nung ist der Gelb­bürzel-Mistel­fresser wohl auch nicht viel bekannter als unter seinem wissen­schaft­li­chen Namen Proi­n­o­chilus xantho­py­gius. Dieser Vogel lebt von kleinen Früchten und Insekten und bewohnt vor allem tropi­sche Bergwälder.

Zu den Primaten in Kali­mantan gehören zum Beispiel der Weiß­stirn­langur (Pres­bytis fron­tata) und der „owa kalawat“, auf deutsch bekannt unter dem Namen Müller-Gibbon (Hylo­bates muel­leri). Die Beob­ach­tungs­teams begegnen diese zwei Arten gele­gent­lich während ihrer Rund­gänge auf der Suche nach ausge­wil­derten Orang-Utans.

Der Weiß­stirn­langur steht auf der roten Liste der „Inter­na­tio­nalen Union zur Bewah­rung der Natur und natür­li­cher Ressourcen“ (IUCN) und wird als „gefährdet“ einge­stuft. Die indo­ne­si­sche Regie­rung hat ihn eben­falls als Art gelistet, die geschützt werden soll. Der früch­te­fres­sende Müller-Gibbon gehört wie alle Gibbons zu den Kleinen Menschen­affen und wird auf der Liste der IUCN als „vom Aussterben bedroht“ geführt.

Die Weiß­kopf-Gebirgs­was­ser­natter (Amphiesma flavi­frons) lebt eben­falls in Kalimantan.
Diese Natter wurde in Flüssen der Primär- und Sekun­där­wälder entdeckt. Wenn sie schwimmt, ist ihr Kopf auf der Wasser­ober­fläche sichtbar. Ihre Nahrung besteht aus Eiern, Kaul­quappen und Fröschen.

Wir sind es, die dafür verant­wort­lich sind, diese Wälder zu schützen und diese kost­baren Ökosys­teme zu bewahren. Nicht nur um die lokale Umge­bung zu schützen, sondern für alles Leben auf unserer Erde.

 

Text by: PRM team in Camp Lesik, the Kehje Sewen Forest

 

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Wieder­sehen mit zwei Müttern

Wieder­sehen mit zwei Müttern

10. Februar 2015

Mit Freuden kann berichtet werden, dass die zwei im August 2015 ausge­wil­derten Orang-Utan-Weib­chen Sumeh und Jambi gesichtet wurden. Beide wurden mit ihrem Nach­wuchs in die Frei­heit entlassen.

Das sind einmal die acht­jäh­rige Sumeh mit der kleinen Gembira und ihrem Bruder Sawung. Und Jambi, die nur ein Junges, den sehr aktiven 18 Monate alten Jamartin, mit sich führt. Berichten zufolge verhielten sich Sumeh und ihre Jungen aber eher passiv und fraßen nur unre­gel­mäßig. Da dies kein gutes Zeichen war, entschloss sich das Beob­achter-Team, die drei genauer unter die Lupe zu nehmen.

Direkt am ersten Tag erhielt das Team einen guten Einblick in Sumehs Leben. Sie wurde dabei beob­achtet, Futter zu suchen und war aktiver als im Vorfeld ange­nommen. Die beiden Jungen Gembira und Sawung befanden sich in sehr guter Verfas­sung und wirkten aktiv und glücklich.

Leider konnte man das von Jambi nicht behaupten. Sie saß fünf Stunden lang in ihrem Nest und tat nichts weiter, als sich zu kratzen und flüchtig zu ihren Beob­ach­tern hinunter zu blicken. Jamartin schien seiner Mutter voraus zu sein, denn das kleine Männ­chen sprang aus seinem Nest, spielte mit sich selbst, hing und sprang zwischen den Ästen der Lianen hin und her.

Für Jambis Verhalten könnte es mehrere Gründe geben: Krank­heit, Infek­tion oder Vergif­tung durch falsche Nahrung. Wenn ein Orang-Utan sich so teil­nahmslos wie Jambi verhält, kann ein Eingreifen durch Menschen erfor­der­lich sein, beson­ders wenn sie abhänge Jungen mit führen. Jambi bekam erfolg­reich eine Auswahl von Früchten und entwur­mender Medizin ange­boten –  sie wurde dann auch von Tag zu Tag aktiver, verließ ihr Nest und bewegte sich mit Elan. Dennoch ging sie nicht allein auf Futter­suche, was eine ziem­lich besorg­nis­er­re­gende Situa­tion sowohl für sie als auch ihr Junges war.

An einem Nach­mittag bekamen Jambi und Jamartin uner­wartet Gäste: Sumeh und ihre Kinder. Zunächst verharrte Jambi ruhig und betrach­tete die Ankömm­linge aus der Ferne. Ihr Gesichts­aus­druck zeigte, dass sie die Besu­cher erkannte. Umge­kehrt schien Sumeh Jambi und Jamartin ebenso zu erkennen. Sumeh entschied sich für eine Annä­he­rung an Jambi und Jamartin. Das Mono­toring-Team war etwas in Sorge, dass die beiden Mütter kämpfen und den Jungen im Tumult unab­sicht­lich Schaden zufügen würden. Doch dann klet­terte Jamartin hoch und streckte Sumeh seine Hand entgegen. Es war als wollte er sich Sumeh und Sawung vorstellen. Sumeh erwi­derte das Kontaktangebot.

Plötz­lich war der Wald erfüllt vom Geräusch bers­tender Ästen, als Jambi nach oben klet­terte, um gleich­zeitig Jamartin zu packen und Sumeh wegzu­scheu­chen. Anschei­nend schätzte es Jambi nicht, dass Sumeh mit ihrem kleinen Sohn kommu­ni­zierte. Diese Reak­tion ist durchaus normal, denn für einen Orang-Utan, der wieder ausge­wil­dert wurde, hat der aktu­elle Kampf um Nahrung eine höhere Prio­rität als alte Freund­schaft. Wahr­schein­lich war sie weniger besorgt, dass  Jamartin mit Sumeh kommu­ni­zierte, sondern ärgerte sich eher, dass Sumeh in ihr Terri­to­rium einge­drungen war.

Die beiden Mütter sind sich alller­dings nicht das letzte Mal begegnet. Einmal saßen nicht nur Jambi und Jamartin, sondern auch Sumeh, Sawung und Gembira in einem Baum und kamen sehr gut mitein­ander aus. Sie labten sich an unreifen Lunuk-Früchten – für mensch­liche Geschmacks­nerven sehr sauer, für Orang-Utans aber offenbar genießbar. Jambi und Sumeh erlaubten ihren Jungen auch, mitein­ander zu spielen.

Es war deut­lich zu sehen, dass Sawung trotzt seines jungen Alters besser im Futter suchen als Jamartin war. Wahr­schein­lich weil Sawung von seiner aktiven Mutter Sumeh mehr gelernt hat, als Jamartin von seiner zu Anfang eher passiven Mutter Jambi. Jambi fing nun auch an, Lunuk-Früchte zu fressen. Es war, als ob sie nun von Sumeh und ihren Jungen lernte. Sie alle saßen im glei­chen Baum und teilten sich fried­lich das Angebot an Früchten.

Jambi machte nicht den Eindruck, krank zu sein, brauchte aber offenbar mehr Zuver­sicht bei der Futter­suche. Viel­leicht waren ihr aber auch unbe­kömm­liche Früchte unter­ge­kommen und sie hatte Bauch­schmerzen. Orang-Utans müssen sehr viel über ihre Umwelt wissen.

Mit Sumeh und den Kindern in der Nähe gewann Jambi Mut und traute sich die Lunuk-Früchte zu probieren. Als ob Jamartin ihr mitteilte, dass diese Frucht essbar sei. Orang-Utans kommu­ni­zieren offenbar auch auf eine Weise mitein­ander, die sich unserer Wahr­neh­mung entzieht.

Einige Tage später konnten Jambi und Jamartin wieder gesichtet werden. Jambi bewegte sich diesmal sehr aktiv von Baum zu Baum und versorgte sich selbst mit Essen. Sumeh und Gembira müssen wohl weiter in den Wald hinein gezogen sein, da man von ihnen nichts mehr sah oder hörte.

In der sicheren Umge­bung Nyaru Mentengs konnten sie grund­le­gende Erfah­rungen gewinnen. Nun bietet ihnen die freie Natur eine mannig­fal­tige Umge­bung, die sie bei Menschen niemals hätte finden können. Die Situa­tionen, mit denen sie im Wald konfron­tierte werden, sind stets unvor­her­sehbar. Orang-Utans mögen viele Dinge während ihrer Zeit auf den Vorbe­rei­tungs-Inseln lernen, doch im Wald ist alles noch viel anspruchsvoller.

Mögen Sumeh, Gembira, Sawung, Jambi und Jamartin zu echten wilden Orang-Utans werden!