Friede, Freude, Papaya

Friede, Freude, Papaya

An einem wunder­schönen Morgen in Kehje Sewen machte sich unser Team auf den Weg, Lesan und ihr Baby zu beob­achten. Die beiden waren nicht weit von Camp Lesik zu finden. Mutter und Baby ging es offen­sicht­lich prima.

Während sich das Team davon über­zeugte, dass beide gesund sind, hörten sie ein Geräusch in der Nähe. Die ausge­wil­derten Orang-Utans werden mit einem kleinen Sender im Nacken versehen und die Mitar­beiter können anhand eines Peil­ge­räts erkennen, welcher Orang-Utan in der Nähe ein Signal abgibt. Doch auf dem Peil­gerät war kein Signal zu erkennen. Also ging man davon aus, dass es sich um einen Orang-Utan handelt, der schon länger in Frei­heit lebt und dessen Sender­bat­te­rien leer sind.

Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass es Juminten war, ein Orang-Utan-Weib­chen, das 2013 ausge­wil­dert und vor fast genau einem Jahr das letzte Mal gesehen wurde.

Juminten schien sehr an der Papaya inter­es­siert zu sein, die Lesan und ihr Baby aßen. Vorsichtig näherte sie sich den beiden. Lesan ließ das ohne weiteres zu und schien gegen die Anwe­sen­heit Jumin­tens nichts einzu­wenden zu haben. Sie über­ließ ihrer Artge­nossin sogar den Rest der Papaya.

Nachdem Juminten mit der Papaya fertig war, tastete sie sich an Lesan und ihr Baby heran, das sie offenbar faszi­nie­rend fand. Auch dies ließ Mutter Lesan zu. Nach einer Weile zog sich Juminten auch wieder von allein zurück. Lesan indessen begann, für sich und das Baby ein Schlaf­nest zu bauen.

 

 

Diese freund­liche Begeg­nung ohne jegli­chen Streit oder Kampf zeigte uns wieder, dass es den ausge­wil­derten Orang-Utans im Wald von Kehje Sewen sehr gut geht und sie sich wohl fühlen.

Quelle: PRM team from Camp Lesik, Kehje Sewen Forest

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15-jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Helfen Sie uns, ein neues Baby­haus zu bauen, damit wir auch zukünftig trau­ma­ti­sierte Waisen aufnehmen und ihnen wieder Gebor­gen­heit geben können.

 

Dewi und ihr neuge­bo­renes Baby

Dewi und ihr neuge­bo­renes Baby

Es war ein sonniger Nach­mittag und ich fuhr in einem Boot den Joloi River entlang, um mit dem Peil­sender einige unserer 155 ausge­wil­derten Orang-Utans zu orten. Die wunder­schöne Land­schaft und ihre Bewohner allein reichte schon, um mir das Herz höher schlagen zu lassen. Mir begeg­neten ein riesiger Waran, drei Gibbons, Schwärme von Horn­bills und anderen Vögeln. Tech­niker Jagau, der an diesem Tag das Boot fuhr, sich­tete über­dies noch zwei Orang-Utan-Nester, die in einer über dem Fluss hängende Baum­krone schaukelten.

Endlich nahmen wir schließ­lich Funk­si­gnale von Mardi­anto und Compost auf – zwei unserer erst kürz­lich Ausge­wil­derten, die während der letzten Wochen viel Zeit mitein­ander verbracht hatten. Und es kam noch besser: Ein kurzes Stück weiter fluss­auf­wärts empfingen wir ein starkes Signal von Dewi, einer 21jährigen Orang-Utan-Dame, die wir vor einem knappen Jahr auswil­dern konnten.

Was für ein Glücks­fall, dachte ich, denn immerhin schien Dewi seit Monaten verschwunden zu sein. Jagau und ich legten also am Ufer an. Für Jagau war das ein biss­chen unan­ge­nehm, denn er hatte nicht damit gerechnet, das Boot verlassen zu müssen und war ohne Schuhe losge­fahren. Nach kurzer Suche fanden wir Dewi in einem Baum, zufrieden Früchte mamp­fend. Ich war so aufge­regt, diesen äußerst versteckt lebenden Orang-Utan gefunden zu haben und sein Verhalten zu proto­kol­lieren, dass ich das winzige, halb verbor­gene Bündel hinter ihr erst gar nicht bemerkte: Ein Neugeborenes!

Als auch Jagau das Kleine sah, schrien wir regel­recht vor Freude. Dewi starrte uns miss­trau­isch an; sie fragte sich wohl, ob unser Lärm eine Bedro­hung sein könnte. Sie beur­teilte uns schließ­lich als harmlos, drehte sich aber sicher­heits­halber doch um, um ihr Junges vor uns zu verbergen. Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir das Geschlecht des Babys bestimmen können werden. Sein Gesicht­chen ist noch ganz rosa, wir schätzen das Kleine auf nicht mehr als vier Monate alt.

Wer unser Auswil­de­rungs­pro­gramm schon länger verfolgt, wird sich erin­nern, dass sich Dewi, wie auch zwei weitere Weib­chen der zehnten Auswil­de­rungs­gruppe, mit dem Männ­chen Tarzan paarte, als sie in Frei­heit war. Ob Dewi weiterhin nur mit Tarzan oder auch noch mit anderen Männ­chen Geschlechts­ver­kehr hatte, ist uns nicht bekannt. Wir glauben aber, dass das Junge ein Abkömm­ling von Tarzan ist. Das Neuge­bo­rene wäre somit ein Nach­kömm­ling der in 2012 als erstes Ausge­wil­derten und der zehnten Auswilderungsgruppe.

Am nächsten Tag kehrte ich zu der Stelle zurück. Leider war Dewi diesmal weit weniger tole­rant als bei der ersten Sich­tung. Wieder­holt kam sie von den Bäumen herab und kam drohend auf uns zuge­laufen, zwischen allen Vieren und aufrechtem Gang wech­selnd. Das Baby lag dabei auf ihrem Rücken und sogar aus der Entfer­nung konnten wir sehen, dass es bereits einen festen Griff hatte.

Für kurze Zeit verloren wir den Kontakt, fanden die beiden aber rasch wieder, weil das Kleine jämmer­lich schrie. Was war die Ursache für seinen Unmut? Wir fanden Dewi auf einem Ast sitzend, ihren Rücken am Stamm reibend und abwech­selnd sich selbst krat­zend und ihr Baby am Fell zerrend. Dewi und das Kleine war an ein Amei­sen­nest geraten! Ob verse­hent­lich oder in der Absicht, die Larven und Puppen zu verspeisen, wissen wir nicht. Auf jeden Fall standen Mutter und Kind unter heftiger Attacke der sechs­bei­nigen Dschun­gel­krie­ge­rinnen. Dewi brauchte über eine Stunde um sich und ihr Junges von den Ameisen zu befreien und das Kleine zu beruhigen.

Obwohl – oder viel­leicht auch gerade weil – das Junge sich selbst sehr gut fest­halten konnte, hing es oft in merk­wür­digen Posi­tionen an seiner Mutter. Manchmal krab­belte es über ihr Gesicht und versuchte sich an Dewis Lippen fest­zu­halten, wenn diese aß. Dewi ertrug das mit stoi­scher Geduld und schob ihren Spröss­ling immer wieder mit Schwung zurück auf  ihren Rücken.

 

 

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15-jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Helfen Sie uns, ein neues Baby­haus zu bauen, damit wir auch zukünftig trau­ma­ti­sierte Waisen aufnehmen und ihnen wieder Gebor­gen­heit und Zukunft geben können.

 

Origi­nal­text von: Coral, PRM Team, Batikap Conser­va­tion Forest

Angely genießt ihr Leben im Kehje-Sewen-Wald

Angely genießt ihr Leben im Kehje-Sewen-Wald

Orang-Utan-Weib­chen Angely wurde im September 2015 ausge­wil­dert. Seit sie ein Jahr alt war, lebte sie in Samboja Lestari und konnte nach sechs Jahren Reha­bi­li­ta­tion nach Kehje Sewen in die Frei­heit entlassen werden. Das BOS-Team konnte sie nun wieder aufspüren und beob­achten. Angely hat sich sehr gut in ihrer neuen Heimat einge­lebt und scheint in der Brot­baum­frucht ihre Lieb­lings­speise gefunden zu haben.

Wenn sie am Morgen ihr Schlaf­nest verlässt, geht sie direkt auf Nahrungs­suche. Fündig geworden, verbringt sie mit ihren Mahl­zeiten Stunden auf den Bäumen. Wir brau­chen uns also keine Sorgen zu machen; Angely zeigt uns, dass sie sehr gut für sich selbst sorgen kann.

Nach dem Essen zieht sie sich tiefer in den Wald zurück, wobei sie sich ausge­spro­chen flink und geschickt bewegt. Manchmal muss sich unser Team ziem­lich anstrengen, um ihr folgen zu können. Kurze Sprinte durchs Unter­holz sind nicht selten, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Umso mehr freut es das Team, wenn Angely am Mittag eine Pause einlegt und ein Nicker­chen in den Baum­wip­feln hält.

Ihr Nest für die Nacht beginnt sie in der Regel schon am Nach­mittag gegen halb fünf zu bauen, da in den Tropen die Sonne recht früh unter­geht. Uns hat übri­gens wirk­lich beein­druckt, dass sie ihr Früh­stück für den nächsten Tag vorbe­reitet, indem sie Feigen sammelt und diese in ihrem Nest lagert. Sobald die Sonne aufgeht, labt sie sich an diesem Vorrat, bevor sie das Nest verlässt und in den neuen Tag startet.

 

 

 

Einen ausge­wil­derten Orang-Utan wie Angely so selbst­ver­ständ­lich im Kehje-Sewen-Wald zu sehen, ist herz­er­wär­mend und ermu­ti­gend. Wir hoffen, dass ihr noch viele weitere Orang-Utans in die Frei­heit folgen werden.

 

 

 

 

Quelle: PRM team in Camp Nles Mamse, Kehje Sewen Forest

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15-jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Helfen Sie uns, ein neues Baby­haus zu bauen, damit wir auch zukünftig trau­ma­ti­sierte Waisen aufnehmen und ihnen wieder Gebor­gen­heit und Zukunft geben können.

Den neuen fünf Wilden geht es prächtig in der Wildnis

Den neuen fünf Wilden geht es prächtig in der Wildnis

Am 28. Mai berich­teten wir, dass fünf Orang-Utans sich auf den Weg in die Frei­heit gemacht haben. Diese Woche erreichten uns nun endlich Neuig­keiten aus Indo­ne­sien: Allen fünf ausge­wil­derten Orang-Utans geht es prächtig und sie haben ihr neues Zuhause – den Kehje Sewen Wald – gut angenommen.

Angely, Hope, Kenji und Raymond haben sich bereits ganz allein auf Erkun­dungs­tour begeben. Gadis hingegen verbrachte ihre Zeit mit anderen Orang-Utans.

Gadis, Arief und Long werden Freunde

Am Tag ihrer Auswil­de­rung zeigte Gadis ziem­lich viel Mut und entfernte sich sehr weit von ihrem Auswil­de­rungs­punkt weg. So weit, dass wir sie an diesem Tag nicht mehr gesehen haben.
In den letzten Wochen ließ sie sich dann doch das eine oder andere Mal blicken und war meist in Gesell­schaft von zwei anderen Orang-Utans — Long und Arief. Die beiden wurden im September 2015 ausge­wil­dert. Gadis scheint sich mit ihnen sehr wohl zu fühlen.

Gadis, Arief und Long werden Freunde

Arief und Long lernten sich schon in der Wald­schule kennen. Seitdem ließ Arief sich nicht mehr von seiner selbst­er­wählten Pfle­ge­mutter Long trennen.
Deshalb ist er manchmal etwas eifer­süchtig auf Gadis, weswegen die beiden von Zeit zu Zeit etwas streiten. Wie eine rich­tige Mutter schlichtet Long dann den Streit und sorgt für Frieden zwischen den beiden.

Gadis und Long

Angely und Kenji 

Im Gegen­satz zu Gadis sind Angely und Kenji lieber allein unter­wegs. Wenn sich ein anderer Orang-Utan Angely nähert, versucht sie diesem aus dem Weg zu gehen, um eine Begeg­nung zu vermeiden.
Kenji zeigt seinen Unmut sogar noch nach­drück­li­cher. Wenn ihm jemand in die Quere kommt, wirft er kleine Äste in Rich­tung des anderen Orang-Utans.
Ajeng, ein Weib­chen das im September 2015 ausge­wil­dert wurde, kennt diese Reak­tion anschei­nend nicht. Sie ging einfach weiter auf Kenji zu. Daraufhin schlug der Orang-Utan um sich. An dieser Stelle verstand Ajeng die eindeu­tige Botschaft und ließ ihn in Ruhe.
Angely und Kenji genießen nun alle Früchte, die der Wald hergibt.

Angely isst Baccaurea
Kenji isst ein Stück Brotfrucht

Hope trifft Ajeng

Als Hope ausge­wil­dert wurde, schien er eine Erho­lung von der weiten Reise zu benö­tigen und verbrachte den Groß­teil seiner Zeit damit sich in einem Nest auszu­ruhen. Er stieg nur aus dem Nest, um sich Futter zu suchen.
Nach einiger Zeit wurde er dann aktiver und fand in Ajeng eine neue Freundin. Am Tag ihrer ersten Begeg­nung schien er noch etwas ängst­lich zu sein, doch mitt­ler­weile fressen, klet­tern und spielen die beiden zusammen. Nachts bauen sie sogar ihre Nester nah beieinander.

Hope (links) und Ajeng (rechts)

Raymond genießt das Buffet des Waldes

Raymond begab sich nach seiner Auswil­de­rung auf Entde­ckungs­tour und prallte dabei mit einem anderen Orang-Utan Männ­chen zusammen. Das war Hanung, der im Dezember 2015 ausge­wil­dert wurde. Der war nicht gerade begeis­tert von dem ersten Treffen mit Raymond. Man konnte die Anspan­nung der beiden deut­lich durch die fixie­renden Blicke und die aufge­stellten Haare erkennen. Doch Raymond verstand schnell, dass er körper­lich unter­legen war und floh bevor es zu einem Kampf kommen konnte. Seitdem herrscht ein klares Macht­ver­hältnis und Raymond hält Abstand zu Hanung.

Es ist auch ganz eindeutig, dass Raymond ganz verliebt in die Jabon-Früchte und das Farn­kraut ist. Er genießt beides in abso­luter Fülle und wird ihnen nicht überdrüssig.

Unser größter Wunsch ist, dass ihnen alle Orang-Utans folgen, die derzeit noch in unseren Stationen in Nyaru Menteng und Samboja Lestari leben.

Quelle: PRM team of Camp Nles Mamse, Kehje Sewen Forest

Uner­war­tete und groß­ar­tige Neuigkeiten!

Uner­war­tete und groß­ar­tige Neuigkeiten!

Einen Orang-Utan auszu­wil­dern ist uns von unschätz­barem Wert. Doch nun konnte das noch über­troffen werden! Im Jahr 2012 wurde die damals neun­jäh­rige Lesan in Kehje Sewen ausge­wil­dert. Vier Jahre später ist Lesan nun Mutter geworden und hat ein Baby in Frei­heit geboren. Man weiß noch nicht, ob Junge oder Mädchen, sondern nur, dass es gesund und munter ist.

Dies ist seit 2012 das zweite Mal, dass eines unserer ausge­wil­derten Tiere in Frei­heit Mutter wurde. Der neue Nach­wuchs wurde am 8. Juni entdeckt, als das Beob­ach­tungs­team nach den Orang-Utans Yayang und Louise Ausschau hielten. In der Nähe der beiden waren unge­wöhn­liche Geräu­sche zu vernehmen. Außerdem tauchte plötz­lich Lesan auf. Doch Lesan war nicht allein. An ihrem Bauch hing ein winziges rotbraunes Baby.

 

Das Team beob­ach­tete die beiden, bis Lesan begann, ein Nest für die Nacht zu bauen.

Schon im Oktober 2015 fiel dem Team auf, dass Lesan schwanger sein könnte, doch da man keine Urin­probe nehmen konnte, war es medi­zi­nisch nicht festzustellen.

Lesan kam im November 2006 mit nur drei Jahren in die Rettungs­sta­tion. Nach sechs Jahren Reha­bi­li­ta­tion war sie 2012 soweit, ausge­wil­dert zu werden. Seitdem hat sie sich zu einem unab­hän­gigen Orang-Utan entwickelt.

 

Am Tag nach Entde­ckung des Neuge­bo­renen machte sich ein Team auf, um Lesan und das Baby noch inten­siver zu beob­achten. Von morgens bis abends wurden alle Akti­vi­täten ganz genau aufge­zeichnet. Sowohl Lesan als auch ihr Baby sind offenbar gesund.

Als sie gerade dabei war, Schöß­linge am Boden zu essen, bekam sie Besuch von Casey. Casey versuchte, das Baby zu berühren, doch das gefiel der besorgten jungen Mutter gar nicht. Nicht lange nach dieser Begeg­nung tauchte Yayang mit ihrem Baby Louise auf und Lesan verzog sich schnell in den Wald. Erst später setzte sie ihre Mahl­zeit fort.

Casey versuchte das Baby zu berühren
 

Diese zweite Geburt in Frei­heit gibt uns große Hoff­nung für die zukünf­tige Popu­la­tion in Ost-Kali­mantan. Schließ­lich sollen sich unsere Orang-Utans in Frei­heit auch fortpflanzen.

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15-jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Helfen Sie uns, ein neues Baby­haus zu bauen, damit wir auch zukünftig trau­ma­ti­sierte Waisen aufnehmen und ihnen wieder Gebor­gen­heit geben können.

Quelle: PRM team in Camp Lesik, Kehje Sewen Forest