Neues Liebes­glück in Kehje Sewen?

Neues Liebes­glück in Kehje Sewen?

Da die Regen­zeit in Kehje Sewen einge­setzt hat, verfins­tert sich der helle Morgen­himmel fast täglich gegen Nach­mittag. Anhal­tender Regen weicht dann die Böden des Waldes auf und macht es unseren Moni­to­ring-Teams nicht immer ganz leicht, den ausge­wil­derten Orang-Utans zu folgen.
Letzten Mitt­woch, um 8 Uhr morgens, machte sich unser Team aus Kehje Sewen dennoch hoch moti­viert auf den Weg, um Robert, den 9‑jährigen Orang-Utan, welcher im April diesen Jahr ausge­wil­dert wurde, zu beobachten.

Nach vier Kilo­me­tern durch hüge­lige Land­schaft und über matschigen Boden entdeckten sie Robert in einem der Bäume – und er war nicht alleine …
Ajeng, eine 11-jährige Orang-Utan-Dame, welche vor zwei Jahren ausge­wil­dert wurde, war wie aus dem Nichts zu ihm gestoßen. Sie näherte sich Robert langsam an, der sich erst einmal völlig unbe­ein­druckt zeigte und ruhig und gelassen blieb.

Robert und Ajeng verbrachten die folgende Zeit damit gemeinsam Früchte zu suchen, diese dann zu verspeisen und genossen offen­sicht­lich die Zwei­sam­keit. In einer liebe­vollen Geste ergriff Robert dann plötz­lich Ajengs Hand, und die beiden aßen Händ­chen haltend zusammen weiter. Robert, den sein Selbst­be­wusst­sein viel­leicht etwas „über­mannte“ und vom Moment mitge­rissen wurde, umarmte Ajeng, um die Kopu­la­tion zu beginnen. Unsere Orang-Utan-Dame stieg auf diese unge­stüme Art aller­dings nicht ein und Roberts akzep­tierte den igno­rierten Annä­he­rungs­ver­such und wandte sich wieder dem Essen zu. Kurz danach ergriff dann Ajeng die Initia­tive und streckte nun wiederum nach Robert die Hand aus. Dieser erwi­derte nun seiner­seits das Hände­halten nicht – Gleich­stand im Punk­te­ver­gleich der Ablehnungen.

Der unbe­hol­fene Moment dauerte eine ganze Weile an, bis die beiden sich langsam trennten und in verschie­denen Rich­tungen in den Bäumen entschwanden. Das Team teilte sich, um den beiden Orang-Utans jeweils zu folgen, in der Hoff­nung, dass sich Robert und Ajeng noch­mals treffen würden und viel­leicht doch noch Zeugen eines Happy Ends zu werden. Doch der starke Regen machte ihnen einen Strich durch die Rech­nung, sodass das Team den Moni­to­ring­aus­flug abbre­chen musste.

Bedau­er­li­cher­weise wissen wir nicht ob sich Ajeng und Robert an diesem Tag nochmal getroffen haben, sind aller­dings sehr dankbar dafür, dass wir sehen durften wie gut sich die beiden im Wald einge­lebt haben.

Wir hoffen vom ganzen Herzen, dass Robert und Ajeng sich bald wieder­be­gegnen – viel­leicht tragen ja auch bald diese beiden dazu bei eine neue wilde Orang-Utan-Popu­la­tion in Kehje Sewen aufzubauen.

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.    

Freund­schaft im Wald: Die Geschichte von Belinda, Long und Arief

Freund­schaft im Wald: Die Geschichte von Belinda, Long und Arief

Am Diens­tag­morgen brach unser Teams von Camp Nles Mamse auf, um sich auf die Suche nach Belinda zu machen, einer Orang-Utan-Dame, die wir im Juli dieses Jahres ausge­wil­dert hatten. Einige Tage zuvor hatte das Team sie bereits entdeckt, als sie sich gerade auf den Weg zurück ins Camp machte.

Glück­li­cher­weise fand das Team Belinda nicht weit von ihrem Nest, in welchem sie zuvor ruhend gesehen wurde.

Das Team begann mit der Beob­ach­tung und sammelte Daten über ihre Akti­vi­täten. Kurze Zeit später bemerkte das Team Bewe­gungen im Baum­kro­nen­dach, gefolgt von Longs und Ariefs Erscheinen. Sie können sich bestimmt noch an die bewe­gende Geschichte dieses Paares erinnern. 

Belinda

Belinda, die Long und Arief bemerkte, grüßte die beiden, als sie ankamen, und die drei verbrachten Zeit mitein­ander. Arief schien immer noch sehr an Long zu hängen und schmatzte zweimal, bevor er seine Adop­tiv­mutter verließ, um zu Belinda zu gelangen. Diese konnte der Spiel­auf­for­de­rung  ihres reizenden Besu­chers auch nicht widerstehen. 

Arief folgte jeder Bewe­gung Belindas, während die fürsorg­liche Long alles beob­ach­tete und ihm die Frei­heit gab, mit seinem neuen Freund zu spielen. Belinda schien es nicht zu stören, dass Arief sie verfolgte. Sie bedachte ihn ab und an mit liebe­vollen Schub­sern und teilte sogar ihre Nahrung mit dem jungen Männchen.

Arief und Belinda

Arief spielte und balgte sich mit Belinda, die geduldig die Eska­paden ihres jungen Spiel­ge­fährten ertrug. Belinda versuchte ein Nest zu bauen, aber sie hörte sofort damit auf, als sie bemerkte, dass Arief immer noch im Spiel­modus war.  Nach einer Weile kehrte Arief zurück zu Long, um Belinda die Möglich­keit zu geben, ihr Nest für die Nacht fertig zu stellen.

Arief und Long

Es fing an zu dämmern, nacht­ak­tive Insekten begannen ihr Konzert. Es wurde Zeit für das Team, das Trio für die Nacht zu verlassen.
Es war fantas­tisch, Zeuge zu werden, wie gut es diesen drei Orang-Utans im Kehje-Sewen-Wald geht. Ein erfolg­rei­cher Abschluss eines Beob­ach­tungs­tages! Das Team kehrte zurück zum Camp, um die Geschichte von Belinda, Long und Arief zu teilen. 

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.                                                                                                                 

Baby­boom bei den Orang-Utans in Bukit Batikap

Baby­boom bei den Orang-Utans in Bukit Batikap

Für uns bei BOS gibt es nichts Schö­neres als einen Orang-Utan nach jahre­langer Reha­bi­li­ta­tion wieder in die Frei­heit zu entlassen. 167 unserer Artver­wandten wurden seit 2012 im Schutz­ge­biet Bukit Batikap ausge­wil­dert. Die meisten können wir über ihre Sender verfolgen. Sind deren Batte­rien jedoch leer, ist es jedes Mal eine neue Über­ra­schung, wann und wo wir einen unserer ehema­ligen Schütz­linge treffen.

Richtig toll ist es, wenn unsere Mitar­beiter auf „ganz alte Ausge­wil­derte“ treffen. Wie beispiels­weise Monic aus der ersten Auswil­de­rung in Bukit Batikap. Sie lebt völlig eigen­ständig im Regen­wald, hat dort sogar einen Jungen zur Welt gebracht. Der ist mitt­ler­weile vier Jahre alt und strotzt nur so vor Energie. Ist das nicht toll?

Oder Ebol, die eben­falls vor fünf Jahren ein neues Leben in Frei­heit antreten durfte. Unsere Mitar­beiter bekamen sie Anfang August während einer Fluss­pa­trouille zu sehen. Ebol war lange Zeit keinem Menschen begegnet, war deshalb sehr scheu und behielt ihre Beob­achter zunächst ebenso im Blick wie diese sie. Irgend­wann wandte sie sich dann beru­higt ab und fing wieder an riesige Mengen Ratt­an­spröss­linge zu futtern.

Solche Geschichten schreibt nur das wilde Leben

Als die Orang-Utan-Dame sich mit dem Rücken zu ihren Beob­ach­tern drehte, bemerkten diese ihre vergrö­ßerten Geschlechts­teile. Was das bedeutet? Ebol ist schwanger! Darum wohl auch der Heiß­hunger auf die frischen Pflanzentriebe.

Zu diesem Zeit­punkt befand sie sich wohl im ersten Drittel ihrer Schwan­ger­schaft. Da Ebol keinen funk­tio­nie­renden Sender mehr bei sich trägt, müssen wir auf unser Glück hoffen, sie irgend­wann wieder zu treffen. Dann hoffent­lich schon mit einem gesunden Baby!

Und noch jemand hielt eine Über­ra­schung für uns bereit: das scheue Orang-Utan-Weib­chen Meklies. Wir waren froh, sie über­haupt zu sehen, da sich die Dame bislang immer gut vor ihren Beob­ach­tern versteckt hielt. Sie mag sie einfach nicht. Diesmal konnten wir sie drei Tage am Stück beob­achten. Aller­dings blieb sie fast die ganze Zeit hoch oben in den Bäumen, fraß und baute dort sogar ihr Nest für die Nacht.  Das ist eigent­lich unty­pisch für die Menschen­affen, sie bauen ihr Bett­chen nicht in Futterbäumen.

Nun gut, etwas anderes erregte viel mehr unsere Aufmerk­sam­keit. Einem Mitar­beiter gelang ein Schnapp­schuss, der ganz eindeutig zeigte, dass Meklies, ebenso wie Ebol, geschwol­lene Geni­ta­lien hatte. Nach unserer Erkenntnis befand sie sich zu dem Zeit­punkt der Sich­tung schon am Ende ihrer Schwan­ger­schaft! Da Meklies noch einen funk­tio­nie­renden Sender hat, werden wir die Entwick­lung bei ihr ganz genau verfolgen können.

Wir sind wirk­lich stolz darüber, dass unsere ausge­wil­derten Orang-Utans nicht nur in Frei­heit über­leben sondern sich so wohl­fühlen, dass sie sich sogar fort­pflanzen. Wir freuen uns auf die nächste Gene­ra­tion in Bukit Batikap.

Wenn auch Sie unsere Arbeit unter­stützen wollen, spenden Sie: www.orangutan.de

Über­ra­schendes Treffen im Regen­wald: Volun­teer trifft die ausge­wil­derten Orang-Utans Bong und Kent

Über­ra­schendes Treffen im Regen­wald: Volun­teer trifft die ausge­wil­derten Orang-Utans Bong und Kent

Gesund, stark, unab­hängig. So wünschen wir von BOS uns unsere Schütz­linge nach einer Auswil­de­rung. Doch nicht immer wissen wir, was wirk­lich passiert, wenn die Menschen­affen in die Frei­heit entlassen werden. Sieben von zehn Tieren leben nach Beob­ach­tungen unseres wissen­schaft­li­chen Bera­ters Simon Husson zwölf Monate nach Frei­las­sung autonom und benö­tigen keine mensch­liche Hilfe mehr. Bei den rest­li­chen ist das Schicksal zu diesem Zeit­punkt aus ganz unter­schied­li­chen Gründen unbekannt.

Umso schöner ist es dann, wenn unsere Artver­wandten plötz­lich aus dem Dickicht des Regen­walds auftau­chen. So am vergan­genen Wochen­ende im Schutz­ge­biet von Kehje Sewen. Unsere frei­wil­lige Helferin Valerie hatte bei einem Kontroll­gang das große Glück, gleich zwei unserer ehema­ligen Schütz­linge zu treffen: Kent und Bong.

Orang-Utan Bong

„Ich hatte das Gefühl, dass mir jemand folgt“, erzählt Valerie von ihrem Zusam­men­treffen. „Als sich irgend­wann der Wald lich­tete, sah ich Bong, ein Weib­chen, das vor einem Jahr ausge­wil­dert wurde.“ Die hübsche Dame zeigte sich in guter Verfas­sung, posierte sogar für einige Fotos.

Wenige Zeit später regis­trierte unsere Mitar­bei­terin plötz­lich Bewe­gungen in einem nahen Baum. Es war Kent, der erst­mals 2014 im nörd­li­chen Lesik-Gebiet ausge­wil­dert wurde. Durch ernst­hafte Verlet­zungen kurze Zeit nach seiner Frei­las­sung, musste der Orang-Utan-Mann noch­mals in medi­zi­ni­sche Obhut nach Samboja Lestari. Hier wurde er für eine erneute Auswil­de­rung fit gemacht. Die fand im Oktober 2016 im Gebiet von Nles Mamse statt.

„Das Wieder­sehen mit Kent war ein beson­deres Erlebnis“, schwärmt Valerie. Seit seiner zweiten Frei­las­sung hatte ihn kaum jemand zu Gesicht bekommen. Die Radio­si­gnale zeigten an, dass Kent sich weit entfernt aufhält. „Wir waren uns sicher, dass er auf Entde­ckungs­tour in die Tiefen des Waldes gegangen war. Ihn auf diesem Spazier­gang zu treffen, war also pures Glück.

„Kent hat sich prächtig entwi­ckelt, erscheint stärker und wilder als zuvor“, berichtet unsere Mitar­bei­terin. „Er sieht sehr gesund aus und hat einen riesigen Appetit. Seine starken musku­lösen Arme helfen ihm sich auf der Suche nach Nahrung schnell und elegant durch die Bäume fortzubewegen.“

Sind das nicht tolle Neuigkeiten? 

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.

 

Sofi und Compost

Sofi und Compost

Orang-Utans sind bekannt­lich die Einzel­gänger unter den Menschen­affen. Während Gorillas, Schim­pansen und Bonobos in größeren Sozi­al­ver­bänden leben, streifen Orang-Utans die meiste Zeit ihres Lebens alleine durch die Baum­wipfel ihres Revieres. Orang-Utans, die feste Terri­to­rien bewohnen, vertei­digen diese auch häufig gegen­über soge­nannten „Pendler-Indi­vi­duen“.  Aber wie heißt es so schön?: “Ausnahmen bestä­tigen die Regel”,  so wie Sofi und Compost.

In der Ruhe liegt die Kraft

Die sanft­mü­tige Compost wurde bereits im Februar 2015 zusammen mit vier weiteren Orang-Utans ausge­wil­dert. Unser Moni­to­ring-Team staunte nicht schlecht, denn anstatt getrennte Wege zu gehen, zogen Compost und die anderen neuen Wilden die ersten sechs Monate in Frei­heit gemeinsam durch den Bukit Batikap Natio­nal­park. Im April 2016, entließ BOS zwölf weitere Orang-Utans in den Natio­nal­park, darunter auch die scheue Sofi. So kam es, dass Compost auf einem ihrer Streif­züge auf Sofi traf. Von da an verbrachten die beiden 15-Jährigen regel­mäßig viel Zeit mitein­ander. Vor allem Sofi profi­tierte davon, denn Composts selbst­si­chere und ruhige Art verhalf ihr zuse­hens zu neuem Selbstbewusstsein. 

 

Freund­schaft auf „Orang-Utanisch“

Die beiden Orang-Utan Weib­chen schienen die gegen­sei­tige Gesell­schaft­lich sicht­lich zu genießen. Neben gemein­samen Erkun­dungs­touren und ausgie­biger gegen­sei­tiger Fell­pflege, begannen Compost und Sofi ihre Nahrung mitein­ander zu teilen und bauten sogar ihre Schlaf­nester häufig im selben Baum um gemein­same Ruhe­pausen einzulegen.

Eines Tages jedoch entdeckte unser Moni­to­ring-Team Compost ohne Sofi. Doch bereits am darauf­fol­genden Tag bewegten sich die Zweige eines nahe­ge­le­genen Baumes. Konnte es sein? Ein gespannter Blick auf den GPS-Trans­mitter und tatsäch­lich: Sofi war zu ihrer Freundin zurück­ge­kehrt! Anfäng­lich schien sie zöger­lich, doch Compost wusste wie sie das Eis brechen konnte. Bereits nach wenigen Minuten groomten sich die beiden Freun­dinnen und teilten sich genüss­lich ein Stück Rinde bevor sie gemeinsam weiterzogen. 

Es ist anzu­nehmen, dass auch Sofi und Compost die meiste Zeit ihres Lebens als Einzel­gänger verbringen werden. Doch wir hoffen, dass sie sich von Zeit zu Zeit im Bukit Batikap Natio­nal­park begegnen und Momente vertrauter Zwei­sam­keit genießen werden. 
 

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.