30 Tage auf der Suche nach den Waldmenschen

30 Tage auf der Suche nach den Waldmenschen

Klappe auf, Affe frei. So stellen sich viele die Auswil­de­rung eines Orang-Utans vor. Dabei bedeutet solch ein Ereignis viel mehr als nur Käfig­türen zu öffnen. Unsere Schütz­linge auf das Leben in Frei­heit vorzu­be­reiten, kann mehr als sieben Jahre dauern!

Türen auf, und weiter?

Wenn der Weg in den Regen­wald für unsere Artver­wandten endgültig frei ist, beginnt für unser Beob­ach­tunsg­team die Arbeit. Ihre Aufgabe: den ausge­wil­derten Orang-Utans einen vollen Monat lang auf Schritt und Tritt folgen. In dieser Zeit werden sie beob­achtet und Daten über ihr Verhalten erhoben. Vom Moment des Aufwa­chens und Nest­ver­las­sens am Morgen bis zum Abend, wenn es Zeit ist, sich ein neues Nest für die Nacht zu bauen, stehen die Tiere unter diskreter Aufsicht unserer Mitar­beiter. Wir nennen das Nest-zu-Nest-Beob­ach­tung. Die in dieser Phase gesam­melten Daten verwenden wir, um die indi­vi­du­elle Anpas­sung an den natür­li­chen Lebens­raum Wald zu beur­teilen und auch den Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess in unseren Pfle­ge­zen­tren zu bewerten.

Kein Job für Langschläfer

Für diese Aufgabe müssen unsere Mitar­beiter im wahrsten Sinn aufge­weckt sein. Sie müssen sich nämlich auf den Weg zu den Orang-Utan-Nestern machen, bevor diese aufge­wacht sind, also vor Sonnen­auf­gang. Mit den ersten Sonnen­strahlen beginnt dann das Aufzeichnen der Akti­vi­täten. Was essen unsere ehema­ligen Schütz­linge? Wie vertreiben sie sich die Zeit? Wo schlafen sie?

Um mit ihnen Schritt zu halten, müssen unsere Kollegen echt fit sein. Während die Wald­be­wohner sich behende durch die Bäume schwingen, kämpfen die Teams am Boden ziem­lich oft mit unweg­samen Gelände. Manchmal wird solch eine 30-Tage-Beob­ach­tung dann leider auch unter­bro­chen, vor allem, wenn die Orang-Utans spurlos in den Wald verschwinden.

Um die Beob­ach­tung dennoch erfolg­reich zum Abschluss zu bringen, patrouil­liert unser Team in solchen Fällen oft an soge­nannten Tran­sekten, bestimmten abge­steckten Berei­chen, welche die Tiere am wahr­schein­lichsten besu­chen. So gelingt es hin und wieder, verlo­rene Menschen­affen wieder aufzu­spüren wie erst kürz­lich in Kehje Sewen. Wen unsere Teams gefunden haben und mehr über ihre Beob­ach­tungen lesen Sie in unseren nächsten Berichten!

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Ein Ninja in Kehje Sewen?

Ein Ninja in Kehje Sewen?

Tag für Tag durch­streifen BOS-Teams die Regen­wälder Borneos. Ihre Mission: ausge­wil­derte Orang-Utans ausfindig machen, checken, wie es ihnen geht und wie sie sich entwi­ckeln. Alles, was unsere Mitar­beiter beob­achten, wird genau­es­tens protokolliert.

Manchmal braucht es dafür mehr als ein scharfes Auge und einen spitzen Blei­stift. Dann zum Beispiel, wenn sich unsere ehema­ligen Schütz­linge so gut in ihrer neuen Umge­bung einge­lebt haben, dass sie für uns quasi unsichtbar werden. So wie Orang-Utan-Weib­chen Ung.

Die junge Dame ist bei BOS auch als „Ninja von Kehje Sewen“ bekannt. Aus gutem Grund: Genau wie die berühmten japa­ni­schen Kampf­künstler und Kund­schafter versteht sie sich darauf, sich still und leise zu bewegen. Kaum aufge­taucht, ist sie auch schon wieder verschwunden. Und obwohl sie rund um die Uhr aktiv ist, konnte sie seit ihrer Auswil­de­rung im April 2017 nur ganz kurz gesichtet werden.

Pünkt­lich zum Jahres­wechsel empfing unser Beob­ach­tungs­team auf einem seiner Patrouillen das Signal von Ungs Tracker. Da sie bei der letzten Sich­tung am Fluss Telen unter­wegs war, war die Wahr­schein­lich­keit hoch, dass sie sich hier aufhalten könnte. Die Stra­tegie stand damit fest: das Fluss­ufer immer wieder absu­chen, um damit dem gewieften Weib­chen auf die Spur zu kommen.

Tatsäch­lich tauchte unser weib­li­cher Ninja nach einer Weile auf. Und war nur wenige Minuten und eine Fluss­über­que­rung später schon wieder verschwunden. Doch so leicht geben BOS-Mitar­beiter nicht auf. Die Kollegen folgten dem Tracking-Signal und fanden Ung schließ­lich Halme und Früchte essend auf einem Baum sitzend. Die rast­lose Menschen­af­fen­dame wirkte gesund. Und, wie um ihrem Spitz­namen alle Ehre zu machen, schwang sie sich direkt wieder in die Baum­wipfel von Kehje Sewen.

Sie verschwand in Rich­tung der nahen Berge. Unser Team konnte ihr diesmal nicht folgen. Eigent­lich ein gutes Zeichen, denn an Erleb­nissen wie diesen zeigt sich, wie sehr sich unsere harte Arbeit auszahlt. Nämlich immer dann, wenn unsere Schütz­linge sich in ihrem neu gewonnen Lebens­raum so wunderbar entfalten. Einem Lebens­raum in den sie einfach gehören.

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Der König von Kehje Sewen ist zurück!

Der König von Kehje Sewen ist zurück!

Vor kurzem war unser Beob­ach­tungs­team in Kehje Sewen ganz aus dem Häus­chen. Bei einem Kontroll­gang durch den Wald ertönte auf einmal das Signal von Kumars Radio-Tracker.

Da es an diesem Tag schon zu spät war, dem Signal zu folgen, brach das Team am nächsten Tag auf, um am Ausgangs­punkt des Vortages noch­mals genauer nach­zu­for­schen. Kumar, der „König des Waldes“, war schon längere Zeit nicht mehr gesichtet worden. Neues über ihn zu erfahren, wäre großartig!

Sie erin­nern sich an Kumar? Er ist der extrem backen­wüls­tige Orang-Utan, der im Juli 2017 ausge­wil­dert wurde. Zum Zeit­punkt seiner Auswil­de­rung war er bereits 23 Jahre alt, der älteste Orang-Utan, der je in die Frei­heit entlassen wurde. Aufgrund seines Alters und seiner stark ausge­prägten Backen­wülste wird er von uns „König des Waldes“ genannt. Das letzte Signal seines Hals­bandes empfingen wir im September. Kumars Streif­züge in die tiefsten Tiefen des Urwalds machten eine „Verfol­gung“ für uns unmöglich.

Umso span­nender das Auftau­chen des Signals an diesem Novem­bertag. Tief im Regen­wald wurde es  immer stärker. Kumar ist bekannt dafür, dass er die Anwe­sen­heit von Menschen nicht mag. Darum war unser Team jetzt ganz beson­ders aufmerksam und achtete auf jede noch so kleine Bewe­gung in den Bäumen. Plötz­lich war das Knacken von abbre­chenden Ästen zu hören. Kurz darauf landete ein großer Ast unmit­telbar neben unseren Mitar­bei­tern. Dann endlich erschien er: Kumar! Er stand auf einem dicken Ast und schaute auf das Team wie ein König auf seine Untertanen.

Schnell wurden ein paar Fotos gemacht und aus sicherer Entfer­nung die neuen Beob­ach­tungen notiert. Eine Woche lang konnte unser ehema­liger Schütz­ling beob­achtet werden. Er sieht gesund aus und hat einen guten Appetit. Unsere „Majestät“ hält sich hoch oben in den Baum­wip­feln auf und baut seine Nester für die Nacht und den Tag in unter­schied­li­chen Bäumen. Außerdem ist er ein ausge­zeich­neter Futter­sammler. Am liebsten schlemmt er Ficus­früchte und Lianen­rinde. Von beidem gibt es reich­lich in Kehje Sewen. Kühn wie ein König markiert Kumar sein Revier. Er macht laute Schmatz­ge­räu­sche in Rich­tung seiner unge­be­tenen Besu­cher. Ergän­zend stößt er weit hallende Rufe aus und antwortet auch laut­stark auf solche Laute anderer Orang-Utan-Männchen.

Es ist wunderbar und erleich­ternd, Kumar so in seinen neuen Lebens­raum einge­wöhnt zu sehen. Gut gemacht, Waldkönig!

 

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Sieben Wald­schul­ab­gänger bereit für die Universität

Sieben Wald­schul­ab­gänger bereit für die Universität

Was für ein Erfolg! Seit 2016 konnten wir schon 71 Menschen­affen erfolg­reich im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park auswil­dern. Doch vor dem endgül­tigen Schritt in die Frei­heit erwartet unsere Schütz­linge eine echte Bewäh­rungs­probe: das Leben auf einer soge­nannten Voraus­wil­de­rungs­insel. Eine von ihnen ist Bangamat.

Bevor unsere Orang-Utans diese Insel betreten dürfen, durch­laufen sie ein Programm nach Art der Schul­lauf­bahn eines Menschen. Gestartet wird im Kinder­garten. Danach geht´s in die Wald­schule, die wie bei uns aus mehreren Klassen besteht. Dort lernen die Jung­spunde alles, was sie für ein Über­leben in Frei­heit benö­tigen: Was darf ich essen? Was nicht? Wie baue ich ein Nest? Wie durch­quere ich die Bäume oder schütze mich vor Feinden?

Erst wenn alle Schul­klassen erfolg­reich durch­laufen wurden, geht´s ab auf die Voraus­wil­de­rungs­insel. Wie auf einer Univer­sität stehen die „Studenten“ hier noch unter Beob­ach­tung und lernen immer noch, werden aber immer selb­stän­diger und erproben zuneh­mend ihre Unab­hän­gig­keit. Die jetzige Entwick­lung bestimmt dann endgültig den Zeit­punkt ihrer Auswilderung.

Umzug nach Bangamat

Unsere Schütz­linge Petto, Toby, Tarwan, Uje und Mia hatten ihren großen Tag am 23. November 2017. Alle fünf hatten bis dato einen langen Lern­pro­zess hinter sich. Jetzt endlich erfolgte der Umzug auf die Voraus­wil­de­rungs­insel Bangamat. Sobald sich die Türen der Trans­port­kä­fige öffneten, sausten alle fünf los, um auf Bäume zu klet­tern und ihre neue Umge­bung zu erkunden, ihre neue Heimat für die nächste Zeit!

Und noch ein Duo hat sich für Bangamat quali­fi­ziert: das Mutter-Kind-Gespann Clara und Clarita. Baby Clarita wurde für uns alle uner­wartet geboren und das erste Mal im frühen Juli 2017 auf Salat Island gesichtet. Kurze Zeit später beob­ach­tete unser Team Mama Clara, aller­dings allein. Wo war das Baby? Nach längerer Suche fand man das Kleine bei Rizki, einem 14-jährigen Orang-Utan-Männ­chen. Er hatte gemeinsam mit einer Gruppe Affen Clarita in Obhut.

Es dauerte mehrere Tage, bis es unserem Team gelang, Baby Clarita zu retten. Als man sie schließ­lich Mitte Juli in Obhut nehmen konnte, hatte sie einen bösen Haut­aus­schlag, vermut­lich durch eine giftige Pflanze verur­sacht. Sie war stark unter­ernährt, da sie schon länger nicht gestillt wurde. Auf unserer Kran­ken­sta­tion in Nyaru Menteng wurde die Kleine schließ­lich intensiv gepflegt und wieder aufge­päp­pelt. Ihre Mutter blieb jedoch vorerst verschollen.

Anfang August tauchte Clara dann wieder auf. Sie schien sich vor den anderen Orang-Utans versteckt zu haben, ganz beson­ders vor Rizki. Der hatte wahr­schein­lich ihre Tochter entführt. Auch Clara wurde jetzt nach Nyaru Menteng gebracht und mit ihrer Tochter wieder vereint.

Bewe­gendes Wiedersehen

Obwohl das Duo in dieser frühen Lebens­phase des Babys mehrere Wochen lang getrennt war, schien das nichts an der Mutter-Kind-Bindung geän­dert zu haben. Gleich als Clarita ihrer Mama gebracht wurde, nahm diese ihre Tochter in den Arm und drückte sie ganz fest an sich. Nie wieder würde sie ihr Kleines loslassen! Um nicht eine erneute Entfüh­rung auf Salat Island zu riskieren, beschloss unser Team, die beiden nach Bangamat zu bringen.

Mit den sieben neuen leben jetzt insge­samt 34 Orang-Utans auf der Insel. Unsere Mitar­beiter werden ihre Fort­schritte auch weiterhin genau beob­achten und, wenn nötig, noch unter­stüt­zend tätig sein. Wir sind zuver­sicht­lich, dass alle Tiere sich gut entwi­ckeln und zu selb­stän­digen, völlig unab­hän­gigen Orang-Utans heran­wachsen, damit auch sie eines Tages in Frei­heit leben können!

 

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Neues von unseren werdenden Orang-Utan-Müttern Meklies und Ebol

Neues von unseren werdenden Orang-Utan-Müttern Meklies und Ebol

In Bukit Batikap ist ordent­lich was los! Vor einigen Wochen entdeckte unser Team vor Ort, dass gleich zwei unserer ausge­wil­derten Orang-Utan-Damen trächtig sind. Wir hatten Ihnen ja bereits über den Baby­boom in Kehje Sewen berichtet, hier können Sie den Beginn der Geschichte noch einmal nach­lesen. Jetzt gibt es Neuig­keiten von den werdenden Müttern Meklies und Ebol.

Unser Team versucht mit allen Kräften, die beiden auf ihrem Weg der bevor­ste­henden Mutter­schaft zu begleiten. Im tiefen Urwald gestaltet sich so etwas aber manchmal recht schwierig, beson­ders wenn, wie im Fall von Ebol, die Batte­rien im Sende­hals­band leer sind. So kann sie nicht mehr geortet werden, und wir sind auf zufäl­lige Begeg­nungen ange­wiesen. Andere Tiere wie beispiels­weise Meklies sind Meister im Verste­cken, also eben­falls nicht einfach zu beobachten,

Letzte Woche hatte unser Team jedoch das Glück, bei einem Kontroll­gang gleich beide Damen zu beob­achten. Das Schöne: Meklies und Ebol sind offenbar bei bester Gesundheit!

Orang-Utan-Dame Meklies

Meklies verbringt immer noch die meiste Zeit hoch in den Bäumen und sieht richtig fit aus. Kein Wunder: Sie frisst große Mengen Wald­früchte, quasi für zwei. Unser Tier­arzt Maryos Tandang meint, Meklies sei gut versorgt mit allen wich­tigen Nähr­stoffen. Wo sie aller­dings ein Nest für die bald bevor­ste­hende Geburt baut, konnte er noch nicht herausfinden. 

Die trächtige Ebol

Ebol siedelte ein wenig um. Zuletzt wurde sie noch mit Orang-Utan-Männ­chen Lamar zusammen gesichtet. Unsere Mitar­beiter regis­trierten nach einge­henden Verglei­chen mit früheren Fotos, dass auch sie kurz vor der Geburt steht.

Also, die Voraus­set­zungen für die Geburt sind gut. Wir hoffen jetzt, dass unsere beiden Schütz­linge gesunde und kräf­tige Babies zur Welt bringen. Sobald es News gibt, infor­mieren wir Sie hier auf dieser Seite.

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