Batikap: Ein Para­dies im Paradies

Batikap: Ein Para­dies im Paradies

Wir bei BOS sind einfach vernarrt in Orang-Utans! Wir lieben alles an diesen starken, intel­li­genten, anmu­tigen und einzig­ar­tigen Wesen. Orang-Utans sind für die Wälder, in denen sie leben, von entschei­dender Bedeu­tung. Sie tragen entschei­dend zur Gesund­erhal­tung ihrer tropi­schen Ökosys­teme bei.

Ohne Zweifel sind Orang-Utans ein wich­tiger Teil der Regen­wald­land­schaft auf Borneo. Neben ihnen haben aber auch tausende anderer Tier- und Pflan­zen­arten eine wich­tige Funk­tion. Und auf dem Auswil­de­rungs­areal von Bukit Batikap passiert viel mehr als nur Orang-Utan-Sichtungen!

Unser Beob­ach­tungs­team im Camp von Totat Jalu hat kürz­lich Daten über die Viel­falt der Fauna und Flora im Bukit Batikap-Schutz­wald erhoben und dabei einzig­ar­tiges erlebt: 

Schon um 5 Uhr beginnt unser Doku­men­ta­ti­onstag. Zu dieser Zeit stimmen der weiß­bär­tige Gibbon und sein Nach­wuchs, der in den Bäumen neben dem Lager lebt, ihre morgend­li­chen Duette an. Das Erwa­chen zu einem Gibbon-Song ist ein unver­gess­li­ches Erlebnis – besser als jeder Wecker! Diese außer­ge­wöhn­li­chen Affen sind oft zu hören, aber selten zu sehen, da sie sich flink durch die Baum­kronen bewegen und mit ihren außer­ge­wöhn­lich langen Armen weite Sprünge machen.

Borneo Gibbon, direkt hinter dem Lager entdeckt

Fast jeden Tag tänzeln Lang­schwanz­ma­kaken oder rote Äffchen durch die Bäume vor dem Lager. Wenn wir Glück haben, zeigt sich ein Roter Blattaffe am Lager, um seine Lieb­lings­blätter zu knab­bern. Nach solch einer kosten­losen Show kann ein anstren­gender Tag, voll mit Tracking und Beob­ach­tung unserer Orang-Utans, beginnen.

Roter Blattaffe, neben dem Lager essend

In kleinen Booten, die vom Lager aus den Fluss hinun­ter­fahren, geht es auf die Suche nach den ausge­wil­derten Menschen­affen. Auf dem Weg begegnen uns immer wieder Tiere: zu Lande, in der Luft und auch im Wasser. Der Fluss ist voller verschie­dener Fisch­arten, vor allem aber einer Welsart, die größer werden kann als ein ausge­wach­sener Mann! Im Joloi River stoßen wir auf solch einen Riesen­wels, nicht lange nach unserer Routinepatrouille.

Riesen­wels

An den Fluss­ufern kann man Repti­lien finden, die sich an schönen Tagen sonnen. Norma­ler­weise kann das Team Wasser­wächter entde­cken. Mit etwas Glück sind sogar Schlangen am Boden zu sehen. Königs­ko­bras aller­dings beob­achten wir lieber aus der Sicher­heit eines Bootes aus, anstatt über sie während einer Trek­king­tour zu stolpern!

Gemeiner Wasser­wächter

Die Tiere, die am Tag der Daten­er­he­bung zu sehen waren, reprä­sen­tieren nur eine Hand­voll derer, die wir regel­mäßig rund um das Lager und entlang des Flusses sichten. Es gibt noch unzäh­lige andere im Bukit Batikap-Schutz­wald zu entde­cken! Eine unschätz­bare Arten­viel­falt, die es unbe­dingt zu erhalten gilt.

 

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Drei Damen im Wald

Drei Damen im Wald

Im August des Jahres 2016 konnten wir erst­mals Orang-Utans in unser damals neues Schutz­ge­biet auswil­dern – den Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park (BBBRN) in Zentral-Kali­mantan. Die drei Weib­chen Dara, Awa und Ewa gehörten zu den ersten neuen Sied­lern. Bei Routi­ne­pa­trouillen entdeckte unser Post-Release-Moni­to­ring-Team die drei Damen in ihrer inzwi­schen sehr vertrauten neuen Heimat.

Eine 15-minü­tige Boots­fahrt und einen zwei­stün­digen Fußmarsch vom Camp Lewun Kahio entfernt, traf unser Beob­ach­tungs­team auf Dara. Die 16 Jahre alte Orang-Utan-Dame genoss hoch oben in den Baum­kronen leckere Früchte und nahm unsere Anwe­sen­heit kaum wahr. Sie zog unbe­ein­druckt von Baum zu Baum und sammelte jede Menge Futter wie Rattan-Sprossen und Ficus-Früchte. Leider musste unser Team die Beob­ach­tung bald abbre­chen, als ein plötz­li­cher starker Regen einsetzte und die Batte­rien unserer Ortungs­ge­räte nachließen. 

 

Dara
Dara

 

Ein anderes Beob­ach­tungs­team war am glei­chen Tag dem Orang-Utan-Weib­chen Ewa (10) auf den Fersen. Ewa wurde 2016 gemeinsam mit ihrer Mutter Awa ausge­wil­dert. Kurz nach ihrer Auswil­de­rung verließ die damals acht­jäh­rige Ewa ihre Mutter, um allein und unab­hängig den Regen­wald zu erkunden. Fast zwei­ein­halb Jahre nach ihrer Auswil­de­rung konnten wir Ewa in einem guten Gesund­heits­zu­stand antreffen. Sie nahm große Mengen Nahrung zu sich und bewegte sich sicher und überaus aktiv durch den Regen­wald. Unser Team konnte erleben, wie sie mit den eben­falls 2016 ausge­wil­derten Weib­chen Susi (17) und Sincan (18) spielte und Zeit verbrachte. Als die Dunkel­heit herein­brach, verließ Ewa die beiden, um sich ein Nest für die Nacht zu bauen. Susi und Sincan taten es ihr wenig später gleich.

Ewa
Ewa

Das Glück, im riesigen Urwald auf unsere Orang-Utans zu treffen, blieb uns gewogen. Nur wenige Tage später traf das Post-Release-Moni­to­ring-Team auch auf Ewas Mutter Awa (20). Awa hatten wir schon länger nicht mehr gesehen. Umso mehr nutzte unser Team das Zusam­men­treffen für ausgie­bige Beob­ach­tungen. Zusammen mit der Orang-Utan-Dame Gurita (16) verspeiste sie eine große Menge Feigen. Ihr Mahl unter­brach Awa gele­gent­lich, um sich zu versi­chern, dass sich kein Stören­fried näherte. Nachdem Awa sich am Abend in ihrem Nest zur Ruhe legte, machte sich ein zufrie­denes Beob­ach­tungs­team auf den Weg zurück ins Camp.
 

Awa
Awa

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Was wir Menschen von den Orang-Utans lernen können

Was wir Menschen von den Orang-Utans lernen können

Manche Orang-Utans verschwinden nach ihrer Auswil­de­rung so tief im Dickicht des Regen­waldes, dass es selbst unseren erfah­renen Mitar­bei­tern in den Post-Release-Moni­to­ring-Teams schwer­fällt, sie zu entde­cken. Umso größer ist die Freude, wenn es dann doch mal gelingt. So ging es uns auch mit dem Mutter-Sohn-Gespann Signe und Bungaran, die seit Dezember 2016 im Schutz­wald von Kehje Sewen (Ost-Kali­mantan) unter­wegs sind.

Etwa zwei Kilo­meter vom Nles Mamse Camp stieß unser Team auf die elfjäh­rige Signe und ihren inzwi­schen drei Jahre alten Sohn Bungaran. In stiller Eintracht saßen die beiden im Baum, genossen einen Snack aus schmack­hafter Rinde und ließen sich von unserer Gegen­wart kein biss­chen beeindrucken. 

Signe und Bungaran
Signe und Bungaran

Bungaran, der immer mehr an Selb­stän­dig­keit zu gewinnen scheint, bewegte sich immer wieder einige Meter von seiner Mutter weg in den Bäumen. Signe ließ ihn dabei natür­lich keine Sekunde aus den Augen. Er suchte in der Nähe nach neuen Pflanzen und Früchte, kehrte aber immer wieder zu Signe zurück, um kurz zu kuscheln. Dieses Verhalten ist ganz typisch für Orang-Utans in Bungarans Alter – die jungen Menschen­affen trennen sich erst nach sieben oder acht (Lehr-)Jahren von ihrer Mutter.

Was danach geschah, werden unsere Team­mit­glieder so schnell nicht vergessen. Bungaran kam und zupfte an Signes Ohr, die aller­dings gerade die Früchte eines Brot­frucht­baumes naschte. Viel­leicht wollte er, dass sie mit ihm spielt. Doch Signe war nicht danach und das ließ sie ihn in Form eines kleinen aber deut­li­chen Schubsers spüren. Bungaran verstand sofort, wandte sich ab und ging seiner Wege.

Bungaran erkundet den Wald
Bungaran erkundet den Wald

Dann wurden wir Zeugen, wie Diplo­matie bei Orang-Utans funk­tio­niert: Bungaran wusste nämlich, wie er seine Mutter besänf­tigen konnte und kehrte kurze Zeit später mit einer Frucht des Brot­frucht­baumes zurück, die er ihr wie ein Frie­dens­an­gebot über­reichte. Signe nahm das Geschenk gerne an und die beiden umarmten sich innig.

Signe und Bungaran
Signe und Bungaran

Eine kleine, unschein­bare Geste, die uns auf bemer­kens­werte Weise zeigt, wie wilde Orang-Utans im Regen­wald mitein­ander kommu­ni­zieren. Trotz Unstim­mig­keiten scheinen sie zu wissen, dass der Schlüssel zum sicheren Über­leben darin besteht, in Harmonie zusammen zu leben. Viel­leicht sollten wir Menschen doch noch ein oder zwei Dinge von den Orang-Utans lernen.

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Orang-Utan-Rettung im Alleingang?

Orang-Utan-Rettung im Alleingang?

In der Wildnis aufzu­wachsen ist nicht immer einfach. Doch zum Glück haben im Regen­wald gebo­rene Orang-Utans liebe­volle Mütter an ihrer Seite, die ihnen zeigen, wie sie im Dschungel zurecht­kommen. Darum haben Orang-Utans die längsten Geburts­in­ter­valle (Abstand zwischen zwei Geburten), länger ist als bei allen anderen Säuge­tieren einschließ­lich dem Menschen.

Die jungen Wald­men­schen bleiben in der Regel als Einzel­kinder bis zu ihrem siebten oder achten Lebens­jahr bei ihren Müttern. In dieser Zeit lernen sie alles, was man als wilder Orang-Utan können muss: Wie man klet­tert, wo man wann welche Nahrung im Regen­wald findet, wie man stabile Nester baut, welche Gefahren lauern, was gegen Krank­heiten helfen kann und wie man mit anderen Orang-Utans umgeht. All das lernen sie von der besten Ausbil­derin, die es dafür geben kann: der eigenen Mutter.

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Cindy & Riwut

Nur Cindy, eine 24-jährige Orang-Utan-Dame hält sich nicht an die Regel, nur alle acht Jahre ein Baby zu bekommen. Am 22. Januar 2007 wurde ihr Sohn Cilik auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Kaja Island (Zentral-Kali­mantan) geboren. Nicht einmal sechs Jahre später, am 12. November 2012, brachte Cindy schon Tochter Riwut zur Welt. Im November 2013 wurde die ganze Familie dann im Bukit Batikap Schutz­wald ausge­wil­dert. Riwut wuchs dort weiter in der Obhut ihrer Mutter und Lehr­meis­terin auf, während ihr großer Bruder Cilik schon früh selb­ständig wurde und nur ab und zu vorbeikam, um seine Mutter und seine kleine Schwester zu besuchen. 

Im Juni 2018 traf eines unserer Post-Release-Moni­to­ring-Teams auf Cindy und Riwut, die unter­wegs auf Futter­suche waren. Doch Cindy schien nicht ganz bei der Sache. Sie hatte einen jungen, attrak­tiven Mann entdeckt. Es war Olbert. Der starke und gutaus­se­hende Orang-Utan, der noch immer Narben von seinem Kampf mit einem Nebel­parder von vor einem Jahr trug, hatte Cindys ganze Aufmerk­sam­keit gewonnen. 

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Olbert

Und im September entdeckten wir erste Anzei­chen einer erneuten Schwan­ger­schaft Cindys. Dabei benö­tigt die gerade mal sechs Jahre alte Riwut immer noch viel Fürsorge ihrer Mutter. Ein neues Geschwis­ter­chen würde sie nicht gutheißen.
Denn wenn Orang-Utan-Mütter Nach­wuchs erwarten, verdrängen sie instinktiv das größere Kind. Das konnte unser Post-Moni­to­ring-Team auch bei Cindy und Riwut fest­stellen. Cindy hält inzwi­schen immer mehr Abstand zu ihrer Tochter. Auch wenn die kleine Riwut viel­leicht noch nicht ganz bereit ist, sich von ihrer Mutter zu verab­schieden, hat sie inzwi­schen schon genug Wissen von der erfah­renen Cindy vermit­telt bekommen, um allein im Dschungel zu leben.

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Riwut

Obwohl Riwut noch oft anhäng­lich ist und die Nähe ihrer Mutter sucht, sobald sie sich erschreckt, so weiß sie doch schon, wie man an das leckere Mark bestimmter Bäume kommt, wie sie auch die härtesten Schale mancher Früchte knacken kann und wo sie nahr­hafte Termiten findet. Cindy hat Riwut sehr gut groß­ge­zogen. Das macht Cindy nicht nur zu einer groß­ar­tigen Mutter, sondern auch zu einer hervor­ra­gende Natur­schüt­zerin. Denn während wir nun geduldig auf die Geburt von Cindys drittem Baby warten, können wir nicht anders, als zu denken, dass Cindy es sich wohl zur Aufgabe gemacht hat, im Allein­gang die vom Aussterben bedrohten Borneo-Orang-Utans zu retten!

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Trick­se­reien einer werdenden Mutter

Trick­se­reien einer werdenden Mutter

Von einem außer­ge­wöhn­li­chen, schon einige Wochen zurück­lie­genden Erlebnis mit Compost, die im Dezember ihr Baby zur Welt brachte, berich­teten uns jetzt Post-Moni­to­ring-Mitar­beiter des Totat Jalu Camp.

Bei ihren Streif­zügen durch den Schutz­wald von Bukit Batikap trafen sie auf die beiden ausge­wil­derten Orang-Utan-Damen Sifa (8) und Compost (17). Compost war zu diesem Zeit­punkt hoch­schwanger und meist langsam aber stetig im Regen­wald unter­wegs auf der Suche nach ihren Lieb­lings­früchten. Sifa folgte ihr in einigem Abstand und schloss immer dann zu Compost auf, wenn die werdende Mutter saftige Wald­früchte oder frische Baum-Triebe gefunden hatte. Am Nach­mittag ruhten sie einträchtig auf einem großen Baum und genossen einen kurzen Moment die stille Zeit zu zweit.

Doch schon nach zehn Minuten reichte es Compost. Auf einem Feigen­baum gönnte sie sich einen letzten Snack und baute sogleich ihr Schlaf­nest für die Nacht. Schon um 16 Uhr – eine sehr unge­wöhn­liche Uhrzeit für Compost. Norma­ler­weise machte sie sich erst zwischen 17 und 18 Uhr an den Nestbau. Unsere Mitar­beiter erklärten sich dieses Verhalten aller­dings mit Composts fort­ge­schrit­tener Schwan­ger­schaft und machten sich keine weiteren Gedanken. Sifa war einige Bäume entfernt am Futtern.

In fünf Minuten hatte Compost ihr Nest voll­endet. Was dann geschah, über­raschte uns alle.
Zunächst stieg Compost in ihr Nest und beob­ach­tete Sifa von dort aus. Dann plötz­lich, wie aus dem Nichts, klet­terte Compost flink den Baum herab und lief davon. Ein Mitglied unseres Beob­ach­tungs­teams machte sich in sicherer Entfer­nung an die Verfol­gung. Doch als Compost ohne auch nur einmal anzu­halten schon gut 150 Meter von Sifa entfernt war, kehrte unser BOS-Team­mit­glied um.

Als Sifa entdeckte, dass Composts Nest leer war, war sie sehr verwirrt. Sie suchte und rief nach Compost und klet­terte die höchsten Bäume hinauf, um sie zu finden. Doch verge­bens. Compost hatte sich aus dem Staub gemacht. Schließ­lich baute Sifa sich ein Nest und legte sich schlafen.

Wir gehen davon aus, dass Compost das Nest baute, um Sifa zu täuschen. Wir waren von diesem raffi­nierten und schlitz­oh­rigen Plan scho­ckiert, denn wir hätten das von der sonst so lieben und fürsorg­li­chen Compost nicht erwartet. Umso faszi­nierter sind wir, wie clever und durch­dacht sie sich einen Plan zurecht­ge­legt und diesen in die Tat umge­setzt hat.
Viel­leicht wollte die werdende Mutter einfach noch etwas Zeit ganz für sich allein, bevor sie ihr erstes Baby zur Welt brachte.

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