Der König des Waldes

Der König des Waldes

Der soge­nannte Long Call ist der weithin schal­lende, charak­te­ris­ti­sche Terri­to­rial-Ruf eines domi­nanten Orang-Utan-Männ­chens. Das sind die mit den dicken Backen­wülsten. Männ­liche Orang-Utans können nämlich zwei Entwick­lungs­phasen durch­laufen: Zunächst werden sie ganz normal geschlechts­reif und unter­scheiden sich äußer­lich nur wenig von den Weib­chen. Manche bleiben ihr ganzes rest­li­ches Leben in diesem Stadium, manche aber erfahren eine Art zweiten Schub. 

Dann wachsen sie noch einmal ein gutes Stück und entwi­ckeln die charak­te­ris­ti­schen Backen­wülste. Nur solche Männ­chen besitzen ein eigenes Revier mit eigenen Weib­chen, und wehe, ein konkur­rie­rendes Männ­chen sieht das anders. 

Um die Verhält­nisse aus seiner Sicht klar­zu­stellen und seine Damen zu beein­dru­cken, lässt ein Orang-Utan-Mann eben den Long Call ertönen. Für die Frauen sind nur solche Männer rich­tige Kerle. 

Manchmal bringen die Orang-Utan-Männ­chen mit ihrem Ruf auch Unmut gegen­über mensch­li­cher Anwe­sen­heit zum Ausdruck. Ertönt der Long Call, kann das für unser Post-Release-Moni­to­ring-Team aus dem Süden des Kehje Sewen-Waldes nur eines heißen: Rafli, der König des Waldes, ist in der Nähe!

Rafli, der König des Waldes, ist zurück

Zuletzt konnte man Rafli im Sommer 2018 beob­achten. Er ist für seine Größe und Domi­nanz bekannt. In Kehje-Sewen lebt Rafli seit Oktober 2016. Das damals 24 Jährige Männ­chen wog 75 Kilo­gramm und hatte bereits ausge­prägte Backen­wülste. Niemand käme auf die Idee, sich mit ihm anzu­legen. Wenn Rafli kommt, ziehen sich andere Männ­chen lieber zurück, bevor sie einen unglei­chen Kampf provozieren. 

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Rafli, der König des Waldes, ist zurück

Vor einigen Tagen ertönte während einer Mittags­pause im Camp ein vertrauter Long Call. „Er ist zurück!“, vermu­tete ein Team­mit­glied. Nachdem die Gruppe so schnell wie möglich alles Nötige zusam­men­ge­packt hatte, versuchte sie heraus­zu­finden, aus welcher Rich­tung der Ruf kam. Rund 500 Meter weiter bestä­tigte sich, dass sie mit ihrer Vermu­tung richtig lagen. Rafli saß hinter einigen Büschen auf dem Boden und aß saftige Triebe. In dem Bewusst­sein, dass Rafli ein aufmerk­samer Beob­achter ist, bewegte sich unser Team von nun an stets vorsichtig und leise. Sie folgten Rafli und machten sich Notizen. Er saß stun­den­lang in den Baum­kronen und aß Früchte, Lianen und Blätter. 

Der große Orang-Utan-Mann machte einen gesunden Eindruck und verschwand am Nach­mittag wieder in den Weiten von Kehje Sewen. 

Rafli ist ein echter wilder Orang-Utan geworden, der sich in seinem neuen Zuhause wunderbar einge­lebt hat. Er ist nicht nur ein guter Futter­sammler, sondern kann auch wirksam sein Terri­to­rium vertei­digen. Bei den Orang-Utan-Frauen steht er hoch im Kurs. Rafli ist sozu­sagen der König von Kehje Sewen! 

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Sechse kamen in den Regenwald

Sechse kamen in den Regenwald

Der Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya in Zentral­ka­li­mantan hat im März sechs neue rothaa­rige Bewohner hinzu­ge­wonnen. Paijah, Rosidin, Danida, Tristan und das Mutter-Kind-Duo Buntok and Borneo wurden zusammen ausge­wil­dert. Einige von ihnen trafen sich schon kurz nach der Auswil­de­rung wieder. Unser Post-Release-Moni­to­ring-Team aus Lewun Kahio war ihnen hart auf den Fersen. 

Paijah ist eher eine zurück­hal­tende Zeit­ge­nossin. Ihren ersten Tag in Frei­heit begann sie vorsichtig mit dem sorg­fäl­tigen Beob­achten ihrer Umge­bung. Später machte sie sich auf Futter­suche und baute ihr erstes Nacht­nest in der Wildnis. Gleich in ihrer ersten Woche in Frei­heit traf Paijah auf den starken Rosidin.

Die zurückhaltende Paijah hat sich schon gut eingeleb
Die zurück­hal­tende Paijah hat sich schon gut eingeleb

Der 20-jährige Rosidin, der nur zwei Monate in der Obhut der BOS-Foun­da­tion verbringen musste, zeigte uns gleich, dass der Regen­wald seine Heimat ist und er nirgendwo anders hinge­hört – obwohl er auf dem linken Auge blind ist. Kaum wurde sein Käfig geöffnet, klet­terte er flink den nächst­ge­le­genen Baum hinauf, arbei­tete sich geschickt und schnell von Ast zu Ast und erkun­dete neugierig sein neues Zuhause. 

Rosidin genießt seine wiedergewonnene Freiheit

Rosidin genießt seine wieder­ge­won­nene Freiheit

Man konnte es ihm direkt ansehen, wie sehr er seine wieder­ge­won­nene Frei­heit genießt. So wunderte sich auch niemand aus dem Beob­ach­tungs­team, dass sich Rosidin immer die ausge­spro­chen hohen Bäume ausge­sucht hat, um in deren Geäst seine ersten Schlaf­nester zu bauen.

Danida erkundete forsch ihren neuen Lebensraum
Danida erkun­dete forsch ihren neuen Lebensraum

Danida ist im Gegen­satz zu Paijah nicht so zurück­hal­tend. Die 13-Jährige machte den Regen­wald des Natio­nal­parks sofort zu ihrem Spiel­platz und verschaffte sich von den höchsten Baum­kronen einen ersten Über­blick über ihren neuen Lebens­raum. Als Danida die Anwe­sen­heit unserer Team­mit­glieder bemerkte, äußerte sie die typi­schen Kuss­ge­räu­sche, mit denen Orang-Utans ihren Unmut kundtun. Später ging sie auf Futter­suche und traf dabei traf dabei auf Tristan. 

Tristan auf Entdeckungstou

Tristan auf Entdeckungstour

Der drei Jahre ältere und attrak­tive Tristan genoss sicht­lich seine ersten Tage in Frei­heit und erkun­dete wie die ebenso drauf­gän­ge­ri­sche Danida sein neues Zuhause. Kraft­voll schwang er sich von Ast zu Ast, suchte intensiv nach Futter und legte entspannte Ruhe­pausen in den Baum­kronen ein. 

Buntok und Borneo
Buntok und Borneo

Auch Buntok und ihr einjäh­riger Sohn Borneo können endlich ganz natür­lich in der Wildnis leben. Mama Buntok entwi­ckelte schnell eine natür­liche Routine in ihrem Tages­ab­lauf. Sie sammelte eine Menge unter­schied­li­cher Früchte, die der junge Borneo probieren durfte. So lernt ein junger Menschen­affe von seiner Mutter. Sie wird Borneo noch eine ganze Weile beibringen, wie man richtig klet­tert, wo man die besten Früchte findet und wie man sich als Orang-Utan zu verhalten hat. 

Wir sind glück­lich, berichten zu können, wie gut sich alle sechs einge­lebt haben und wie gesund und munter sie sind. Nun liegt eine Zukunft als wilde Orang-Utans vor ihnen. 

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Treff­punkt Regenwald

Treff­punkt Regenwald

Letztes Jahr im Juli begann für Bulan, Nanda und Ananda ihr neues Leben, als sie im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park ausge­wil­dert wurden. Jetzt, acht Monate später, hat unser Post-Release-Moni­to­ring-Team die drei Orang-Utans aufge­spürt und eine Weile lang beob­achten können.

Ganz in der Nähes des Ortes Karangan Sebindang trafen unsere Kollegen auf Bulan. Sie sah glück­lich und gesund aus, wie sie sich da im Blät­ter­dach der Bäume ausruhte und genüss­lich eine Wald­frucht nach der anderen verspeiste. 

Bulan
Bulan

Während das eine Team damit beschäf­tigt war, Bulan zu beob­achten, empfing das andere PRM-Team ein Signal. Es waren Nanda und ihr Sohn Ananda. Schnell spürten die Kollegen das Mutter-Sohn-Gespann auf und über­zeugten sich aus sicherer Entfer­nung vom guten Zustand der beiden. Auch diese zwei Orang-Utans machten einen gesunden Eindruck und verzehrten genüss­lich, alles was die Gegend so hergab, wie Ratt­an­sprossen, Feigen und guaven­ähn­liche Früchte. Zwischen­durch unter­bra­chen sie ihr veganes Mahl, um sich leckere Termiten schme­cken zu lassen. Im Anschluss spielte der kleine Ananda etwas abseits seiner Mutter. Diese ließ ihn dabei jedoch nicht aus den Augen. Ganz so, wie es typisch für Orang-Utan-Mamas ist.

Nanda und Ananda
Nanda und Ananda
Ananda
Ananda

Am Nach­mittag gesellte sich die 15-jährige Dina zu den beiden. Sie war am 15. August 2018 ausge­wil­dert worden. Auch diese Orang-Utan-Dame schien sich gut einge­lebt zu haben und machte einen gesunden und zufrie­denen Eindruck.

Dina
Dina

Bulan, Nanda und Dina teilen alle die gleiche herz­zer­rei­ßende Geschichte. Jede von ihnen verlor ihre Mutter in jungen Jahren und jede von ihnen wurde von Menschen gefangen genommen. Nach ihrer Rettung lebten sie viele Jahre im Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng. Dort lernten sie endlich alle Fähig­keiten, die sie für das Über­leben in der Wildnis so drin­gend benö­tigen. Nachdem sie ihre Reha­bi­li­ta­tion erfolg­reich gemeis­tert hatten, wurden die drei Orang-Utans für den Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park ausge­wählt. „Es ist berüh­rend, diese drei ehema­ligen Schütz­linge wieder­zu­treffen. Zu sehen, wie gut sie sich zurecht­finden und was sie nun für ein schönes Leben in Frei­heit führen, ist ein wunder­volles Geschenk“, sagt die PRM-Koor­di­na­torin des Nationalparks.

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Reno­vie­rungs­ar­beiten im Regenwald

Reno­vie­rungs­ar­beiten im Regenwald

Das Stra­ßen­netz in unseren Auswil­de­rungs­wäl­dern ist eher dürftig. Oder besser gesagt: Es gibt keines. Darum sind Flüsse die Wege der Wahl, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Unsere Teams in den Wäldern benutzen dazu ein Fluss­boot, das soge­nannte „Kelotok“. Doch um vom Wasser sicher an Land zu gelangen, braucht es einen Boots­an­leger, der ein essen­ti­eller Bestand­teil jedes unserer Regen­wald-Camps ist.

Im Süden unseres Auswil­de­rungs­walds Kehje Sewen war der Anleger des Camp Nles Mamse drin­gend repa­ra­tur­be­dürftig. Für unser Post-Release-Moni­to­ring-Team ist der Boots­steg sehr wichtig, denn mit den Kelotoks reisen sie zu ihren Patrouillen im Dschungel. Doch der Anleger war verwit­tert und über und über mit Moos bedeckt – eine echte Gefahr für unsere Mitarbeiter.

Dieser brenz­lige Miss­stand musste drin­gend behoben werden. Daher teilte sich das Team in zwei Gruppen. Die eine sammelte Bauma­te­rial, die zweite demon­tierte in der Zwischen­zeit die alten und maroden Leitern und Treppen. Danach begann der Bau des neuen Stegs. Ein echter Knochenjob.

Gefährliche Arbeit für unser Team
 

Nachdem der Anleger fertig gebaut war, schrubbte das Team auch das Kelotok und die Rampe, die von Gras über­wu­chert war. Als Letztes war das mobile Camp dran – die Schutz­hütte der Mitar­beiter und ihr Zuhause für die Wochen, die sie fern ihrer Fami­lien im Regen­wald verbringen. Die Hütte besteht aus einem Holz­rahmen, um den Planen gespannt sind. Das Ganze muss stabil gebaut sein, denn auch die hänge­mat­ten­ähn­li­chen Betten sind daran befestigt. 

Auch im Regenwald soll es wohnlich sein
 

Nach einem langen Tag voller harter Arbeit, hatte das Team seine Mission erfüllt. Der Boots­an­leger und das mobile Lager waren wieder in einem sehr guten Zustand. Solche regel­mä­ßigen Wartungs­ar­beiten sind für die Sicher­heit des Teams enorm wichtig – und auch für ihr Wohl­be­finden. Nun kann es weiter gehen mit der Orang-Utan-Beobachtung. 

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Mutter Teresa kann stolz sein auf ihren Sohn

Mutter Teresa kann stolz sein auf ihren Sohn

Wir mussten uns ein Weil­chen gedulden. Aber schließ­lich hat das Post-Release-Team aus dem Camp Lesik in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen Mutter Teresa (10) und ihr hübsches Baby doch mal wieder beob­achten können. Umso größer war die Wiedersehensfreude.

Als wir zuletzt über Teresa und ihr Baby berich­teten, war das Kleine noch namenlos. Auch wussten wir noch nicht, ob es sich um einen kleinen Jungen oder ein kleines Mädchen handelt. Stun­den­lang mussten unsere Mitar­beiter die beiden beob­achten, ehe sie sich sicher waren: Der kleine Orang-Utan ist männlich.

Bei dem Wett­be­werb, den BOS Deutsch­land im Dezember auf Face­book und Insta­gram zur Namens­suche ausge­rufen hatte (mit der freund­li­chen Unter­stüt­zung von Zebra Design), gewann der Name Berani. Im Indo­ne­si­schen bedeutet das „mutig“ – wie passend für den kleinen Racker.

Beim jetzigen Wieder­sehen genossen Mutter und Sohn leckere Früchte, während sie auf einem Hügel im Regen­wald rasteten. Beide scheinen sich bester Gesund­heit zu erfreuen. Und Berani ist auch schon sichtbar gewachsen!

Mutter Teresa mit Sohn Berani
 

Dass Berani auch schon einiges von seiner Mutter gelernt hat, führte er unserem Team eindrucks­voll vor. Der junge Orang-Utan erkun­dete seine Umge­bung schon von ganz alleine und sammelte auch selbst­ständig etwas Bambus. Dabei stets beob­achtet von seiner sorg­samen Mutter Teresa, die ihm natür­lich auch immer wieder leckeres Futter anbot.
 

Berani wagt sich mutig voran
Berani wagt sich mutig voran

Am späten Nach­mittag zogen Mutter und Sohn weiter in den dichten Wald von Kehje Sewen. Unsere Mitar­beiter des Post-Release-Moni­to­ring-Teams waren über­glück­lich, sich endlich davon über­zeugen zu können, dass es Teresa und Berani gut geht. Wir sind zuver­sicht­lich, dass sich Berani unter der lieb­vollen Anlei­tung seiner groß­ar­tigen Mutter zu einem selbst­stän­digen Orang-Utan entwi­ckelt, der allen Heraus­for­de­rungen, die ein Leben in der Wildnis zu bieten hat, gewachsen sein wird.

Bleibt gesund und genießt die Frei­heit, Teresa und Berani! 

 

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