Action im Regenwald

Action im Regenwald

Unsere Auswil­de­rungs­wälder – vor allem Kehje Sewen in Ost-Kali­mantan – sind fern jegli­cher mensch­li­cher Zivi­li­sa­tion. Das ist gut für unsere Orang-Utans und die vielen anderen Tiere, die sich diesen Lebens­raum mit den Wald­men­schen teilen. Für uns Menschen aber stellt jede Reise nach oder in Kehje Sewen eine echte Heraus­for­de­rung dar. Erst recht mit schwerer Last, wie zum Beispiel Orang-Utan-Transportboxen.

Ein echter Abenteuertrip

Wenn sich unsere Mitar­beiter von Samboja Lestari aus zu einer Auswil­de­rung aufma­chen, haben sie eine aben­teu­er­liche, lange und anstren­gende Tour vor sich. Liegt die stun­den­lange Fahrt durch Ölpalm­plan­tagen hinter ihnen, geht es irgend­wann auf dem Fluss weiter. Wieder an Land beginnt das rich­tige Dschun­gel­aben­teuer, ehe eines der Camps erreicht wird.

Die Fahrt durch den Fluss erfordert Geschick
Die Fahrt durch den Fluss erfor­dert Geschick

Vor allem in der Regen­zeit wandeln sich die unbe­fes­tigten Straßen in wahre Schlamm­pisten. Trotz PS-starker Pick-ups geht es dann manchmal nur mit viel Geduld, gutem Equip­ment und vereinter Muskel­kraft weiter. Beson­ders heraus­for­dernd wird es, sobald der Weg einen Fluss quert, was oft genug vorkommt. Wenn der Fluss zu tief zum Durch­fahren ist, werden die schweren Autos mancher­orts auf wacke­ligen Holz­bret­tern mithilfe einer Seil­kon­struk­tion über den Fluss gezogen. Bis vor einigen Jahren, als wir unsere Orang-Utans aus Samboja Lestari noch im Norden von Kehje Sewen ausge­wil­dert haben, konnte so ein Auswil­de­rungs-Trip gern mal bis zu drei Tagen dauern. 

Auf dem Land und zu Wasser

Da, wo es gar keine Straßen mehr gibt, hilft nur noch das Boot. Wenn sich unsere Post-Moni­to­ring-Teams aus Camp Lesik, im Norden des Kehje Sewen Wald­ge­bietes, oder aus Camp Nles Manse im Süden, auf den Weg zu den ausge­wil­derten Orang-Utans machen, gibt es nur noch Wasser­wege. Unsere Boots­führer, die inter­es­san­ter­weise „moto­rists“, also Auto­fahrer genannt werden, brau­chen viele Fähig­keiten und eine Portion Aben­teu­er­geist, um heil ans Ziel zu kommen.

Die Boote sicher durch die Flüsse zu manö­vrieren erfor­dert sehr viel Geschick: ständig verän­dern sich Breite, Tiefe und Strö­mungs­ge­schwin­dig­keit des Wassers. Dazu kommen gefähr­liche Strom­schnellen. Hier braucht der Boots­führer viel Erfah­rung, um den Fluss richtig einschätzen zu können. Und auch schnelle Reflexe, um entspre­chend zu reagieren. Trotzdem bleibt der Fluss an vielen Stellen unbe­re­chenbar – wenn es dann doch mal zu einem Unfall oder Beschä­di­gungen am Boot kommt, werden unsere Boots­führer zum Mecha­niker: Sie repa­rieren Schäden am Motor, am Steu­er­system oder am Rumpf nach Möglich­keit direkt vor Ort. Oder in einem Dorf, wenn das möglich ist.

Teamarbeit im Boot
Team­ar­beit im Boot

Da zählt Teamarbeit

In engen Kurven, wenn der Fluss beson­ders viel Fahrt aufnimmt und das Boot durch die Strom­schnellen „tanzt“, ist dann auch Muskel­kraft gefragt, um das voll bela­dene Gefährt auf Kurs zu halten. Da braucht der Boots­führer die Unter­stüt­zung seines Juru Batu. Direkt aus dem Indo­ne­si­schen über­setzt, bedeutet das Stein­metz oder Maurer. Er sitzt im Bug des Bootes, steht im stän­digen Austausch mit dem Boots­führer im Heck und hat die Aufgabe, das Boot bei Bedarf mit den Händen oder einem langen, starken Stock von Hinder­nissen wegzuschieben.
Nicht selten schwappen bei so einer wilden Boots­fahrt schon mal größere Wellen ins Boot und setzen Ladung und Mann­schaft unter Wasser. Unsere Boots­führer nehmen es gelassen, sie kennen es nicht anders. Wer baucht da noch James Bond?

Ohne die Hilfe unserer geschickten „Moto­rists“ könnten wir unsere wich­tige Arbeit im Wald nicht leisten. Die Orang-Utans und der Regen­wald brau­chen uns. Gerade jetzt. Vielen Dank für Ihre Unter­stüt­zung.

 

Baby­glück im Dschungel – Signe hat Nachwuchs

Baby­glück im Dschungel – Signe hat Nachwuchs

Eine schö­nere Nach­richt können wir uns in diesem Jahr voller Sorgen, Nöte, Heraus­for­de­rungen und Entbeh­rungen kaum vorstellen: Ein Orang-Utan-Baby wurde in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen geboren! Es ist das fünfte Baby einer von uns ausge­wil­derten Orang-Utan-Mutter, das seit 2012 in Kehje Sewen das Licht der Welt erblickte. Will­kommen, kleiner Wald­mensch. Du schenkst uns Hoffnung.

Auf einer ihrer routi­ne­mä­ßigen Touren durch den südli­chen Teil des Kehje Sewen-Waldes, musste unser Beob­ach­tungs­team aus Camp Nles Mamse einen kurzen Stopp einlegen, um etwas am Auto zu kontrol­lieren. Plötz­lich entdeckten die Mitar­beiter eine Bewe­gung im Geäst. Da, gar nicht weit entfernt, schwang sich ein Orang-Utan hoch oben durch die Wipfel der Baum­riesen. Natür­lich machte sich das Team direkt an die Verfol­gung. Und bald erkannten die Kollegen, dass es sich bei dem Tier um Signe handelte. Das 13-jährige Weib­chen war im Dezember 2016 zusammen mit ihrem in Samboja Lestari gebo­renen Sohn Bungaran ausge­wil­dert worden. 

Ein neues Baby in Kehje Sewen

Signe war hoch oben in den Bäumen eifrig auf Nahrungs­suche unter­wegs. Als sie nach einiger Zeit auf den Wald­boden hinab­stieg, konnte unser Team einen genaueren Blick auf sie werfen. Und da sahen sie es: Signe trug vor ihrer Brust ein kleines Baby! 

Mutter und Kind sind wohlauf
Mutter und Kind sind wohlauf

Es hielt sich im Fell seiner Mutter fest und beob­achte ganz genau, was sie tat. Das Orang-Utan-Weib­chen hatte es vor allem auf die nahr­haften Früchte des Burflower-Baums abge­sehen – die perfekte Nahrung für eine stil­lende Orang-Utan-Mutter. Beide sahen kern­ge­sund aus und ließen sich von unserem Team, das die beiden aus sicherer Entfer­nung beob­ach­tete, nicht aus der Ruhe bringen. 

Wir beob­achten den Fortschritt 

Als die Abend­däm­me­rung einsetzte, verschwanden Mutter und Baby Rich­tung Tal und aus unserem Blick­feld. Ganz begeis­tert von der Entde­ckung schmie­dete das Team sofort Pläne, um schon bei der nächsten Beob­ach­tungs­tour mehr Eindrücke und Daten über die beiden sammeln zu können. Wir hoffen also, bald mehr über Signe und ihr Baby berichten zu können.

Noch wissen wir nicht, ob Junge oder Mädchen
Noch wissen wir nicht, ob Junge oder Mädchen

Signe wurde 2009 im Alter von zwei Jahren aus ille­galer Haus­tier­hal­tung gerettet und kam in unser Rettungs­zen­trum Samboja Lestari. Hier bewies sie sich als geleh­rige Schü­lerin. Im April 2015 schenkte sie ihrem Sohn Bungaran das Leben, mit dem sie seit 2016 frei und wild in Kehje Sewen leben darf. Bungaran war schon immer ein sehr aktiver kleiner Junge, der sich schon seit einiger Zeit in immer größerer Selbst­stän­dig­keit übte. Auch bei den letzten Sich­tungen von Signe und Bungaran konnten unsere Teams fest­stellen, dass er sich immer öfter von seiner Mutter entfernte. Obwohl erst fünf­ein­halb Jahre alt, schien Bungaran bereit zu sein, seine Mutter mit einem kleinen Geschwis­ter­kind zu teilen und mehr und mehr eigene Wege zu gehen. 

Neugierig beobachtet das Kleine die Welt
Neugierig beob­achtet das Kleine die Welt

Unsere Arbeit trägt Früchte

Jede Orang-Utan-Geburt ist für uns ein Grund zur Freude. Vor allem, wenn das Baby in der Wildnis zur Welt kommt und die Mutter ein von uns reha­bi­li­tierter und ausge­wil­derter Orang-Utan ist. Denn einen besseren Beweis dafür, dass unsere Arbeit Sinn macht und Erfolg hat, gibt es wohl kaum. 

 

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Freunde in der Not

Freunde in der Not

Gute, verläss­liche Freunde zu haben, ist ein Schatz. Vor allem, wenn es einem nicht so gut geht. Das ist nicht nur bei uns Menschen so, sondern auch bei unseren nahen Verwandten, den Orang-Utans. Unser Team im Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen wurde nun Zeuge einer beson­ders innigen Freund­schaft von Wald­mensch zu Waldmensch.

Orang-Utan-Weib­chen Lesan lebt seit ihrer Auswil­de­rung 2012 im Wald von Kehje Sewen und wird – wie alle anderen von uns ausge­wil­derten Tiere – regel­mäßig von unseren Beob­ach­tungs­teams aus Camp Lesik aufge­spürt. Die Fach­leute streifen routi­ne­mäßig durch das Gebiet, um unsere „Neuen Wilden“ in ihrem freien Leben zu beob­achten, alles zu doku­men­tieren und natür­lich auch, um im Fall der Fälle zu helfen. 

Lesan brauchte drin­gend medi­zi­ni­sche Hilfe

Vor einigen Monaten machte das Team dann eine besorg­nis­er­re­gende Entde­ckung: Lesan – sie hat vor rund vier Jahren das Orang-Utan-Mädchen Ayu zur Welt gebracht  – schien sehr geschwächt zu sein. Sie hatte eine laufende Nase, hustete und wirkte sehr gebrech­lich. Unsere Tier­ärztin vermu­tete, dass sie an ORDS (Orang-Utan Respi­ra­tory Distress Syndrome) leidet, eine Krank­heit, die unsere Vete­ri­näre leider nur allzu gut kennen. ORDS kann für einen Orang-Utan sehr schnell lebens­be­droh­lich werden! Daher beschloss das Team schweren Herzens, Lesan und ihre Tochter mit ins Camp zu nehmen, um Lesan dort zu behan­deln, bis sie wieder voll­ständig gesund ist. 

Lesan mit Töchterchen Ayu
Lesan mit Töch­ter­chen Ayu

Im Camp Lesik ange­kommen, wurde die 17 Jahre alte Lesan erst mal operiert: Die Flüs­sig­keit, die ihre Atem­wege blockierte, musste redu­ziert werden. Dem Weib­chen wurde eine große Menge Schleim entfernt, der ihren geschwächten Zustand und ihren Husten erklärte. Arme Lesan! Nach der Opera­tion wurde sie eine lange Zeit rund um die Uhr versorgt und erhielt Medi­ka­mente, die unter ihre Mahl­zeiten aus Wald­früchten und Blät­tern gemischt werden. Dank der Behand­lung wurde ihr Zustand mit jedem Tag deut­lich besser. Solange musste sie mit ihrer Tochter in einem Gehege im Camp verweilen. Sicher­lich eine harte Gedulds­probe für Lesan. Immerhin gehörte sie seit ihrer Auswil­de­rung im April 2012 mit zu den ersten Bewoh­nern von Kehje Sewen. Doch glück­li­cher­weise besserte sich ihr Gesund­heits­zu­stand nach einigen Wochen.

Hamzah besucht sie regel­mäßig am Krankenlager

Ob es die „Kran­ken­be­suche“ waren, die ihre Gene­sung beför­derten? Seit ihrer Ankunft im Camp hatte Lesan nämlich einen regel­mä­ßigen Besu­cher: Hamzah, ein 17 Jahre alter Orang-Utan-Mann. Lesan und Hamzah kennen sich schon lange – seit ihrer Auswil­de­rung in den Wald von Kehje Sewen vor rund acht Jahren. Offenbar verbindet die beiden Tiere so etwas wie Freund­schaft, denn Hamzah kam mehrere Tage hinter­ein­ander ins Lager und verbrachte Zeit in der Nähe von Lesans Gehege. Tatsäch­lich hat das Männ­chen sogar seine Nacht­nester in der Nähe des Lagers gebaut, um dann am nächsten Morgen wieder im Camp aufzutauchen.

Lesan und Hamzah
Lesan und Hamzah

Anfangs haben unsere Mitar­beiter diese Besuche sehr genau beob­achtet, falls sie hätten eingreifen müssen. Doch sehr schnell waren sie beru­higt: Hamzahs Anwe­sen­heit schien Lesan zu trösten. Die beiden inter­agierten und berührten sich, obwohl sie durch die Gitter des Geheges getrennt waren. Eine sehr vertraute Begeg­nung unter alten Freunden…

Gute Freunde kann nichts trennen

Bis zu Lesans Gene­sung nutze das Team die Gele­gen­heit, auch Hamzahs Gesund­heit zu über­wa­chen. Und sich daran zu erfreuen, wie fürsorg­lich Hamzah seine alte Freundin unter­stützt. Danke Hamzah!
Auch dank dir können Lesan und Ayu inzwi­schen wieder gemeinsam mit dir durch die Baum­kronen schwingen.

 

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Orang-Utan-Beob­ach­tung für Einsteiger

Orang-Utan-Beob­ach­tung für Einsteiger

Wer sich auf Dschun­gel­ex­pe­di­tion begibt, der braucht eine ordent­liche Ausrüs­tung. Täglich wandern unsere Beob­ach­tungs­teams durch unsere viele tausend Hektar großen Auswil­de­rungs­wälder, um sicher­zu­stellen, dass es unseren „Neuen Wilden“ gut geht. Außerdem sammeln sie wich­tige Daten, mit deren Hilfe wir auch die Ausbil­dung unserer Schütz­linge in den Rettungs­zen­tren immer weiter verbes­sern. Heute packen wir einmal gemeinsam die Ausrüs­tung für einen Arbeitstag im Regen­wald zusammen. Auf geht’s!

Regel­mäßig berichten wir über die Arbeit der Beob­ach­tungs­teams in unseren drei Schutz­wäl­dern. Erzählen davon, wie unsere Mitar­beiter sich im tiefsten Dschungel auf die Lauer legen, um die ausge­wil­derten Orang-Utans aufzu­spüren. Manchmal sind sie Tage, manchmal für einige Wochen immer wieder unter­wegs, um nach einem bestimmten Tier zu suchen. Denn in den dicht bewach­senen Regen­wäl­dern ist die Suche nach einem Orang-Utan oftmals wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Die zwölf Must-haves für Orang-Utan-Beobachter

1. Funkt­e­le­me­trie-Empfänger

Funktelemetrie-Empfänger
Funktelemetrie-Empfänger

Dieser Empfänger ist ein Muss für jedes Orang-Utan-Auswil­de­rungs­pro­gramm. Vor der Auswil­de­rung wird jedem Orang-Utan ein kleiner Funk­sender in den Rücken implan­tiert, der sie in ihrer Bewe­gung nicht einschränkt (externe Sender, wie sie z. B. bei Vögeln oder Wölfen verwendet werden, sind bei Orang-Utans unge­eignet, da die Gefahr besteht, dass sie beim Klet­tern in den Bäumen daran hängen bleiben). Jedes Implantat sendet ein indi­vi­du­elles Signal aus, das vom Empfänger gelesen werden kann. So können wir Orang-Utans loka­li­sieren und iden­ti­fi­zieren. Während die Beob­ach­tungs­teams durch den Dschungel wandern, halten sie regel­mäßig an, um nach den verschie­denen Signalen zu suchen. Wenn ein Signal erkannt wird, piept der Empfänger wieder­holt. Je geringer der Abstand zu einem Orang-Utan wird, desto lauter wird das Piepen.

2. Digi­tal­ka­mera

Digitalkamera
Digitalkamera

Auch auf Digi­tal­ka­meras sind wir drin­gend ange­wiesen, vor allem auf solche mit einem leis­tungs­starken Zoom. So können wir Fotos und Videos der von uns über­wachten Orang-Utans und der Arten­viel­falt des Waldes aufnehmen. Da Orang-Utans den größten Teil ihres Lebens hoch oben in den Bäumen verbringen, ist Kamera umso nütz­li­cher, je stärker der Zoom ist.

3. Trag­bares GPS-Gerät

Tragbares GPS-Gerät
Trag­bares GPS-Gerät

Wenn man nicht aufpasst – und kein GPS-Gerät dabeihat, kann man sich im Dschungel leicht verirren.  Für unsere Beob­ach­tungs­touren ist es wichtig, dass wir genau aufzeichnen können, wo sich die Orang-Utans befinden. Und wenn wir eine Nest-zu-Nest-Beob­ach­tung durch­führen, müssen wir in der Lage sein, die genauen Koor­di­naten des Schlaf­nestes aufzu­zeichnen, damit das nächste Über­wa­chungs­team dieses am nächsten Morgen auch im Dunkeln loka­li­sieren und die Beob­ach­tung des Orang-Utans fort­setzen kann.

4. Trag­bares Funkgerät

Walkie-Talkie
Walkie-Talkie

Da es im Regen­wald keinen Handy­emp­fang gibt, sind trag­bare Funk­ge­räte oder – wie man sie gemeinhin nennt – Walkie-Talkies, unser Haupt­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mittel. Sie dienen uns als Koor­di­na­tions- und Sicher­heits­in­stru­ment. Unsere Teams sind in mehreren kleinen Gruppen im Wald unter­wegs und dabei oft durch große Entfer­nungen vonein­ander getrennt. Dank der trag­baren Funk­ge­räte sind wir immer in der Lage, mitein­ander oder mit dem Camp zu kommunizieren. 

5. Fern­glas

Fernglas
Fernglas

Es ist nicht einfach, Orang-Utans zu entde­cken, da sie hoch oben in den Wipfeln der Bäume leben, gut versteckt hinter Blät­tern. Haben wir einen Orang-Utan gesichtet, kann es eine echte Heraus­for­de­rung sein, ihn im Auge zu behalten. Hier kommt das Fern­glas ins Spiel. Damit haben wir sie besser im Blick und können auch auf die Entfer­nung beob­achten, was sie gerade machen und welche Früchte und Blätter sie gefunden haben. Auch bei unseren monat­li­chen phäno­lo­gi­schen Unter­su­chungen brau­chen wir das Fern­glas, um das Vorkommen und die Menge an Früchten, Blät­tern und Blüten in ausge­wählten Bäumen abzuschätzen.

6. Markie­rungs-Band

Wir verwenden gut sicht­bare Bänder, um wich­tige Bäume zu markieren, z. B. Wegmarken entlang unserer Trek­king-Abschnitte oder Bäume, in denen wir Orang-Utan-Nester finden.

7. Wasser­dichte Packsäcke

Im Dschungel haben Flüsse eine ähnliche Funk­tion wie Auto­bahnen zwischen Städten, während Pfade eher den kleinen Straßen ähneln, die uns helfen, ein spezi­elles Ziel zu errei­chen. Auf den Flüssen und bei den stän­digen Regen­fällen, besteht für all unsere elek­tro­ni­schen Geräte und die wert­vollen, auf Papier gesam­melten Daten ein sehr hohes Risiko, nass zu werden. Um diesen tragi­schen Verlust von Ausrüs­tung und Daten zu verhin­dern, bewahren wir alle wich­tigen Geräte und Unter­lagen in wasser­dichten Pack­sä­cken auf.

8. Daten­blätter und Schreibwaren

Bei der Beob­ach­tung von Orang-Utans sammeln wir mithilfe von Daten­blät­tern, die speziell für die Aufzeich­nung von allge­meinem Verhalten, Nestbau und dem Hören von „Long Calls“ entwi­ckelt wurden, akri­bisch Daten. Auch bei unseren phäno­lo­gi­schen Unter­su­chungen verwenden wir Daten­blätter, die speziell für die Beob­ach­tung unserer markierten Bäume und Pflanzen entwi­ckelt wurden.

9. Uhren

Wenn wir Orang-Utans beob­achten, führen wir soge­nannte Fokus-Verfol­gungen durch. Das bedeutet, dass wir alle paar Minuten zu fest­ge­legten Zeiten die Akti­vität eines ausge­wählten Orang-Utans aufzeichnen. Es ist daher beson­ders wichtig, dass wir genaue und zuver­läs­sige Uhren haben, die uns darüber infor­mieren, wann wir diese wich­tigen Daten proto­kol­lieren müssen.

10. Stirn­lampen

Häufig beginnen unsere Beob­ach­tungen, ehe die Sonne aufgeht. Oder sie enden, nachdem sie bereits unter­ge­gangen ist. Das heißt, wenn wir zurück ins Lager gehen, müssen wir im Dunklen durch den Dschungel wandern. Das ist selbst bei taghellem Sonnen­schein schon eine Heraus­for­de­rung aufgrund des unebenen Bodens und des dichten Unter­holzes. Wenn wir also im Dunkeln wandern müssen, brau­chen wir auf jeden Fall eine Stirn­lampe, die uns den Weg leuchtet. 

11. Regen­mäntel

Im Dschungel erhalten wir keine Wetter­be­richte, die uns vor einem plötz­li­chen Regen­sturm warnen. Selbst mit einem dichten Blät­ter­dach über unseren Köpfen kann uns ein starker Regen­guss immer noch komplett durch­nässen. Deshalb kann sich kein Mitglied unseres Beob­ach­tungs-Teams vorstellen, das Lager ohne einen Regen­mantel im Gepäck zu verlassen. Denn der hält uns zumin­dest trockener.

12. Kleine Rucksäcke

All diese Ausrüs­tungs­ge­gen­stände per Hand durch den Dschungel zu tragen, wäre nicht nur unprak­tisch, sondern schlicht unmög­lich. Darum hat jedes Team­mit­glied seinen eigenen Ruck­sack, in dem alle wich­tigen Dinge des tägli­chen Bedarfs – von der Ausrüs­tung bis zum Mittag­essen – mitge­nommen werden.

 

Jeder Gegen­stand auf dieser Liste ist für unsere tägliche Arbeit in den Auswil­de­rungs­wäl­dern von entschei­dender Bedeu­tung. Daher geben wir immer unser Bestes, alles trotz der widrigen Bedin­gungen in Ordnung zu halten. Sobald eine Sache nicht gebraucht wird, reinigen wir sie und packen sie in eine behelfs­mä­ßige Trockenbox, die mit feuch­tig­keits­ab­sor­bie­rendem Sili­kagel gefüllt ist. Nichts­des­to­trotz führt die Arbeit in einer so feuchten Umge­bung dazu, dass elek­tro­ni­sche Geräte schneller mal ausfallen und dass Klei­dung nicht sehr lange hält. Ganz gleich, wieviel Mühe man sich gibt.

Bei der Arbeit müssen wir auch sehr auf unsere Ausrüs­tung aufpassen – das Inter­esse eines neugie­rigen Orang-Utans ist schnell geweckt… Wir wollen nämlich nicht, dass die Orang-Utans unsere Ruck­säcke oder Teile der Ausrüs­tung als unter­halt­same Abwechs­lung oder mögliche Nahrungs­quelle inter­pre­tieren. Darum: Wenn wir irgend­etwas aus unseren Taschen heraus­holen, machen wir dies immer außer­halb des Sicht­felds eines Orang-Utans. 

 

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Die wilde Nobri – eine Geschichte die Hoff­nung schenkt

Die wilde Nobri – eine Geschichte die Hoff­nung schenkt

Es gibt eine Nach­richt, die wir neun Monate geheim gehalten haben. Aber jetzt wollen wir nicht länger warten! Auch wenn sich am Grund unserer Geheim­nis­krä­merei nichts geän­dert hat. Jetzt reicht es uns! Denn: Es gibt ein neues wildes Baby im Schutz­wald Bukit Batikap!!! Und warum haben wir das nicht gleich verkündet? Weil Mama Nobri ihr Kleines so gut vor uns versteckt, dass wir noch kein Foto machen konnten. 

Es war der 27. Januar 2020. Unser Beob­ach­tungs­team war wie immer im Schutz­wald Bukit Batikap unter­wegs und hielt Ausschau nach unseren ausge­wil­derten Orang-Utans. Da entdeckten sie, nicht weit vom Fluss­ufer des Joloi entfernt, Orang-Utans in einem Baum. Bei genauerem Hinsehen erkannten sie Manggo (15) mit ihrem 2019 erst­mals gesich­teten Baby. Daneben saß Nobri. So wie wir sie kennen: Empört über die Sich­tung von Menschen, tat sie ihren Ärger mit lauten Kuss­ge­räu­schen kund. Doch Moment mal – etwas war anders: An Nobris Seite klam­merte sich ein kleines, zartes Baby! Nobri war Mutter geworden! Und wir wurden Zeugen des ersten wild­ge­bo­renen Orang-Utan-Kindes des Jahres 2020. Es ist das 14. Baby, das in Bukit Batikap geboren wurde. 

Doch leider wollte Nobri ihr Glück nicht mit uns teilen. Sie verbrachte den ganzen Tag im Balda­chin des Regen­waldes, gut versteckt hinter Laub und Geäst. Unser Team konnte weder ein Foto von Mutter und Kind machen, noch das Geschlecht des Babys bestimmen. Wir hatten gehofft, dass sich bald eine weitere Gele­gen­heit ergeben würde, ein Foto zu machen. Doch bis heute hat Nobri das verhin­dert. Und so sehr uns das wurmt, sind wir eigent­lich recht stolz auf Nobri. Denn ihr Verhalten ist muster­gültig für einen wilden Orang-Utan, der nichts von uns Menschen wissen will. Und über­ra­schen tut es uns bei Nobri auch nicht. Lebt sie doch seit ihrer Geburt wild und (fast) frei. Trotzdem ist sie ein BOS-Schütz­ling. Wieso? Das erzählen wir jetzt – sozu­sagen zum Ausgleich für das fehlende Foto – etwas ausführlicher.

Shellis freie Tochter

Nobri erblickte am 29. August 2005 auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Kaja das Licht der Welt. Doch ihre Geschichte beginnt eigent­lich viel früher – mit der Ankunft des acht­jäh­rigen Orang-Utan-Mädchens Shelli am 30. Mai 2001 in Nyaru Menteng. Shelli lebte bis dahin viele Jahre als ille­gales Haus­tier in Indo­ne­siens Haupt­stadt Jakarta. Dann wurde sie gerettet und zu BOS gebracht.

Shelli
Shelli

Obwohl sie all die Jahre in völliger Abhän­gig­keit von Menschen gelebt hatte, holte Shelli in der BOS-Wald­schule das nötige Wissen erstaun­lich schnell auf. In nur zwei Jahren war sie soweit: Ab 2003 durfte Shelli auf der Voraus­wil­de­rungs­insel ihre Fähig­keiten unter Beweis stellen. Und genau dort gebar sie 2005 ihre erste Tochter Nobri, die auf Kaja aufwuchs. Genau wie ein wilder Orang-Utan im Regenwald. 

Shelli war eine groß­ar­tige Mutter, die die kleine Nobri zu einem voll­kommen selbst­stän­digen Wald­men­schen aufzog. Ihre Unab­hän­gig­keit musste Nobri dann auch bereits im Alter von fünf Jahren unter Beweis stellen. Denn Shelli schenkte 2010 ihrer Tochter Forest das Leben. Und damit spielte Nobri fortan maximal die zweite Geige in Shellis Leben. Doch das war kein Problem für die immer schon frei­heits­lie­bende Nobri. 

Zu wild für die Auswilderung

Doch genau diese Unab­hän­gig­keit und ihre starke Abnei­gung gegen­über Menschen wurden Nobri 2013 zum Verhängnis. Denn die inzwi­schen Acht­jäh­rige war ausge­wählt worden, gemeinsam mit Mutter Shelli und Schwester Forest in Bukit Batikap ausge­wil­dert zu werden. Aber Nobri ließ sich nicht einfangen. Sie war zu vorsichtig und zu schnell, so dass unsere Tier­ärzte trotz unzäh­liger Versuche aufgeben mussten. Nobri blieb auf der Insel – und ein anderer Orang-Utan durfte an ihrer Stelle in die Wildnis umziehen. 

Nobri vor ihrer Auswilderung
Nobri vor ihrer Auswilderung

Nobris großer Moment sollte noch drei Jahre auf sich warten lassen. Als unsere Tier­ärzte die Kandi­daten für die zwölfte Auswil­de­rung aus Nyaru Menteng vorbe­rei­teten, bot sich eine Gele­gen­heit – und unser Team ergriff sie. Sie erwischten Nobri voll­kommen entspannt und ahnungslos und konnten sie endlich einfangen. So begann das Aben­teuer Regen­wald für dieses stolze Orang-Utan-Weib­chen am 22. April 2016 in Bukit Batikap.

Nobris Käfig ist auf
Nobris Käfig ist auf

Mit dem Moment der Käfig­öff­nung bewies Nobri ihre wilden Fähig­keiten. Und stellte unsere Beob­ach­tungs­teams vor enorme Heraus­for­de­rungen. Kein Baum war hoch genug für sie, kein Dickicht zu dicht. Und wütende Kuss­ge­räu­sche ertönten, sobald unsere Mitar­beiter ihr doch einmal zu nahe kamen. Dabei taten die doch nur ihren Job.

Immer ganz weit oben
Immer ganz weit oben

Große Sorgen

Im November 2017 gelang es unserem Team endlich einmal wieder, Nobri zu beob­achten. Doch obwohl sie sich von ihrer starken, unab­hän­gigen Seite präsen­tierte, begannen wir uns Sorgen um die Zwölf­jäh­rige zu machen. An ihrer Achsel­höhle war eine selt­same Schwel­lung zu erkennen. Weil ihr Verhalten aber völlig normal schien, entschied das Team, vorerst nicht einzu­greifen, Nobri aber weiterhin zu beobachten. 

Mit der Zeit jedoch wurden die Schwel­lungen an ihren Achseln größer. Und schlimmer noch: Ihr Kehl­sack schwoll an. In der Regel ein Zeichen für eine bakte­ri­elle Entzün­dung des Kehl­sacks und der Atem­wege, die sehr schmerz­haft ist und leider oft tödlich endet. Wir mussten schnell eingreifen, obwohl Nobri noch immer kraft­voll agierte und man ihr keinerlei Schmerzen ansah.

Der Kehlsack ist deutlich angeschwollen
Der Kehl­sack ist deut­lich angeschwollen

Es war Ende 2018, als unser Beob­ach­tungs­team Hilfe in Nyaru Menteng anfor­derte. Sofort machten sich der beste Scharf­schütze für Betäu­bungs­pfeile, Pak Sugi, gemeinsam mit Tier­arzt Greggy auf den drei Tage langen, beschwer­li­chen und gefähr­li­chen Weg in das Schutz­ge­biet. Nobri wurde sediert und ins Moni­to­ring-Camp gebracht, wo ihre Behand­lung begann. Mitten im Dschungel wurden zahl­reiche Opera­tionen durch­ge­führt, an die sich eine wochen­lange Anti­bio­ti­kakur schloss.

Not-OP im Wald
Not-OP im Wald

Zwei­ein­halb Monate musste Nobri im Camp behan­delt werden. Zwei­ein­halb Monate, die für die wilde Nobri nur schwer zu ertragen waren. Doch schließ­lich entschied der Tier­arzt: Nobri darf wieder in die Frei­heit zurück. Leider ist die Gefahr eines Rück­falls bei bakte­ri­ellen Kehl­sa­ck­ent­zün­dungen sehr hoch. Doch fürs erste hatte Nobri den Kampf gewonnen.
Mit dem festen Vorhaben, Nobri im Auge zu behalten, wurde sie Anfang 2019 erneut ausge­wil­dert.

Die zweite Auswilderung
Die zweite Auswilderung

Doch auch Nobri hatte einen Plan: So schnell und so weit wie möglich weg von allem was mensch­lich ist. 

Versteck­spiel im Regenwald

Wie sehr wir uns auch bemühten, von Nobri gab es keine Spur. Erst im Mai fanden wir sie wieder. Und Nobri war nicht erfreut darüber.
Sofort schallten dem Team Kuss­ge­räu­sche entgegen und erbost rüttelte Nobri an den Zweigen. Aber unser Team wusste, dass es dran bleiben musste. Je näher wir kamen, umso größer wurden unsere Ängste. Es schien, als sei ihr Kehl­sack wieder geschwollen. War die Entzün­dung zurück­ge­kehrt? Als die Nacht kam, mussten wir die Beob­ach­tung einstellen. Und als wir früh am nächsten Tag wieder zurück­kehrten, gab es keine Spur mehr von Nobri…

Unsere Sorge wuchs Woche für Woche, Monat für Monat. Egal wo wir suchten, egal wo wir unter­wegs waren, Nobri war unauf­findbar. Erst sechs Monate später hatten wir Erfolg. Wir empfingen ein Funk­si­gnal von Nobri! Aber es war schwach und setzte immer wieder aus. 

Wir hatten große Angst. Es war der 27. Januar 2020 – genau ein Jahr war vergangen, seitdem wir Nobri nach ihrer Behand­lung wieder ausge­wil­dert hatten. Wir suchten und folgten dem Signal. Und dann schließ­lich entdeckten wir Manggo in Beglei­tung von Nobri und ihrem süßen Geheimnis. 

Manggo
Manggo

Auch als Mutter blieb Nobri sich treu: So viel Abstand zu Menschen zu halten, wie möglich. In den höchsten Wipfeln der Bäume verbrachte sie den Tag, so gut versteckt, dass wir nicht einmal ein Foto vorzeigen können. Und das ist bis heute so geblieben. So gern wir der Welt  auch ihr Baby vorstellen würden, so sind wir doch auch stolz auf unsere Nobri. Denn genau so ein Verhalten wünschen wir uns von den Orang-Utans: Wild, frei, unab­hängig und weit weg von Menschen sollen sie im Regen­wald leben. 

Nobris Baby ist nicht nur der erste wild­ge­bo­rene Orang-Utan des Jahres 2020 in unseren Schutz­ge­bieten, sondern ein weiteres Baby der zweiten Gene­ra­tion des BOS-Rehabilitationsprogramms.
Fast 20 Jahre nachdem Shelli aus dem Groß­stadt­dschungel von Jakarta gerettet wurde, ist nun ihr Enkel frei im wilden Regen­wald Borneos geboren worden. Nobris Geschichte zeigt uns, dass es immer Hoff­nung gibt. Ganz gleich, wie unüber­windbar die Hinder­nisse erscheinen mögen – wenn wir ihnen eine Möglich­keit bieten, werden die Orang-Utans auch einen Weg finden.

 

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