Leonie und ihr myste­riöser Verehrer

Leonie und ihr myste­riöser Verehrer

Orang-Utans sind meist allein im Regen­wald unter­wegs. Aber Ausnahmen bestä­tigen auch hier die Regel. Und so gibt es immer wieder auch Wald­men­schen wie Leonie. Die 16-jährige Orang-Utan-Dame, die seit September 2015 in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen lebt, scheint die Gesell­schaft von Artge­nossen zu schätzen – oder viel­leicht auch leichter zu tole­rieren. Denn immer wieder begegnet unser Post-Release-Moni­to­ring (PRM)-Team ihr in Beglei­tung anderer Orang-Utans – sowohl weib­li­cher als auch männ­li­cher Tiere. Diesmal war sie in Beglei­tung eines myste­riösen Verehrers… 

Trafen wir Leonie im ersten Jahr nach ihrer Auswil­de­rung vor allem mit ihrer Freundin Teresa im Wald an, waren es zuletzt vornehm­lich männ­liche Artge­nossen, auf die die hübsche Leonie offenbar sehr anzie­hend wirkt: Da war zum Beispiel das wilde Orang-Utan-Männ­chen, das ihr mal im südli­chen Kehje Sewen-Wald gefolgt war. Oder Julien, der ihr vor rund einein­halb Jahren sehr ausdau­ernd und leiden­schaft­lich den Hof machte.
Wir erfahren diese Geschichten von unseren Beob­ach­tungs-Teams, die täglich Touren durch unsere Auswil­de­rungs­ge­biete unter­nehmen. Hier ein Bericht aus dem Nles Mamse Camp im Wald von Kehje Sewen:

Begeg­nung im Regenwald

„Heute waren wir schon früh am Morgen aufge­bro­chen, um uns auf den langen Weg durch den Wald zu machen. Als wir unser Ziel­ge­biet „Puncak Palem 1“ erreicht hatten, stand die Sonne schon hoch über unseren Köpfen. Wir beschlossen, uns im kühlenden Schatten kurz auszu­ruhen und plau­derten über dies und das. Dann plötz­lich durch­drang ein knackendes Geräusch die Luft! Wir schreckten hoch und näherten uns dem Ort, von dem das Knacken gekommen war. Da sahen wir sie: Zwei Orang-Utans, die in aller Seelen­ruhe gemeinsam eine herz­hafte Mahl­zeit genossen.
Wir gingen auf Beob­ach­tungs­posten und machten uns Notizen. Nach kurzer Zeit iden­ti­fi­zierten wir das Weib­chen als die vor fünf Jahren ausge­wil­derte Leonie. Das Männ­chen jedoch passte mit seinen Merk­malen zu keinem unserer ausge­wil­derten Tiere. Leonie bewegte sich ganz entspannt von Baum zu Baum, und schaute nur ab und zu auf uns. Denn unsere Anwe­sen­heit war ihr natür­lich nicht entgangen. Wie andere ausge­wil­derte  Orang-Utans war sie sich unserer Anwe­sen­heit wohl bewusst, ließ sich aber nicht davon ablenken. Genüss­lich widmete sie sich ein paar Litho­carpus-Früchten; fast so als wollte sie uns demons­trativ zeigen, wie gut sie in puncto Nahrungs­suche zurechtkam. Deut­lich weniger entspannt war ihr männ­li­cher Begleiter: Er schien durch unsere Gegen­wart sehr genervt zu sein und machte seinem Unmut ganz typisch durch laute Kuss­ge­räu­sche und demons­tra­tives Abbre­chen von Ästen Luft.

Hoch im Baum hängen die leckersten Früchte
Hoch im Baum hängen die leckersten Früchte

Nachdem Leonie ihr Mahl beendet hatte, klet­terte sie vom Baum und lief auf dem Wald­boden weiter, bis sie zu einer Klippe kam. Wir hinterher, immer beide Tiere im Blick behal­tend. Schließ­lich sollte uns kein Detail durch die Lappen gehen. Das Orang-Utan-Männ­chen beob­ach­tete jeden Schritt Leonies. Was hatte er vor?
Leonie war weiterhin auf Nahrungs­suche und bewegte sich an der Klippe ziel­strebig hinunter in die Schlucht. Wir folgten ihr, bepackt mit unserer gesamten Ausrüs­tung. Um nicht zu fallen, mussten wir uns an Bäumen fest­halten und auf dem regen­nassen, rutschigen Unter­grund immer wieder Halt suchen. Leonie hatte in einem Maca­ranga-Baum offenbar ihr nächstes Ziel erreicht. Flugs klet­tert sie nach oben und begann, Lianen und Früchte zu naschen.

Leonie hat genau im Blick, dass sie beobachtet wird
Leonie hat genau im Blick, dass sie beob­achtet wird

Das Moni­to­ring-Team ist offenbar nicht erwünscht

Dann plötz­lich stürzte das Orang-Utan-Männ­chen mit hohem Tempo auf Leonie zu, stieß ein lautes Kuss­ge­räusch aus und begann, massen­haft abge­bro­chene Ästen auf uns zu werfen. Wir hatten keine andere Wahl, als in Deckung zu gehen. Zu allem Über­fluss begann es dann auch noch zu regnen. Wir verstauten schnell alle elek­tro­ni­schen Geräte in unseren wasser­dichten Pack­sä­cken, holten unsere Regen­klei­dung raus und behielten die beiden Wald­men­schen im Auge, während der Regen unab­lässig auf unsere Gesichter pras­selte. Als es langsam dunkel wurde, regnete es noch immer wie aus Eimern. Leonie machte sich auf die Suche nach einem geeig­neten Nest-Platz. Das Männ­chen blieb die ganze Zeit in ihrer Nähe. Als Leonie ihren Schlaf­platz herge­richtet hatte, machte sie es sich darin gemüt­lich und bedeckte ihren Körper mit ein paar belaubten Zweigen als Decke. Während­dessen baute der männ­liche Orang-Utan sein eigenes Nest nicht weit von Leoni entfernt. Dann wurde es ruhig im Blätterdach.

Wer ist Mister Unbekannt?

Im schwin­denden Tages­licht und noch immer pras­selndem Regen machten wir uns auf den Weg zurück ins Camp. Unsere Stirn­lampen halfen uns, den schlam­migen und steilen Weg die Schlucht wieder hinauf und dann weiter zum Lager zu finden. Als wir im Camp ankamen, waren wir zwar komplett durch­nässt und erschöpft, aber sehr glück­lich, dass wir Leonie und ihren myste­riösen Verehrer mehrere Stunden begleiten konnten. Bis heute können wir nicht sagen, wer das Männ­chen war. Viel­leicht hat es sich seit seiner Auswil­de­rung stark verän­dert – das Wangen­polster der Männ­chen wächst im Laufe der Jahre immer weiter und verleiht dem Tier ein ganz anderes Aussehen. Oder war es viel­leicht ein wildes Männ­chen? Das bleibt erst einmal das Geheimnis der beiden. Ebenso, wie es weiter­ging, nachdem wir sie im Wald zurück­ge­lassen haben….“

Helfen Sie mit und werden zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.

 

Arten retten — Gegen das große Verschwinden

Arten retten — Gegen das große Verschwinden

Arten­ret­te­rInnen leben nicht nur ihren persön­li­chen Traum von Entde­ckung, Forschung, Wildnis und Tier­liebe – sie enga­gieren sich für uns alle. Denn: Wir alle teilen uns einen Planeten mit wilden Tieren, Pflanzen und Mikroben, die immer mehr in Bedrängnis geraten. Stirbt eine Schlüs­selart, gerät ein über Jahr­tau­sende perfek­tio­niertes Ökosystem ins Wanken. An der Hand der Ikone des Arten­schutzes, Dr. Jane Goodall, nähert sich der Film dem Kampf um den Erhalt der Biodi­ver­sität.Zoonosen durch Wild­tier­kon­takte über­tragen Viren an uns Menschen, die keine natio­nalen Grenzen achten. Der Mensch ist direkt von einem Arten­sterben betroffen, das heute Dutzende bis Hunderte Male schneller verläuft als im Durch­schnitt der letzten zehn Millionen Jahre. Doch die Darstel­lung der Spezies Mensch mit ihrem Streben nach Wachstum als uner­bitt­li­cher Vernichter der Arten­viel­falt ist auch ein Zerr­bild der Realität. Menschen – indi­vi­duell und orga­ni­siert – überall auf der Welt kämpfen täglich für den Erhalt, das Über­leben und das „Wieder­auf­er­stehen“ von Arten. Sie vermit­teln Hoff­nung und treten selbst in der abso­luten Gewiss­heit großer Dring­lich­keit dafür ein, die Situa­tion des Menschen als Teil des großen Ganzen endlich allen Menschen zu vermit­teln und verständ­lich zu machen: Es geht hier um uns alle. In vorderster Reihe dabei: die Prima­to­login Dr. Jane Goodall, die uns als 86-jährige Ikone des Arten­schutzes diesen sowohl in der Meta­ebene als auch in seiner Sinn­haf­tig­keit und Sinn­lich­keit erfahrbar und zugäng­lich macht.

Der Film ist bis zum 4. Februar in der arte Media­thek abrufbar.

Action im Regenwald

Action im Regenwald

Unsere Auswil­de­rungs­wälder – vor allem Kehje Sewen in Ost-Kali­mantan – sind fern jegli­cher mensch­li­cher Zivi­li­sa­tion. Das ist gut für unsere Orang-Utans und die vielen anderen Tiere, die sich diesen Lebens­raum mit den Wald­men­schen teilen. Für uns Menschen aber stellt jede Reise nach oder in Kehje Sewen eine echte Heraus­for­de­rung dar. Erst recht mit schwerer Last, wie zum Beispiel Orang-Utan-Transportboxen.

Ein echter Abenteuertrip

Wenn sich unsere Mitar­beiter von Samboja Lestari aus zu einer Auswil­de­rung aufma­chen, haben sie eine aben­teu­er­liche, lange und anstren­gende Tour vor sich. Liegt die stun­den­lange Fahrt durch Ölpalm­plan­tagen hinter ihnen, geht es irgend­wann auf dem Fluss weiter. Wieder an Land beginnt das rich­tige Dschun­gel­aben­teuer, ehe eines der Camps erreicht wird.

Die Fahrt durch den Fluss erfordert Geschick
Die Fahrt durch den Fluss erfor­dert Geschick

Vor allem in der Regen­zeit wandeln sich die unbe­fes­tigten Straßen in wahre Schlamm­pisten. Trotz PS-starker Pick-ups geht es dann manchmal nur mit viel Geduld, gutem Equip­ment und vereinter Muskel­kraft weiter. Beson­ders heraus­for­dernd wird es, sobald der Weg einen Fluss quert, was oft genug vorkommt. Wenn der Fluss zu tief zum Durch­fahren ist, werden die schweren Autos mancher­orts auf wacke­ligen Holz­bret­tern mithilfe einer Seil­kon­struk­tion über den Fluss gezogen. Bis vor einigen Jahren, als wir unsere Orang-Utans aus Samboja Lestari noch im Norden von Kehje Sewen ausge­wil­dert haben, konnte so ein Auswil­de­rungs-Trip gern mal bis zu drei Tagen dauern. 

Auf dem Land und zu Wasser

Da, wo es gar keine Straßen mehr gibt, hilft nur noch das Boot. Wenn sich unsere Post-Moni­to­ring-Teams aus Camp Lesik, im Norden des Kehje Sewen Wald­ge­bietes, oder aus Camp Nles Manse im Süden, auf den Weg zu den ausge­wil­derten Orang-Utans machen, gibt es nur noch Wasser­wege. Unsere Boots­führer, die inter­es­san­ter­weise „moto­rists“, also Auto­fahrer genannt werden, brau­chen viele Fähig­keiten und eine Portion Aben­teu­er­geist, um heil ans Ziel zu kommen.

Die Boote sicher durch die Flüsse zu manö­vrieren erfor­dert sehr viel Geschick: ständig verän­dern sich Breite, Tiefe und Strö­mungs­ge­schwin­dig­keit des Wassers. Dazu kommen gefähr­liche Strom­schnellen. Hier braucht der Boots­führer viel Erfah­rung, um den Fluss richtig einschätzen zu können. Und auch schnelle Reflexe, um entspre­chend zu reagieren. Trotzdem bleibt der Fluss an vielen Stellen unbe­re­chenbar – wenn es dann doch mal zu einem Unfall oder Beschä­di­gungen am Boot kommt, werden unsere Boots­führer zum Mecha­niker: Sie repa­rieren Schäden am Motor, am Steu­er­system oder am Rumpf nach Möglich­keit direkt vor Ort. Oder in einem Dorf, wenn das möglich ist.

Teamarbeit im Boot
Team­ar­beit im Boot

Da zählt Teamarbeit

In engen Kurven, wenn der Fluss beson­ders viel Fahrt aufnimmt und das Boot durch die Strom­schnellen „tanzt“, ist dann auch Muskel­kraft gefragt, um das voll bela­dene Gefährt auf Kurs zu halten. Da braucht der Boots­führer die Unter­stüt­zung seines Juru Batu. Direkt aus dem Indo­ne­si­schen über­setzt, bedeutet das Stein­metz oder Maurer. Er sitzt im Bug des Bootes, steht im stän­digen Austausch mit dem Boots­führer im Heck und hat die Aufgabe, das Boot bei Bedarf mit den Händen oder einem langen, starken Stock von Hinder­nissen wegzuschieben.
Nicht selten schwappen bei so einer wilden Boots­fahrt schon mal größere Wellen ins Boot und setzen Ladung und Mann­schaft unter Wasser. Unsere Boots­führer nehmen es gelassen, sie kennen es nicht anders. Wer baucht da noch James Bond?

Ohne die Hilfe unserer geschickten „Moto­rists“ könnten wir unsere wich­tige Arbeit im Wald nicht leisten. Die Orang-Utans und der Regen­wald brau­chen uns. Gerade jetzt. Vielen Dank für Ihre Unter­stüt­zung.

 

Freie Bahn für wilde Tiere

Freie Bahn für wilde Tiere

Seit über einem Jahr wandelt BOS gemeinsam mit dem Rhino and Forest Fund (RFF) sowie dem Leib­nitz-Institut für Zoo- und Wild­tier­for­schung (IZW) in Sabah alte Ölpal­men­plan­tagen in Regen­wald um. Dieser neue Regen­wald bildet einen Wild­tier­kor­ridor, der zwei Natur­schutz­ge­biete verbindet. 8.000 Setz­linge auf den ersten 50 Hektar konnten bereits ange­pflanzt werden.

Habi­tats­ver­net­zung als Schlüssel der Biodiversität

Die Tropen­wälder Borneos gehören zu den ältesten der Erde. Hier leben seltene Tier­arten, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt. Doch ihr Lebens­raum und damit ihre Zukunft ist bedroht: Jähr­lich werden auf Borneo weit über eine Million Hektar Regen­wald vernichtet, größ­ten­teils um Ölpalmen anzu­bauen. Die so entstan­denen Mono­kul­turen redu­zieren die biolo­gi­sche Viel­falt in bedroh­li­chem Ausmaß. Sie gefährden hier lebende Tiere wie Orang-Utans, Zwerg­ele­fanten oder Bantengs, weil sie – neben der Redu­zie­rung des Nahrungs­an­ge­botes – ehemals zusam­men­hän­gende Lebens­räume zerschneiden. Für viele Tiere endet es mit dem Tod, wenn sie auf Nahrungs­suche die Plan­tagen durch­queren und den Menschen zu nah kommen. Doch das Problem ist vor allem lang­fristig: Die Habi­tat­z­er­schnei­dung führt dazu, dass die Tiere nur noch in ihrer ursprüng­li­chen Gruppe bleiben, und der Genpool konti­nu­ier­lich schrumpft. Das ist einer der Haupt­gründe für das Arten­sterben. Denn: Je höher die biolo­gi­sche Viel­falt, umso robuster ist die Art und kann sich besser an die Auswir­kungen des Klima­wan­dels oder an Krank­heiten anpassen. Daher ist neben dem Schutz der verblei­benden Natur­land­schaften und ihrer Wild­tier­be­stände vor allem die Habi­tat­ver­net­zung eine Schlüs­sel­maß­nahme für den Erhalt der Biodiversität.

Ein Wild­tier­kor­ridor für die Artenvielfalt

Der Wildtierkorridor verbindet zwei Naturschutzgebiete
Der Wild­tier­kor­ridor verbindet zwei Naturschutzgebiete

Seit genau einem Jahr machen wir in Sabah genau das: Alte Ölpal­men­plan­tagen werden aufge­kauft und in Regen­wald umge­wan­delt. Mit dem Projekt, das von BOS mitfi­nan­ziert und vom IZW wissen­schaft­lich begleitet wird, entsteht unter der Leitung des RFF ein rund 800 Meter breiter Wild­tier­kor­ridor zwischen zwei Schutz­ge­bieten. „Ziel ist es, diese und weitere Schlüs­sel­ge­biete in natur­nahen Regen­wald zurück­zu­ver­wan­deln, damit sie als Wild­tier­kor­ri­dore wert­volle natür­liche Lebens­räume schnellst­mög­lich verknüpfen, bevor es für bedrohte Arten wie den Orang-Utan, den Banteng, den Zwerg­ele­fanten und viele andere zu spät sein wird”, erklärt Robert Risch, Projekt­leiter und Vorstand vom RFF. Dafür hat der RFF, unter­stützt von uns und weiteren Part­nern, bereits 65 Hektar Wald- und Plan­ta­gen­fläche erworben, um sie in die angren­zenden Schutz­ge­biete zu inte­grieren. So entsteht eine Fläche von rund 200.000 Hektar zusam­men­hän­gendem und geschütztem Regenwald.

Schon 8.000 Bäume gepflanzt

Schon 8000 Baumsetzlinge sind gepflanzt
Schon 8000 Baum­setz­linge sind gepflanzt

Die stolze Bilanz nach einem Jahr: Auf den ersten 50 Hektar sind bereits 8.000 Setz­linge gepflanzt. Sie stammen ausschließ­lich aus angren­zenden Wald­ge­bieten und regio­nalen Natur­wäl­dern – auch hier wird auf Arten­viel­falt gesetzt: Bislang 32 verschie­dene Baum­arten aus 14 Fami­lien wurden im zukünf­tigen Wild­tier­kor­ridor gepflanzt. Rund die Hälfte der Setz­linge gehören zur Familie der Flügel­frucht­ge­wächse (lat. Dipte­ro­car­pa­ceen), die im Tief­land­re­gen­wald Borneos bis zu 80 Prozent des natür­li­chen Kronen­dachs stellen. Sie sind das Rück­grat des ursprüng­li­chen Ökosys­tems. Andere Baum­arten produ­zieren Früchte für Wild­tiere oder verbes­sern die Boden­qua­lität durch die Anrei­che­rung mit Stick­stoff. Wieder andere treiben die Entwick­lung eines geschlos­senen Kronen­dachs voran. Auch eigen­ständig wieder­keh­rende Bäume werden in die Pflege mit einbe­zogen und tragen zur natür­li­chen Rege­ne­ra­tion des Waldes bei. Zusätz­lich ange­legte Klein­ge­wässer und Gras­land­schaften sollen zukünftig weitere Anlauf­stellen für wilde Tiere wie Bantengs, Höcker­störche, Zwerg­ele­fanten, Orang-Utans und vielen anderen Arten bieten. Ziel ist es, mit dem natur­nahen Regen­wald eine Wild­tie­r­oase zu schaffen, die der enormen Viel­falt der ursprüng­li­chen Wälder Borneos so nahe wie möglich kommt.

Ein Projekt mit Zukunft

Von dem Projekt profi­tiert auch die lokale Bevöl­ke­rung. Von Anfang an unter­stützen Bewoh­ne­rinnen und Bewohner einer benach­barten Dorf­ge­mein­schaft beim Pflanzen der Setz­linge und kümmern sich um ihre Pflege. Lang­fristig wird durch den neuen Wald­kor­ridor auch eine bessere Wasser­qua­lität der angren­zenden Flüsse erwartet – Fisch- und Garne­len­zucht sind die Haupt­ein­nah­me­quellen der ansäs­sigen Fischerdörfer.

Freie Bahn für Orang-Utans
Freie Bahn für Orang-Utans

Das Projekt soll weiter wachsen: Der RFF plant, zusammen mit seinen Part­nern weitere Plan­ta­gen­flä­chen auf Borneo zu erwerben, und sie eben­falls in natur­nahen Regen­wald umzu­wan­deln. „Hier in Sabah können wir ganz konkret einen Beitrag für den Erhalt von Orang-Utans, Zwerg-Elefanten, Nasen­affen, Malaien-Bären und anderen bedrohten Wild­tieren leisten. Was wir bisher schon erreicht haben, ist ein toller Erfolg. Die Rena­tu­rie­rung von Agrar­flä­chen ist ein unver­zicht­bares Element in einer Gesamt­stra­tegie zum Schutz der Biodi­ver­sität. Und gerade in Zeiten von Corona ein Schritt in die rich­tige Rich­tung“, sagt Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutschland.

Werden auch Sie zum Regen­wald-Retter. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, weitere Flächen zu sichern und diese in Regen­wald umzu­wan­deln. Für die Orang-Utans, die Arten­viel­falt und das Klima. Jeder Beitrag hilft.

 

Baby­glück im Dschungel – Signe hat Nachwuchs

Baby­glück im Dschungel – Signe hat Nachwuchs

Eine schö­nere Nach­richt können wir uns in diesem Jahr voller Sorgen, Nöte, Heraus­for­de­rungen und Entbeh­rungen kaum vorstellen: Ein Orang-Utan-Baby wurde in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen geboren! Es ist das fünfte Baby einer von uns ausge­wil­derten Orang-Utan-Mutter, das seit 2012 in Kehje Sewen das Licht der Welt erblickte. Will­kommen, kleiner Wald­mensch. Du schenkst uns Hoffnung.

Auf einer ihrer routi­ne­mä­ßigen Touren durch den südli­chen Teil des Kehje Sewen-Waldes, musste unser Beob­ach­tungs­team aus Camp Nles Mamse einen kurzen Stopp einlegen, um etwas am Auto zu kontrol­lieren. Plötz­lich entdeckten die Mitar­beiter eine Bewe­gung im Geäst. Da, gar nicht weit entfernt, schwang sich ein Orang-Utan hoch oben durch die Wipfel der Baum­riesen. Natür­lich machte sich das Team direkt an die Verfol­gung. Und bald erkannten die Kollegen, dass es sich bei dem Tier um Signe handelte. Das 13-jährige Weib­chen war im Dezember 2016 zusammen mit ihrem in Samboja Lestari gebo­renen Sohn Bungaran ausge­wil­dert worden. 

Ein neues Baby in Kehje Sewen

Signe war hoch oben in den Bäumen eifrig auf Nahrungs­suche unter­wegs. Als sie nach einiger Zeit auf den Wald­boden hinab­stieg, konnte unser Team einen genaueren Blick auf sie werfen. Und da sahen sie es: Signe trug vor ihrer Brust ein kleines Baby! 

Mutter und Kind sind wohlauf
Mutter und Kind sind wohlauf

Es hielt sich im Fell seiner Mutter fest und beob­achte ganz genau, was sie tat. Das Orang-Utan-Weib­chen hatte es vor allem auf die nahr­haften Früchte des Burflower-Baums abge­sehen – die perfekte Nahrung für eine stil­lende Orang-Utan-Mutter. Beide sahen kern­ge­sund aus und ließen sich von unserem Team, das die beiden aus sicherer Entfer­nung beob­ach­tete, nicht aus der Ruhe bringen. 

Wir beob­achten den Fortschritt 

Als die Abend­däm­me­rung einsetzte, verschwanden Mutter und Baby Rich­tung Tal und aus unserem Blick­feld. Ganz begeis­tert von der Entde­ckung schmie­dete das Team sofort Pläne, um schon bei der nächsten Beob­ach­tungs­tour mehr Eindrücke und Daten über die beiden sammeln zu können. Wir hoffen also, bald mehr über Signe und ihr Baby berichten zu können.

Noch wissen wir nicht, ob Junge oder Mädchen
Noch wissen wir nicht, ob Junge oder Mädchen

Signe wurde 2009 im Alter von zwei Jahren aus ille­galer Haus­tier­hal­tung gerettet und kam in unser Rettungs­zen­trum Samboja Lestari. Hier bewies sie sich als geleh­rige Schü­lerin. Im April 2015 schenkte sie ihrem Sohn Bungaran das Leben, mit dem sie seit 2016 frei und wild in Kehje Sewen leben darf. Bungaran war schon immer ein sehr aktiver kleiner Junge, der sich schon seit einiger Zeit in immer größerer Selbst­stän­dig­keit übte. Auch bei den letzten Sich­tungen von Signe und Bungaran konnten unsere Teams fest­stellen, dass er sich immer öfter von seiner Mutter entfernte. Obwohl erst fünf­ein­halb Jahre alt, schien Bungaran bereit zu sein, seine Mutter mit einem kleinen Geschwis­ter­kind zu teilen und mehr und mehr eigene Wege zu gehen. 

Neugierig beobachtet das Kleine die Welt
Neugierig beob­achtet das Kleine die Welt

Unsere Arbeit trägt Früchte

Jede Orang-Utan-Geburt ist für uns ein Grund zur Freude. Vor allem, wenn das Baby in der Wildnis zur Welt kommt und die Mutter ein von uns reha­bi­li­tierter und ausge­wil­derter Orang-Utan ist. Denn einen besseren Beweis dafür, dass unsere Arbeit Sinn macht und Erfolg hat, gibt es wohl kaum. 

 

Helfen auch Sie mit einer Spende, damit Orang-Utans und ihr Lebens­raum eine Zukunft haben. Jeder Beitrag hilft.