Romantik im Regen

Romantik im Regen

Es war nur ein verrä­te­ri­sches Knacken in den Ästen hoch über ihnen, das unser Moni­to­ring-Team aus dem Camp Nles Mamse aufmerken lies. Ein Orang-Utan? Unsere Teams müssen sich gut auf ihre Ohren verlassen können, denn oft ist es nur dieses kurze Geräusch, das sie auf die Spur der Tiere bringt. Und tatsäch­lich: Hoch oben im Blät­ter­dach erkannten sie rotbraunes Fell – dort saßen gleich zwei Orang-Utans!

Es dauerte nicht lange, bis das Team die Tiere als Angely (12) und Justin (14) iden­ti­fi­zierte, die beide schon seit längerer Zeit im Kehje Sewen Forest leben. Angely wurde 2016 ausge­wil­dert; Justin folgte ein Jahr später. Beide gemeinsam anzu­treffen, war eine viel­ver­spre­chende Gele­gen­heit, Daten über ihr Verhalten zu sammeln… Also baute unser Team seine Ausrüs­tung auf und begann mit den Beob­ach­tungen. Was sehr schnell offen­sicht­lich wurde: Justin folgte Angely prak­tisch überall hin.

Orang-Utan sind meist Einzelgänger

Justin auf Brautschau?
Justin auf Brautschau?

Seitdem Justin im Kehje Sewen Wald lebt, sehen wir ihn immer wieder auf Braut­schau. So wich er vor rund vier Jahren dem Orang-Utan-Weib­chen Recki nicht mehr von der Seite und im letzten Jahr machte er Elder leiden­schaft­lich den Hof. Orang-Utans sind in der Regel Einzel­gänger – semi-solitär nennen Biologen ihr Verhalten. Das heißt, sie kommen nur manchmal für die gemein­same Futter­suche und natür­lich zur Paarung zusammen. Dann ziehen sie wieder allein durch den Regenwald.

Flirten auf Menschenaffenart

Zurück zu Justin und Angely. Aufmerksam beob­ach­tete unser Team die beiden bei der Futter­suche und ihrem Mitein­ander hoch in den Bäumen. Die Zeit verging. Am Nach­mittag bewölkte sich der Himmel – perfekte Bedin­gungen für eine kleine Siesta. Justin begann, sein Tages­nest zu bauen. Gerade wollte er sich in sein mit Blät­tern gepols­tertes Bauwerk legen, als sich Angely – die die ganze Zeit in der Nähe gefressen hatte – entfernte und auf einen anderen Baum klet­terte. Justin zögerte keinen Moment, verließ sein bequemes Nest wieder und folgte ihr.

Justin baut ein Nest
Justin baut ein Nest

Angely begann nun ihrer­seits, ein Nest zu bauen und Justin tat es ihr nach. Er blieb ganz in ihrer Nähe und baute sein Bett nur ein Stock­werk höher als ihres. Als sie dann in ihren jewei­ligen Nestern lagen, passierte etwas sehr Span­nendes: Beide Orang-Utans hielten sich über die Entfer­nung an derselben Liane fest. Justin rüttelte immer wieder an der Klet­ter­pflanze, und Angely schüt­telte sie leicht zu ihm zurück. Das taten sie abwech­selnd eine ganze Weile, so als würden sie über die Liane Nach­richten verschi­cken. Die beiden hatten offenbar eine eigene Form der Kommu­ni­ka­tion gefunden.

Roman­ti­sche Zwei­sam­keit unterm Regendach

Etwas später begann es zu regnen – der Regen wurde immer heftiger. Angely war durch das dichte Blät­ter­dach bestens geschützt, während immer dickere Regen­tropfen schnell Justins Fell durch­nässten. Kurzer­hand pflückte er sich ein breites Blatt und hielt es wie einen Regen­schirm über seinen Kopf. So ausge­rüstet, klet­terte er langsam, aber ziel­strebig zu Angely hinunter. Bereit­willig ließ sie Justin neben sich Platz nehmen, während der Regen um sie herum fiel. So blieben die Beiden Seite an Seite sitzen, vom Regen geschützt. Eine roman­ti­schere Szene hätten Liebes­ro­man­au­toren nicht schreiben können. Da es langsam dunkel wurde, zog sich unser Beob­ach­tungs­team ins Lager zurück. Wie die Geschichte im dunklen Geäst des Regen­waldes wohl weiter­ging? Wir wissen es nicht….

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Eine wilde Freundschaft

Eine wilde Freundschaft

Wenn unsere Orang-Utans auf einer der Voraus­wil­de­rungs­in­seln leben, müssen sie unter Beweis stellen, dass sie sich im Regen­wald genauso gut versorgen können, wie ein wilder Orang-Utan. Schließ­lich haben sie alles von ihren mensch­li­chen Ersatz­müt­tern lernen müssen. Alles? In Desis Fall trifft das nicht ganz zu. Denn das Weib­chen hat auf ihrer Voraus­wil­de­rungs­insel Juq Kehje Swen offenbar eine neue Freundin gefunden — Kimi. 

Orang-Utans sind norma­ler­weise eher allein unterwegs

Kimi ist ein wildes Orang-Utan-Weibchen auf Juq Kehje Sewen
Kimi ist ein wildes Orang-Utan-Weib­chen auf Juq Kehje Sewen

Kimi ist ein wild lebender, weib­li­cher Orang-Utan, der eben­falls auf Juq Kehje Swen lebt. Die Insel ist reich an Biodi­ver­sität, daher ist es nicht über­ra­schend, dass dort und in den umlie­genden Wald­ge­bieten wilde Orang-Utans leben. Direkte Begeg­nungen gibt es dabei jedoch eher selten, denn die scheuen Menschen­affen ziehen meist allein durch den Regen­wald. Aber vor einiger Zeit machte unser Post-Release-Moni­to­ring-Team eine erstaun­liche Entde­ckung: Als sie auf der Insel ankamen, sahen sie Desi und Kimi Seite an Seite zum Fluss­ufer trotten. Das Wieder­sehen mit Kimi war ein Glücks­fall, denn sie war schon seit einiger Zeit nicht mehr von den Teams gesichtet worden. Offenbar hatte das Futter, das regel­mäßig für Desi zur Fütte­rungs­platt­form gelie­fert wurde, Ihr Inter­esse geweckt. Kimi schnappte sich einige Bananen direkt aus Desis Hand und schob sie sich genüss­lich in den Mund. Dann saßen beide eine ganze Zeit fried­lich beiein­ander und teilten sich freund­schaft­lich das bereit­ge­stellte Futter.

Gemeinsam auf Entdeckungstour

Unser Beobachtungsteam hat Kimi im Blick
Unser Beob­ach­tungs­team hat Kimi im Blick

Dann ging es auf gemein­same Erkun­dungs­tour durch den Wald. Die beiden klet­terten von Baum zu Baum und unser Team konnte beob­achten, wie Desi und Kimi dabei beträcht­liche Mengen an Blät­tern und Früchten vom Baum pflückten und aßen. Für unser Beob­ach­tungs­team war es sehr span­nend, den wilden Orang-Utan Kimi und die vor ihrer Auswil­de­rung befind­liche Desi in dieser direkten Inter­ak­tion zu beob­achten. Es ist ein Glücks­fall, wenn so etwas passiert. So kann Desi von ihrer wilden Artge­nossin lernen und ihre Über­le­bens­fä­hig­keiten im Regen­wald weiterentwickeln.

Desi zeigt ihre Zähne
Desi zeigt ihre Zähne

 

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Ein alter Bekannter auf Abwegen….

Ein alter Bekannter auf Abwegen….

Meis­tens ist es der Hunger, der die sonst eher scheuen Orang-Utans in die Nähe von Menschen treibt. Mit jedem abge­holztem Baum schwindet ihr Lebens­raum und dann müssen die fried­li­chen Menschen­affen anderswo nach Nahrung suchen. Das kann zu einem Problem werden, wenn ein Orang-Utan in einem von Menschen bewohnten Gebiet auftaucht. Genau das geschah vor einigen Wochen im Dorf Loesan in Ost-Kalimantan…

Frei­le­bende Orang-Utans meiden norma­ler­weise die Nähe zum Menschen

Die Bilder des impo­santen Männ­chens mit seinen ausge­prägten Backen­wülsten tauchten zuerst in den Sozialen Medien auf. Ein Video zeigte, wie der Orang-Utan von einem Bewohner des Dorfes mit Bananen, Jack­fruits und Dosen­milch gefüt­tert wurde. Es war insge­samt ein merk­wür­diges Szenario, da frei­le­bende Orang-Utans den direkten Kontakt mit Menschen norma­ler­weise meiden. Und tatsäch­lich waren die Menschen anfangs auch etwas erschro­cken, als das große Tier plötz­lich mitten im Ort auftauchte. Doch das Männ­chen verhielt sich völlig fried­lich. So kamen die Dorf­be­wohner auf die Idee, ihn zu füttern – das war viel­leicht gut gemeint, aber tatsäch­lich sollten Wild­tiere nie mit mensch­li­cher Nahrung gefüt­tert werden, die sich stark von ihren natür­li­chen Nahrungs­quellen unterscheidet!

Das Rettungs­team machte sich sofort auf den Weg

Transport im sicheren Käfig
Trans­port im sicheren Käfig

Direkt nach der Ankunft des Menschen­af­fens riefen die Dorf­be­wohner die indo­ne­si­sche Natur­schutz­be­hörde BKSDA an, die offi­ziell die erste Anlauf­stelle für die Rettung von Orang-Utans ist. Sie stellte umge­hend ein Team aus der Wild­tier­ret­tungs­gruppe der BKSDA sowie Tier­ärzten und Pfle­gern von BOS zusammen. Die Gruppe machte sich sofort auf den Weg. Doch als sie im Dorf ankamen, war das Tier nirgends zu sehen. Das Männ­chen hatte sich ruhig wieder in den Wald zurück­ge­zogen. Das Rettungs­team blieb in der Gegend und stellte eigenen Erkun­dungen an. Es dauerte vier Tage, dann tauchte der Orang-Utan im benach­barten Wald wieder auf.

Der Tier­arzt machte den ersten Check direkt vor Ort

Das Team schaffte es, das Männ­chen zu sedieren und einzu­fangen. Bevor es zurück ins Rettungs­zen­trum ging, führte unser aus Samboja Lestari mitge­reister Tier­arzt eine erste medi­zi­ni­sche Unter­su­chung durch. Dabei stellte er fest, dass der Orang-Utan einen miss­ge­bil­deten linken Zeige­finger und einen unter die Haut implan­tierten Mikro­chip hatte – ein sicheres Zeichen dafür, dass das Tier schon einmal in mensch­li­cher Obhut war! Eine Zahn­un­ter­su­chung ergab, dass das Männ­chen etwas zwanzig Jahre alt war. Das Team brachte ihn nach Samboja Lestari zur weiteren Unter­su­chung und gab ihm den vorläu­figen Namen Loesan, nach dem Dorf, wo er einge­fangen wurde.

Ankunft im Quarantänegehege

Auf dem Weg in die Quarantänestatioin
Auf dem Weg in die Quarantänestatioin

Wie alle Neuan­kömm­linge kam „Loesan“ erst einmal in das Quaran­tä­ne­ge­hege und wurde rund um die Uhr beob­achtet. Diese Vorsichts­maß­nahme verhin­dert, dass Krank­heiten in das Zentrum einge­schleppt werden. Das Vete­ri­när­team führte eine gründ­liche Unter­su­chung durch, um seinen Gesund­heits­zu­stand genauer zu prüfen und Daten über ihn zu sammeln: Nach Abstri­chen im Nasen- und Rachen­raum sowie rektal wurde das Männ­chen geröntgt, Zähne und Zahn­fleisch wurden unter­sucht und es wurden Proben von Blut, Sputum und Haaren entnommen. Er wurde gewogen (69 Kilo­gramm) und erhielt ein Entwur­mungs­mittel. Zuletzt noch Finger­ab­drücke und DNA-Analyse. Alle Tests und entnom­menen Proben zeigten, dass der Orang-Utan bei guter Gesund­heit war.

Das Männchen wird genau untersucht
Das Männ­chen wird genau untersucht

Der Mikro­chip enthüllte eine kleine Sensation

Ein beson­ders inter­es­santer Fund war der Mikro­chip, der unter seiner Haut implan­tiert war. Ein untrüg­li­ches Zeichen dafür, dass der Orang-Utan irgend­wann in seiner Vergan­gen­heit in einem Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum gewesen sein muss – dort werden alle Tiere mit einem solchen Mikro­chip versehen, wenn sie ausge­wil­dert werden.

Unser Team las den Mikro­chip mit einem spezi­ellen Scanner aus und verglich die Infor­ma­tionen mit unseren Bestands­daten für Samboja Lestari – und die Über­ra­schung war perfekt: Bei dem Männ­chen handelte es sich um Uli! Er war am 6. Februar 1998 aus Palangka Raya in Zentral­ka­li­mantan gerettet und nach Wana­riset — unserem alten Orang-Utan-Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum — in Ostka­li­mantan gebracht wurde. Knapp einein­halb Jahre später im September 1999 wurde er in einem sehr jungen Alter im Meratus Moun­tain Protec­tion Forest ausge­wil­dert. Jetzt ist Loesan, alias Uli, unge­fähr 24 Jahre alt — er hat über 20 Jahre lang unab­hängig von Menschen überlebt!

Nach der Zwischen­sta­tion wieder in die Wildnis zurück

Jetzt braucht Uli etwas Geduld
Jetzt braucht Uli etwas Geduld

Uli bleibt noch ein paar Monate unter Beob­ach­tung in Quaran­täne, bevor wir ihn auf eine unserer Voraus­wil­de­rungs­in­seln bringen. Dort soll er noch mal beweisen, dass er ohne mensch­liche Unter­stüt­zung im Regen­wald leben kann, bevor wir ihn – weitab von mensch­li­chen Sied­lungen – wieder in der Wildnis Borneos auswil­dern können.

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Signe ist mit zwei Söhnen im Regen­wald unterwegs

Signe ist mit zwei Söhnen im Regen­wald unterwegs

Gute Neuig­keiten aus dem Kehje Sewen Wald: Unser Post-Release-Moni­to­ring-Team entdeckte vor einiger Zeit – nur drei Gehmi­nuten vom Camp Nles Manse entfernt – gleich drei Orang-Utans, die dabei waren, ihr Schlaf­nest zu bauen. Es war die 14jährige Signe, die 2015 ihren Sohn Bungaran im Samboja Lestari Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum zur Welt gebracht hatte. Ein Jahr später, Ende 2016, sind die beiden dann im Regen­wald ausge­wil­dert worden. Sie wurden immer wieder von unseren Teams gesichtet; beiden ging es gut.

Der heran­wach­sende Orang-Utan-Junge war zuneh­mend eigen­ständig, und als das Moni­to­ring-Team Signe vor einem Jahr zuletzt sah, war sie ohne Bungaran unter­wegs. Und jetzt war er wieder da.

Neuer Nach­wuchs noch nicht mal ein Jahr alt

Doch was unser Moni­to­ring-Team tatsäch­lich über­raschte, war das Orang-Utan-Baby, das sie mit sich trug! Das Team schätzte den kleinen Jungen auf weniger als zwölf Monate. Norma­ler­weise werden Orang-Utan-Weib­chen nur alle acht bis neun Jahre schwanger, da es unge­fähr acht Jahre dauert, einen kleinen Orang-Utan für sein eigen­stän­diges Leben vorzu­be­reiten. Doch offenbar war Bungaran so schnell selb­ständig geworden, dass Signe wieder bereit für ein weiteres Kind war.

 Beide Söhne sind bei der Mutter
Ein seltenes Bild: Beide Söhne sind bei der Mutter

Post-Release-Moni­to­ring-Team doku­men­tiert Leben der Orang-Utans

Am nächsten Morgen gingen gleich zwei Teams in den Wald, um sowohl Signe mit ihrem Neuge­bo­renen als auch Bungaran durch ihren Tag zu begleiten. Dabei werden wich­tige Infor­ma­tionen über die Orang-Utans gesam­melt, die dazu dienen, das Leben dieser Menschen­affen besser zu verstehen. Und natür­lich wird auch geguckt, ob es ihnen gut geht. Diese „Nest-zu-Nest-Beob­ach­tungen“ beginnen, sobald die Tiere ihr Schlaf­nest verlassen und sie enden, wenn die Orang-Utans ihr neues Schlaf­nest für die nächste Nacht gebaut haben.

Ein ganz normaler Tag im Regenwald

Es war kurz vor 6 Uhr, als die Teams bei den Nestern von Signe und Bungaran ankamen. Signe und ihr Baby verließen als erste das Nest. Entspannt baumelte sie von Ast zu Ast, fraß Lianen­faser und junge Blätter, Waldo­rangen, junge Feigen­blätter, Wald-Ingwer und Calamus-Knollen. Zwischen­drin gab es Termiten als Protein-Snack. Insge­samt eine sehr gesunde und artge­rechte Mischung. Ab und zu machte Signe auch Ausflüge auf den Boden.
Ihr Baby hing die ganze Zeit an ihrem Fell und war sehr inter­es­siert an den Akti­vi­täten seiner Mutter. Vor allem wenn sie fraß, beob­ach­tete er sie sehr neugierig. Er selbst ist jedoch noch zu klein für Früchte, und so stillte Signe den Kleinen alle halbe Stunde. 
Auch Bungaran verbrachte die meiste Zeit oben in den Bäumen und fraß. Dabei igno­rierte er seine mensch­li­chen Beob­achter völlig.
Kurz vor Sonnen­un­ter­gang begann Signe, ein Nest für sich und ihr Baby in einem Mahang-Baum zu bauen. Bungaran kam dazu und baute nicht weit entfernt sein eigenes Schlafnest.

Orang-Utan-Kinder bleiben meist acht Jahre bei der Mutter
Orang-Utan-Kinder bleiben meist acht Jahre bei der Mutter

Eine Mutter mit zwei Kindern ist ungewöhnlich

Das PRM-Team beschloss, die Beob­ach­tungen am nächsten Tag fort­zu­setzen. Wieder gegen sechs Uhr begannen die Orang-Utans ihre tägli­chen Akti­vi­täten und hielten sich an eine ähnliche Routine wie schon am Tag zuvor. So weit so gut. Unge­wöhn­lich ist die Tatsache, dass Signe mit zwei Söhnen gleich­zeitig gesehen wurde. Obwohl Bungaran schon sehr selb­ständig ist, sucht er offenbar die Nähe seiner Mutter. Und Signe tole­riert das. Norma­ler­weise verscheu­chen Mütter ihre älteren Kinder, wenn sie wieder Nach­wuchs bekommen. Doch in diesen zwei Tagen, an denen das Trio von unserem Team beob­achtet wurde, hat Signe es immer wieder zuge­lassen, dass Bungaran sich seinem kleinen Bruder näherte.  Es war das erste Mal, dass unser Team eine Inter­ak­tion zwischen den beiden Brüdern beob­achten konnte. Wir hoffen, die beiden noch öfters zu treffen, um noch mehr über ihre Entwick­lung herauszufinden.
Wir wünschen allen dreien ein gesundes und glück­li­ches Leben im Kehje Sewen Wald.

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Ausge­wil­derte Orang-Utans beginnen ihr neues Leben im Regenwald

Ausge­wil­derte Orang-Utans beginnen ihr neues Leben im Regenwald

Es ist einer der wich­tigsten Momente unserer Arbeit: Wenn sich die Trans­port­boxen öffnen, und die Orang-Utans ihr neues Leben im Regen­wald beginnen. So erging es auch den sieben Orang-Utans, die wir vor rund zwei Wochen im Bukut Baka Bukit Raya Natio­nal­park ausge­wil­dert haben. Nach einer mehr­tä­gigen Reise, die über unweg­same Stre­cken, kleine Dörfer und für die letzten sieben Stunden über Flüsse führte, wurden die Tiere eines nach dem anderen frei gelassen. Doch wie ging es dann weiter? Finden unsere Schütz­linge ausrei­chend Nahrung? Haben sie einen sicheren Schlaf? Leben sie sich gut ein?

Jeder Schritt wird dokumentiert

Wenn wir die Orang-Utans auswil­dern, bleibt immer ein kleines Post-Release-Moni­to­ring-Team zurück. Sie folgen den Spuren der “Neuen Wilden”, beob­achten sie in ihrem neuen Zuhause und doku­men­tieren jeden Schritt. Zumin­dest, wenn die Teams sie finden. Der kurz vor der Auswil­de­rung implan­tierte Chip hilft, die Tiere aufzu­spüren –  aller­dings ist die Reich­weite begrenzt. Ein wenig Glück gehört also auch dazu. Direkt nach der Auswil­de­rung ist das einfa­cher: Da heften sich die Teams gleich an die Fersen der Tiere und lassen sie möglichst nicht mehr aus den Augen. So auch dieses Mal. Und das Team konnte berichten, dass sich die Tiere gut im Regen­wald einleben. 

Suayap schlug sich erst mal den Bauch voll

Suayap
Suayap

Sobald ihr Käfig geöffnet wurde, klet­terte Suayap flott auf den nächsten Baum. Die Akti­vi­täten um sie herum konnten sie nicht aus der Ruhe bringen. Sie beob­ach­tete von ihrem sicheren Baum­sitz aus, wie das Auswil­de­rungs­team einen weiteren Käfig öffnete. Suayap, die 2006 aus Thai­land gerettet wurde, pflückte sich erst mal genüß­lich Feigen aus den Ästen, kaute auf Mahawai-Blät­tern rum und fing ein paar Termiten. Später näherte sie sich kurz Barlian und einem andere Orang-Utan und zog sich dann zurück. Als es dunkel wurde, baute sie in 25 Metern Höhe ihr Schlaf­nest, nicht weit von der Stelle entfernt, an der sie ausge­setzt wurde.

Barlian vertei­digte sein Revier

Barlian
Barlian

Barlian brauchte etwas mehr Zeit, um seine neue Umge­bung zu erkunden. Nachdem er einen Baum erklommen hatte, näherte er sich Suayap. Später kam noch ein weiterer, nicht ideti­fi­zier­barer Orang-Utan dazu, mit dem Barlian einen Kampf anfing. Doch er war noch sicht­lich von seiner Reise erschöpft. Barlian konnte die Rangelei nicht für sich entscheiden und ließ dann von dem Wider­sa­cher ab. Später stritt er sich noch mit Unggang. Doch kurz danach naschten die beiden in trauter Einig­keit von dem reichen Angebot an Wald­früchten. Für seine erste Nacht rich­tete sich Barilan ein altes Nest her, das nur etwa 100 Meter vom Punkt seiner Frei­las­sung entfernt lag. 

Reren suchte Kontakt zu den anderen

Reren
Reren

Reren wurde zusammen mit Darryl, Amber und Randy frei­ge­lassen. Die Gruppe blieb erst einmal zusammen und suchte gemeinsam Futter. Alle waren sehr hungrig, obwohl sie auch auf dem Trans­port vom Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum bis zum Auswil­de­rungsort immer wieder ausrei­chend zu trinken und zu essen bekommen hatten. Aber offenbar macht das Erleben von Frei­heit hungrig. Uns so ließ sich Reren leckeren Kondang, Feigen, wilde Ingwer­kerne und Farne schme­cken. Sie baute ihr Nest gleich neben Ambers Nest, etwa 250 Meter entfernt von der Stelle, an der die beiden Käfige geöffnet wurden.

Amber hat keine Lust mehr auf Menschen

Amber
Amber

Vom ersten Moment an, als ihr Käfig geöffnet wurde, verhielt sich Amber dem  Auswil­de­rungs­team gegen­über leicht aggressiv. Im Grunde ein gesundes Verhalten, denn die Tiere sollen ja ohne Menschen zurecht kommen. Einige Male wirkte es so, als würde sie dem Team richtig drohen. Doch dann entschied sie sich doch dazu, Reren zu folgen und erst einmal etwas zu essen. Auch sie ließ sich Kondang- und Sang­kuang-Früchte sowie Capilak-Blätter schme­cken. Am ersten Abend blieb sie mit Reren zusammen und baute ihr Nest in direkter Nach­bar­schaft zu ihr.

Unggang musste sich erst mal zurecht finden

Unggang
Unggang

Unggang klet­terte auf einen Kape­ning-Baum, nachdem er frei­ge­lassen wurde. Er brauchte eine ganze Weile, um sich zu orien­tieren und die Lage zu über­bli­cken. Dann fing er langsam an, Früchte vom Baum zu pflü­cken und nach Termiten zu angeln. Als es dunkel wurde, baute er sein Nest in 30 Meter Höhe, nur etwa 100 Meter von seinem Frei­las­sungsort entfernt.

Darryl rangelte spie­le­risch mit Randy

Darryl
Darryl

Nachdem sein Käfig geöffnet wurde, prüfte Darryl kurz seine Umge­bung, bevor er auf einen nahe gele­genen Baum klet­terte. In der Baum­krone ange­kommen begann er sofort damit, sich den Magen zu füllen. Auch er war nach der langen Reise offen­sicht­lich hungrig. Dann erspähte er Randy und die beiden star­teten eine freund­schaft­liche Verfol­gungs­jagd. Wenn sie sich erwischten, rangelten sie spie­le­risch mitein­ander, nur um dann wieder eine Verfol­gung durch die Bäume zu starten. Schließ­lich beschloss Darryl, sein Nacht­nest in der Nähe seines Frei­las­sungs­ortes zu bauen.

Randy zeigt artge­rechtes Verhalten

Randy
Randy

Randy zeigte deut­lich seinen Unmut über die Anwe­sen­heit des Teams, als sein Käfig geöffnet wurde. Mit aufge­stellten Haaren rannte er fix auf einen Baum und konnte sich erst nach einiger Zeit wieder beru­higen. Später erkun­dete er die Gegend, fraß Früchte und Blätter, spielte mit Darryl und baute schließ­lich sein Nacht­nest etwa 200 Meter von seinem Auswil­de­rungsort entfernt.

Wir sind zuver­sicht­lich, dass alle sieben Orang-Utans ein glück­li­ches und erfolg­rei­ches Leben in ihrer neuen Heimat, dem Bukit Baka Bukit Raya National Park, führen werden. Wir behalten sie im Auge…

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