Das schönste Geschenk für uns — Raymond darf nach Hause

Das schönste Geschenk für uns — Raymond darf nach Hause

BOS Deutsch­land feiert dieses Jahr 15. Jubi­läum und wir haben bereits jetzt unser schönstes Geschenk erhalten: Unser ehema­liges Adop­ti­onstier Raymond wird endlich in die Wildnis entlassen. Dieses Wochenede macht er sich mit vier weiteren Orang-Utans auf den Weg in den Kehje Sewen-Wald, wo sie frei­ge­lassen werden. Wir danken unseren Unter­stüt­zern, dass sie dieses Ereignis möglich gemacht haben.

Raymond wurde am 27. April 2007 von Dorf­be­woh­nern als kleines Baby in der Nähe der Stadt Bontang in Ost-Kali­mantan gefunden. Zu der Zeit war er acht­ein­halb Monate alt und wog 3,6 Kilo. Seine Retter über­gaben ihn der lokalen Natur­schutz­be­hörde (Balai Konser­vasi Sumber Daya Alam, BKSDA), die ihn wiederum zu der Reha­bi­li­ta­ti­ons­sta­tion Samboja Lestari gebracht haben. Nach der nötigen Erst­ver­sor­gung wurde Raymond der Baby­gruppe zuge­wiesen. Da traf er sehr schnell auf neue Freunde wie Arnold und Gino.

2009 wurde Raymond von der Baby­gruppe in die Wald­schule versetzt.Er erwies sich schnell als ein beson­ders schlauer Orang-Utan. Zum Beispiel hörte er immer auf seinen Namen, wenn er gerufen wurde. Gäbe es Orang-Utans, die spre­chen könnten – Raymond wäre sicher sehr mitteilsam. Ein Jahr später war der Vier­jäh­rige beim Klet­tern immer noch eher zöger­lich und spielte lieber am Boden als in luftiger Höhe, dennoch machte er in seinem ersten Jahr in der Wald­schule gute Fort­schritte. Seine Lieb­lings­spiel­ka­me­raden blieben zu der Zeit aller­dings die BOS-Mitar­beiter. Übri­gens hat er vergleichs­weise schüt­teres Haar, weil er sich so oft auf der Erde rollt.

2011 wurde der klet­ter­scheue Raymond dann doch noch zu einem richtig klet­ter­be­geis­tertem Affen und schaffte immerhin zehn Meter. Hier kann man übri­gens gut sehen, wie wichtig für Orang-Utans ihre „Ausbil­dung“ ist. Obwohl sie anato­misch eigent­lich perfekt an das Leben in den Bäumen ange­passt sind, müssen sie die rich­tigen Tech­niken für das sichere und effi­zi­ente Vorwärts­kommen in den Baum­kronen erst lernen. Raymond wurde seitdem auch viel sozialer und tobte viel zusammen mit seinen besten Freunden — Derek, Dodo und Totti. Auch seine Fähig­keiten im Erkennen von essbaren Wald­pflanzen verbes­serten sich sehr. Er hatte wahr­lich einen großen Entde­cker­drang und machte sich oft auf eigene Faust auf den Weg in den Wald, um sich an den wilden Lecke­reien zu laben. Essen hat sich zu seiner Lieb­lings­be­schäf­ti­gung entwi­ckelt. Die größte Freude kann man ihm mit Ananas, Wasser­me­lone oder beson­deren Wald­früchten machen.

Ein Jahr später wurde Raymond sehr viel selbst­be­wusster und hatte inzwi­schen fast alles gelernt, was für ein Leben im Dschungel Borneos notwendig ist. Er konnte essbare von giftigen Früchten unter­scheiden, stabile Schlaf­nester bauen, war ein guter Klet­terer und durchaus mit den Gefahren und Heraus­for­de­rungen des Dschun­gel­le­bens vertraut. Orang-Utans seines Alters und Entwick­lungs­stands werden für die Baby­sit­te­rinnen oft immer schwerer zu bändigen und müssen nicht selten für eine Zeit­lang wieder zurück in einen Käfig, bis ein Platz auf einer der Orang-Utan-Inseln frei wird. Bei Raymond war das aber glück­li­cher­weise noch nicht so. Er fügte sich gut in seine Gruppe ein, war nett zu den Baby­sit­tern und hatte immer ein sonniges Gemüt.

Raymond war auch in den drauf­fol­genden Jahren ein sehr flei­ßiger Wald­schüler. Gesund­heit­lich ging es ihm ausge­spro­chen gut.

2014 wies Raymond bereits Ansätze von Backen­wülsten auf. Ein gutes Zeichen, dass aus ihm mal ein rich­tiger Mann wird…

Nach zahl­rei­chen Gesund­heits­un­ter­su­chungen steht jetzt fest – Raymond darf nach Hause in den Regen­wald! Ohne die jahre­lange, treue Unter­stüt­zung durch unsere Spender wäre das nie möglich geworden!

Viel Glück, lieber Raymond!

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Werden Sie jetzt Pate eines der rotbraunen Menschen­affen und helfen Sie mit, die Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren.

 

 

Die neuen Wilden sind endlich zu Hause

Die neuen Wilden sind endlich zu Hause

Jetzt sind sie draußen. Sofi, Belli, Nobri, Suta, Olbert, Gina, Zakia, Olivia, Sule, Kevin, Ella und Lomon sind endlich zuhause.

Lomon war übri­gens eines unserer bekann­testen Paten­tiere. Wie die meisten unserer Schütz­linge kam auch Lomon als krankes Waisen­baby zu BOS – befreit aus quälender Gefan­gen­schaft. Nach langen Jahren der Fürsorge und des Trai­nings in Nyaru Menteng wird der nunmehr 14-Jährige zusammen mit seinen elf Freunden im Wald von Butik Batikap wieder ein rich­tiger Orang-Utan sein dürfen.

Ein rich­tiger Orang-Utan zu sein… Ihre Mütter haben sie das nicht mehr lehren können. Sie wurden erschlagen oder erschossen. Mensch­liche Pfleger und „Baby-Sisters“ brachten den kleinen Schütz­lingen dann aber auch alle notwen­digen Fertig­keiten und Kennt­nisse bei, die ein Orang-Utan zum Leben und Über­leben braucht. Und Menschen aus aller Welt helfen durch ihre Spenden, diese kleine Wieder­gut­ma­chung an unseren rothaa­rigen Vettern zu ermög­li­chen. Seit 2012 konnte BOS 207 Orang-Utans die Frei­heit wiedergeben.

Mehr über die einzelnen Kandi­daten können Sie hier lesen.

Zwölf Orang-Utans machen sich auf den Weg in die Freiheit

Zwölf Orang-Utans machen sich auf den Weg in die Freiheit

Heute startet die BOS Foun­da­tion gemeinsam mit der Natur­schutz­be­hörde BKSDA von der Rettungs­sta­tion Nyaru Menteng in Zentral-Kali­mantan, um zwölf Orang-Utans im Regen­wald auszuwildern.

Die neun Weib­chen und drei Männ­chen werden das Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum in Nyaru Mentang an zwei verschie­denen Tagen verlassen.
Die erste aus acht Orang-Utans bestehende Gruppe wird am 11. April 2016 in ein gesi­chertes Gebiet in Batu Ampar gebracht. Aus dieser Gruppe werden vier Orang-Utans für zwei Tage in Batu Ampar bleiben um sich etwas zu erholen. Die anderen vier Menschen­affen werden am nächsten Morgen direkt ins Camp Totat Jalu im Herzen des Bukit Batikap Waldes gebracht. Auch diese vier Tiere dürfen sich dann dort für zwei Tage erholen.

Die vier Orang-Utans der zweiten Auswil­de­rungs­gruppe werden ohne Zwischen­stopp in Batu Ampar direkt ins Camp in den Bukit Batikap Wald gebracht.
Dann sollen jeweils vier Tiere am 15., 18. und 24. April ausge­wil­dert werden.

Seit 2012 hat die BOS Foun­da­tion 155 Orang-Utans in den Bukit Batikap Wald in die Frei­heit entlassen. Mit der Auswil­de­rung der zwölf neuen Kandi­daten wird die Gesamt­zahl an ausge­wil­derten Orang-Utans in diesem Gebiet auf stolze 167 steigen.

Zu den Auswil­de­rungs­punkten im Bukit Batikap Wald werden die Tiere über Land und Fluss  gebracht. Vorhe­rige Auswil­de­rungs­kan­di­daten wurden auch schon per Luft­ver­kehr trans­por­tiert. Aller­dings ist die beste Möglich­keit nun der Weg über Land und Fluss, da der Luft­trans­port zu dieser Zeit nicht möglich ist.

 

Denny Kurniawan, Programm­leiter in Nyaru Menteng, sagt:

Wir haben uns entschieden die Orang-Utans über Land und Fluss zu trans­por­tieren. Der Weg wird sehr anstren­gend und wir müssen den Tieren Zeit geben sich zwischen­durch zu erholen, denn sie sollen vor der Auswil­de­rung entspannt und kräftig genug sein. Ich hoffe sie werden in ihrem neuen Zuhause aufblühen und eine neue Gene­ra­tion von Orang-Utans aufbauen.“
Wir wissen, dass die Orang-Utans zu unserem Land gehören und deshalb müssen wir sie beschützen und ihren Fort­be­stand gewähr­leisten. Wir nehmen diese Verant­wor­tung sehr ernst.
Es ist harte Arbeit nötig, um jedes Jahr Orang-Utans in ihren natür­li­chen Lebens­raum entlassen zu können. Aufgrund der verhee­renden Brände im vergan­genen Jahr retteten wir noch mehr Orang-Utans, die nun von uns gepflegt und reha­bi­li­tiert werden.

 

Dr. Nandang Prihadi, Leiter der Natur­schutz­be­hörde BKSDA:

„Wir Menschen sind verant­wort­lich dafür, dass der Borneo-Orang-Utan seinen Lebens­raum verliert und vom Aussterben bedroht ist. Orang-Utans werden teil­weise sogar gejagt und gefangen gehalten.

Eine Zusam­men­ar­beit der BKSDA und der BOS Foun­da­tion ist eine gemein­same Initia­tive um den Orang-Utans zu helfen in ihren natür­li­chen Lebens­raum zurück­zu­kehren und ihre wilde Popu­la­tion zu steigern.

Noch immer sind es viele Orang-Utans, die sich derzeit einer Reha­bi­li­ta­tion in Zentral-Kali­mantan unter­ziehen. Doch sie sollen dort nicht für immer bleiben und wieder in die Frei­heit entlassen werden, sobald sie soweit sind.

Unsere Wälder zu bewahren ist eine gemein­same Pflicht der Regie­rung Indo­ne­siens und ihrer Bevöl­ke­rung. Wir machen uns Gedanken über den schlechten Zustand unserer Erde und nehmen den Inter­na­tio­nalen Tag der Erde am 22.04.2016. zum Anlass durch die Auswil­de­rungen ein Zeichen zu setzen.

Außerdem zeigt diese Auswil­de­rung, was durch eine gute Zusam­men­ar­beit zwischen dem BKSDA und der BOS Foun­da­tion erreicht werden kann.
Gemeinsam schützen wir den Wald und können ihn hoffent­lich gesund an unsere Kinder weitergeben.“

 

Dr. Jamartin Sihite, Geschäfts­führer der BOS Foundation:

“Anläss­lich des 25. Geburts­tages der BOS Foun­da­tion freuen wir uns umso mehr, unseren 200. Orang-Utan auszu­wil­dern. Dennoch warten derzeit 500 weitere Orang-Utans in unseren Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren auf ihre Auswilderung.
Durch die Brände im September 2015 kamen zusätz­lich 25 Orang-Utans in unser Zentrum.
Es ist sehr schwer zu sagen wie lange es dauern wird diese 25 neuen Tiere auszuwildern.
Nun wildern wir erstmal zwölf Orang-Utans aus, die mehr als sieben Jahre in Nyaru Menteng gelebt haben.
Es wird immer kompli­zierter geschützte Gebiete dafür zu finden.

Wir von der BOS Foun­da­tion hoffen auf die Unter­stüt­zung der Regie­rung bei der Suche nach geeig­neten Wäld­ge­bieten. Des Weiteren hoffen wir auf stren­gere Gesetze und deren Durch­füh­rung hinsicht­lich der Zerstö­rung des Regenwaldes.
Laut dem “Oran­gutan Action­plan” sollte 2015 das Jahr sein, in dem alle reha­bi­li­tierten Orang-Utans in die Wildnis entlassen werden sollten.
Es ist an der Zeit, dass die Regie­rung und die Menschen sich mehr für den Schutz der Orang-Utans einsetzen. Letzt­end­lich dient es auch uns Menschen.

Soge­nannte Orang-Utan Auswil­de­rungs­pläne werden  formu­liert um bestimmte Ziele zu stecken. Auf der Klima­schutz­kon­fe­renz 2007 in Bali verkün­dete der Präsi­dent Susilo Bambang Yudho­yono solch einen Plan.

In diesem Plan wurde behauptet, dass bis 2015 alle Orang-Utans aus den Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren wieder ausge­wil­dert sein werden. Dies sollte durch die Unter­stüt­zung der Behörden geschehen.
Doch die Bewah­rung des Regen­waldes und der Schutz der Orang-Utans kann nur durch eine Zusam­men­ar­beit der Regie­rung mit der Bevöl­ke­rung und der Wirt­schaft reali­siert werden.

Um bestimmte Schutz­nahmen durch­zu­setzen bemühte sich die BOS Foun­da­tion mit der Regie­rung auf verschie­denen Ebenen zusam­men­zu­ar­beiten. Invol­viert waren unter anderem das Minis­te­rium für Umwelt und Forst­wirt­schaft, die Regie­rung der Provinz Zentral-Kali­mantan, der Regie­rungs­be­zirk Murung Raya und die “Natural Resources Conser­va­tion Agency”.
Die bevor­ste­hende Auswil­de­rung wäre ohne die Unter­stüt­zung vieler Menschen und Orga­ni­sa­tionen nicht möglich gewesen.”

 

Daniel Merdes, Geschäfts­führer BOS Deutschland:

“Auch wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Paten und Unter­stüt­zern für die finan­zi­elle Hilfe bedanken. Nur mit ihrer Hilfe ist so was möglich.

Wir feiern in diesem Jahr unser 15-jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Dank Ihrer Hilfe schützen wir die rotbraunen Menschen­affen und bewahren sie vor dem Aussterben.“

 

Wieder­sehen mit zwei Müttern

Wieder­sehen mit zwei Müttern

10. Februar 2015

Mit Freuden kann berichtet werden, dass die zwei im August 2015 ausge­wil­derten Orang-Utan-Weib­chen Sumeh und Jambi gesichtet wurden. Beide wurden mit ihrem Nach­wuchs in die Frei­heit entlassen.

Das sind einmal die acht­jäh­rige Sumeh mit der kleinen Gembira und ihrem Bruder Sawung. Und Jambi, die nur ein Junges, den sehr aktiven 18 Monate alten Jamartin, mit sich führt. Berichten zufolge verhielten sich Sumeh und ihre Jungen aber eher passiv und fraßen nur unre­gel­mäßig. Da dies kein gutes Zeichen war, entschloss sich das Beob­achter-Team, die drei genauer unter die Lupe zu nehmen.

Direkt am ersten Tag erhielt das Team einen guten Einblick in Sumehs Leben. Sie wurde dabei beob­achtet, Futter zu suchen und war aktiver als im Vorfeld ange­nommen. Die beiden Jungen Gembira und Sawung befanden sich in sehr guter Verfas­sung und wirkten aktiv und glücklich.

Leider konnte man das von Jambi nicht behaupten. Sie saß fünf Stunden lang in ihrem Nest und tat nichts weiter, als sich zu kratzen und flüchtig zu ihren Beob­ach­tern hinunter zu blicken. Jamartin schien seiner Mutter voraus zu sein, denn das kleine Männ­chen sprang aus seinem Nest, spielte mit sich selbst, hing und sprang zwischen den Ästen der Lianen hin und her.

Für Jambis Verhalten könnte es mehrere Gründe geben: Krank­heit, Infek­tion oder Vergif­tung durch falsche Nahrung. Wenn ein Orang-Utan sich so teil­nahmslos wie Jambi verhält, kann ein Eingreifen durch Menschen erfor­der­lich sein, beson­ders wenn sie abhänge Jungen mit führen. Jambi bekam erfolg­reich eine Auswahl von Früchten und entwur­mender Medizin ange­boten –  sie wurde dann auch von Tag zu Tag aktiver, verließ ihr Nest und bewegte sich mit Elan. Dennoch ging sie nicht allein auf Futter­suche, was eine ziem­lich besorg­nis­er­re­gende Situa­tion sowohl für sie als auch ihr Junges war.

An einem Nach­mittag bekamen Jambi und Jamartin uner­wartet Gäste: Sumeh und ihre Kinder. Zunächst verharrte Jambi ruhig und betrach­tete die Ankömm­linge aus der Ferne. Ihr Gesichts­aus­druck zeigte, dass sie die Besu­cher erkannte. Umge­kehrt schien Sumeh Jambi und Jamartin ebenso zu erkennen. Sumeh entschied sich für eine Annä­he­rung an Jambi und Jamartin. Das Mono­toring-Team war etwas in Sorge, dass die beiden Mütter kämpfen und den Jungen im Tumult unab­sicht­lich Schaden zufügen würden. Doch dann klet­terte Jamartin hoch und streckte Sumeh seine Hand entgegen. Es war als wollte er sich Sumeh und Sawung vorstellen. Sumeh erwi­derte das Kontaktangebot.

Plötz­lich war der Wald erfüllt vom Geräusch bers­tender Ästen, als Jambi nach oben klet­terte, um gleich­zeitig Jamartin zu packen und Sumeh wegzu­scheu­chen. Anschei­nend schätzte es Jambi nicht, dass Sumeh mit ihrem kleinen Sohn kommu­ni­zierte. Diese Reak­tion ist durchaus normal, denn für einen Orang-Utan, der wieder ausge­wil­dert wurde, hat der aktu­elle Kampf um Nahrung eine höhere Prio­rität als alte Freund­schaft. Wahr­schein­lich war sie weniger besorgt, dass  Jamartin mit Sumeh kommu­ni­zierte, sondern ärgerte sich eher, dass Sumeh in ihr Terri­to­rium einge­drungen war.

Die beiden Mütter sind sich alller­dings nicht das letzte Mal begegnet. Einmal saßen nicht nur Jambi und Jamartin, sondern auch Sumeh, Sawung und Gembira in einem Baum und kamen sehr gut mitein­ander aus. Sie labten sich an unreifen Lunuk-Früchten – für mensch­liche Geschmacks­nerven sehr sauer, für Orang-Utans aber offenbar genießbar. Jambi und Sumeh erlaubten ihren Jungen auch, mitein­ander zu spielen.

Es war deut­lich zu sehen, dass Sawung trotzt seines jungen Alters besser im Futter suchen als Jamartin war. Wahr­schein­lich weil Sawung von seiner aktiven Mutter Sumeh mehr gelernt hat, als Jamartin von seiner zu Anfang eher passiven Mutter Jambi. Jambi fing nun auch an, Lunuk-Früchte zu fressen. Es war, als ob sie nun von Sumeh und ihren Jungen lernte. Sie alle saßen im glei­chen Baum und teilten sich fried­lich das Angebot an Früchten.

Jambi machte nicht den Eindruck, krank zu sein, brauchte aber offenbar mehr Zuver­sicht bei der Futter­suche. Viel­leicht waren ihr aber auch unbe­kömm­liche Früchte unter­ge­kommen und sie hatte Bauch­schmerzen. Orang-Utans müssen sehr viel über ihre Umwelt wissen.

Mit Sumeh und den Kindern in der Nähe gewann Jambi Mut und traute sich die Lunuk-Früchte zu probieren. Als ob Jamartin ihr mitteilte, dass diese Frucht essbar sei. Orang-Utans kommu­ni­zieren offenbar auch auf eine Weise mitein­ander, die sich unserer Wahr­neh­mung entzieht.

Einige Tage später konnten Jambi und Jamartin wieder gesichtet werden. Jambi bewegte sich diesmal sehr aktiv von Baum zu Baum und versorgte sich selbst mit Essen. Sumeh und Gembira müssen wohl weiter in den Wald hinein gezogen sein, da man von ihnen nichts mehr sah oder hörte.

In der sicheren Umge­bung Nyaru Mentengs konnten sie grund­le­gende Erfah­rungen gewinnen. Nun bietet ihnen die freie Natur eine mannig­fal­tige Umge­bung, die sie bei Menschen niemals hätte finden können. Die Situa­tionen, mit denen sie im Wald konfron­tierte werden, sind stets unvor­her­sehbar. Orang-Utans mögen viele Dinge während ihrer Zeit auf den Vorbe­rei­tungs-Inseln lernen, doch im Wald ist alles noch viel anspruchsvoller.

Mögen Sumeh, Gembira, Sawung, Jambi und Jamartin zu echten wilden Orang-Utans werden!