Es war ein herausforderndes Jahr. Aber dank Ihnen, haben wir auch in 2021 wieder sehr viel erreicht: Wir konnten mehr als 400 Orang-Utans und über 70 Malaienbären versorgen und haben einige unserer Waldschüler auf Vorauswilderungsinseln in die „Walduniversität“ geschickt. Trotz verschärfter Auflagen ist es uns gelungen, 25 Orang-Utans in die sicheren Wälder Borneos auszuwildern. Mehr als 200 Hektar Wald haben wir in den vergangenen zwölf Monaten aufgeforstet und konnten dazu beitragen, die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern.
Wir haben noch viel vor. Ohne Sie wäre unsere Arbeit nicht möglich – dafür danken wir Ihnen von Herzen.
Acht rehabilitierte Orang-Utans genießen seit dem Wochenende die Freiheit des Nationalparks Bukit Baka Bukit Raya in Zentral-Kalimantan. Die Weibchen Lido (15), Suci (6), Moni (15) und Ating (17) und die Männchen Sembara (13), Petto (16), Pickle (14) und Miko (11) konnten wir erfolgreich in ihrer neuen Heimat freilassen.
2021 wollten wir eigentlich unter dem Motto #OrangutanFreedom zelebrieren. Denn viele Orang-Utans warten in unseren Rettungszentren sehnsüchtig auf ihre Auswilderung. Hoffnungsvoll sind wir im Februar gestartet und brachten – mit dem Helikopter – zehn Tiere in den Regenwald. Im Juni schenkten wir sieben Waldmenschen die Freiheit. Doch die Corona-Pandemie hatte Indonesien 2021 fest im Griff. Und die Freiheit blieb unerreichbar. So freuen wir uns umso mehr, nun, zum Jahresende, acht weiteren Tieren ein selbstbestimmtes Leben im Regenwald schenken zu können.
Unsere Bilanz für dieses Jahr: 25 Neue Wilde, die hoffentlich dazu beitragen können, die bedrohte Population der Borneo-Orang-Utans zu stärken und zu vermehren.
Unsere Kolleg:innen gaben wieder einmal alles. Tag und Nacht ging die Reise, teilweise bei strömendem Regen, von Nyaru Menteng aus tief in den geschützten Regenwald des Nationalparks Bukit Baka Bukit Raya.
Mit der Öffnung der Transportboxen beginnt das neue Leben unserer Schützlinge.
Unsere Arbeit ist damit noch nicht vorbei. Denn unsere Beobachtungsteams (Postrelease-Monitoring-Teams) folgen den ausgewilderten Orang-Utans die ersten Tage auf Schritt und Tritt.
So können wir sicher gehen, dass sie sich gut in ihrem neuen Lebensraum zurechtfinden. Und – im Notfall – können wir eingreifen.
Sobald wir Neuigkeiten aus dem Regenwald erfahren, werden wir berichten, wie sich Miko, Pickle und die anderen in ihrem neuen Zuhause eingelebt haben.
Wir wünschen den acht neuen Dschungelbewohnern eine gute Zeit im Regenwald!
Vor zwei Tagen haben neun rehabilitierte Orang-Utans ein neues Leben auf der Vorauswilderungsinsel Pulau Bangamat in Zentral-Kalimantan begonnen. Einer von ihnen ist Erik, der durch die TV-Doku “Orangutan Jungle School” traurige Berühmtheit erlangte. Eine dramatische Infektion am Kopf bedrohte damals sein Leben. Glücklicherweise konnten unsere Tierärzte ihn retten. Und nun muss er — wie auch die anderen acht Primaten — auf der Walduniversität beweisen, dass er bereit ist für die große Freiheit Regenwald. In einer Bildergeschichte begleiten wir die Waldstudenten in ihr neues Zuhause.
Ungeduldig haben die Waldmenschen auf diesen Tag gewartet. Sie waren bereit für ihre letzte große Prüfung vor der Auswilderung. Bereit, sich auf der Insel zu beweisen. Doch dann kam der große Regen. Hochwasser überfluteten weite Teile Borneos. Auch unsere Inseln waren betroffen. Und so verschob sich die geplante Vorauswilderung von neun rehabilitierten Orang-Utans um mehr als eine Woche. Doch schließlich zog sich das Wasser zurück. Und die Teams in Nyaru Menteng legten sich ins Zeug, damit die Vorauswilderung gut über die Bühne gehen konnte.
Zunächst standen die letzten medizinischen Checks an. Mit einer leichten Sedierung ließen die vier Männchen und fünf Weibchen diese entspannt geschehen — und fanden sich sodann in ihren Transportboxen wieder.
Nach einer kurzen Autofahrt ging es per Boot weiter. Noch immer führen die Flüsse reichlich Wasser. Damit die Orang-Utans, die nicht schwimmen können, diese Reise sicher überstehen, wird jede Transportbox mit Schwimmhilfen gesichert.
Ein kleiner Rückblick
Unter den neuen Waldstudent:innen ist Erik eine kleine Berühmtheit. Denn während der Dreharbeiten zur “Orangutan Jungle School” 2017 und 2018 erkrankte er schwer. Die Zuschauer bangten mit dem armen Wicht, um den es wirklich dramatisch schlecht stand. Eine gefährliche Entzündung berdohte sein Leben. Doch unsere erfahrenen Tierärzte konnten ihn retten. Und so konnte er sich glücklicherweise komplett erholen.
Unvergessen, wie Erik mit kahlgeschorenem Schädel zurück in die Waldschule kam. Und ihn seine Klassenkameraden mit ungläubigem Staunen wieder in ihrer Mitte begrüßten. Puh, was für eine Erleichterung.
Nun hat er die Waldschule abgeschlossen und darf endlich auf der Vorauswilderungsinsel beweisen, dass er bereit ist für den Regenwald.
Und so verliefen die ersten Inselschritte der anderen acht Waldmenschen
Jetzt geht es los für Big Boy Beni, Meryl, Sura und fünf weitere Orang-Utans: das Studentenleben auf der Walduniversität. In den kommenden Monaten müssen sie auf der Insel Badak Besar im Salat Island Cluster in Zentral-Kalimantan beweisen, dass sie bereit sind, für die ganz große Freiheit.
In zwei Reisegruppen wurden die ehemaligen Waldschüler auf ihre Vorauswilderungsinsel gebracht. Am 10. November zogen Beni (7), Sura (8), Meryl (7) und Winey auf das bewaldete Eiland, zwei Tage später folgten Obama (9), Kejora (7), Susanne (8) und Liti (9).
Im Schnellboot ging es auf dem Wasserweg in jeweils vier Stunden von unserem Rettungszentrum Nyaru Menteng ans Ziel. Alle Orang-Utans konnten es kaum erwarten, ihr neues Domizil zu erobern. Im Nu kamen sie aus ihren Transportboxen und schnappten sich auf der Futterplattform erstmal einen gesunden Snack. Benis Griff zielte – wer hätte es anders erwartet – natürlich direkt auf ein Bündel Bananen.
Es dauerte nicht lange, da begannen die frischen Waldstudenten auch schon damit, mutig ihre neue Umgebung zu erkunden. Auch vor den höchsten Bäumen zeigten sie keine Hemmungen.
Jetzt können sie sich langsam an ihre neue Freiheit – aber auch an ihre neuen Pflichten – gewöhnen. Denn auf der Insel müssen sie ihr eigenes Futter suchen. Auch wenn es tägliches Zusatzfutter auf den Plattformen gibt (die Inseln würden nicht immer genügend Nahrung für alle Bewohner bieten), haben unsere Mitarbeiter:innen einen sehr genauen Blick darauf, wer sich ausschließlich auf den Lieferservice verlässt.
Neben der Nahrungssuche und dem neugierigen Erkunden ihres Lebensraumes, gehört auch das Bauen des täglichen Schlafnestes und der soziale Umgang zu den „Fächern“, in denen sie gute Leistungen zeigen müssen. Denn erst dann sind sie bereit, selbstständig im Regenwald zu leben.
Wir wünschen den neuen Studenten viel Spaß und Erfolg an der Walduni und freuen uns schon auf die Geschichten, die wir von dort über Beni, Meryl und die anderen berichten können.
Es war einer dieser heißen Tage, als die Orang-Utan-Weibchen Lesan und Sayang mit ihrem Nachwuchs Ayu und Padma gemeinsam durch den Kehje Sewen Wald streiften. Langsam kletterte die kleine Gruppe von Baum zu Baum und genoss unter dem kühlenden Blätterdach ein ausgiebiges Mahl. Die kleine Padma saß wie so oft sehr nah bei ihrer Mutter Sayang und spielte mit der etwas älteren Ayu. Die beiden Orang-Utan-Mädchen baumelten in den Ästen, neckten sich und untersuchten alles ganz genau.
Bei der Freundin abgeschaut
Ayu beschäftigte sich ausgiebig mit einem großen Stück Baumrinde. Immer wieder biss sie vorsichtig hinein und knabbert mit ihren winzigen Zähnen an dem weichen Kambium, einer nahrhaften Gewebeschicht zwischen Holz und Rinde. Padma ließ ihre Freundin nicht aus den Augen und beobachtete ganz genau, wie Ayu vorging. Vorsichtig nahm Padma ein Stück Rinde und untersuchte es. Dann brach sie ein frisches Stück Rinde vom selben Stamm ab, genau wie Ayu es zuvor getan hatte. Doch ihre Zähne waren noch zu klein und ihr Kiefer nicht stark genug, um die Rinde zu zerbeißen. Nachdem sie Aya noch eine Weile beobachtet hatte, puhlte sie dann das Kambium aus der abgebrochenen Rinde und steckte es sich in den Mund. Hmmm, so klappte es! Die beiden saßen noch eine ganze Weile zusammen und snackten von der Rinde.
Nahrung ist ein guter Anreiz
Ayus Mutter Lesan gesellte sich wieder zu der kleinen Gruppe und gemeinsam zogen sie weiter. Offenbar bereit für die nächste Mahlzeit ging es zu einem Kendondong-Baum. Die süßen Früchte dieses Baumes schmecken so ähnlich wie Ananas und Mango, sind aber so knackig wie ein Apfel. Ein echter Leckerbissen! Die beiden erwachsenen Orang-Utan-Weibchen aßen sich an Blättern und Früchten satt, während Ayu und Padma sich voll und ganz auf die Rinde konzentrierten. Jetzt wusste Padma, wie es geht und hörte gar nicht mehr auf, die Rinde zu bearbeiten.
Lernen ist sehr individuell
Wir sind immer wieder beeindruckt, wie wild geborene Orang-Utans ihre Überlebensfähigkeiten im Wald erlernen. Dabei sind ihre Persönlichkeiten sehr unterschiedlich. Padma, die 2018 im Regenwald geboren wurde, zeigte sich bisher immer sehr scheu. Sie beobachtet lieber, während die zwei Jahre ältere Ayu neugierig und unternehmenslustig ist. Schon bei anderen Gelegenheiten hat sie versucht, Padma zum Spiel aufzufordern. Doch Padma ist ein echtes Mamakind. Als wir sie das letzte Mal sahen, war sie kaum unter dem Arm ihrer Mutter hervorgekommen. Doch Ayu gibt nicht so schnell auf und macht ihrer Freundin immer wieder neue Angebote zur Interaktion. Und immer öfter steigt Padma darauf ein. Das ist wichtig für ihre Entwicklung, denn kleine Orang-Utans lernen nicht nur von ihren Müttern, sondern auch durch ihre Artgenoss:innen. So wie auch dieses Mal.
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