Die Wildnis ruft

Die Wildnis ruft

Der Unab­hän­gig­keitstag in Indo­ne­sien — ein Feiertag für die einhei­mi­sche Bevöl­ke­rung, aber auch für zehn Orang-Utans aus unserem Schutz­zen­trum. Genau an diesem spezi­ellen Tag, dem 17. August, durften sie ihre ganz persön­liche Unab­hän­gig­keit erleben: den Schritt in die endgül­tige Freiheit.

.

Nach jahre­langer Reha­bi­li­ta­tion und 20-stün­diger Reise erreichten sie ihr Ziel: den Bukit Baka Bukit Raya-Natio­nal­park. Hier öffneten sich die Käfig­türen für die drei Männ­chen und sieben Weib­chen. Unter ihnen auch Nody. Er durfte als 100. Orang-Utan seine Füße auf den Boden des Regen­walds setzen

Mit dieser 24. Auswil­de­rung in den Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya seit 2012 leben nun insge­samt 102 von der BOS Foun­da­tion reha­bi­li­tierte Menschen­affen in dem Gebiet. Wir wünschen unseren ehema­ligen Schütz­lingen ein langes, gesundes Leben in der Frei­heit des Regenwalds!

 

 

Alba: Endspurt für die Insel

Alba: Endspurt für die Insel

Ein klein wenig muss Alba sich noch in Geduld üben, bis sie in den Regen­wald umziehen kann. Wie wir berich­teten, wurde für die Orang-Utan-Dame mit dem weißen Fell eine eigene Insel gebaut. Gemeinsam mit drei Freunden soll sie demnächst dort ihre dauer­hafte Heimat finden. In Frei­heit, aber dennoch geschützt vor Fress­feinden, unge­müt­li­chen Artge­nossen oder gar Wilderern.

Gerade verzö­gern sich die Bauar­beiten. Warum? Jeder einzelne Schritt der Bauphase wird akri­bisch von den Behörden über­wacht. Schließ­lich sollen die Bedin­gungen für Alba auf Dauer perfekt sein. Dazu gehört ein unge­störtes Leben, gleich­zeitig aber auch die Möglich­keit für die BOS-Teams, das Weib­chen und ihre Mitbe­wohner rund um die Uhr über­wa­chen und bei Schwie­rig­keiten wie etwa medi­zi­ni­schen Notfällen oder außer­ge­wöhn­li­chen Wetter­be­din­gungen sofort eingreifen zu können. Darum werden auf der an Albas neues Domizil angren­zenden Insel auch beste Voraus­set­zungen geschaffen. Eine eigene kleine Tier­klinik gehört ebenso dazu wie Beob­ach­tungs­platt­formen für die Obser­vie­rungs­teams oder auch Küche, Wirt­schafts- und Schlaf­ge­bäude für die Mitarbeiter.

Bis Alba auf ihre fünf Hektar große Insel zieht, wird sie wie bislang in ihrer gewohnten Umge­bung im BOS-Schutz­zen­trunm von Nyaru Menteng verbringen und liebe­voll von den Baby­sit­tern betreut.

Im Kuss-Schmatzen macht Julien keiner was vor

Im Kuss-Schmatzen macht Julien keiner was vor

Erin­nern Sie sich an Julien? Der sieben­jäh­rige Orang-Utan wurde erst vor wenigen Wochen gemeinsam mit vier Weib­chen in den Kehje Sewen-Wald ausge­wil­dert. Hier hat er sich anschei­nend wunderbar einge­lebt. Das zumin­dest berichtet unser Moni­to­ring-Team, das ihn letz­tens bei der Nahrungs­suche beob­achten konnte.

Aufmerk­sam­keit ist Juliens hervor­ste­chendste Eigen­schaft. Egal wann, egal wo — er scheint immer zu wissen, wann unsere Mitar­beiter in der Nähe sind. Sobald er sie entdeckt, startet er mit dem Kuss­schmatzen. Auch wenn der Name nied­lich klingt, sobald Julien dieses Geräusch produ­ziert, ist er auf Krawall gebürstet. Orang-Utans benutzen den soge­nannten Kiss Squeak nämlich, um ihr Miss­fallen auszu­drü­cken, sich Rivalen oder unlieb­samen Besuch vom Hals zu halten. Und Julien ist darin Experte.

 

Kommt mir nicht zu nahe!

Auch wenn der junge Orang-Utan Menschen im Normal­fall gut auf Abstand halten kann, gelang es unserem Team, ihn einen Tag lang zu obser­vieren. Mit Abstand, versteht sich. Die gute Nach­richt vorweg: Julien hat sich prächtig im Regen­wald einge­lebt. Davon zeugen sein guter gesund­heit­li­cher Zustand, seine artge­rechten Verhal­tens­weisen und seine Agilität. 

 

Norma­ler­weise startet er mit einem herz­haften Früh­stück in den Tag. Zu reich­lich Früchten fügt er seinem Spei­se­plan gern Termiten, Ratt­an­triebe, Lianen­fa­sern und junge Blätter hinzu. Neben der Nahrungs­suche pflegt Julien seine Sozi­al­kon­takte. So wurde er beob­achtet, wie er mit Affen­dame Cheryl, die am selben Tag wie er selbst ausge­wil­dert wurde, ausgiebig sein neues Leben genoss. Die sieben­jäh­rige und ihr char­manter Begleiter pflückten und aßen gemeinsam Triebe, spielten und ruhten sich zusammen in einem von Cheryl gebauten Nest aus. 

Das BOS-Moni­to­ring-Team zieht ein posi­tives Fazit: Julien geht es richtig gut! Wie sich sein Leben im Schutz­wald weiter gestaltet? Wir werden zeitnah darüber berichten – sofern der Orang-Utan uns ihn beob­achten lässt.

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.

Neues Glück für die wilde(n) Dreizehn

Neues Glück für die wilde(n) Dreizehn

Es ist voll­bracht – drei­zehn Orang-Utans haben nach dem langen Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess in unserem Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng nun ihr neues Leben in der Frei­heit des Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­parks begonnen. 

Dies war unsere zehnte Orang-Utan-Auswil­de­rung in den Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park (Taman Nasional Bukit Baka Bukit Raya; TNBBBR), durch­ge­führt von der Natur­schutz­be­hörde Zentral-Kali­mantans (BKSDA) in Zusam­men­ar­beit mit dem TNBBBR und der BOS Foun­da­tion, finan­ziert auch mit Spen­den­gel­dern von BOS Deutsch­land e.V.. Für vier Männ­chen und neun Weib­chen, darunter zwei Mutter-Kind-Paare, ging somit endgültig die Käfigtür im Dschungel auf. Nun leben insge­samt 92 reha­bi­li­tierte Orang-Utans im BBBR-Nationalpark.

 

 

Die drei­zehn Wald­men­schen machten sich in zwei Gruppen von Nyaru Menteng aus auf den Weg.
Terang, Indi, Nanda mit ihrem Sohn Ananda, Zazu, Kenya und China reisten am 12. Juli als erste Gruppe ab und wurden am folgenden Tag ausge­wil­dert. Vista und ihr Sohn Vee, Bulan, Suma, Kadek und Coklat bildeten die zweite Gruppe, die am 14. Juli Nyaru Menteng verließ, um am nächsten Tag in die verdiente Frei­heit entlassen zu werden.

Eine entspannte Reise

Das BOS-Team aus Tier­ärzten und erfah­renen Mitar­bei­tern begann am Nach­mittag mit der Sedie­rung der Tiere im Quaran­täne-Komplex von Nyaru Menteng 3. Inner­halb weniger Stunden waren die Arbeiten abge­schlossen, die Tiere in ihren Trans­port­boxen auf den Jeeps fest­ge­schnallt und das Auswil­de­rungs-Team bereit, direkt nach Sonnen­un­ter­gang auf die Reise zu gehen. Das kühlere Klima nach Einbruch der Dunkel­heit hilft Tieren und Menschen – die Orang-Utans bleiben ruhiger, die Menschen konzen­trierter, wenn die Sonne nicht über ihnen brennt.

Die Konvois stoppten regel­mäßig alle zwei Stunden, damit der Tier­arzt die Orang-Utans kurz unter­su­chen konnte. Außerdem bekamen die Menschen­affen während dieser Pausen kleine Snacks und genü­gend Erfri­schungen gereicht, damit die Reise für die Tiere so stress­frei wie möglich verlief. 

Nach der zehn­stün­digen Auto­fahrt wech­selten die Auswil­de­rungs­gruppen in moto­ri­sierte Boote, auf denen es weitere fünf Stunden strom­auf­wärts auf dem Fluss tief hinein in den geschützten Regen­wald ging. Sobald die Teams die vorher fest­ge­legten Orte im Natio­nal­park erreicht hatten, wurden die Orang-Utans schnell in ihren Boxen an Land getragen und nach­ein­ander in den Wald entlassen. Genau in diesem Moment begann für sie ihr neues Leben als freie Orang-Utans.

Frei aber nicht allein

Für BOS ist die Arbeit dann aber noch nicht erle­digt. Sobald die Trans­port­boxen geöffnet werden, beginnt für das bereit­ste­hende Moni­to­ring-Team der Einsatz: beob­achten und doku­men­tieren der Akti­vi­täten der ausge­wil­derten Orang-Utans. 

 

30 Tage werden die neuen Wilden engma­schig über­wacht, um sicher zu gehen, dass sich die Tiere in ihrem neuen Lebens­raum und in der neuen Selb­stän­dig­keit zurecht finden. In der soge­nannten Nest-zu-Nest-Beob­ach­tung begleiten BOS-Mitar­beiter die drei­zehn Orang-Utans unauf­fällig vom frühen Morgen, wenn sie ihre Schlaf­nester verlassen, bis zum Abend, wenn sie sich in ihrem neuen Nest schlafen legen. Die gesam­melten Daten sind über­le­bens­wichtig, da sie uns zeigen, wie sich die Orang-Utans in ihrem neuen Zuhause zurecht finden – ob sie genug Nahrung sammeln, ihr Gewicht halten, es keine gravie­renden Revier­strei­tig­keiten gibt und sie täglich ein neues Schlaf­nest errichten.

Orang-Utans retten Menschen

Seit 2012 hat die BOS Foun­da­tion damit 358 reha­bi­li­tierte Orang-Utans in gesi­cherte Regen­wald­ge­biete ausge­wil­dert. Doch die Arbeit geht weiter. „Wir haben dieses Jahr allein in Nyaru Menteng vier geret­tete Baby-Orang-Utans aufge­nommen. Auf den ersten Blick sind das nicht viele, doch sie kommen zu den mehr als 400 Orang-Utans, die derzeit in diesem größten BOS-Rettungs­zen­trum in unserer Obhut sind“, erläu­tert Dr. Ir. Jamarin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion. In der Entwal­dung und unserem über­mä­ßigen Verbrauch von Ressourcen, um unsere gierigen Wünsche zu erfüllen, sieht Dr. Sihite die Haupt­ur­sa­chen, die wild lebende Tiere an den Rand des Ausster­bens bringen. „Wir alle tragen daher die volle Verant­wor­tung dafür, die verblei­benden Wälder zu schützen. Lasst uns zusammen die letzten Orang-Utans Borneos bewahren und alles tun, damit ihre Anzahl in der Wildnis wieder ansteigt. Orang-Utans, unsere nächsten lebenden Verwandten, spielen eine bedeu­tende Rolle bei der Rege­ne­ra­tion des Waldes. Nach­hal­tige Wälder sind der Schlüssel zur Verbes­se­rung der Lebens­qua­lität für jeden Menschen auf diesem Planeten. Genau deshalb brau­chen wir im Wald lebende Orang-Utans. Indem wir sie retten, retten wir auch uns.“

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.

Ajeng erobert die Herzen

Ajeng erobert die Herzen

Es ist noch kein halbes Jahr her, da haben wir über die Romanze zwischen Ajeng und Tiny berichtet. Leider hat es bei Ajeng mit dem erhofften Nach­wuchs wieder nicht geklappt. Doch sie ist kein Kind von Trau­rig­keit. Das konnten unsere Mitar­beiter erst vor wenigen Tagen feststellen.

Unser Moni­to­ring-Team vom Nles Mamse Camp, das tief im Wald von Kehje Sewen liegt, begeg­nete zwei Orang-Utans, die schon seit einigen Jahren in Kehje Sewen leben: Rafli und Ajeng. Die BOS-Mitar­beiter waren mit routi­ne­mä­ßigen phäno­lo­gi­schen Unter­su­chungen beschäf­tigt, bei denen Bäume und Pflanzen über­prüft werden, die auf dem Spei­se­plan der Orang-Utans stehen. Da bemerkten sie Ajeng, die sich hoch oben in einem Urwald­riesen entspannte. Plötz­lich vernahmen sie lautes Krachen und Knacken aus den umlie­genden Bäumen. Ein riesiger Orang-Utan-Mann mit ausge­prägten Backen­wülsten erschien und steu­erte Ajeng direkt an. Es war niemand Gerin­geres als Rafli, der Herr­scher über Kehje Sewen! Dieses domi­nante Männ­chen ist der Chef eines sehr großen Terri­to­riums – und er hat eine starke Abnei­gung gegen­über Menschen.

 
Rafli
Rafli

Ajeng schien Raflis Anwe­sen­heit nicht unan­ge­nehm zu sein. Doch Rafli störte sich sehr an der Gegen­wart unseres Teams! Aufgrund seiner hier­ar­chi­schen Posi­tion ist Rafli ohnehin immer in erhöhter Alarm­be­reit­schaft. So ließ er sofort laute Kuss­ge­räu­sche hören, als er unser Team in den Büschen entdeckte. Es war ein so unge­wöhn­lich lautes Warn­ge­räusch, dass das ganze Team sofort Gänse­haut bekam! Auch Raflis Haare standen zu Berge und ließen diesen Riesen gleich noch größer und eindrucks­voller erscheinen. Zügig trat das Moni­to­ring-Team den Rückzug an, um den großen Kerl nicht noch weiter zu verär­gern. Die weiteren Beob­ach­tungen wollten sie doch lieber mit ange­mes­senem Abstand durchführen. 

Ein biss­chen Diskre­tion war auch durchaus ange­messen, denn Rafli und Ajeng schienen sich zu paaren. Er folgte ihr auf Schritt und Tritt. Die beiden teilten ihr Essen und hielten sich sogar gele­gent­lich an den Händen. Rafli schien von Ajengs Schön­heit voll­kommen verzau­bert zu sein. Er kaute auf Etlin­gera-Sprossen herum, ohne auch nur auf sein Essen zu achten – er hatte nur noch Augen für Ajeng.

Ajeng
Ajeng

Die Romantik war jedoch wie wegge­blasen, als sich Ajeng wieder auf das Moni­to­ring-Team zu bewegte. Rafli folgte ihr, bis er die Menschen entdeckte. Da stieß er ein weiteres lautes Kuss­ge­räusch aus, um das Team zu vertreiben. Da nun klar war, dass es wohl keine Möglich­keit mehr geben würde, die phäno­lo­gi­schen Unter­su­chungen an diesem Tag durch­zu­führen, ohne die beiden Turtel­täub­chen zu stören, beschlossen unsere Mitar­beiter, ins Lager zurück­zu­kehren. Und der Liebe eine Chance zu geben. Wir sind gespannt…

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.