Neun Jahre ist Miko jetzt bei BOS. Und hat in dieser Zeit als eines unserer Patentiere viele Menschen berührt und zu Orang-Utan-Schützern werden lassen. Jetzt muss Miko sich beweisen. Auf unserer Vorauswilderungsinsel Salat Island beginnt er die letzte Stufe seiner Rehabilitation, in der er zeigen soll, ob er bereit ist für die Freiheit.
Als Miko im Februar 2010 in unser Rehabilitationszentrum Nyaru Menteng kam, war er ein kleines Baby von drei Monaten. Hilflos und ohne seine Mutter hätte er allein im Regenwald nicht überleben können. In der Waldschule bei BOS hat er in seinen Schuljahren alles trainieren dürfen, was ein wilder Orang-Utan können muss: Welche Früchte er wann finden kann und wie sie am besten zu öffnen sind. Wie er sich sicher und geschickt durch die Bäume bewegt. Wie er ein Schlafnest baut. Vor welchen Gefahren er sich in Acht nehmen muss. Und wie er mit anderen Orang-Utans auskommt.
All das hat Miko vorbildlich gelernt. Er gehörte immer zu den verträglichen, neugierigen und freundlichen Tieren, auch als er mehr und mehr ins Flegelalter kam. Lange trug er unter den Babysittern den Spitznamen “Schimpanse”, weil sein Gang so sehr an diese andere Primatenart erinnert hat. Zuletzt musste Miko einige Wartesemester im Sozialisierungskomplex sammeln. Für die Waldschule war er zu groß geworden und die Warteliste für die Vorauswilderungsinsel war lang. Dann machten uns die große Hitze der Trockenzeit und die massiven Brände einen Strich durch die Umzugspläne. Aber nun ist es endlich soweit und Miko darf endlich auf der Vorauswilderungsinsel unter fast wilden Bedingungen zeigen, was in ihm steckt.
Hier können Sie mit uns nochmal in Mikos Fotoalbum blättern:
Auf dem Teil von Salat Island, der uns als “Walduniversität” dient, lebt Miko nun unter nahezu natürlichen Bedingungen. Er muss auf Futtersuche gehen, kann sich von Ast zu Ast schwingen, wird Schlafnester bauen und neue Orang-Utan-Bekanntschaften machen. Da die Insel nicht immer genug Futter für alle Tiere bietet, servieren unsere Mitarbeiter täglich eine große Obstration auf der Fütterungsplattform. Außerdem haben sie die Waldstudenten im kritischen Blick, um zu überprüfen, ob es ihnen gut geht. Sind die Tiere kräftig und wohlgenährt? Sind sie unverletzt und gesund? Kommen sie mit den anderen Orang-Utans aus? Läuft etwas grundlegend schief, dann gibt es hier auf der Insel immer die Möglichkeit, ein Tier wieder zurück zu holen.
Wenn aber alles gut läuft, dann darf Miko bald in den richtigen Regenwald umziehen und dort endlich als wilder und freier Orang-Utan-Mann leben.
Schauen Sie sich hier die ersten Schritte von Miko auf Salat Island an:
Die Brandsaison war heftig in diesem Jahr. Doch nun konnte BOS indirekt von den extremen Feuern profitieren. Denn ein Hubschrauber der Nationalen Katastrophenschutzagentur Indonesiens (BNPB) – eigentlich im Einsatz um Brände schnell zu entdecken – transportierte für BOS acht Orang-Utans direkt und auf schnellstem Weg ins Auswilderungsgebiet. Eine logistische Meisterleistung.
Orang-Utans erfolgreich im Regenwald auszuwildern, ist kein einfacher Job. Das können wir mit all unserer Erfahrung, die wir bei über 50 Auswilderungen seit 2012 gesammelt haben ohne Wenn und Aber feststellen. Ohne die Unterstützung von starken und verlässlichen Partnern wie der Naturschutzbehörde BKSDA, wäre der Job überhaupt nicht zu bewerkstelligen. Bei unserer jüngsten Auswilderung, der 31sten aus unserem Rehabilitationszentrum Nyaru Menteng, bekamen wir ganz besonders großzügige Hilfe von der Nationalen Katastrophenschutzagentur Indonesiens (BNPB). Sie stellte uns einen ihrer Helikopter zur Verfügung, der gerade auf Borneo eingesetzt wurde, um aufkommende Brände frühzeitig zu lokalisieren. So konnten wir acht rehabilitierte Orang-Utans aus dem nach wie vor von Smog belasteten Nyaru Menteng auf dem schnellen Luftweg in den Auswilderungswald von Bukit Batikap bringen.
Nur zum Vergleich: Der Transport der Orang-Utans auf dem Landweg und über Flüsse dauert normalerweise rund 48 Stunden. Mit dem Helikopter konnten die 133 Kilometer ins Totat Jalu Camp im Wald von Bukit Batikap in gerade mal 48 Minuten zurückgelegt werden!
Wie immer begann in Nyaru Menteng auch diese Auswilderung am frühen Morgen noch vor Sonnenaufgang. Für acht Auswilderungskandidaten sollte noch an diesem Tag das neue Leben in Freiheit beginnen: für die drei Männchen Kisar (19), Martisen (18) und Sampurna (17) und die fünf Weibchen Holly (18), Moccacino (19), Siti (17), Sisi (19) und Rawang (12). Wie immer bekamen die Orang-Utans zunächst ein Beruhigungsmittel verabreicht, um ihnen den Stress der letzten Check-ups zu erleichtern. Mit Tagesanbruch konnten die rothaarigen „Waldmenschen“ in die Transportkäfige gesetzt werden.
Mit drei Pickup-Trucks gelangten die acht Primaten nach fünfstündiger Reise zum 180 Kilometer entfernten Flughafen Sangkalemu in Zentral-Kalimantan. Alle zwei Stunden wurde dabei eine Pause eingelegt, um sich des Wohlergehens der Auswilderungskandidaten zu vergewissern.
Am nächsten Morgen war es dann soweit: Die Orang-Utans sollten mit einem großen Transporthelikopter direkt in den Schutzwald geflogen werden. Alle acht Transportboxen fanden im Hubschrauber Platz, sodass alle Tiere mit dem selben Flug schnell ans 133 Kilometer entfernte Ziel gebracht werden konnten.
Kurz nach Mittag gingen die Käfige der acht Orang-Utans im Wald von Bukit Batikap auf. Ihr neues Leben in der Wildnis konnte beginnen.
Die BOS Foundation dankt allen nationalen und internationalen Partnern für ihre Unterstützung! Denn ohne diese Unterstützung wäre auch diese Auswilderung nicht möglich gewesen.
Eines Samstagsmorgens nahm eines unserer Post-Release-Monitoring-Teams (kurz: PRM) seine gewohnte Routine auf und begann, die Wege der Orang-Utans abzugehen. Bei der Auswilderung wird jeder Orang-Utan mit einem Chip versehen, der ein Radiosignal aussendet und dem PRM-Team dabei hilft, die Tiere wiederzufinden und zu erkennen, ob sie mit ihrer Situation zurechtkommen oder nicht. Frisch aufgefundenen Spuren folgend, konnte das Team schließlich die Orang-Utan Dame Teresa und ihr Kind Berani auffinden und ihr Verhalten beobachten.
Als Teresa unser Team bemerkte, reagierte sie rasch sehr abweisend. Sie bewahrte aktiv Distanz zu den Menschen unter ihr und brach Äste ab, um ihren Unmut mitzuteilen.
Viele Monitoring-Berichte aus den letzten Jahren ergaben, dass ein solch beschützendes Verhalten bei Orang-Utan Müttern mit kleinen Babys völlig normal ist. Daher lag es am PRM-Team, von sich aus einen ausreichenden Abstand zu halten, um das Duo weiterhin gut observieren zu können. Schon kurz danach sollte sich zeigen, dass sich der Aufwand gelohnt hatte.
Denn zu beobachten war Berani, der völlig unabhängig von seiner Mutter die nähere Umgebung erforschte. Er fand essbare Blätter und Früchte, turnte in den Bäumen herum und nutzte kurze Lianen zur Fortbewegung, während seine Mutter ihn aufmerksam im Auge behielt. Im Gegensatz zu seiner Mutter wirkte Berani über die anwesenden Menschen eher unbekümmert. Unser Team berichtete später, wie überrascht es war, dass sich das Orang-Utan-Junge so schnell entwickelt hatte. Dies ist ein gutes Zeichen. Denn so steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich in den nächsten Jahrzehnten eine große, selbstständige Population in den Regenwäldern Borneos ausbreiten und neuen Generationen der rothaarigen Menschenaffen den Weg bereiten wird.
Werden auch Sie zum Orang-Utan-Retter. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regenwald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.
Vor Kurzem sind Orang-Utan Mann Misri (17) und das Weibchen Febri (15) in unseren Auswilderungswald Kehje Sewen in Ost-Kalimantan gezogen. Wie üblich wurden auch sie in den ersten Tagen intensiv von unseren Mitarbeitern im Regenwald beobachtet, um sicher zu gehen, dass sie auch wirklich gut alleine in der Wildnis zurechtkommen.
Misri legte gleich voller Energie und Tatendrang los und eroberte sein neues Zuhause entschlossen und selbstbewusst. Kaum hatte sich die Klappe der Transportbox geöffnet, griff er gleich nach einer Liane und kletterte bis zum Baumkronendach empor. Dann hielt er für einen Moment inne, warf einen letzten Blick und einige Äste auf unsere Beobachter und verschwand in der Tiefe des Waldes.
Misri erkundet sein neues Zuhause
Unser Team kam dem wild entschlossenen Misri kaum hinterher. Doch schließlich entdeckten ihn unsere geschulten Kollegen wieder. Er saß mit Riki (26) und deren Tochter Rini (4), die am selben Tag ausgewildert worden waren, gemeinsam auf einem Baum. Doch nur kurz. Es schien, als ob er an seinem ersten Tag in der langersehnten Freiheit mehr erleben wollte. Er machte sich wieder auf den Weg, um die neue Umgebung zu erkunden, wobei er unterwegs noch eine ordentliche Portion Blätter und Termiten fraß. Mit vollem Bauch lehnte er sich gegen einen Baumstamm und genoss die wohlverdiente Pause.
Als es plötzlich anfing zu regnen, raffte er gemächlich und mit halb geschlossenen Augen das umliegende Geäst zusammen und baute sich daraus ein Blätterdach, das ihn vor der Nässe schützte. Super! Auf diese Weise bestand er gleich den ersten Test in der echten Wildnis.
Weil der Regen immer stärker wurde und sich ein großes Gewitter anbahnte, musste unser Team aus Sicherheitsgründen schnell zurück zum Camp und die Beobachtung abbrechen. Obwohl uns der Regen einen Strich durch die Rechnung machte, waren wir am Ende des Tages guter Dinge. Misri hatte uns schon in den ersten Stunden seines neuen Lebens gezeigt, wie schnell er mit den Gegebenheiten in freier Wildbahn zurechtkommt.
Und wie geht es Febri?
Febri, die am selben Tag wie Misri in den Regenwald einzog, begann ihr neues Leben ganz anders. Die Orang-Utan Dame stürmte nicht sofort nach der Öffnung des Käfigs zum Erkunden in die Weiten des Waldes. Sie erkletterte zunächst den nächst gelegenen Baum, um nicht weit vom Auswilderungsteam entfernt zu sein, und verbrachte dort die restliche Zeit des Tages. Sichtlich damit beschäftigt, sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Am ersten Tag fraß sie auch noch nicht sonderlich viel, baute sich aber ein Nest für die kommende Nacht.
Am nächsten Tag kehrte das Team um sechs Uhr in der Früh zu Febris Schlafnest zurück und bemerkte gleich einen deutlichen Stimmungswandel. Zwar blieb sie noch immer in der Nähe des Auswilderungspunktes, hatte aber erkennbar großen Appetit. Sie bediente sich am großen Angebot von Waldfrüchten und Blättern, legte sich sogar einen kleinen Vorrat in ihrem Nest an, in das sie sich für ein Mittagsschläfchen zurückzog. Und am späten Nachmittag baute sie sich dann ihr neues Schlafnest.
In den folgenden Tagen konnten unsere Mitarbeiter feststellen, dass sich Febri immer sicherer in ihrer neuen Heimat bewegte und sich sichtlich wohler fühlte. Sie bewegte sich immer weiter vom Auswilderungspunkt weg, erkundete immer mutiger ihre Umgebung, entdeckte einen Wasserfall, von dem sie ausgiebig trank und baute sich jeden Abend ein neues Schlafnest.
Febri wird wohl etwas mehr Zeit benötigen, als andere Orang-Utans, die sich schneller an das Leben in der Wildnis gewöhnen als sie. Doch wir sind zuversichtlich, dass sie weiterhin gute Fortschritte macht und das Überleben in der Wildnis auch für sie kein Problem darstellen wird!
Werden auch Sie zum Orang-Utan-Retter. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regenwald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.
Während der September hierzulande langsam den Herbst einleitet, eröffnet er für unsere Orang-Utan-Dame Tarwan den Frühling des Lebens. Denn sie war eines der vielen Opfer der thailändischen Tourismusindustrie, in der zahlreiche unserer nächsten Verwandten unter unwürdigen Lebensverhältnissen grausam ausgebeutet und gequält werden. Jetzt darf sie endlich in der Freiheit des Regenwaldes leben.
Glücklicherweise konnte Tarwan im November 2006 im Alter von fünf Jahren mit 47 anderen Orang-Utans aus Thailand zurück nach Borneo gebracht werden. Doch unzählige weitere Waldmenschen, wie sie auf Malaiisch zutreffend genannt werden, fristen ihr Dasein weiterhin völlig perspektivlos in zubetonierten Zoos oder müssen geschminkt und verkleidet in Shows auftreten. Sie werden sexualisiert, müssen sich zur Bespaßung der Zuschauer lächerlich machen oder sogar gegeneinander im Boxring antreten. Eines haben sie alle gemeinsam: Fernab ihrer wahren Heimat Indonesien, werden sie gefangen gehalten und eines Lebens in Freiheit beraubt.
Tarwan und ihre 47 anderen Leidensgenossen hatten großes Glück, denn häufig kann bei den Menschenaffen nicht nachgewiesen werden, dass sie illegal aus Indonesien geschmuggelt worden sind. So bleiben sie ihrem traurigen Schicksal in fremden Ländern ausweglos überlassen.
Unsere Orang-Utan-Dame Tarwan konnte nun endlich im Alter von 18 Jahren, nach langjähriger sorgfältiger und liebevoller Rehabilitation, zusammen mit sieben weiteren unserer Schützlinge, in den Nationalpark Bukit Baka Bukti Raya entlassen werden. So können neben Tarwan nun auch die drei Orang-Utan-Männer Tom (16), Toby (10) und Salu (17), sowie die Weibchen Elly (16), Dini (13), Randang (14) und Bungsu (17) ein neues Leben fernab von Gittern in Freiheit genießen.
Ab in den Dschungel
Wie immer machte unser geschultes medizinisches Team die letzten gesundheitlichen Check-ups und sedierte unsere felligen Verwandten, um sie für die anstehende Reise, hoffentlich zum letzten Mal, in Transportkäfige einsperren zu können.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Mailchimp. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.