Zwei Orang-Utan-Babys gerettet

Zwei Orang-Utan-Babys gerettet

Zwei weitere Orang-Utan-Babys, die den trau­ma­ti­schen Verlust ihrer Mutter und einige Wochen in Gefan­gen­schaft bewäl­tigen müssen, haben jetzt bei BOS ihr neues Leben begonnen. Jeni und Alex­ander, beide noch kein Jahr alt, sind jetzt bei BOS in Sicher­heit. Nachdem sie die coro­nabe­dingt verschärfte Quaran­täne über­standen haben, dürfen sie jetzt im Wald­kin­der­garten spie­lend lernen, ein wilder Orang-Utan zu sein.

Corona und der Schutz vor einer mögli­chen Infek­tion sind eine große Heraus­for­de­rung für Mensch und Tier. Glück­li­cher­weise waren unsere Teams gut vorbe­reitet, als zwei kleine Orang-Utan-Waisen vor einigen Wochen in unser Schutz­zenrum Nyaru Menteng kamen. Wir haben schon darüber berichtet: An der Seite der indo­ne­si­schen Natur­schutz­be­hörde BKSDA war BOS seit Beginn der Pandemie an der Rettung von sieben Orang-Utans betei­ligt. Darunter zwei Babys, die wir zunächst in die neu ange­legten COVID-19-Quaran­täne-Stationen unserer Schutz­zen­tren aufge­nommen haben. 

Jeni war in einem besorg­nis­er­re­genden Zustand

Am 24. August brachte die BKSDA ein kleines Orang-Utan-Mädchen nach Nyaru Menteng. Bei ihrer Ankunft im Zentrum wog die damals zehn Monate alte Jeni nur fünf Kilo­gramm. Ihre Haut war ganz trocken, und sie hatte zahl­reiche Wunden auf dem Rücken und an einem ihrer Beine. Sie war in einem besorg­nis­er­re­genden Zustand.

Jeni hat ihre Mutter verloren
Jeni hat ihre Mutter verloren

In den ersten Tagen der Quaran­täne hatte Jeni große Schwie­rig­keiten, sich an ihre neue Umge­bung zu gewöhnen. Die Verlet­zung am Bein machte ihr schwer zu schaffen, außerdem zeigte sie alle Anzei­chen eines Schocks – was kein Wunder ist, da die viel zu frühe Tren­nung von der Mutter für kleine Orang-Utans ein trau­ma­ti­sie­rendes Erlebnis ist. Eigent­lich sind sie bis zum Alter von sieben oder acht Jahren auf ihre Mütter ange­wiesen – um sich in dieser Welt zurecht­zu­finden und alle Fertig­keiten zu lernen, die es zum Über­leben im Regen­wald braucht. Der Verlust der Mutter in diesem jungen Alter hinter­lässt tiefe seeli­sche Wunden und stellt die kleinen Orang-Utans vor riesige Heraus­for­de­rungen. Manchmal sogar vor die Heraus­for­de­rung zu überleben….

Jeni  liebt es, im Baum zu hangeln
Im Baum zu hangeln ist für Jeni das Größte

Das medi­zi­ni­sche Team und unsere Baby­sit­te­rinnen im Rettungs­zen­trum waren fest entschlossen gerade jetzt in diesen für alle schwere Zeiten, gut für Jeni zu sorgen, damit sie sich in ihrer neuen Umge­bung wohl und sicher fühlt. Und eines Tages mit der Trauer leben kann.

Alex­ander wollte nichts mehr trinken

Nur einen Tag nach Jeni wurde Alex­ander von einem Wild­tier-Rettungs­team der BKSDA gerettet, medi­zi­nisch versorgt und wenig später eben­falls nach Nyaru Menteng gebracht. Da war Alex­ander schät­zungs­weise neun Monate alt. Wie alle Neuan­kömm­linge wurde er genau unter­sucht: Sein Haar war verfilzt, die Haut ausge­trocknet und er hatte zahl­reiche Wunden an Beinen und Armen.

Bei seiner Erstuntersuchung wog Alexander nur 3,5 Kilogramm
Bei seiner Erst­un­ter­su­chung wog Alex­ander nur 3,5 Kilogramm

Der kleine Orang-Utan-Junge wog grade mal 3,5 Kilo­gramm und wirkte sehr verängs­tigt. Dem Rettungs­team der BKSDA hatte ein Dorf­be­wohner erzählt, dass Alex­an­ders Mutter von einem Hund ange­griffen worden und in Panik geflohen sei. Das Baby habe sie zurück­ge­lassen. Daraufhin habe der Mann das Baby mitge­nommen und in einen Käfig gesperrt, bis die BKSDA den kleinen Menschen­affen abholte.
Während seiner zwei­mo­na­tigen Quaran­täne litt Alex­ander unter Verdau­ungs­pro­blemen, sein kleiner Bauch war sichtbar aufge­bläht. Anfangs weigerte er sich, die von den Baby­sit­te­rinnen ange­bo­tene Milch zu trinken. Das war ein großes Problem, denn er musste drin­gend zunehmen. Doch der kleine Orang-Utan-Junge trau­erte offenbar so sehr um seine Mutter, dass er die Nahrung verwei­gerte. Unsere Tier­ärzte und Baby­sit­te­rinnen kümmerten sich sehr liebe­voll und geduldig um Alex­ander. Und schließ­lich kam er langsam wieder zu Kräften.

Bananen sind nährende Leckereien
Bananen halfen, dass Alexender wieder zu Kräften kam

Jetzt spielen beide Babys im Waldkinderkarten

Die Arbeit unserer Teams wurde belohnt: Aus Jeni ist inzwi­schen ein lebens­lus­tiges kleines Orang-Utan-Mädchen geworden, das sich in der Gemein­schaft der anderen sehr wohl­fühlt. Seit September ist sie in der Wald­kin­der­karten-Gruppe und klet­tert am liebsten den ganzen Tag in den Bäumen herum. Ihr Appetit ist zurück­ge­kehrt – ganz beson­ders gern isst Jeni Bananen.
Alex­ander erholt sich eben­falls langsam von seinem Trauma und gewöhnt sich jeden Tag etwas besser an sein neues Leben. Genau wie Jeni geht er mitt­ler­weile in den Wald­kin­der­garten und spielt mit den anderen kleinen Orang-Utans – am liebsten in den Bäumen. Oder er schau­kelt verträumt in einer Hängematte. 

Eines Tages werden sie hoffent­lich wieder frei leben können

Wir hoffen aufrichtig, dass diese beiden jungen Orang-Utans den Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess sicher durch­laufen und mit Bravour bestehen können. Auch sie haben es verdient, eines Tages wild und frei im Regen­wald zu leben. Da, wo sie hingehören.

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Freunde in der Not

Freunde in der Not

Gute, verläss­liche Freunde zu haben, ist ein Schatz. Vor allem, wenn es einem nicht so gut geht. Das ist nicht nur bei uns Menschen so, sondern auch bei unseren nahen Verwandten, den Orang-Utans. Unser Team im Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen wurde nun Zeuge einer beson­ders innigen Freund­schaft von Wald­mensch zu Waldmensch.

Orang-Utan-Weib­chen Lesan lebt seit ihrer Auswil­de­rung 2012 im Wald von Kehje Sewen und wird – wie alle anderen von uns ausge­wil­derten Tiere – regel­mäßig von unseren Beob­ach­tungs­teams aus Camp Lesik aufge­spürt. Die Fach­leute streifen routi­ne­mäßig durch das Gebiet, um unsere „Neuen Wilden“ in ihrem freien Leben zu beob­achten, alles zu doku­men­tieren und natür­lich auch, um im Fall der Fälle zu helfen. 

Lesan brauchte drin­gend medi­zi­ni­sche Hilfe

Vor einigen Monaten machte das Team dann eine besorg­nis­er­re­gende Entde­ckung: Lesan – sie hat vor rund vier Jahren das Orang-Utan-Mädchen Ayu zur Welt gebracht  – schien sehr geschwächt zu sein. Sie hatte eine laufende Nase, hustete und wirkte sehr gebrech­lich. Unsere Tier­ärztin vermu­tete, dass sie an ORDS (Orang-Utan Respi­ra­tory Distress Syndrome) leidet, eine Krank­heit, die unsere Vete­ri­näre leider nur allzu gut kennen. ORDS kann für einen Orang-Utan sehr schnell lebens­be­droh­lich werden! Daher beschloss das Team schweren Herzens, Lesan und ihre Tochter mit ins Camp zu nehmen, um Lesan dort zu behan­deln, bis sie wieder voll­ständig gesund ist. 

Lesan mit Töchterchen Ayu
Lesan mit Töch­ter­chen Ayu

Im Camp Lesik ange­kommen, wurde die 17 Jahre alte Lesan erst mal operiert: Die Flüs­sig­keit, die ihre Atem­wege blockierte, musste redu­ziert werden. Dem Weib­chen wurde eine große Menge Schleim entfernt, der ihren geschwächten Zustand und ihren Husten erklärte. Arme Lesan! Nach der Opera­tion wurde sie eine lange Zeit rund um die Uhr versorgt und erhielt Medi­ka­mente, die unter ihre Mahl­zeiten aus Wald­früchten und Blät­tern gemischt werden. Dank der Behand­lung wurde ihr Zustand mit jedem Tag deut­lich besser. Solange musste sie mit ihrer Tochter in einem Gehege im Camp verweilen. Sicher­lich eine harte Gedulds­probe für Lesan. Immerhin gehörte sie seit ihrer Auswil­de­rung im April 2012 mit zu den ersten Bewoh­nern von Kehje Sewen. Doch glück­li­cher­weise besserte sich ihr Gesund­heits­zu­stand nach einigen Wochen.

Hamzah besucht sie regel­mäßig am Krankenlager

Ob es die „Kran­ken­be­suche“ waren, die ihre Gene­sung beför­derten? Seit ihrer Ankunft im Camp hatte Lesan nämlich einen regel­mä­ßigen Besu­cher: Hamzah, ein 17 Jahre alter Orang-Utan-Mann. Lesan und Hamzah kennen sich schon lange – seit ihrer Auswil­de­rung in den Wald von Kehje Sewen vor rund acht Jahren. Offenbar verbindet die beiden Tiere so etwas wie Freund­schaft, denn Hamzah kam mehrere Tage hinter­ein­ander ins Lager und verbrachte Zeit in der Nähe von Lesans Gehege. Tatsäch­lich hat das Männ­chen sogar seine Nacht­nester in der Nähe des Lagers gebaut, um dann am nächsten Morgen wieder im Camp aufzutauchen.

Lesan und Hamzah
Lesan und Hamzah

Anfangs haben unsere Mitar­beiter diese Besuche sehr genau beob­achtet, falls sie hätten eingreifen müssen. Doch sehr schnell waren sie beru­higt: Hamzahs Anwe­sen­heit schien Lesan zu trösten. Die beiden inter­agierten und berührten sich, obwohl sie durch die Gitter des Geheges getrennt waren. Eine sehr vertraute Begeg­nung unter alten Freunden…

Gute Freunde kann nichts trennen

Bis zu Lesans Gene­sung nutze das Team die Gele­gen­heit, auch Hamzahs Gesund­heit zu über­wa­chen. Und sich daran zu erfreuen, wie fürsorg­lich Hamzah seine alte Freundin unter­stützt. Danke Hamzah!
Auch dank dir können Lesan und Ayu inzwi­schen wieder gemeinsam mit dir durch die Baum­kronen schwingen.

 

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Orang-Utan-Beob­ach­tung für Einsteiger

Orang-Utan-Beob­ach­tung für Einsteiger

Wer sich auf Dschun­gel­ex­pe­di­tion begibt, der braucht eine ordent­liche Ausrüs­tung. Täglich wandern unsere Beob­ach­tungs­teams durch unsere viele tausend Hektar großen Auswil­de­rungs­wälder, um sicher­zu­stellen, dass es unseren „Neuen Wilden“ gut geht. Außerdem sammeln sie wich­tige Daten, mit deren Hilfe wir auch die Ausbil­dung unserer Schütz­linge in den Rettungs­zen­tren immer weiter verbes­sern. Heute packen wir einmal gemeinsam die Ausrüs­tung für einen Arbeitstag im Regen­wald zusammen. Auf geht’s!

Regel­mäßig berichten wir über die Arbeit der Beob­ach­tungs­teams in unseren drei Schutz­wäl­dern. Erzählen davon, wie unsere Mitar­beiter sich im tiefsten Dschungel auf die Lauer legen, um die ausge­wil­derten Orang-Utans aufzu­spüren. Manchmal sind sie Tage, manchmal für einige Wochen immer wieder unter­wegs, um nach einem bestimmten Tier zu suchen. Denn in den dicht bewach­senen Regen­wäl­dern ist die Suche nach einem Orang-Utan oftmals wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Die zwölf Must-haves für Orang-Utan-Beobachter

1. Funkt­e­le­me­trie-Empfänger

Funktelemetrie-Empfänger
Funktelemetrie-Empfänger

Dieser Empfänger ist ein Muss für jedes Orang-Utan-Auswil­de­rungs­pro­gramm. Vor der Auswil­de­rung wird jedem Orang-Utan ein kleiner Funk­sender in den Rücken implan­tiert, der sie in ihrer Bewe­gung nicht einschränkt (externe Sender, wie sie z. B. bei Vögeln oder Wölfen verwendet werden, sind bei Orang-Utans unge­eignet, da die Gefahr besteht, dass sie beim Klet­tern in den Bäumen daran hängen bleiben). Jedes Implantat sendet ein indi­vi­du­elles Signal aus, das vom Empfänger gelesen werden kann. So können wir Orang-Utans loka­li­sieren und iden­ti­fi­zieren. Während die Beob­ach­tungs­teams durch den Dschungel wandern, halten sie regel­mäßig an, um nach den verschie­denen Signalen zu suchen. Wenn ein Signal erkannt wird, piept der Empfänger wieder­holt. Je geringer der Abstand zu einem Orang-Utan wird, desto lauter wird das Piepen.

2. Digi­tal­ka­mera

Digitalkamera
Digitalkamera

Auch auf Digi­tal­ka­meras sind wir drin­gend ange­wiesen, vor allem auf solche mit einem leis­tungs­starken Zoom. So können wir Fotos und Videos der von uns über­wachten Orang-Utans und der Arten­viel­falt des Waldes aufnehmen. Da Orang-Utans den größten Teil ihres Lebens hoch oben in den Bäumen verbringen, ist Kamera umso nütz­li­cher, je stärker der Zoom ist.

3. Trag­bares GPS-Gerät

Tragbares GPS-Gerät
Trag­bares GPS-Gerät

Wenn man nicht aufpasst – und kein GPS-Gerät dabeihat, kann man sich im Dschungel leicht verirren.  Für unsere Beob­ach­tungs­touren ist es wichtig, dass wir genau aufzeichnen können, wo sich die Orang-Utans befinden. Und wenn wir eine Nest-zu-Nest-Beob­ach­tung durch­führen, müssen wir in der Lage sein, die genauen Koor­di­naten des Schlaf­nestes aufzu­zeichnen, damit das nächste Über­wa­chungs­team dieses am nächsten Morgen auch im Dunkeln loka­li­sieren und die Beob­ach­tung des Orang-Utans fort­setzen kann.

4. Trag­bares Funkgerät

Walkie-Talkie
Walkie-Talkie

Da es im Regen­wald keinen Handy­emp­fang gibt, sind trag­bare Funk­ge­räte oder – wie man sie gemeinhin nennt – Walkie-Talkies, unser Haupt­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mittel. Sie dienen uns als Koor­di­na­tions- und Sicher­heits­in­stru­ment. Unsere Teams sind in mehreren kleinen Gruppen im Wald unter­wegs und dabei oft durch große Entfer­nungen vonein­ander getrennt. Dank der trag­baren Funk­ge­räte sind wir immer in der Lage, mitein­ander oder mit dem Camp zu kommunizieren. 

5. Fern­glas

Fernglas
Fernglas

Es ist nicht einfach, Orang-Utans zu entde­cken, da sie hoch oben in den Wipfeln der Bäume leben, gut versteckt hinter Blät­tern. Haben wir einen Orang-Utan gesichtet, kann es eine echte Heraus­for­de­rung sein, ihn im Auge zu behalten. Hier kommt das Fern­glas ins Spiel. Damit haben wir sie besser im Blick und können auch auf die Entfer­nung beob­achten, was sie gerade machen und welche Früchte und Blätter sie gefunden haben. Auch bei unseren monat­li­chen phäno­lo­gi­schen Unter­su­chungen brau­chen wir das Fern­glas, um das Vorkommen und die Menge an Früchten, Blät­tern und Blüten in ausge­wählten Bäumen abzuschätzen.

6. Markie­rungs-Band

Wir verwenden gut sicht­bare Bänder, um wich­tige Bäume zu markieren, z. B. Wegmarken entlang unserer Trek­king-Abschnitte oder Bäume, in denen wir Orang-Utan-Nester finden.

7. Wasser­dichte Packsäcke

Im Dschungel haben Flüsse eine ähnliche Funk­tion wie Auto­bahnen zwischen Städten, während Pfade eher den kleinen Straßen ähneln, die uns helfen, ein spezi­elles Ziel zu errei­chen. Auf den Flüssen und bei den stän­digen Regen­fällen, besteht für all unsere elek­tro­ni­schen Geräte und die wert­vollen, auf Papier gesam­melten Daten ein sehr hohes Risiko, nass zu werden. Um diesen tragi­schen Verlust von Ausrüs­tung und Daten zu verhin­dern, bewahren wir alle wich­tigen Geräte und Unter­lagen in wasser­dichten Pack­sä­cken auf.

8. Daten­blätter und Schreibwaren

Bei der Beob­ach­tung von Orang-Utans sammeln wir mithilfe von Daten­blät­tern, die speziell für die Aufzeich­nung von allge­meinem Verhalten, Nestbau und dem Hören von „Long Calls“ entwi­ckelt wurden, akri­bisch Daten. Auch bei unseren phäno­lo­gi­schen Unter­su­chungen verwenden wir Daten­blätter, die speziell für die Beob­ach­tung unserer markierten Bäume und Pflanzen entwi­ckelt wurden.

9. Uhren

Wenn wir Orang-Utans beob­achten, führen wir soge­nannte Fokus-Verfol­gungen durch. Das bedeutet, dass wir alle paar Minuten zu fest­ge­legten Zeiten die Akti­vität eines ausge­wählten Orang-Utans aufzeichnen. Es ist daher beson­ders wichtig, dass wir genaue und zuver­läs­sige Uhren haben, die uns darüber infor­mieren, wann wir diese wich­tigen Daten proto­kol­lieren müssen.

10. Stirn­lampen

Häufig beginnen unsere Beob­ach­tungen, ehe die Sonne aufgeht. Oder sie enden, nachdem sie bereits unter­ge­gangen ist. Das heißt, wenn wir zurück ins Lager gehen, müssen wir im Dunklen durch den Dschungel wandern. Das ist selbst bei taghellem Sonnen­schein schon eine Heraus­for­de­rung aufgrund des unebenen Bodens und des dichten Unter­holzes. Wenn wir also im Dunkeln wandern müssen, brau­chen wir auf jeden Fall eine Stirn­lampe, die uns den Weg leuchtet. 

11. Regen­mäntel

Im Dschungel erhalten wir keine Wetter­be­richte, die uns vor einem plötz­li­chen Regen­sturm warnen. Selbst mit einem dichten Blät­ter­dach über unseren Köpfen kann uns ein starker Regen­guss immer noch komplett durch­nässen. Deshalb kann sich kein Mitglied unseres Beob­ach­tungs-Teams vorstellen, das Lager ohne einen Regen­mantel im Gepäck zu verlassen. Denn der hält uns zumin­dest trockener.

12. Kleine Rucksäcke

All diese Ausrüs­tungs­ge­gen­stände per Hand durch den Dschungel zu tragen, wäre nicht nur unprak­tisch, sondern schlicht unmög­lich. Darum hat jedes Team­mit­glied seinen eigenen Ruck­sack, in dem alle wich­tigen Dinge des tägli­chen Bedarfs – von der Ausrüs­tung bis zum Mittag­essen – mitge­nommen werden.

 

Jeder Gegen­stand auf dieser Liste ist für unsere tägliche Arbeit in den Auswil­de­rungs­wäl­dern von entschei­dender Bedeu­tung. Daher geben wir immer unser Bestes, alles trotz der widrigen Bedin­gungen in Ordnung zu halten. Sobald eine Sache nicht gebraucht wird, reinigen wir sie und packen sie in eine behelfs­mä­ßige Trockenbox, die mit feuch­tig­keits­ab­sor­bie­rendem Sili­kagel gefüllt ist. Nichts­des­to­trotz führt die Arbeit in einer so feuchten Umge­bung dazu, dass elek­tro­ni­sche Geräte schneller mal ausfallen und dass Klei­dung nicht sehr lange hält. Ganz gleich, wieviel Mühe man sich gibt.

Bei der Arbeit müssen wir auch sehr auf unsere Ausrüs­tung aufpassen – das Inter­esse eines neugie­rigen Orang-Utans ist schnell geweckt… Wir wollen nämlich nicht, dass die Orang-Utans unsere Ruck­säcke oder Teile der Ausrüs­tung als unter­halt­same Abwechs­lung oder mögliche Nahrungs­quelle inter­pre­tieren. Darum: Wenn wir irgend­etwas aus unseren Taschen heraus­holen, machen wir dies immer außer­halb des Sicht­felds eines Orang-Utans. 

 

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Arten retten — Gegen das große Verschwinden

Arten retten — Gegen das große Verschwinden

Arten­ret­te­rInnen leben nicht nur ihren Traum von Entde­ckung, Wildnis und Tier­liebe — sie enga­gieren sich für uns alle. Denn: Wir alle stehen in Wech­sel­wir­kung mit wilden Tieren, Pflanzen und Viren, deren Lebens­raum und Dienste sich die Menschen aneignen. An der Hand der Ikone des Arten­schutzes, Dr. Jane Goodall, nähert sich der Film dem Kampf um den Erhalt der Biodi­ver­sität. Mit BOS Foun­da­tion, Dr. Jane Goodall und vielen anderen Arten­schüt­zern auf der ganzen Welt.

Wir alle teilen uns einen Planeten mit wilden Tieren, Pflanzen und Mikroben, die immer mehr in Bedrängnis geraten. Stirbt eine Schlüs­selart, gerät ein über Jahr­tau­sende perfek­tio­niertes Ökosystem ins Wanken. Zoonosen durch Wild­tier­kon­takte über­tragen Viren an uns Menschen, die keine natio­nalen Grenzen achten. Der Mensch ist direkt von einem Arten­sterben betroffen, das heute Dutzende bis Hunderte Male schneller verläuft als im Durch­schnitt der letzten zehn Millionen Jahre. Doch die Darstel­lung der Spezies Mensch mit ihrem Streben nach Wachstum als uner­bitt­li­cher Vernichter der Arten­viel­falt ist auch ein Zerr­bild der Realität. Menschen – indi­vi­duell und orga­ni­siert – überall auf der Welt kämpfen täglich für den Erhalt, das Über­leben und das „Wieder­auf­er­stehen“ von Arten. Sie vermit­teln Hoff­nung und treten selbst in der abso­luten Gewiss­heit großer Dring­lich­keit dafür ein, die Situa­tion des Menschen als Teil des großen Ganzen endlich allen Menschen zu vermit­teln und verständ­lich zu machen: Es geht hier um uns alle. In vorderster Reihe dabei: die Prima­to­login Dr. Jane Goodall, die uns als 86-jährige Ikone des Arten­schutzes diesen sowohl in der Meta­ebene als auch in seiner Sinn­haf­tig­keit und Sinn­lich­keit erfahrbar und zugäng­lich macht.

Der Film ist zusätz­lich bis zum 4. Februar 2021 in der arte-Media­thek abrufbar.

Prima­ten­for­schung — Eine Domäne starker Frauen (2/2)

Prima­ten­for­schung — Eine Domäne starker Frauen (2/2)

Der Zwei­teiler erzählt die Geschichte von drei Pionie­rinnen der Prima­ten­for­schung – Jane Goodall, Dian Fossey und Birute Galdikas –, die vor über einem halben Jahr­hun­dert das Verhalten der großen Menschen­affen erforschten. Heute setzen in Ruanda, Uganda und Borneo drei junge Frauen ihre Arbeit fort: Julia Badesco, Nadia Mionieza und Ruth Linsky.

Ende der 50er Jahre war der kenia­ni­sche Paläo­an­thro­po­loge Louis Leakey lange vor der inter­na­tio­nalen Wissen­schafts­ge­mein­schaft über­zeugt, dass Mensch und Primaten einen gemein­samen Vorfahren haben, dessen Erfor­schung ein besseres Verständnis der mensch­li­chen Evolu­tion ermög­li­chen würde. Für die Feld­for­schung sicherte er sich die Mitar­beit von drei Frauen, deren ausge­zeich­nete Beob­ach­tungs­gabe er schätzte.

So begann die Britin Jane Goodall 1960 in Tansania, das Verhalten von Schim­pansen zu unter­su­chen. Mit ihrer Arbeit revo­lu­tio­nierte sie die Verhal­tens­for­schung und bewies die erstaun­liche Intel­li­genz der nahen Verwandten des Menschen. Drei Jahr­zehnte später trat die junge, frisch promo­vierte Prima­to­login Julia Badescu, eine Kana­dierin rumä­ni­scher Herkunft, in Goodalls Fußstapfen: In Uganda erforschte sie, wie Schim­pansen Schlaf­nester bauen und aggres­sives Verhalten regeln, wie die Weib­chen Paarungs- und Fort­pflan­zungs­stra­te­gien ersinnen und welch wich­tige Rolle Schim­pan­sen­groß­mütter, ‑väter und ‑geschwister für die Gemein­schaft spielen.
In Ruanda widmete sich die Ameri­ka­nerin Dian Fossey der Erfor­schung und dem Schutz von Gorillas. Ihr Buch „Gorillas im Nebel“ wurde 1988 zu einem erfolg­rei­chen Kino­film adaptiert.1985 bezahlte sie ihren Kampf gegen Wilderer, die den größten lebenden Primaten nach­stellten, mit dem Leben. Heute erforscht die junge ruan­di­sche Biologin Nadia Niyo­ni­zeye die Nach­fahren jener Gorillas, die Dian Fossey einst in ihrer Gruppe akzeptierten.

Erster Teil am 23. November 2020, 16.00 Uhr (arte)