Wieder ille­galen Holz­ein­schlag in Mawas entdeckt

Wieder ille­galen Holz­ein­schlag in Mawas entdeckt

Die Torf­moor­wälder von Mawas sind noch immer bedroht – insbe­son­dere in den Berei­chen, in denen BOS tätig ist. Erst im August 2018 beschlag­nahmte die örtliche Polizei knapp 800 illegal gefällte Baum­stämme. Nun hat ein Team des BOS-Auffors­tungs­pro­gramms in Mawas Hunderte weitere illegal gefällter Baum­stämme entdeckt.

Erst letzte Woche hatte das Patrouil­len­team, das mit der Über­wa­chung der 309.000 Hektar großen Fläche noch bestehenden und in den neun­ziger Jahren gero­deten Torf­moor­waldes betraut ist,  erneut Hunderte gefällter Baum­stämme mit einem geschätzten Volumen von rund 200 Kubik­me­tern im Mant­angai River entdeckt. Als das Team weiter in die Gegend von Rantau Upak in Mang­katip und den Telu-See fuhr, entdeckten sie noch weitere Baum­stämme, die zum Weiter­trans­port bereit im Fluss schwammen. 

Die Stämme werden von der Polizei beschlagnahmt
Die Stämme werden von der Polizei beschlagnahmt

Da unser Team nicht über die recht­li­chen Befug­nisse verfügt, gegen solche Verstöße vorzu­gehen, wurden die Funde unver­züg­lich der regio­nalen Natur­schutz­be­hörde BKSDA und der örtli­chen Polizei gemeldet. 

Auf den noch bestehenden Kanälen werden die illegal gefällten Stämme gesammelt und abtransportiert
 

Mawas-Programm-Manager Jhanson Regalino äußerte sich enttäuscht und verär­gert zu diesen Neuig­keiten und ist extrem besorgt über die drohenden nega­tiven Auswir­kungen des weiterhin gras­sie­renden ille­galen Holz­ein­schlags in dieser Region. „Schät­zungen gehen davon aus, dass 2019 ein sehr heißes Jahr werden wird. Durch die fort­ge­setzten ille­galen Rodungen wird sich die Situa­tion sicher­lich verschlim­mern. Je mehr Wald­flä­chen gerodet werden, desto größer ist die Gefahr, dass Brände entstehen. Daher müssen wir die Patrouillen und unsere Bemü­hungen im Brand­schutz in dieser Region verstärken. Durch die Zusam­men­ar­beit von Inter­es­sen­gruppen wie der Forest Protec­tion Unit (KPHL), der BKSDA, der Polizei und den ansäs­sigen Gemeinden vor Ort können wir alle diese Region schützen“, betont Jhanson Regalino.

Unsere Patrouillen entdeckten Hunderte illegal gefällter Baumstämme
 

Um ille­gale Holz­ein­schläge in der Mawas-Region zu verhin­dern, ist es eine wich­tige Aufgabe von BOS, vor Ort für alter­na­tive Einkom­mens­quellen zu sorgen. Denn mit hung­rigen Menschen über Wald- und Orang-Utan-Schutz zu spre­chen, ist ein sinn­loses Unter­fangen. Wir möchten, dass die Menschen nicht gegen bestehende Gesetze und gegen die Natur arbeiten müssen, um ihren Lebens­un­ter­halt verdienen zu können. Darum schaffen wir Einkom­mens­mög­lich­keiten, unter anderem in den Wald­schulen, beim Aufforsten, beim Verschließen der Kanäle, im Brand­schutz und natür­lich in den Patrouil­len­teams. Denn gäbe es keine von BOS ausge­bil­deten und finan­zierten Patrouillen, dann wäre auch dieser Fall von ille­galem Holz­ein­schlag unent­deckt geblieben.

Helfen Sie uns, Mawas aufzu­forsten und den Menschen vor Ort wirt­schaft­liche Sicher­heit zu schenken. Spenden Sie einen Baum für Mawas.

 

Mang­katip – Eine starke Gemeinde für einen starken Regenwald

Mang­katip – Eine starke Gemeinde für einen starken Regenwald

Getreu dem Motto von Jamartin Sihite, CEO BOS Foun­da­tion „Never talk about conser­va­tion with hungry people!” haben wir 2017 in Mang­katip, Mawas unser Pilot­pro­jekt zur Entwick­lungs­hilfe gestartet.

Die Torf­moor­wälder von Mawas sind von einem fatalen Teufels­kreis aus unter­schied­li­chen Faktoren, bedroht. Nachdem dieses jahr­tau­sende alte Habitat durch das Mega-Rice-Projekt mit Hilfe von Entwäs­se­rungs­ka­nälen in den 1990er Jahren trocken­ge­legt wurde, ist es extrem leicht entflammbar und anfällig für Wald­brände. Flora, Fauna und die dort lebenden indi­genen Völker sind den Flammen und giftigen Rauch­schwaden jedes Jahr aufs Neue schutzlos ausge­lie­fert. Hinzu kommt die verhee­rende Armut der ansäs­sigen Bewohner, die ihr Über­leben oft nur mit Wilderei und ille­galen Holz­fäl­lungen sichern können. Aus diesem Grund ist auch wichtig, dass die Entwäs­se­rungs­ka­näle geschlossen werden. Sonst dienen diese weiterhin als Trans­portweg für die illegal abge­holzten Bäume.

Um Mawas, Lebens­raum von nahezu 3.000 wild­le­benden Orang-Utans, nach­haltig zu retten, unter­stützen wir mit unserem Pilot­pro­jekt, geför­dert vom BMZ im Rahmen eines Bengo-Projekts (2331) das Dorf: Mang­katip. Denn nur wenn die indi­gene Bevöl­ke­rung vor Ort sozial und wirt­schaft­lich gestärkt wird, kann sie auch das grüne Zuhause, in dem sie lebt, pflegen und beschützen. 

 

 

Wich­tiger Start: Grund­lagen schaffen

Im ersten Schritt halfen wir der Gemeinde von Mang­katip, ihre Ortschaft inklu­sive ihrer natür­li­chen Ressourcen offi­ziell kartieren und eintragen zu lassen. Das ist wichtig, des es stärkt ihre Verhand­lungs­po­si­tion gegen­über Behörden und anderen Regie­rungs­au­tori­täten. Ist ihr Dorf offi­ziell als Ortschaft aner­kannt, können sie Förder­gelder und anderen sozi­al­öko­no­mi­sche Maßnahmen einfordern. 

Im zweiten Schritt fanden erste land­wirt­schaft­liche Schu­lungen statt. So wurde den Menschen von Mang­katip bspw. gezeigt, wie man richtig kompos­tiert oder nach­haltig Reis­anbau betreibt.

In einem dritten Schritt wurden zwei Feuer­wehr-Teams ausge­bildet und ausge­stattet. Sie kamen bereits im Sommer zum Einsatz, als erneut Wald­brände in Mawas wüteten. Dank dem uner­müd­li­chen Einsatz konnte schlim­meres verhin­dert werden.

Jetzt geht es erst richtig los

Das Pilot­pro­jekt ist mit vollem Erfolg gestartet und wir freuen uns auf ein 2019 in dem wir die Entwick­lungs­hilfe vor Ort auf zwei weitere Dörfer ausweiten wollen. Darüber hinaus planen wir, die Menschen weiter auszu­bilden, alter­na­tive Einkom­mens­quellen und Mikro­kre­dite anzu­bieten. Wich­tige Stütz­pfeiler, die es ihnen ermög­li­chen, eine Exis­tenz­grund­lage zu schaffen um gut und sicher zu leben. Gut für die Menschen, gut für ihre Umwelt und gut für ihre Nach­barn, den Orang-Utans.

Feuer im Schutz­ge­biet Mawas auf Borneo

Feuer im Schutz­ge­biet Mawas auf Borneo

Das Schutz­ge­biet Mawas auf Borneo. Heimat für unzäh­lige Tier­arten und Pflanzen. Und auch für 2.550 akut vom Aussterben bedrohte Orang-Utans. Eigent­lich soll der hier noch bestehende Regen­wald Leben schützen. Seit Montag brennt es hier. Und das bereits zum fünften Mal inner­halb von wenigen Wochen.

Wie unsere Über­wa­chungs­teams melden, wurde am Montag, 20. August um 11:20 Uhr ein Wald­brand im Gebiet des Mawas Conser­va­tion Programms der BOS Foun­da­tion im Distrikt von Kapuas fest­ge­stellt. Dieser brach nur unweit des „Camp Release“ aus, das bereits im letzten Monat vier Mal von Feuern heim­ge­sucht wurde.

 

Zwar beginnt in Indo­ne­sien gerade die Trocken­zeit, dennoch gibt es Anzei­chen, dass das Feuer von Menschen­hand gelegt wurde. „Wir haben Hinweise gefunden, dass der Brand absicht­lich gelegt wurde. Wer es war, wissen wir nicht, aber wir haben Kenntnis von zahl­rei­chen Geset­zes­ver­stößen in dem Gebiet“, erklärt Jamartin Sihite, CEO der BOS Foundation. 

Erst vor wenigen Wochen hatten die indo­ne­si­schen Behörden in der Gegend in zahl­rei­chen Fällen, tausende illegal gefällter Bäume beschlag­nahmt. „Diese Situa­tion zeigt uns, dass noch stren­gere Über­wa­chung und härteres Durch­greifen notwendig sind, um solche ausge­wie­senen Torf­wälder auch wirk­lich schützen zu können“, sagt Jamartin Sihite weiter. „Niemand hat das Recht, hier Bäume zu fällen oder ganze Wald­ab­schnitte niederzubrennen.“

Es wird geschätzt, dass die Trocken­zeit bis Mitte Oktober anhalten könnte. Die Mitar­beiter des Mawas Schutz­pro­gramms rechnen jetzt jeder­zeit mit dem Ausbruch von weiteren Feuern im Schutz­ge­biet. „Wir brau­chen jetzt drin­gend mehr Patrouil­len­un­ter­stüt­zung und auch mehr Brand­schutz­aus­rüs­tung“, appel­liert Jamartin Sihite. „An dieser Stelle möchte ich mich direkt beim BMZ bedanken, die im Rahmen des Bengo-Projekts zur nach­hal­tigen Gemein­de­ent­wick­lung in Mang­katip bereits Feuer­be­kämp­fungs­aus­rüs­tung für unser Team finan­ziert haben.”

 

Das Mawas Schutz­ge­biet ist ein über 300.000 Hektar großes Areal mit 80 Prozent tropi­schen Torf­moor­wäl­dern, die extrem wert­voll für das biolo­gi­sche Gleich­ge­wicht der Erde sind. Mit 5.000 bis 8.000 Jahren gehören sie zu den ältesten Wäldern der Welt und besitzen gigan­ti­sche Kohlen­stoff­spei­cher. Hier leben auch 2.550 wilde Orang-Utans. 

Das Mawas Conser­va­tion Programm von BOS schützt diese Wälder und hat sich zum Ziel gesetzt, eine weitere Million Bäume zu pflanzen, um weiteren Menschen­affen hier ein Leben in Frei­heit bieten zu können. 

Bitte helft uns dabei die nieder­ge­brannten Flächen wieder in einen atmenden Regen­wald zu verwandeln!

Rück­blick auf den Regen­wald­schutz. Neuan­fang 2.0.

Rück­blick auf den Regen­wald­schutz. Neuan­fang 2.0.

In den letzten Jahren wurde sehr viel Geld und Mühe in den Erhalt der Regen­wälder dieser Welt gesteckt. Es konnte vieles erreicht werden, doch am Ende sind alleine 2017, laut einer Studie der Mary­land Univer­sity, 158.000 km² tropi­schen Regen­waldes verloren gegangen. Das entspricht unge­fähr der Größe Grie­chen­lands. Eine unge­heuer hohe Zahl. Die zweit­höchste seit Anfang der Daten­er­he­bung im Jahr 2001, um genau zu sein. Doch was genau läuft eigent­lich schief? Wo muss ange­setzt werden um tatsäch­lich den Verlust von Regen­wald zu stoppen?

Um diese Frage zu klären trafen sich wich­tige Entschei­dungs­träger und Natur­schützer in Oslo und fassten zusammen was bisher für den Regen­wald­schutz getan wurde und was zukünftig passieren muss um die Situa­tion zu verbes­sern. Im Bericht „Saving the rain­fo­rest 2.0“, der Ende Juni von der Rain­fo­rest Foun­da­tion Norway veröf­fent­licht wurde, werden diese Fragen besprochen.

 

Die vorhan­denen Kohlen­stoff­spei­cher sollen erhalten bleiben

Der Groß­teil der gero­deten Regen­wälder fiel der land­wirt­schaft­li­chen Nutzung zum Opfer. Laut Dr. Chris Malins, ein Polit-Experte für Kohlen­stoff und saubere Kraft­stoffe und Mitwir­kender am Bericht, sollten wir daher in Zukunft, anstatt nur weniger Kohlen­stoff­emis­sionen zu erzeugen, vor allem die vorhan­denen Kohlen­stoff­spei­cher der Erde erhalten. Dazu gehören Wälder. So wurde zum Beispiel mit dem Gesetz der EU zur Beimi­schung von erneu­er­baren Ener­gien in Biosprit eigent­lich eine Verrin­ge­rung der CO2 Emis­sionen erwartet. Jedoch ist genau das Gegen­teil passiert. Durch die Nach­frage nach Palmöl als güns­tigstes Pflan­zenöl, wichen riesige Flächen Regen­wald für Palm­öl­plan­tagen. So wurde das Feuer, welches man anfangs versuchte zu löschen, erst richtig entfacht.

Daher beinhaltet der Bericht haupt­säch­lich Vorschläge zur Verbes­se­rung der vorherr­schenden Situa­tion. Zum Beispiel findet Anders Haug Larsen, Mitautor des Berichts, dass Regie­rungen den Markt besser regu­lieren müssen. Produkte, welche die Abhol­zung von Regen­wald nach sich ziehen sollten vom Markt genommen werden, während andere, die dem entge­gen­wirken geför­dert werden sollten.

 

Ähnli­ches gilt für die Entwick­lungs­zu­sam­men­ar­beit. So wird in dem Bericht gesagt, dass der Anteil inter­na­tio­naler Hilfe, der einen poten­tiell nega­tiven Einfluss auf den Regen­wald ausübt, 3,5 mal höher ist, als der Anteil, welcher den Regen­wald­schutz und die Wieder­auf­fors­tung unter­stützt. Daher wird Regie­rungen der Geber­länder geraten, als Bedin­gung für eine finan­zi­elle Unter­stüt­zung, Verträge mit ‚Regen­wald­län­dern‘ abzu­schließen. Diese dürften dann keine Regie­rungs­sub­ven­tionen mehr vergeben, die mit der Regen­wald­ro­dung ihr Geld verdienen.

 

Kartie­rung des Landes soll Prio­rität werden

Wie auch in anderen Studien erwähnt, sollte ein Haupt­au­gen­merk auf der Kartie­rung des Landes für dessen zukünf­tige Nutzung liegen. Denn schon oft fiel Regen­wald falscher Planung und falschem Manage­ment zum Opfer. Auch sollte der wirt­schaft­liche Vorteil von Regen­wald­schutz für die indi­gene Bevöl­ke­rung mehr im Fokus stehen. Es sollte klar­ge­stellt werden, dass nach­hal­tige Regen­wald­be­wirt­schaf­tung lang­fristig besser für den Lebens­un­ter­halt der Bevöl­ke­rung sorgt als z.B. Mono­kul­turen, die den Boden auslaugen und zerstören. Hier könnten Geber­länder zum Beispiel solche Ideen vermehrt fördern, die sich mit Land­nut­zungs­pla­nung oder Bildung vor Ort beschäf­tigen. Insge­samt ist diese Art der Einfluss­nahme ein sehr effek­tives Instrument.

Der Bericht richtet sich aber auch an die Privat­wirt­schaft, einer der Haupt­ver­ur­sa­cher von Entwal­dung in den Tropen. Genau diese Unter­nehmen spielen bei der Lösung des Problems eine erheb­liche Rolle. Laut Glenn Huro­witz (Geschäfts­führer bei Mighty Earth) brau­chen wir wahr­schein­lich genau sie, um aus dem Schla­massel, in das sie uns gebracht haben, wieder herauszukommen.

Land­wirt­schaft und Arten­viel­falt – ein auflös­barer Gegensatz?

Land­wirt­schaft und Arten­viel­falt – ein auflös­barer Gegensatz?

Moderne Land­wirt­schaft und Arten­viel­falt sind meist nicht die besten Freunde. Überall auf der Welt, wo Land­wirt­schaft in großem Stil betrieben wird, beschränken ausge­dehnte, maschi­nen­ge­eig­nete Anbau­flä­chen das Leben auf dem Acker im Wesent­li­chen auf die ange­bauten Nutz­pflanzen. Dazwi­schen: nichts. Keine Hecken oder Gehölze, nicht einmal kleine Feuchtbiotope.

Palmölplantagen auf Sumatra
Palm­öl­plan­tagen auf Sumatra

Die Belas­tung der Böden, des Grund­was­sers und der umlie­genden Gewässer durch Dünge­mittel und Pesti­zide tut ein Übriges zur Verrin­ge­rung der Arten­viel­falt. In tropi­schen Ländern fallen zudem riesige Wald­ge­biete der Anlage von Ölpalmen- und anderen Plan­tagen zum Opfer. Auch das ist Landwirtschaft.

Global gesehen erscheint dies zunächst mehr oder weniger unver­meid­lich. Schließ­lich gilt es welt­weit Milli­arden von Menschen zu ernähren, vom zuneh­menden Durst nach Agro­s­prit ganz abgesehen.

Doch es gibt noch Hoffnung

Wissen­schaftler verschie­dener Forschungs­in­sti­tute aus Göttingen, Leipzig, Jena und Münster haben eine Studie[i] erstellt, die genau diese Frage­stel­lung zum Thema hat.

Die Autoren schätzen, dass der globale Biodi­ver­si­täts­ver­lust auf land­wirt­schaft­li­chen Flächen bis 2040 im Vergleich zum Jahr 2000 welt­weit etwa 11 Prozent betragen wird. Sie zeigen aber auch, dass dieser durch die Inten­si­vie­rung der land­wirt­schaft­li­chen Produk­tion verur­sachte Verlust um 88 Prozent verrin­gert werden könnte. Dazu bedarf es aller­dings inter­na­tional koor­di­nierter Land­nut­zungs­pla­nung. Entspre­chende, konse­quente Konzep­tionen allein auf natio­naler Ebene würden den erwar­teten Rück­gang an Arten­viel­falt immerhin noch um 61 Prozent abmildern.

Der Schlüssel dieser Stra­te­gien wäre, Auswei­tungen land­wirt­schaft­li­cher Akti­vität in Areale mit ohnehin schon geringer Arten­viel­falt zu lenken, so dass Gebiete hoher Biodi­ver­sität eher geschont würden.

Die Gebiete mit hoher Biodi­ver­sität sind in zehn Ländern konzentriert

Zum größten Teil konzen­triert sich dieses Poten­tial auf zehn Länder, darunter Brasi­lien, Indien und Indo­ne­sien. Wenn allein diese Staaten ihre Land­wirt­schaft, einschließ­lich Plan­tagen, so konzep­tio­nieren würden, dass Gebiete mit hoher Biodi­ver­sität weit­ge­hend erhalten blieben, könnten etwa 33 Prozent des global erwar­teten Arten­schwundes vermieden werden. Für Ölpalmen-Länder bedeu­tete dies, „nur“ die bestehenden Plan­ta­gen­flä­chen sowie gege­be­nen­falls stark degra­dierte Flächen nach­haltig und umwelt­ver­träg­lich zu nutzen und von weiteren Wald­zer­stö­rungen strikt abzusehen.

Proble­ma­tisch dabei ist aller­dings, dass die besagten Länder auch zu den insge­samt zwanzig Ländern mit dem welt­weit verhee­rendsten Arten­schwund zählen. Mitautor Carsten Meyer, Univer­sität Leipzig, erklärt: „Leider sind diese Länder zudem auch oft durch heimi­sche Land­nut­zungs­kon­flikte und relativ schwache regelnde Insti­tu­tionen charak­te­ri­siert. Beides behin­dert gegen­wärtig Landnutzungsverbesserungen.“

Die Wirt­schaft dieser Länder hängt meist auch sehr stark von Land­wirt­schafts- und Plan­ta­gen­pro­dukten ab, einschließ­lich Palmöl. Eine unter Arten­schutz­ge­sichts­punkten opti­mierte Land­nut­zungs­ver­tei­lung würde gerade sie ökono­misch zu Verlie­rern machen. „Globale Opti­mie­rung beinhaltet, dass arten­reiche Länder, haupt­säch­lich in den Tropen, stärker in der Verant­wor­tung für den Schutz der natür­li­chen Ressourcen des Planeten sind – und dies auf Kosten ihrer eigenen wirt­schaft­li­chen Entwick­lung. Wenn solche im Wider­spruch stehenden natio­nalen Inter­essen nicht irgendwie in inter­na­tio­nale Nach­hal­tig­keits­po­litik einge­bettet werden, erscheint globale Koope­ra­tion unwahr­schein­lich und dürfte neue sozio­öko­no­mi­sche Abhän­gig­keiten schaffen“, erklärt der Haupt­autor der Studie, Lukas Egli von der Univer­sität Göttingen.

Reflek­tiert man die zusam­men­ge­fassten, zentralen Ergeb­nisse dieser Studie, kann man nur zu dem wenig über­ra­schenden Schluss kommen, dass gerade den tropi­schen Ländern mit ihrer beson­deren biolo­gi­schen Viel­falt auf die eine oder andere Weise Kompen­sa­tion durch die inter­na­tio­nale Gemein­schaft zusteht. Letzt­lich ließen sich eine produk­tive Land­wirt­schaft und der Erhalt der Arten­viel­falt zumin­dest weit­ge­hend mitein­ander versöhnen, wenn nur inter­na­tional der poli­ti­sche Wille dafür vorhanden wäre.

Die inter­na­tio­nale BOS-Gemein­schaft setzt auf ihre Weise und im Rahmen ihrer Arbeit die Empfeh­lungen der Studie seit jeher um: durch Einbe­zie­hung der lokalen Bevöl­ke­rung in alle Schutz­be­mü­hungen und Schaf­fung alter­na­tiver Einkom­mens­quellen — tragende Säulen der BOS-Aktivitäten.

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[i] Egli L, Meyer C, Scherber C, Kreft H, Tscharntke T. Winners and losers of national and global efforts to recon­cile agri­cul­tural inten­si­fi­ca­tion and biodi­ver­sity conser­va­tion. Global Change Biology, Febr. 2018.