Heute erzählen wir die Geschichte eines weiteren Orang-Utan-Warriors. Diesmal aus unserem Rettungszentrum Samboja Lestari in Ost-Kalimantan. Imam Ghozali, ein beharrlicher Mann, hat sein Leben den Orang-Utans in diesem Anfang der 90er Jahre gegründeten Schutzzentrum gewidmet.
Imam Ghozali wurde am 27. August 1970 in Lumajang, Ost-Java, geboren. Bei BOS kennt man den Koordinator der Waldschule 2 und der Vorauswilderungsinseln von Samboja Lestari vor allem unter seinem Spitznamen Pak Cik. Er ist verantwortlich für alle Babysitter und Techniker in Waldschule 2, wo unsere halbstarken Orang-Utans die grundlegenden Überlebensfähigkeiten lernen und für die Pflege und den Unterhalt unserer künstlichen Orang-Utan-Inseln, auf denen Orang-Utans vor ihrer Auswilderung die letzte Phase der Rehabilitation durchlaufen.
Die Flüsse rund um die Inseln müssen sauber gehalten werden
1997 entschloss sich Pak Cik, seine Heimatstadt Lumajang zu verlassen, um in Kalimantan Arbeit zu finden. Als er in Ost-Kalimantan ankam, wurde ihm direkt eine Stelle bei der BOS Foundation angeboten, die sich damals noch in Wanariset Samboja befand. Zu seinen ersten Job-Erfahrungen gehörte die Teilnahme an der allerersten Orang-Utan-Auswilderung im Gunung Beratus Schutzwald im Bezirk West Kutai. Zu diesem Zeitpunkt hatte Pak Cik noch keinerlei Erfahrung im Umgang mit Orang-Utans gehabt.
Für einige Zeit verließ Pak Cik die BOS Foundation, doch 1999 kam er zurück. Nun arbeitete er zwei Jahre im Herbarium, wo er viel über Orang-Utan-Nahrung und das Identifizieren von Proben im Wald lernte.
Danach arbeitete Pak Cik als Techniker im Orang-Utan-Pflegekomplex. Dort kam er den Orang-Utans in seiner Obhut noch näher. Die langjährige Arbeit mit Hunderten von Orang-Utans brachten ihn letztlich in seine derzeitige Position als Koordinator der Waldschule 2 und unserer Vorauswilderungsinseln. Zu seinen Aufgaben gehört auch die Leitung des Teams, das für Orang-Utan-Beobachtungen in Waldschule 2 und auf den Inseln verantwortlich ist. Die Beobachtungsdaten, die dieses Team sammelt, entscheiden letztlich darüber, welche Orang-Utans in die nächste Rehabilitationsphase gelangen und welche Tiere tatsächlich im Regenwald ausgewildert werden.
Ein Leckerli für seine Pfleglinge
Das aufregendste Erlebnis, an das Pak Cik sich nach seinen vielen Jahren bei der BOS Foundation erinnern kann, war, als er und sein Team einen großen ausgewachsenen Orang-Utan umsiedeln mussten. Dazu muss man wissen, dass das Gewicht und der körperliche Allgemeinzustand eines Orang-Utans ausschlaggebend sind, wie lange die Betäubungsmittel tatsächlich wirken. In diesem speziellen Fall erwachte das massive Orang-Utan-Männchen plötzlich aus der Anästhesie, noch bevor das Team sein Ziel erreicht hatte. Jetzt war schnelles und vorsichtiges Arbeiten erforderlich. Pak Cik nutzte seine Erfahrung und Führungsposition, um seine Teammitglieder besonnen anzuleiten und eine Panik zu verhindern, während sie den gerade erwachenden Orang-Utan schnell und sicher in einen Käfig betteten. Pak Cik gibt zu, dass der Job manchmal riskant sein kann. Deshalb ist es ihm immer ein Anliegen, seine Kollegen daran zu erinnern, besonders vorsichtig zu sein und ihre Arbeit so professionell wie möglich zu machen.
Pak Cik ist mit seiner über 20-jährigen Berufserfahrung unser ranghöchster Techniker, der sich intensiv im Rehabilitationszentrum engagiert und sich mit großem Einsatz um das Wiederaufforstungsprojekt auf den 1.800 Hektar Land in Samboja Lestari kümmert. Er hofft, dass dieses Juwel trotz der vielen Minen und Plantagen in der Umgebung weiterhin ungestört erhalten werden kann und wünscht sich, dass auch künftige Generationen die Wälder genießen können und sie ihre Rolle bei der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts unserer Erde fortsetzen werden.
„Ich hoffe, dass jeder unserer Orang-Utans in Samboja Lestari, eines Tages ausgewildert werden wird. Aber wir wissen, dass es einige Tiere gibt, bei denen das nicht möglich sein wird. Darum wünsche ich mir, dass wir für all diese nicht auswilderbaren Orang-Utans hier in Samboja Lestari noch weitere Inseln bauen können.“
Die Vielfalt der Pflanzenarten in und um Samboja Lestari seien mehr als ausreichend, um Orang-Utans zu ernähren, ist Pak Cik überzeugt. Auch ist er sich sicher, dass die nicht auswilderbaren Orang-Utans auf künstlich angelegten Inseln zumindest eine bestmögliche Freiheit und ein gutes Leben genießen können.
Danke Pak Cik, Du bist ein echter Orang-Utan-Warrior!
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Von der aktuellen Lage in Indonesien berichtet Dr. Jamartin Sihite in der ersten Ausgabe des Podcasts #OUCast. Hören Sie, wie es den Orang-Utans und unseren Mitarbeitern in den BOS-Schutzzentren jetzt geht, mit welchen besonderen Herausforderungen BOS nun umgehen muss und was er sich für die Zeit nach der COVID-Pandemie vor allem wünscht.
Laut eines neuen Reports müssen strengere Maßnahmen getroffen werden, damit Primär-Regenwälder / qualitativ hochwertige Wälder intakt bleiben können.
- Damit keine weitere Artenisolation stattfindet, ist es essenziell, bestimmte Regenwaldgebiete verbunden zu halten und bedrohten Arten Überlebenschancen zu bieten.
- Um das Problem zu lösen, müsste nach Meinung der Forscher auch die milliardenschwere Palmölindustrie involviert werden, gerade in den palmölexportierenden und regenwaldreichen Ländern wie Indonesien.
Forscher in Großbritannien verlangen nach härteren wirtschaftlich-politischen Maßnahmen, um das Überleben bestimmter Wälder mit einer hohen Biodiversität zu sichern. Vor allem, wenn in diesen Palmölplantagen liegen.
Die Bedeutung der Waldkorridore
Die Lösung sei, eine geografische Verbundenheit der Wälder zu erhalten und somit keine evolutionäre Isolation zu fördern, was bereits bedrohte Arten noch ernsthafter gefährden würde.
Die Befunde der Forscher wurden in einer Studie der University of York in Großbritannien vom August 2019 zusammengefasst und im Journal of Applied Ecology veröffentlicht. Nachhaltigere Wege für die Industrie wären demnach möglich, wenn die Konzerne die geografischen Berührungspunkte wertvoller Waldgebiete nicht zerstören würden.
Die Palmölindustrie konnte besonders durch ihre Arbeit in Ländern wie Malaysia und Indonesien zu einer milliardenschweren Branche heranwachsen. Das wirtschaftliche Wachstum führt allerdings gleichzeitig auch zu katastrophalen Folgen für den Regenwald und seine Artenvielfalt und somit letztendlich zum Kollaps des ohnehin verwundbaren Ökosystems. Daher fordern vor allem Aktivisten den Boykott bzw. das Verbot indonesischen Palmöls.
Durch Luftaufnahmen und die Kartierung des indonesischen Regenwaldes konnte sehr gut erkannt werden, dass bestimmte Regenwaldstücke nicht verbunden sind, was im Endeffekt logischerweise zu einer Artenisolation führt.
Orang-Utans und andere Tiere verlieren ihren Lebensraum
Mangelhafter Standard seitens RSPO
Die Organisation „Roundtable on Sustainable Palm Oil“, kurz: RSPO, setzt sich besonders dafür ein, dass der internationale Palmölhandel an Nachhaltigkeit gewinnt. Allerdings ist die Gestaltung der Waldkorridore und ihre Erhaltung ein sehr wichtiger Punkt im Aspekt der Ökologie. So hat RSPO auch die Aufgabe, das Kriterium zur Verbundenheit der Waldflächen in seine Standards aufzunehmen.
Laut einer weiteren Studie der University of York sind diverse Arten heutzutage durch die ansteigende Abholzung des Regenwaldes und somit durch ihren schrumpfenden Lebensraum sowie den fehlenden Erhalt der naturbelassenen Lebensräume besonders bedroht. Dass diese Arten die Korridore zwischen den Regenwaldarealen brauchen, um aus eigener Initiative umziehen zu können und um alternative Lebensräume zu finden, liegt mittlerweile klar auf der Hand.
Sarah Scriven ist eine der Co-Autorinnen der Studie, und auch sie betont, dass die Palmöl-Plantagen so auszurichten wären, dass sie nicht die freie Bewegung der in den Regenwäldern lebenden Tieren blockieren. Denn wenn solche „Regenwald-Inseln“ geschaffen werden, isoliere das automatisch viele Arten, was zu einem einseitigem Vermischen des Genpools und somit zum letztendlichen Aussterben bestimmter Arten führe.
Weiterhin hofft Scriven, dass die Verschärfung der RSPO-Kriterien vom November 2018 eine Richtline für die Schaffung von Korridoren und der besseren Verbundenheit des Waldes bieten wird.
Sehr wichtig wäre laut Scriven allerdings der Dialog mit den Konzernen und besonders mit der RSPO, um die Ideen und Lösungsansätze umzusetzen. Denn schlussendlich ist das Ökosystem auf den Artenerhalt angewiesen, und besonders Regenwaldbewohner in unmittelbarer Nähe von Palmölplantagen wie Orang-Utans, Vögel, Insekten und Fledermäuse haben schon längst einen kritischen Bestand erreicht.
Monotone Ölpalmenplantage wird zur Wildtieroase
Ein Pilotprojekt in Malaysia vom Rhino und Forest Fund könnte schon eine erste Erfolgsgeschichte bieten. Wissenschaftler aus dem Leibnitz-IZW wollen gemeinsam mit Borneos Forstbehörden in der Provinz von Sabah Ölpalmenplantagen in Regenwald umwandeln. Aus 33,5 Hektar Monokultur soll dort zeitnah ein lebendiger Regenwald entstehen. Dadurch sollen das Tabin-Wildtierreservat mit etwa 123 000 Hektar Fläche und das Kulamba-Wildtierreservat, der Teil eines anderen, knapp 80 000 Hektar großen Naturschutzgebiets, verbunden werden.
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Corona, Sars, Covid-19, Zoonosen und so weiter. Begriffe, die ein Laie noch Anfang des Jahres kaum hätte buchstabieren können oder bestenfalls für eine mexikanische Biermarke gehalten hätte, gehören mittlerweile fast schon zur Umgangssprache. Doch was hat es damit eigentlich auf sich?
Das Virus, das gerade die Welt bewegt (beziehungsweise fast zum Stillstand bringt), heißt Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2, kurz SARS-CoV‑2. Es ist die jüngste und bislang bedrohlichste Erscheinung einer schon länger bekannten Gruppe von Coronaviren (der Name stammt von dem entfernt kronen- oder kranzartigen Aussehen der Viren in der elektronenmikroskopischen Draufsicht). Die Krankheit, die es auslöst, heißt Coronavirus Disease 2019 oder eben Covid-19 und ist vom Ursprung her eine Zoonose.
Was sind Zoonosen?
Zoonosen – vom Griechischen zoon (Tier) und nosos (Krankheit) abgeleitet, sind Krankheiten, die von Tieren auf Menschen und umgekehrt übertragen werden können. Zumindest der Ursprung der Krankheit liegt bei Menschen befallenden Zoonosen bei einer oder mehrerer Tierspezies; der medizinische Fachausdruck für die Übertragung durch eine Tierart lautet „Vektor“. Die jeweiligen Erreger sind außer Viren, Bakterien und Protozoen (Einzeller) auch mehrzellige Parasiten wie diverse Wurm- oder Milbenarten, parasitische Pilze sowie virusähnliche Proteinpartikel (Prionen). Man kennt über 200 verschiedene Zoonosen, die aber außer einem Übertragungsweg von einer Spezies zur anderen nicht unbedingt viele Gemeinsamkeiten aufweisen müssen.
Zoonosen springen von Art zu Art
Dass Krankheitserreger Artgrenzen überspringen, ist zunächst auch nichts Ungewöhnliches; viele von ihnen plagen die Menschheit schon sehr lange. Bekannte Beispiele sind das durch Bisse infizierter Tiere übertragene Tollwutvirus, das über Rattenflöhe den Menschen befallende Pest-Bakterium oder die von bestimmten Fadenwürmern verursachte Trichinose nach dem Verzehr befallenen Schweinefleisches. Entsprechend unterschiedlich wirken die Infektionsmechanismen der jeweiligen Zoonosen und verläuft ihre geographische Verbreitung.
Orang-Utans und Corona?
Bisher wurde weltweit noch bei keinem Menschenaffen eine Infektion mit dem neuen Coronavirus festgestellt (ACHTUNG: Neuer Stand Januar 2021). Das bedeutet aber auch, dass niemand weiß, wie ein Individuum der jeweiligen Spezies gegebenenfalls auf die Krankheit reagieren würde. Für einen Gorilla zum Beispiel kann ein für Menschen schlimmstenfalls lästiges Schnupfenvirus lebensgefährlich werden. Man muss davon ausgehen, dass alle Menschenaffen, also auch Orang-Utans, für alle Krankheiten empfänglich sind, die auch Menschen bekommen können. Für die Orang-Utans bei BOS und ebenso für die Mitarbeiter wird auf jeden Fallalles Menschenmögliche getan.
BOS schützt die Orang-Utans
Wildtier-Zoonosen
Viele Zoonosen werden durch Nutz- und Haustiere übertragen, jedoch stammen etwa 70 Prozent aller dieser Krankheiten ursprünglich von Wildtieren. Auch das ist grundsätzlich nichts Neues. So liegt beispielsweise der Ursprung der Malaria nach heutigen Erkenntnissen bei Gorillas. Auch die HIV-Viren existierten in Populationen von Gorillas, Schimpansen und anderen Primaten, bevor sie weltweit ihren Weg in die Menschen fanden.
Schimpanse als Überträger? / Copyright: böhringer friedrich / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)
Eine andere Tiergruppe, die geradezu ein Reservoir für Viren darstellt, sind Fledermäuse und Flughunde. Dadurch, dass diese Tiere meist in großen Kolonien ihre Ruhezeiten verbringen und ihre Jungen aufziehen, haben sie viel gegenseitigen Körperkontakt und begünstigen Austausch und Vermehrung verschiedener Viren. Die Fledermäuse selbst müssen dabei gar nicht unbedingt erkranken – sie fungieren aber als natürliche Brutstätte und Evolutionsmöglichkeit der Viren. Dass Fledermäuse oft weite Strecken im Flug zurücklegen, begünstigt dann unter anderem die Ausbreitung. Der berüchtigte Ebola-Virus vor etwa 15 Jahren in Afrika zum Beispiel ging ursprünglich sehr wahrscheinlich auch auf Fledermäuse zurück. Auch von SARS-CoV‑2 nimmt man an, dass es in Fledermäusen mutierte, bevor auf die eine oder andere Art der erste Mensch mit ihm infiziert wurde. Allerdings gibt es Anhaltspunkte dafür, dass noch weitere tierische Zwischenwirte beteiligt waren, wobei insbesondere das Pangolin vemutet wird.
Pangolin als Zwischenwirt / Copyright: Piekfrosch / CC BY-SA (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)
CoVid-19 hatte in den Jahren 2002/2003 eine Art Vorläufer in der SARS-Pandemie des SARS-CoV‑1, das auch zu den Corona-Viren gehörte. Aus verschiedenen Gründen, die mit der Infektiosität dieses Virus sowie der schnellen Entwicklung von Nachweisverfahren zusammenhängen, verlief diese Pandemie weniger auffällig als die des SARS-CoVid‑2, führte aber dazu, intensiver über die Verbreitung von Corona-Viren in Wildtieren zu forschen.
Ökologie der Krankheiten
Krankheiten und ihre Erreger sind im Grunde auch Bestandteil der Gesamtökologie der Erde, was natürlich nicht bedeutet, sie etwa nicht zu bekämpfen. Im Gegenteil, gerade um sie wirksam bekämpfen zu können, benötigt man vertiefte Erkenntnisse um ihre Entstehungs- und Verbreitungszusammenhänge. Dazu gehört vor allem auch das Wissen, wie der Mensch diese „Ökologie der Krankheiten“ beeinflusst und verändert. Ungefähr 60 Prozent aller den Menschen betreffenden Infektionskrankheiten sind Zoonosen und mehr als zwei Drittel davon stammen von Wildtieren ab. Wie kommt es zum Beispiel, dass Viren, die in tropischen Fledermäusen vermutlich schon seit Millionen von Jahren existieren, die gesamte Menschheit umfassende Pandemien auslösen? Ein Erklärungsansatz unter vielen ist, dass der Verlust der Wälder, in denen die Fledermäuse eigentlich leben, die Tiere zwingt, in Plantagen und siedlungsnahen Gebieten ihre Schlafplätze zu suchen. Das macht den Kontakt zu Menschen wahrscheinlicher.
Fledermäuse / Copyright:US National Park Service, Lake Mead National Recreation Area, Nevada / Public domain
Ein mindestens so gravierendes Problem besteht im – oft illegalen, aber geduldeten – Wildtierhandel. In vielen tropischen Ländern werden Wildtiere aller möglichen Arten entweder für den Eigenverzehr oder für den Verkauf auf Märkten gefangen. Darüber hinaus gelten Körperteile und ‑flüssigkeiten diverser Tierarten oft als Wundermittel in sogenannter traditioneller Medizin. Dabei besteht dann eben immer auch die Möglichkeit, dass Viren Artgrenzen überspringen, mutieren und schließlich auch Menschen befallen. Wenn solche Zoonosen dann von Mensch zu Mensch übertragen werden können, besteht die Gefahr einer Epidemie oder sogar Pandemie.
Vorhersage und Begegnung kommender Katastrophen
Diese und viele andere Enstehungswege und ‑zusammenhänge von Zoonosen zu erforschen und nach Möglichkeit voherzusagen, bemühen sich Forscher weltweit. So soll ein „globaler Atlas zoonotischer Viren“ erstellt werden, um schneller und effektiver in der Lage zu sein, wenigstens die größten Bedrohungen rechtzeitig zu erkennen. In diesem Zusammenhang steht auch die neugegründete Coalition for Epidemic Preparedness (CEPI).In ihr sollen Regierungen, Industrie, philanthropische Einrichtungen, zwischenstaaatliche Instititutionen und Wissenschaft international zusammenarbeiten, um Impfstoffe zu entwickeln. Interessanterweise bieten manche Krankheiten der pharmazeutischen Industrie zu wenig Anreize, um allein mit eigenen Mitteln Impfstoffe zu entwickeln, so dass es ohne öffentliche Mittel nicht geht (ebenda).
Ein eigentlich sehr wichtiger Verbündeter und Vorreiter in diesen Bemühungen wäre das US-amerikanische Regierungsprogramm Predict (Vorhersage). Leider wurde es von der Trump-Admininstration im Herbst 2019 passenderweise mit Wirkung ab März 2020 bis auf weiteres eingestellt.
Ausblicke
Im Grunde wussten wir es vorher schon, aber die weltweite CoVid-19-Katastrophe müsste nun endgültig allen die Augen geöffnet haben. Wie diese Katastrophe menschlich, sozial und wirtschaftlich weiter verlaufen wird, ist noch kaum zu sagen, aber dass diese Pandemie auf das Engste mit der bisherigen Art der Globalisierung zusammenhängt, liegt auf der Hand. Die schnelle Verbreitung des Virus durch Reisende, der Handel mit Wildtieren und Wildtierprodukten und nicht zuletzt durch globale Kapitalinteressen (oft buchstäblich) befeuerte Landsnutzungsänderungen haben diese und frühere Pandemien wesentlich verursacht. Auch die globale Erwärmung begünstigt gerade auch zoonotische Infektionskrankheiten. Vielleicht kann auf mittlere Sicht eine andere Art globaler Zusammenarbeit die Krise mildern und das Auftreten zukünftiger Pandemien unwahrscheinlicher oder wenigstens vorhersagbarer machen.
Zurzeit allerdings – und wenn wir so weiter machen wie bisher – haben wir nicht die geringste Garantie, dass die nächste Pandemie nicht jederzeit ausbrechen könnte. Samuel Myers von der amerikanischen Harvard-Universität meint: „Es handelt sich um eine Kombination der Größe des ökologischen Fußabdrucks des Menschen mit der Globalisierung. Wenn ein Krankheitserreger erst den Sprung von Tieren auf Menschen geschafft hat, kann er auch leicht mit dem Flugverkehr rund um den Globus reisen.“
Und der Ebola-Forscher und Buchautor David Quammen ergänzt: „Es gibt Menschen auf der ganzen Welt mit einem verzweifelten Eiweißhunger, die wilde Tiere essen. Es ist nichts, was ich etwa als chinesisches Laster dämonisieren möchte“ (ebenda). Neben Forschung sind somit Habitatschutz, Klimaschutz, eine nachhaltigere Wirtschaftsweise, internationale Zusammenarbeit und Armutsbekämpfung die wichtigsten Fundamente einer wirksamen Pandemie-Prophylaxe. Genau diesen Prinzipien ist auch BOS immer schon beim Orang-Utan-Schutz gefolgt und wird ihnen auch in Zukunft folgen.
Zwei kleine Mädchen im Kampf gegen den großen Umweltzerstörer. Gut gegen Böse. Wie im Märchen setzt sich das Gute durch, am Ende wird der Regenwald gerettet, und alle leben glücklich und zufrieden.
So zumindest klingt es, wenn es nach dem Unternehmen Kellogg´s geht. Dieses bedient sich seit nunmehr 18 Monaten zweier Schwestern, um sein Image zu polieren. Doch von vorn: In den englischsprachigen Medien wird seit geraumer Zeit über die Initiative von Asha (12 Jahre) und Jia Fitzpatrick (10) aus dem britischen Leighton Buzzard berichtet.
Schockiert über verwaiste Orang-Utan-Babys
Die Mädchen hatten 2018 die „Orangutan Jungle School“ gesehen, jene Doku-Serie, die das Leben verwaister Menschenaffen in den Rettungszentren der BOS Foundation auf Borneo beleuchtet. Schockiert über die Information, dass unter anderem der Anbau von Ölpalmen und die massive Produktion von billigem Palmöl zum traurigen Schicksal von Orang-Utan-Babys beitragen, starteten die Schwestern nur fünf Tage nach der Erstausstrahlung der Sendung in Großbritannien eine Online-Petition. Der Adressat: Kellogg´s.
Orang-Utan-Waisen bewegten die Schwestern zum Protest
In einem Begleit-Video klagten die kleinen Umweltschützerinnen an: „Da ist Palmöl im Müsli, in Pizza, Eiscreme, Seife und Duschgel. Überall Palmöl! Warum benutzt ihr weiter dieses Palmöl? Täglich sterben 25 Orang-Utans aufgrund der Produktion!“ Sie fordern das Unternehmen als einen der größten Verarbeiter des billigen Öls auf, sofort auf dessen Verwendung zu verzichten oder zumindest auf eine nachhaltige Produktion umzusteigen. So lange dies nicht gewährleistet sei, würden die Schwestern kein Müsli mehr essen und ihre Unterschriftenpetition fortführen.
Fordern mehr als zehn Jahre altes Versprechen ein
Nach ersten lokalen, später landesweiten Medien-Berichterstattungen 2018 erklärte sich der Konzern zu einem Gespräch mit den Mädchen bereit. Zwei weitere Treffen folgten. Nun, eineinhalb Jahre und 790.000 Online-Unterschriften später, der scheinbare Sieg der Massen über den Großkonzern: Kellogg´s verpflichtet sich angeblich, die derzeit gängigen Anbaumethoden in nachhaltige zu ändern. Bis 2025 sollen 100 Prozent des Palmöls nachhaltig beschafft werden. Außerdem wolle man mit „vertrauenswürdigen“ NGOs sowie Kleinbauern zusammenarbeiten, um die Entwaldung zu stoppen und Flächen zu renaturieren.
Abgeholzter Regenwald
Wirkliches Umdenken oder PR-Strategie?
Ein guter Schritt, so scheint es. Denn immerhin landen mindestens 70.000 Tonnen Palmöl jährlich in den Produkten des Lebensmittelriesens. Doch blickt man auf seine Firmen- und Nachhaltigkeitspolitik im vergangenen Jahrzehnt zurück, so zeichnet sich eines ab: Kellogg´s nutzt die derzeitige Berichterstattung über die Mädchen hauptsächlich, um sein eigenes Image zu polieren. Mit Fotos, in denen die zwei Müslischachteln präsentieren und niedlich lächelnd in Kameras blicken.
Tatsächlich jedoch ist diese angeblich jetzt erst getroffene Entscheidung über die Änderung der Nachhaltigkeitspolitik bereits mehr als zehn Jahre alt! Der ursprüngliche Plan sah vor, bis spätestens 2015 auf nachhaltig produziertes Palmöl umzusteigen. Dieses Ziel wurde nicht erreicht beziehungsweise immer wieder verschoben. Zunächst auf 2020. Dann auf 2023. Nach derzeitigem Stand soll nun bis 2025 die Umstellung erfolgt sein.
Das verkündete das Unternehmen nun in einem Grundsatzpapier. Sprecherin Alison Last: „Als sozial verantwortliches Unternehmen ist Kellogg’s bestrebt, mit seinen globalen Palmöllieferanten zusammenzuarbeiten, um vollständig rückverfolgbares Palmöl zu beschaffen, das auf umweltverträgliche, sozial vorteilhafte und wirtschaftliche Weise hergestellt wird, einschließlich der Eindämmung der Entwaldung.“
Orang-Utan-Waise Bumi im Waldkindergarten
Umweltschützer und Organisationen wie „Palmoil Investigations“ kritisieren die jetzige „Neuerung“ des Unternehmens als perfides PR-Manöver und extreme Täuschung der Verbraucher. Auch große Medien hätten, statt sauber zur Nachhaltigkeitsstrategie der Firma in der Vergangenheit zu recherchieren, das Märchen vom Siegeszug zweier kleiner Mädchen über den Lebensmittelgiganten, gutgläubig geschrieben.
Den Geschwistern hingegen wird mittlerweile weltweit Respekt entgegengebracht. Sie wollen weitermachen und jetzt noch mehr Firmen öffentlich zum Umdenken auffordern: „Unsere Petition bleibt offen und wir fordern immer noch Unterschriften”, betonen die zwei Orang-Utan-Fans.
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