BOSF hat am 28. Mai weitere fünf Orang-Utans in Kehje Sewen ausgewildert

BOSF hat am 28. Mai weitere fünf Orang-Utans in Kehje Sewen ausgewildert

Es war wieder soweit — die BOS Foun­da­tion (BOSF) hat am vergan­genen Wochen­ende fünf weitere Orang-Utans in Zusam­men­ar­beit mit der indo­ne­si­schen Natur­schutz­be­hörde BKSDA ausge­wil­dert. Die Orang-Utans wurden im Wald von Kehje Sewen in Ost-Kali­mantan frei­ge­lassen. Damit konnten dort seit 2012 insge­samt 45 Orang-Utans ausge­wil­dert werden.

Unter den Auswil­de­rungs­kan­di­daten waren drei Männ­chen und zwei Weib­chen. Zunächst wurden sie in einer zwölf­stün­digen Reise von Samboja Lestari nach Muara Wahau über Land trans­por­tiert. All zwei Stunden gab es eine kurze Pause, um zu kontrol­lieren, ob es den Tieren gut geht. Anschlie­ßend ging es von Muara Wahau weitere fünf Stunden zum Fluss Telen. Dort kamen die Autos nicht weiter und die Käfige mit den Orang-Utans wurden vorsichtig auf ein kleines Boot geladen. Nach erfolg­rei­cher Über­que­rung des Flusses ging es mit anderen Autos weiter zu den Auswilderungsstellen.

Dort ereig­nete sich schließ­lich der schönste Moment für die BOS-Mitar­beiter: Ihre Schütz­linge verließen die Käfige und kehrten in ihre wahre Heimat zurück…

 

Dr. Agus Irwanto, Programm-Manager von Samboja Lestari:

„Wir in Samboja Lestari sind hoch­er­freut, weitere reha­bi­li­tierte Orang-Utans auszu­wil­dern. Die fünf Orang-Utans Angely, Gadis, Kenji, Hope und Raymond werden bald ihre Frei­heit genießen können. Sie haben unser Programm erfolg­reich absol­viert und sind bereit für die Wildnis. Einige von ihnen waren neun Jahre in Samboja Lestari und folgen nun den 40 bereits ausge­wil­derten Orang-Utans in Kehje Sewen, um eine neue Gene­ra­tion aufzubauen.

Kehje Sewen ist ein 86.450 Hektar großes Regen­wald­ge­biet in Ost-Kalimantan,
das als ein zu schüt­zendes Ökosystem dekla­riert ist. Die BOS Foun­da­tion erwarb 2010 die entspre­chende Natur­schutz­kon­zes­sion vom Staat und wildert darin Orang-Utans aus.“

 

Dr. Aldri­anto Priad­jati, Wald­schutz­ma­nager von RHOI:

“Unsere Aufgabe ist es, die Orang-Utans auf ihre Auswil­de­rung vorzu­be­reiten und sicher zu stellen, dass sie sich danach gut an ihre neue Umge­bung anpassen. Unser enga­giertes Team beob­achtet die ausge­wil­derten Tiere nach ihrer Frei­las­sung täglich und schaut ob es ihnen gut geht.

Außerdem arbeiten wir daran, neue Wald­ge­biete für zukünf­tige Auswil­de­rungen zu erwerben. Dabei hoffen wir auf weitere Unter­stüt­zung durch unsere Partner, um die Hunderte von Orang-Utans, die noch auf ihre Auswil­de­rung warten, eben­falls in die Frei­heit entlassen zu können.“

 

Ir. Sunandar Trig­una­jasa N., Geschäfts­führer der Natur­schutz­be­hörde Ost-Kali­mantan (BKSDA):

„Die Auswil­de­rung von Orang-Utans durch die BOS Foun­da­tion ist eine wunder­volle Sache. Die Verant­wor­tung für den Erhalt dieser Art tragen wir gemeinsam.
Orang-Utans sind zwar grund­sätz­lich durch Gesetze geschützt, aber damit dürfen wir uns nicht zufrieden geben, sondern müssen uns weiterhin um die Bewah­rung unserer Natur­schätze bemühen.“

 

Dr. Ir. Jamartin Sihite, Geschäfts­führer der BOS Foundation

„Im letzten Jahr wurde unser Programm ernst­haft bedroht. Die Wald­brände zerstörten über 150 Hektar Wald. Trau­ri­ger­weise gibt es um den Kehje-Sewen- Wald herum keine ausrei­chenden Flächen, um 200 Orang-Utans schnellst­mög­lich im Falle eines Brandes evaku­ieren zu können. 

Wir benö­tigen die Hilfe von allen Menschen, um zu verhin­dern, dass sich die Feuer noch­mals so weit ausbreiten. Die Natur­schutz­be­hörde BKSDA und andere Behörden unter­stützen uns bereits. Dennoch sind härtere Gesetze für Schutz und Erhalt des Lebens­raumes der Orang-Utans notwendig.“

Die aktu­ellen Auswil­de­rungen wurden durch die BOS Foun­da­tion und die Natur­schutz­be­hörde BKSDA, die Regie­rung von Ost-Kali­mantan und weitere Behörden ermög­licht. Wir sind sehr dankbar für die mora­li­sche und finan­zi­elle Hilfe von allen unseren Unter­stüt­zern. Ohne Euch wäre so eine Erfolgs­ge­schichte nie möglich gewesen! 

Angely, Kenji, Hope, Gadis, Raymond, viel Glück zu Hause!

 

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15-jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Werden Sie jetzt Pate eines der rotbraunen Menschen­affen und helfen Sie mit, die Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren.

Bennis Reise­ta­ge­buch — Benni trifft Henry

Bennis Reise­ta­ge­buch — Benni trifft Henry

Am gest­rigen Diens­tag­abend kehrte das Team der BOSF traurig drein­bli­ckend aus dem Regen­wald zurück. Alles Rufen hat nichts genutzt. Man hat Henry leider nicht gefunden. Nach der ersten Enttäu­schung sammeln sich unsere neuen Freunde und rufen Benni mit einer Extra-Portion Zuver­sicht und lächelnden Gesich­tern zu: Morgen wird Henry da sein! „Wird Henry morgen wirk­lich da sein?“ fragt Benni — und Connie antwortet: „Ganz bestimmt“. (Morgen ist unser letzter Tag auf Borneo, bevor wir einen Tag später die 15.000 Kilo­meter Rück­reise nach Deutsch­land antreten)

4. Mai / der große Höhe­punkt der Reise / Benni trifft Henry / Botschaften nach Deutsch­land: Am frühen Morgen ruft Björn im Hotel an und erklärt, dass das BOSF-Team in den Regen­wald aufge­bro­chen sei, um Henry zu suchen. Sobald sie ihn gefunden hätten und mit Bennis Paten­tier zurück im Camp seien, würde man sich melden. Er selbst komme jetzt ins Hotel, um mit uns die rest­li­chen Inter­views für den Film „Benni meets Henry“ zu drehen. So starten wir voller Hoff­nung in den Tag. Nach dem Früh­stück treffen wir uns mit Björn auf der Dach­ter­rasse, wo bereits Kamera und Schein­werfer aufge­baut sind. Schon seine erste Frage: „Wie war das alles für euch und für Benni?“ lassen Wehmut in dem Gedanken an den Abschied aufkommen. 

Plötz­lich klin­gelt Björns Telefon: „Henry ist gefunden und ´über­redet´ worden, mit ins Camp zu kommen. Ok, los geht’s!”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schon beim Eintreffen im Camp lächeln uns alle entgegen und zeigen mit dem Daumen nach oben. Und zur großen Freude von Benni werden wir auf dem Weg zur Spiel­wiese auch noch von „Little Benni“ und seiner Ersatz­mama begrüsst. Die Adop­tion des Orang-Utan-Waisen „Benni“ haben wir bereits mit Paulina unter Dach und Fach gebracht. Schwer­lich können wir uns vom Anblick dieses winzigen Wesens lösen. Erschre­ckend wird uns noch einmal klar, warum dieser „kleine Junge“ über­haupt hier im Camp ist. Denn auch seine Mama wurde getötet. 

Das Team bespricht, wie die Begeg­nung von Benni und Henry statt­finden kann — und das alles auch noch in den Film „Benni meets Henry“ einfließen soll. Ziem­lich span­nende Ange­le­gen­heit. Wir warten auf Anweisungen.

Das BOSF-Team machte dieses besondere Treffen möglich
Das BOSF-Team machte dieses beson­dere Treffen möglich

Wie schon in den Reise­be­richten zuvor erläu­tert: Henry ist mitt­ler­weile gute sechs Jahre alt und einer jener Orang-Utans, die in naher Zukunft von der Wald­schule auf die Quaran­täne-Auswil­de­rungs-Insel wech­seln soll. Henry hat fast alles gelernt, was er braucht, um bald in die Frei­heit entlassen zu werden. An die Bezie­hung zu seiner Ersatz­mama Sri wird sich Henry wahr­schein­lich auf immer erin­nern und sich ihr gegen­über auch bei einer späteren Begeg­nung im Regen­wald in der von klein auf erfah­renen Art und Weise verhalten. Wie aber wird ein an Jahren fort­ge­schrit­tener Orang-Utan auf die Nähe eines völlig fremden Menschen (Benni) reagieren? Das fragen wir uns alle. Auch in diesem Moment können wir kaum glauben, dass man Benni diese Möglich­keit eröffnet. Wie schon mehr­mals gesagt: Es ist völlig unüb­lich, Fremde an Orang-Utans heran zu lassen!

Und mit Blick auf die Begeg­nung mit einem fast ausge­wach­senen Orang-Utan-Männ­chen schießt es mir durch den Kopf: „Warum hat sich Benni seiner­zeit nicht einen jüngeren Orang-Utan als Paten­kind ausge­sucht? Soll wohl alles so sein”, denke ich. Benni übri­gens zeigt keinerlei Anzei­chen von Angst. 

Sicher­heit kommt an erster Stelle. Außer Benni und Papa Klaus verfolgen alle anderen Gäste aus Europa das Geschehen aus Denny´s Office. 

Auf dem gesamten Gelände haben sich Mitar­beiter des BOSF Teams als Sicher­heits­team posi­tio­niert. Denn auch alle anderen kleinen und großen Orang-Utans der Wald­schule sind mitt­ler­weile zurück aus dem Regen­wald und auf dem Spiel­platz einge­troffen — und machen das „Unter­nehmen Benni meets Henry“ einmal mehr zu einer Heraus­for­de­rung. Was für ein Aufwand. Kaum zu glauben. Danke an jeden Einzelnen im Camp Nyaru Menteng!

Und dann kam Sri mit Henry auf die Spiel­wiese. In sicherem Abstand dürfen wir miter­leben, wie Henry die persön­liche Zuwen­dung von Sri genießt. Wahr­schein­lich wundert sich auch Henry, warum er heute einen ganzen Korb mit Köst­lich­keiten und dazu „seine Sri“ ganz für sich alleine hat. Die Stim­mung ist gelöst und entspannt und alle genießen diesen Moment — den Grund für die Reise einmal um die Welt, das Zusam­men­treffen von Benni mit Henry, dem Prot­ago­nisten seines Films “Henry rettet den Regen­wald”. Und Benni? Der strahlt einfach nur vor Glück.

Danke ‑Terima Kasih an Jamartin (CEO BOSF), Denny (Leiter Camp Nyaru Menteng) und an das gesamte BOSF Team. 

 

PS: Auch wenn die noch zu schrei­bende Refle­xion auf die für unsere Familie so außer­ge­wöhn­liche Reise mit so außer­ge­wöhn­li­chen Begeg­nungen noch folgen wird, sei das kurze Gespräch mit Denny während des Wartens auf Henry schon einmal wieder gegeben:

Denny erzählt mir von seiner sechs­jäh­rigen Tochter, die ihm nach einem Besuch im Rettung-Camp ganz stolz sagt, dass sie Tier­ärztin werden möchte. Denn dann könne sie ihrem Vater bei der Arbeit im Camp helfen. Denny hat Tränen in den Augen. Dann erzählt Denny über die Situa­tion des Rettungs-Camps. Immer mehr kleine Orang-Utan-Waisen kämen wegen der Abhol­zung ins Camp. Die Anzahl der Orang-Utans auf der Quaran­täne-Auswil­de­rung-Insel wäre viel zu hoch. Es fehlten weitere Inseln — und vor allem würden drin­gend weitere, geschützte Regen­wald­flä­chen für die Auswil­de­rung fehlen. Ich spüre Denny seinen Kloß im Hals an, als er sagt, dass doch nur „die Schlie­ßung des Camps“ das Ziel der BOSF Arbeit sein könne. Denn nur die Schlie­ßung würde bedeuten, dass genü­gend Regen­wald für alle frei lebenden Orang-Utans vorhanden wäre und keiner dieser liebe­vollen Wald­men­schen mehr getötet würde. Für den Staat aber sei die Lösung des Problems nicht der Stopp der Abhol­zung, sondern die Betei­li­gung an der Finan­zie­rung für das Rettungs-Camp; also das Rettungs-Camp selbst.

Denny schaut mich traurig an und sagt: „Erzählt das alles in euerer Heimat weiter“. 

 

Fort­set­zung mit „Refle­xion zu einer so außer­ge­wöhn­li­chen Reise mit außer­ge­wöhn­li­chen Begeg­nungen“ folgt. 

 

 

Rück­schau auf eine berüh­rende Reise zu den Orang-Utans…

Rück­schau auf eine berüh­rende Reise zu den Orang-Utans…

Alles begann Anfang 2015 mit einem Anruf von Klaus Over im Büro von BOS Deutsch­land. Er berich­tete uns von seinem Sohn Benni, der einen großen Traum hat: Er möchte seine Lieb­lings­tiere, die Orang-Utans und ihre Heimat, den Regen­wald, retten.

Benni ist in jeder Bezie­hung ein unge­wöhn­li­cher junger Mann. Er lebt mit einem Gende­fekt (Muskel­dys­tro­phie Duchenne), weswegen er seit Jahren einen Roll­stuhl benö­tigt. Doch Benni ist ein Kämpfer. Er lässt sich von seiner Krank­heit nicht beschränken in seinen Wünschen und Plänen. Und sein Ziel, den Orang-Utans eine Zukunft zu sichern, hat er klar vor Augen.

Bennis ursprüng­liche Idee war es, ein Kinder­buch über Orang-Utans zu schreiben und zu bebil­dern, um andere auf das Leid der Tiere aufmerksam zu machen. Damit wendete sich sein Papa Klaus dann an uns. Denn Benni hat schon seit Jahren eine Paten­schaft für unseren Orang-Utan Henry.

Aus dem Kinder­buch wurde dann der Trick­film „Henry rettet den Regen­wald“, den Benni zusammen mit medien+bildung.com verwirk­lichte. Von BOS Deutsch­land bekam er Fotos und Hinter­grund­wissen – und seitdem stehen wir in engem Kontakt.

Als der Film dann voll­endet war und vom Publikum begeis­tert aufge­nommen wurde, begann Phase zwei für Benni. Er wollte Henry und seine Freunde in Borneo besuchen.
BOS machte das schier Unmög­liche wahr: Benni bekam – als Botschafter zwischen den Orang-Utans und den Menschen, als Brücken­bauer zwischen Deutsch­land und Indo­ne­sien – die Erlaubnis, Henry und die BOS-Rettungs­sta­tion Nyaru Menteng besu­chen zu dürfen. Die Reise wurde für Mai 2016 geplant und von Familie Over komplett selbst finanziert.

Zu seiner Freude wurde Benni auch von Dr. Willie Smits, maßgeb­li­cher Mitbe­gründer der BOS Foun­da­tion, einge­laden, einige Tage mit ihm in Indo­ne­sien zu verbringen. Eine einma­lige Möglich­keit, noch mehr Orang-Utans in ihrer Heimat zu begegnen.

So machte sich Familie Over auf die lange und anstren­gende Reise, um am 25. April zunächst auf Willie Smits und sein Team zu treffen. Mit ihm verbrachten sie sechs aufre­gende Tage (siehe Bennis Reise­ta­ge­buch und ein persön­li­ches Résumé von Willie Smits). Auch Willie Smits wurde schnell zum Benni-Fan: „Benni truly impressed me. Although confined to the wheel­chair and not able to look side­ways very far he still kept track of ever­y­thing happe­ning around him. (…) And the stories of the oran­gutans at my stations in Sintang and Nyaru Menteng, he knew more about some of them than I did! And despite having fear of heights he let us carry him up steep stairs without railing and crossing board walks to boats. And getting to the oran­gutan clinic in the Tembak village was very diffi­cult and a bumpy ride for more than 3 hours, but he did not mind. Respect for Benni! And how he answered the ques­tions of the many school children as well as adults, short but bril­liant! Yes, Benni stole the hearts of many Dayaks.“ Auch die beson­dere Verbin­dung, die Benni mit den Orang-Utans zwei­fels­ohne hat, wurde sichtbar: „I recently watched the movie “The theory of ever­y­thing” and I felt how much can go on inside a mind ‘locked in’ within a body that fails and how much that mind can still achieve. Benni is very much like that, so much more as what we can see from the outside and see what Team Benni was capable off! Oran­gutans also have a lot going on inside their heads that we cannot easily see. But we know how altru­i­stic they can be and how they can trust again people that belong to the species that killed their mothers. Bridges of the heart or soul or mind or whatever you want to call it, but that is where the real value is. Benni has built bridges by crossing ones that seemed impassible.“

In der BOS-Rettungs­sta­tion Nyaru Menteng stieß am 30. April auch Daniel Merdes, der Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land, auf die Reise­gruppe und über­nahm sie von Willie Smits. Hier sein persön­li­cher Rück­blick auf die gemein­samen Erlebnisse:

Meine Reise mit Benni nach Nyaru Menteng
Im September 2015 zeigte ich auf dem inter­na­tio­nalen Partner-Meeting – einem Treffen aller BOS-Orga­ni­sa­tionen – in Bogor (Indo­ne­sien) den Film „Henry rettet den Regen­wald“. Alle Betei­ligten waren so berührt, dass sie spontan Benni in das BOS Schutz­zen­trum von Nyaru Menteng einluden. Natür­lich musste Benni seinen Paten-Orang-Utan endlich kennen­lernen. Immerhin ist Henry der Star seines Filmes!

Ende April bestieg ich den Flieger nach Indo­ne­sien, um Benni bei seiner Begeg­nung mit Henry zu begleiten. Im Gepäck hatte ich das Angebot einer Schul­part­ner­schaft der Königin-Luise-Schule in Berlin mit einer Schule in Palang­ka­raya. Denn ich wollte die Idee einer Zusam­men­ar­beit für den Regen­wald von Kindern in Deutsch­land und Indo­ne­sien aus Bennis Film aufgreifen und Realität werden lassen. Der erste Schritt ist getan. Am 2. Mai waren wir mit Benni in der fantas­ti­schen BCU Schule in der Nähe von Nyaru Menteng einge­laden. In Beglei­tung der deut­schen Botschaft aus Jakarta wurde die Schul­part­ner­schaft besie­gelt. BOS wird diese Part­ner­schaft auch weiterhin begleiten und unter­stützen. Beson­ders bin ich auf den ersten Schü­ler­aus­tausch gespannt!

Benni hatte bei dem Schul­be­such ein großes Strahlen in den Augen. Aber das war nichts im Vergleich mit dem folgenden Tag: Endlich durfte Benni seine geliebten Orang-Utans im Rettungs­zen­trum besu­chen! Die Mitar­beiter der BOS Foun­da­tion nahmen Benni ganz offi­ziell in den Kreis der „Orang-Utan-Kämpfer“ auf – eine große Ehre. Sie führten ihn herum, zeigten ihm alles, erklärten die Abläufe der Wald­schule – und ließen ihn die Orang-Utans beob­achten. Sogar ein neues Fami­li­en­mit­glied bekamen die Overs: Dr. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion, taufte die zuletzt in der Station einge­trof­fene Orang-Utan-Waise auf den Namen Benni. Ob es dann tatsäch­lich zu einer Begeg­nung mit Bennis Paten-Orang-Utan-Henry kam, erfahren Sie in  Kürze hier. Oder im nächsten Benni-Film…
Daniel Merdes

Auch die Medien haben sich bereits von der Geschichte von Benni und den Orang-Utans begeis­tern lassen. Bisher erschienen Reise­be­richte in der SWR Landes­schau Rhein­land-Pfalz und in der Frank­furter Rund­schau.

Fort­set­zung folgt. Denn Benni und die Orang-Utans, das ist eine Geschichte mit Zukunft…

Neue Regio­nal­gruppen unter­stützen BOS in München und Hannover

Neue Regio­nal­gruppen unter­stützen BOS in München und Hannover

Von Berlin aus setzt sich BOS Deutsch­land tagtäg­lich für die Orang-Utans und ihren bedrohten Lebens­raum in Indo­ne­sien ein. Doch auch in anderen Regionen Deutsch­lands gibt es viele enga­gierte Menschen, die BOS vor allem in der Aufklä­rungs­ar­beit unter­stützen. Seit 2010 setzen sich in Köln, Aachen, Hamburg, Gschwend (Baden-Würt­tem­berg) und Dort­mund BOS-Regio­nal­gruppen für den Schutz der Orang-Utans ein.

Jetzt haben sich auch in München und in Hannover neue BOS-Regio­nal­gruppen gegründet. In München ist die Ärztin Lisa Kern an den Start gegangen, in Hannover Jens Herrn­berger und Bernd Glas. Mit viel Enthu­si­asmus haben sie sich in die ehren­amt­liche Arbeit gestürzt, haben Ideen gesam­melt, Kontakte geknüpft, recher­chiert, geplant und erste Termine festgelegt.

Sehr freuen würden sich beide Gruppen (und natür­lich auch die schon länger bestehenden) über weitere Mitstreiter_innen, Helfer_innen, Inter­es­sierte und Enga­gierte. Wer viel Lust und auch ein biss­chen Zeit für den Schutz der Orang-Utans hat, melde sich doch einfach bei Lisa Kern oder Jens Herrnberger.

 

Hier lernen Sie die neuen BOSis schon mal ein biss­chen kennen.

Ein Brief von Lisa Kern — Regio­nal­gruppe München:

Liebe Lese­rinnen und Leser,
mein Name ist Lisa Kern und ich lebe und arbeite in München. Bei verschie­denen Auslands­reisen durfte ich die unglaub­liche und über­wäl­ti­gende Schön­heit und Einzig­ar­tig­keit der tropi­schen Regen­wälder kennen lernen. Der Regen­wald auf Borneo ist unbe­schreib­lich arten­reich und atem­be­rau­bend schön. Umso mehr hat mich die dort vorherr­schende Palm­öl­in­dus­trie mit den endlosen Palm­öl­plan­tagen, für die der wunder­bare Regen­wald dort mitsamt den Bewoh­nern auf grau­same Weise abge­holzt wird, erschüttert.

Über das Internet bin ich dann auf BOS gestoßen und enga­giere mich seither für den Kampf gegen die Verwen­dung von Palmöl. Seit kurzer Zeit nun auch im Sinne einer Regio­nal­gruppe für den Raum München/Bayern.

Geplant sind bisher zwei Infor­ma­ti­ons­stände: am 19. Juni in Passau und am 19. und 20. Juli im Rahmen des „Toll­wood-Festi­vals“ in München.

Ich freue mich sehr auf diese Projekte und würde mich ebenso sehr über weitere Helfer und Mitstreiter im Kampf für die Regen­wälder und deren einma­lige Bewohner freuen.

Ihre Lisa Kern — E‑Mail: [email protected]

 

Ein Inter­view mit Jens Herrn­berger — Regio­nal­gruppe Hannover:

Warum enga­gierst Du Dich für BOS und die Orang-Utans?
Die Doku­men­ta­tion “Years of living dange­rously” mit Harrison Ford hat mir die schlimmen Auswir­kungen unserer Konsum­ge­sell­schaft für die Orang-Utans und deren Lebens­raum emotional sehr verdeut­licht und bei mir „das Fass zum Über­laufen gebracht“. So beschloss ich, für diese wunder­baren Geschöpfe und deren Urwald meine Stimme zu erheben.

Was ist Dein Appell an andere Orang-Freunde?
Bitte seid aktiv, indem Ihr die Auswir­kungen unseres Konsums bei Freunden, Bekannten etc. verbreitet. Oder  noch besser: Bringt Euch mit Eurer Person in die Arbeit von BOS Deutsch­land ein. Woll­test Du schon immer die Welt ein Stück retten, wuss­test aber nicht wie? Dann begreife BOS als profes­sio­nelle Möglich­keit für Dich, dieses zu tun.

Wie kann man Euch in der Regio­nal­gruppe Hannover unterstützen?
Kommt zu unseren Treffen in Hannover, wo wir nicht nur kommende Aktionen planen, sondern uns auch über die aktu­elle Situa­tion in Indo­ne­sien infor­mieren wollen. Ihr findet uns in der Regel zweimal im Monat ab 18.30 Uhr im Café Mezzo direkt hinter dem Bahnhof. Die nächsten Termine sind der 6. und 24. Juni. Weitere Daten werden recht­zeitig auf der BOS-Home­page veröf­fent­licht. Und natür­lich kann man mich per E‑Mail ([email protected]) anschreiben.

Worauf bist Du in der Arbeit mit BOS stolz?
Direkt und unmit­telbar in einem profes­sio­nellen Umfeld meinen Beitrag (Patenschaft/Schutzpatron und Regio­nal­gruppe Hannover) für eine bessere Welt zu leisten. Ich möchte später rück­bli­ckend sagen können, etwas Sinn­volles in meinem Leben getan zu haben.

Was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Dass die Poli­tiker Ihrer Verant­wor­tung nach­kommen, diese Welt für alle Lebe­wesen und die Umwelt zu einem Ort ohne Leid und Zerstö­rung zu machen. Dass sich die Unter­nehmen, die riesige Gewinne mit Palm­öl­pro­dukten erwirt­schaften, finan­ziell an der Rettung von den  Orang-Utans und deren Urwald betei­ligen. Dass mehr Konsu­menten zugäng­li­cher für diese Proble­matik werden und verant­wor­tungs­be­wusster einkaufen.

Bennis Reise­ta­ge­buch — Warten auf Henry

Bennis Reise­ta­ge­buch — Warten auf Henry

Heute gewährt das Team der BOSF Familie Over einen noch tieferen Einblick in die Arbeit der Rettungs­sta­tion: profes­sio­nell, leiden­schaft­lich und enga­giert! Mit dem Boot fahren sie zur Quaran­täne-Auswil­de­rungs-Insel. Wieder zurück an Land, dürfen sie miter­leben, wie die Babys in den Wald­kin­der­garten gebracht werden. Und dann warten sie auf Henry…

3. Mai / Betrof­fen­heit und Wünsche / mit dem Boot zur Auswil­de­rungs-Insel / Babys auf dem Weg zum Wald­kin­der­garten / Warten auf Henry: Noch­mals möchten wir erklären, dass es völlig unüb­lich ist, dass Fremde in die Stationen der BOSF vorge­lassen werden. Orang-Utan-Tourismus ist völlig tabu. Dies unter­schreiben wir unein­ge­schränkt. Denn Orang-Utan-Waisen müssen auf jeder ihrer Stationen durch die Rettungs-Camps geschützt, eben nicht an Menschen gewöhnt und auf ihre Auswil­de­rung in Frei­heit vorbe­reitet werden. Es ist schmerz­lich genug, wenn sich die mensch­li­chen Ersatz­mütter bei der Auswil­de­rung von ihren Pfle­ge­kin­dern verab­schieden müssen und umgekehrt. 
Dass Benni die Möglich­keit geschenkt wurde, Orang Utans nahe zu begegnen oder sogar in Kontakt zu treten, ist eine abso­lute Ausnahme. „Warum?“, könnten Hard­liner fragen oder andere wiederum als Gefühls-Romantik aufgrund eines Herzens­wun­sches abtun. Um jenen Stimmen gleich zuvor zukommen, hier der Versuch einer Antwort. Diese ist so simpel wie gehalt­voll: Weil dies wohl von einer höheren Macht so gewollt ist — und weil Benni die Herzen der Verant­wort­li­chen, der Mitar­beiter der Teams im Sintang Orang-Utan-Center, der Borneo Oran­gutan Foun­da­tion in Nyaru Menteng, der Dayaks, der vielen, vielen Kinder und Menschen in den Schulen und in Indo­ne­sien erobert hat und umge­kehrt einen großen Herzens­wunsch mit auf den Weg bekommen hat: “Erzähle von deinen Erleb­nissen, erzähle von uns, erzähle über unsere Situa­tion und unsere Probleme — und erzähle jenen Menschen davon, welche spürbar helfen könnten, das alles zu ändern und hin zu einer bessern Welt umzu­kehren: den Mäch­tigen (z. B. Politik), den Einfluss­rei­chen (z. B. Kirche), den Wirt­schafts-Giganten (z. B. Unter­nehmen); die das alles zulassen oder sogar alles in Gang halten. Wir brau­chen drin­gend Hilfe von aussen!“
Thomas Still­bauer, Redak­teur der Frank­furter Rund­schau, fasst in dem zu Pfingsten erschie­nenen Artikel Benni bei den roten Brüdern“ wie folgt zusammen: „Kaum zu glauben. Wenn ein junger Mann im Roll­stuhl das alles schafft, dann muss es auch Hoff­nung für die Orang-Utans geben, für den Regen­wald — und viel­leicht für die Vernunft der Menschen“. 

Wir hoffen auf das Licht am Ende des Tunnels. In diesem Bild freuen sich Freunde und Sympa­thi­santen von Bennis Projekt sehr darüber, dass sich das Bildungs­mi­nis­te­rium Rhein­land-Pfalz dafür einsetzen wird, das Thema Nach­hal­tig­keit — auch in Anleh­nung an Bennis Projekt — in den Unter­richt von Grund­schulen und viel­leicht darüber hinaus zu integrieren.
Wer die Orang-Utans und den Regen­wald retten möchte, der muss bei den Menschen beginnen. Viel­leicht können Kinder mit ihrer Stimme die Mäch­tigen und Einfluss­rei­chen dieser Welt bewegen, täglich für eine bessere Welt einzu­treten und zu arbeiten.
 

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…doch jetzt weiter im Reise­be­richt aus Nyaru Menteng.

Wir sind mit dem BOSF-Team unter­wegs und später am Tag soll es hoffent­lich zur Begeg­nung von Benni und Henry kommen. Zunächst aber geht es mit einem Boot zu einer der Inseln, auf der Orang-Utans unter­ge­bracht sind, die in der letzten Phase ihrer Ausbil­dung stehen (Prere­lease-Islands). Hier leben die Tiere fast autark, bekommen nur zusätz­li­ches Futter, da die Inseln dieses nicht ausrei­chend hergeben.
Ein paar Bretter dienen als Behelfs­steg, um Benni samt Roll­stuhl ins Boot zu hieven. Die hohe Luft­feuchte macht uns allen zu schaffen. Heute kommt die direkte Sonnen­ein­strah­lung hinzu. 
In ange­mes­senem Abstand beob­achten wir die für die Auswil­de­rung vorge­se­henen Orang-Utans. Björn ist mit der Kamera dabei. Er dreht alle Doku- und Image-Filme für die BOSF. „Wir wollen nur Björn, denn er weiß sich richtig zu verhalten bei den Orang-Utans. Er ist der beste“, so der CEO der BOSF, Dr. Jamartin Sihite. Aus der Ferne erkennen wir ausge­wach­sene Orang-Utans. Näher wollen und dürfen wir nicht heran.

Zurück auf festem Boden fahren wir zum BOS-Baby­haus. Außer Benni und mir müssen alle einen großen Abstand einhalten. Durch die Ritzen des Bret­ter­zauns können wir beob­achten, wie die Babys für den Trans­port in den Kinder­garten liebe­voll auf Schub­karren verladen werden. Sie purzeln hin und her, greifen nach ihren Stoff-Kuschel­tieren oder versu­chen in die andere Schub­karre zu klet­tern. “All ihre Mütter sind getötet bzw. ermordet worden“, trifft es mich bei diesem Anblick. 
Sri, die auch Henrys Pfle­gerin ist, bringt den kleinen Orang-Utan Valen­tino in unsere Nähe. Freunde von uns haben eine Paten­schaft für Valen­tino über­nommen und haben uns zudem eine sepa­rate Spende zur Über­gabe an die BOSF mit auf den Weg gegeben. Jamartin, Denny und Pauline freuen sich sehr über die Spende und haben sich zwischen­zeit­lich schon bei den Rhein­land-Pfäl­zern aus Urbar mit einem Scheiben bedankt. 

Bei uns steigt die Span­nung. Während alle jüngeren Orang-Utans schon wieder zurück sind aus der Wald­schule (Regen­wald hinter dem Camp), lässt der mitt­ler­weile 6 1/2 Jahre alte Henry auf sich warten. Auch Ina von Franz­tius (Deut­sche Botschaft), die das Unter­nehmen „Benni meets Henry“ begeis­tert hat, wartet schon verzwei­felt auf Henry, denn ihr Rück­flug nach Jakarta ist für heute Nach­mittag gebucht. Gerne würde sie noch mit erleben, wenn die beiden, Benni und Henry, aufein­ander treffen. Aber Henry kommt nicht … 

Lang­weilig wird uns nicht. Wir erfreuen uns derweil an dem Treiben auf dem Spiel­platz. Irgendwie möchte man am liebsten mitspielen.

Gegen 17.00 Uhr setzt die Dämme­rung ein. Denny, der Leiter des Camps, erklärt uns, dass er ein Team raus­ge­schickt habe, um Henry zu finden. Henry, in Bälde Kandidat für die Prere­lease-Insel, bliebe auch schon mal eine Nacht mit seinen Kumpels draußen im Regen­wald. Auch wäre es schon passiert, dass Henry dann mitten in der Nacht an die Fenster des Gebäudes mit der Nacht­wache ange­klopft habe. Er habe dann sein Fressen bekommen und sei sodann zu den anderen ins Haus geschlüpft. Dass Henry nicht komme, sei ja ein gutes Zeichen und eine Bestä­ti­gung für die Arbeit seines Teams. Aber heute… Denny ist total depri­miert. Denn auch er hat Benni längst ins Herz geschlossen und möchte so gerne, dass es zur Begeg­nung der beiden kommt…
Mit Denny zusammen warten und hoffen wir.
Dann kommt das Team mit hängenden Schul­tern und traurig drein­bli­ckend zurück aus dem Regen­wald. Man hat Henry nicht gefunden. 

Beim Verlassen des Camps rufen die Mitar­beiter noch mit einer extra Portion Zuver­sicht bzw. lächelnden Gesich­tern dem enttäuschten Benni zu: „Morgen wird es klappen“. Hoffent­lich… denn morgen ist unser letzter Tag. Benni lächelt zurück, aber am Abend im Bett fragt er: „Wird Henry morgen kommen?”