Es war wieder soweit — die BOS Foundation (BOSF) hat am vergangenen Wochenende fünf weitere Orang-Utans in Zusammenarbeit mit der indonesischen Naturschutzbehörde BKSDA ausgewildert. Die Orang-Utans wurden im Wald von Kehje Sewen in Ost-Kalimantan freigelassen. Damit konnten dort seit 2012 insgesamt 45 Orang-Utans ausgewildert werden.
Unter den Auswilderungskandidaten waren drei Männchen und zwei Weibchen. Zunächst wurden sie in einer zwölfstündigen Reise von Samboja Lestari nach Muara Wahau über Land transportiert. All zwei Stunden gab es eine kurze Pause, um zu kontrollieren, ob es den Tieren gut geht. Anschließend ging es von Muara Wahau weitere fünf Stunden zum Fluss Telen. Dort kamen die Autos nicht weiter und die Käfige mit den Orang-Utans wurden vorsichtig auf ein kleines Boot geladen. Nach erfolgreicher Überquerung des Flusses ging es mit anderen Autos weiter zu den Auswilderungsstellen.
Dort ereignete sich schließlich der schönste Moment für die BOS-Mitarbeiter: Ihre Schützlinge verließen die Käfige und kehrten in ihre wahre Heimat zurück…
Dr. Agus Irwanto, Programm-Manager von Samboja Lestari:
„Wir in Samboja Lestari sind hocherfreut, weitere rehabilitierte Orang-Utans auszuwildern. Die fünf Orang-Utans Angely, Gadis, Kenji, Hope und Raymond werden bald ihre Freiheit genießen können. Sie haben unser Programm erfolgreich absolviert und sind bereit für die Wildnis. Einige von ihnen waren neun Jahre in Samboja Lestari und folgen nun den 40 bereits ausgewilderten Orang-Utans in Kehje Sewen, um eine neue Generation aufzubauen.
Kehje Sewen ist ein 86.450 Hektar großes Regenwaldgebiet in Ost-Kalimantan,
das als ein zu schützendes Ökosystem deklariert ist. Die BOS Foundation erwarb 2010 die entsprechende Naturschutzkonzession vom Staat und wildert darin Orang-Utans aus.“
Dr. Aldrianto Priadjati,Waldschutzmanager von RHOI:
“Unsere Aufgabe ist es, die Orang-Utans auf ihre Auswilderung vorzubereiten und sicher zu stellen, dass sie sich danach gut an ihre neue Umgebung anpassen. Unser engagiertes Team beobachtet die ausgewilderten Tiere nach ihrer Freilassung täglich und schaut ob es ihnen gut geht.
Außerdem arbeiten wir daran, neue Waldgebiete für zukünftige Auswilderungen zu erwerben. Dabei hoffen wir auf weitere Unterstützung durch unsere Partner, um die Hunderte von Orang-Utans, die noch auf ihre Auswilderung warten, ebenfalls in die Freiheit entlassen zu können.“
Ir. Sunandar Trigunajasa N., Geschäftsführer der Naturschutzbehörde Ost-Kalimantan (BKSDA):
„Die Auswilderung von Orang-Utans durch die BOS Foundation ist eine wundervolle Sache. Die Verantwortung für den Erhalt dieser Art tragen wir gemeinsam.
Orang-Utans sind zwar grundsätzlich durch Gesetze geschützt, aber damit dürfen wir uns nicht zufrieden geben, sondern müssen uns weiterhin um die Bewahrung unserer Naturschätze bemühen.“
Dr. Ir. Jamartin Sihite, Geschäftsführer der BOS Foundation
„Im letzten Jahr wurde unser Programm ernsthaft bedroht. Die Waldbrände zerstörten über 150 Hektar Wald. Traurigerweise gibt es um den Kehje-Sewen- Wald herum keine ausreichenden Flächen, um 200 Orang-Utans schnellstmöglich im Falle eines Brandes evakuieren zu können.
Wir benötigen die Hilfe von allen Menschen, um zu verhindern, dass sich die Feuer nochmals so weit ausbreiten. Die Naturschutzbehörde BKSDA und andere Behörden unterstützen uns bereits. Dennoch sind härtere Gesetze für Schutz und Erhalt des Lebensraumes der Orang-Utans notwendig.“
Die aktuellen Auswilderungen wurden durch die BOS Foundation und die Naturschutzbehörde BKSDA, die Regierung von Ost-Kalimantan und weitere Behörden ermöglicht. Wir sind sehr dankbar für die moralische und finanzielle Hilfe von allen unseren Unterstützern. Ohne Euch wäre so eine Erfolgsgeschichte nie möglich gewesen!
Angely, Kenji, Hope, Gadis, Raymond, viel Glück zu Hause!
2016 feiert BOS Deutschland sein 15-jähriges Jubiläum. Das sind 15 Jahre erfolgreicher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habitate! Werden Sie jetzt Pate eines der rotbraunen Menschenaffen und helfen Sie mit, die Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren.
Am gestrigen Dienstagabend kehrte das Team der BOSF traurig dreinblickend aus dem Regenwald zurück. Alles Rufen hat nichts genutzt. Man hat Henry leider nicht gefunden. Nach der ersten Enttäuschung sammeln sich unsere neuen Freunde und rufen Benni mit einer Extra-Portion Zuversicht und lächelnden Gesichtern zu: Morgen wird Henry da sein! „Wird Henry morgen wirklich da sein?“ fragt Benni — und Connie antwortet: „Ganz bestimmt“. (Morgen ist unser letzter Tag auf Borneo, bevor wir einen Tag später die 15.000 Kilometer Rückreise nach Deutschland antreten)
4. Mai / der große Höhepunkt der Reise / Benni trifft Henry / Botschaften nach Deutschland: Am frühen Morgen ruft Björn im Hotel an und erklärt, dass das BOSF-Team in den Regenwald aufgebrochen sei, um Henry zu suchen. Sobald sie ihn gefunden hätten und mit Bennis Patentier zurück im Camp seien, würde man sich melden. Er selbst komme jetzt ins Hotel, um mit uns die restlichen Interviews für den Film „Benni meets Henry“ zu drehen. So starten wir voller Hoffnung in den Tag. Nach dem Frühstück treffen wir uns mit Björn auf der Dachterrasse, wo bereits Kamera und Scheinwerfer aufgebaut sind. Schon seine erste Frage: „Wie war das alles für euch und für Benni?“ lassen Wehmut in dem Gedanken an den Abschied aufkommen.
Plötzlich klingelt Björns Telefon: „Henry ist gefunden und ´überredet´ worden, mit ins Camp zu kommen. Ok, los geht’s!”
Schon beim Eintreffen im Camp lächeln uns alle entgegen und zeigen mit dem Daumen nach oben. Und zur großen Freude von Benni werden wir auf dem Weg zur Spielwiese auch noch von „Little Benni“ und seiner Ersatzmama begrüsst. Die Adoption des Orang-Utan-Waisen „Benni“ haben wir bereits mit Paulina unter Dach und Fach gebracht. Schwerlich können wir uns vom Anblick dieses winzigen Wesens lösen. Erschreckend wird uns noch einmal klar, warum dieser „kleine Junge“ überhaupt hier im Camp ist. Denn auch seine Mama wurde getötet.
Das Team bespricht, wie die Begegnung von Benni und Henry stattfinden kann — und das alles auch noch in den Film „Benni meets Henry“ einfließen soll. Ziemlich spannende Angelegenheit. Wir warten auf Anweisungen.
Das BOSF-Team machte dieses besondere Treffen möglich
Wie schon in den Reiseberichten zuvor erläutert: Henry ist mittlerweile gute sechs Jahre alt und einer jener Orang-Utans, die in naher Zukunft von der Waldschule auf die Quarantäne-Auswilderungs-Insel wechseln soll. Henry hat fast alles gelernt, was er braucht, um bald in die Freiheit entlassen zu werden. An die Beziehung zu seiner Ersatzmama Sri wird sich Henry wahrscheinlich auf immer erinnern und sich ihr gegenüber auch bei einer späteren Begegnung im Regenwald in der von klein auf erfahrenen Art und Weise verhalten. Wie aber wird ein an Jahren fortgeschrittener Orang-Utan auf die Nähe eines völlig fremden Menschen (Benni) reagieren? Das fragen wir uns alle. Auch in diesem Moment können wir kaum glauben, dass man Benni diese Möglichkeit eröffnet. Wie schon mehrmals gesagt: Es ist völlig unüblich, Fremde an Orang-Utans heran zu lassen!
Und mit Blick auf die Begegnung mit einem fast ausgewachsenen Orang-Utan-Männchen schießt es mir durch den Kopf: „Warum hat sich Benni seinerzeit nicht einen jüngeren Orang-Utan als Patenkind ausgesucht? Soll wohl alles so sein”, denke ich. Benni übrigens zeigt keinerlei Anzeichen von Angst.
Sicherheit kommt an erster Stelle. Außer Benni und Papa Klaus verfolgen alle anderen Gäste aus Europa das Geschehen aus Denny´s Office.
Auf dem gesamten Gelände haben sich Mitarbeiter des BOSF Teams als Sicherheitsteam positioniert. Denn auch alle anderen kleinen und großen Orang-Utans der Waldschule sind mittlerweile zurück aus dem Regenwald und auf dem Spielplatz eingetroffen — und machen das „Unternehmen Benni meets Henry“ einmal mehr zu einer Herausforderung. Was für ein Aufwand. Kaum zu glauben. Danke an jeden Einzelnen im Camp Nyaru Menteng!
Und dann kam Sri mit Henry auf die Spielwiese. In sicherem Abstand dürfen wir miterleben, wie Henry die persönliche Zuwendung von Sri genießt. Wahrscheinlich wundert sich auch Henry, warum er heute einen ganzen Korb mit Köstlichkeiten und dazu „seine Sri“ ganz für sich alleine hat. Die Stimmung ist gelöst und entspannt und alle genießen diesen Moment — den Grund für die Reise einmal um die Welt, das Zusammentreffen von Benni mit Henry, dem Protagonisten seines Films “Henry rettet den Regenwald”. Und Benni? Der strahlt einfach nur vor Glück.
Danke ‑Terima Kasih an Jamartin (CEO BOSF), Denny (Leiter Camp Nyaru Menteng) und an das gesamte BOSF Team.
PS: Auch wenn die noch zu schreibende Reflexion auf die für unsere Familie so außergewöhnliche Reise mit so außergewöhnlichen Begegnungen noch folgen wird, sei das kurze Gespräch mit Denny während des Wartens auf Henry schon einmal wieder gegeben:
Denny erzählt mir von seiner sechsjährigen Tochter, die ihm nach einem Besuch im Rettung-Camp ganz stolz sagt, dass sie Tierärztin werden möchte. Denn dann könne sie ihrem Vater bei der Arbeit im Camp helfen. Denny hat Tränen in den Augen. Dann erzählt Denny über die Situation des Rettungs-Camps. Immer mehr kleine Orang-Utan-Waisen kämen wegen der Abholzung ins Camp. Die Anzahl der Orang-Utans auf der Quarantäne-Auswilderung-Insel wäre viel zu hoch. Es fehlten weitere Inseln — und vor allem würden dringend weitere, geschützte Regenwaldflächen für die Auswilderung fehlen. Ich spüre Denny seinen Kloß im Hals an, als er sagt, dass doch nur „die Schließung des Camps“ das Ziel der BOSF Arbeit sein könne. Denn nur die Schließung würde bedeuten, dass genügend Regenwald für alle frei lebenden Orang-Utans vorhanden wäre und keiner dieser liebevollen Waldmenschen mehr getötet würde. Für den Staat aber sei die Lösung des Problems nicht der Stopp der Abholzung, sondern die Beteiligung an der Finanzierung für das Rettungs-Camp; also das Rettungs-Camp selbst.
Denny schaut mich traurig an und sagt: „Erzählt das alles in euerer Heimat weiter“.
Fortsetzung mit „Reflexion zu einer so außergewöhnlichen Reise mit außergewöhnlichen Begegnungen“ folgt.
Alles begann Anfang 2015 mit einem Anruf von Klaus Over im Büro von BOS Deutschland. Er berichtete uns von seinem Sohn Benni, der einen großen Traum hat: Er möchte seine Lieblingstiere, die Orang-Utans und ihre Heimat, den Regenwald, retten.
Benni ist in jeder Beziehung ein ungewöhnlicher junger Mann. Er lebt mit einem Gendefekt (Muskeldystrophie Duchenne), weswegen er seit Jahren einen Rollstuhl benötigt. Doch Benni ist ein Kämpfer. Er lässt sich von seiner Krankheit nicht beschränken in seinen Wünschen und Plänen. Und sein Ziel, den Orang-Utans eine Zukunft zu sichern, hat er klar vor Augen.
Bennis ursprüngliche Idee war es, ein Kinderbuch über Orang-Utans zu schreiben und zu bebildern, um andere auf das Leid der Tiere aufmerksam zu machen. Damit wendete sich sein Papa Klaus dann an uns. Denn Benni hat schon seit Jahren eine Patenschaft für unseren Orang-Utan Henry.
Aus dem Kinderbuch wurde dann der Trickfilm „Henry rettet den Regenwald“, den Benni zusammen mit medien+bildung.com verwirklichte. Von BOS Deutschland bekam er Fotos und Hintergrundwissen – und seitdem stehen wir in engem Kontakt.
Als der Film dann vollendet war und vom Publikum begeistert aufgenommen wurde, begann Phase zwei für Benni. Er wollte Henry und seine Freunde in Borneo besuchen. BOS machte das schier Unmögliche wahr: Benni bekam – als Botschafter zwischen den Orang-Utans und den Menschen, als Brückenbauer zwischen Deutschland und Indonesien – die Erlaubnis, Henry und die BOS-Rettungsstation Nyaru Menteng besuchen zu dürfen. Die Reise wurde für Mai 2016 geplant und von Familie Over komplett selbst finanziert.
Zu seiner Freude wurde Benni auch von Dr. Willie Smits, maßgeblicher Mitbegründer der BOS Foundation, eingeladen, einige Tage mit ihm in Indonesien zu verbringen. Eine einmalige Möglichkeit, noch mehr Orang-Utans in ihrer Heimat zu begegnen.
So machte sich Familie Over auf die lange und anstrengende Reise, um am 25. April zunächst auf Willie Smits und sein Team zu treffen. Mit ihm verbrachten sie sechs aufregende Tage (siehe Bennis Reisetagebuch und ein persönliches Résumé von Willie Smits). Auch Willie Smits wurde schnell zum Benni-Fan: „Benni truly impressed me. Although confined to the wheelchair and not able to look sideways very far he still kept track of everything happening around him. (…) And the stories of the orangutans at my stations in Sintang and Nyaru Menteng, he knew more about some of them than I did! And despite having fear of heights he let us carry him up steep stairs without railing and crossing board walks to boats. And getting to the orangutan clinic in the Tembak village was very difficult and a bumpy ride for more than 3 hours, but he did not mind. Respect for Benni! And how he answered the questions of the many school children as well as adults, short but brilliant! Yes, Benni stole the hearts of many Dayaks.“ Auch die besondere Verbindung, die Benni mit den Orang-Utans zweifelsohne hat, wurde sichtbar: „I recently watched the movie “The theory of everything” and I felt how much can go on inside a mind ‘locked in’ within a body that fails and how much that mind can still achieve. Benni is very much like that, so much more as what we can see from the outside and see what Team Benni was capable off! Orangutans also have a lot going on inside their heads that we cannot easily see. But we know how altruistic they can be and how they can trust again people that belong to the species that killed their mothers. Bridges of the heart or soul or mind or whatever you want to call it, but that is where the real value is. Benni has built bridges by crossing ones that seemed impassible.“
In der BOS-Rettungsstation Nyaru Menteng stieß am 30. April auch Daniel Merdes, der Geschäftsführer von BOS Deutschland, auf die Reisegruppe und übernahm sie von Willie Smits. Hier sein persönlicher Rückblick auf die gemeinsamen Erlebnisse:
Meine Reise mit Benni nach Nyaru Menteng
Im September 2015 zeigte ich auf dem internationalen Partner-Meeting – einem Treffen aller BOS-Organisationen – in Bogor (Indonesien) den Film „Henry rettet den Regenwald“. Alle Beteiligten waren so berührt, dass sie spontan Benni in das BOS Schutzzentrum von Nyaru Menteng einluden. Natürlich musste Benni seinen Paten-Orang-Utan endlich kennenlernen. Immerhin ist Henry der Star seines Filmes!
Ende April bestieg ich den Flieger nach Indonesien, um Benni bei seiner Begegnung mit Henry zu begleiten. Im Gepäck hatte ich das Angebot einer Schulpartnerschaft der Königin-Luise-Schule in Berlin mit einer Schule in Palangkaraya. Denn ich wollte die Idee einer Zusammenarbeit für den Regenwald von Kindern in Deutschland und Indonesien aus Bennis Film aufgreifen und Realität werden lassen. Der erste Schritt ist getan. Am 2. Mai waren wir mit Benni in der fantastischen BCU Schule in der Nähe von Nyaru Menteng eingeladen. In Begleitung der deutschen Botschaft aus Jakarta wurde die Schulpartnerschaft besiegelt. BOS wird diese Partnerschaft auch weiterhin begleiten und unterstützen. Besonders bin ich auf den ersten Schüleraustausch gespannt!
Benni hatte bei dem Schulbesuch ein großes Strahlen in den Augen. Aber das war nichts im Vergleich mit dem folgenden Tag: Endlich durfte Benni seine geliebten Orang-Utans im Rettungszentrum besuchen! Die Mitarbeiter der BOS Foundation nahmen Benni ganz offiziell in den Kreis der „Orang-Utan-Kämpfer“ auf – eine große Ehre. Sie führten ihn herum, zeigten ihm alles, erklärten die Abläufe der Waldschule – und ließen ihn die Orang-Utans beobachten. Sogar ein neues Familienmitglied bekamen die Overs: Dr. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foundation, taufte die zuletzt in der Station eingetroffene Orang-Utan-Waise auf den Namen Benni. Ob es dann tatsächlich zu einer Begegnung mit Bennis Paten-Orang-Utan-Henry kam, erfahren Sie in Kürze hier. Oder im nächsten Benni-Film…
Daniel Merdes
Von Berlin aus setzt sich BOS Deutschland tagtäglich für die Orang-Utans und ihren bedrohten Lebensraum in Indonesien ein. Doch auch in anderen Regionen Deutschlands gibt es viele engagierte Menschen, die BOS vor allem in der Aufklärungsarbeit unterstützen. Seit 2010 setzen sich in Köln, Aachen, Hamburg, Gschwend (Baden-Württemberg) und Dortmund BOS-Regionalgruppen für den Schutz der Orang-Utans ein.
Jetzt haben sich auch in München und in Hannover neue BOS-Regionalgruppen gegründet. In München ist die Ärztin Lisa Kern an den Start gegangen, in Hannover Jens Herrnberger und Bernd Glas. Mit viel Enthusiasmus haben sie sich in die ehrenamtliche Arbeit gestürzt, haben Ideen gesammelt, Kontakte geknüpft, recherchiert, geplant und erste Termine festgelegt.
Sehr freuen würden sich beide Gruppen (und natürlich auch die schon länger bestehenden) über weitere Mitstreiter_innen, Helfer_innen, Interessierte und Engagierte. Wer viel Lust und auch ein bisschen Zeit für den Schutz der Orang-Utans hat, melde sich doch einfach bei Lisa Kern oder Jens Herrnberger.
Hier lernen Sie die neuen BOSis schon mal ein bisschen kennen.
Ein Brief von Lisa Kern — Regionalgruppe München:
Liebe Leserinnen und Leser,
mein Name ist Lisa Kern und ich lebe und arbeite in München. Bei verschiedenen Auslandsreisen durfte ich die unglaubliche und überwältigende Schönheit und Einzigartigkeit der tropischen Regenwälder kennen lernen. Der Regenwald auf Borneo ist unbeschreiblich artenreich und atemberaubend schön. Umso mehr hat mich die dort vorherrschende Palmölindustrie mit den endlosen Palmölplantagen, für die der wunderbare Regenwald dort mitsamt den Bewohnern auf grausame Weise abgeholzt wird, erschüttert.
Über das Internet bin ich dann auf BOS gestoßen und engagiere mich seither für den Kampf gegen die Verwendung von Palmöl. Seit kurzer Zeit nun auch im Sinne einer Regionalgruppe für den Raum München/Bayern.
Geplant sind bisher zwei Informationsstände: am 19. Juni in Passau und am 19. und 20. Juli im Rahmen des „Tollwood-Festivals“ in München.
Ich freue mich sehr auf diese Projekte und würde mich ebenso sehr über weitere Helfer und Mitstreiter im Kampf für die Regenwälder und deren einmalige Bewohner freuen.
Ein Interview mit Jens Herrnberger — Regionalgruppe Hannover:
Warum engagierst Du Dich für BOS und die Orang-Utans?
Die Dokumentation “Years of living dangerously” mit Harrison Ford hat mir die schlimmen Auswirkungen unserer Konsumgesellschaft für die Orang-Utans und deren Lebensraum emotional sehr verdeutlicht und bei mir „das Fass zum Überlaufen gebracht“. So beschloss ich, für diese wunderbaren Geschöpfe und deren Urwald meine Stimme zu erheben.
Was ist Dein Appell an andere Orang-Freunde?
Bitte seid aktiv, indem Ihr die Auswirkungen unseres Konsums bei Freunden, Bekannten etc. verbreitet. Oder noch besser: Bringt Euch mit Eurer Person in die Arbeit von BOS Deutschland ein. Wolltest Du schon immer die Welt ein Stück retten, wusstest aber nicht wie? Dann begreife BOS als professionelle Möglichkeit für Dich, dieses zu tun.
Wie kann man Euch in der Regionalgruppe Hannover unterstützen?
Kommt zu unseren Treffen in Hannover, wo wir nicht nur kommende Aktionen planen, sondern uns auch über die aktuelle Situation in Indonesien informieren wollen. Ihr findet uns in der Regel zweimal im Monat ab 18.30 Uhr im Café Mezzo direkt hinter dem Bahnhof. Die nächsten Termine sind der 6. und 24. Juni. Weitere Daten werden rechtzeitig auf der BOS-Homepage veröffentlicht. Und natürlich kann man mich per E‑Mail ([email protected]) anschreiben.
Worauf bist Du in der Arbeit mit BOS stolz?
Direkt und unmittelbar in einem professionellen Umfeld meinen Beitrag (Patenschaft/Schutzpatron und Regionalgruppe Hannover) für eine bessere Welt zu leisten. Ich möchte später rückblickend sagen können, etwas Sinnvolles in meinem Leben getan zu haben.
Was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Dass die Politiker Ihrer Verantwortung nachkommen, diese Welt für alle Lebewesen und die Umwelt zu einem Ort ohne Leid und Zerstörung zu machen. Dass sich die Unternehmen, die riesige Gewinne mit Palmölprodukten erwirtschaften, finanziell an der Rettung von den Orang-Utans und deren Urwald beteiligen. Dass mehr Konsumenten zugänglicher für diese Problematik werden und verantwortungsbewusster einkaufen.
Heute gewährt das Team der BOSF Familie Over einen noch tieferen Einblick in die Arbeit der Rettungsstation: professionell, leidenschaftlich und engagiert! Mit dem Boot fahren sie zur Quarantäne-Auswilderungs-Insel. Wieder zurück an Land, dürfen sie miterleben, wie die Babys in den Waldkindergarten gebracht werden. Und dann warten sie auf Henry…
3. Mai / Betroffenheit und Wünsche / mit dem Boot zur Auswilderungs-Insel / Babys auf dem Weg zum Waldkindergarten / Warten auf Henry: Nochmals möchten wir erklären, dass es völlig unüblich ist, dass Fremde in die Stationen der BOSF vorgelassen werden. Orang-Utan-Tourismus ist völlig tabu. Dies unterschreiben wir uneingeschränkt. Denn Orang-Utan-Waisen müssen auf jeder ihrer Stationen durch die Rettungs-Camps geschützt, eben nicht an Menschen gewöhnt und auf ihre Auswilderung in Freiheit vorbereitet werden. Es ist schmerzlich genug, wenn sich die menschlichen Ersatzmütter bei der Auswilderung von ihren Pflegekindern verabschieden müssen und umgekehrt. Dass Benni die Möglichkeit geschenkt wurde, Orang Utans nahe zu begegnen oder sogar in Kontakt zu treten, ist eine absolute Ausnahme. „Warum?“, könnten Hardliner fragen oder andere wiederum als Gefühls-Romantik aufgrund eines Herzenswunsches abtun. Um jenen Stimmen gleich zuvor zukommen, hier der Versuch einer Antwort. Diese ist so simpel wie gehaltvoll: Weil dies wohl von einer höheren Macht so gewollt ist — und weil Benni die Herzen der Verantwortlichen, der Mitarbeiter der Teams im Sintang Orang-Utan-Center, der Borneo Orangutan Foundation in Nyaru Menteng, der Dayaks, der vielen, vielen Kinder und Menschen in den Schulen und in Indonesien erobert hat und umgekehrt einen großen Herzenswunsch mit auf den Weg bekommen hat: “Erzähle von deinen Erlebnissen, erzähle von uns, erzähle über unsere Situation und unsere Probleme — und erzähle jenen Menschen davon, welche spürbar helfen könnten, das alles zu ändern und hin zu einer bessern Welt umzukehren: den Mächtigen (z. B. Politik), den Einflussreichen (z. B. Kirche), den Wirtschafts-Giganten (z. B. Unternehmen); die das alles zulassen oder sogar alles in Gang halten. Wir brauchen dringend Hilfe von aussen!“
Thomas Stillbauer, Redakteur der Frankfurter Rundschau, fasst in dem zu Pfingsten erschienenen Artikel „Benni bei den roten Brüdern“ wie folgt zusammen: „Kaum zu glauben. Wenn ein junger Mann im Rollstuhl das alles schafft, dann muss es auch Hoffnung für die Orang-Utans geben, für den Regenwald — und vielleicht für die Vernunft der Menschen“. Wir hoffen auf das Licht am Ende des Tunnels. In diesem Bild freuen sich Freunde und Sympathisanten von Bennis Projekt sehr darüber, dass sich das Bildungsministerium Rheinland-Pfalz dafür einsetzen wird, das Thema Nachhaltigkeit — auch in Anlehnung an Bennis Projekt — in den Unterricht von Grundschulen und vielleicht darüber hinaus zu integrieren.
Wer die Orang-Utans und den Regenwald retten möchte, der muss bei den Menschen beginnen. Vielleicht können Kinder mit ihrer Stimme die Mächtigen und Einflussreichen dieser Welt bewegen, täglich für eine bessere Welt einzutreten und zu arbeiten.
…doch jetzt weiter im Reisebericht aus Nyaru Menteng.
Wir sind mit dem BOSF-Team unterwegs und später am Tag soll es hoffentlich zur Begegnung von Benni und Henry kommen. Zunächst aber geht es mit einem Boot zu einer der Inseln, auf der Orang-Utans untergebracht sind, die in der letzten Phase ihrer Ausbildung stehen (Prerelease-Islands). Hier leben die Tiere fast autark, bekommen nur zusätzliches Futter, da die Inseln dieses nicht ausreichend hergeben.
Ein paar Bretter dienen als Behelfssteg, um Benni samt Rollstuhl ins Boot zu hieven. Die hohe Luftfeuchte macht uns allen zu schaffen. Heute kommt die direkte Sonneneinstrahlung hinzu.
In angemessenem Abstand beobachten wir die für die Auswilderung vorgesehenen Orang-Utans. Björn ist mit der Kamera dabei. Er dreht alle Doku- und Image-Filme für die BOSF. „Wir wollen nur Björn, denn er weiß sich richtig zu verhalten bei den Orang-Utans. Er ist der beste“, so der CEO der BOSF, Dr. Jamartin Sihite. Aus der Ferne erkennen wir ausgewachsene Orang-Utans. Näher wollen und dürfen wir nicht heran.
Zurück auf festem Boden fahren wir zum BOS-Babyhaus. Außer Benni und mir müssen alle einen großen Abstand einhalten. Durch die Ritzen des Bretterzauns können wir beobachten, wie die Babys für den Transport in den Kindergarten liebevoll auf Schubkarren verladen werden. Sie purzeln hin und her, greifen nach ihren Stoff-Kuscheltieren oder versuchen in die andere Schubkarre zu klettern. “All ihre Mütter sind getötet bzw. ermordet worden“, trifft es mich bei diesem Anblick.
Sri, die auch Henrys Pflegerin ist, bringt den kleinen Orang-Utan Valentinoin unsere Nähe. Freunde von uns haben eine Patenschaft für Valentino übernommen und haben uns zudem eine separate Spende zur Übergabe an die BOSF mit auf den Weg gegeben. Jamartin, Denny und Pauline freuen sich sehr über die Spende und haben sich zwischenzeitlich schon bei den Rheinland-Pfälzern aus Urbar mit einem Scheiben bedankt.
Bei uns steigt die Spannung. Während alle jüngeren Orang-Utans schon wieder zurück sind aus der Waldschule (Regenwald hinter dem Camp), lässt der mittlerweile 6 1/2 Jahre alte Henry auf sich warten. Auch Ina von Franztius (Deutsche Botschaft), die das Unternehmen „Benni meets Henry“ begeistert hat, wartet schon verzweifelt auf Henry, denn ihr Rückflug nach Jakarta ist für heute Nachmittag gebucht. Gerne würde sie noch mit erleben, wenn die beiden, Benni und Henry, aufeinander treffen. Aber Henry kommt nicht …
Langweilig wird uns nicht. Wir erfreuen uns derweil an dem Treiben auf dem Spielplatz. Irgendwie möchte man am liebsten mitspielen.
Gegen 17.00 Uhr setzt die Dämmerung ein. Denny, der Leiter des Camps, erklärt uns, dass er ein Team rausgeschickt habe, um Henry zu finden. Henry, in Bälde Kandidat für die Prerelease-Insel, bliebe auch schon mal eine Nacht mit seinen Kumpels draußen im Regenwald. Auch wäre es schon passiert, dass Henry dann mitten in der Nacht an die Fenster des Gebäudes mit der Nachtwache angeklopft habe. Er habe dann sein Fressen bekommen und sei sodann zu den anderen ins Haus geschlüpft. Dass Henry nicht komme, sei ja ein gutes Zeichen und eine Bestätigung für die Arbeit seines Teams. Aber heute… Denny ist total deprimiert. Denn auch er hat Benni längst ins Herz geschlossen und möchte so gerne, dass es zur Begegnung der beiden kommt…
Mit Denny zusammen warten und hoffen wir. Dann kommt das Team mit hängenden Schultern und traurig dreinblickend zurück aus dem Regenwald. Man hat Henry nicht gefunden.
Beim Verlassen des Camps rufen die Mitarbeiter noch mit einer extra Portion Zuversicht bzw. lächelnden Gesichtern dem enttäuschten Benni zu: „Morgen wird es klappen“. Hoffentlich… denn morgen ist unser letzter Tag. Benni lächelt zurück, aber am Abend im Bett fragt er: „Wird Henry morgen kommen?”
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